Denn ihr erinnert euch, Brüder, an unsere Ankunft bei euch, wie wir nicht vergeblich zu euch gekommen sind, sondern obwohl wir zuvor unter viel Widerstand und großer Bedrängnis gelitten hatten, haben wir den Willen Gottes erfüllt.
Denn ihr wisst selbst, Brüder, dass unser Kommen zu euch nicht vergeblich war. Wir haben nicht versucht, euch zu schmeicheln, wie einige es tun, sondern wir haben euch das Evangelium Gottes mit großer Kraft und Überzeugung verkündet, nicht mit menschlicher Weisheit, damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft gegründet sei.
Wir aber haben uns als liebende Väter euch gegenüber erwiesen. Wir haben euch getröstet und ermahnt, wie ein Vater seine Kinder.
Erinnert euch daran, wie wir euch gegenüber lebten und arbeiteten, um euch nicht zur Last zu fallen. Wir haben euch das Evangelium Gottes verkündet, nicht nur mit Worten, sondern auch mit Kraft und mit dem Heiligen Geist und mit großer Überzeugung.
Ihr seid Zeugen, wie heilig, gerecht und untadelig wir unter euch gelebt haben, die Gläubigen. Wie ein Vater seine Kinder ermahnt und tröstet, so haben wir euch ermutigt und euch an Gottes Willen erinnert.
So bitten wir euch, Brüder, dass ihr würdig des Rufes lebt, mit dem ihr berufen seid, mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld, einander in Liebe ertragend. Bemüht euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens.
Einführung in die Bedeutung der Paulusbriefe und die Gemeinde von Thessalonich
Die Briefe des Apostels Paulus sind uns eine große Hilfe, weil sie so voller Leben und anschaulich sind. Dadurch werden sie interessant, und ich möchte durch ihre Betrachtung auch ein wenig Freude an der eigenen Bibellese vermitteln.
Beim letzten Mal haben wir über die Gemeinde von Thessaloniki gesprochen, die im nördlichen Griechenland liegt. Dieses Land war einst das Reich Alexanders des Großen, der dort ein Weltreich errichtete. In Thessaloniki hat sich eine Gemeinde gebildet.
Denn ihr wisst selbst, liebe Brüder, wie wir Eingang bei euch gefunden haben; es war nicht vergeblich. Obwohl wir zuvor in Philippi gelitten und Misshandlungen erfahren hatten, wie ihr wisst, fanden wir dennoch in unserem Gott den Mut, euch das Evangelium Gottes zu verkünden – unter großem Kampf.
Unsere Ermahnung kam nicht aus betrügerischem oder unlauterem Sinn, noch geschah sie mit List. Vielmehr, weil uns Gott für wert erachtet hat, uns das Evangelium anzuvertrauen, reden wir nicht, um den Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft.
Wie ihr wisst, sind wir nie mit Schmeicheleien umgegangen, noch mit versteckter Habsucht. Gott ist Zeuge, dass wir auch nicht Ehre bei den Menschen suchten, weder bei euch noch bei anderen. Obwohl wir als Apostel Christi unser Gewicht hätten einsetzen können, waren wir unter euch mütterlich, wie eine Mutter, die ihre Kinder pflegt.
So hatten wir Herzenslust an euch und waren bereit, euch nicht nur am Evangelium Gottes teilhaben zu lassen, sondern auch an unserem Leben, denn wir hatten euch liebgewonnen.
Die Arbeit und das Zeugnis des Paulus in Thessalonich
Er erinnert euch doch, liebe Brüder, an unsere Arbeit und unsere Mühe. Tag und Nacht arbeiteten wir, um niemandem unter euch zur Last zu fallen, und predigten unter euch das Evangelium Gottes.
Ihr und Gott seid Zeugen, wie heilig, gerecht und untadelig wir bei euch, den Gläubigen, gewesen sind. Denn ihr wisst, dass wir jeden von euch wie ein Vater seine Kinder ermahnt, getröstet und beschworen haben, euer Leben würdig des Gottes zu führen, der euch berufen hat zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit.
Wenn wir heute an die Situation der Kirchengemeinden denken, fällt uns immer wieder auf, wie anders das damals war als heute. Man sagt oft, in der Urchristengemeinde sei das ganz anders gewesen.
In den letzten Tagen habe ich morgens, wenn ich so gegen fünf Uhr wach liege, Nachrichten gehört – zum Beispiel vom Hessischen Rundfunk oder Süddeutschen Rundfunk. Dabei hört man oft auch ein Stück der Morgenandacht mit.
Die Herausforderung der heutigen Verkündigung und das Missionsverständnis
Und da hörte ich zum Beispiel, dass jemand sagte: „Ich war jetzt gerade vor ein paar Tagen, da sagte jemand, wir, die wir uns Christen nennen, müssen das nur Gott nennen.“
Da habe ich gedacht: Das ist nicht sehr missionarisch, was da gerade verkündigt wurde. Denn Gott, so sagt es jeder, auch diejenigen, die wir als Heiden bezeichnen würden, in jeder Religion und mit jedem Aberglauben. Im Schwäbischen gibt es sogar einige, die „O Gottle“ sagen. Das ist noch kein großes Zeichen von Frömmigkeit oder davon, vom Herrgott zu reden.
Das, was die Christen Gott nennen, ist nicht das, was wir der Welt verkündigen. Das wissen sie auch ohne uns. Da können wir auf die Kirchensteuer verzichten.
Oder heute Morgen hörte ich irgendwo im Rundfunk: Das ist das, was Juden, Moslems und Christen der Welt zu verkünden haben – es gibt nur einen Gott.
Also wenn das alles ist, was man morgens rüberbringt, ist das uns ein wenig zu dürftig. Es klingt jetzt sehr überheblich, aber ich möchte das mal so sagen.
Mir ist ein kirchlicher Würdenträger in diesen Tagen begegnet, der mir bei einem Besuch ganz arg lieb gesagt hat: „Wissen Sie, mir ist jetzt erst deutlich geworden, dass das, was ihr mit der Mission macht, eigentlich gar nicht so schlecht ist.“ Also nicht rührend, sondern eigentlich gar nicht so schlecht.
Er hat gesagt, er habe früher immer gemeint – er ist ein hoher kirchlicher Würdenträger der würdischen Landeskirche – dass es so Propaganda sei und wie man die Leute verdummt. Erst später habe er gemerkt, dass es in der Geschichte – er sprach nicht von heute, sondern von der Geschichte – ganz gute Personen in der Mission gab.
Die Kirche tut sich enorm schwer, den Auftrag Jesu zu erfüllen, allen Menschen locker und zwanglos das Evangelium zu sagen. Das steht nämlich hier im Text drin. Wir tun uns viel leichter damit, etwas zu verwalten.
Und jetzt können wir uns heute Abend alle an der Nase packen, denn das betrifft uns alle selbst. Wir gehen in die Bibelstunde oder in den Gottesdienst, aber wo sagen wir anderen Menschen das weiter, was unser Herz erfüllt?
Das war der Missionsbefehl Jesu, sein letzter Auftrag an seine Jünger.
Auch hier wird im Brief wieder deutlich: Gemeinde ist dort, wo man mit anderen teilt.
Nun sind wir heute alle so liebe Menschen geworden. Unsere Zeit ist richtig lieb, duldsam und brav. Man sagt: „Ich lasse doch den anderen in seiner Ruhe, nicht? Ich lasse doch meinen Nachbarn in Frieden.“
Wir möchten doch gar nicht ärgern. Wir sind alle so rücksichtsvoll und sagen: „Ich will doch denen nicht auf die Pelle rücken.“ Die sind ja alle sehr glücklich.
Die Notwendigkeit der lebendigen Hoffnung und das Evangelium als Lebensinhalt
Glauben Sie im Ernst, dass ein Mensch glücklich sein kann, ohne in Zeit und Ewigkeit eine lebendige Hoffnung auf ewiges Leben zu haben? Glauben Sie, dass ein Mensch glücklich werden kann ohne Vergebung der Sünden?
Ich war in den letzten Tagen unterwegs. Letzten Dienstag nach dem Bibeltraining bin ich mit unserem lieben Zivi noch in die Tschechoslowakei und nach Polen gefahren, weil wir dort einige dringende Dinge zu erledigen hatten. Wenn man dann so durch die Länder fährt und sieht, wie sich die 40 Jahre Kommunismus noch einmal vor Augen ziehen, dann fällt einem plötzlich etwas auf. Während der Autofahrt überkam mich ein Gedanke: Was ist das heute? Wir wollen alle in die Zeit hineinpassen, modisch sein. Dabei kann ich sagen, die Zeit ist unheimlich.
Ob es die 40 Jahre Marxismus waren, die den Menschen ihre Möglichkeiten beraubt und sie verdummt haben, während sie ihnen ein Paradies versprachen – oder ob man heute zurückkommt und in den Städten sieht, was dort abgeht: Die Menschen haben nur materielle Güter. Die Tschechen und Slowaken sagen mir, dass es jetzt nach der Freiheit noch schwieriger geworden ist, das Evangelium zu lernen. Die Menschen rennen all den äußeren Glücksgefühlen nach. Im letzten Dorf steht noch ein Sexshop – man sieht die Zeichen der Freiheit. Aber was hat man denn wirklich für das Leben gefunden?
Bis nach Katowice, Niederschlesien: Wo haben die Menschen dort die Erfüllung des Lebens gefunden? Da denkt man: Kann ein Mensch überhaupt leben, ohne sich dessen bewusst zu sein? Doch kaum sind wir zurückgekommen, gab es gleich wieder Todesfälle. Dann steht man auf dem Friedhof am Sarg und fragt sich: Was ist mein Leben? Das ist eigentlich das Klarste – dass mein Leben vor Gott gelebt werden muss.
Ich wollte eigentlich jeden rütteln und schütteln und sagen: Lasst euch doch nicht vom Zeitgeist blenden! Junge Leute sagen: „Ich will nicht wie meine Eltern sein, die waren so fromm und so. Ich will jetzt weltoffen sein.“ Aber weiß eigentlich jeder, dass er in der Kürze seines Lebens vor Gott steht und dort seine Verantwortung ablegen muss? Hat er sein Leben aus der Hand Gottes ergriffen? Hat er mit Gott gelebt? Alles andere zählt doch nicht.
Gibt es eine Sünde, einen Lebensinhalt ohne Gott, der befriedigen könnte, der erfüllen könnte? Das gibt es doch gar nicht. Wenn einem das immer wieder so deutlich wird, dann fragt man sich: Müsst ihr euch jetzt auf der Straße hinstellen und sagen: Leute, ihr lebt ja alle – für was lebt ihr denn? Der Schneider hat wenigstens noch 5,3 Milliarden von den Banken rausgeholt, aber glücklich wird er deswegen auch nicht. Da will man fast ein bisschen frech werden und sagen: Da hat einer noch gesagt, wenn, dann will ich es richtig machen, oder so. Aber was ist denn mein Lebensziel, für das ich leben kann?
Immer wieder ist es erschütternd, auch unsere freizügige Zeit. Die Kriminalität steigt. Das ist die große Armut heute, nicht wahr? Deshalb steigt sie. Nein, die Menschen haben kein Lebensziel mehr. Wenn man heute in der Zeitung liest, dass die Stadt jetzt sagt: „Wir geben den Süchtigen das Rauschgift auf Krankenschein“ – das soll die Lösung des Problems sein. Aber die Menschen sind doch nicht frei und glücklich, nicht das, was sie gesucht haben.
Was bieten wir unseren jungen Menschen heute als Lebensinhalt an? Und sehen Sie, wir sind in den Gemeinden stumm geworden. Wo wird in Stuttgart noch das Evangelium verkündigt? Wo dringt es noch hinaus?
Die Kraft des Wortes und die Bedeutung des persönlichen Zeugnisses
Eine Last, die mich beschwert, ist, dass wir in unserem Europa – auch im vereinten Europa – als Christen kaum noch eine Stimme haben. Es fehlt ein Lebensziel, Werte, bei denen junge Menschen sagen: „Da sieht man etwas, wofür es sich zu leben lohnt.“ Und genau das lockt mich.
Sehen Sie, Paulus ist damals mit dem Evangelium in die griechische Welt gegangen. Er hatte kaum äußere Hilfsmittel: keine Radiowerbung, keine großen Drucke, Papiere oder Bücher. Er hatte einfach das Wort, und das Wort pflanzt sich fort. Das ist ein Geheimnis, das bis heute genauso geblieben ist.
Wenn man anfängt, das Wort weiterzugeben, dann geht es plötzlich weiter. Frau Polzin war im Libanon und traf dort bei den Armeniern in Anschar eine Frau, Anneliese Kaufmann. Sie erzählte, dass Anneliese irgendwo in der Jugendarbeit im Schwarzwald zum Glauben gekommen ist. Frau Polzin kannte sie gar nicht mehr. Das ist wunderbar, da geht etwas weiter, da läuft etwas, weil hinter dem Wort, das verkündet wird, der lebendige Herr steht.
Und jetzt gibt es Mitarbeiter, die das Evangelium selbst wieder weitertragen. Das ist ein Staffellauf. Es geht immer weiter, vom einen zum anderen, und multipliziert sich immer mehr, wie ein Flächenbrand. So war es damals mit der Ausbreitung des Evangeliums.
Und bitte, wir wollen den Menschen doch nicht ihre Freude nehmen. Ich habe noch nie einem Menschen seine Freude nehmen wollen. Wenn jemand Freude daran hat, an einem bestimmten Ort weiterzumachen, wenn er lügen will oder ohne Gott leben möchte, darf er das tun. Wenn er in die Hölle kommen will, darf er das ebenfalls. Ich halte ihn nicht auf, ich nehme ihm nicht seine Freiheit.
Ich möchte ihm nur sagen, dass es einen anderen Weg gibt. Ich selbst will diesen anderen Weg gehen und ihm zeigen, dass auch für ihn dieser andere Weg offensteht. Das ist so wichtig. Ich fürchte, die meisten Menschen haben das noch nie begriffen. Sie haben Angst, dass sie irgendwo eingeengt werden oder verklemmt oder komisch wirken. Aber nein, es geht um deine Lebenserfüllung, um deine Freude.
Die Herausforderung der Missionsarbeit und die Notwendigkeit des Mutes
Die Nobelpreisträgerin in Literatur hatte einen Vater, der Missionar war. In ihren Büchern zeichnete sie ihn stets als einen harten, verbissenen Mann. Wie er wirklich war, weiß ich nicht. Oft erleben Kinder ihre Eltern auf sehr persönliche Weise. Ich kann auch nicht sagen, welche Schockwirkungen in den Psychen unserer Kinder weiterwirken.
Das Zerbrechen von Mission ist oft auch eine Methode des Teufels. Es ist sehr schlimm, wenn wir Christen eine Scheu haben, darüber zu sprechen. Es kann sein, dass uns in der Ewigkeit Menschen verklagen und sagen: „Ihr habt uns damals nicht gesagt, was ihr hättet sagen müssen. Ihr seid stumm geblieben. Ihr hättet uns in der Traurigkeit ein Wort zurufen können. Ihr hättet beim Besuch auch mit mir beten können. Das hätte mir geholfen.“ Es ist so schlimm, wenn wir stumm sind.
Heute Abend wollen wir darüber sprechen, wie das bei Paulus war, wenn er gepredigt hat. Mir ist zuerst wichtig zu betonen, dass er Mut brauchte, um das Evangelium zu verkünden. Man braucht Mut. Es fällt niemandem leicht. Man versteckt sich viel lieber und schämt sich für das Evangelium, obwohl es keinen Grund gibt, sich vor unserem Herrn zu schämen.
Wir sollten daran denken, wie Jesus sagt: „Wer sich meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn am jüngsten Tag schämen. Wer mich vor den Menschen bekennt, den werde ich auch vor meinem himmlischen Vater bekennen.“ Es ist so wichtig, dass ich aus meiner Scheu heraustrete.
Wie Sie es nun machen, ob Sie im Hauskreis sprechen oder auf Menschen zugehen und ein kleines Besuchsgespräch führen, ist dabei zweitrangig.
Mut trotz Widerstand und die Kraft des Gebets in der Verkündigung
Vers 1 und 2
Obwohl wir zuvor in Philippi gelitten hatten – wir waren ja im Gefängnis und wurden geprügelt –, fanden wir dennoch in unserem Gott den Mut, Euch das Evangelium Gottes zu verkünden. Das geschah trotz des Leids und der Misshandlungen, wie Ihr wisst, und unter viel Kampf, Widerspruch und Feindschaft.
Ich habe immer Respekt vor Politikern, wie sie manchmal in einem Widerspruch ihre ganz menschlichen Theorien verteidigen müssen. Wie viel mehr sollten wir Mut haben! Wir haben ja etwas Bleibenderes zu verkünden als nur menschliche Ideologien. Auch wenn Widerspruch, Spott oder Feindschaft da sind, fanden wir in unserem Gott den Mut.
Man kann das nur aus dem Gebet heraus tun. Hoffentlich geschieht es nie leichtfertig. Manche Menschen sind nicht so empfindlich, wenn wir Dinge einfach herunterspulen wie eine Platte. Aber was wirklich aus dem Gebet kommt, ist anders. Man bittet: „Sei jetzt Herr, gib mir das, was ich für das Gespräch brauche.“
Vielleicht will man mit einem Familienmitglied reden, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Sie kommen zu Besuch, und vielleicht gibt es am Sonntag eine Möglichkeit, mit einem Bruder oder Familienmitglied zu sprechen. Man kann sagen: „Ich will mit dir noch einmal reden und dir sagen, dass ein Leben ohne Jesus keinen Sinn hat.“ Dabei sollte man es in Güte bekennen, ohne überheblich zu wirken.
Vor Paulus war das sicher auch immer ein Kampf. Sie wissen, dass er viel Widerspruch und Kritik erfahren hat. Das macht aber nichts aus. Wir fanden in unserem Gott den Mut.
Die zentrale Botschaft des Evangeliums und seine befreiende Wirkung
Was ist das Evangelium, das wir verkünden?
Nur zu sagen, dass es einen Gott gibt, ist keine Mission. Das wissen alle, sogar die Teufel. Sie brauchen das nicht mehr verkündet zu bekommen. Die Welt weiß, dass es einen Gott gibt. Es gibt viele Menschen, die es nicht aussprechen können oder wollen. Doch jeder, der ein wenig bei Verstand ist, weiß, dass die Welt nicht durch Zufall entstanden ist.
Aber das allein ist noch nicht Mission.
Was ist also das Evangelium, die gute Nachricht, die wir verkünden müssen? Paulus hat es immer sehr knapp zusammengefasst: Jesus Christus ist für meine Schuld gestorben und von Gott auferweckt worden. Er lebt, er ist der Herr, und es gibt keinen anderen.
Wenn jemand das einmal in seinem Leben verstanden hat, dann geschieht viel daraus. Er bekommt Mut und kann Angst überwinden. Das Evangelium befreit ihn. Er weiß, was Vergebung bedeutet.
Also noch einmal: Jesus Christus ist für mich gestorben und von Gott auferweckt worden.
Das schließt natürlich auch ein, dass es ein Gericht gibt, vor dem wir alle einmal stehen werden. Aber es ist so wichtig, das Evangelium zu verkünden. Das muss deutlich werden, das müssen Menschen hören.
Die Gnade Gottes als lebensverändernde Kraft
Ich habe vorhin im Fernsehen gesehen, wie der Sarg von Nixon ins Flugzeug getragen wurde. Das war eine sehr emotionale Szene, die mich angesprochen hat. Dort spielte die Kapelle ein Lied, und die Sprecherin des englischen CNN-Kanals sagte nochmals: "Amazing Grace – Gnade Gottes wunderbar."
Das hat mich sehr bewegt, denn gerade auf amerikanischen Sendern wurde viel über den Tod Nixons berichtet. Dabei kam auch oft sein Berater Coulson vor, der in der Watergate-Affäre eine Rolle spielte. Es war immer wieder interessant, wie Coulson darauf hinwies, dass es in unserem Leben nur eine Gnade gibt. Die Welt ist gnadenlos, ebenso die Presse. Sie erinnert sich nur an den großen Mann Nixon, der viel in der Politik geleistet hat, den Vietnamkrieg beendet hat und die Aussöhnung mit Russland sowie China eingeleitet hat. Viele Dinge, die heute an ihm gerühmt werden. Doch die Welt bleibt gnadenlos, wenn jemand versagt hat – wie Nixon im Watergate-Skandal.
Coulson sagte: Wenn aus unserem Leben Dinge in die Zeitung kämen, würden alle Schulkinder über uns spotten und lachen. Die Welt ist eben gnadenlos.
Mich hat sehr beeindruckt, wie die Soldaten den Sarg zum Flugzeug getragen haben. Die Szene war natürlich sehr emotional inszeniert. Vielleicht wird sie auch bei unseren Fernsehsendern ausgestrahlt. Dabei wurde der Armeesegen mit all den Versen von John Newton, dem ehemaligen Sklavenhändler, gezeigt. Er schrieb: „Durch die Finsternis meines Lebens fand ich erst zum einzigen Licht.“ Dieses einzige Licht ist die Gnade Gottes, die mir gilt.
Wissen Sie, wenn man das so erkennt, dann wird klar: Es ist nicht der menschliche Ruhm, der zählt. Von Menschen wird man oft verspottet und verlacht. Was bleibt also von all dem, was wir leisten? Dass Gott einen sündigen Menschen annimmt – das ist das Größte, was wir sagen können.
Wir Deutschen kennen das Lied „Mir ist aus Erbarmen widerfahren“. Die Amerikaner haben ihr „Amazing Grace“ – Gnade Gottes wunderbar. Ich weiß nicht mehr, ob es im neuen Gesangbuch noch enthalten ist. Aber wenn man es so betrachtet, ist es das Evangelium.
Wir werden nicht durch unsere Verdienste gerecht. Das können wir gar nicht! Und nun sehen Sie all Ihre Bekannten und Freunde, die sagen: „Ich brauche das nicht, ich kann mit meinem Leben selbst zurechtkommen.“ Nein, das können wir nicht. Wir bauen uns nur eine Scheinwelt auf.
Es ist so befreiend, wenn man vor den Menschen sagen darf: Ich bin einer, der täglich vielfach Vergebung Gottes braucht. Das ist das Evangelium – und dazu sind wir berufen.
Das war auch die Botschaft des Paulus. Er war selbst jemand, der die perfekte Gesetzestreue leben wollte. Er hat es auf eine Weise geschafft, wie keiner von uns es je schaffen wird – unsträflich im Gesetz zu wandeln. Und doch genügte das vor Gott nicht. Dann wurde er der Prediger der Gnade, des Evangeliums der Gnade.
Wenn Sie das verstehen, dann treffen Sie viele Menschen, die das schlicht in ihrem Leben bezeugen können. Nicht mit Worten, die einem auf die Nerven gehen, wenn es heißt: „Es ist alles Gnade.“ Sondern wenn man es wirklich anders spürt. Bei diesen Menschen ist es kein Stolz: „Ich bin mehr als andere.“ Sondern hier ist einer, der sich täglich unter seine Schuld beugt.
Das ist heute das wirksamste Zeugnis.
Die Herausforderung der heutigen Gesellschaft und die Notwendigkeit der Gnade
Reden Sie mal mit den jungen Achtundsechzigern, den Revolutionären, die heute immer noch da sind. Der Mensch muss nur die Formen zersprengen, und dann sind wir da, kommen wir und machen die Welt. Doch unter den Kulissen, was passiert da? Da brechen die Beziehungen auseinander, und oft herrschen Verzweiflung und Leere.
Wir dürfen doch die Gnade Gottes predigen, wenn uns das wieder geschenkt wäre, dass wir das einigen so übersetzen könnten. Viele sind so stolz, wie zum Beispiel die Filmschauspielerin, die sich im Fernsehen immer noch brüstet und sagt: „Wenn ich krank werde, dann möchte ich wenigstens mir selbst das Leben nehmen, damit ich noch stolz sterbe.“ Dabei will man nie zugeben, dass man durch die Gnade selig werden kann.
Ich brauche den Herrn, der mich trägt, und das ist das Evangelium. Jetzt wissen Sie, was die Botschaft ist. Natürlich interessiert das die Menschen nicht. Das Problem ist, dass die Leute sagen: Das wollen wir gar nicht hören.
Die Könige kommen in diesem fertigen Zustand her, und wie gelingt es uns, vielleicht einen Menschen dort zu treffen? Das ist ja auch das große Geschenk bei Kohlsen, dem Präsidentenberater von Nixon, dass er das beschrieben hat. Ich bin ihm hier einmal im Hause Henssler begegnet, mit welcher Liebe und Treue er heute seine Gefängnisarbeit macht.
Er, einer der Großen aus der politischen Welt, der oben an den Schalthebeln der Macht war, sagt: Das war das Geschenk Gottes, dass ich das Gefängnis von innen sah und dann einmal erlebt habe, dass nur die Gnade Gottes einen Menschen hält. Das will er auf der ganzen Welt bloß noch weitersagen und weiterbringen.
Und das ist auch so: All das, was wir an Ehre und Stolz von Menschen so oft bewundern – lassen Sie es weg. Wir wollen von einem Menschen nur die Gnade rühmen. Und da soll ja auch nur dastehen – ich sage noch mal am schönsten in dem Lied: „Mehr Erwärmung widerfahren“ – das ist das Evangelium.
Und da braucht es immer wieder Mut.
Die Herausforderung, das Evangelium in der heutigen Zeit zu erklären
Aber wie können wir Menschen heute erklären, in dieser Zeit, in der Erfolg noch immer zählt? Die Leute klagen oft: „Warum werde ich krank? Warum geht es mir so schlecht? Wo ist Gott?“ Andere bekommen noch mehr, es gibt Besserverdienende, und „dazu gehöre ich nicht“. „Mir geht es immer schlecht“, klagen die Menschen. Wie kann ich ihnen die Gnade Gottes verkünden?
Paulus hatte Mut, und daraus entstand die Gemeinde von Thessalonich. Und sehen Sie, wie das heute wieder anfängt – auch wenn es nur ganz kleine Grübchen bei Ihnen sind. Da wird Gemeinde wachsen, auch in unserer Zeit.
Nun zum nächsten Punkt: Wie sollen wir reden? Unsere Ermahnung. Wir haben ja immer die Schwierigkeit. Ich sage manchmal, ich fühle mich wie ein Clown im Zirkus. Es wäre am besten, wenn man die Konfirmanden so begeistern könnte, dass sie aus lauter Freude und Lust gläubig werden. Aber so einfach ist es nicht. Es braucht Ermahnung.
Man kann Menschen nicht nur durch Späßchen oder durch das Illustrieren des Evangeliums erreichen. Vielleicht braucht es manchmal auch ein klares Wort: „Bedenke das in deinem Leben!“ Vielleicht gehst du auch mal ein klares Wort und sagst: „Pass auf, dass du dein Leben nicht verlierst.“
Bei Paulus war es der Mut zur Ermahnung. Vielleicht sind wir heute alle zu feige geworden. Ich bedaure sehr, dass wir so wenig evangelisieren und nur wenige Evangelisationen stattfinden. Früher war das in Stuttgart wunderbar, als Elia Schrenk hier war. Wenn man seine Berichte liest, oder die von Paul Le Scheur bei Herzogin Vera, sieht man, welche große Bedeutung das hatte.
Auch als William Booth, der Gründer der Heilsarmee, in Stuttgart evangelisierte, war das von großer Bedeutung.
Ermahnung bedeutet, dass Menschen ganz deutlich gesagt wird: „Ich habe eine Wahl in meinem Leben. Es gibt Stunden, in denen Entscheidungen fallen.“
Heute sind wir oft so vorsichtig geworden, ja, wir wollen niemandem vor den Kopf stoßen. Hier in diesem Raum hat Peter Schneider, der lange Übersetzer von Billy Graham, einmal erzählt, wie er in den USA an einer Versammlung war. Dort fragte ihn ein Mann neben ihm: „Wie hast du es eigentlich mit Jesus?“
Dieser Mann durfte ihn so nicht fragen, so dachte Peter Schneider. Er war furchtbar erregt, mit hochrotem Kopf stürmte er davon, und sie trafen sich nie wieder. Später suchte Peter Schneider diesen Mann immer wieder und wollte ihm sagen, dass sein klares Wort an diesem Abend dazu geführt hat, dass er sich ganz für Jesus entschieden hat – obwohl er so reagiert hatte. Er hat nie erfahren, was dort für das Reich Gottes gewonnen wurde.
Wir sind oft so feige. Natürlich brauchen wir ein bisschen Feingefühl für die Psyche des Anderen. Man kann ja oft wie ein Elefant im Porzellanladen viel kaputtmachen. Das verstehen Sie jetzt, und da wollen wir uns auch korrigieren. Es soll nicht ungeschickt sein.
Aber auf der anderen Seite darf ich auch mal eine Ermahnung aussprechen – so wie Eltern es zu ihren Kindern sagen: „Nein, mach es doch nicht so! Das wird dich nicht glücklich machen.“
Die Aufrichtigkeit und Lauterkeit in der Verkündigung
Unsere Ermahnung kam nicht aus betrügerischem oder unlauterem Sinn, noch geschah sie mit List. Es gab damals viele Missionare, aber nicht christliche Missionare, sondern Vertreter aller möglichen Religionen.
Wir sind keine Werber der Zeugen Jehovas, keine Mormonenprediger und auch keine anderen religiösen Vertreter. Für uns muss klar sein: Paulus hat das auch im 2. Korintherbrief mehrfach deutlich gemacht, ganz am Anfang. Er sagt: Wir gehen nicht mit List um, wir fälschen auch nichts vom Wort Gottes, wir passen es nicht dem Denken der Menschen an. Stattdessen legen wir die Dinge offen auf den Tisch.
Wir schämen uns nicht dafür, dass es so ist. Ja, wir lesen die Bibel und wir glauben daran. Unsere Ermahnung kam nicht aus betrügerischem oder unlauterem Sinn, noch geschah sie mit List, sondern weil Gott uns für wert erachtet hat, uns das Evangelium anzuvertrauen.
Darum reden wir nicht so, als wollten wir den Menschen gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft. Das ist wichtig. Wenn man nur auf die Menschen schaut, bekommt man oft Angst. Man kann nie so reden, dass der Ungläubige in seinem Unglauben alles versteht.
Man soll so reden, dass Gott die Herzen prüft und sagt: Herr, jetzt mache ich es vor Dir in ganzer Lauterkeit und Schlichtheit. Das ist auch die Schicksalsfrage für unsere Kirchengemeinden.
Wenn wir den Menschen gefallen wollen, werden wir sie nie gewinnen. Dann laufen wir ihnen nur nach und fragen: Was wollt ihr hören? Wir haben offene Jugendarbeit erlebt, bei der man sagte: Was wollt ihr hören? Wir machen alles mit euch. Wollt ihr Bier trinken? Wollt ihr politisch aktiv sein? Wir geben euch jede Freiheit.
Am Ende sagen die jungen Leute: Wir wollen euch gar nicht mehr und laufen davon. Sie wollen ja gar nicht nur ihre Freiheit suchen, sondern wir haben ihnen etwas zu bringen.
Das Erstaunliche ist, dass unsere Botschaft immer wieder auf Ohren trifft, die Gott zum Hören vorbereitet hat. Und genau das wollen wir tun: Gott treu sein.
Gott hat uns bevollmächtigt, das Evangelium weiterzusagen. Wir sind seine Botschafter.
Die Würde und Verantwortung als Botschafter Christi
Ein schönes Bild von Billy Graham: Wenn der Botschafter – ich sehe das da unten schon – vom Konsulat der Danigerstraße der Tschechischen Republik kommt, darf man sich nicht genieren, sondern stolz sein. Ich vertrete die Tschechische Republik, das ist mein Auftrag. Christen sollten diesen Stolz haben.
Ich habe das immer auch den Gemeindeleuten gesagt: Wenn sie mit dem Bläschen kommen, da fühlt man sich auf. Man geht doch auch so, drückt auf die Klingel, fragt: Wer ist draußen? Und dann werfen sie das Bläschen in den Briefkasten. Man fühlt sich manchmal wirklich wie der letzte Dreck. Aber dann sagen sie: „Na, ich komme im Namen des Herrn Seebauer zu dir. Und Gott sendet mich. Es ist etwas Wichtiges, das ich dir bringe. Ich habe ein Wort für dich.“
Wenn sie so sagen, zum Beispiel heute Abend im Hauskreis, sagen sie: „Gut, das sind Komma zwei, Komma drei, macht nichts aus.“ Aber diese Stunde soll wichtig sein für die Ewigkeit. Jetzt will ich vor Gott in diese Zeit etwas hineinlegen. Nicht unter Druck, nicht so, dass ich rede wie ein Wasserfall, sondern ich möchte abwarten. Gott wird das Gespräch so lenken, dass ich das sagen kann. Dann werden sie ihre Wunder mit Gott erleben.
Gott hat uns das Evangelium anvertraut, damit wir es weitersagen. Gott prüft unsere Herzen, denn wir sind nie mit Schmeicheleien umgegangen. Man braucht den Menschen auch nicht zu schmeicheln. Es ist immer wieder ganz schwierig, wenn die Leute dann so zu uns Sachen sagen. Dann soll man wahrbleiben, ja, aber auch niemanden verletzen.
Es ist auch lustig, wenn mal jemand sagt: „Ach, mein Sohn, wissen Sie, ich sage mir schon, dass er in 25 Jahren nie das Wort Gottes in die Hand genommen hat.“ Dann sagt man: „Ach, der wird auch in den Himmel kommen.“ Wir gehen nicht mit Schmeichelwörtern um. Sie kennen ja die Situation, dass wir wahrbleiben und doch gewinnend und lieb sind.
Die Bedeutung von Aufrichtigkeit und Selbstlosigkeit in der Gemeinde
Das ist ein Musterbeispiel dafür, wie Gemeinde entstanden ist. Die Kirche braucht keine große Offenheit bei den Menschen oder ausgeklügelte Werbetricks. Das alles ist nicht notwendig. Vielmehr wird das Wort der Wahrheit die Herzen erobern.
Daran bin ich heute genauso überzeugt wie damals zur Zeit des Paulus. So geschieht es in der ganzen Welt. Wir sind nie mit Schmeichelworten umgegangen, noch mit versteckter Habsucht. Das Evangelium ist kein Geschäft, auch wenn sich das manchmal einschleicht.
Wir müssen darauf achten, ob es in Werken oder Kirchengemeinden geschieht, dass Geldfragen nicht die beherrschende Rolle spielen. Auch Opfergaben und Ähnliches dürfen nicht im Vordergrund stehen.
Wir müssen uns hier sehr streng kontrollieren, denn Gott will diese Dinge nicht vermischen. Das war auch immer in den Geschichten der Missionen ganz wichtig, wie Sie sagten, bis hin zu dem Punkt, dass man überhaupt nicht von Geld sprechen wollte.
Ein Beispiel dafür ist Hudson Taylor.
Die Demut und das Zeugnis der Apostel
Gott ist Zeuge: Wir haben auch nicht Ehre bei den Menschen gesucht, weder bei euch noch bei anderen. Es gibt viele, die wir erreichen wollen, und sie sind oft sehr empfindlich. Sie sagen, dass es uns nur um unsere eigene Ehre geht. Doch das macht uns nichts aus, wenn sie über uns spotten. Was denken sie, wie oft die Welt schon über sogenannte Frömmler gespottet hat? Aus welchem Grund eigentlich? Auch über gläubige Menschen wird oft gespottet. Aber am Ende haben sie es doch akzeptiert.
Mich hat das immer beeindruckt, besonders in der Blütezeit des Kommunismus in Russland. Da wurden die alten Frauen mit ihren Kopftüchern für die jungen Menschen der Sowjetunion plötzlich zu Leuchtfiguren. Viele junge Leute sind in großer Zahl zu den alten Frauen in die Gebetsstunden gegangen, weil sie ein Gefühl dafür hatten.
Ähnlich ist es heute, wenn man sieht, wie sich beim Jugendtreffen an Pfingsten in Eidlingen junge Leute bei den Diakonissen versammeln. Sie sagen, diese haben wenigstens etwas, das sie beeindruckt. Und darum sollen wir nie unsere Ehre suchen. Es geht dabei nicht um modische Erscheinungen.
Die Eidlinger Diakonissen haben die große Reform der Kaiserswerther Diakonissen gar nicht mitgemacht. Sie haben es kaum bemerkt. Die Haube wurde reformiert, die Röcke wurden kürzer gemacht, und in Kaiserswerth gab es viele tolle Reformen, über die sogar Bücher geschrieben wurden. Aber die Eidlinger Diakonissen haben diese Veränderungen nicht mitgemacht. Sie sind so altmodisch geblieben, wie man nur sein kann. Trotzdem gebraucht Gott sie, denn es kommt nicht auf die äußere Form an.
Oft legen wir viel zu viel Wert auf Äußerlichkeiten. Aber die Sache ist die Botschaft, die Gott mir aufgetragen hat, weiterzusagen.
Die mütterliche Fürsorge in der Gemeinde und die Liebe zum Leben
Obwohl wir als Apostel Christi unser Ansehen hätten geltend machen können, sind wir unter euch wie eine Mutter gewesen, die sich liebevoll um ihre Kinder kümmert. Ja, das ist etwas Wunderbares. Die Mutter hat die Kinder nicht selbst geschaffen, sie wurden geboren und ihr geschenkt.
Wie macht es eine Mutter? Sie nimmt das Kind nach der Geburt in ihre Hände und pflegt es. Gott hat das Leben in seine Hand gelegt, und wir können es nur betreuen und begleiten. Das Leben selbst können wir niemals erschaffen; das vermag niemand von uns. Doch es ist etwas Großartiges, wenn Gott Leben schenkt und erhält.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie dies erleben: dass Sie gebraucht werden und sagen können, ich habe im Jahr 1994 verschiedene Menschen durch meinen Glauben, mein Wort und meine Gespräche zum neuen Leben führen dürfen.
So hatten wir Herzenslust an euch und waren bereit, euch nicht nur das Evangelium Gottes zu verkünden, sondern auch unser Leben mit euch zu teilen, denn wir hatten euch lieb.
Die Ohnmacht des Menschen und die Gabe des neuen Lebens
Mein dritter Punkt war: Man ist ohnmächtig, man kann gar nichts machen. Das neue Leben wird uns geschenkt, wir sind die Beschenkten. Keiner von uns kann Menschen zum Glauben führen; wir können nur Werkzeuge Gottes sein.
So wie einer Mutter das Leben des Babys geschenkt wird und sie es hat, so wird es auch der Gemeinde geschenkt. Es ist ein herrliches Beispiel, wie nur missionarische Gemeinden Zeugnisgemeinden wachsen und das erleben. Sonst sterben sie ab.
Das ist auch sehr erschütternd in der Tschechoslowakei. Wenn man dort redet, wird deutlich, wie problematisch, schwierig und kompliziert alles ist. Dort gibt es kleine Gemeinden, in denen keine Freude mehr herrscht. Über alles wird gesprochen. Einer sagte mir: „Jeden Tag im Fernsehen geht es bei den Kirchen nur um Geld, um die Rückgabe der alten Grundstücke und um Entschädigungen für die Leiden des Kommunismus.“ Man sollte doch endlich den Menschen, die kein Leben mehr haben, das Evangelium weitersagen.
Kaum bricht das heraus, gibt es ganz wunderbare Beispiele. In Katowice etwa arbeitet die Studentenmission, die in ganz Polen aktiv ist. Junge Christen erzählen voller Freude, wie überall Gruppen entstehen und Bibelgruppen sich bilden. Oft gibt es Probleme, wenn diese jungen Christen aus katholischem Hintergrund kommen und nicht wissen, wo sie sich anschließen sollen. Sie sagen, sie finden keine Gemeinden, in denen sie geistliche Speise mit dem Wort Gottes erhalten.
Zum Schluss erzählte er: „Wir wollten niemandem zur Last fallen und predigten unter euch nur das Evangelium Gottes.“ Jetzt fragt man sich: Warum hat Paulus nicht auch Diakonie und Sozialarbeit betrieben? Menschen, die von der Liebe Gottes berührt sind, engagieren sich sozial. Das war die bedeutendste Reform im damaligen Römischen Reich. Durch das Evangelium werden Menschen verändert.
Er spricht auch von seinem eigenen Leben: „Wie wir heilig, gerecht und untadelig bei euch, den Gläubigen, gewesen sind.“ Man überlegt kurz: War Paulus wirklich so, dass er sagen konnte, er sei untadelig? Er sagt, das Evangelium ist auch eine große Lebenskraft für uns. Das muss man leben, konkret als Angebot, das eigene Leben im Licht Gottes umzugestalten.
Ich kann das Evangelium nicht anderen predigen und selbst verwerflich sein. Jeder darf in diesem Evangelium leben: untadelig, gerecht, geheiligt. Das heißt nicht, dass er keine Sünden hatte, aber man darf sagen: „Ich lebte in Zucht und Vermahnung des Herrn.“ Das ist immer dabei, wenn ich Prediger des Evangeliums bin und Zeuge Jesu. Ich möchte das Evangelium nicht blamieren vor den Menschen, sondern ein guter Geruch für sie sein.
Wir haben euch ermahnt, getröstet und beschworen. Auch das ist eine seelsorgerliche Aufgabe, die wir haben. Haben Sie das wirklich getan? Haben Sie es Ihren Kindern oder Patenkindern so gesagt, sie ermahnt, getröstet und beschworen? Man muss es klar sagen, so dass sie es verstehen: Er hat uns berufen zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit.
Wir sind hineingestellt in sein neues Reich und dürfen ihm dienen. Das ist wunderbar, dass er uns dazu braucht. Es ist ein Leben, das man ergreifen kann, und eine neue Wirklichkeit, in der man steht. Das Evangelium ist nicht bloß ein Wort, sondern Leben.
So hat uns auch Jesus im Johannes-Evangelium viel davon gesagt: Das Leben ist erschienen. Es ist greifbar, dass ich selbst heraustreten kann aus allem, was sonst eine dumme Versuchung für mich wäre. Ich will es selbst ergreifen und leben. Aber das Wort muss die Herzen der Menschen bewegen.
Das war ein Stück zur Mission. Es gilt auch darum, zum Bau der Gemeinde.
