Einführung in die Geschichte von Zacharias und Elisabeth
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, sowie Weg, Wahrheit und Leben für die Menschen.
Beim letzten Mal haben wir uns mit Zacharias und Elisabeth beschäftigt, den Eltern von Johannes dem Täufer. Sie sind alt und kinderlos, besitzen aber einen makellosen Ruf und gelten als gerecht vor Gott.
So sind sie die idealen Eltern für den Mann, mit dem der Dienst des Herrn Jesus seinen Anfang nimmt.
Der priesterliche Dienst und die Einteilung der Priester
Lukas 1, Verse 8 und 9: Es geschah aber, als Zacharias in der Ordnung seiner Abteilung den priesterlichen Dienst vor Gott verrichtete, dass ihn nach der Gewohnheit des Priestertums das Los traf, in den Tempel des Herrn zu gehen, um zu räuchern.
Zunächst einige einführende Gedanken zum Priesterdienst. Zur Zeit Jesu stand in Jerusalem ein Tempel. Es handelte sich jedoch nicht um den Tempel, den Salomo gebaut hatte, sondern um den sogenannten Zweiten Tempel. Dieser wurde nach dem babylonischen Exil errichtet und später von König Herodes dem Großen mit großem Aufwand erweitert und verschönert.
Im Tempel waren die Priester für alle Opfer und religiösen Handlungen verantwortlich. Doch wie wurde man Priester? Nicht durch eine Ausbildung oder Ordination, sondern aufgrund der Abstammung von Aaron. Jeder gesunde männliche Nachkomme Aarons, dem Bruder Moses, durfte als Priester im Tempel dienen. Da es jedoch viel zu viele Priester gab, wurden sie in vierundzwanzig Abteilungen eingeteilt. Diese Einteilung erfolgte bereits früh, zur Zeit Davids. Jede Abteilung war dann für jeweils zwei Wochen im Jahr verantwortlich, die Opfer im Tempel darzubringen.
Zacharias gehörte zur achten Abteilung, der Abteilung Abia. In Lukas 1, Vers 5 lesen wir: „Es war in den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa, ein Priester mit Namen Zacharias, aus der Abteilung des Abia. Und seine Frau war aus den Töchtern Aarons, ihr Name war Elisabeth.“
Zacharias gehörte also zur Abteilung Abia, und auch Elisabeth war eine Nachfahrin Aarons. Allerdings dienten Frauen nicht als Priester im Jerusalemer Tempel.
Das Los und die Aufgabe des Räucheropfers
Noch einmal zu Lukas 1, den Versen 8 und 9. Es geschah, als er in der Ordnung seiner Abteilung den priesterlichen Dienst vor Gott verrichtete, dass ihn nach der Gewohnheit des Priestertums das Los traf, in den Tempel des Herrn zu gehen, um zu räuchern.
Wir müssen uns das in etwa so vorstellen: Jeder Priester weiß, zu welcher Abteilung er gehört, und er weiß, dass seine Abteilung zweimal im Jahr für eine Woche im Tempel für die Opfer verantwortlich ist.
Da es aber in jeder Abteilung viele Priester gibt und letztlich relativ wenige Aufgaben, werden diese Aufgaben verlost. Das Los für das Räucheropfer fiel auf Zacharias.
Wir wissen natürlich, dass bei diesem Losentscheid Gott seine Hände im Spiel hatte, wie es in den Sprüchen heißt: „Im Gewandbausch schüttelt man das Los, aber all seine Entscheidungen kommen vom Herrn“ (Sprüche 16,33).
Aufbau und Bedeutung des Tempels
Vielleicht kurz zum Tempel selbst: Er ist aufgebaut wie die Stiftshütte. Im Inneren gibt es zwei Bereiche.
Der vordere Bereich wird durch eine Doppeltür betreten. Tritt man ein, sieht man links einen siebenarmigen Leuchter, die sogenannte Menora. Rechts befindet sich ein Schaubrot-Tisch. Geradeaus steht ein Vorhang, hinter dem der Räucheropferaltar steht.
Hinter diesem Vorhang liegt der hintere Bereich des Tempels, das Allerheiligste. Zur Zeit Salomos befand sich dort die Bundeslade. Zur Zeit Jesu war das Allerheiligste leer. Nur einmal im Jahr durfte der Hohepriester am großen Versöhnungstag diesen Bereich überhaupt betreten.
Zacharias bekommt also die Aufgabe, in den Tempel zu gehen und im vorderen Bereich auf dem Räucheropferaltar zu räuchern. Diese Rauchopfer wurden morgens und abends gebracht, während gleichzeitig draußen vor dem Tempel ein Lamm geschlachtet wurde.
Symbolik des Räucheropfers und der Gebete
Lukas 1,10: Die ganze Menge des Volkes stand betend draußen zur Stunde des Räucherns.
In diesem Tun steckt viel Symbolik. Drinnen wird Räucherwerk verbrannt, draußen wird gebetet. Das Räucherwerk kann für Gebet stehen.
David betet zum Beispiel so in Psalm 140,2: „Lass als Rauchopfer vor dir stehen mein Gebet.“ In der Vision vom Thron Gottes im Himmel sieht Johannes einen Engel. In Offenbarung 8,3-4 heißt es: „Und ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar, und er hatte ein goldenes Räucherfass. Es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben, damit er es für die Gebete aller Heiligen auf den goldenen Altar gab, der vor dem Thron ist. Und der Rauch des Räucherwerks stieg mit den Gebeten der Heiligen aus der Hand des Engels vor Gott auf.“
Seht ihr die Symbolik? Wie der Rauch des Räucherwerks, so steigen die Gebete der Heiligen zu Gott empor.
Die Begegnung mit dem Engel Gabriel
Aber zurück zu Zacharias. Er räuchert im Tempel, während draußen das Volk betet. In diesem Moment erscheint der Engel Gabriel, um Zacharias mitzuteilen, dass auch sein Gebet erhört werden sollte.
In Lukas 1, Verse 11 bis 13 heißt es: „Ihm erschien aber ein Engel des Herrn und stand zur Rechten des Räucheraltars. Und als Zacharias ihn sah, wurde er bestürzt, und Furcht kam über ihn. Der Engel aber sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias.“
Das ist schon beängstigend. Zacharias geht alleine in den Tempel, um ein Rauchopfer darzubringen. Plötzlich steht rechts neben dem Räucheraltar, vor dem er gerade steht, ein Engel einfach so da. Zacharias bekommt Angst. Deshalb sagt der Engel etwas, was Engel in der Bibel häufig sagen: „Fürchte dich nicht.“
Die häufige Reaktion auf Engelbegegnungen in der Bibel
Die normale Reaktion eines Menschen in der Bibel auf die Begegnung mit einem Engel ist Furcht.
Als die Mutter von Simson ihrem Mann von der Begegnung mit dem Engel berichtet, sagt sie, sein Aussehen sei wie das Aussehen des Engels Gottes sehr furchtbar gewesen.
Und als Daniel eine Engelerscheinung hat, lesen wir in Daniel 10, die Verse 8 und 9:
„Und ich blieb allein übrig und sah diese große Erscheinung, und es blieb keine Kraft in mir. Meine Gesichtsfarbe veränderte sich an mir bis zur Entstellung, und ich behielt keine Kraft. Ich hörte den Klang seiner Worte, und als ich den Klang seiner Worte hörte, lag ich betäubt auf meinem Gesicht, mit meinem Gesicht zur Erde.“
Und was sagt der Engel? In Daniel 10, Vers 12 heißt es:
„Und der Engel sprach zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel.“
Oder was sagt der Engel Gabriel zu Maria? „Fürchte dich nicht!“
Oder der Engel zu den Hirten auf dem Feld: „Fürchtet euch nicht!“
Engelerscheinungen bei der Auferstehung und die Begegnung mit Jesus
Oder ein letztes Beispiel: Matthäus 28, die Verse 2 bis 5.
Und siehe, da geschah ein großes Erdbeben. Wir sind bei der Auferstehung. Denn ein Engel des Herrn kam aus dem Himmel herab, trat hinzu, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Sein Ansehen aber war wie der Blitz, und sein Gewand weiß wie Schnee.
Aber aus Furcht vor ihm bebten die Wächter und wurden wie Tote. Der Engel aber begann und sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Engel sind zum Fürchten, und eine Begegnung mit dem verherrlichten Herrn Jesus ist sogar noch furchteinflößender.
Das hat Johannes, der sich als den Jünger bezeichnet, den Jesus liebte, am eigenen Leib erfahren. Auf Patmos hatte er eine Jesusvision, und dann lesen wir in Offenbarung 1,17:
„Und als ich ihn – gemeint ist Jesus – sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot. Doch er legte seine rechte Hand auf mich und sprach: Fürchte dich nicht!“
Warnung vor falschen mystischen Erfahrungen
Warum erzähle ich euch das heute? Weil wir in einer Zeit leben, in der mystische Erfahrungen mit Engeln oder persönliches Reden mit dem Herrn Jesus Hochkonjunktur haben. Ich möchte deshalb einfach zur Vorsicht mahnen.
Ich glaube, dass man Erfahrungen mit Geistwesen machen kann. Doch wenn in der Bibel echte Engel auftauchen, dann ist ihr Erscheinen immer von einem heiligen Erschrecken begleitet. Sehr oft sind ihre ersten Worte „Fürchte dich nicht“. Wo diese Worte in der Begegnung mit himmlischen Wesen fehlen, da bin ich vorsichtig.
Warum? Weil ich mich vor den betrügerischen Geistern fürchte, von denen Paulus im ersten Timotheusbrief spricht. Er schreibt: „Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten manche vom Glauben abfallen werden, indem sie auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen achten“ (1. Timotheus 4,1).
Empfehlung zur weiteren Vertiefung und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest auf Wikipedia unter „herodianischer Tempel“ einen Eindruck davon bekommen, wie der Tempel in Jerusalem aussah. Es gibt dazu auch schöne YouTube-Videos. Mach dich ein bisschen schlau.
Das war's für heute. Wenn du dich mit dem Thema christliche Mystik weiter auseinandersetzen möchtest, findest du im Skript Literaturtipps.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden! Amen.