Wir leben in Deutschland, und was mir im Osten aufgefallen ist, ist eine Tradition, die wir bei uns nicht so kennen. Wenn man dort in die Gemeinde kommt, wird man mit den Worten „Der Herr ist auferstanden“ begrüßt. Darauf antwortet man dann mit „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden“.
Das ist eine schöne Tradition, und ich glaube, ihr wärt ein bisschen perplex gewesen, wenn ich euch heute so begrüßt hätte. Es ist ein schöner Gruß, denn „Der Herr ist auferstanden“ bedeutet, dass Jesus tatsächlich auferstanden ist und lebt.
Es gibt keinen Leichnam von Jesus, der irgendwo verwest. Sein Körper wurde verwandelt in einen unvergänglichen, unsterblichen Körper. Die körperliche Auferstehung von Jesus ist für unseren Glauben elementar wichtig. Es ist keine Nebensächlichkeit, die man glauben kann oder nicht. Es ist keine Ansichtssache, ob man der Überzeugung ist, dass Jesus auferstanden ist oder nicht.
Die Auferstehung ist eine Tatsache. Denn wenn Jesus nicht auferstanden ist, dann ist der christliche Glaube bedeutungslos, null und nichtig. In diesem Fall könnten wir jetzt aufhören und Brötchen essen gehen. Dann hätte alles wirklich keine Bedeutung.
Wenn ich glaube, dass Jesus leiblich auferstanden ist, dann kann ich kein wiedergeborener Christ sein, der das ewige Leben bekommen hat. Es kann sein, dass jemand noch nicht verstanden hat, welche Bedeutung die Auferstehung hat. Aber wenn er das hört und der Heilige Geist in ihm lebt, dann wird er mir zustimmen und sagen: „Ja, stimmt, das war mir noch gar nicht so bewusst, aber es ist richtig.“
Die Bedeutung der Auferstehung für den Glauben
Nach der grausamen Hinrichtung von Jesus wurde sein Leichnam in ein Grab gelegt. Joseph, ein wohlhabender Ratsherr aus Arimathäa, der die Verurteilung von Jesus ablehnte, bat Pilatus, den Leichnam in sein eigenes Grab legen zu dürfen. Es handelte sich um das Grab eines Vornehmen.
Als die Hohepriester und Pharisäer davon erfuhren, bedrängten sie Pilatus erneut. Sie forderten von ihm, das Grab während der nächsten drei Tage bewachen zu lassen. Sie sagten zu Pilatus: „Herr, uns ist eingefallen, dass dieser Betrüger – ich muss ehrlich sagen, jedes Mal, wenn ich nur schon das Wort lese, finde ich es schon stossend, dass sie Jesus als Betrüger bezeichnen – behauptet hat, nach drei Tagen werde ich auferstehen. Befiehl deshalb bitte, dass das Grab bis zum dritten Tag bewacht wird. Sonst könnten seine Jünger kommen, den Leichnam stehlen und dann dem Volk gegenüber behaupten, er sei von den Toten auferstanden. Und dieser zweite Betrug wäre noch schlimmer als der erste.“
Interessant ist, dass der Glaube der Hohepriester und Pharisäer an die Auferstehung von Jesus stärker war als der Glaube der Jünger daran. Die Jünger schienen sich nicht einmal daran zu erinnern, dass Jesus davon gesprochen hatte, dass er auferstehen werde. Wie hätten sie auf die Idee kommen können, den Leichnam zu stehlen, wenn sie nicht einmal verstanden hatten, was Jesus ihnen gesagt hatte? Die Jünger wären gar nie auf die Idee gekommen, den Leichnam zu stehlen.
Übrigens ist es interessant, wenn die Pharisäer sagen, dieser zweite Betrug wäre noch schlimmer als der erste. Warum? Weil die Schriftgelehrten genau wussten: Wenn Jesus wirklich aufersteht, dann ist er tatsächlich der Messias. Wäre ich als Pharisäer dieser Überzeugung gewesen, müsste ich fragen: Warum setzt ihr euch dann nicht selbst ans Grab? Das wäre doch für euch höchst interessant. Wenn Jesus auferstehen würde, wüsstet ihr, dass er der Messias ist. Warum bekämpft ihr ihn so blind?
Das zeigt, wie viel Wissen diese Leute hatten. Sie wussten, was es bedeutet, wenn Jesus aufersteht. Dann wäre der zweite Betrug, den sie als Betrug bezeichnen, noch größer. Denn dann wäre der Beweis da: Jesus war der Messias, er war der Sohn Gottes.
Pilatus ließ das Grab bewachen. Die Hohepriester und Pharisäer konnten sogar die Bewachung selbst organisieren. So können wir davon ausgehen, dass dieses Grab eines der bestbewachten Gräber der Menschheitsgeschichte ist.
Die Frauen am leeren Grab
Nun lesen wir den Text, mit dem wir uns heute beschäftigen.
Am ersten Tag der neuen Woche nahmen die Frauen in aller Frühe die Salben, die sie zubereitet hatten, und gingen damit zum Grab. Dort sahen sie, dass der Stein, mit dem man den Eingang des Grabes verschlossen hatte, weggewälzt war. Sie gingen in die Grabkammer hinein. Aber der Leichnam von Jesus, dem Herrn, war nirgends zu sehen.
Während sie noch ratlos dastanden, traten plötzlich zwei Männer in hell leuchtenden Gewändern zu ihnen. Die Frauen erschraken und wagten nicht aufzublicken. Doch die beiden Männer sagten zu ihnen: „Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war. Habt ihr denn das vergessen, was er euch gesagt hat? Der Menschensohn muss in die Hände sündiger Menschen gegeben werden, er muss gekreuzigt werden und wird drei Tage danach auferstehen. Ist das nicht klar genug gewesen?“
Da erinnerten sich die Frauen an jene Worte Jesu. Sie kehrten vom Grab in die Stadt zurück und berichteten das alles den elf Aposteln und allen anderen Jüngern. Bei den Frauen handelte es sich um Maria aus Magdala, um Johanna und um Maria, die Mutter des Jakobus. Zusammen mit einigen anderen Frauen, die bei ihnen gewesen waren, erzählten sie den Aposteln, was sie erlebt hatten. Aber diese hielten das alles für leeres Gerede und glaubten ihnen nicht.
Petrus allerdings sprang auf, rief zum Grab, beugte sich vor, um hineinzuschauen, sah aber nur die Leinenbinden daliegen. Voller Verwunderung ging er wieder fort.
Als Joseph von Arimathäa Jesus in seinem Grab legte, beobachteten die Frauen, die Jesus in den letzten Jahren treu gefolgt waren bis ans Kreuz, wie der Leichnam ins Grab gelegt wurde und ein schwerer Stein vor dieses Grab gerollt wurde. Sie kehrten in die Stadt zurück, um wohlriechende Öle und Salben zuzubereiten, damit sie Jesus die letzte Ehre erweisen konnten.
Am Sabbat mussten sie die vorgeschriebene Ruhe einhalten. Doch dann, am ersten Tag der Woche, am Sonntag – und übrigens feiern wir deshalb den Sonntag – ist jeder Sonntag eigentlich die Feier der Auferstehung von Jesus. Deshalb feiern wir nicht Sabbat, sondern Sonntag, den ersten Tag der Woche.
Unterwegs zerbrachen sie sich den Kopf: Wie sollten sie wohl den Stein wegbringen? Wer würde den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen? Offenbar war der so schwer, dass sie sich nicht vorstellen konnten, dass sie das schaffen würden. Männer sind ja immerhin in dieser Beziehung stärker. Männer können fast das doppelte Körpergewicht stemmen, Frauen nur ihr eigenes. Ohne Hilfe würden sie das eben nicht schaffen.
Es muss ihnen wie ein Wunder vorgekommen sein, als sie zum Grab kamen und der Stein bereits zur Seite gerollt war. Eilend betraten sie das Grab und mussten fassungslos feststellen, dass Jesus nicht mehr dort war. Die Leichentücher, in die sein Leichnam eingewickelt war, lagen noch dort. Aber wo war Jesus? Was war wohl passiert? Hat ihn jemand gestohlen?
Sie waren komplett ratlos und wussten nicht, was sie denken oder tun sollten. Das hätten sie überhaupt nicht erwartet, dass Jesus nicht mehr da ist. Sie dachten nicht wie die hohen Priester und Pharisäer daran, dass Jesus gesagt hatte, er würde am dritten Tag auferstehen.
Hätten sie daran gedacht, hätten sie sich unterwegs keine Sorgen über den Stein gemacht. Sie hätten darüber gesprochen, ob Jesus vielleicht schon auferstanden sei oder noch nicht, wie lange sie vielleicht noch warten müssten, bis er aufersteht. Sie hätten auch keine Salben einkaufen müssen, um ihn zu einbalsamieren. Wäre alles nicht nötig gewesen. Sie hätten sich einfach drei Tage lang auf die Auferstehung freuen können.
Die Treue der Frauen trotz Zweifel
Nun stehen sie gelähmt, orientierungslos und traurig in dieser Grabstätte. Sie wollten Jesus die letzte Ehre erweisen, doch nun war er weg. Wo ist ihr geliebter Herr geblieben?
Diese Frauen imponieren mir. Hingebungsvoll wollten sie sich um Jesus kümmern. Sie gingen zum Grab, ohne sich darum zu kümmern, ob ein Stein wegrollen würde. Vermutlich hätten sie es am Ende doch selbst versucht.
Aufopfernd und voller Hingabe wollten sie Jesus die letzte Ehre erweisen, ihn ölen und balsamieren. Dabei handelten sie zwar mit kleinem Glauben, aber sie taten es dennoch. Ein Kommentator schreibt, sie suchten ihn mit schwachem Glauben, aber starker Liebe, mit aufgegebener Hoffnung, aber ausharrender Treue. Das ist eine schöne Zusammenfassung.
Diese Frauen – Maria von Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, Johanna, Salome und weitere, die nicht namentlich erwähnt werden – sind uns ein Vorbild in Liebe und Treue zu Jesus. Sie hatten die tiefe Bedeutung der Kreuzigung noch nicht wirklich begriffen. Sie erinnerten sich nicht einmal daran, dass Jesus ihnen gesagt hatte, er werde auferstehen.
Ihre Hoffnungen waren zerbrochen, dennoch blieben sie Jesus treu. Die Liebe und die ausharrende Treue dieser Frauen zeigen uns, wie wir uns verhalten können, wenn uns alles aussichtslos erscheint oder wenn wir den Eindruck haben, Gottes Stimme nicht mehr zu hören.
„Gott spricht nicht zu mir.“ Da sind uns diese Frauen ein Vorbild. Wenn alles um uns herum dunkel wird, wenn wir weder aus noch ein wissen, wenn wir Gottes Handeln nicht begreifen und unser Glaube zu zerbrechen droht, dann heißt es einfach: treu sein, treu bleiben.
So wie im Psalmwort heißt es: „Dennoch gehöre ich zu dir“ oder „Dennoch bleibe ich an dir“. Ob wir es verstehen oder nicht – wir können jederzeit Jesus treu bleiben. Er wird uns nie enttäuschen.
Gott erwartet von uns in solchen Zeiten keine Heldentaten. Wir wollen dann immer große Glaubenstaten vollbringen. Doch es genügt, einfach treu zu sein, schlicht und ergreifend treu zu bleiben. Es reicht, wenn wir das Naheliegende tun, selbst wenn wir es mit kleinem Glauben tun.
Gottes Eingreifen und die Botschaft der Engel
Nun griff Gott selbst ein. Er ließ diese Frauen nicht allein in ihrer Not. Er sagte sich nicht: „Sie sind ja selber schuld.“ Gott hätte sagen können: „Sie sind selber schuld.“ Dreimal hatte Jesus es ihnen gesagt, und sie hatten es nicht verstanden. Also wäre das ihr Problem gewesen, nicht seins. Nein, so denkt Gott nicht. Er greift ein.
„Gott belohnt aufrichtige Liebe und Treue“, das steht schon im Alten Testament. Gott lässt es den Aufrichtigen gelingen und beschirmt die Frommen. Plötzlich standen zwei Männer in leuchtenden Gewändern bei den Frauen. Diese erschraken und wagten nicht aufzublicken.
Gott sandte die Boten, und sie fragten: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Ihr gehört gar nicht hierher. Jesus ist der Lebendige.“ Das war er selbst im Tod. Jesus ist der Inbegriff des Lebens. Petrus sagte an Pfingsten zu den Juden: „Ihr habt den getötet, von dem alles Leben kommt.“ Deshalb fragen die Männer: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“
Die Frauen wussten nicht, wie sie antworten sollten, denn sie wussten nicht, wie ihnen geschah. Die Männer sagten: „Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Ihr seid am falschen Ort.“ Der Lebendige ist auferstanden. Damit sie es besser verstehen konnten, halfen diese Männer den Frauen, das Geschehene einzuordnen. Sie forderten sie auf: „Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat, als Jesus noch in Galiläa war. Der Menschensohn muss in die Hände sündiger Menschen gegeben werden, er muss gekreuzigt werden und wird drei Tage danach auferstehen.“
Und jetzt, jetzt endlich fiel die Münze. „Ah ja, stimmt, das hat er uns gesagt. Ui, jetzt ist er tatsächlich auferstanden.“ Warum konnten sie so etwas überhören? Wie glücklich mussten sie jetzt gewesen sein: Ihr Jesus lebt!
Jesus hatte seine Nachfolger vorbereitet. Er erzählte ihnen, was geschehen würde. Wie hilfreich wäre das für die Frauen gewesen, wenn sie sich vorher daran erinnert hätten! Die drei Tage, in denen Jesus im Grab war, wären nicht von Trauer, sondern von freudiger Erwartung geprägt gewesen.
Die Bedeutung des Erinnerns und die Reaktion der Jünger
Uns geht es oft genauso: Wir stehen ratlos da und wissen nicht ein noch aus. Doch wenn uns jemand auf ein Wort Gottes hinweist, kann das uns wieder aufrichten. Dann denken wir: „Ah ja, stimmt ja, daran habe ich gar nicht mehr gedacht.“
Ich denke manchmal darüber nach, wie viel ich die Bibel wirklich schon gelesen, studiert und damit gearbeitet habe. Und trotzdem vergesse ich immer wieder so vieles. Das ärgert mich oft. Besonders ärgere ich mich darüber, dass ich nicht schneller auf ein Bibelwort komme. Aber das ist wohl mein Schicksal.
Manchmal ist es gut, wenn wir an etwas erinnert werden. Dann denke ich: „Ja, stimmt, ich habe ganz vergessen, dass das so klar dort steht, so klar gesagt ist.“
Wir können uns vorstellen, mit welcher Freude und Begeisterung die Frauen in die Stadt eilen. Jesus lebt! Unglaublich, dass das wahr ist. Diese gute Nachricht muss sofort weitererzählt werden. So wird das Evangelium – die Botschaft von der Auferstehung Christi – zuerst von Frauen verkündet. Nur so nebenbei gesagt.
Die Frauen gehen und erzählen es natürlich den Leuten, die Jesus am nächsten standen: seinen Jüngern. Denen, die auch schon gehört hatten, dass Jesus gesagt hatte, er werde auferstehen. Doch die Jünger reagierten abweisend. Sie hielten das alles für leeres Gerede und glaubten den Frauen nicht.
Das muss ein unglaublicher Frust für diese Frauen gewesen sein. Das kennt ihr ja auch: Wenn ihr über etwas riesig Freude habt und total begeistert seid, dann erzählt ihr es jemandem. Und der andere reagiert gar nicht oder begreift nicht, was daran so toll ist. Die Frauen mussten unglaublich enttäuscht gewesen sein.
Sie sahen das leere Grab mit eigenen Augen, sie sprachen mit den Lichtgestalten. Doch die Jünger sagten, sie hätten das nur erdichtet – leeres Gerede, Frauen geschwätzt. Mit was für einer Respektlosigkeit haben diese Jünger die Frauen behandelt!
Die Reaktion der Jünger zeigt uns, wie blind wir für geistliche Dinge sein können. Wenn etwas nicht in unsere Vorstellung passt, nehmen wir es nicht ernst. Oft sind wir nicht einmal bereit, darauf zu hören oder es zu prüfen.
Einzig Petrus, obwohl er den Frauen auch nicht glaubte, rannte zum Grab und stellte fest, dass es tatsächlich leer war.
Der Unglaube, den wir bei den Jüngern finden, ist auch heute noch weit verbreitet. Die Auferstehung Jesu wird mehr abgestritten, als sie geglaubt wird.
Die Hohenpriester und Pharisäer, die das Grab so gut bewachen ließen, gaben den Wächtern Geld, damit sie die Lüge verbreiteten, Jesus sei gestohlen worden. Sie mussten folgendes erzählen: Seine Jünger seien in der Nacht gekommen, während die Wächter schliefen, und hätten den Leichnam gestohlen.
Dafür gewährten sie diesen Soldaten Schutz. Denn eigentlich hätten die Wächter hingerichtet werden müssen, weil sie ihren Dienst nicht ordnungsgemäß getan hatten.
Interessant ist, dass sie die Lüge, die sie selbst vorher verbreitet hatten – nämlich dass die Jünger Jesus gestohlen hätten – später selbst als Lüge entlarvten.
Die Leugnung der Auferstehung in der Gegenwart
Die Auferstehung von Jesus wird bis heute über alle Jahrhunderte hinweg geleugnet. Wissenschaftler und Theologen verdienen viel Geld, obwohl sie behaupten, dass Jesus nicht auferstanden sei. Damit machen sie den christlichen Glauben zunichte. Es ist unfassbar.
Sie sagen, man müsse die Auferstehung von Jesus nicht wörtlich verstehen. Es sei nicht wichtig, dass Jesus körperlich auferstanden ist. Wichtig sei die Idee der Auferstehung, dass etwas Neues entsteht – also etwas, das zerbrochen ist. Die Symbolik sei entscheidend: Aus etwas Storbenem könne neues Leben hervorgehen.
Gestern im Radio – wer das gehört hat – sagte eine Pfarrerin, ich glaube aus dem Kanton Bern, dass sie weder an Gott glaubt noch an die Auferstehung Jesu. Der Interviewer stellte ihr gute Fragen. Mit der Auferstehung sei das Prinzip der Hoffnung sichtbar gemacht worden. In diesem Sinne und mit vielen anderen bildlichen Anwendungen spricht man in der Theologie ganz selbstverständlich von der Auferstehung Jesu.
Doch wenn man genau hinhört, merkt man, dass es nicht um die leibliche Auferstehung Jesu geht. Diese wird bestritten, wenn man genau nachfragt. Ich könnte problemlos in vielen Kirchen arbeiten, ohne davon überzeugt zu sein, dass Jesus das Grab lebend verlassen hat. Das ist ein Skandal.
Ich sage immer: Ich hoffe, dass ich – ich nenne jetzt nicht, wie viele Jahre ich in dieser Gemeinde gedient habe – wenn ich auf die Idee kommen würde, von hier aus zu sagen, dass Jesus nicht leiblich auferstanden ist, dass sie dann aufsteht und mich hier herunterholt. Denn dann habe ich das Evangelium zunichtegemacht.
Das ist keine Bagatellfrage. Es ist nicht nur eine Frage der Überzeugung, sondern die Frage lautet: Worum geht es überhaupt im christlichen Glauben? Hat der christliche Glaube überhaupt Bedeutung? Das ist die entscheidende Frage.
Die Unverzichtbarkeit der leiblichen Auferstehung
Es ist ein Skandal, dass ich in einer Kirche arbeiten könnte und sagen darf: Ich glaube nicht an die Auferstehung von Jesus.
Wäre Jesus nämlich nicht auferstanden, könnten wir nur um einen lieben Verstorbenen trauern, den wir nicht einmal persönlich gekannt haben. Dann wäre Gott, dem wir vertrauen, tot und könnte nichts, auch gar nichts für uns tun.
Wäre Jesus nicht auferstanden, müssten wir dem Philosophen Nietzsche Recht geben, der behauptete: Gott ist tot. Wäre Jesus tot und nicht auferstanden, müssten wir allen Atheisten Recht geben. Der christliche Glaube wäre bedeutungslos, wirklich null und nichtig.
Paulus sagt es klipp und klar: Wenn Christus nicht auferstanden ist, ist euer Glaube eine Illusion. Die Schuld, die ihr durch eure Sünden auf euch geladen habt, liegt dann immer noch auf euch. Der Glaube hätte keine Auswirkung auf unser Leben, unsere Sünden könnten nicht vergeben werden, wir könnten uns mit Gott nicht versöhnen – so radikal sieht es Paulus.
Doch wie würde ein kritischer Theologe, also ein historisch-kritischer Theologe, auf diese Aussage von Paulus reagieren? Er würde einfach sagen: Das ist paulinische Theologie. So sieht das Paulus. Aber was Paulus sagt, muss nicht immer richtig sein.
Und so haben wir hier die Meinung, die Paulus hat. Wir müssen uns nicht seiner Meinung anschließen, man könnte es auch anders sehen. Ja, das kann man tatsächlich anders sehen. Doch wer die Auferstehung von Jesus ablehnt, mit welchen Argumenten auch immer, der kann Jesus nicht begegnet sein – nicht dem Auferstandenen.
Paulus hat Recht, und das ist meine tiefste Überzeugung: Wenn Christus nicht auferstanden ist, ist es sinnlos, dass wir das Evangelium verkünden, und sinnlos, dass man daran glaubt. Dann können wir den christlichen Glauben in eine Schublade stecken, durch den Häcksler lassen und alle Bibeln vernichten. Das ist bedeutungslos.
Kirchen, die die Auferstehung von Jesus leugnen, sollten geschlossen werden. Sie verdienen es nicht, Kirchen zu sein – nicht christliche Kirchen. Denn das, was sie verkünden, ist im Hinblick auf die Ewigkeit bedeutungslos.
Vielleicht können sie gute Tipps geben, die den Menschen helfen, aber sie helfen den Menschen nicht für Zeit und Ewigkeit. Es ist sogar schädlich. Christlicher Glaube ohne Auferstehung ist ein armseliger Glaube, und man kann die Menschen, die sich diesem Glauben verschrieben haben, nur bedauern.
Paulus meint: Wenn die Hoffnung, die Christus uns gegeben hat, nicht über das Leben in der jetzigen Welt hinausreicht, sind wir bedauernswerter als alle anderen Menschen. Wenn Jesus nicht auferstanden ist, dann kann man uns Christen wirklich nur bedauern. Dann sind wir arme, blöde Würmchen, die ein Leben lang irgendeiner Illusion hinterhergelaufen sind – bedauernswerte Menschen.
Die Auferstehung als Fundament der Hoffnung und des Glaubens
Die Auferstehung von Jesus ist für uns der Beweis, dass auch wir eine Auferstehung erleben werden. Sie ist der Beweis für das ewige Leben.
Wisst ihr, welche Voraussetzungen ein Apostel erfüllen musste, damit er überhaupt Apostel sein konnte? Was war das Kernkriterium? Was musste ein Apostel erfüllen, um Apostel sein zu können? Habt ihr das im Unterricht behandelt?
Ein Apostel musste Augenzeuge der Auferstehung von Jesus sein. Er musste den Auferstandenen mit eigenen Augen gesehen haben. Nur so konnte er die Autorität eines Apostels erhalten. Als Ersatz für Judas, der ihn verraten hatte, heißt es, dass einer von denen, die alles miterlebt hatten, zusammen mit den anderen Zeuge der Auferstehung Jesu sein sollte.
Die Apostel bezeugten: Wir haben mit eigenen Augen gesehen, dass Jesus leiblich auferstanden ist. Sie sind Zeugen. Deshalb sagt Paulus, der Jesus als Einziger nach der Auferstehung noch gesehen hat – Jesus offenbart sich ihm –, dass er sich als Missgeburt betrachtet. Dennoch hatte er das Privileg, dass sich der Auferstandene ihm gezeigt hat, damit er als Apostel wirken und Zeugnis vom Auferstandenen geben kann.
Am Kreuz hing und im Grab lag nicht nur der gute Mensch Jesus, sondern der Sohn des lebendigen Gottes. Wäre der Leichnam von Jesus verwest, gäbe es für uns weder eine Auferstehung noch ewiges Leben. Uns bliebe nur der ewige Tod.
Das ganze Geschehen am Kreuz von Golgatha, das Leiden und Sterben Jesu am Karfreitag, wäre bedeutungslos, wenn Jesus nicht auferstanden wäre. Das, was Corinna heute in der Moderation im Lobpreis gesagt hat, trifft zu: Das eine geht nicht ohne das andere.
All das, worauf wir unseren Glauben gründen und unsere Hoffnung setzen, hätte ohne die Auferstehung keine Bedeutung und keine Auswirkung. Aber das Grab von Jesus war nicht leer, weil der Leichnam gestohlen wurde, sondern weil Gott ihn von den Toten auferweckt hat.
Deshalb sind wir erlöst. Deshalb lebt Jesus durch den Heiligen Geist in uns. Deshalb freuen wir uns auf die Wiederkunft von Jesus. Er ist auferstanden und lebt. Er ruft uns zu: Du brauchst dich nicht zu fürchten. Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, aber jetzt lebe ich in Ewigkeit. Ich habe den Schlüssel zum Tod und zum Totenreich – mit anderen Worten: Ich bin der, der euch dort rausholen wird und dafür sorgen wird, dass ihr gerettet werdet.
Die Bedeutung der Auferstehung für das Leben heute und die Zukunft
Wir erreichen viele Menschen mit dem Evangelium nicht, weil sie vom Glauben nur Vorteile für dieses Leben erwarten – für das Hier und Jetzt. Sie meinen: „Ich komme gut ohne Gott zurecht, mir geht es gut so. Und falls ich Schwierigkeiten bekomme, kann ich mir Hilfe holen bei Psychologen, in der Esoterik oder wo auch immer.“
Bei Jesus geht es um viel mehr als nur um ein bisschen Lebensbewältigung. Es geht um das ewige Leben, darum, wo ich meine Ewigkeit verbringen werde. Jesus möchte, dass wir einmal mit ihm zusammen im Himmel leben. Der Himmel ist ein Ort, auf den wir uns freuen können und freuen sollten.
Jesus lebt – das ist die frohe Botschaft von Ostern und auch die Botschaft des Evangeliums.
Aber es geht nicht nur um die Zukunft. Die Auferstehung von Jesus hat auch Auswirkungen auf unser Leben heute. Bevor Jesus seine Jünger nach der Auferstehung verlassen hatte, versprach er ihnen: „Ich bin jeden Tag bei euch bis ans Ende der Welt.“
Jesus lebt, er ist auferstanden, und er ist bei denen, die ihn lieben – und zwar 24 Stunden am Tag. Er lebt in uns.
Ich bete: Es ist ein großes Geschenk, Herr Jesus, zu begreifen, zu verstehen und zu wissen, dass du auferstanden bist. Dieses Wissen, diese Gewissheit hast du uns geschenkt. Der Heilige Geist in uns bezeugt uns, dass du der lebendige Auferstandene bist und dass wir uns auf den Tag freuen können, an dem wir alle miteinander selbst eine Auferstehung erleben werden.
Dann werden wir dir entgegengehen und dich von Angesicht zu Angesicht sehen. Das ist unser Ziel, daraufhin leben wir. Und wir beten dich an, du der lebendige, auferstandene Herr! Amen.