Vor kurzem habe ich eine Predigt zum Thema Hoffnung gehalten. Interessant ist, dass ich glaube, der Begriff Hoffnung stammt aus dem Mittelniederdeutschen. Ich frage mich zwar, was genau das ist, aber aus dem Mittelniederdeutschen kommt dieser Begriff Hoffnung, oder eigentlich heißt es „Hopen“.
Und „Hopen“ bedeutet eigentlich „hüpfen“. Deshalb glaube ich, dass Hoffnung bedeutet: Mit meinem Gott kann ich über Mauern hüpfen. Oder man könnte sagen: Mit meinem Gott kann ich über Mauern hoffen.
Das ist das Besondere an diesem Vers. Er passt wirklich sehr gut, auch für heute. Ja, die Mauern kommen, sie stehen manchmal da, und sie sind in der Regel für uns alle viel zu groß. Aber mit meinem Gott kann ich über diese Mauern hoffen, hüpfen, springen.
Eine sehr, sehr schöne Geschichte, finde ich.
Glaube und Entscheidung trotz Schwierigkeiten
Das Zweite, und damit beginne ich eigentlich schon mit dem Thema heute, ist folgendes: Als ich angefragt wurde, bei der Yumiko dabei zu sein und dann das Thema gesehen habe, wird man ja immer gefragt, was denn so dein Unterthema sein könnte. Es sollte halt zum Oberthema passen.
Das Erste, was ich gelesen habe, als dort stand „Geht doch“ oder woran ich mich erinnert habe, ist die Situation mit Jesus, als er praktisch zu seinen Jüngern sagte, nachdem schon alle anderen gegangen waren: „Geht doch ihr auch noch.“ Ich weiß, er hat als Frage gestellt: „Wollt ihr auch weggehen?“ Aber es ist schon spannend: „Geht doch!“ Warum?
Am Anfang heißt es, es liegt daran, dass ihr keinen Glauben habt. Die, die nicht geglaubt haben, sind gegangen. Aber die, die geglaubt und vertraut haben, sind bei Jesus geblieben. Interessant ist, dass Jesus keiner ist, der einfach sagt: „Ich will alle halten, ich will, dass alle bleiben. Ich mache jetzt Christsein leichter und ich mache Missionsarbeit leichter, dann bleiben auch alle.“ Nein, so ist es nicht.
Manchmal ist es ganz, ganz schwierig. Es ist manchmal ganz arg hart, und es scheint, als würde diese Welt und alles, was diese Welt ausmacht, auch die gesamte Menschheit gegen das Ganze stehen. Trotzdem heißt es „Geht doch“ nicht im Sinne von: „Geh doch heim, hör auf, mach dir das Leben leichter.“ Sondern: „Geh doch und befolge den Auftrag, den Gott gegeben hat. Lebe dein Leben für Jesus, gib alles hin für den, der alles für dich hingegeben hat.“ Das macht Sinn. Das ist ganz gut.
Also, nochmal Johannes 6, da steht es so: „Aber es gibt einige unter euch, die glauben nicht.“ Jesus wusste, wer diese waren. Deswegen sind viele gegangen. Dort heißt es: „Von da an gingen viele weg.“ Dann fragt er: „Und ihr, wollt ihr auch weggehen? Geht doch ihr auch noch?“ Die Antwort war: „Nein, wir gehen nicht, sondern wir gehen für dich.“
Diese Leute, nicht alle zwölf, es waren dann nur noch elf, denn einer ist später doch abgetreten, aber die elf haben die Welt verändert. Warum? Weil sie gegangen sind, trotz aller Schwierigkeiten. Viele von ihnen sind gestorben. Warum? Weil sie für Jesus unterwegs waren. Und trotzdem hat es sich gelohnt zu gehen.
Sehnsucht nach einem sorgenfreien Glauben
Manches bringt uns manchmal dazu, dass wir nicht weitergehen, dass wir aufgeben oder weggehen. Es gibt Schwierigkeiten, die da sind, und darüber möchte ich heute ein wenig sprechen.
Vielleicht merkt ihr schon, dass das alles noch eine Einleitung ist. Noch ein Gedanke dazu: Wir sehnen uns alle – ich übrigens auch – nach einem Glauben ohne Hindernisse. Das wäre toll. Ich fände es wirklich schön, so ein bisschen Himmel jetzt schon zu erleben.
Ich muss mich mit vielen Dingen herumschlagen, die ich sehr gerne los wäre. Mein schlimmster Feind ist Schuld und Sünde, immer wieder. Man nimmt sich vor: „Ich will es richtig machen, ich will es gut machen“, aber es funktioniert nicht. Das ist eine große Schwierigkeit für mich: Schuld und Sünde.
Bei allen guten Vorsätzen für 2022 weiß ich, dass ich auch in diesem Jahr wieder damit zu kämpfen haben werde. Und ich hätte dieses Hindernis gerne los. Es wäre schön, wenn Gott eingreifen und mein Herz verändern würde, mein Denken verändern, sodass ab jetzt keine Sünde mehr da ist, kein Denken an Lügen, Hass und schlechte Worte. Das wäre genial – ein bisschen Himmel jetzt schon auf Erden.
Ich sehne mich nach so einem Leben ohne Hindernisse. Wie schön wäre es, wenn ich zu Nichtchristen sagen könnte: „Wisst ihr, seit ich Jesus kenne, bin ich nie mehr krank geworden.“ Boah, das wäre cool! Gerade jetzt in Corona-Zeiten wäre das der Hammer, oder? Glaub an Jesus, und dann wirst du nie wieder krank, dann kommen keine Schwierigkeiten mehr, dann tut dir nie wieder etwas weh.
Das sage ich jetzt ganz menschlich: Du kannst Fußball spielen, und wenn dir einer voll ins Schienbein tritt, tut das nicht weh. Warum? Weil du mit Jesus lebst. Wäre das nicht cool? Ein Leben ohne Hindernisse, ohne Schwierigkeiten.
Übrigens würde dann auch niemand mehr über mich lachen, weil ich Christ bin. Niemand käme und würde sagen: „Mensch, wie kann man nur so glauben? Wie kann man nur so blöd sein und Bibel lesen?“ Nein, all das wäre weg. Das wäre doch großartig, oder?
Ich sehne mich danach, und ich kenne viele Christen, die das tun. Ich kenne auch viele Pastoren, die das tun. Manchmal besteht dann die Gefahr, so ein Christsein zu predigen, das aber nicht realistisch, sondern eher idealistisch ist. Und dann geht das sehr schnell.
Herausforderungen im Glauben am Beispiel von Lebensgeschichten
Also, in meiner Missionsarbeit, ziemlich am Anfang, habe ich das mal erlebt: Ein Ehepaar kam zum Hauskreis. Sie waren sehr interessiert an der Bibel, voll dabei, und ich habe gedacht: Wow, das werden mal richtig gute Mitarbeiter.
Sie hatten, das war ihr Leben, ein kleines Restaurant. Sie waren froh, wenn Menschen kamen. Sie haben mit Jesus angefangen zu leben, waren interessiert an der Bibel, und alles ging gut.
Aber jetzt kommt es: In einer Nacht, als sie gerade noch vom Hauskreis nach Hause gingen, in dem wir uns getroffen hatten, wurde in ihr Restaurant eingebrochen. Das Restaurant wurde richtig leergeräumt, alles war weg.
Als sie dort ankamen, kamen sie ab dem Tag nicht mehr zu den Hauskreisen. Sie haben nicht mehr in der Bibel gelesen.
Ich bin dann mal hin und habe sie natürlich gefragt: „Hey, euch sieht man gar nicht mehr.“ Sie erzählten mir: „Weißt du, wenn das so ist, dass wir mit Jesus leben und trotzdem diese Schwierigkeiten und Hindernisse erleben, dann machen wir da nicht mehr mit.“
Sie sind nie wieder in den Hauskreis gekommen, haben nie wieder nach Jesus gefragt und nie wieder in der Bibel gelesen.
Ich traue Gott zu, dass das vielleicht trotzdem irgendwann mal wiederkommt. Ich glaube, dass die Saat, die sie mal gehört haben, aufgeht. Aber es kann eben passieren, dass Hindernisse uns davon wegbringen, unser Leben ganz diesem Jesus hinzugeben.
Oder eine andere Geschichte, auch aus dem Missionsfeld, auf einer Jugendmissionskonferenz: Da war ein Ältester in unserer Gemeinde, einer der ersten Ältesten. Er hatte einen schweren Autounfall.
Und das war noch nicht genug, denn dieser Unfall führte dazu, dass im Krankenhaus bei der Untersuchung, als man ihn wieder zusammenflickte, festgestellt wurde, dass er auch Krebs hatte. Wenige Monate nach diesem Autounfall und der Diagnose Krebs ist er verstorben.
Ich bin noch nicht fertig: Kurz danach hat sich ein anderer bereit erklärt, Ältester in der Gemeinde zu werden. Er war damals etwa vierzig Jahre alt.
Mit zweiundvierzig bekam dieser Älteste plötzlich einen Gehirnschlag, eine Gehirnblutung, und ist dann ebenfalls gestorben.
Könnt ihr euch vorstellen, was die Menschen gesagt haben? „Bei euch in der Gemeinde will keiner Ältester werden, das ist ja lebensgefährlich.“
Hindernisse, Schwierigkeiten, Dinge, die man nicht erklären kann. Plötzlich sagt man: „Nee, dann ziehe ich mich lieber zurück. Dann nehme ich mein Christsein und den Auftrag lieber nicht so ernst, denn da kann mir was passieren.“
Man trifft auf Hindernisse, auf Schwierigkeiten, und die will man nicht erleben.
Und ja, manchmal, so glaube ich wirklich, ist das Leben ohne Jesus, an Jesus vorbei oder an dem Auftrag vorbei, leichter als wenn man sagt: „Ich mache die ganze Sache mit Jesus. Ich gehe nach Uganda und suche eine Lösung für ein technisches Problem, weil es so wichtig ist. Ich mache das einfach.“
Warum? Da kommen viele Hindernisse und viele Schwierigkeiten.
Realismus statt Idealismus im Glauben
Dagegen spricht eben dieser, ich nenne ihn so ein bisschen, dieser schwärmerische Idealismus. Denn wir sagen gern zu Leuten: Du musst dich zu Jesus bekehren, weil dann ist alles super, dann wird dein Leben anders, alles flutscht und alles funktioniert.
Nein, das ist ein Glaube an Dinge, die Jesus nie verheißt hat, und das kommt nie gut. Wir müssen darauf schauen, was er wirklich verheißt. Manches ist nicht verheißt: Leichtigkeit im Leben, unbedingt gelingendes Leben ist nicht verheißt. Auch dass, wenn wir als Missionare unterwegs sind, immer alles klappt, das ist nicht verheißt.
Aber wir können in diese Falle tappen, und dann sind wir natürlich schnell enttäuscht. Vielleicht ist das schon der erste Tipp: Wenn wir davon ausgehen, mit Jesus wird immer alles gut und es geht immer alles gut, dann sind wir auch schnell enttäuscht.
Wenn wir aber wissen, dass ein Leben mit Jesus Hindernisse, Schwierigkeiten, Anfeindung und Verfolgung bedeutet – so wie viele, viele Millionen Christen auf dieser Welt das jeden Tag erleben, Verfolgung, dass Menschen ihnen nach dem Leben trachten –, dann halten wir auch viel mehr durch.
Also so ein schwärmerischer Idealismus bremst. Oder das ist vielleicht hier in Deutschland ganz, ganz groß. Nämlich gerade bei jungen Leuten erlebe ich, dass sie ihr Christsein so ein bisschen als einen Weg der Selbstverwirklichung sehen.
Und wenn dann Schwierigkeiten kommen, dann wird es natürlich ganz eng. Man denkt zum Beispiel: Ja, ich will Christ sein, weil mit Jesus kann ich viel erleben, ich kann wachsen, es geht immer vorwärts, ich bin immer erfüllt, immer anerkannt, wenn ich meine Gaben lebe. Dann lebt man so eine Art Selbstverwirklichung.
Merkt aber dann plötzlich, da gibt es Hindernisse, da gibt es Schwierigkeiten, und dann lässt man ganz, ganz schnell nach und geht vielleicht sogar ganz aus der Sache raus.
Deswegen ist das Erste, was ganz entscheidend ist, dieses: Geht doch in Schwierigkeiten und Hindernissen, ist, dass wir uns klarmachen: Hindernisse und Schwierigkeiten gehören einfach dazu.
Die Realität des Glaubens in Römer 8
Der Text, den wir uns heute kurz anschauen wollen, behandelt ein wichtiges Thema. Aufgrund der begrenzten Zeit wird es meist eine Hausaufgabe sein, an der ihr selbst weiterarbeiten müsst. Doch in der Kürze der Zeit möchte ich auf einen Text aus Römer 8 eingehen, der genau dieses Thema anspricht.
Mit Jesus zu leben, ist großartig und erfüllend. Ich will nichts anderes. Wenn mir jemand etwas anderes anbietet, sage ich: Nein, danke. Gleichzeitig ist es aber auch ein Leben, das Schwierigkeiten und Hindernisse mit sich bringt – und genau das beschreibt Römer 8.
In den Kapiteln davor wird das geistliche Leben dargestellt: ohne Jesus, mit Jesus und wie man zu Jesus kommt. Danach wird beschrieben, was sich verändert, wenn wir mit ihm leben. Doch jetzt wird gesagt: Da gibt es vieles, was gegen das spricht, was du als Christ leben möchtest.
Im Römerbrief Kapitel 8, ich weiß nicht, ob ihr eine Bibel dabei habt, sonst versucht euch zu merken, aufzuschreiben oder mitzulesen, geht es gleich zu Beginn los mit dieser Problematik. In Vers 13 wird auf die Hindernisse des eigenen Fleisches eingegangen. Ich selbst werde oft zum Hindernis und zur Schwierigkeit.
Ich wünsche mir oft, anders zu sein, mehr Kraft für Jesus zu haben, mehr Mut zu zeigen, weniger zu verleugnen und weniger Schuld im Leben zu tragen. Das wird in Römer 8 deutlich.
In Vers 18 heißt es, dass diese Zeit Leiden mit sich bringt. Damals war sicher nicht an Corona gedacht, heute würde es besser passen. Viele Dinge prägen unsere Zeit und bringen Leiden mit sich: Krankheit, Gefahren, Umweltnot – all diese Dinge betreffen auch uns Christen. Dieses „Zeit-Leiden“ wird in Römer 8 beschrieben.
Übrigens, Nicole, hier muss ich dich nochmal ansprechen: Auch hier geht es um Hoffnung, darum, über Mauern zu springen – das wird dort erwähnt.
Oder ich nenne es „die Unvollendete“, nämlich Vers 23. Dort heißt es, dass wir immer noch auf die vollkommene Erlösung und vollkommene Kindschaft warten. Warum? Weil wir merken, dass wir zwar Kinder Gottes sind, aber noch nicht in dem Umfang, wie wir es sein werden, wenn wir bei Jesus sind. Dieses Unvollendete im Christsein ist manchmal ein Hindernis.
In Römer 8, Vers 26 wird geistliche Schwachheit angesprochen: Wenn wir beten wollen, finden wir manchmal nicht die richtigen Worte. Das ist etwas, das viele erleben. Man ist für Jesus unterwegs und plötzlich wird es schwierig. Man hat sozusagen einen Kloß im Hals und weiß nicht, wie man Gott benennen soll, was einem das Leben so schwer macht.
Geistliche Schwachheit – ja. Oder Vers 28: Dort werden wieder Lebensumstände angesprochen, die das Leben schwer machen. Es ist schön, dass Römer 8,28 sagt: „Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge – auch die schwierigen und Hindernisse – zum Besten dienen.“ Aber Hindernisse gibt es dennoch.
Oder Vers 31: „Wenn Gott für uns ist, wer mag dann gegen uns sein?“ Ja, es gibt Menschen, es gibt Dinge und auch den Feind selbst, Satan, der gegen uns ist.
Ich finde die Bibel, und gerade Römer 8, deshalb so wertvoll, weil hier kein Idealismus beschrieben wird, sondern ein Realismus. Es wird ehrlich gezeigt, wie schwierig das Christsein sein kann.
Aber – und jetzt kommt es – es bleibt nicht bei der Darstellung der Missstände. Es wird immer etwas dagegen gesetzt, das uns hilft, durchzuhalten und weiterzugehen.
Wenn ich das nicht hätte, wäre ich heute nicht hier. Wenn ich das nicht hätte, hätte ich nach zwei Jahren Arbeit in Ecuador aufgegeben und würde jetzt etwas ganz anderes machen.
Im Römerbrief kommen dann all diese Dinge, die uns helfen: Sein Geist hilft uns auf, die Hoffnung, die er uns gibt, dass sein Ziel wirklich geschieht und alles zum Besten dient. Dass Gott für uns ist und wer dann gegen uns sein kann. Dass seine Gerechtigkeit unsere Schuld abdeckt.
Ich könnte die Liste noch lange fortsetzen: Viele Hindernisse, viele Schwierigkeiten – aber auch viel Gottgegebenes, das uns hilft, durchzuhalten und dran zu bleiben.
Die Kraft der Liebe Gottes inmitten von Schwierigkeiten
Gerade in den letzten Versen von Römer 8, in den Versen 35 bis 37, wird das noch einmal ganz deutlich gezeigt. Dort wird gesagt, dass es Dinge gibt, die stark dagegen sprechen, aber auch sehr viel, das dafür spricht. Lassen wir das noch einmal schnell durchgehen.
Was spricht denn dagegen? Am Ende wird noch einmal zusammengefasst: Es gibt Trübsal und Angst, also alles, was aus unserem Inneren kommt und dagegen spricht – unsere eigene Schwachheit, unsere Ängste, unsere Zweifel. Wir erleben gerade in Deutschland heute eine große Welle von Zweifel an Gottes Wort. Es gibt viele Menschen, darunter auch Theologen, die offen sagen, dass man manche Stellen in der Bibel nicht wörtlich nehmen kann. Sie halten vieles für fraglich und zweifelhaft.
Dieser Zweifel kommt oft aus unserem Inneren, vielleicht weil man zu wenig Bescheid weiß oder das, was man erlebt, nicht mit dem Glauben zusammenbringen kann. Zweifel bedeutet ja, dass man zwei Möglichkeiten sieht und sich nicht entscheiden kann. Manchmal lässt die Emotion einen mitreißen, und man stellt Gott und sein Wort in Frage. Das spricht dagegen.
Weiter heißt es: Auch wenn Hunger und Blöße kommen. Ich weiß nicht, ob viele von uns Hunger erlebt haben. Ich selbst habe das in Ecuador erlebt. Dort besuchte ich eine Frau, die an Jesus glaubt. In ihrer Hütte hing eine kleine Hängematte, und darin lag ein kleines Kind. Die Mutter sagte, sie habe nichts mehr für das Kind: keine Milch, keine Trockenpulvermilch, nichts. Hunger und Blöße – auch als Menschen, die an Jesus glauben – gibt es in dieser gefallenen Welt sehr oft.
Oder es wird von Verfolgung gesprochen. Wir erleben hier kaum Verfolgung, wie ich kurz erwähnt habe, aber Millionen Christen weltweit erleben sie. Zum Beispiel eine Christin in Ecuador, die auf 3000 Metern Höhe lebt. Er hatte genug von Armut in Ecuador und wanderte illegal über Mexiko nach New York aus. Dort begegnete ihm Jesus durch eine Gemeinde, und er entschloss sich, zurück nach Ecuador zu gehen, um seine Familie mit Jesus bekannt zu machen und eine Gemeinde zu gründen.
Er kehrte zurück, begann eine Gemeinde zu gründen. Sein Vater wollte nichts vom Glauben wissen, seine Mutter aber kam zum Glauben. Nach und nach kamen immer mehr Menschen dazu. Doch die Leute in der Umgebung waren dagegen und verfolgten ihn und die Gemeinde. Sie drohten sogar, ihn umzubringen. Ein kleiner Junge, der oft bei den Treffen war, warnte ihn: „Du musst weg, sie wollen dich töten.“ Er versteckte sich, doch weil sie ihn nicht fanden, erwürgten sie seine Mutter. Das ist kaum vorstellbar. Diese Verfolgung fand vor etwa 15 Jahren statt.
Trotz der Verfolgung hat sich die Gemeinde weiterentwickelt. Heute hat sie über 300 Mitglieder, die trotz aller Hindernisse und Verfolgung zusammenhalten. Ich erinnere mich, als wir an der ersten Gemeinde arbeiteten, die entstanden ist. Wir dachten, wir müssten ein Gebäude bauen, damit wir uns treffen können. Junge Leute aus Deutschland und den USA kamen, um die ersten Mauern zu errichten. Ich habe auch eine Mauer gebaut, die allerdings sehr schief war – sie sah aus wie eine schwangere Frau.
Als wir mit dem Bau begannen, stellte sich der ganze Ort gegen uns. Sie sagten: „Ihr werdet hier keine christliche Gemeinde gründen.“ Sie kamen mit Buschmessern und Steinen. Wir wussten genau, dass es gefährlich werden würde, wenn wir weitermachten.
Plötzlich kam ein Lkw mit Baumaterialien an. Der Fahrer stieg aus, stellte sich zwischen uns und die Menschenmenge und sagte zu ihnen: „Das sind gute Menschen. Ihr dürft ihnen nicht verbieten, hier etwas zu bauen.“ Weil er eine wichtige Person in diesem Ort war, gingen die Leute langsam weg. Am Ende war niemand mehr da, der gegen die Gemeinde war.
Heute gibt es dort eine große Gemeinde mit über zweihundert Mitgliedern. Sie treffen sich jeden Sonntag, um Jesus die Ehre zu geben, an ihn zu glauben und mit ihm zu leben.
Ja, Verfolgung, Gefahr, Schwert – all das kommt. Dann ist da noch die unsichtbare Welt. In Römer 8 heißt es: Engel, Mächte, Gewalten. Satan ist mächtig, aber nicht allmächtig. Er ist gegenwärtig, aber nicht allgegenwärtig. Habt ihr das schon einmal überlegt? Wenn Satan irgendwo in Afrika ist, ist er nicht bei euch. Er kann nicht allgegenwärtig sein; das kann nur Gott.
Es gibt also viel, was gegen uns steht, auch aus der unsichtbaren Welt – gefallene Engel, Satan selbst. Trotzdem ist Jesus größer und stärker. Er bringt uns durch, auch manchmal durch das Tal des Todes und des Schattens. Aber er führt uns ans Ziel.
Am Schluss von Römer 8 heißt es auch: Weder Hohes noch Tiefes. Ich habe mir überlegt, was das bedeutet. Ich glaube, es geht um unsere Gedankenwelt: die hohen, guten Gedanken und Möglichkeiten des Lebens sowie die tiefen Gedanken – Zweifel, Selbstzweifel, Depression. All das steht gegen uns. Trotzdem heißt es: „Ich mache es trotzdem.“ Warum? Weil dieser Gott zu mir steht.
Interessant ist, dass in den Versen 35 bis 39, ich weiß nicht, ob ihr sie vor euch habt, am Anfang von Gottes Liebe in Jesus Christus die Rede ist und am Ende auch wieder von Gottes Liebe in Jesus Christus. Das heißt, alle Schwierigkeiten sind gewissermaßen in das Sandwich der Liebe Gottes eingespannt. Sie sind in die Klammer der Liebe Gottes gestellt.
Dort, wo ich meinen Glauben lebe und meinen Auftrag erfülle, in allen Schwierigkeiten, da ist seine Liebe die große Klammer, die mein Leben fest und stark macht.
Rückkehr zur ersten Liebe als Kraftquelle
Und deswegen heißt es: Damit komme ich zum letzten Gedanken für heute. Die Zeit vergeht so schnell, da komme ich zum letzten Punkt.
Da heißt es dann: Hey, wir müssen zurück zu dieser Liebe im Glauben und im Auftrag. Egal, ob wir in Uganda unterwegs sind, in Ecuador oder in unserer Nachbarschaft, irgendwo in einem kleinen Ort im Schwarzwald – egal, wo wir sind, zurück zu dieser Liebe.
Da erinnere ich mich an Offenbarung Kapitel 2, wo es heißt: „Ich habe aber gegen euch, dass ihr die erste Liebe verlassen habt.“ Das heißt doch: zurück zur ersten Liebe.
Und was ist die erste Liebe? Nicht meine eigene, auch nicht die Liebe damals bei der Bekehrung, als ich begeistert war. Das war nicht die erste Liebe. Die erste Liebe war immer die Liebe zu Jesus für mich.
Deswegen heißt es, immer wieder zurück zum Kreuz zu gehen, zurück zu Jesus, zurück zu dem, was er für mich getan hat. Das macht mein Leben stark, um Hindernisse und Schwierigkeiten zu trotzen und weiterzumachen im Glauben, weiterzumachen im Auftrag, den ich habe.
Zurück zur Kindschaft, zurück dahin, dass ich weiß: Ich bin Kind Gottes, ich bin darin geborgen.
Wisst ihr, ich will ganz ehrlich sein: Manchmal, manchmal habe ich ein bisschen Sorge in dieser sogenannten Lobpreisgeneration. Nicht weil ich nicht glaube, dass Lobpreisanbetung wichtig wäre, und ich freue mich, dass wir eine Generation von jungen Menschen haben, die gerne Gott die Ehre geben.
Aber manchmal ist man als Mensch, der lobpreist, da steht man vor Gott, vor dem großen Thron, und der Abstand scheint größer zu werden. Aber als Kind komme ich ihm wieder näher, als Kind Gottes in den Schoß des Vaters zu gehen – wow, das macht mein Leben stark gegen die Hindernisse und gegen alle Zweifel.
Und auch zurück zur Gemeinschaft, zurück zum Miteinander an der Liebe Gottes.
Bonhoeffer hat mal gesagt: „Der Christus im Anderen ist oft stärker als der Christus in mir.“ Wenn wir von der Liebe Gottes reden, nicht nur über irgendwelche Themen und schon gar nicht ständig nur über Corona, dann wird diese Liebe uns, die wir uns gegenseitig zusprechen, stark machen gegen alle Hindernisse und gegen alle Schwierigkeiten.
Zurück zur Hoffnung, zurück zum Auftrag.
Der Auftrag als Motivation zum Durchhalten
Es gibt eine Sache, die ich zum Schluss sagen möchte, von der ich zutiefst überzeugt bin.
Wenn wir aufhören, den Auftrag Gottes zu leben – nämlich Menschen zu gewinnen oder, wie es jemand einmal ausgedrückt hat, Menschen in den Himmel zu lieben – sei es in unserer Nachbarschaft, im Ausland oder an irgendeiner anderen Stelle in der weltweiten Mission, dann gewinnen die Hindernisse und Schwierigkeiten den Hauptfokus in unserem Leben.
In diesem Fall werden wir auch unseren Glauben und alles, was damit zu tun hat, viel stärker zur Seite schieben.
Wenn wir jedoch den Auftrag vor Augen haben und sagen: „Ich tue das, komme, was wolle“, dann werden wir durchhalten. Eingeklammert in der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist.
Das ist mein Wunsch für mich selbst: Bis zum Ende meines Lebens will ich diesem Auftrag nachkommen. Ich will am Glauben bleiben, in der Liebe Gottes, in Jesus Christus, bleiben und nicht nachlassen.
Und das wünsche ich euch auch: Dass ihr heute, daheim, wo ihr seid, sagt: Ja, das will ich wieder ganz neu. Ich will mich neu entscheiden, mit Jesus und für Jesus zu leben.
Ich hoffe, der Heilige Geist erleuchtet eure Gedanken und Herzen jetzt so, dass ihr das von ganzem Herzen nachsprechen könnt.
Gottes Segen euch allen.
