Herzlich willkommen zum Podcast der EFA Stuttgart mit Thomas Povileit und Jörg Lackmann.
Unser Podcast möchte dazu anregen, das Christsein praktisch zu leben und zugleich zum theologischen Nachdenken einladen.
Versuchungen sind äußerst verlockend, sonst würden sie nicht so heißen. Sie verleiten uns zu verbotenen Handlungen und versprechen kurzfristige Befriedigung. Langfristig jedoch schaden sie uns immer.
Ihr zerstörerischer Einfluss ist oft nicht sofort sichtbar, doch er wirkt langfristig umso verheerender. In diesem Podcast wollen wir einige Gedanken über praktische Vorgehensweisen im Kampf gegen Versuchungen teilen.
Jörg wird verschiedene Fragen dazu beantworten. Jörg, ist es normal, dass jemand, der mit Jesus unterwegs ist, Versuchungen hat? Oder betrifft das nur lauwarme Christen, die sowieso zwischen links und rechts unterwegs sind? Also eher die unteren Stufen des Christseins?
Ja, genau. Es gibt einmal zwei Arten von Versuchungen. Die eine würde ich eher Prüfungen nennen – also die Schwierigkeiten des Lebens. Die andere sind Versuchungen zur Sünde.
Jesus wurde auch vom Teufel versucht. Insofern trifft es natürlich jeden, selbst wenn er perfekt war. Auf dieser Erde werden wir Versuchungen haben, weil wir in einer gefallenen Welt leben. In uns ist noch das sogenannte Fleisch, das sündig ist. Zwar haben wir den Heiligen Geist, aber das Fleisch ist trotzdem da.
Zudem verfolgen uns Satan und die Welt um uns herum. Versuchungen werden also immer bleiben. Das ist die schlechte Nachricht. Aber so ist es nun einmal. Man muss sich dieser Realität stellen.
Wir wollen in diesem Podcast sehr praktisch über Versuchungen sprechen. Manchmal ist es wichtig, Grundsätze im Blick auf Versuchungen zu formulieren. Gibt es solche Grundsätze, die du zunächst betonen möchtest, bevor wir in die Praxis einsteigen?
Der Schwerpunkt heute wird die Praxis sein. Dieser Podcast ist sozusagen ein Spin-off von einer Predigt, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Dort habe ich festgestellt, dass es eine starke Rückmeldung auf einen sehr praktischen Teil der Predigt über Versuchungen gab. Ich habe gemerkt, dass viele das nicht auf dem Schirm hatten. Deshalb dachte ich, wir machen es heute einfach mal konkret.
Grundlagenmäßig sehen wir uns das bei Jesus an. Natürlich ist das Problem unsere Sünde. Jesus wurde zwar richtig versucht, und er kann deshalb mitfühlen, aber er war ohne Sünde. Das ist der große Vorteil.
Jakobus sagt, dass die Begierden in uns uns dazu führen, falsch zu handeln und zu sündigen. Das ist der Kampf in uns. Im Galaterbrief wird dieser Kampf vor allem in Kapitel 5 sehr stark dargestellt. Dort wird der Kampf zwischen dem Heiligen Geist und unserem Fleisch, also unserem sündigen Wesen, beschrieben. Auch als Christen haben wir dieses sündige Wesen noch. Dieser Kampf bleibt.
Dieser Kampf wird mit drei Gegnern geführt: einmal mit uns selbst, dann mit der sogenannten Welt, also der sündigen Welt um uns herum, und schließlich mit den geistigen Mächten, den bösen geistigen Mächten, mit Satan.
Im ersten Johannesbrief wird das zusammengeführt: „Fleisch wählt Satan“. Das sind die Gegner. Es muss also nicht immer nur Satan sein. Manchmal heißt es, Satan hat mich versucht, ja. Aber manchmal ist es auch das eigene Fleisch, das einen fortzieht, das eigene Wesen.
Ich weiß nicht genau, wie man das immer richtig trennen kann. Ich suche da immer ein bisschen. Mal wird das eine eher betont, mal das andere. Wahrscheinlich ist es immer ein Zusammenspiel.
Wenn Jesus wiederkommt, dann werden unsere Seelen errettet. Das bedeutet, dass wir auch von der Gegenwart der Sünde erlöst werden. Dann ist die Sünde Vergangenheit. Im Himmel wird es keine Versuchungen mehr geben. Die wird es nicht mehr geben.
Dort kommt niemand mehr an dich heran und versucht, dich auf den falschen Weg zu bringen. Es wird keine Versuchungen mehr von außen geben. Es gibt keinen Satan mehr, keine böse Welt mehr. Auch innen bist du verwandelt. Selbst wenn es Versuchungen gäbe, was aber nicht der Fall ist, würdest du nicht darauf reagieren, weil du einen neuen Körper hast und dein Herz nicht mehr sündigen kann.
Aber in der Zwischenzeit ist das noch so, und damit müssen wir leben. Das können wir uns nicht anders aussuchen. Deshalb ist es wichtig, dass wir Podcasts wie diesen machen und uns über Versuchungen Gedanken machen.
Was würdest du denn als ganz Wesentliches im Kampf gegen die Versuchung ansehen?
Was mich erst einmal getrost macht, ist das, was Jesus zu Simon Petrus sagte, als dieser sehr selbstsicher auftrat. Jesus sagte ihm, dass sie alle ihn verlassen würden und er gekreuzigt werden würde. Petrus antwortete darauf: „Nein, nein, die anderen vielleicht, aber ich nicht!“ Doch Jesus erwiderte: „Doch, auch du wirst mich verlassen. Der Satan will dich sichten wie das Weizen.“ Das bedeutet, der Satan will dich abernten, er will dich fertig machen. Aber sei getrost, Jesus hat für dich gebetet, damit dein Glaube nicht aufhört.
Wenn wir das genau lesen, war das sehr scharf formuliert. Petrus hat Jesus verflucht, indem er sagte: „Ich kenne ihn nicht, ich habe nichts mit ihm zu tun.“ Das kann man durchaus als Verfluchung bezeichnen. Doch Jesus hat für ihn gebetet, und deshalb ist sein Glaube nicht aufgegeben worden. Später ist Petrus wieder auf Jesus zugegangen.
Wie es im 1. Korinther 10,13 heißt: Es gibt keine Versuchung, die zu viel für euch ist. Es wird immer einen Ausweg geben, und Gott weiß, was er uns zumutet. Das ist die Grundlage, die gesetzt ist – egal wie schwierig oder verlockend die Situation ist. Jeder Mensch ist anders gestrickt. Den einen kannst du mit dem einen Thema versuchen, den anderen gar nicht.
Wenn du mir zum Beispiel etwas mit Autos erzählen willst, bin ich absolut kalt. Da wirst du keinerlei Bewegung merken. Ich erkenne ein schönes Auto, aber der Lebensstil, der dazugehört, ist für mich keinerlei Versuchung. Geh bei mir in einen anderen Bereich, und dann bin ich sehr sensibel.
Die Grundlage für beide Bereiche ist: Jeder betet für uns, und auch wir können beten. Im Vaterunser heißt es ja: Wir beten Gott an, dann bitten wir um unser tägliches Brot, dass uns vergeben wird, und schließlich: „Führe uns nicht in Versuchung, sondern bewahre uns vor dem Bösen.“ Das betet der Herr für uns.
Manchmal werden wir in Versuchung geführt, auch wenn Gott uns nicht zum Bösen versucht. Er erlaubt aber solche Situationen. Dafür dürfen wir auch beten, und der Herr wird uns dann bewahren.
Im Prediger 7,26-27 geht es zum Beispiel um eine Frau, die lockt. Dort steht: Wen der Herr hasst, den wird er in die Falle gehen lassen, aber wen der Herr liebt, den wird er bewahren. Das ist nicht wörtlich zitiert, aber die Grundaussage stimmt. Gott bewahrt die, die er liebt, vor bestimmten Schritten.
Das habe ich in meinem Leben oft erlebt. Bei manchen Situationen dachte ich: „Heu, heu, heu!“ Das hätte auch anders ausgehen können. Doch Gott hat seine Hand darüber gehalten. Da war nichts, und im Rückblick schreibe ich das nicht mir zu. Ich sage vielmehr: Wenn das oder das anders gewesen wäre, wäre es ganz schön kritisch geworden. Da merke ich die bewahrende Hand Gottes.
Das ist, denke ich, Jesu Gebet – und auch unser Gebet.
Ja, wie gesagt, wir befinden uns in der Praxis. Was würdest du noch als wichtig erachten, wenn man bei Versuchungen siegreich sein möchte?
Zum einen sind da die sogenannten geistlichen Disziplinen: Gebet, Bibellesen, Gemeinschaft und die Ausrichtung auf Christus. Darauf möchte ich heute keinen Schwerpunkt legen, da diese Themen häufig in Predigten behandelt werden.
Stattdessen möchte ich heute auf zwei Dinge eingehen, die ich bei der Rückmeldung zur Predigt als wichtig empfinde.
Erstens wollen wir das Ganze einmal durchdenken – was immer das auch genau heißen mag.
Zweitens soll es darum gehen, sehr konkret bestimmte Versuchungen zu betrachten und ihnen nachzugehen.
Das sind die zwei Schwerpunkte, die ich heute setzen möchte.
Das Durchdenken einer Versuchung ist wichtig. Wenn eine Versuchung auf dich zukommt, ist das natürlich erst einmal ein geistlicher Kampf. Gleichzeitig hat es oft sehr handfeste, konkrete Aspekte.
Eine Versuchung tritt häufig an ähnlichen oder denselben Orten auf. Das ändert sich nicht immer. Deshalb lohnt es sich, darüber nachzudenken: Wenn du bemerkst, dass du immer wieder von etwas angefochten wirst und in Gefahr kommst, eine bestimmte Sünde zu begehen, überlege dir, wann das passiert.
Passiert es bei der Arbeit, in der Freizeit, morgens oder abends? Passiert es, wenn du in Gesellschaft bist oder allein? Passiert es unter der Woche oder am Wochenende? Passiert es, wenn du gestresst bist, oder wenn du entspannt bist? Meistens wirst du ein Muster feststellen.
Du kannst dich fragen, wo die Versuchung stattfindet. Zu Hause, unterwegs oder an einem anderen Ort? Auch hier wirst du oft ein Muster erkennen. Wer ist daran beteiligt? Findet die Versuchung allein oder in Gesellschaft statt? Hat etwas in deinem Denken vorher stattgefunden, das dazu führt? Vielleicht zwei, drei Tage vorher? Warum reagierst du so, wie du reagierst?
Wir machen das jetzt mal konkret: Denke darüber nach, was der Charakteristiker dieser einen Versuchung ist, die du jetzt bekämpfen willst. Reflektiere darüber. Reflektieren ist eine weisheitliche Herangehensweise, die ich aus den Sprüchen kenne. In Sprüche 5 bis 7 geht es sehr stark um die Gefahr von falschen Beziehungen vor oder außerhalb der Ehe.
Dort sagt Salomo zu seinem Sohn, um ihn zu bewahren: „Geh nicht auf den Weg dieser Frau“, also halte dich fern von ihr. Das heißt natürlich, es gibt gewisse Orte, die man meiden soll.
Zum Beispiel, wenn du mit Frauen im Internet Probleme hast, habe ich von jemandem gehört, der sich jeden Abend mit seinem Bier und seinem Laptop in den Keller zurückzieht. Dabei merkt man schon, was das bedeutet: Er wird sich nicht mehr in den Keller zurückziehen, sondern der Laptop steht in der Wohnung, so, dass sobald jemand die Tür öffnet, er sofort auf dem Bildschirm sieht, was passiert. Zum Selbstschutz.
Du stellst den Laptop nicht so, dass jemand von hinten darauf schauen kann und du erst noch wegklicken musst. Denn dann hast du genug Zeit, wegzuklicken. Stattdessen stellst du ihn so, dass du sofort siehst, wenn die Tür aufgeht. So kannst du nicht mehr nervös reagieren und zu spät wegklicken, wenn dieser Ort dir Probleme macht.
Oder: Wenn du jeden Abend an einem Kiosk mit deinen Kumpels trinkst und zu viel Alkohol konsumierst, solltest du vielleicht einen anderen Weg zur Arbeit wählen. Möglicherweise musst du dich von diesen Kumpels auch einmal trennen. Ob das die wahren Freunde sind, ist ohnehin die Frage.
Bestimmte Orte können also problematisch sein. Wie in den Sprüchen heißt es: Meide ihren Weg, bleib möglichst weit weg. Das heißt natürlich auch, dass du dich entscheiden kannst, wie du damit umgehst. Aber vielleicht solltest du mit der Ex-Freundin in den sozialen Medien nicht mehr verbunden sein, denn sonst kommt der Kontakt wieder hoch oder Ähnliches.
Für unsere Generation war das nicht so wichtig, weil es soziale Medien damals kaum gab. Für die heutige Generation ist das etwas anderes. Da kenne ich mich nicht so gut aus, aber das sollte man überlegen.
Es gibt bestimmte Orte, die man meiden sollte, und Orte, die einen triggern. Warum passiert das? Ein Beispiel: Du kommst abends von der Arbeit nach Hause und versinkst in sozialen Medien oder Streaming-Diensten und schaust zu viele Serien. Gegen Unterhaltung ist nichts einzuwenden. In der Bibel gab es auch Feste, bei denen man sich gut amüsierte. Das ist nicht das Problem.
Aber du weißt selbst, dass es zu viel sein kann. Wichtig ist, warum du das machst. Je nachdem musst du anders vorgehen.
Machst du das, weil du vom Tag gefrustet bist und für deinen Frustabbau in Fantasiewelten eintauchst? Ein guter Film und Ähnliches? Dann machst du vielleicht zu viel, weil du dich nicht nur unterhältst, sondern gleichzeitig deine Seele reparierst.
Etwas anderes ist es, wenn du nach Hause kommst und dir einfach nur langweilig ist oder du Ansprache suchst. Je nachdem musst du anders damit umgehen, wenn du nicht zu viel machen möchtest.
Das ist eigentlich eine neutrale Sache, aber du hast für dich erkannt, dass es zu viel ist und du es meiden möchtest. Überlege, was die Ursache ist. Je nachdem musst du anders reagieren.
Wenn es Langeweile ist, hatte ich früher eine Zeit, in der ich keinen Fernseher hatte. Die erste halbe Stunde war schwierig, danach ging es. Ich habe gelernt, dass ich nur die erste halbe Stunde durchhalten muss und mich mit etwas anderem beschäftigen sollte. Dann wird es nicht zur Sucht.
Du musst den Fernseher nicht abschaffen, sondern wissen, dass diese Phase kritisch ist. Meide das in dieser Phase. Wichtig ist, dass du dich selbst beobachtest, dich gut kennenlernst und überlegst, wo die gefährlichen Situationen sind.
Passiert das, wenn du besonders müde bist oder besonders euphorisch? Manchmal ist die größte Versuchung da, wenn man erfolgreich ist und auf der oberen Welle reitet, weil man dann unaufmerksam wird. Oder ist es eher, wenn du tief unten bist, belastet oder gestresst?
Ich habe ein Beispiel gehört vom Kongress des Weißen Kreuzes. Es ging um Sexualität, aber ich erinnere mich nicht genau. Ein Seelsorger ließ einen Studenten ein Tagebuch führen. Es ging um eine sexuelle Sünde, wahrscheinlich Pornografie oder Ähnliches.
Der Student bemerkte, dass er immer dann Probleme hatte, wenn er allein war und sich einsam fühlte. Wenn er in Gesellschaft war oder beschäftigt, gab es kein Problem. Er musste also die Zeiten, in denen er allein war, in den Griff bekommen.
Das war bei ihm anders als bei anderen. Heute ist es beispielsweise oft das Handy. Man kann im Raum mit anderen Leuten konsumieren, das ist nicht das Problem. Aber bei ihm war es das Alleinsein.
Er vereinbarte mit einem Freund, ihn anzurufen oder setzte sich bestimmte Termine an besonders kritischen Tagen, etwa am Übergang von der Arbeitswoche zum Wochenende, wenn viel Zeit ist und man in ein kleines Loch fällt.
Dann fiel er nicht mehr so leicht in die Versuchung. Manchmal war er trotzdem entmutigt, weil er rückfällig wurde, obwohl es vorher gut lief. Er sagte, das passierte an Ostern, als niemand da war.
Der Seelsorger ermutigte ihn: Freu dich, du hast jetzt viel weniger Rückfälle als früher. Das muss man auch sehen. Es war eine Sondersituation. Nun musste er überlegen, was er in solchen Situationen macht, wenn er nicht zu Freunden gehen kann.
Auch dafür fand er eine Lösung. Das ist ganz normales Durchdenken: Wann, wo, wer, warum mache ich das? Wie komme ich da rein?
Manchmal merkt man schon zwei, drei Tage vorher, dass das Gedankenkarussell anfängt. Die Schlacht wird nicht erst am Tag der Versuchung geschlagen, sondern schon zwei Tage vorher. Dann musst du Stopp sagen, wenn du merkst: So schlimm ist das nicht, das erlaube ich mir jetzt mal.
Auch bei Hassgedanken und anderen Dingen ist es oft so, dass sie erst spät richtig schlimm werden.
Ich finde es interessant, dass wir bei uns vor Ort das Seehaus haben, eine Einrichtung für jugendliche Straftäter, bevor sie in den Jugendknast kommen.
Man muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen, es darf nicht zu kriminell sein. Dann bekommt man die Wahl: Entweder man geht ins Seehaus oder in den Knast.
Das Seehaus hat einen strikten Tagesablauf. Morgens beginnt der Tag mit einer Sportrunde, danach ist der Tag durchgetaktet mit Arbeit und anderen Aktivitäten.
Diese Struktur hilft den Jugendlichen, langfristig von der Kriminalität wegzukommen, weil sie andere Dinge lernen.
Das ist dasselbe Prinzip wie hier: Wir schauen uns das Umfeld der Tat an, nicht nur die Tat selbst.
Das ist der große Punkt, auf den ich hinaus will: Wir kämpfen oft gegen die Versuchung an sich. Vielleicht sollten wir manchmal das Umfeld der Versuchung betrachten und fragen: Wann, wo, wie, was? Und das angehen.
Das würde uns enorm helfen. Denn wenn man nur gegen die Handlung kämpft, sind wir oft zu schwach. Aber wenn wir das Umfeld richtig gestalten, haben wir vielleicht 50, 60 oder sogar 80 Prozent der Arbeit schon erledigt. Dann wird es viel leichter, der Versuchung entgegenzutreten.
Das habe ich auch im Seehaus gelernt. Die Jugendlichen kommen allein dadurch aus dem Sumpf heraus, dass sie einen geregelten Tagesablauf haben, Verantwortung übernehmen, jemanden haben, der sich um sie kümmert und sie liebt.
Sie müssen nicht direkt gegen die Kriminalität kämpfen, sondern lernen, aufzustehen und Disziplin zu haben. Das hilft ihnen später auch bei anderen Herausforderungen.
Diese indirekte Vorgehensweise, das Umfeld zu betrachten, ist entscheidend. Das war jetzt die Botschaft.
Vielleicht, bevor ich zur nächsten Frage komme, noch eine Ergänzung von meiner Seite. Was ich immer wichtig finde, ist, wenn eine Sünde in mein Leben hineinkommen möchte, wirklich auch zu fragen: Was verspricht sie dir? Es ist wichtig zu begreifen, was da passiert. Die Sünde verspricht mir Befriedigung, Frieden, Freude oder Ähnliches. Dann sollte man überlegen: Was gibt sie dir und was gibt Christus dir?
Hier stellt sich ein großer Kontrast dar. Auf der einen Seite ist da nur Luft, auf der anderen Seite ist es wirklich Jesus, der mehr gibt. Diese Komponente ist entscheidend, wenn man das im Blick auf sich selbst betrachtet.
Wir haben uns jetzt nochmal dieses Umfeld angeschaut. Vielleicht überlegen wir uns nun noch konkreter den Kampf gegen die Sünde. Das heißt, du könntest nochmal Beispiele zu einzelnen Sünden bringen. Wie kann ich konkret damit umgehen, wenn Versuchungen kommen?
Wir können im Epheserbrief ab Kapitel 4, Vers 25 einsteigen, denn dort wird es sehr konkret. Doch zuerst zu deinem positiven Dagegensetzen, dem „Warum“: Was verspricht mir die Sünde?
Ich bin kein Gärtner, aber ich habe mal etwas gehört, das ich total interessant fand und einfach mal glaube. Gärtner können sich gern bei mir melden, ob das stimmt. Ein Gärtner sagte: Du kannst nicht gegen Unkraut ankämpfen, das geht nicht. Das Unkraut ist immer stärker. Du musst Pflanzenarten setzen, die schneller wachsen als das Unkraut.
Das war für mich ein Bild: Wenn ich versuche, gegen etwas anzukämpfen, gegen eine Sünde, dann habe ich ja nichts Attraktives dagegenzusetzen. Wenn mein Problem die Freude ist und ich endlich Freude in meinem langweiligen, monotonen, tristen Leben will, dann nützt es nichts, immer nur zu sagen: „Ich darf diese Sünde nicht machen“, weil sie mir Freude verspricht.
Stattdessen muss ich eine andere Freude finden, die stärker ist. Dann verdrängt diese Freude das Unkraut. Wenn ich eine stärkere Freude habe, warum sollte ich die Sünde dann noch tun?
Ein Beispiel dazu: Wenn du den Hund vom Knochen weg haben willst, wirf ihm ein Steak hin. Er wird das Steak nehmen, natürlich. Wenn du also etwas Interessantes im Leben haben willst, dann ist die Sünde interessant. Überlege dir vielleicht: Was ist denn für mich noch wirklich spannend?
Für manche ist es vielleicht wirklich an der Zeit, ein bestimmtes Hobby anzufangen. Vor allem in schwierigen Phasen kann man sagen: „Okay, jetzt mache ich das, weil es für mich total spannend ist.“ Es erfüllt mich so, dass ich der Sünde widerstehe.
Oder man setzt etwas Geistliches dagegen. Es kommt immer darauf an, was die Ursache dahinter ist. Die Ursachen sind ganz verschieden.
Im Epheserbrief, wie gesagt, wird es konkret. Zum Beispiel Epheser 4,25 über die Lüge. Das lesen wir jetzt mal ganz vor. Das glaube ich ist besser.
Epheser 4,25: „Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind.“
Das klingt erst mal nicht so prickelnd, wenn man es nicht durchdenkt. Da steht: Lügt nicht mehr, sondern rede die Wahrheit. Logisch, oder? Die Wahrheit soll gegen die Lüge gesetzt werden.
Aber ich finde diesen Teilsatz so interessant, weil da steht: „Jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind.“ Wenn du lügst, dann versprichst du dir etwas für dich. Du lügst, weil du etwas Negatives umgehen willst oder weil du etwas für dich erreichen willst.
Wenn du jetzt die Wahrheit deinem Nächsten sagst, hast du auf einmal deinen Nächsten im Blick. Das heißt, es reicht nicht nur zu sagen: „Ich lüge nicht mehr.“ Du musst lernen: „Ich stehe für die Wahrheit und ich denke an andere Menschen.“
Wir sind untereinander Glieder, das steht nämlich da. Das beeinflusst mich, wenn ich andere Menschen anlüge, weil sie dann kein Vertrauen mehr haben. Wir gehören zusammen, und dadurch wird die Beziehung schlechter.
Das ist eine ganz andere Grundlage, als wenn du nur sagst: „Ich will nicht mehr lügen“, weil du beim nächsten Mal wieder einknickst, wenn du negative Konsequenzen hast, wenn du die Wahrheit sagst.
Wenn du aber merkst: „Oh, es geht ja auch um den anderen. Was macht das mit ihm?“, dann kommst du in ein ganz anderes Denken hinein.
Am Anfang des Kapitels sagt er, du ziehst den alten Menschen aus und den neuen an. Du legst dein altes Kleid ab und ziehst ein neues Kleid an.
Das neue Kleid heißt nicht nur: „Ich lüge nicht.“ Das neue Kleid heißt: „Ich bin jemand, der die Wahrheit spricht, der an seinen Nächsten denkt, der in einer Gemeinschaft lebt, die aufeinander angewiesen ist.“
Das ist eine positive Betonung. Das heißt auch vielleicht, dass ich öfter in diese Gemeinschaft hineingehe, wo ich früher vielleicht gemieden habe, weil ich zu oft gelogen habe.
Und wie gesagt: An den anderen denken und fühlen ist viel mehr, als nur zu sagen: „Ich versuche das.“ Du setzt eine neue Gewohnheit.
Die neue Gewohnheit ist Wahrheit, Gemeinschaft, an den Nächsten denken und nicht mehr nur an mich selbst.
Es sind also drei Dinge, die du da angehst.
Das Nächste:
„Zürnt ihr, sündigt dabei aber nicht. Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen, und gebt auch dem Teufel keinen Raum.“
Du darfst zürnen, denn es gibt Dinge, die unheilig sind, und darüber darf man sich aufregen. Aber sündige dabei nicht – das ist die Grenze. Das ist natürlich eine Gefahr, dass man diese Grenze überschreitet.
Außerdem soll der Zorn nicht zu lange anhalten. Die Sonne soll nicht über deinem Zorn untergehen. Wenn du Sünde im Leben eines anderen bemerkst, kannst du dich darüber aufregen. Doch wenn du dich zu lange aufregst, regst du dich nicht mehr über das Unheilige auf. Stattdessen ärgerst du dich über irgendetwas anderes. Dabei wächst in dir Bitterkeit, und das ist dann nicht mehr ohne Sünde.
Das heißt, du musst lernen, deinen Zorn zu bewältigen – und zwar innerhalb eines Tages. So steht es hier. Ich sage immer: mit einer Übernachtung, wenn du Schichtdienst hast oder Ähnliches.
Die Diskussion kam schon auf, was ist, wenn deine Frau nicht mit dir reden will, und du sollst ja am selben Tag noch versöhnen. Manchmal ist es vielleicht erst am nächsten Tag möglich. Aber auf jeden Fall heißt die Stelle: Je länger der Zorn anhält, desto gefährlicher wird es.
Da muss man genau hinschauen. Es steht auch der Satz: „Gebt dem Teufel keinen Raum.“ Selbst wenn du ein Gerechtigkeitsfanatiker bist oder ein starkes Bewusstsein für Gerechtigkeit hast und dich furchtbar darüber aufregst, wie sich der andere verhält, darfst du das nicht zu lange wuchern lassen.
Wenn du dich zu lange darüber aufregst, bekommt der Teufel Raum, obwohl du doch nur das Gute willst und dich nur über das Unheilige ärgerst.
Wenn du das überlegst, fällt es dir vielleicht als impulsanterem Menschen mit starkem Gerechtigkeitsempfinden besonders auf. Jeder ist ja anders. Die einen sind eher diplomatisch und wollen die Beziehung harmonisch halten. Die anderen setzen auf die Sache und sagen: „Nein, das ist Heiligkeit Gottes, und das muss so sein.“
Jeder hat seine Gefahr. Die Gefahr bei den Gerechtigkeitsfanatikern ist, dass sie die anderen vor den Kopf stoßen, bitter werden und zu lange bei ihrem Ärger bleiben. Dann kommt der Teufel auch – und das ist genau das, was du nicht haben willst.
Man muss sich einfach mal ausmalen, was das wirklich bedeutet. Es geht nicht nur darum, sich über die Sünde aufzuregen, über die du dich ärgerst. Sondern auch darum, die Folgen deines Zorns zu bedenken. Und das ist ganz konkret.
Oder nehmen wir das letzte Beispiel: Stehlen. Nein, eine Vorliste muss noch kommen. Das fand ich noch gut.
Also nehmen wir das Stehlen. Wer gestohlen hat, der soll nicht mehr stehlen, sondern vielmehr arbeiten und mit den Händen etwas Gutes schaffen. So hat er etwas, um es den Bedürftigen zu geben.
Du stiehlst also nicht mehr für deinen eigenen Vorteil, sondern du arbeitest. Klar, viele sagen: Warum soll ich arbeiten? Stehlen bringt mir mehr. Aber du willst mit deinen Händen etwas Gutes schaffen. Du verdienst zwar weniger, als wenn du stiehlst, aber du tust etwas Gutes.
Das ist der positive Ansatz. Du willst Bedürftigen abgeben, weil du an andere denkst und nicht nur an dich. Auch an Menschen, denen es schlechter geht.
Sonst denkst du immer nur an dich und daran, was du alles nicht hast. Du willst ja auch etwas erreichen, deshalb stiehlst du. Aber jetzt siehst du plötzlich: Da gibt es Leute, die sind bedürftiger als ich. Und selbst ich kann mit meinem Wenigen etwas abgeben.
Dann hast du eine ganz andere Sichtweise. Weg von dem Gedanken: Ich muss haben und brauche immer mehr.
Dafür musst du natürlich deine Ruhe in Christus finden und wissen, dass er dein Schatz ist. Dann kannst du das Positive statt dem Negativen setzen.
Es geht nicht nur darum, das Stehlen zu lassen, weil sonst der Freund wiederkommt, mit dem du immer deinen Ladendiebstahl gemacht hast, und du bist schnell wieder drin. Nein, ich schaffe jetzt etwas Gutes.
Ich habe das Lächeln der Frau gesehen, bei der ich jetzt meine soziale Arbeit gemacht habe, weil ich noch nicht im richtigen Beschäftigungsverhältnis bin oder etwas Ähnliches.
Ich konnte ein bisschen etwas für Missionare abgeben. Deswegen hat ein Kind dort das Evangelium gehört, oder jemand wurde geholfen, oder einem Blinden wurde etwas gegeben – etwas, das mich erfüllt.
Und letzter Tipp: Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund kommen, sondern nur etwas Gutes zur Erbauung, wo es nötig ist. So bringt ihr denen Gnade, die es hören.
Manchmal haben wir dafür ein schönes Bild: faules Geschwätz. Man merkt richtig den Mundgeruch und die Fäulnis, die da herauskommt, wenn man negativ ist. Stattdessen soll man die anderen erbauen. Dabei ist es wichtig, wirklich zu überlegen, was gut für den anderen ist und was nötig ist.
Das ist oft eine Gefahr, gerade für die Leute, die sich aufregen. Dann kommt nämlich oft faules Geschwätz heraus, das über das Herz des anderen richtet. Du hast etwas entdeckt, das bei dem anderen falsch ist. Aber ist es wirklich nötig, dass du es sagst? Musst du das sagen? Bringt es irgendetwas? Erbaut es den anderen? Gibt es denen Gnade, die es hören?
Stattdessen sollst du jemand sein, der Gnade bringt. Du kannst etwas sagen, aber eben nur, wenn es nötig ist. Und du sollst erbauen, was auch Ermahnung heißen kann. Im Griechischen ist das nämlich dasselbe Wort. Dabei ist die Blickrichtung immer, dem anderen zu dienen.
Faules Geschwätz ist letztendlich nur ein Erheben über den anderen. Das andere ist, dem anderen zu dienen.
Hier merken wir ganz konkret, zum Beispiel im 1. Timotheusbrief beim Thema Geld, was Reiche mit ihrem Geld machen können. Wir sind in Deutschland unter den fünf Prozent der reichsten Menschen der Welt. Wenn du ein Auto hast, bist du wahrscheinlich unter dem einen Prozent – oder keine Ahnung. Aber du kannst den Timotheusbrief nachlesen, besonders Kapitel 6, dort gibt es dazu einiges.
Auch in einigen anderen Stellen wird immer wieder etwas dazu gesagt.
Die Hauptbotschaft heute bei diesen praktischen Dingen ist: Überlege dir dein Umfeld, was deine Motivation ist und was du da reinbringst. Denke darüber nach, gehe die Punkte an, wo die Knackpunkte sind, die dich in Versuchung bringen.
Der Punkt hier wäre, dem Positives entgegenzusetzen. Nicht nur gegen die Versuchung zu kämpfen, sondern etwas anderes stattdessen zu tun.
Also mit der Versuchung umzugehen – das ist ja auch ein großer Teil der Botschaft.
Gibt es so etwas wie eine Befreiung von der Versuchung? Also, dass es Dinge gibt, die einem plötzlich keine Not mehr machen? Manches bleibt, aber gibt es das auch? Ja, das gibt es. Es ist interessant: Manchmal kämpft man jahrelang gegen eine Sache, und auf einmal ist sie weg. Das gibt es. Aber es gibt auch Dinge, die bleiben. Das ist ganz verschieden.
Ich denke, man hat teilweise wirklich Befreiung. Der Effekt über die Jahre ist wie ein Dammbruch: Irgendwann rieselt das Wasser und dann bricht der Damm – im Positiven. Aber manchmal kämpft man halt doch weiter, weil Gott es einem lässt. Epheser 6, die Waffenrüstung, sagt ja: Wenn du kämpfst, schau, dass du am Ende des Kampfes noch stehst. Und das ist oft die Situation. Es gibt beides: Befreiung und Fortschritte, und manchmal lässt Gott einen in diesen Situationen drin – aber nie über das Vermögen hinaus, nach 1. Korinther 10,13.
Ich erlebe es manchmal auch so, dass Gott einem eine Zeit lang etwas nimmt – an Druck, an Versuchung. Und dann merkt man, es kommt wieder, so nach dem Motto: Das kann ich dir schenken, vertraue mir. Das ist der Weg, auf den wir gemeinsam hingehen, und ich bin derjenige, der es in der Hand hat.
Versuchung ist ja auch etwas, wo ich Gottes Kraft immer wieder erlebe und mich auf ihn geworfen weiß. Also es ist nicht nur negativ, sondern es kann mir zur Bewährung meines Glaubens helfen. So sagt die Bibel es ja auch. Und es hilft, nahe an Jesus zu bleiben – einfach. Das wäre die geistliche Seite. Die habe ich heute nicht so betont. Da müsste man auf jeden Fall auf dieser geistlichen Seite reden: Was ist der Zweck von Versuchung? Und diese geistlichen Dispositionen, die kommen auch alle.
Ich habe heute nur dieses Randthema angesprochen, das ich seltener höre. Das gehört auch dazu. Das war natürlich nicht alles, aber das waren, glaube ich, mal zwei Anregungen, die man auch mal bedenken kann.
Diese nehmen wir gerne mit aus unserem Podcast der evangelischen Freikirche „Evangelium für alle“ in Stuttgart. Wir hoffen, dass ihr diese Impulse mitnehmen könnt und sie in eurem Alltag umsetzen könnt.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, Themen, die wir im Podcast behandeln sollen, oder auch Anmerkungen zu unserem Podcast, dann schreibt uns doch unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen. Um Jörgs Aussage nochmal aufzugreifen: Dass ihr nach dem Kampf stehen könnt.
Bitte geben Sie den zu überarbeitenden Text ein, damit ich Ihnen helfen kann.