
Studienreihe über biblische Lehren von Doktor Martin Lloyd-Jones
Band zwei: Gott der Sohn
Kapitel zehn: Die Inkarnation Jesu
Wir haben nun damit begonnen, uns gemeinsam mit der biblischen Lehre von der Person Christi zu beschäftigen. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, ordne ich dieses Thema der allgemeinen Lehre von der Erlösung zu. Ich denke, dass man das so tun muss.
Bereits bei der Betrachtung der Trinitätslehre haben wir die Person unseres Herrn angesprochen. Doch wenn wir uns mit der Lehre der Erlösung befassen, müssen wir uns noch einmal besonders auf die Person und das Werk unseres Herrn und Retters Jesus Christus konzentrieren.
Wir haben gesehen, dass wir, wenn wir beginnen, über ihn nachzudenken, sofort mit einer ganz besonderen Lehre hinsichtlich seiner Person zu tun haben: der Lehre der Inkarnation, der Fleischwerdung. Dabei haben wir die allgemeine Aussage getroffen, dass der ewige Sohn Gottes, die zweite Person der heiligen Dreieinigkeit, menschliche Natur annahm.
Wir betonten, dass dies nicht bedeutet, dass zu diesem Zeitpunkt eine neue Persönlichkeit ins Dasein getreten wäre. Vielmehr ist Gott, der ewige Sohn, Fleisch geworden. Es ist notwendig, diese allgemeingültige Aussage zu machen, um sie anschließend im Einzelnen zu betrachten. Denn diese Lehre wird so häufig missverstanden, und unsere Errettung sowie unser ewiges Schicksal hängen von unserer Beziehung zu dem Herrn Jesus Christus ab.
Was kann wichtiger sein, als dass wir uns in unseren Vorstellungen und Gedanken über ihn klar und sicher sind? Darüber hinaus zeigt uns die Kirchengeschichte sehr deutlich – und noch bevor man sich mit ihr beschäftigt, zeigt uns das bereits das Neue Testament –, dass es das größte Anliegen des Teufels ist, Menschen hinsichtlich der Person und des Werkes unseres heiligen Herrn und Retters Jesus Christus in die Irre zu führen.
Ich möchte deshalb eine Reihe von Aussagen machen, und zwar wie folgt:
Erstens: Die Lehre von der Person unseres Herrn und insbesondere die Lehre von der Fleischwerdung zeigen uns erneut die absolute Wichtigkeit der Trinitätslehre. Jemand, der nicht an die Dreieinigkeit glaubt, kann kein Christ sein, denn er kann nicht an die biblische Erlösungslehre glauben. Darum sehen wir, wenn wir über die Person des Sohnes sprechen, wie wichtig es ist, sich immer klarzumachen, dass Gott in drei Personen existiert: in Vater, Sohn und Heiligem Geist.
Zweitens: Die Inkarnationslehre besagt nicht, dass der dreieinige Gott Fleisch geworden sei, sondern dass die zweite Person des dreieinigen Gottes Fleisch geworden ist. Die Schrift formuliert das so: „Das Wort wurde Fleisch.“ Hierbei handelt es sich um etwas, das wir zweifellos betonen müssen. Ich fürchte, dass wir uns oft recht ungenau ausdrücken, wenn wir über die Inkarnation Christi sprechen, und viele unserer Lieder neigen ebenfalls dazu. Aber mir scheint es immer weise zu sein, nicht zu sagen, dass Gott Mensch wurde. Das ist eine ungenaue Aussage, die wir besser nicht machen sollten. Eben weil wir an die Personen der Dreieinigkeit glauben, sollten wir sagen, dass es die zweite Person der Dreieinigkeit ist, die Fleisch wurde und als Mensch erschien.
Die dritte Aussage lautet: Die Inkarnationslehre besagt nicht, dass die zweite Person der Trinität lediglich eine Erscheinung gewesen sei oder eine Gestalt angenommen habe, sondern dass es eine Fleischwerdung war. Er kam wirklich im Fleisch. Ich betone das, weil es sofort nach der Gründung der Gemeinde Jesu Leute gab, die darüber in Irrtümer und Irrlehre verfielen. Die sogenannten Gnostiker behaupteten, dass unser Herr nur dem Anschein nach einen menschlichen Körper gehabt habe, er habe einen Phantomkörper gehabt, die Erscheinung eines Körpers. Aber die Inkarnationslehre besagt das genaue Gegenteil. Sie besagt, dass es keine Erscheinung gewesen ist, es war wirklich, es war eine wahre Fleischwerdung. „Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.“
Punkt Nummer vier ist auch eine Negation: Die Lehre von der Fleischwerdung besagt nicht, dass es nur die göttliche Natur gewesen sei, die sich auf irgendeine Weise mit der menschlichen Natur verbunden und so eine Person gebildet habe. Nein, es war die zweite Person selbst, die Person, die Fleisch wurde. In der Frühzeit der Gemeinde Jesu hat es nicht wenige gegeben, und es hat sie immer gegeben, durch die Jahrhunderte hindurch, die das nicht verstanden haben. Sie sehen Jesus als eine göttliche Natur und eine menschliche Natur, die zusammen eine neue Person bilden. Das entspricht nicht der Wahrheit. Es war die zweite, ewige Person der Dreieinigkeit, die die menschliche Natur annahm.
Der nächste Punkt ist demzufolge: Die Lehre von der Fleischwerdung lehrt nicht, dass in der Persönlichkeit des Sohnes Gottes eine Veränderung stattgefunden habe. Es gab eine Veränderung in der Gestalt, in der er erschien, es gab eine Veränderung in dem Zustand, in dem er sich offenbarte, aber in seiner Persönlichkeit hat keine Veränderung stattgefunden. Er ist immer dieselbe Person. Im Bauch der Jungfrau Maria und als hilfloser Säugling in der Krippe liegend ist er noch immer die zweite Person der heiligen Dreieinigkeit.
Der nächste Leitsatz lautet: Unser Herr nahm nicht nur die Erscheinung menschlicher Natur an. Es handelte sich um eine wirkliche und volle menschliche Natur.
Im Alten Testament finden wir Berichte über Engel, die verschiedenen Personen erschienen. Es wird uns berichtet, dass sie in menschlicher Gestalt erschienen sind. Tatsächlich sahen wir bereits, dass unser Herr selbst auf diese Weise erschien. Sie erinnern sich vielleicht an den Engel des Herrn. Der Engel des Herrn im Alten Testament ist unzweifelhaft der Herr Jesus Christus selbst. Er erschien mehr als einmal verschiedenen Leuten in der Gestalt eines Menschen. Das nennt man Theophanie.
Theophanie bedeutet, dass eine göttliche Person oder ein Engel für eine bestimmte Zeit in menschlicher Gestalt erscheint. Die Lehre der Inkarnation hingegen behauptet, dass der Herr Jesus Christus selbst die menschliche Natur angenommen hat – nicht nur ihre Erscheinung, sondern die wirkliche menschliche Natur.
Es gibt viele Aussagen, die dies bekräftigen. Lassen Sie mich Ihnen zwei nennen: Zum einen Hebräer 2,14: „Weil nur die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er in gleicher Weise daran Anteil gehabt.“ Er nahm die menschliche Natur wirklich an. Denn er nimmt sich ja nicht der Engel an, sagt Vers 16 desselben Kapitels, sondern des Samens Abrahams nimmt er sich an. Das ist es, was er angenommen hat.
Zum anderen lesen wir in 2. Johannes 7: „Denn viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen, die nicht Jesus Christus im Fleisch gekommen bekennen.“ Es besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass Johannes seine drei Briefe schrieb, um der gefährlichen Irrlehre entgegenzutreten, die aufgetreten war und leugnete, dass der Sohn Gottes wirklich im Fleisch gekommen war. Diese Irrlehre behauptete, es habe sich lediglich um eine Erscheinung gehandelt.
Die einen sagten, der Messias habe sich des Menschen Jesus bei dessen Taufe bemächtigt und habe ihn am Kreuz wieder verlassen. Andere behaupteten, die ganze Sache sei ein Phantom gewesen. Das Neue Testament, besonders Johannes in seinen Briefen, bestreitet dies nicht nur, sondern verurteilt es als den gefährlichsten Irrtum überhaupt – als die Lüge des Antichristen.
Darum müssen wir uns sicher sein, dass wir diese Dinge auch wirklich verstanden haben.
Mein letzter Punkt unter dieser allgemeinen Überschrift lautet: Christus nahm die volle menschliche Natur von der Jungfrau Maria an. Es handelt sich dabei nicht um eine neue Schöpfung. Er brachte seine menschliche Natur nicht mit, sondern empfing sie von ihr. Deshalb ist er, wie die Heilige Schrift es oft betont, wirklich aus dem Samen Abrahams und aus dem Samen Davids.
Wir finden dies in Matthäus 1,1: „Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“ Wenn für ihn eine spezielle menschliche Natur geschaffen worden wäre, dann wäre er weder der Sohn Davids noch der Sohn Abrahams. Aber er war beides, weil seine menschliche Natur von seiner Mutter, der Jungfrau Maria, kam.
Leider darf ich hier nicht stehenbleiben, auch wenn ich geneigt bin, es zu tun. Mir ist wichtig, dass Sie verstehen, worum es geht, denn die Lehre von der Erlösung hängt letztlich davon ab.
Wenn er unsere menschliche Natur nicht angenommen hätte, hätte er uns nicht retten können, wie Hebräer 2 so klar formuliert. Weil wir Teil von Fleisch und Blut sind, musste er Anteil an demselben haben. Das war der einzige Weg, auf dem er uns retten konnte.
Nachdem wir dies also festgestellt haben, kommen wir nun auf das Geheimnis der Inkarnation zurück. Es stellt sich sofort die Frage: Wie hat sich all dies zugetragen? Wie konnte eine derart außergewöhnliche Sache wirklich geschehen?
Das führt uns natürlich unmittelbar zur Lehre von der Jungfrauengeburt.
Das apostolische Glaubensbekenntnis, das erste bedeutende Glaubensbekenntnis, formuliert diese Lehre folgendermaßen: Empfangen vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria.
Hier haben wir erneut eines dieser großartigen Themen, das ein einziges Geheimnis ist. Es handelt sich um eine Lehre, über die viele debattiert und diskutiert haben. Sie wurde oft missverstanden und häufig geleugnet.
Menschen scheinen große Schwierigkeiten mit ihr zu haben. Es ist eine Tatsache, dass diejenigen, die mit dieser Lehre Probleme haben, genau die sind, die auch Schwierigkeiten mit dem haben, was wir über die Heiligen Schriften und Wunder lehren.
Sie bekommen Probleme mit der Lehre von der Jungfrauengeburt, weil sie ihren begrenzten Verstand zum endgültigen Maßstab für die Wahrheit erheben. Sie glauben etwas nicht, wenn sie es nicht verstehen können.
Was lehren die Heiligen Schriften nun? Was wird uns berichtet? Es gibt zwei Abschnitte in der Bibel, die die Grundlage der Lehre von der Jungfrauengeburt darstellen.
Ich habe immer den Eindruck, dass man mit der Aussage in Lukas 1,26-38 beginnen sollte. Dort wird uns berichtet, wie Maria dieses gewaltige Ereignis persönlich angekündigt wird. Beachten Sie die Einzelheiten in Verbindung mit dieser Ankündigung. Achten Sie auf die Fakten und darauf, wie der Engel kam.
Sie sehen, wenn Sie meinen Ausführungen über die Engel nicht zustimmen, dass Sie schon in Schwierigkeiten sind. Aber wenn Sie sie akzeptiert haben, dann gibt es mit diesem Bericht überhaupt kein Problem. Dann ist es so, wie wir es erwarten würden.
Beachten Sie auch, was uns über Marias Überraschung berichtet wird, die selbstverständlich ganz natürlich war. Ihre Überraschung lässt den Schluss zu, dass sie offensichtlich die Bedeutsamkeit dessen, was der Engel ihr sagte, verstand. Vor uns steht eine unverheiratete Frau, eine Jungfrau, der diese Ankündigung gemacht wird, dass sie schwanger werden würde. Sofort erkennt sie die Schwierigkeit und zögert nicht, dem Ausdruck zu geben: „Wie kann ich die Mutter eines Kindes werden, wenn ich noch nie einen Mann gekannt habe?“
Der Engel gibt ihr die Erklärung. Er kündigt ihr an, dass der Heilige Geist selbst dies tun würde. Er teilt ihr mit, dass sie vom Allmächtigen überschattet werden würde: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Sohn Gottes genannt werden.“ Empfangen vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, sagt das apostolische Glaubensbekenntnis.
Aber der Bericht im ersten Kapitel des Matthäusevangeliums in den Versen 18 bis 25 ist ebenso wichtig und zweifellos ebenso interessant. Dort wird uns mitgeteilt, was mit Joseph geschah.
Joseph entdeckt, dass die Jungfrau, mit der er verlobt ist, schwanger ist. Er ist verwirrt und unglücklich. Er ist ein guter Mann, ein rechtschaffener und liebevoller Mann. Er beschließt also, dass er Maria nicht der Öffentlichkeit bloßstellen wolle, aber dass er sie notwendigerweise wegschicken müsse, oder er würde das Gesetz nicht einhalten.
Während er über all dies noch nachdenkt, wie er vorgehen könnte, erscheint ihm plötzlich der Engel in einem Traum. Und was der Engel tut, wissen wir. Er erklärt Joseph natürlich, was mit Maria geschieht: „Joseph, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn das in ihr Gezeugte ist vom Heiligen Geist“ (Matthäus 1,20).
Ihm wurde genau dieselbe Erklärung gegeben wie seiner Verlobten. Ich habe manchmal den Eindruck, dass wir, wenn wir die Geschichte lesen, oft vergessen, diesen außergewöhnlichen Glauben Josefs zu beachten. Er glaubte der Botschaft des Engels. Er akzeptierte sie ohne jeden Einwand, ohne Zögern. Und dann handelte er entsprechend.
Das ist also, was uns in den biblischen Berichten mitgeteilt wird. Sie lehren uns, dass die Geburt des Herrn Jesus Christus als Mensch vollkommen das Werk Gottes ist.
Die Lehre von der Jungfrauengeburt muss immer zuerst und vor allem in einer negierenden Weise erörtert werden. Was die Lehre von der Jungfrauengeburt verneint, ist, dass Jesus einen irdischen Vater hat. Er wurde nicht nach dem Willen des Mannes und auch nicht nach dem Willen oder der Wirksamkeit des Fleisches geboren.
Um es noch deutlicher auszudrücken: Der Mann spielte bei seiner Empfängnis keine Rolle. Sie werden bemerkt haben, dass der genaue Wortlaut der Verheißung, die Gott dem Mann und der Frau im Garten Eden gegeben hat, folgender war: „Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen“ (1. Mose 3,15).
Und diese Verheißung erfüllte sich. Der Mann hatte nichts damit zu tun – eben der, den Gott zum Herrn über die Schöpfung ernannt hatte und dem er Macht über die Frau gab. Die Frau ist aufgrund der Schöpfungsordnung und besonders des Sündenfalls nach Gottes eigenem Wunsch und Ratschluss dem Mann untergeordnet.
Trotzdem wurde der Mann, als es um die Frage der Fleischwerdung ging, aufs Abstellgleis geschoben. Gott gebrauchte nur die Frau. Die Bedeutsamkeit und Wichtigkeit dessen muss ohne Frage allen einleuchten.
Es soll erneut die totale Unfähigkeit des Menschen betont werden. Der Mensch in der Person Josefs erscheint in seinem völligen Versagen und seiner völligen Untauglichkeit. Gott bediente sich sozusagen des schwächsten Gliedes in der menschlichen Rangfolge, um daraus die menschliche Natur seines Sohnes zu bilden.
Ich bin auf einen sehr schönen Satz gestoßen, der Ihnen, wie ich hoffe, helfen wird, diesen Gedanken zu behalten: So wie die göttliche Natur des Herrn keine Mutter hatte, so hatte seine menschliche Natur keinen Vater. Ich denke, das drückt es sehr gut aus.
Es handelt sich ausschließlich um das Werk Gottes. Er nahm von Maria die menschliche Natur an, aber es geschah durch das Mitwirken des Heiligen Geistes.
Was aber geschah, wird jemand fragen. Ich kann diese Frage nicht beantworten, niemand kann das. Das ist das große Geheimnis.
Was wir wissen, ist, dass die Kraft des Heiligen Geistes über Maria kam und dass aus einer Zelle ihres Körpers die menschliche Natur unseres Herrn gebildet wurde. Weiter können wir nicht gehen. Es ist ein großes Geheimnis, aber so weit, wie wir gegangen sind, müssen wir gehen. Es war das Wirken des Heiligen Geistes.
Es geschah offenkundig auf eine solche Weise, dass diese menschliche Natur, die der Sohn annahm, sündlos war. Sie haben sicher bemerkt, dass der Engel zu Maria von „dem Heiligen, das geboren werden wird“ (Lukas 1,35) sprach – also von dem Sündlosen, Reinen. Das bedeutet nicht, dass Maria selbst sündlos und heilig gewesen wäre. Es schließt nicht einmal notwendigerweise ein, dass irgendein Teil Marias es gewesen wäre.
Alles, was wir wissen, ist, dass etwas genommen, gereinigt und von aller Befleckung befreit wurde, so dass seine menschliche Natur sündlos und völlig frei von all den Folgen und Auswirkungen des Sündenfalls war. Das war das Ergebnis des Wirkens des Heiligen Geistes an ihr.
Alles an unserem Herrn ist geheimnisvoll. Sein Kommen in die Welt war geheimnisvoll, und wie er sie wieder verließ, war geheimnisvoll. Er trat nicht ins Leben wie wir alle, er schied nicht aus dem Leben wie wir alle. Die Auferstehung war ebenso einzigartig wie die Jungfrauengeburt.
Nie zuvor war dies mit jemandem geschehen. Er ist der Erstgeborene der Toten (Offenbarung 1,5), der Erstgeborene unter vielen Brüdern (Römer 8,29). Die Auferstehung ist ebenso aufsehenerregend wie die Jungfrauengeburt.
Darum würde ich jedem, der bei der Jungfrauengeburt ins Straucheln gerät, sagen: Kommen Sie bei der Auferstehung gleichermassen ins Straucheln?
Sehen Sie, wenn wir mit der Inkarnationslehre beginnen und uns klar machen, was wir sagen, wenn wir uns klar machen, dass wir wirklich über die zweite Person in der Dreieinigkeit sprechen, dann würden Sie doch sicherlich erwarten, dass seine Geburt völlig außergewöhnlich und einzigartig ist. Und so war es auch. Er war einzigartig von Anfang bis Ende.
Aber lassen Sie mich versuchen, Ihnen ein wenig zu helfen, indem ich es so ausdrücke: Wenn Sie nicht an die Lehre von der Jungfrauengeburt glauben, wie erklären Sie dann seine Sündlosigkeit?
Wir können es so formulieren: Wenn er auf die übliche Weise geboren worden wäre, von einem Vater und einer Mutter gezeugt, dann wäre er zweifellos wie jede andere Person gewesen. Er stünde in direkter Nachkommenschaft zu Adam, würde in direkter Linie von Adam abstammen, und dann wäre es auch richtig, von ihm zu sagen, wie in Adam alle sterben (1. Korinther 15,22). Er wäre in Adam gestorben und wäre der Erbsünde und der Erbschuld schuldig.
Aber die Inkarnationslehre belehrt uns sofort eines Besseren. Dort trat – ich wiederhole – keine neue Person ins Dasein. Diese Person war die ewige Person, die zweite Person der Dreieinigkeit.
Wenn sich ein Ehemann und eine Ehefrau vereinen und ein Kind geboren wird, erblickt eine neue Person, eine neue Persönlichkeit das Licht der Welt. Aber das trifft nicht auf die Menschwerdung Christi zu.
Wenn man einen Vater und eine Mutter annehmen würde, dann hätte man eine Person in direkter Abstammung von Adam, und diese wäre deshalb sündig und gefallen. Die einzige Möglichkeit, dies zu verhindern, wäre zu sagen, dass eine Handlung von der gleichen Art, wie der Heilige Geist sie an Maria vorgenommen hatte, ebenso auch an Josef hätte vorgenommen werden müssen.
Aber das hilft uns zweifelsohne nicht weiter. Denn wenn sie bereits wegen dieses unglaublichen Vorgangs mit Maria in Schwierigkeiten kommen, dann bezweifeln sie es auch bei Josef – es ist ja noch unmöglicher.
Nein, wenn wir wirklich an der Lehre von der Fleischwerdung selbst festhalten, dass diese heilige Person eine menschliche Natur angenommen hat, die sündlos sein musste, weil sie sich nicht mit etwas Sündigem hätte verbinden können, dann gab es dafür nur einen Weg. Und das ist der, dass er nicht auf die übliche Weise der Fortpflanzung geboren worden ist, sondern auf diese besondere Weise.
Sie werden bemerken, dass die gesamte Lehre von Fallen und Schwierigkeiten umgeben ist. Denn wenn ich es so ausdrücke, bin ich sicher, dass viele denken werden: „Jetzt verstehe ich, Gott schuf ihm eine besondere menschliche Natur, nicht wahr?“ Lassen Sie es mich darum noch einmal sagen: Er tat das nicht. Ich habe diese Vorstellung bereits als eine Irrlehre verurteilt.
Er bekam seine menschliche Natur von Maria, aber sie wurde in einer solchen Weise vom Heiligen Geist behandelt, dass sie völlig von Sünde und aller Verunreinigung befreit wurde.
Und so stehen wir vor ihm. Wir stehen vor diesem Geheimnis der Göttlichkeit, Gott im Fleisch – die befremdlichste, die erstaunlichste Sache, die jemals geschehen ist. In der Tat zögere ich nicht zu sagen, es ist das höchste Handeln Gottes. Es ist so erhaben, dass ich erwarte, dass es in jeder Hinsicht außergewöhnlich ist, und ich stelle fest, dass die Heilige Schrift mir sagt, dass es sich auch so verhielt.
Er wurde empfangen vom Heiligen Geist, er wurde geboren von einer Jungfrau namens Maria. Der Mensch war völlig ausgeschlossen, der Mann hatte damit nichts zu tun. Josef soll uns unaufhörlich daran erinnern: Die Menschwerdung des Sohnes Gottes war ausschließlich das Werk Gottes.
Und lassen Sie uns bedenken und uns daran erinnern, dass all das geschah, damit wir errettet werden, damit unsere Sünden vergeben werden. Der Sohn Gottes wurde Mensch, damit Menschenkinder Kinder Gottes würden.
Gelesen von Glaubensgerechtigkeit. Dieses Buch sowie viele weitere Hörbücher, Andachten und Predigten gibt es auf dem Youtube-Kanal von Glaubensgerechtigkeit