Einführung: Reichtum und das wahre Erbe
Es ist amtlich: Ich habe neulich gelesen, dass es in München derzeit 1.805 Superreiche gibt. Superreich ist man nach der Erhebung des World Ultra Wealth Reports – also des Berichts über die Superreichen in der Welt – wenn man mehr als 30 Millionen US-Dollar besitzt.
In Deutschland haben mehr als die Hälfte der Superreichen ihren Reichtum entweder komplett oder zumindest teilweise geerbt und nicht selbst erarbeitet. Wie sieht es bei Ihnen aus? Gehören Sie vielleicht auch dazu? Werden Sie vielleicht später einmal ein großes Erbe empfangen? Genau, Doris Rumpf hat die Predigt schon verstanden. Denn genau darum soll es heute gehen.
Heute, am zweiten Advent, wollen wir bedenken, dass wir, wenn wir durch den Glauben an Jesus Christus als unseren Retter und Herrn zu ihm gehören, ein überaus großes Erbe empfangen werden. Dieses Erbe ist größer und dauerhafter als das, was die Superreichen hier in München besitzen. Sind Sie Christen, dann sind Sie hier schon superreich – und später noch reicher.
Mit der heutigen Predigt möchte ich die Predigtserie fortsetzen, die wir letzte Woche begonnen haben. Es geht um die ganz frühen Prophetien – die Ankündigungen eines Nachkommen. Wir haben letzte Woche darüber nachgedacht, dass die erste Verheißung, in der uns das Kommen von Jesus Christus angekündigt wird, bereits ganz am Anfang der Bibel zu finden ist. Nämlich im ersten Buch Mose, Kapitel 3, Vers 15, wo die Rede ist von dem Nachkommen der Frau, der der Schlange den Kopf zertreten wird und so alles Böse vernichten und besiegen wird.
Die zweite Verheissung: Der Nachkomme Abrahams
Und heute kommen wir zur zweiten Ankündigung eines Nachkommen, und zwar des Nachkommen Abrahams. Gerade haben wir den Vers zur Predigt gesehen. Ich nehme an, er stammt aus der Lutherübersetzung. Dort heißt es in Kapitel 22 zum Beispiel: „Deine Nachkommen sollen die Tore ...“ – wir werden uns gleich noch viel mehr anschauen.
Heute werde ich die Lutherbibel nicht verwenden, zumindest nicht selbst. Sie können sie gerne benutzen. Ich werde aber auf die Lutherbibel verzichten, weil Martin Luther oder wer auch immer die Luther 84 und die neue Lutherbibel übersetzt hat, hier den Plural gewählt hat. Wer den Galaterbrief kennt, weiß, dass Paulus darauf besteht, dass es eben nicht Nachkommen im Plural sind, sondern ein Nachkomme.
Das Wort, das dort im Hebräischen steht, ist „Zere“, das eigentlich „Same“ bedeutet. Deshalb werden wir heute, ganz gegen die sonstige Gewohnheit, die Schlachterübersetzung heranziehen, die nämlich den Begriff „Samen“ übernimmt. Ich glaube, das wird uns helfen, besser darauf vorbereitet zu sein, zu erkennen, was Gott tatsächlich verheißt.
Genau das wollen wir uns in der Predigt anschauen. Jetzt kannst du mir die erste Predigtfolie geben.
Wir wollen uns anschauen, was genau die Verheißung ist, wer der Erbe dieses verheißenden Erbes ist und wie wir zu Miterben des Erben werden können. Das sind die drei Punkte, die ich heute mit uns betrachten möchte.
Dazu wollen wir uns einen relativ umfangreichen Text anschauen, nämlich im ersten Buch Mose, Kapitel 12 bis 22.
Die Geschichte Abrahams und die Verheissungen Gottes
Ich wurde vorhin schon gefragt: Ist das wirklich dein Predigttext? Da fehlt doch irgendwas, zwölf bis zweiundzwanzig oder so. Nein, es sind Kapitel zwölf bis zweiundzwanzig. Und um es richtig spannend zu machen, fangen wir schon in Kapitel elf an.
Denn in Kapitel elf taucht Abraham zum ersten Mal auf, und zwar am Ende von Kapitel elf. Dort wird uns Abraham vorgestellt, und es wird beschrieben, dass Abraham verheiratet ist. Damals hieß er noch Abram, mit einer Frau, die Sarai genannt wurde. Abram und Sarai hatten keine Kinder, denn Sarai war unfruchtbar.
Ganz am Ende von Kapitel elf heißt es in Vers 31, dass Abrahams Vater Terach seinen Sohn Abram, seine Frau Sarai und noch den Enkelsohn, also den Neffen von Abraham, Lot, mitnahm und aus Ur in Chaldäa auszog, um in das Land Kanaan zu ziehen. Auf dem Weg dorthin kommen sie nach Haran, und dort bleiben sie wohnen. Das heißt, sie erreichen ihr eigentliches Ziel nicht.
So kommen wir dann zu 1. Mose Kapitel 12. Ich möchte uns einen ersten Text lesen, eine erste Verheißung, im ersten Buch Mose, Kapitel zwölf, die ersten drei Verse. Im Gegensatz zur Schriftlesung ist das nicht ganz hinten, sondern ganz vorne. Die Seitenzahl weiß ich nicht, aber ich glaube, Sie finden das erste Buch Mose, Kapitel zwölf, die ersten drei Verse.
Dort steht es in der Schlachter-Übersetzung:
Dort spricht der Herr zu Abraham oder zu Abram und sagt:
"Geh hinaus aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde.
Ich will dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein.
Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen.
In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden."
Daraufhin macht sich Abraham auf den Weg. Er ist zu diesem Zeitpunkt fünfundsiebzig Jahre alt und zieht los. Dann kommt er in das Land Kanaan. Dort erscheint ihm der Herr ein zweites Mal, das ist dann Vers sieben, wo der Herr ihm sagt: "Deinem Samen will ich dieses Land geben."
Er empfängt also eine Zusage, dass er ein großes Volk werden wird, eine große Nachkommenschaft haben wird und dass alle Geschlechter auf Erden, alle Völker auf Erden, durch diesen Nachkommen gesegnet werden sollen. Außerdem soll dieser Nachkomme ein großes Land einnehmen.
Dann kommt eine Hungersnot, und es sieht gar nicht so aus, als wenn tatsächlich der Segen kommt, sondern ganz im Gegenteil. Im Land Kanaan herrscht Hunger, und so zieht Abraham mit seiner Frau Sarai nach Ägypten. Dort bekommt er Angst.
Er fürchtet, dass seine Frau, die trotz ihres relativ hohen Alters offensichtlich sehr attraktiv war, vielleicht Anlass sein könnte, dass Menschen ihn töten, um dann seine Frau für sich zu nehmen. Deshalb gibt er sie als seine Schwester aus. Der Pharao findet Gefallen an ihr und nimmt sie zu sich.
Das heißt, Abraham setzt die Verheißung Gottes aufs Spiel. Eben noch war ihm und seiner Frau ein Nachkomme verheißen worden, und jetzt gibt er seine Frau quasi weg. Aber Gott ist gnädig, greift ein und sorgt dafür, dass Abraham seine Frau und mit ihr noch viele Geschenke zurückbekommt.
Nach der Hungersnot kehrt Abraham zurück in das Land Kanaan. Dort erneuert Gott die Verheißung. In Kapitel 13, Vers 15 lesen wir, dass Gott zu ihm spricht:
"Denn das ganze Land, das du siehst, will ich dir und deinem Samen geben auf ewig.
Ich will deinen Samen machen wie den Staub auf der Erde. Wenn ein Mensch den Staub auf der Erde zählen kann, so soll man auch deinen Samen zählen können."
Also beschenkt Gott ihn und gibt ihm immer wieder Verheißungen. Wenn wir weiterblättern, sehen wir in Kapitel 15 das nächste Mal eine Verheißung Gottes. Dort erscheint Gott Abram nochmals.
In Kapitel 15, Vers 5 sagt Gott:
"Sieh doch zum Himmel!" Also eben noch der Staub, jetzt der Himmel.
"Sieh doch zum Himmel und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst."
Und er sprach zu ihm: "So soll dein Same sein."
Abraham glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm als Gerechtigkeit an. Gott sprach zu ihm:
"Ich bin der Herr, der dich von Ur in Chaldäa herausgeführt hat, um dir dieses Land zum Erbbesitz zu geben."
Hier erinnert Gott daran, dass er das ja schon verheißen hatte. Dann richtet er einen Bund auf, und in Vers 18 heißt es:
"An dem Tag schloss der Herr einen Bund mit Abram und sprach:
Deine Nachkommen will ich dies Land geben, von dem Strom Ägyptens an bis an den großen Strom Euphrat."
Nur damit wir das historisch einordnen können: Das ist zehn Jahre, nachdem Gott Abraham aus Ur in Chaldäa herausgeführt hatte. Zehn Jahre sind vergangen nach der ersten Verheißung. Hier wird sie erneuert, und wir lesen: Abraham glaubte Gott.
Aber wenn man zehn Jahre auf etwas warten muss, das einem verheißen ist, und man ist inzwischen fünfundachtzig, dann können Zweifel aufkommen. So war es auch bei Abraham und seiner Frau. Sie hatten eine Idee, wie sie Gott helfen könnten, dass die Verheißung wirklich klappt.
Sarai gab Abraham ihre Magd Hagar, damit Abraham sie schwängere und dann zumindest einer von ihnen quasi ein Nachkomme sei. Und es klappt: Der Plan geht auf, Hagar wird schwanger und bekommt einen Sohn, Ismael.
Aber Gott macht deutlich: Das war nicht seine Verheißung, das war nicht sein Plan. Darauf liegt kein Segen, wenn man seine eigenen Wege geht. Gott braucht keine Hilfe, um zu tun, was er verheißen hat.
So zeigt er seine Treue, indem er sich Abraham wieder zuwendet. In Kapitel 17 lesen wir, dass dem jetzt 99-jährigen Abraham, also noch mal 14 Jahre später, erneut von Gott eine Verheißung gegeben wird. Diese Verheißung dokumentiert Gott damit, dass er sagt:
"Und damit du das nie vergisst, ändere ich jetzt deinen Namen und den Namen deiner Frau.
Abram heißt von nun an Abraham, Sarai heißt von nun an Sarah, und das soll beide daran erinnern, dass sie die Eltern des verheißenen Samens sein werden."
Abram kann das nicht glauben. So heißt es dann in Kapitel 17, Vers 17:
"Da fiel Abraham auf sein Angesicht und lachte und sprach in seinem Herzen:
Sollte einem Hundertjährigen ein Kind geboren werden, und Sarah, die Neunzigjährige, sollte gebären?"
Auch sprach er zu Gott, dass Ismael von ihm leben möchte. Abraham hatte das Gefühl: Echt witzig, was Gott hier sagt, aber er hat wahrscheinlich im Biologieunterricht nicht aufgepasst. Das wird nichts mehr. "Nimm mal den Ismael, Gott, ich will dir auf die Sprünge helfen."
Aber Gott widerspricht. In Vers 19 heißt es:
"Nein, sondern Sarah, deine Frau, soll dir einen Sohn gebären, den sollst du Isaak nennen.
Denn ich will mit ihm einen Bund aufrichten, als einen ewigen Bund für seinen Samen nach ihm."
In Kapitel 18 lesen wir dann, dass Sarah das Ganze auch noch mal direkt gesagt bekommt beziehungsweise sie darf dann zuhören. Sarahs Reaktion ist genau die gleiche wie die ihres Mannes: Sie lacht sich schlapp. Sie lacht und glaubt es nicht. Das ist eine lächerliche Verheißung.
Der Unglaube von Abraham und Sarah erreicht dann seinen Höhepunkt in Kapitel 20. Dort sehen wir, dass Abraham und Sarai aus welchem Grund auch immer, wir wissen nicht warum, wieder aus Kanaan ausziehen. Es ist von keiner Hungersnot die Rede. Keine Ahnung, warum sie das machen.
Sie ziehen in das Land, in dem Abimelech der König ist. Abram lernt auch nicht aus seinen Fehlern: Wieder gibt er seine Frau als seine Schwester aus. Das gleiche Problem wie damals in Ägypten. Wieder nimmt der König Abrams Frau zu sich, und wieder ist die Verheißung Gottes in Gefahr.
Dann sehen wir, wie barmherzig und geduldig unser Gott ist. Trotz Gelächter, trotz Unglauben, trotz dummer und rebellischer Taten bleibt Gott treu. Wieder gibt er Abraham seine Sarah zurück, und wiederum werden sie noch reich beschenkt und gesegnet von diesem König.
In Kapitel 21 kommt endlich der verheißen Sohn. Dem nun hundertjährigen Abraham und der neunzigjährigen Sarah wird ein Kind geboren, Isaak, fünfundzwanzig Jahre nach der ersten Verheißung dieses Nachkommens. Jetzt scheint alles gut zu sein.
Doch dann kommen wir weiter zu Kapitel 22 und sehen, dass Gott selbst jetzt diese großartige Verheißung in Gefahr bringt. Gott selbst gibt Abraham den Auftrag, seinen einen geliebten Sohn aufzuopfern.
So nimmt Isaak das Holz auf seinen Rücken, auf dem er sterben soll, und ist dann oben auf dem Berg. Im letzten Moment greift Gott ein. Ein stellvertretendes Opfer wird gefunden, ein Opfertier, und Isaak lebt. Die Verheißung ist gerettet.
Dann erneuert der Herr ein weiteres Mal sein Versprechen. In Kapitel 22, Vers 16 lesen wir die Verheißung, die wir vorhin auch schon an der Zimmerwand hatten. Dort spricht der Engel des Herrn:
"Ich habe bei mir selbst geschworen", spricht der Herr, "weil du dies getan hast und deinen Sohn, deinen einzigen, nicht verschont hast.
Darum will ich dich reichlich segnen und deinen Samen mächtig mehren wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Ufer des Meeres.
Und dein Same soll das Tor seiner Feinde in Besitz nehmen, und in deinem Samen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorsam warst."
Die drei Aspekte der Verheissung an Abraham
Und so hören wir immer wieder, wie Gott Abraham Verheißungen für seinen Samen gibt. Diese Verheißungen beziehen sich im Prinzip immer auf drei Dinge. Zum einen soll Abrams Name viele Nachkommen haben. Zum anderen soll er ein Heimatland bekommen, ein fruchtbares, großes Land. Und schließlich soll er das Instrument sein, durch das der Segen Gottes zu allen Völkern kommen wird.
Wie soll das geschehen? Wir haben gerade in Kapitel 22 gesehen, dass Abraham getan hat, was Gott gesagt hat. Aufgrund seines Werkes erhält er nun eine weitere Verheißung. Man könnte also zunächst denken, die Verheißung komme aufgrund von Abrahams Werk.
Doch dann denken wir zurück an Kapitel 15, wo Gott betont, dass die Verheißung, der Bundesschluss, nicht aufgrund von Abrahams Werk kam, sondern allein aufgrund seines Glaubens. Das heißt, das Werk in Kapitel 22 ist die Konsequenz eines Glaubens, der im Laufe der Zeit gewachsen und vor allem durch die Geburt Isaaks gestärkt wurde.
Wenn wir noch weiter zurückdenken, an Kapitel 12, sehen wir, dass selbst im Bundesschluss, der auf Abrahams Glauben Bezug nimmt, Gott betont, dass die Berufung Abrahams zuvor erfolgte. Der bereits berufene Abraham, der die Verheißung empfangen hatte, glaubte in Kapitel 15 Gott. So kam die Verheißung zu Abraham: Gott gab sie ihm einfach, und Abraham glaubte. Dann begann er irgendwann auch, im Glauben zu leben.
Was wir in all dem sehen, ist, dass Gott einen Plan hat. Er hat einen Plan gemacht und führt ihn aus. Abraham bleibt nichts anderes übrig, als einfach zu warten – zu warten auf das, was Gott tun wird.
So wartet Abraham, und dann kommt der Nachkomme Isaak. Doch Isaak erbt noch nicht die Verheißung. Er hat weitere Nachkommen, und diese haben wiederum Nachkommen. Über Jakob kommen die zwölf Söhne, die zwölf Stämme, aus denen Israel wird. Diese Großfamilie wird aufgrund einer Hungersnot nach Ägypten umgesiedelt. Dort wächst sie heran zu einem großen Volk.
Dann ruft Gott einen Mann, Mose, und führt dieses nun große Volk aus der Gefangenschaft heraus in Richtung eines gelobten Landes, eines verheißenden Landes. Er gibt dem Volk sein Gesetz und dokumentiert: Ich bin euer Herr. Nach 40 Jahren, die von Untreue geprägt waren, ist Gott dennoch treu. Vierzig Jahre später nimmt dieses große Volk das große Land ein.
Nach und nach kehren Frieden und Reichtum in das Land ein. Dann kommt auch ein guter König, König David. Es sieht fast so aus, als sei Gottes Verheißung nun in Fülle erfüllt: Gottes Volk an einem Gottesort unter Gottes Herrschaft und Segen.
Was noch fehlt, ist, dass die Völker durch den Samen gesegnet werden. Und dann geschieht das Unfassbare: Obwohl alles so gut aussah, geht alles schief. Das Volk wird untreu, das Land geht verloren, der König geht verloren, und man gerät unter eine fremde Herrschaft.
Die ewige Verheißung schien bestenfalls von kurzer Dauer und auch nicht vollkommen erfüllt zu sein. So wartet das Volk Israel über Generationen hinweg und fragt: Wo bleibt denn der Erbe?
Der wahre Erbe der Verheissung: Jesus Christus
Das bringt uns zum zweiten Punkt der Predigt. Wir haben die Verheißung gesehen. Nun stellt sich die Frage: Wer ist denn nun der Erbe dieser Verheißung? Ist Gott glaubwürdig, ist er wirklich treu?
Dann sehen wir, dass der Erbe kommt. Wir blättern ganz nach hinten in der Bibel, zum Galaterbrief, der uns Antwort gibt. In Kapitel 3, Vers 16 lesen wir, wie Paulus erklärt: „Nun aber sind die Verheißungen dem Abraham und seinem Samen zugesprochen.“ Es heißt nicht „und den Samen als von vielen“, sondern „als von einem und deinem Samen“, welcher ist Christus. In Jesus Christus kommt der Same, auf den man gewartet hat. Das erklärt der Apostel Paulus mit seiner apostolischen Autorität. Gott selbst inspiriert diese Erkenntnis.
Das heißt: Nicht alle Nachkommen Abrahams sind die Nachkommen der Verheißung. Nein, es ist der eine. Es sind nicht einmal alle, die in dieser besonderen Segenslinie von Isaak und Jakob stehen. Nein, es ist dieser eine. Er ist der Erbe.
Im Hebräerbrief wird das noch deutlicher. Dort heißt es gleich zu Beginn: „Nachdem Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn. Ihn hat er eingesetzt zum Erben von allem. Durch ihn hat er auch die Welt geschaffen.“
Also: Jesus Christus ist der Same, er ist der Erbe, dem die Verheißungen gelten. Auf welcher Grundlage? Nun, durch sein Werk, durch sein Leben und Sterben am Kreuz. Aber das ist natürlich nur Ausdruck seines Gottvertrauens. Letztendlich ist all das der ewige Plan Gottes gewesen.
Wie es heißt im 1. Petrus 1, Vers 18: „Denn ihr wisst ja, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid aus eurem nichtigen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut des Christus als eines makellosen und unbefleckten Lammes.“
Er war zuvor ersehen vor Grundlegung der Welt, aber wurde offenbar gemacht in den letzten Zeiten um eurer Willen. Gott hat einen Plan, und er führt ihn aus. Gott gibt Verheißungen, und er erfüllt sie. Er verheißt Isaak, und Isaak wird geboren. Er verheißt den Samen, den Erben aller Dinge, und er kommt in diese Welt.
Ihr Lieben, deshalb feiern wir Weihnachten. Der Erbe ist da, der Erbe, der das superreiche Erbe antreten wird. In der Tat, er hat es bereits angetreten. Die Bibel berichtet davon. Sie tut das in einer prophetischen Vorausschau schon im Alten Testament.
Das sind die Worte des Propheten Daniel, die ihr vielleicht kennt. Im Propheten Daniel lesen wir davon, wie der Sohn Gottes nach seiner Himmelfahrt, nach seinem Leben auf Erden und seinem Sterben am Kreuz zu Gott dem Vater auffährt. Dort wird ihm gegeben, Vers 13: Herrschaft, Ehre und Königtum, und alle Völker, Stämme und Sprachen dienen ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergeht, und sein Königtum wird nie zugrunde gehen.
Das klingt wie die Verheißung, oder? Ein ewiger König über alle Völker. Das ist das Erbe, das Jesus Christus schon angetreten hat und noch mehr antreten wird.
Eines Tages wird dieser Sohn, der zum Vater aufgefahren ist, vom Vater wiederkommen und dieses Erbe mit sich bringen hier auf Erden. Dann wird Gottes Sohn die Gegenwart Gottes bei den Menschen sein. Er wird seine heilige Stadt aufrichten hier auf Erden, und wir werden gesegnet sein, alle Völker.
Miterben des Erben: Der Weg zum wahren Erbe
Aber wer genau ist das? Wer sind die Miterben des Erben? Das ist der Punkt, auf den alles in dieser Predigt hinausläuft. Wer sind die Miterben des Erben? Wie können wir zu superreichen Erben werden?
Eines muss uns klar sein: Durch unsere natürliche Geburt sind wir das nicht. Da sind wir genauso wenig Erben wie Ismael. Durch unsere natürliche Geburt sind wir tatsächlich keine Menschen, die an Gott glauben. Wir sind nicht diejenigen, die unter Gottes Segen stehen.
Im weiteren Verlauf der Bibel, nach den Verheißungen an Abraham, gibt Gott seinem Volk ein Gesetz. In diesem Gesetz macht er deutlich, wie wir leben sollen. Er sagt: Wenn ihr das tut, dann werdet ihr Segen erben, und wenn ihr es nicht tut, dann Fluch. Wir erkennen, dass wir durch unsere Werke alle unter dem Fluch stehen. Wir sind ausgeschlossen vom Erbe, keine Kinder Gottes, keine Miterben mit Christus, sondern Feinde Gottes.
Und genau deshalb kommt der Erbe, genau deshalb kommt der Same in diese Welt. Deshalb lebt Jesus Christus das Leben, das wir hätten leben sollen. Deshalb stirbt er den Tod, den wir verdient hätten. Er allein hat den perfekten Glauben, er allein lebt das perfekte Leben!
Dann geschieht das Ungeheuerliche. Erinnert euch an Abraham und Isaak: Der Vater legt seinem Sohn das Holz aufs Kreuz, damit er es auf einen Berg hochbringt, um darauf zu sterben. Aber denkt an Isaak: Ein stellvertretendes Opfer wurde gefunden, sodass die Segenslinie weitergehen kann.
Jetzt bringt Gott der Vater seinen eingeborenen Sohn in diese Welt. Er legt ihm das Holz auf den Rücken, und er geht ans Kreuz und stirbt dort als stellvertretendes Opfer, damit wir Teil der Segenslinie sein können. So kommt die Verheißung Gottes zu allen, die an diesen einen geliebten Sohn glauben und darauf vertrauen, dass Gott den Sohn wiedergeben kann, den Tod überwinden kann – so wie Abraham es geglaubt hat.
Abraham glaubte daran, dass es für Gott einen Weg gibt, dass die Segenslinie nicht abreißt, sondern weitergeht. So sind diejenigen Miterben der Verheißung, die den Glauben Abrahams haben.
Das erklärt Paulus im Galaterbrief schon in Kapitel 3, Vers 6: „Gleichwie Abraham Gott geglaubt hat, und es ihm zur Gerechtigkeit angerechnet wurde, so erkennt auch, die aus Glauben sind, diese sind Abrahams Kinder.“
Da es nun die Schrift voraussah, dass Gott die Heiden aus Glauben rechtfertigen würde, hat sie Abraham im Voraus das Evangelium verkündigt: „In dir sollen alle Völker gesegnet werden.“ So werden nun die, welche aus Glauben sind, gesegnet mit dem gläubigen Abraham.
In Kapitel 4 erklärt Paulus dann, wann diese Zeit gekommen ist: mit Jesu Geburt, mit seinem Kommen in diese Welt. „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er die, welche unter dem Gesetz waren, loskaufe, damit wir die Sohnschaft empfingen.“
„Weil ihr nun Söhne seid, hat Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen gesandt, der ruft: ›Abba, Vater!‹“ So seid ihr nicht mehr Knechte, sondern Söhne oder auch Töchter. Wenn ihr aber Söhne seid, dann auch Erben Gottes durch Christus.
Der Weg, wie wir Miterben werden, ist der Glaube, den Abraham hatte. Das ist der Glaube, durch den jeder Erbe werden kann.
Und wenn du diesen Glauben noch nicht hast, dann wende dich Christus zu. Vertraue darauf, dass er der Weg ist hin zu einem überreichen Erbe – die Befreiung vom Fluch des Gesetzes hin zum Segen der Verheißung.
Trost und Ermutigung im Glauben
Wenn wir an den Glauben Abrahams denken und bedenken, dass er bereit war, seinen geliebten Sohn zu opfern, kann uns das vielleicht unsicher machen. Ich weiß nicht, ob ich dazu bereit wäre.
Doch ich finde viel Trost, wenn ich zurückblättere und sehe, dass vor Kapitel 22 all die anderen Kapitel standen. Dort begegnet uns Abraham nicht als ein Superglaubensheld. Er hat über die Verheißung Gottes gelacht und sie mehrmals in Gefahr gebracht, weil er sich von Gottes Verheißungen abwandte und Dinge selbst in die Hand nahm. Mal gab er seine Frau anderen, mal nahm er sich eine andere Frau.
In all dem finde ich Trost darin zu sehen, dass Gott treu ist. Er richtet Abraham immer wieder auf, gibt ihm neue Verheißungen – nach jedem Scheitern eine neue Verheißung. So lernen wir immer mehr: Gott ist treu und hält, was er versprochen hat. Deshalb brauchen wir keinen superstarken Glauben, um Gottes Verheißung für uns in Anspruch zu nehmen.
Wir dürfen Phasen des Zweifels in unserem Leben haben. Auch wir dürfen mal über die Verheißung Gottes lachen – nicht weil sie lächerlich ist, sondern weil wir manchmal schwach sind. Jede Sünde ist letztlich Ausdruck unseres Zweifels an Gott. Meint er es wirklich gut mit mir? Oder sollte ich die Dinge lieber selbst in die Hand nehmen und es ein bisschen anders machen, als Gott es sagt?
Dann ist es gut, sich daran zu erinnern, wie wir erben werden. Wir werden nicht erben, weil wir die richtigen Werke getan haben – genauso wenig wie Abraham Erbe wurde, weil er die richtigen Werke getan hat. Wir werden auch nicht erben, weil wir einen starken Glauben haben – genauso wenig wie Abraham Erbe wurde, weil er einen starken Glauben hatte. Unser Glaube ist die Konsequenz von Gottes gnädigem Handeln in unserem Leben.
In Epheser 1, Vers 11 stehen Worte, die uns Mut machen. Paulus schreibt den Christen in Ephesus: „In ihm, in Christus, sind wir auch zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt, nach dem Ratschluss seines Willens.“
Unser Erbe hängt nicht davon ab, was wir tun – das ist bei Erben nie so. Die Superreichen in München haben nicht geerbt, weil sie sich durch irgendetwas hervorgetan haben. Warum haben sie geerbt? Weil sie einen reichen Vater haben und weil ihr Vater vor seinem Tod festgelegt hat, dass sie das Erbe bekommen sollen.
Das sollte dich stärken in deinem Vertrauen darauf, dass Gott dich trägt. Ja, dein Glaube ist der Beleg: „Nur dein Glaube stellt sicher, dass du Erbe bist.“ Wir haben das klar gesehen: Nur wer glaubt, wird erben. Aber wenn dein Glaube mal schwach ist, vertraue auf Gott. Er steht zu seinen Verheißungen und tut, was er versprochen hat.
Lerne von Abraham, lerne die Lektion, die er gelernt hat. Wenn du heute an dem Punkt bist – so wie Abraham vielleicht in Kapitel 15, 17 oder 20 –, an dem du Gott nicht mehr so richtig vertraust, an dem du nicht mehr daran glaubst, dass dir wirklich alle Dinge eines Tages zum Besten dienen werden, an dem du dir nicht mehr vorstellen kannst, dass Gott einen absolut perfekten Plan für dein Leben hat, dann schau auf Abraham.
Abraham konnte das auch nicht glauben. Und dennoch durfte er erleben, wie treu Gott ist. Schau auf Jesus und sieh, wie treu Gott ist: Er tut, was er versprochen hat. Nicht immer dann, wenn wir es erwarten. Abraham musste fünfundzwanzig Jahre warten – nicht immer so, wie wir es erwarten würden.
Die Verheißung galt letztlich gar nicht direkt Isaak, sondern Jesus. Aber Gott tut, was er versprochen hat. So dürfen wir wissen, dass die Verheißung, die wir vor der Predigt gehört haben, auch uns gilt. Eines Tages werden wir im neuen Jerusalem an Gottes Ort wohnen, unter seiner Herrschaft, in seiner Gegenwart und seinen reichen Segen erleben.
Ich verspreche euch: Dieses superreiche Erbe ist besser als das, was die 1805 superreichen Münchner geerbt haben oder erben werden.
Schlussgebet
Lasst uns beten!
Lieber himmlischer Vater, danke, dass du ein Vater bist, dem alles gehört – in dieser Welt und für alle Ewigkeit. Danke, dass du uns durchträgst.
Du kennst die Geschwister hier, die vielleicht glaubensschwach geworden sind oder Lebensumstände erleben, die Zweifel an dir aufkommen lassen. Zweifel daran, ob du es wirklich gut mit uns meinst. Aber du kennst unsere Herzen, du kennst unser Ringen, unsere Zweifel und unsere Untreue. Und dennoch bist du immer treu.
Vater, wir können nicht begreifen, wie du Abraham treu bleiben konntest. Wir können nicht verstehen, warum du uns lieben würdest. Nicht, weil wir irgendwie so toll sind oder unser Glaube so stark ist, sondern weil du ein so starker Gott bist.
So bete ich, dass du uns alle ermutigst, wieder neu auf dich zu schauen und zu lernen, dir zu vertrauen. Ich bete, dass wir das in dieser Advents- und Weihnachtszeit erleben. Wenn wir bedenken, dass du tatsächlich entsprechend deiner Verheißung in diese Welt gekommen bist als der Erbe aller Dinge, dann werden wir neu gestärkt in unserem Vertrauen darauf, dass du tust, was du gesagt hast.
Ich bitte dich, dass du uns hilfst, darauf zu vertrauen, dass du wiederkommen wirst und dass alles gut werden wird. Mach uns treu und geduldig und lass uns erleben, dass du ein ewig treuer Gott bist.
Amen.