Es freut mich, dass ihr heute Morgen den Weg hierher auf euch genommen habt und den Tag nicht auf andere Weise verbracht habt oder verbringen wolltet. Denn es gäbe viele Dinge, die man heute tun könnte.
Zu Hause gibt es sicher immer einige Sachen, die repariert werden müssen, oder etwas, das aufgeräumt oder fertig gemacht werden sollte. Dennoch denke ich, dass diese Zeit gesegnet sein wird. Hoffentlich wird sie uns allen eine Zeit sein, die uns ein Stück weiterbringt.
Die Zunahme von Depressionen in unserer Gesellschaft
Es geht hier um die Frage der Depression. Depression ist etwas, das in Deutschland derzeit stark zunimmt. Wie bei allen psychischen Erkrankungen werden sie von Jahr zu Jahr häufiger. Dafür gibt es verschiedene Gründe.
Zum Teil hängt das, glaube ich, damit zusammen, dass Menschen in unserer Umgebung zunehmend orientierungslos werden. Sie wissen nicht, wie sie ihr Leben organisieren sollen. Dann versucht man, diese Orientierungslosigkeit zu ersticken, etwa mit Alkohol, Drogen oder anderen Süchten. Das funktioniert eine Zeit lang, doch dann bricht das Ganze wieder durch.
Als Christen sind wir davon nicht so stark betroffen, aber wir leben ja auch in dieser Gesellschaft und werden von ihr beeinflusst – die Kinder durch die Schule, das Studium, den Arbeitsplatz, die Medien und auf andere Weise. Auch wir nehmen daran Anteil.
Erstaunlich ist vielleicht, dass gerade in einer Zeit, in der es uns äußerlich relativ gut geht, Depressionen stark zunehmen. Wenn man sich hingegen Zeiten oder Länder anschaut, in denen es den Menschen viel schwerer geht, sieht das anders aus. Ich war zum Beispiel Anfang dieses Jahres für einige Wochen in Indien. Dort habe ich in einigen Gemeinden und Bibelschulen unterrichtet und viele einheimische Christen kennengelernt. Den meisten von ihnen geht es materiell viel schlechter als uns. Depression ist dort aber viel weniger ein Problem.
Man kann also nicht automatisch sagen, dass reale Probleme aus unserer Umwelt die Ursache für Depressionen sind. Das kann eine Ursache sein, aber es ist nicht einmal die häufigste Ursache für Depressionen, mit denen wir zu tun haben.
Das Thema ist, glaube ich, notwendig, dass wir uns damit beschäftigen. Ich erlebe auch in Gemeinden, dass viele Seelsorger etwas ratlos sind, wie sie mit Depressionen umgehen sollen. Manche schicken Menschen zu schnell in ärztliche Behandlung. Manchmal ist das zweifellos notwendig, darauf werde ich noch eingehen. Manchmal aber schicken wir die Leute an Stellen, wo ihnen nicht wirklich weitergeholfen wird.
Geistliche Hintergründe von Depressionen als Schwerpunkt
Das soll heute Morgen das Zentrum und die Hauptsache dessen sein, was ich weitergeben möchte: die geistlichen Hintergründe von Depressionen.
Wenn man zu einem Arzt oder Psychotherapeuten geht, hat dieser normalerweise die geistlichen Hintergründe von Depressionen nicht im Blick, denn für ihn existieren sie nicht. Der in Deutschland ausgebildete Arzt lernt während seiner Ausbildung nichts über geistliche Hintergründe. Für ihn sind Depressionen rein körperlich oder psychologisch erklärbar. Das ist nicht generell falsch, das möchte ich hier nicht sagen, aber es ist viel zu wenig.
Gerade das, was wir Menschen aus dem Glauben weitergeben können, kann der normale Arzt oder Psychotherapeut einem Patienten nicht vermitteln. Das ist das Zentrum dessen, worum es mir heute Morgen geht. Ich spreche hier in erster Linie nicht zu Ärzten oder medizinischem Personal, sondern an Brüder und Seelsorger in der Gemeinde, die ihre Aufgabe ernst nehmen wollen. Ihnen möchte ich einige Dinge mit an die Hand geben.
Depression ist ein Problem unserer Zeit – und zwar nicht nur in Deutschland, sondern in allen reichen, wohlhabenden Ländern der westlichen Hemisphäre, also in den reichen Industrieländern. Dort ist Depression ein großes und zunehmend wachsendes Problem. Das betrifft auch christliche Gemeinden und Christen selbst.
Die Frage nach Depressionen bei Christen
Ich möchte jetzt in einem ersten Teil darauf eingehen: Gibt es denn überhaupt für Christen Depressionen, oder stimmt dann da irgendetwas nicht?
Der Hintergrund dieser Frage ist folgender: Es gibt einige Christen, die sagen, wenn ich jetzt befreit bin durch Jesus Christus und mit Gott lebe, dann muss ich doch immer fröhlich, frisch und munter sein. Es muss mir doch immer gut gehen. Und wenn dann irgendetwas mich niederdrückt – bis hin zu einer Depression – dann muss irgendetwas mit dem geistlichen Leben nicht stimmen.
Es gibt einige Charismatiker, die behaupten, dass immer ein Dämon oder ein Geist dahintersteckt. Wenn jemand unter Depression leidet, müsse man eben diesen Geist oder Dämon der Depression austreiben. Das ist eine Auffassung, die es bei charismatischen Christen gibt.
Andere Christen meinen, dass Depression immer mit Sünde zu tun haben muss. Beide diese Aussagen möchte ich hier erst einmal gar nicht kommentieren. Ich will nicht sagen, dass sie generell falsch oder richtig sind. Ich komme später noch darauf zu sprechen. Aber man merkt, dass hier Klärungsbedarf besteht: Ist es denn möglich, dass Christen in Depressionen hineinfallen?
In einem zweiten Teil möchte ich mich dann damit beschäftigen, wo die geistlichen Hintergründe von Depressionen liegen. Was kann geistlich falsch laufen, sodass ein Mensch in Depressionen hineinfällt?
Oder ich könnte es auch umgekehrt formulieren: Worauf müssen wir in unserem geistlichen Leben achten, damit wir nicht so schnell anfällig für Depressionen werden?
Und dann soll es in einem dritten Teil darum gehen, dass ich einige Hilfestellungen und Anregungen geben möchte, wie wir besser mit Menschen umgehen können, die mit Depressionen zu kämpfen haben.
Was ist Depression? Biblische Perspektiven und Symptome
Zuerst einmal müssten wir vielleicht klären: Was ist überhaupt Depression? Der Begriff kommt in der Bibel nicht vor. Das heißt, in der Bibel finden wir das Wort nicht. Den Sachverhalt, also Menschen, die depressiv sind, finden wir in der Bibel jedoch schon. Das wird nur anders ausgedrückt. Zum Beispiel begegnet uns häufig der Begriff „entmutigt sein“. Paulus erwähnt das oft. Ich werde in der nächsten Stunde noch darauf eingehen. Im 2. Korintherbrief sagt er: „Darum lassen wir uns nicht entmutigen“. Niedergeschlagen sein, den Mut verlieren – all diese Dinge hängen damit zusammen.
Wir haben einige Personen, bei denen uns relativ deutlich beschrieben wird, wie sie als Depressive reagieren. Depressionen gibt es in unterschiedlichen Stufen. Am Anfang ist es das, was alle von uns erleben. Denn wir alle haben in unserem Leben nicht nur Tage, an denen wir morgens aufstehen und uns blendend fühlen, an denen alles super ist und wir nur positiv in den Tag schauen. Wir kennen auch Tage und Situationen, in denen es uns psychisch schlecht geht. Und das kann ganz unterschiedliche Ursachen haben – vielleicht reale Probleme, mit denen wir zu kämpfen haben.
Uns geht es schlecht, und das führt dazu, dass wir traurig in den Tag hineinleben. Wir sind belastet, vielleicht weil bestimmte Probleme auf uns zukommen, die gelöst werden müssen, und wir keine Antwort darauf haben. Das ist das Normale, das normale Auf und Ab des Lebens, das wir als Menschen haben und auch als Christen. Das ist auch das, was wir immer wieder bei Personen in der Bibel finden. Dort ist es nicht so, dass alle Tage nur gelacht, gefeiert und fröhlich waren.
Diese biblische Ausgeglichenheit in unserem Leben zeigt sich nicht darin, dass wir jeden Tag nur lächeln, wie in irgendeinem Hollywood-Film, wo die Leute scheinbar immer lächeln, wenn es ihnen gut geht. In Wirklichkeit ist das häufig nur hohl und oberflächlich. Nein, die Freude, die wir haben sollen – das wird im Philipperbrief deutlich beschrieben – ist eine innerliche Freude. Es ist nicht so, dass wir jeden Tag nur lächelnd durch die Gegend laufen. Wenn mir so ein Mensch begegnen würde, hätte ich eher Bedenken: „Oh, der hat bestimmt ein Problem, wenn der immer nur lächelt.“ Es muss irgendetwas nicht in Ordnung sein.
Das Leben ist nicht immer nur zum Lächeln da. Wie bei Jesus selbst: Manchmal hat Jesus über Jerusalem geweint, über seine Jünger, über das Leiden, das ihm bevorstand. Das gehört auch zum Leben dazu. Wir sollten nicht die Vorstellung haben, dass Leiden und schwierige Lebenssituationen generell vor Christen Halt machen. Nein, sie treffen auch Christen, und sie werden uns alle treffen.
Falls das bisher noch nicht der Fall ist, kann ich euch das Versprechen geben: Ihr werdet alle in eurem Leben auch als Christen schwere Situationen erleben, in denen ihr keinen Ausweg und keine Perspektive mehr habt. Ihr denkt, es geht jetzt nicht mehr weiter, und wisst nicht, wie ihr eine Lösung finden sollt. Das heißt nicht, dass das das Ende des Glaubens ist, und es bedeutet auch nicht, dass das Glaubensleben schlecht ist. Es kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Ich werde im zweiten Teil noch intensiver darauf eingehen.
Es kann zum Beispiel eine Anfechtung des Teufels sein. Denken wir an den leidenden Hiob als typisches Beispiel. Er hat so sehr gelitten. Ich denke, wir würden alle leiden, wenn plötzlich unser Haus über dem Kopf abbrennt, wenn unsere Familie stirbt oder wir todkrank werden. Und dann lesen wir: Was war die große Sünde des Hiob? Es gab keine Sünde. Es war eine Anfechtung, unter der er stand. Der Teufel wollte ihn kaputtmachen, ihn von Gott wegziehen. Aber das Leiden war real.
Wenn Hiob gesagt hätte: „Deine Frau ist gerade umgekommen und deine Kinder auch“, und dann lächelt und sagt: „Oh, wie gut ist es und wie schön ist der Tag“, dann würde ich den Kopf schütteln und sagen: „Hiob, hast du verstanden, worum es geht? Da ist etwas Schlimmes passiert.“ Dass wir unter solchen Situationen leiden, ist normal. Aber aus den alltäglichen schwierigen Situationen unseres Lebens, aus dem alltäglichen Leiden kann Depression werden.
Depression ist nicht etwas, das von heute auf morgen kommt, sondern meistens wächst sie langsam. Gerade in dieser Phase des Wachstums, des Aufbauens einer Depression, können wir eingreifen. Wenn ich heute zu euch spreche, dann tue ich das auch so, als ob ihr selbst von Depressionen betroffen werdet. Denn ihr alle müsst davon ausgehen: Keiner von euch ist generell gefeit und geschützt vor Depressionen.
Vielleicht meint ihr, da ist die starke Person, und denkt: „So wie ich den Bruder erlebe, das kann nie passieren.“ Aber hier kommt sehr schnell Hochmut vor dem Fall. Oder wie es heißt: „Wer steht, sehe zu, dass er nicht falle.“ Depression, starke Niedergeschlagenheit kann prinzipiell jeden von uns betreffen.
Ich werde das auch an einigen Beispielen aus der Bibel deutlich machen. Zum Beispiel bei Elija. Elija war einer der größten Propheten des Alten Testaments. Er hat viele Wunder erlebt und im Glauben auf Gott gebaut. Trotzdem fiel er in Depressionen. Auch Paulus hatte in bestimmten Phasen seines Lebens damit zu kämpfen.
Dass wir von Depressionen angegriffen werden, dass uns etwas herunterziehen will, dass unsere Stimmung schlecht ist und wir nicht wissen, wie es weitergeht – das kann passieren. Und zwar jedem, egal wie fest wir im Glauben stehen. Wenn eine Anfechtung des Teufels kommt oder eine sehr schwere Lebenssituation, dann werden wir damit zu kämpfen haben.
Deshalb spreche ich heute nicht nur als Seelsorger zu euch, sondern auch als Menschen, die möglicherweise in der Zukunft von Depressionen betroffen sein werden oder die mit Menschen in ihrem direkten Umfeld zu tun haben, die betroffen sein können – euer Ehepartner, eure Kinder.
Und ich spreche auch zu euch als verantwortliche Brüder in der Gemeinde, die Seelsorge betreiben und anderen helfen sollen.
Symptome und Verlauf einer Depression
Depression baut sich häufig langsam auf. Sie beginnt oft mit kleineren Missstimmungen, bei denen häufig schon geistliche Probleme auftauchen. Wenn wir nicht richtig geistlich damit umgehen, kann die Depression schnell wachsen und sich verstärken. Dies zu verhindern, möchte ich euch nahelegen.
Wenn eine Depression einsetzt, spielen verschiedene äußere Faktoren eine Rolle. Zum Beispiel bist du viel stärker müde als sonst. Obwohl du eigentlich genügend Stunden geschlafen hast, fühlst du dich ständig müde. Es treten Konzentrationsprobleme auf, das heißt, du kannst dich bei der Arbeit nicht mehr richtig fokussieren. Die Arbeit dauert länger, und du machst häufiger Fehler. Das trägt zusätzlich dazu bei, dass du schlechter gelaunt bist, weil du weißt, dass es nicht richtig klappt.
Häufig drehen sich die Gedanken bei Menschen mit stärkerer Depression immer nur um die Probleme, um das, was schwierig ist. Sie sehen ihr Leben nicht mehr objektiv, und auch andere Menschen tun das nicht. Deshalb ist es oft schwierig, mit depressiven Personen zu diskutieren. Wenn man mit ihnen spricht, schaffen sie es häufig nicht, den Blick von ihren Problemen abzuwenden. Genau das brauchen sie jedoch: den Fokus weg von ihrem Problem hin zu etwas anderem.
Wer unter Depression leidet, sieht plötzlich nur noch das Problem. Dieses Problem wird immer größer, und die Person denkt Tag und Nacht daran. Es gibt jedoch keine Lösung, und die Person fühlt sich dadurch immer schlechter. In einer nächsten Phase verliert man die Freude an den Dingen des Alltags. Das, was früher Freude bereitet hat – die schöne Natur, der Sonnenschein, gutes Essen oder die Gemeinschaft mit anderen Menschen – wird nicht mehr geschätzt. Das Essen schmeckt nicht mehr, die Natur erscheint nicht mehr schön, und man fühlt sich von den Geschwistern, mit denen man zusammen ist, getrennt.
In dieser Phase sieht man den Betroffenen häufig schon am Gesicht an, dass etwas nicht stimmt. Es fehlt das Lächeln, meist ist der Blick trüb oder traurig. Manche Menschen brechen plötzlich wegen Kleinigkeiten in Tränen aus. Man weiß gar nicht genau, warum das so ist und was dahintersteckt. Die Person sagt vielleicht etwas, worunter sie leidet, doch das ist nicht immer das eigentliche Problem.
Es kann zum Beispiel passieren, dass du dir mit einem Hammer auf den Daumen haust. Normalerweise macht dir das nichts aus, aber plötzlich fängst du an, in Tränen auszubrechen. Oder du bekommst eine kleine Nachricht, etwas geht schief, der Kühlschrank ist kaputt oder das Auto muss repariert werden. Statt dich kurz zu ärgern, zu beten und dann zu planen, wie es weitergeht, brichst du in Tränen aus. Solche Reaktionen sind typisch für diese Phase.
Häufig führt das auch zu Schlafstörungen. Man schläft nachts nicht mehr normal und nicht mehr durch. Oft wacht man in der Nacht auf, und die Gedanken an Sorgen und Probleme lassen einen nicht mehr einschlafen. So schläft man über Stunden hinweg nicht mehr ein und fühlt sich morgens erschöpft und gerädert.
Es gibt oft auch psychosomatische Auswirkungen, das heißt körperliche Beschwerden. Wer dauerhaft oder häufig unter Depression leidet, hat oft Schmerzerkrankungen, besonders häufig Kopfschmerzen. Kopfschmerztabletten helfen kurzfristig, aber nicht langfristig. Diese Beschwerden treten immer häufiger auf, wenn innerer Stress und Auseinandersetzungen vorhanden sind. Der Körper signalisiert dies durch starke Kopfschmerzen oder auch Rückenschmerzen.
Die psychischen Probleme schlagen somit nach und nach auf die körperliche Ebene durch. Die Menschen haben also auch direkte körperliche Probleme. Diese können auf verschiedenen Ebenen auftreten. Schmerzerkrankungen sind eine Möglichkeit. Es können auch verschobene Sinneswahrnehmungen oder Sehstörungen auftreten. Solche Symptome können durch die Depression ausgelöst werden.
Dies sind langsame Steigerungen der Erkrankung. In der Endphase der Depression werden viele Menschen von Selbstmordgedanken geplagt. Sie wollen sich das Leben nehmen, weil sie keinen Ausweg mehr sehen. Sie denken, wenn sie nicht mehr da sind, sind auch die Probleme weg. Manche sind so gelähmt, dass sie nichts mehr tun: Sie essen nicht mehr, gehen nicht mehr zur Arbeit und erfüllen ihre alltäglichen Verpflichtungen nicht. Sie liegen nur noch im Bett oder versuchen, sich das Leben zu nehmen. Das ist meist die Endphase der Depression.
Ich nenne diese verschiedenen Phasen: von der ersten Verstimmung und den Problemen, mit denen wir alle zu tun haben, über die langsame Verfestigung der negativen Sicht auf das eigene Leben und die Probleme, bis hin zu der Phase, in der sich die Gedanken nur noch auf die Probleme richten. Schließlich kommt die Phase, in der man nichts anderes mehr denken kann, alle Lebensfreude verliert und möglichst tot sein möchte.
Ich erwähne das, weil jede dieser unterschiedlichen Stufen von uns etwas anderes fordert, um den Menschen helfen zu können. Was am Anfang noch durch geistliche Ermutigung etwas bringt, hilft in der Endphase nicht mehr. Wenn der Mensch nur noch an die Wand starrt und im Bett liegt, dringt die geistliche Ermutigung nicht mehr durch. Dann müssen wir auf andere Mittel zurückgreifen. Darauf werde ich noch eingehen.
Bei Menschen, die am Anfang einer solchen Depression stehen, ist es jedoch durchaus möglich, mit geistlicher Ermutigung weiterzuhelfen.
Biblische Beispiele und okkulte Ursachen von Depressionen
Das sind also verschiedene Symptome. Es gibt dafür biblische Beispiele, wie ich bereits erwähnt habe. Wenn ich nun die Frage stelle: Kann ein Christ Depression bekommen? Dann würde ich ganz eindeutig sagen: Ja, es besteht eindeutig die Gefahr, dass auch Christen Depressionen bekommen können.
Eine bestimmte Art von Depression können Christen jedoch generell nicht bekommen. Das ist die Form, die mit okkulter Besessenheit zu tun hat. Ich habe vorhin gesagt, dass einige Charismatiker besonders betonen, jede Art von Depression gehe auf Dämonen und Besessenheit zurück. Das stimmt nicht. Aber bestimmte Formen von Depression können tatsächlich auf Besessenheit zurückgehen.
Ein typisches Beispiel dafür finden wir im Alten Testament: König Saul. Nachdem Gott seinen Geist von ihm genommen hatte, sandte er einen bösen Geist zu ihm. Hier fand also eine Art Besessenheit statt. Saul zeigte Symptome, die wir heute als manisch-depressiv bezeichnen würden. Er hatte Phasen, in denen er sehr aktiv war – zum Beispiel wollte er Bäume ausreißen und verfolgte David durchs ganze Land. Danach folgten Phasen, in denen er sich zurückzog, die Wand anstarrte, niemanden an sich heranließ und nur schlechte Laune hatte.
Gerade am Anfang wurde David häufig zu Saul geholt, um ihm mit seinem Harfenspiel etwas vorzuspielen, damit es ihm besser ging. Das scheint ein Fall zu sein, bei dem das Niedergeschlagensein, diese Depression, auf okkulte Einflüsse zurückgeht.
Das ist kein Einzelfall. Auch in der Seelsorge habe ich erlebt, dass Menschen in okkulte Bindungen eingetreten sind und dadurch in starke Depressionen geraten sind. Ein weiteres Beispiel finden wir im Neuen Testament bei dem Gerasener, den Jesus befreit hat. Dieser Mann lebte in den Totenhöhlen und war von Dämonen besessen. Als die Dämonen in die Schweine fuhren, stürzten sich die Schweine in den See Genezareth und ertranken.
Daraus wird deutlich, dass Dämonen das Leben eines Menschen zerstören wollen. Ein Weg, das Leben zu zerstören, ist die Depression. Sie kann einen Menschen so weit treiben, dass er am Ende Selbstmord begeht, um seinem Leben ein Ende zu setzen.
Diese Art von Depression können Christen selbstverständlich nicht haben. Wenn Jesus Christus in uns wohnt und uns erfüllt, kann ein Dämon nicht gleichzeitig Besitz von uns ergreifen. Daher ist es müßig, danach zu suchen.
Natürlich kann es bei Menschen, die nicht gläubig sind, einen okkulten Hintergrund für Depressionen geben. Ich habe auch solche Menschen erlebt, die mir offen gesagt haben, dass ihre schweren Phasen der Depression genau dann begannen, als sie sich mit okkulten Dingen eingelassen hatten. Danach kamen böse Gedanken, die immer stärker wurden, bis hin zu dem Wunsch, sich das Leben zu nehmen.
Wie gesagt, diese Form von Depression kann einen Christen so nicht betreffen.
Lebensphasen mit erhöhter Anfälligkeit für Depressionen
Depressionen sind auch auf bestimmte Lebensphasen zurückzuführen. Das bedeutet, dass wir in bestimmten Lebensphasen besonders anfällig für Depressionen sind. Das zeigen allein die Statistiken, das bestätigt die Erfahrung von Seelsorgern und auch Ärzte sehen das in gleicher Weise. Wenn ich das nun anspreche, soll das nicht nur unser Wissen erweitern, sondern uns auch sensibel machen. Es geht darum, Menschen, die sich gerade in solch einer Phase befinden, besonders zu begleiten und ihnen gezielt zu helfen, damit sie nicht in Depressionen hineinfällen.
Depressionen können besonders dann auftreten, wenn wir Lebensphasen durchlaufen, die uns stark herausfordern. In solchen Phasen müssen wir neue Dinge einüben und einlernen, fühlen uns oft überfordert, erleben viele Veränderungen – vor allem solche, die unsere Möglichkeiten zu wachsen scheinbar übersteigen.
Die erste Phase, in der auffällig häufig Depressionen auftreten, ist das späte Jugendalter, also die Jugend, Pubertät und das junge Erwachsenenalter. Viele Menschen leiden in dieser Zeit unter Depressionen. Das hat verschiedene Gründe. Es ist eine Phase des Übergangs vom Kind zum Erwachsenen, die sehr herausfordernd ist. Viele Erwachsene heute haben vergessen, wie schwierig diese Zeit für sie war. In dieser Phase werden wichtige Entscheidungen fürs ganze Leben getroffen: die Entscheidung, ob man Christ bleibt, welcher Beruf gewählt wird, welcher Ehepartner infrage kommt.
Wir merken auch, dass in dieser Lebensphase viele, auch in Gemeinden, plötzlich dem christlichen Glauben den Rücken kehren und sich nur noch auf Partys und Alkohol konzentrieren. Das kommt nicht einfach so, sondern weil es eine schwierige Phase ist, in der man sich neu ordnen und Verantwortung übernehmen muss. Gleichzeitig treten viele Versuchungen auf. Deshalb besteht hier auch eine erhöhte Gefahr für Depressionen. Unter Jugendlichen ist die Zahl der Selbstmorde in dieser Zeit sehr hoch. Diese Selbstmorde stehen häufig im Zusammenhang mit depressiven Phasen. Die Verunsicherung in der Jugend ist oft größer als bei Erwachsenen. Viele haben noch keine Lösungen gefunden, wissen nicht, wie sie mit ihrer Situation umgehen sollen, und fühlen sich unverstanden. Die typische Krankheit im Jugendalter ist das Gefühl: „Niemand versteht mich, keiner weiß, wie es mir geht.“
Viele Jugendliche denken intensiv über den Sinn des Lebens nach. Nicht alle, aber viele. Dabei kommen sie manchmal zu dem Schluss: „Mein Leben hat keinen Sinn.“ Oder: „Wenn ich Christ bin, wozu will mich Gott haben? Ich bin ja gar nicht begabt, ich kann nichts, alle anderen sind so viel besser.“ In solchen Phasen neigt man dazu, das Glas eher halb leer als halb voll zu sehen. Das ist schon ein Anfang davon, alles als schlecht zu empfinden und nicht mehr zu sehen, wo Gott geschenkt hat. Oft kommt hinzu, dass Eltern und Gemeinde vor allem das betonen, was der Jugendliche falsch macht.
Hier ist besondere Sensibilität gefragt. Jugendliche sollten nicht nur gelobt werden mit dem Hinweis „Alles ist in Ordnung“, aber man muss auch aufpassen, dass man sie in dieser sensiblen Phase, in der sie nach Orientierung suchen, nicht noch mehr niedergedrückt. Sonst kann es passieren, dass der Jugendliche die Gemeinde verlässt – nicht weil er dem Glauben absagt, sondern weil er mit dem Umgang nicht zurechtkommt. Oder es kann sein, dass Jugendliche in Depressionen hineinfallen, weil sie ständig hören, was sie falsch machen, sei es in der Familie oder in der Gemeinde.
Das Jugendalter ist also anfällig für Depressionen, weil viele neue Dinge zum ersten Mal bewältigt werden müssen, wichtige Entscheidungen anstehen und sich geistlich sowie körperlich viel verändert. Viele Jugendliche sind zudem viel sensibler gegenüber der Meinung anderer als Erwachsene. Das merkt man besonders in der Jugendarbeit, wenn man vertrautere Beziehungen zu Jugendlichen hat. Ein Mädchen kann eine große Krise erleben, weil es meint, zu viele Pickel zu haben, zu breit zu sein oder die Haare nicht richtig zu tragen. Wenn man die Jugendlichen nicht näher kennt, sprechen sie oft nicht darüber. Eltern, die eine gute Beziehung zu ihren Kindern haben, hören solche Sorgen manchmal direkt.
Ein häufiges Problem ist Mobbing in der Schule. Vor zwei Wochen habe ich eine Statistik gelesen, die besagt, dass sich jedes zweite Kind in seiner Schullaufbahn gemobbt fühlt. Mobbing bedeutet, dass man in der Schule aus verschiedenen Gründen fertiggemacht wird. Kinder machen andere Kinder fertig, weil sie zu fromm oder zu wenig fromm sind, die falsche Kleidung tragen, die falsche Musik hören oder das falsche Handy haben – es gibt viele Gründe. Da reicht schon ein Pickel oder eine andere Frisur, um zum Ziel von Spott zu werden. Kinder und Jugendliche sind dafür sehr empfindlich, oft empfindlicher als Erwachsene, die sich daran gewöhnt haben, dass nicht immer alle freundlich sind. Viele Kinder nehmen das sehr schwer, und manche geraten dadurch in eine Phase der Depression.
Man darf sie hier nicht noch mehr fertig machen, sondern muss ihnen helfen, mit diesen Schwierigkeiten umzugehen. Es reicht nicht, ihnen zu sagen: „Das ist doch kein Problem.“ Für Erwachsene mag das leicht sein, so zu denken, aber für Jugendliche ist das oft sehr schwer. Gerade im Jugendalter will man anerkannt sein in der Gruppe, in der man sich befindet, man möchte Rückmeldung und Freundschaft erleben. Das spielt eine große Rolle und macht das Jugendalter besonders anfällig für Depressionen.
Eine weitere Phase, in der häufig Depressionen auftreten, ist die Zeit nach der Heirat und wenn die ersten Kinder kommen. Das betrifft besonders Frauen. Man spricht hier oft von der sogenannten Schwangerschaftsdepression, die häufig direkt nach der Geburt auftritt. Diese Depression ist eine Art Erschöpfungsdepression. Während der Schwangerschaft hat die Frau viel Energie und Kraft investiert, körperlich und seelisch. Nach der Geburt erreicht sie oft einen Tiefpunkt. Deshalb sind viele Frauen einige Wochen nach der Geburt besonders weinerlich und anfällig und brauchen besondere Aufmerksamkeit, weil sie sich in einer schwierigen psychischen Phase befinden – auch rein körperlich.
Darüber hinaus neigen viele Frauen in dieser Anfangszeit zu Depressionen, weil sich ihr Leben plötzlich stark verändert hat. Viele Frauen und Männer starten mit großer Verliebtheit in die Ehe, mit einem Gefühl von Liebe und Glück. Doch nach der Heirat merken sie oft, dass das nicht mehr so ist. Der Mann bringt nicht mehr jede Woche Blumen, sagt nicht mehr fünfmal am Tag „Ich liebe dich“. Dann entsteht eine Stimmung, die Frauen oft als „Er liebt mich nicht mehr“ oder „Ich liebe ihn nicht mehr“ beschreiben.
In den letzten Jahren habe ich beobachtet, dass die Zahl der Scheidungen in bibeltreu-konservativen Gemeinden auffällig zunimmt. Vor 20 Jahren war das in den meisten Gemeinden kaum ein Thema. Heute nehmen Scheidungen auch dort zu. Oft liegt das an Frustration und Enttäuschung zu Beginn der Ehe.
Ich erinnere mich an ein Paar in Süddeutschland aus einer sehr strengen Gemeinde, die viel Wert auf Ehe legte. Das Paar lud mich nach dem Gottesdienst zum Essen ein. In der Gemeinde dachte jeder, alles sei in Ordnung, sie waren drei Jahre verheiratet. Doch sie eröffneten mir, dass sie sich scheiden lassen wollen und gerade das letzte Gespräch mit mir führen. Auf meine Frage, warum sie mit niemandem in der Gemeinde darüber gesprochen hätten, sagten sie: „In der Gemeinde kann man nicht darüber reden, weil alle dann schlecht über uns denken.“ So blieben sie drei Jahre mit ihrem Problem allein.
Wir haben stundenlang gesprochen. Sie hatten vieles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Unter anderem hatten sie von der Gesellschaft eine sehr hohe Glückserwartung übernommen: Ehe müsse immer nur Glück und Zufriedenheit bringen. Als das nicht mehr der Fall war, war die Ehe für sie vorbei.
Die Phase der Normalität in der Ehe, in der das Verliebtheitsgefühl abflacht und Enttäuschungen auftreten, ist schwierig. Plötzlich verbringt man nicht mehr so viel Zeit miteinander wie in der Kennenlern- oder Verliebtheitsphase. Oft ist es auch die Zeit, in der der Mann Karriere macht. Karriere fordert viel Energie und Zeit. Wenn es nicht die Karriere ist, dann ist es der Bau eines Hauses oder andere Verpflichtungen, etwa in der Gemeinde. Hier wird sehr viel Zeit investiert.
Frauen empfinden das oft sensibler als Männer, weil sie Gemeinschaft mit ihrem Mann wollen. Wenn der Mann viel Zeit außer Haus verbringt, kommt es zu Enttäuschungen: „Das läuft nicht so, wie ich es mir vorstelle, mein Mann ist nie zu Hause, alles ist so schwer.“ Manche Frauen geraten so in Depressionen. Manche sprechen darüber, andere ziehen sich zurück und werden stiller. Sie lachen weniger, freuen sich weniger und denken eher negativ. Das ist oft der Anfang einer Depression.
Es müssen nicht einmal reale Probleme sein, die dahinterstecken. Häufig ist es die Enttäuschung über die Ehe und das Glück, das man sich vorgestellt hat. Hinzu kommt die Mühe mit den Kindern, die nicht immer lieb und klein im Wagen liegen, sondern auch mal böse sind oder Dinge tun, die man nicht so toll findet. Diese Phase macht anfällig für Depressionen.
Eine weitere Phase, in der Depressionen häufig auftreten, ist, wenn die Kinder groß werden, also etwa im Alter von 16 bis 20 Jahren. Je nach Kinderzahl kann diese Phase länger oder kürzer dauern.
Bei Männern spricht man in dieser Zeit oft von der Midlife-Krise, also der Lebenskrise in der Mitte des Lebens, etwa von Mitte 40 bis Mitte 50. Manche erleben sie etwas früher, andere später. Viele Männer durchleben diese Krise, weil eine Lebensphase zu Ende geht. Die Zeit, in der sie viel mit den Kindern gemacht haben – oder eben nicht –, ist vorbei. Manche Männer merken, was sie verpasst haben: mehr Zeit mit der Frau, mit den Kindern oder im Glauben. Dieses Eingeständnis, dass ein großer Teil des Lebens vorbei ist und Fehler gemacht wurden, die man nicht mehr rückgängig machen kann, führt zu schlechter Stimmung, Sorgen und manchmal zu Depressionen.
Oft kommt hinzu, dass zuhause vieles durcheinandergeraten ist. Nicht alle Kinder wachsen elegant und problemlos in die Selbstständigkeit hinein, auch wenn die Eltern viel gebetet haben. Viele Kinder bringen ihre Eltern in der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter unter Druck. Sie machen Unsinn, sagen schlechte Dinge oder tun Sachen, mit denen Eltern umgehen müssen. Das fordert das Ehepaar heraus, zum Teil auch, weil unterschiedliche Vorstellungen bestehen. Frauen tendieren oft dazu, mehr Verständnis für das Kind zu haben, während Männer eher auf Durchgreifen setzen. Das kann zu Streit führen.
Ein weiteres Problem in dieser Phase ist, dass viele Männer merken, dass sie den Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit überschritten haben. Sie erinnern sich, wie sie mit zwanzig Jahren Tag und Nacht durcharbeiten konnten oder ein Haus allein mauerten. Mit fünfzig funktioniert das nicht mehr. Körperliche Erkrankungen wie Bandscheibenvorfall, Herzprobleme oder Bluthochdruck treten auf. Das führt zu Sorgen: „Was kommt jetzt auf mich zu?“
Viele Frauen brauchen in dieser Phase eine Neufindung. Während der Zeit, in der die Kinder klein waren, haben sie sich meist um die Kinder gekümmert. Jetzt stellt sich die Frage: „Was kommt jetzt? Bin ich einfach allein zu Hause, während die Kinder arbeiten oder ausgezogen sind? Mein Mann ist bei der Arbeit, was mache ich?“ Das ist für viele Frauen eine schwierige Phase. Diese Unzufriedenheit kann sich auf den Mann übertragen. Wenn die Frau unzufrieden ist und nicht weiß, wie es weitergeht, wirkt sich das auf die Ehe aus.
Diese Lebensprobleme treffen uns alle, mal stärker, mal schwächer. Wir müssen das erkennen und gut begleiten – bei uns selbst und bei den Menschen in unserer Gemeinde.
Eine weitere Phase, in der Depressionen häufig auftreten, ist die Zeit der Pensionierung. Der Mann, die Frau oder beide gehen in Pension und verbringen plötzlich so viel Zeit miteinander wie seit 30 Jahren nicht mehr. Das führt zu Krisen. Die Frau hat oft zuhause alles im Griff gehabt, während der Mann berufstätig war. Nun ist der Mann da und mischt sich überall ein: beim Abwaschen, Einkaufen, Gartenarbeit. Das führt zu neuen Reibungspunkten.
Zudem spüren viele Männer, dass sie im Beruf nicht mehr gebraucht werden. Gerade Männer, die Karriere gemacht haben, hatten Anerkennung durch den Beruf. Plötzlich ist diese Anerkennung weg, niemand kümmert sich mehr um sie. Früher hat der Chef sie oft angerufen, jetzt nicht mehr. Das nagt am Selbstbewusstsein. Jüngere sagen: „Du gehörst zum alten Eisen, man braucht dich nicht mehr.“ Auch das belastet.
Hinzu kommt die Herausforderung, sich in der Ehe neu zu finden, weil man viel mehr Zeit miteinander verbringt. Manche Männer weichen dem aus und ziehen sich in die Garage, Werkstatt oder den Garten zurück, um nicht zu viel Zeit mit der Frau zu verbringen. Die Frau ist dann in der Waschküche oder bei Freundinnen. Das ist keine Lösung. Man lebt zwar zusammen, ist aber eigentlich getrennt.
Gott will, dass ältere Ehepaare wirklich zusammen geistlich leben, Aufgaben angehen und missionarisch aktiv werden. Nicht nur, dass man sich nicht scheiden lässt – das ist kein biblisches Ziel. Dieses Ziel muss man aktiv anstreben, denn von selbst kommt es meist nicht. Für viele ist das eine schwierige Phase.
Manche erleben diese Phase schon früher, wenn zum Beispiel plötzliche Arbeitslosigkeit eintritt – nicht nur kurzfristig, sondern langfristig. Dann passieren ähnliche Probleme.
Die letzte Phase, in der auffällig häufig Depressionen auftreten, ist die letzte Lebensphase, kurz vor dem Sterben. Hier spielen viele Erkrankungen eine Rolle. Man hat mit körperlichen Beschwerden, Schmerzen und Einsamkeit zu kämpfen. Das belastet sehr.
Zusammenfassend gibt es verschiedene Lebensphasen, in denen wir besonders anfällig für Depressionen sind: die Jugend, das junge Ehepaar mit kleinen Kindern, die Midlife-Krise, wenn die Kinder groß werden, die Pensionierung und die letzte Lebensphase vor dem Tod. Dieses Wissen sollten wir für uns selbst nutzen, um vorbereitet zu sein. So werden wir nicht vollkommen erschreckt, wenn plötzlich vermehrt solche Gedanken auftauchen, sondern können ihnen gezielt begegnen.
Weitere Ursachen und Einflüsse auf Depressionen
Darüber hinaus können Lebensprobleme auftreten, die Depressionen verstärken. Das meine ich, wenn ich von schweren oder chronischen Krankheiten spreche. Wenn jemand monatelang unter starken Kopfschmerzen leidet, oder wenn die Diagnose Multiple Sklerose (MS) gestellt wird, ist das eine enorme Belastung.
Oder wenn man älter wird und plötzlich vom Arzt die Nachricht bekommt: "Sie haben Parkinson." Dann weiß man genau, dass es kein Heilmittel gibt und dass dies zu einem immer stärkeren psychischen und körperlichen Verfall führen wird. Das ist eine sehr schwierige Situation.
Wenn wir von schweren Krisen erschüttert werden – plötzliche Arbeitslosigkeit, keine Perspektive, wie man die Familie ernähren soll, oder eine unheilbare Krankheit – dann sind wir besonders anfällig für Depressionen. Solche Phasen können jeden von uns treffen.
Es gibt zudem Faktoren in unserem Leben, die äußerlich sind und nicht geistlich zu verstehen, aber dennoch unsere Stimmung beeinflussen und Depressionen begünstigen können. Dazu gehören beispielsweise körperliche Mangelfunktionen.
So können Fehlfunktionen der Hypophyse, bestimmte Hormone und Botenstoffe oder andere organische Probleme dazu führen, dass man schlechtere Stimmung bekommt und in Depressionen verfällt. Häufig geht es darum, den Anfang dieser Spirale zu erkennen, die sich immer weiter ins Negative dreht. Diese kann durch solche körperlichen Fehlfunktionen ausgelöst werden, die ein Arzt feststellen kann.
Beispielsweise fühlen sich manche Menschen ständig müde und unleistungsfähig. Das kommt häufiger bei Frauen vor als bei Männern, zum Beispiel durch Eisenmangel. Das ist eine häufige Ursache. Wenn man sich schlapp fühlt, wird man leicht demotiviert. Daraus können weitere Probleme entstehen, und man gerät in eine Abwärtsspirale.
Wenn solche Stimmungstiefs besonders im Herbst und Winter auftreten, liegt das oft an einem Mangel an Vitamin D. Dieses Vitamin wird durch Sonneneinstrahlung im Körper gebildet und kann bei Bedarf zusätzlich eingenommen werden. Wenn man merkt, dass solche Symptome im Herbst und Winter häufiger auftreten, kann eine zusätzliche Vitaminzufuhr helfen. Dabei ist es wichtig, die richtige Dosierung zu beachten – zu wenig hilft nicht, zu viel kann dem Körper schaden. Das sollte man genau abklären.
Untersuchungen zeigen auch, dass Menschen generell bei wenig Licht eher niedergeschlagen und depressiv sind. Deshalb treten Depressionen auffällig häufiger im Winter auf und sind in Nordeuropa häufiger als in Südeuropa. In Skandinavien leiden mehr Menschen unter Depressionen als beispielsweise in Griechenland. Das hängt stark mit der Sonneneinstrahlung zusammen.
Gott hat uns offenbar so geschaffen, dass wir die Sonne brauchen – nicht nur für Licht und Wärme, sondern auch, weil sie uns psychisch gut tut. Wenn ich im Sommer aufstehe und die Sonne scheint durch das Fenster, fühle ich mich besser als an einem düsteren, regnerischen Tag. So geht es vielen Menschen.
In Skandinavien gibt es Lichttherapien. Menschen verbringen dort zwei Stunden in einem sehr hellen Raum, was ihre psychische Verfassung verbessert. Das hat nichts mit geistlichen Dingen zu tun, sondern ist eine rein körperliche Wirkung.
Es gibt also nicht nur geistliche Schwierigkeiten oder solche, die mit Lebensphasen zusammenhängen, sondern auch rein körperliche Ursachen für Depressionen. Dazu zählen Mangelfunktionen verschiedener Organe oder der Mangel an Vitaminen, der durch fehlende Sonneneinstrahlung entsteht.
In solchen Fällen geht es nicht darum, über viele geistliche Hintergründe zu spekulieren. Vielmehr versuchen wir, den Mangel an Licht und Vitaminen auszugleichen, um den Menschen zu helfen.
Ein weiterer wichtiger Faktor, den ich bei der Therapie noch ansprechen werde, ist Bewegungsmangel. Einige denken vielleicht, sie hätten genug Bewegung bei der Arbeit oder auf dem Bau. Aber es gibt auch viele, die im Büro sitzen und wenig körperlich aktiv sind.
Wer wenig körperlich aktiv ist, hat eine höhere Tendenz zu Depressionen – und zwar aus rein körperlichen Gründen, nicht geistigen. Wer den ganzen Tag vor dem Computer sitzt, zuhause oder anderswo, wird mit der Zeit eher niedergeschlagen, ermüdet und kraftlos. Das kann zu Depressionen führen.
Dies sind also äußere Einflüsse aus der Umwelt, die eine Rolle spielen und zu Depressionen beitragen können.
Persönlichkeit und Anfälligkeit für Depressionen
Dann gibt es auch noch Dinge, die wir beachten sollten, die mit unserer Persönlichkeit zusammenhängen. Es gibt Menschen, die von ihrer Persönlichkeit her eher dazu neigen, Probleme zu sehen.
Wenn ich jetzt über Nationalität sprechen sollte, müsste ich auch sagen: Wir als Deutsche sind besonders anfällig für Depressionen. Weltweit sagt man den Deutschen nach, dass sie sehr gründlich und genau sind. Wer gründlich und genau ist, hat natürlich häufig auch Probleme.
Man sieht das in manchen anderen Ländern. Vielleicht wenn wir dort hinkommen und ein gemeinsames Bauprojekt machen, wundern wir uns, weil dort alles husch husch geht. Ob das jetzt so genau gemauert ist, ob es ein bisschen mehr oder weniger Beton oder Eisen ist, das ist dort nicht so wichtig. Hauptsache, die Mauer steht oder die Decke. Dann kommst du dort hin und sagst: „Oh nein, das geht ja gar nicht so.“
Das ist eine Stärke, die wir als Deutsche haben. Deshalb gibt es wahrscheinlich kaum so gute Maschinenbauingenieure und Techniker wie in Deutschland. Aber das ist natürlich auch ein Problem. Deshalb erinnere ich mich: Vor drei Jahren war ich in Südamerika, in Paraguay. Manche Paraguayer leben immer glücklich, obwohl ich mir denke, das kann doch gar nicht sein. Sie leben in einer Bruchbude, durch die das Wasser durchfließt. Sie sitzen in ihrem Plastikstuhl draußen vor der Tür und unterhalten sich angeregt und fröhlich mit ihren Nachbarn. Ich denke mir: „Das gibt es doch nicht.“ Das Leben läuft gar nicht, das Haus ist kaputt, und sie sind trotzdem fröhlich.
Das hängt vielleicht mit unserer Nationalität oder mit der Kultur zusammen, in der wir groß geworden sind. Dort soll alles möglichst genau, perfekt und gut sein. Das ist auch gar nicht schlecht. Andere profitieren davon. Es macht uns aber anfälliger für Depressionen, wenn das nicht so gut klappt.
Wenn du eine riesige Erwartungshaltung hast, erinnere ich mich an einen Bruder in der Nachbargemeinde. Dort ging es darum, ein Taufbecken zu fliesen, das neu gebaut wurde. Er sollte für einen Stutzen mit Wasser den Ausschnitt machen. Er war stundenlang beschäftigt, weil der Ausschnitt einmal ein bisschen zu klein war, vielleicht ein oder zwei Millimeter. Das war sogar ganz unten am Taufbecken, wo es niemand sieht. Wenn Wasser drinsteht, sieht man das nicht, und wenn kein Wasser drin ist, steht dort auch keiner drin. Aber weil der Bruder es so genau machen wollte, war er die ganze Zeit deprimiert und fragte sich, warum es nicht klappt.
Da bricht mal etwas ab, und es funktioniert nicht so gut. Es geht darum: Je genauer wir sein wollen, desto anfälliger sind wir für Misserfolge, Enttäuschungen, Frustrationen und all das, was danach kommt. Ein Perfektionist wird eher in Depressionen fallen. Manchmal gibt es Phasen, die man heute neudeutsch Burnout nennt. Das ist ein psychischer Zusammenbruch, bei dem jemand nichts mehr machen kann. Häufig passiert das, weil man sich selbst überfordert, auch an Stellen, wo es gar nicht nötig wäre.
Man will die Sache immer ganz perfekt machen, aber das geht im Leben nicht. Wer perfektionistisch ist, wird früher oder später einen Zusammenbruch erleben oder nichts zurechtbekommen. Irgendwann kommen so viele Herausforderungen, dass man es nicht mehr schafft, alles perfekt zu machen. Dann wird man frustriert sein, weil man es entweder nicht schafft oder weil es nicht den eigenen Ansprüchen entspricht.
Wir haben das auch bei uns an der Bibelschule bei manchen Schülern erlebt. Ich freue mich mehr über diejenigen, die Dinge husch husch erledigen, aber es gibt auch manche, die so gründlich arbeiten, dass sie zehn Ausarbeitungen im Semester haben und am Ende des Semesters mit der ersten fertig sind. Dann sind sie zufrieden, weil alles richtig ist: die Fußnoten, die Zitate, alles sieht perfekt aus. Aber man sollte zehn in derselben Zeit schaffen.
Manchmal ist es im Leben so, dass wir nicht alles perfekt machen können. Wer perfektionistisch ist, sollte daran arbeiten. Es ist ein Geschenk Gottes, aber auch eine Gefahr, darüber depressiv zu werden, weil man seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird. Nicht einmal den Ansprüchen Gottes oder denen anderer Menschen, die vielleicht niedriger sind.
Genauso ist es bei Menschen, die melancholisch sind. Melancholische Menschen haben oft viel Mitgefühl für andere. Sie können sich gut in andere hineinversetzen, man sagt, sie haben Empathie. Sie leiden eher an der Ungerechtigkeit der Welt. Der eine hört die Nachrichten, erfährt, dass Menschen umgebracht werden, stellt dann ab und isst sein Mittagessen, ohne weiter darüber nachzudenken. Der andere hört, dass irgendwo Menschen umgebracht wurden, und das Essen schmeckt ihm den ganzen Tag nicht mehr. Er denkt daran, hat Mitleid und betet für die Betroffenen.
Wenn du so ausgerichtet bist, ist das eine Begabung von Gott, eine Stärke, dich in andere Menschen hineinzuversetzen und Probleme an dich herankommen zu lassen. Es ist aber auch ein Problem, denn solche Menschen können sehr schnell in Depressionen fallen.
Ich erinnere mich an eine Schwester, der es so ging. Bei ihr ging es schließlich nur noch darum, keine Nachrichten mehr zu hören. Die negativen Meldungen hatten sie so fertig gemacht, nicht ihre eigenen Probleme. Sie dachte, die Welt sei so schlimm und böse, dass sie keine Zeitung mehr lesen und kein Radio mehr hören wollte. So konnte sie sich auf das konzentrieren, was sie im täglichen Leben bewältigen musste.
Es ist also auch eine Frage der Persönlichkeit. Bist du eher ein Machertyp, ein Choleriker, oder ein Phlegmatiker, also jemand, der alles gleichgültig sieht? Das hat in bestimmten Hinsichten Vorteile, aber auch Probleme. Phlegmatiker sind weniger anfällig für Depressionen als jemand, der sehr genau und perfektionistisch ist oder melancholisch, also eher romantisch veranlagt und stark auf Gefühle achtet. Dann ist man häufiger anfällig.
Wenn wir uns mit Depressionen auseinandersetzen, war meine erste Frage: Kann ein Christ depressiv werden? Die Antwort habe ich schon gegeben: Ja, das kann er. Viele Ursachen für Depressionen gibt es auch im Leben von Christen. Wir durchlaufen dieselben Lebensphasen, haben ähnliche Charaktere. Es gibt melancholische Christen, perfektionistische Christen, schwierige Lebenssituationen und schwere Krankheiten bei Christen. All das kann Depressionen auslösen, und Christen können davon betroffen sein.
Aber, und das ist die Einschränkung: Wir können nicht von Depressionen betroffen werden, die durch Okkultismus ausgelöst werden, also durch okkulten Einfluss.
Das ist das zweite Thema, das ich später noch vertiefen werde. Wir können als Christen anders mit solchen depressiven Herausforderungen umgehen. Wer Gott nicht kennt, bleibt eher in der Depression stecken. Er hat keine Hilfe und wird schlechter daraus hervorgehen. Er erkennt Gefahren nicht rechtzeitig.
Wir als Christen können Gefahren eher erkennen, anders mit der Situation umgehen und die Hilfe Gottes in Anspruch nehmen, um Depressionen zu bewältigen. Das ist der Unterschied.
Wir sollten in der Seelsorge oder im Miteinander in der Familie aber nicht den Eindruck erwecken, dass ein Christ von Depressionen verschont bleibt. Das macht Christen oft noch viel mehr fertig.
Ich habe all diese Dinge selbst erlebt. Ich habe erlebt, wie in einer Gemeinde, auch einer eher bibeltreuen, gar nicht charismatischen Gemeinde, Christen auf die Idee kamen, eine depressive Frau sei okkult besessen, obwohl das nicht stimmte. Die Geschwister hatten wenig seelsorgerliche Erfahrung und versuchten eine Dämonenaustreibung bei ihr, um die „Dämonen der Depression“ auszutreiben.
Direkt danach fühlte sie sich besser, aber schon zwei Tage später kam die Depression mit voller Wucht zurück. Heute besucht die Frau keine Gemeinde mehr. Warum? Weil die misslungene Dämonenaustreibung sie psychisch noch viel mehr zerstört hat.
Vorher hatte sie nur mit ihren Depressionen zu kämpfen und die Hilfe Gottes in Anspruch genommen. Jetzt hatte man ihr eingeredet, in ihr sei ein Dämon. Jedes Mal, wenn die Depression kam, sei auch ein Dämon da. Dabei war gar kein Dämon vorhanden. Deshalb konnte auch keiner ausgetrieben werden.
Wenn man eine Dämonenaustreibung versucht, wo kein Dämon ist, schadet man der Person nur noch mehr. Sie lebt dann mit dem Gedanken, nicht nur in einer Krise zu sein, in der Gott helfen kann, sondern dass in ihr ein Dämon wohnt und sie von Gott verworfen ist. Das war aber gar nicht der Fall. So sollte es nicht laufen.
Das gibt es manchmal mit dem Okkulten. Und dann stellt sich natürlich die Frage: Wie gehe ich damit um? Das werden wir im dritten Teil ausführlicher besprechen. Auch hier gibt es viele Fehler, wenn wir falsch reagieren.
Ein Christ kann mit okkulten Dingen in Berührung kommen, also auch mit Depressionen.
Ich möchte an dieser Stelle schon im Voraus auf den nächsten Abschnitt unseres Seminars hinweisen. Ich werde einen Text aus dem Alten Testament lesen, und zwar aus dem Ersten Königebuch, Kapitel 19. Dort ist genau das Ereignis beschrieben, wie Elia in eine Depression fällt.
Hier wird eigentlich alles beschrieben, was wir biblisch zur Erkenntnis von Depression brauchen: wie Depression entsteht, wie sie sich als Symptome zeigt und wie man mit Depressiven umgeht. Das steckt alles schon in dieser Geschichte.
Ich möchte sie jetzt vorlesen. Danach machen wir eine kleine Pause. Danach werde ich einige Worte zu dieser Geschichte sagen und dann auf die geistlichen Hintergründe von Depressionen eingehen.
Im ersten Teil habe ich über körperliche Ursachen von Depressionen gesprochen: Dinge in der Lebensführung, im Charakter, in der Nationalität und Umwelteinflüssen. Diese Aspekte akzeptieren auch viele nicht gläubige Menschen, denn sie sind allgemein bekannt.
Der nächste Punkt, den ich ansprechen werde, findet man in der Fachliteratur über Depressionen nicht: die geistlichen Hintergründe, die aber sehr wichtig sind.
Zuerst aber der Bericht aus 1. Könige 19. Ich lese ab Vers 1:
„Und Ahab erzählte der Isebel alles, was Elia getan hatte und wie er alle Propheten mit dem Schwert umgebracht hatte. Da sandte Isebel einen Boten zu Elia und ließ ihm sagen: ‚Die Götter sollen mir dies und das tun, wenn ich morgen um diese Zeit mit deinem Leben nicht ebenso verfahre wie du mit ihrem Leben.‘
Als er das sah, machte er sich auf und ging fort um seines Lebens willen. Er kam nach Berscheba, das zu Juda gehört, und ließ seinen Burschen dort zurück. Er selbst aber ging hin in die Wüste eine Tagereise weit und setzte sich unter einen Ginsterstrauch.
Er erbat für sich den Tod und sprach: ‚Es ist genug, so nimm nun, Herr, mein Leben, denn ich bin nicht besser als meine Väter.‘ Und er legte sich und schlief ein unter dem Ginsterstrauch.
Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: ‚Steh auf und iss!‘ Und als er sich umsah, siehe, da war bei seinem Kopf auf einem heißen Stein gebackener Brotfladen und ein Krug Wasser. Als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen.
Und der Engel des Herrn kam zum zweiten Mal und rührte ihn an und sprach: ‚Steh auf und iss, denn du hast einen weiten Weg vor dir.‘ Und er stand auf, aß und trank und ging in der Kraft dieser Speise vierzig Tage und vierzig Nächte lang bis an den Berg Gottes, den Horeb.
Er ging dort in eine Höhle hinein und blieb dort über Nacht. Und siehe, das Wort des Herrn kam zu ihm, und er sprach zu ihm: ‚Was willst du hier, Elia?‘
Er sprach: ‚Ich habe heftig geeifert für den Herrn, den Gott der Heerscharen, denn die Kinder Israels haben deinen Bund verlassen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwert umgebracht, und ich allein bin übrig geblieben, und sie trachten danach, mir das Leben zu nehmen.‘
Er aber sprach: ‚Komm heraus und tritt auf den Berg vor den Herrn!‘ Und siehe, der Herr ging vorüber, und ein großer starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging vor dem Herrn her. Der Herr war aber nicht im Wind.
Nach dem Wind kam ein Erdbeben, aber der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Erdbeben kam ein Feuer, aber der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam die Stimme eines sanften Säuselns.
Als Elia dies hörte, verhüllte er sein Angesicht mit dem Mantel und ging hinaus und trat an den Eingang der Höhle. Und siehe, da kam eine Stimme zu ihm, die sprach: ‚Was willst du hier, Elia?‘
Er sprach: ‚Ich habe heftig geeifert für den Herrn, den Gott der Heerscharen, denn die Kinder Israels haben deinen Bund verlassen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwert umgebracht, und ich allein bin übrig geblieben, und sie trachten danach, mir das Leben zu nehmen.‘
Aber der Herr sprach zu ihm: ‚Kehre zurück auf deinen Weg zur Wüste, wandere nach Damaskus und geh hinein. Salbe Hasael zum König über Aram. Auch sollst du Jehu, den Sohn Nimsis, zum König über Israel salben, und Elisa, den Sohn Saffats von Abelmecholla, sollst du zum Propheten salben an deiner Stelle.
Es soll geschehen: Wer dem Schwert Hasaels entflieht, den soll Jehu töten, und wer dem Schwert Jehus entflieht, den soll Elisa töten.
Ich aber habe in Israel siebentausend übrig gelassen, nämlich alle, die ihre Knie nicht gebeugt haben vor Baal und deren Mund ihn nicht geküsst hat.‘“
Also, soweit dieser Bericht. Ich werde gleich noch näher darauf eingehen.
Jetzt machen wir eine Pause, und zwar bis um elf Uhr.