Wir befinden uns im ersten Petrusbrief. Man muss sich vorstellen, wenn jemand einen Brief erhält, und in der Einleitung steht: „An die Geliebten, an die erwählten Fremdlinge“. Das klingt zunächst ganz eigenartig. Wahrscheinlich haben sich die Christen, als sie das lasen, ebenfalls ungewöhnlich gefühlt.
Wie nennt der Apostel Petrus uns Christen? Er bezeichnet uns als erwählte Fremdlinge, als erlesene, also kostbare Fremdlinge. Wir haben gestern besprochen, dass sie deshalb kostbare Fremdlinge sind, weil sie in Christus sind. Durch Christus sind sie kostbar geworden.
Fremdlinge sind sie, weil sie nicht zuhause sind auf dieser Erde. Ein wichtiges Anliegen von Petrus ist es, dass die Christen sich auf die andere Welt, auf die jenseitige Welt, ausrichten.
Die Bedeutung der Erwählung und Fremdheit der Christen
Er beginnt mit einem Lobpreis. Gestern haben wir diesen Lobpreis gelesen, von Vers 3 bis Vers 12, und sind dabei bis Vers 9 gekommen.
Er hat Gott für die Wiedergeburt gelobt, also Gott dafür gepriesen, dass er uns zu einer wunderbaren Zukunft wiedergeboren hat. Anschließend beschreibt er diese Zukunft.
Ab Vers 10 geht es darum, dass er sagt, diese Botschaft über die herrliche Zukunft nennt man das Evangelium. Dieses Evangelium war bereits im Alten Testament Gegenstand des Erforschens und der Prophetie.
Wir lesen heute ab Vers 10:
Bezüglich dieser Rettung suchten und forschten die Propheten, die von der Gnade weissagten, die für euch bestimmt war. Sie forschten, auf welche Zeit oder auf welche Art der Geist Christi, der in ihnen war, hinwies. Dieser Geist bezeugte zuvor die für Christus bestimmten Leiden und die darauf folgenden Herrlichkeiten.
Ihnen wurde offenbart, dass sie nicht sich selbst dienten, sondern uns. Das geschah mit dem Evangelium, das euch nun weitergegeben wurde – durch die, die euch das Evangelium verkündigten, durch den Heiligen Geist, den vom Himmel gesandten Heiligen Geist.
Dies sind Dinge, in die auch Engel hineinzuschauen begehren.
Die prophetische Voraussicht auf das Evangelium
Hier steht, dass die Engel begehren, hineinzuspähen. Spähen bedeutet schauen, also wollen die Engel in diese Dinge hineinschauen. Es geht hier darum, dass ich nur ganz kurz auf diese Verse eingehen möchte, weil das, was danach kommt, uns länger beschäftigen wird und sehr, sehr wichtig ist.
Dennoch möchte ich zu den Versen 10 bis 12 noch einiges sagen, insbesondere zu dem herrlichen Heil, das Gott für die Gläubigen bereithält. Schon die Propheten haben danach geforscht. Gott hat ihnen einiges über dieses herrliche Heil gezeigt, und sie forschten danach, auf welche Zeit der Geist Jesu Christi deutete.
Der Geist Christi war bereits im Alten Testament in den Propheten wirksam. Dieser Geist wirkte in den Propheten, sprach durch sie und bezeugte im Voraus die Leiden Jesu Christi sowie die darauffolgenden Herrlichkeiten. Von diesen Leiden und Herrlichkeiten haben die Propheten also gesprochen – von den Leiden Christi und von den Herrlichkeiten Christi.
Die Leiden Christi beziehen sich auf sein Leben. Die Herrlichkeit Christi umfasst alles, was nach der Auferstehung geschah: die Auferstehung selbst und sein Königreich. Der Herr Jesus sitzt jetzt auf dem Königsthron, dem Thron Davids. Jesus Christus regiert die ganze Welt. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen; alles, was geschieht, hat Jesus Christus in der Hand.
Doch er hat noch Feinde, die ihm nicht unterworfen sind. Es gibt einige, die ihm bereits untertan sind – das sind alle Gläubigen. Immer wenn ein Mensch gläubig wird, wächst das Reich Jesu Christi.
Die Herrschaft Jesu Christi und das Wachstum seines Reiches
Das Reich Jesu Christi ist unsichtbar, man kann es nicht sehen. Dennoch wächst es. Es wächst in dem Maße, in dem Menschen sagen: Herr Jesus Christus, ich gebe dir mein Leben.
Es ist sehr wichtig, dass wir uns darüber im Klaren sind: Wenn wir Christen sind, dienen wir dem Herrn Jesus Christus. Wir leben jetzt mit einem unsichtbaren Herrn, und wir sollten uns dessen bewusst sein.
Oft ist es so, dass man Dinge, die man nicht sieht, leicht aus den Augen und aus dem Sinn verliert. Doch wir sollen lernen – und Petrus legt großen Wert darauf –, mit dem unsichtbaren Herrn zu leben. Der Herr ist König und regiert.
Wenn beispielsweise in Syrien Kriege herrschen, dann ist das ein Gericht des Königs, Jesus Christus, der auf dem Thron sitzt. Der Herr regiert. Wenn irgendwo schreckliche Katastrophen geschehen, dann ist das ein Wort Gottes an die Menschheit – und zwar an die Überlebenden.
Die, die gestorben sind, sind gestorben. Aber an die Überlebenden richtet sich die Botschaft. Mit ihnen spricht der Herr und sagt: Denkt daran, wenn ihr nicht umkehrt, werdet ihr furchtbar umkommen und in ein ewiges Gericht kommen.
Der Herr Jesus hat das damals so gesagt: Es gab einen Turm, der einst einstürzte, und siebzig Menschen starben dabei. Die Leute sagten, es müssen böse Menschen gewesen sein, dass sie gestorben sind. Doch Jesus sagte: Nein, sie waren nicht böser als ihr. Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr genauso umkommen.
Der Herr regiert also. In dem Maße, in dem ein Mensch Jesus Christus als Herrn annimmt, wächst das Königreich.
Wenn der Herr Jesus in unser Leben kommt, lässt er uns den freien Willen, wie viel von unserem Leben wir ihm geben. Er vergleicht das oft mit einem Haus: Wenn Jesus in ein Haus kommt und du sagst: Herr Jesus, du bist jetzt mein Gast, du darfst in einer kleinen Kammer wohnen, die dir gehört. Aber alles andere gehört mir, und das sollst du bitte nicht berühren – das sind meine Sachen.
Dann wird der Herr Jesus sagen: Na gut, wenigstens habe ich ein Zimmer. Aber zufrieden wird er nicht sein. Der Herr Jesus möchte unsere ganze Wohnung, unser ganzes Haus regieren.
Er möchte, dass wir zu dem Punkt kommen, an dem wir sagen: Herr Jesus Christus, heute überschreibe ich dir mein Haus, jetzt gehört alles dir. Darf ich bei dir noch ein bisschen wohnen?
So ist es gemeint: Der Herr will König sein in unserem Leben.
Die umfassende Herrschaft Jesu im Leben des Gläubigen
Und in der Praxis heißt das so: Wenn ein Mensch sich zu Christus bekehrt, dann sagt er: Ja, Herr Jesus, du sollst Herr sein. Oft merkt man dabei noch nicht genau, in welchem Bereich er eigentlich Herr sein möchte.
Es braucht eine Zeit lang, bis man erkennt: Aha, der Herr will über alles Herr sein – über alles, was ich tue, über alles, was ich gern habe oder nicht gern habe, über meine Beziehungen, über mein Benehmen, mein Leben in der Schule, am Arbeitsplatz und in meiner Ehe. Auch über die geheimen Dinge, die ich sonst niemandem zeige, möchte der Herr Herr sein.
Jedes Mal, wenn ich etwas in meinem Leben erkenne, wo der Herr Jesus nicht Herr ist, und ich sage: Herr Jesus, ich übergebe dir das, bitte vergib mir, dass ich dich nicht Herr sein habe lassen, dann wächst sein Königreich. Der Herr möchte, dass sein Königreich ganz wächst. Glücklich ist der Mensch, wo der Herr Jesus regieren kann.
Denn wir Menschen sind so gebaut, dass wir einen Herrn brauchen, der uns regiert. Dann kommt es gut, und wir haben Freude, weil er der beste Herr ist, den es gibt.
Petrus will, dass die Herrschaft Jesu Christi sich ausbreitet. Deshalb spricht er hier von dieser herrlichen Botschaft. Er sagt, die Propheten haben schon davon gesprochen – über die Leiden Christi und über die Herrlichkeiten danach, die Herrlichkeit seines Königreiches.
Eines Tages wird der Herr wiederkommen und überall seine Herrschaft aufrichten. Dann müssen sich alle Knie beugen, ob sie wollen oder nicht.
In Vers 12 heißt es: Ihnen wurde enthüllt, dass sie nicht für sich selbst, sondern für uns dienten. Sie hatten also nicht eine Botschaft für sich selbst, sondern die Botschaft, die die Propheten im Alten Testament gesprochen haben, war für uns.
Wenn Sie Jesaja lesen, dann sollen Sie wissen, dass es für uns geschrieben ist – ebenso wie bei anderen Propheten. Uns dienten sie mit dem, was euch nun berichtet wurde, durch die, die euch das Evangelium verkündeten, durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist.
Die Verkündigung des Evangeliums durch den Heiligen Geist
Jetzt sagt Petrus: Das Evangelium wird verkündigt. Der Herr Jesus ist nicht mehr da. Wer verkündigt das Evangelium? Die Apostel und andere Menschen. Alle Boten verkündigen das Evangelium, jeder Christ tut es.
Wie geschieht das? Durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist. Wenn das Evangelium verkündet wird, braucht man die Kraft des Heiligen Geistes.
Interessant ist, was hier steht: Wenn jemand das Evangelium weitersagt, darf er damit rechnen, dass es die Botschaft des Heiligen Geistes ist. Wenn wir unserem Nachbarn, Schulkollegen, Arbeitskollegen, unserer Freundin oder irgendjemandem das Evangelium weitergeben, sollen wir wissen, dass der Heilige Geist durch diesen Menschen wirkt.
Ich habe gehört, Sie planen eine Evangelisation in nächster Zeit. Evangelisation denkt man vielleicht nur als eine einzelne Verkündigung. Aber Evangelisation ist unser ganzes Leben. Die beste Vorbereitung für eine Evangelisation in einer Woche ist, dass wir unser ganzes Leben evangelisieren und schauen, wo Menschen sind, denen wir das Evangelium weitergeben können.
Wir dürfen dafür beten, dass der Herr uns Gespräche schenkt und dass die Menschen auf unser Leben aufmerksam werden. Während wir das Evangelium weitersagen und von Jesus Christus bezeugen, wirkt der Heilige Geist. Die Botschaft wird durch den Heiligen Geist verkündet. Der Heilige Geist spricht heute.
Wie spricht der Heilige Geist? Manche meinen, man müsse horchen, Träume haben oder mystische Dinge tun, damit der Heilige Geist spricht. Nein, der Heilige Geist spricht, wenn das Wort Gottes spricht.
Oft kommen wir in die Versammlung und sagen: Herr, sprich du heute zu mir. Oder wir lesen morgens unsere Bibel, öffnen sie und sagen: Herr, bitte sprich zu mir heute. Das ist nicht richtig, denn der Herr spricht sowieso.
Es ist besser, wir beten: Herr, öffne mir die Augen oder Ohren, damit ich richtig höre, was du gesprochen hast und die ganze Zeit sprichst. Immer wenn ich das Wort Gottes lese oder höre, spricht Gott. Die ganze Zeit spricht Gott, der Heilige Geist spricht.
Wenn ich morgens meine Bibel aufschlage und denke: Heute hat mir das Wort nichts zu sagen – wo ist das Problem? Hat Gott nicht gesprochen? Gott hat gesprochen, aber ich war nicht ruhig oder aufmerksam genug. Vielleicht habe ich mir nicht genug Zeit genommen oder meine Gedanken waren ganz woanders. Das heißt, ich war nicht bereit oder aufnahmefähig.
Der Herr spricht immer, und wir sollen uns das bewusst machen. Wenn wir morgen die Bibel aufschlagen und lesen, sollen wir sagen: Herr, danke, dass du jetzt sprichst. Bitte hilf mir, öffne mir die Augen, damit ich die wunderbaren Dinge an deinem Gesetz sehe, wie David.
So spricht der Heilige Geist heute genauso wie damals. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt. Und was sagt der Geist den Gemeinden? Der Geist sagt ihnen das, was der Herr Jesus sagt. Das, was der Herr Jesus sagt, steht in der Schrift.
Heute heißt es: Wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht (Hebräer 3,7). Dort ist eine Einleitung: So wie der Heilige Geist heute spricht, sollt ihr hören. Was heißt das? Nicht nur, wie der Heilige Geist vor tausend Jahren sprach. Der Hebräer-Schreiber zitiert Psalm 95 und sagt, dass das, was David vor tausend Jahren sagte, der Heilige Geist heute sagt.
Wenn wir heute den ersten Petrusbrief lesen, dann ist das nicht nur das, was der Heilige Geist vor zweitausend Jahren sagte, sondern das, was er heute sagt.
Wenn wir das Reden des Heiligen Geistes hören wollen, müssen wir die Bibel lesen. Dann spricht der Heilige Geist. Wir wollen horchen, aufmerksam sein und darüber nachdenken, was der Heilige Geist sagt.
Dieses herrliche Evangelium wird jetzt verkündigt, sagt Petrus. Sogar die Engel haben ein Verlangen, in diese Dinge hineinzuschauen. Die Engel begehren, da hineinzuschauen. Sie schauen sich gegenseitig über die Schulter und fragen: Was geschieht da im Evangelium? Was tut Gott hier?
Die Engel haben großes Interesse an der neutestamentlichen Gemeinde und an der Botschaft. Vielleicht sagt Petrus hier auch mit einem Einschub: Und ihr, habt ihr auch so ein großes Interesse? Das ist sein Anliegen.
Das war das Gebet in den ersten zwölf Versen. Ab Vers 13 beginnt Petrus mit seiner Botschaft. Jetzt hat er den Leuten etwas zu sagen. Er beginnt mit einigen Imperativen, also Befehlsformen: Tut dies und tut das.
Dieser Abschnitt geht von Kapitel 1, Vers 13 bis Kapitel 2, Vers 10. Es sind fünf Befehle, nur fünf. Ich lese sie vor:
Der erste ist ein Doppelbefehl: „Umgürtet die Lenden eures Denkens und seid nüchtern.“ Das ist der erste: Umgürtet die Lenden eures Denkens und seid nüchtern.
Der zweite ist in Vers 14: „Als Kinder des Gehorsams formt euch nicht nach dem Schema der früheren Lüste, sondern wie der, der euch rief, heilig ist, werdet heilig, werdet heilig.“ Das ist der zweite.
Der dritte ist in Vers 17: „Wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person nach eines jeden Werk richtet, so führt euer Leben in der Zeit eurer Fremdlingschaft in Furcht.“ Oder bei Luther: „Wandelt in Furcht.“ Vers 17, das ist der dritte.
Der vierte ist in Vers 22: „Nachdem ihr eure Seelen gereinigt habt, zu ungeheuchelter Bruderliebe, liebet einander aus reinem Herzen.“ Das ist der vierte: Liebt einander aus reinem Herzen.
Der fünfte ist in Kapitel 2, Vers 1-2: „Legt also ab alle Schlechtigkeit und seid begierig nach der unverfälschten Milch des Wortes, damit ihr dadurch wachset.“
Es sind also fünf Dinge, die der Apostel Petrus hier in 1. Petrus 1,13 bis 2,10 sagt.
Wir haben heute Abend nicht Zeit, auf alle fünf einzugehen, aber vielleicht auf die ersten zwei oder ja, die ersten zwei vielleicht.
Fünf grundlegende Gebote für neugeborene Christen
Also lesen wir Vers 13. Es geht hier um Hilfen für Menschen, die Pilger sind und von Neuem geboren wurden. Was braucht ein Neugeborener? Er spricht sie ja als Neugeborene an.
Er dankt für die Wiedergeburt in Kapitel 1, Vers 3, und in Kapitel 2, Vers 1, sagt er: „Als neugeborene Säuglinge tut dies und das.“ Hier spricht er die Gläubigen als Neugeborene an.
Das ist wichtig, denn wir haben ja oft auch mit Neugeborenen zu tun – ich meine jetzt geistlich Neugeborene. Was sind die fünf wichtigsten Dinge, die ein Neugeborener braucht? Dabei merken wir, dass es nicht nur Dinge sind, die ein Neugeborener braucht, sondern auch solche, die man weiterhin braucht.
Das Erste ist eine ganz grundlegende Ausrichtung. Als Erstes brauchen wir eine grundlegende Ausrichtung: Hoffet auf die Gnade, die euch dargeboten wird bei der Wiederkunft Jesu Christi. Hoffet ganz auf die Gnade!
Ich lese Vers 13: „Deshalb umgürtet die Lenden eures Denkens und seid nüchtern und setzt eure Hoffnung vollkommen auf die Gnade, die euch dargebracht wird in der Offenbarung Jesu Christi.“
Das ist der Kernsatz: Hofft auf die Gnade.
Die Bedeutung der Hoffnung auf die Gnade bei der Wiederkunft Christi
Hofft völlig und gezielt, also total und ausschließlich auf die Gnade, die euch bei der Offenbarung Jesu Christi, das heißt bei der Wiederkunft Jesu Christi, dargebracht wird.
Wichtig ist zunächst eine grundlegende Ausrichtung für Christen: Es geht nicht um Leistungsdenken, das müssen wir vergessen. In dieser Welt dreht sich alles nur um Leistungsdenken – nur darum! Bei Gott hingegen spielt Leistungsdenken überhaupt keine Rolle. Und wehe dem Christen, der sich als die Summe seiner Leistungen versteht. Das ist tödlich, führt in die Depression und zu einem freudlosen Christentum.
Wir sind Menschen, die allein auf die Gnade hoffen – das ist die Basis des ganzen Christenlebens. Gnade habe ich bereits gestern erklärt: Gnade bedeutet, dass Gott uns etwas schenkt. Gott verlangt keine Leistungen von seinen Kindern. Wir tun das übrigens auch nicht, oder? Oder verlangst du von deiner Alina Leistungen? Definierst du sie über ihre Leistungen? Kinder werden bedingungslos geliebt, einfach geliebt. So wachsen sie auf. Wenn ein Baby in der Hand liegt, sagt man nicht: „Na, warte nur, dir werde ich schon zeigen, wie das läuft.“ Das Kind wird geliebt. Kinder, die als Babys nicht geliebt wurden, haben später oft einen Persönlichkeitsknacks. Sie haben Schwierigkeiten und müssen erst lernen, dass sie von Gott geliebt sind.
Geistlich gesehen bedeutet das: Kein Leistungsdenken, keine Werke, damit man gut auf die Gnade hoffen kann. Doch es ist nicht einfach so, dass man nur hoffen kann, ohne etwas zu tun. Petrus sagt: „Umgürtet die Lenden eures Denkens und seid nüchtern und setzt eure Hoffnung auf die Gnade.“ Man könnte auch übersetzen: „Nachdem ihr eure Lenden eures Denkens umgürtet habt und als nüchterne Menschen, setzt gezielt eure Hoffnung auf die Gnade.“ So könnte man das auch verstehen.
Was bedeutet das aber? Wir haben schon bemerkt, dass Petrus oft in Bildern spricht, und man fragt sich: Was soll das? „Lenden umgürten“ – einen Gürtel anlegen – was meint der Jude damit? Petrus spricht hier in jüdischer und alttestamentlicher Sprache. Die Juden trugen Kleider, die bis zum Boden reichten. Damit konnte man nicht schnell gehen, man stolperte leicht. Deshalb nahm man einen Gürtel und steckte die Hälfte des Mantels in den Gürtel, sodass das Kleid nur noch bis zu den Waden reichte. So konnte man besser gehen und stolperte nicht.
„Umgürtet eure Lenden“ tut man, wenn man es eilig hat. Man denkt an die Israeliten in der Wüste, die das Passa feiern sollten. Sie sollten das Lamm essen mit dem Stab in der Hand und mit umgürteten Lenden, also in Eile. 2. Mose 12,11 sagt: „Eure Lenden seien gegürtet, eure Schuhe an euren Füßen, euren Stab in eurer Hand, und ihr sollt es essen in Eile; denn es ist das Passa des Herrn.“ Das heißt: Jederzeit bereit zum Aufbruch.
In jener Nacht musste alles schnell gehen. Eine Million Menschen mussten auf die Beine gebracht und aus Ägypten herausgeführt werden. Das musste organisiert und schnell erledigt sein. Übertragen bedeutet das: Lebe jederzeit bereit zum Aufbruch in die Ewigkeit. Das heißt, denk daran, du lebst hier als Fremdling, im Blick auf die Ewigkeit. Richte dich nicht so ein, als ob du für immer auf dieser Welt bleiben würdest, sondern sei bereit zu gehen. Und das kommt schneller, als man denkt.
Meistens denkt man als junger Mensch: „Ja, ich habe noch lange Zeit, 60, 70, 50 oder 40 Jahre.“ So dachte ich auch. Ich möchte eine Geschichte erzählen: Wir wohnen in einem Dorf, das etwas kleiner ist als dieses hier. Ich spielte gerne mit meinem Sohn Fußball. Er war etwa zehn Jahre alt, da konnte ich noch mithalten, mit zehnjährigen Kindern, das ging noch. Elf Jahre ging auch noch. Da war ein ganz lieber Junge dabei, der hieß Sergei. Er ist aus Moldawien adoptiert worden von einer Familie, die selbst schon sieben Kinder hatte. Dann adoptierten sie noch Sergei als achtes Kind. Er kam mit etwa neun Jahren nach Europa, in die Schweiz. Er war ein ausgezeichneter Fußballspieler, man staunte, wie gut er mit dem Ball umgehen konnte. Wir wurden richtig befreundet, und ich hatte auch das Anliegen, ihm das Evangelium klarzumachen. Doch es gab kaum Gelegenheit dazu.
Dieser Junge baute sich als Zwölfjähriger eine Sandburg. Auf einem Bauernhof lag ein großer Sandhaufen, den sie für den Boden brauchten. Dort grub er Höhlen in den Sand hinein. Sein kleiner Bruder half mit, und beide freuten sich sehr. Eines Tages war Sergei in der Sandburg, als sie plötzlich zusammenstürzte – er war mitten drin. Der kleine Bruder lief schnell zur Mutter und suchte sie. Sie kamen und fragten: „Wo ist der Junge?“ „Irgendwo unter dem Sandhaufen.“ Sie begannen zu graben, aber der Sandhaufen war riesig. Sie konnten nichts ausrichten und alarmierten die Feuerwehr. Nach 15 Minuten wurde Sergei ausgegraben – leider zu spät. Das war für uns alle sehr schwer. Das ganze Dorf war geschockt. Jeder dachte: So schnell ist das Leben vorbei, so schnell ist die Ewigkeit da. Niemand hätte das gedacht.
Petrus sagt hier: Unser Denken soll nicht zu stark belastet sein von den Dingen dieser Welt, sondern wir sollen bereit sein zum Aufbruch in die andere Welt. Diese ist schneller da, als wir denken. Unsere Gedanken sollen „umgürtet“ sein – das meint unsere Gesinnung, unser Denken. Dieses darf nicht zu stark belastet sein von den Dingen, Sorgen und Kümmernissen dieser Welt. Die Gedanken sollen nicht zu sehr von der Welt beschlagnahmt werden. Stattdessen sollen andere Dinge einen Christen beschäftigen.
Auch im Kolosserbrief spricht der Apostel Paulus davon. Er sagt: „Denkt an das, was droben ist, wo Christus ist, der zur Rechten Gottes sitzt. Denn euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.“ Christus ist verborgen, und dort sind wir zu Hause. Das soll unsere Gedanken beschäftigen.
Wie macht man das? Wie denkt man an den Himmel? Lass nicht die irdischen Dinge als Erste dein Denken beschlagnahmen, sondern lass die göttlichen Dinge dich beschäftigen. Es ist so leicht, dass uns das Irdische gefangen nimmt. Unser ganzes Denken wird von so vielen Dingen dieser Welt gefangen gehalten.
Wisst ihr, was ich froh bin? Dass wir dieses Jahr ein ungerades Jahr haben. Wisst ihr warum? Wenn wir jetzt ein gerades Jahr hätten, zum Beispiel 2012 oder 2014, was wäre dann? Fußball! Und wir würden nur an Fußball denken. Zwei Monate oder eineinhalb Monate denken die Leute nur an Fußball. Da ist doch etwas verkehrt. Jeder denkt an seine elf Millionäre, die gegen andere elf Millionäre spielen und versuchen, den Ball ins Tor zu schießen, um noch mehr Millionen zu verdienen. Da ist etwas falsch.
Ich habe nichts gegen Fußball. Ich spiele selbst Fußball, früher jedenfalls, heute nur noch wenig. Aber es ist falsch, wenn uns das ständig beschäftigt. Wenn ein Fußballspieler oder seine Lebensgefährtin ein Kind bekommt, wissen alle Kinder Bescheid. Was ist hier los? Man füllt sein Denken mit Banalitäten, und das Gehirn ist überfüllt.
Petrus sagt: Lasst euer Denken nicht zu stark belastet sein von den Dingen und Sorgen dieser Welt. Natürlich ist es wichtig, ob Bayern München oder Dortmund gewinnt. Aber bitte, das darf mich höchstens einen Abend beschäftigen. Dann sollte Schluss sein. So wichtig ist es nun auch nicht. Heute hat jeder fast schon vergessen, wer gewonnen hat.
Unsere Gedanken sollen nicht zu sehr beschlagnahmt sein. Dort, wo der Herr Jesus Christus ist, dort sollen unsere Gedanken sein. Wir sollen wissen, wer Habakuk ist, wir sollen wissen, was im Haggai steht, und wir sollen wissen, wie es dem Reich Gottes in Syrien geht, den Christen in Jordanien und den Gläubigen in Nordkorea. Das soll uns beschäftigen. Auch in Indien und Sri Lanka. Vielleicht haben wir Kontakte zu Missionaren. Das soll uns beschäftigen: Wie geht das Reich Gottes voran? Wie kann ich meine Nachbarn für den Herrn gewinnen und dafür beten? Oder meinen Schulkollegen oder Fußballkollegen?
Wir sollen ein großes Anliegen für unsere Mitmenschen haben. Ich war vor kurzem in einer Gemeinde, lauter Leute zwischen zwanzig und dreißig Jahren, viele Babys. All diese Menschen kommen aus furchtbaren Verhältnissen: kaputte Familien, von der Straße aufgegriffen, Trinker, Süchtige, Unzüchtige, schlechte Beziehungen zu den Eltern, gar keine Eltern oder nur eine Mutter – schlimmste Verhältnisse. Ich frage mich, wie sind sie zum Glauben gekommen?
Da war ein Mann, der mit dreizehn Jahren ins Gefängnis kam und mehr oder weniger bis zum achtzehnten Lebensjahr dort blieb. Dann kam er in eine Anstalt, dann in die nächste, völlig kaputt. Schließlich kam er mit dem Evangelium in Berührung, bekehrte sich und bekam ein Herz für solche Leute. Dann „angelt“ er solche Menschen. Jetzt sind sie eine Gruppe von etwa hundert Christen.
Was machen sie? Dreimal dürft ihr raten: Das größte Anliegen ist Evangelisation. Wie bekommen wir noch mehr Menschen zu Jesus? Sie haben Kontakt zu Muslimen. Einige wohnen in Gegenden, in denen viele Muslime leben. Dort kümmern sie sich um die kleinen Kinder, denn die Muslime kümmern sich kaum um die ganz Kleinen. Sie versammeln die Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, machen Kinderstunden, spielen mit ihnen und lernen Bibelverse auswendig. Die Mütter denken: Wunderbar, die sind jetzt beschäftigt. Ab sechs Jahren holen die Muslime die Kinder wieder, weil sie sie dann zu Muslimen erziehen wollen. Aber von drei bis sechs Jahren werden die Kinder mit dem Evangelium konfrontiert, und das ist eine wunderbare Sache. Vierzig Kinder nehmen daran teil.
Wo sind unsere Gedanken? Wie kann ich Menschen für den Herrn gewinnen? Wie kann ich noch mehr zu Jesus führen? Wie kann ich meinem Freund die Bibel nahebringen? Ich darf dafür beten. Der Herr hat gesagt: Wenn uns Weisheit mangelt, sollen wir beten.
Aber nun müssen wir zum Text zurückkehren. Ich bin jetzt etwas abgeschweift, aber es ist wichtig.
Die Aufforderung zur geistlichen Wachsamkeit und Nüchternheit
Hoffet, während ihr nüchtern seid – oder als Nüchterne hofft. Zuerst sagte er, wir sollen umgürtet sein an den Lenden unseres Denkens. Dann sagte er, wir sollen nüchtern sein.
Was heißt nüchtern? Nüchtern bedeutet nicht, dass man nicht gegessen oder getrunken hat. Wenn man nachmittags ein richtig gutes Mittagessen hatte und dann eine Versammlung stattfinden würde, wäre das oft schwierig. Man kann sich dann nicht gut konzentrieren, schläft vielleicht ein und ist nicht mehr nüchtern. Dann ist ja erst das Blut im Bauch.
Aber was bedeutet nüchtern im Geistlichen? Wenn Petrus sagt, wir sollen nüchtern sein, heißt das, innerlich sollen wir nüchtern sein. Das bedeutet, wir sollen wachsam sein. Wenn man unterwegs ist, zum Beispiel beim Wandern, ist es nicht gut, mit vollem Bauch zu wandern.
Die Gefahr besteht darin, dass wir uns mit den Dingen dieser Welt berauschen lassen. Wir können uns von dem Irdischen aufsaugen oder absorbieren lassen – wie Johannes es beschreibt: die Lust der Augen, die Lust des Fleisches und den Stolz des Lebens.
Das, was wir genießen sollen, ist das Wort Gottes, das Reich Gottes, das Gebet und die Gemeinschaft mit Jesus Christus. Ebenso gehört die Gemeinschaft mit Christen dazu, die wir im Herrn fördern wollen.
Wir sollen also heißhungrig sein nach dem Wort Gottes und nicht einen vollen Magen haben von den Dingen dieser Welt.