
Ja, guten Morgen zusammen! Jetzt sind wir wieder alle beieinander, wie so häufig. Ich stelle mir immer wieder gerne die Frage – heute auch euch –, was es eigentlich bringt, dass wir hier sind. Hat es sich gelohnt, heute den Wecker zu stellen? Vielleicht hätten wir sonst ausgeschlafen.
Lohnt es sich, hierher zu kommen? Man könnte viele andere Orte besuchen. Heute Morgen ist schönes Wetter draußen. Zwischen Himmelfahrt und heute gab es auch tolle Konferenzen überall. Es gibt Säle, die vielleicht schöner oder ansprechender sind als dieser hier. Es gibt wunderschöne Gebäude, die man besichtigen kann. Außerdem gibt es Redner und Prediger, die viel großartiger sind als die, die wir hier haben. Es gibt Bücher, die man lesen könnte, in denen kluge Gedanken stehen. Und trotzdem sind wir hier.
Lohnt es sich heute Morgen? Wie können wir sicherstellen, dass es am Ende nicht umsonst war? Es wäre schade, wenn wir später, vielleicht mit achtzig, zurückdenken und sagen: „Wären wir doch Sonntagmorgens lieber woanders hingegangen.“ Das wäre schade.
Lohnt es sich? Stellen wir uns vor, jemand bietet dir eine Arbeitsstelle an. Du gehst hin, arbeitest den ersten Monat jeden Tag und gibst richtig Gas. Am Ende wartest du auf den Gehaltscheck – und es kommt nichts. Du fragst nach, und man sagt dir: „Das war nicht ausgemacht. Du durftest arbeiten, aber Lohn gibt es keinen.“ Bei der Arbeitsstelle wären wir nicht mehr lange, oder? Man sagt: „Das lohnt sich nicht.“
Mal schauen, ob sich der Gottesdienstbesuch heute Morgen für dich gelohnt hat. Ich möchte heute Morgen einen Text mit euch zusammen lesen, in dem Paulus ziemlich direkt wird und auch über Lohn spricht. Unter anderem sagt er: „Niemand betrüge sich selbst!“ Das bedeutet, man kann sich selbst betrügen. Man kann sich, wie man so schön sagt, einen Vesper in die Tasche lügen. Das geht. Man kann sich selbst betrügen, so tun, als ob alles okay wäre: „Ja, ja, doch, ich glaube schon, das lohnt sich irgendwie.“ Und es lohnt sich nicht. Kann man machen.
Deshalb wollen wir uns heute Morgen diese Fragen stellen: Lohnt sich das? Lohnt sich mein Leben? Gibt es noch Bereiche, in denen wir uns selbst betrügen? Wo gibt es Dinge, die wir vielleicht ändern sollten, damit wir künftig bessere Entscheidungen treffen können? Dinge so machen, dass sie sich unterm Strich gelohnt haben, sodass wir im Rückblick nur wenige Dinge bereuen und sagen dürfen: „Doch, es war gut.“
Ich möchte mit euch einen Abschnitt aus dem ersten Korintherbrief lesen. Öffnet bitte mit mir den ersten Korintherbrief, Kapitel 3. Ich lese die Verse 8 bis 23.
1. Korinther 3,8-23:
Da heißt es: Der aber, welcher pflanzt, und der, welcher begießt, sind eins. Jeder aber wird seinen eigenen Lohn empfangen entsprechend seiner eigenen Arbeit.
Vers 9: Denn wir sind Gottes Mitarbeiter, ihr aber seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau.
Gemäß der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als weiser Baumeister den Grund gelegt. Einer aber baut darauf. Jeder aber gebe acht, wie er darauf aufbaut.
Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.
Wenn aber jemand auf diesem Grund Gold und Silber, kostbare Steine, Holz, Heu oder Stroh baut, so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag wird es zeigen, weil es durchs Feuer offenbart wird.
Und welcher Art das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben.
Wenn jemandes Werk, das er darauf gebaut hat, bleibt, so wird er Lohn empfangen.
Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden erleiden. Er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.
Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und dass der Geist Gottes in euch wohnt?
Wenn jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben, denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr.
Niemand betrüge sich selbst.
Wenn jemand unter euch sich für weise hält in dieser Welt, so werde er töricht, damit er weise werde.
Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott. Denn es steht geschrieben: Er fängt die Weisen in ihrer List, und wiederum: Der Herr kennt die Gedanken der Weisen, dass sie nichtig sind.
So rühme sich nun niemand irgendwelcher Menschen.
Denn alles gehört euch, sei es Paulus oder Apollos oder Kephas oder die Welt, das Leben oder der Tod, das Gegenwärtige oder das Zukünftige – alles gehört euch.
Ihr aber gehört Christus an, Christus aber gehört Gott an.
Ich weiß nicht, wie geläufig dir dieser Abschnitt ist. Es ist von einem Bau die Rede, es ist von einem Ackerfeld die Rede. Paulus bezeichnet sich und seine Mitarbeiter als Mitarbeiter und sagt: „Ihr seid Briefempfänger, Gemeinde in Korinth, ihr seid ein Ackerfeld, ihr seid eine Baustelle, ein Bau.“
Am Anfang dieses dritten Kapitels stehen auch bekannte Verse für Bibelkenner. Dort geht es um die Milchtrinker. Paulus sagt: „Ich musste euch noch Milch zu trinken geben, ihr hättet schon viel weiter sein müssen.“ Es geht auch um Fangemeinschaften. Manche in der Gemeinde Korinth haben gesagt: „Ja, ich finde Apollos super, ich bin Apollos Jünger.“ Der andere Paulus wird im ersten Kapitel auch schon erwähnt.
Hier in Vers 8 steigt Paulus dann ein beziehungsweise setzt diesen Abschnitt fort, den ich jetzt nicht am Anfang gelesen habe. Er macht deutlich: Verschiedene Leute sind Mitarbeiter, arbeiten mit in der Gemeinde. Der eine gießt, der andere pflanzt, und so weiter. Jeder wird seinen Lohn bekommen.
Von denen, die mitarbeiten, wird jeder seinen Lohn entsprechend seiner Arbeit erhalten. Als Gläubige denke ich, dass wir alle so unterwegs sind, dass wir sagen: „Doch, Lohn, Lohn ist eine gute Sache, oder?“ Nicht nur die Gläubigen, auch die Ungläubigen sagen: „Ich will Lohn haben.“ Aber wir verstehen, dass es hier ein bisschen anders gemeint ist.
Wenn Paulus hier von Lohn redet, meint er wahrscheinlich nicht nur Euros auf dem Konto. Er macht deutlich: Für Arbeit gibt es Lohn. Jeder empfängt Lohn entsprechend der Arbeit, die er leistet.
Vielleicht denkst du jetzt: Arbeiten, um Lohn zu bekommen, das ist nicht die Botschaft, wegen der ich eigentlich in den Gottesdienst komme. Ich möchte lieber hören, dass ich errettet bin – nicht aus eigenem Verdienst oder so. Das ist mir angenehm. Oder: Ich kann Gott nichts bringen, er liebt mich bedingungslos. Eigene Werke sind nichts wert – das höre ich gerne.
Aber Arbeiten, um Lohn zu bekommen, das verursacht ein bisschen Bauchkribbeln.
Wisst ihr, es gehört immer beides zusammen. Ja, auch da, wie du die Bibel kennst, gibt es den Hinweis auf das Zusammenspiel zwischen dem Römerbrief und dem Jakobusbrief, wenn man so will.
Und für uns im echten Leben gilt das genauso: Es gehört immer zusammen. Das ist in jeder Beziehung so.
In einer guten Freundschaft geht es nie in erster Linie darum, die Freundschaft des anderen zu „verdienen“. Das heißt nicht: „Wenn du mir morgen nicht den Erdbeerbecher in der Eisdiele zahlst, dann bist du nicht mehr meine Freundin.“ So ein Verhalten ist kindisch. Man kennt das ja: „Da bist du nicht mehr meine Freundin.“ Aber als Erwachsene verstehen wir, dass Freundschaft nicht auf solchen Bedingungen beruhen sollte.
In einer echten Freundschaft oder einer guten Ehe funktioniert das nicht nach dem Prinzip: „Wenn du mir dieses oder jenes tust, dann...“, oder „Wenn du nett genug zu mir bist, dann komme ich dir auch entgegen.“ Das ist keine gute Basis für eine Freundschaft oder Ehe.
Dennoch müssen wir ehrlich zugeben, dass Paulus in Korinth die Leute als Babychristen angesprochen hat. Dort war das vielleicht noch etwas anders. Aber eigentlich verstehen wir: Eine gute Beziehung, eine gute Ehe oder eine gute Freundschaft erfordert Arbeit.
Auch in einer guten Beziehung erntet man, was man sät. Wenn man in eine Freundschaft, in ein geschwisterliches Miteinander, in die Ehe oder auch in die Eltern-Kind-Beziehung investiert, besteht die Möglichkeit, diese Beziehung zu verbessern. Das gilt sogar für das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, unter Kollegen oder Nachbarn.
Wenn man dagegen nie etwas investiert, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass sich die Beziehung verbessert. Beziehungen können eingehen oder vertrocknen. Manche sagen: „Ja, mit dem habe ich nicht mehr so viel zu tun, wir haben uns auseinandergelebt.“
Andererseits können Beziehungen auch wachsen, aufblühen und gedeihen. Ich möchte dich kurz bitten, darüber nachzudenken: Welche deiner Beziehungen ist gerade am Vertrocknen? Und welche blüht gerade auf?
Denk mal kurz darüber nach, welche Namen dir einfallen von Menschen, mit denen du schon lange nichts mehr gehört hast und bei denen die Beziehung am Eingehen ist. Und in welche Beziehung investierst du gerade, bei der du sagst: „Oh ja, da ist etwas am Wachsen.“ Ich glaube, solche Beziehungen werden besser, intensiver und schöner.
Ich habe kürzlich einen Auszug aus einem Gespräch gesehen. Ein Mann und eine Frau unterhalten sich, und so kommen sie ins Gespräch. Dabei stellt sich heraus, dass sie verheiratet ist. Der Mann sagt: „Ah, du bist verheiratet?“ Sie antwortet: „Ja, das bin ich.“
Dann fragt er: „Und, ist er glücklich?“
Hm, merkt ihr die Frage? Darauf war man nicht gefasst. Normalerweise fragen wir: „Ja, und bist du glücklich?“ Aber hier geht es nicht darum, ob sie glücklich ist, sondern ob der andere, also ihr Mann, glücklich ist.
Oha, wisst ihr, unser Gott ist ein Gott der Beziehung – durch und durch ein Gott der Beziehung. Er war es schon immer, schon in der Ewigkeit, in der Dreieinigkeit: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Sie waren schon immer in Beziehung, nie allein.
Er ist ein Gott der Beziehung und ein Gott der Liebe. Und Liebe bedeutet, ich entscheide mich für Beziehung und investiere in Beziehung.
Die beiden größten Gebote lauten: Gott lieben und Menschen lieben. Oder nicht? Genau darum geht es doch.
Johannes macht im ersten Johannesbrief deutlich, dass es einen wesentlichen und wichtigen Gradmesser für meine Liebe zu Gott gibt.
Wir haben das immer wieder gesagt, aber ich finde es so wichtig, dass ich es wiederhole, weil ich es als so relevant und wesentlich empfinde: Wie sehr ich Gott liebe, zeigt sich nicht daran, wie viel Bibel ich lese, wie intensiv ich bete, wie schön die Lieder sind, die ich singe, wie viele Worship-Songs ich konsumiere oder wie oft ich in die Gemeinde gehe.
Vielmehr zeigt sich meine Liebe zu Gott darin, wie sehr ich den Menschen in meinem Umfeld aktiv Liebe entgegenbringe – unabhängig davon, ob sie meiner Meinung nach meine Liebe verdienen oder nicht. Das ist der Gradmesser für meine Liebe zu Gott.
Johannes drückt das folgendermaßen aus: 1. Johannes 4,20: "Wenn jemand sagt, ich liebe Gott und hasst doch seinen Bruder, so ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, dem er ins Gesicht schauen kann und dem er dienen kann, wie kann der Gott lieben, den er nicht sieht? Und dieses Gebot haben wir von ihm, dass wer Gott liebt, auch seinen Bruder lieben soll."
Wie wollen wir Gott unsere Liebe zeigen? Durch Singen, Beten und Bibellesen – das ist schön, sehr wesentlich und wichtig. Aber das allein ist zu wenig.
Wenn unser Singen, unser Beten und unser Bibellesen nicht dazu führt, dass wir einen göttlichen Blick auf unsere Mitmenschen bekommen, dann wird unser Beten, Bibellesen und Singen geradezu toxisch. Es wird heuchlerisch. In diesem Fall richtet unser Singen, Beten und Bibellesen mehr Schaden an, als dass es gut tut. Denn es erzeugt nur einen äußeren Schein von Frömmigkeit, der in Wirklichkeit nicht vorhanden ist.
Das war das Problem der Pharisäer und Schriftgelehrten. Auch sie haben gebetet, gesungen und die Bibel gelesen, versteht ihr? Doch ihre Worte waren nett, ohne konkrete Hilfe und ohne praktische Liebe. Solche Worte können wir uns sparen.
Im Jakobusbrief Kapitel 2, Verse 15-17 heißt es: Wenn ein Bruder oder eine Schwester nackt ist und Mangel hat an täglicher Nahrung, und jemand von euch würde ihnen sagen: „Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!“ – aber ihr gebt ihnen nicht, was der Leib nötig hat, was hilft ihnen das? So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber.
Und genau das hat Paulus an der Gemeinde in Korinth vermisst: praktische Liebe. Sie hatten vieles, Begabungen und Talente, aber sie setzten diese Begabungen nur für sich selbst ein, nicht für den anderen.
Deshalb nennt er sie „Babykristen“ und sagt, sie brauchen noch Milch. In dem Kapitel, das ich gelesen habe, weiter vorne in Vers 3, nennt er sie fleischlich gesinnt. Eifersucht, Streit und Rivalitäten prägten die Realität in Korinth.
Deswegen meine Frage heute Morgen: Investierst du in Beziehungen? Erinnere dich an die letzten Tage. Wie viel von dem, was du getan hast, war eine Investition in Beziehungen?
Paulus beschreibt sich selbst als Mitarbeiter in Vers 9: „Denn wir sind Gottes Mitarbeiter.“ Hier in 1. Korinther 3 heißt es weiter: „Ihr aber seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau.“ Wenn er Mitarbeiter ist, bezeichnet er sich quasi als Bauarbeiter und Gärtner. Er arbeitet am Garten, am Acker, sozusagen als Bauer. Er kümmert sich um die Pflanzen und um den Bau.
Das Ackerfeld und die Baustelle haben gemeinsam, dass dort etwas wächst. Wenn du heute durch die Landschaft fährst und die Felder siehst, wie sie dastehen, ist das wirklich wunderschön. Ich habe richtig Freude, wenn ich an so einem Feld vorbeifahre und die Ähren sehe. Das ist wirklich etwas Schönes.
Die Bilder, die Joachim geschickt hat, von dem Bau des Kindergartens in Rumänien, haben mich auch gefreut. Da dachte ich: Da wächst etwas, da gedeiht etwas, das ist schön.
So ein Bau wächst zu einem bestimmten Zweck. Irgendwann soll in diesem Haus jemand wohnen oder eine Arbeit stattfinden. Man soll dort wirken können, etwas Gutes tun. Aufeinandergeschichtete Steine, die keinen Sinn ergeben, sind nutzlos.
Irgendwann gibt man Geld dafür aus, solche Steinhaufen wegzuräumen, wenn sie irgendwo herumliegen. So etwas wollen wir nicht haben.
Steine können sogar extrem bedrohlich werden. Es hat mich sehr erschüttert, was vor vier Tagen in der Schweiz passiert ist. Vielleicht auch deswegen, weil meine Mama aus der Nähe dort stammt. Sie kommt ursprünglich aus Adelboden in der Schweiz.
Gute zwanzig Kilometer Luftlinie von Adelboden entfernt liegt ein Dorf. Neben diesem Dorf steht ein Berg mit einem niedlichen Namen: Kleines Nesthorn. Oh, nett, das Kleine Nesthorn – da denkt man, ja, da kann man mal hochwandern und so.
An diesem Kleinen Nesthorn gibt es einen Gletscher, den Birchgletscher. Große Teile dieses Gletschers, viele von euch werden es mitbekommen haben, sind vor vier Tagen einfach abgebrochen. Millionen Tonnen von Steinen, Geröll und Eis sind ins Tal gerutscht und haben ein Dorf nahezu komplett ausgelöscht.
Das Zentrum des Dorfes, Blatten, so heißt es, mit 130 Häusern inklusive Kirche, ist komplett verschüttet unter teilweise meterhohen Schichten aus Eisschlamm und Geröll. So gefährlich können Steine werden.
Steine können extrem zerstörerisch sein – oder sie können Schutz bieten. Wenn sie sich aufeinander schichten, wie hier bei einem Gebäude, macht uns ein bisschen Sturm draußen nichts, wenn wir durch Steine geschützt sind.
Wachstum ist wichtig, aber auch Wachstum kann gefährlich sein. Wenn ein Krebsgeschwür wächst, ist das keine gute Nachricht.
Was hast du in den letzten Tagen wachsen lassen? In Bezug auf die Beziehung zu deinen Kindern: Hast du diese gefördert? Und wie sieht es mit der Beziehung zu deinen Eltern aus? Hat das, was du getan, gesagt oder in die Wege geleitet hast, die Beziehungen zu den Menschen in deinem Umfeld wachsen lassen? Oder hast du sie austrocknen oder vielleicht sogar zerstören lassen?
Weißt du, so ein Gletscherabbruch, wie er dort in Blatten oder beim kleinen Nesthorn passiert ist, kam nicht von jetzt auf gleich. Dafür sind wir sehr dankbar. Zum Glück war das ganze Dorf evakuiert worden, sodass die Menschen rechtzeitig gehen konnten, bevor der Abbruch geschah. Die Geologen hatten die Veränderungen bereits wahrgenommen.
Aber dieser Abbruch kam nicht plötzlich. Auf dem Gletscher sind vorher Dinge passiert: Er hat zugenommen, ist gewachsen. Es war der einzige Gletscher in der Schweiz, der gewachsen ist. Im Inneren des Gletschers haben sich Veränderungen vollzogen. Etwas, vielleicht ein kleines Steinchen zu viel, hat das Fass zum Überlaufen gebracht.
So ist es auch bei unseren Beziehungen. Wir denken manchmal, es sei keine große Sache, wenn wir nur mal kurz eine Bemerkung fallen lassen. Oder wenn wir uns aufregen und nicht ganz so freundlich reagieren. Doch das sind keine kleinen Dinge. Alles, was wir tun, geht in eine bestimmte Richtung und baut entweder auf oder zerstört.
Deshalb sind wir aufgefordert, auf unsere Gedanken zu achten. In Philipper 4,8 heißt es: "Im Übrigen, ihr Brüder, alles, was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohllautend, was irgendeine Tugend oder etwas Lobenswertes ist, darauf seid bedacht!"
Lasst eure Gedanken von den guten Dingen bestimmt sein. Denn wir kennen das: Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über. Und das wird entweder Beziehungen aufbauen oder zerstören.
Unser Gott ist ein Gott der Beziehung, und manchmal vergessen wir das. So schnell und so leicht gerät in Vergessenheit, dass es vor allem um Beziehung geht. Oft denken wir, es gehe nur darum, die richtigen Dinge zu tun. Dann fragen wir Gott: „Was ist denn dein Wille?“ Das ist grundsätzlich eine sehr gute Frage, oder? Gott zu fragen, was sein Wille ist.
Aber ich glaube, viele von uns gehen mit der falschen Einstellung an diese Frage heran. Wir sagen: „Weise mir, Herr, deinen Weg.“ Und damit meinen wir oft ganz konkrete Dinge: Soll ich umziehen oder nicht? Welchen Beruf soll ich lernen? Wen soll ich heiraten? Welches Auto soll ich kaufen? Wohin soll ich in den Urlaub fahren? Wobei manche beim Thema Urlaub vielleicht nicht mehr ganz so intensiv bei Gott nachfragen, weil sie Angst haben, dass Gott eine andere Meinung haben könnte als sie selbst.
Versteht ihr diese Bitte „Weise mir, Herr, deinen Weg“? Oft beziehen wir sie auf ganz konkrete Entscheidungen, bei denen es um ein „links oder rechts“ oder „hier oder dort“ geht. Interessant ist, dass genau diese Aufforderung in der Bibel steht. Zum Beispiel in Psalm 86. Dort heißt es: „Weise mir, Herr, deinen Weg.“ Aber dann geht es anders weiter. Psalm 86,11 sagt: „Weise mir, Herr, deinen Weg, damit ich wandle in deiner Wahrheit. Richte mein Herz auf das eine, dass ich deinen Namen fürchte.“
Ist das nicht interessant? Stell dir vor, du stehst gerade vor einer Entscheidung. Vielleicht musst du dir das gar nicht vorstellen, denn gerade jetzt gibt es etwas in deinem Leben, bei dem du gern den Willen Gottes wissen möchtest. Und dann sage ich dir: Wandle einfach in der Wahrheit und richte dein Herz darauf, Gottes Namen zu fürchten.
Je nachdem, wie du gerade drauf bist, könntest du jetzt denken: „Danke, Daniel, für gar nichts, das wusste ich ja schon.“ Ja, das mag sein. Vielleicht möchtest du lieber eine klare Richtung: links oder rechts, ich will es wissen! Aber ich glaube, es ist sehr wesentlich, dass wir ernst nehmen, in der Wahrheit zu wandeln, Gottes Namen zu fürchten und nicht zu sehr darauf fixiert sind, genau dieses oder jenes zu tun.
Viel wichtiger ist die Frage: In welcher Einstellung soll ich es tun? Da müssen wir ganz ehrlich sein: Die Antwort kennen wir eigentlich schon. Die Liebe soll uns antreiben. Wäre das vielleicht eine Hilfe? Vielleicht sagen wir: Ja, aber ich weiß immer noch nicht, ob links oder rechts. Wenn du beides aus Liebe tust, such dir etwas aus. Ist es so? Ist es so?
Wisst ihr, wir als Gläubige sind, entschuldigt, wenn ich das jetzt mal so sage, manchmal in der Gefahr, die Bibel wie ein Zauberbuch zu benutzen. So nach dem Motto: „Okay, ich muss jetzt irgendwie einen Bibelvers finden, der passt, und dann habe ich eine Anleitung, was ich tun soll.“
Unser Anliegen kann ja ehrenwert sein, weil wir Gottes Willen tun wollen. Aber könnte es nicht sein, dass Gottes Wille zunächst gar nicht darin besteht, dass wir eine bestimmte Sache tun? Das ist ihm – entschuldigt, wenn ich das mal salopp ausdrücke – eigentlich egal, ob wir Auto oder Fahrrad fahren, welchen Beruf wir wählen oder welche Arbeitsstelle wir annehmen.
Da sagt ihr vielleicht: „Oh Daniel, das kann Gott doch nicht egal sein, wo ich arbeite oder wohin ich ziehe.“ Nun, kürzlich wurde mir das im Galaterbrief so bewusst, als wir im Hauskreis darüber gesprochen haben. Das fand ich echt interessant.
Galater 5,2 formuliert Paulus ziemlich deutlich: „Wenn ihr euch beschneiden lasst, wird euch Christus nichts nützen.“ Wenn du diesen Vers einmal so liest, würdest du vielleicht denken, dass jemand, der sich beschneiden lässt, nicht gerettet werden kann. So würde man denken, oder? Als Bibelleser, die intensiv studieren, merkt man aber, dass das nicht ganz so einfach ist.
Warum? Im Galaterbrief, Kapitel 2, Vers 3, steht, dass Titus nicht gezwungen wurde, sich beschneiden zu lassen. Aber in Apostelgeschichte 16, Vers 3 lesen wir, dass Paulus Timotheus beschnitten hat. Entweder hat Paulus seine Meinung mit der Zeit geändert, oder der Vers „Wenn ihr euch beschneiden lasst, wird euch Christus nichts nützen“ bedeutet nicht, dass ein Beschnittener nicht in den Himmel kommt.
Warum entscheidet Paulus manchmal so und manchmal anders? Versteht ihr das? Wenn er zu euch gekommen wäre und gefragt hätte: „Was soll man machen?“, würdet ihr sagen: „Okay, wir müssen im Bibelvers nachschauen, ob Beschneidung okay ist oder nicht. Ich suche mal, aha, Beschneidung, bum, das ist die Antwort.“ Ganz klar, nein.
Warum hat Paulus also einmal so entschieden und einmal anders? Aus Liebe – das war der Schlüssel. Und das ist die Frage: Was bringt mich zu der Entscheidung, die ich treffen möchte? Paulus fürchtete den Herrn und wandelte in Wahrheit. Das wird dadurch deutlich, dass er die Bibel nicht einfach als Gesetz oder gar Zauberbuch benutzt hat.
Die Zeiten, in denen das Gesetz als Gesetzbuch verstanden wurde, sind mit Jesus sowieso vorbei. Das lernen wir im Galaterbrief. Für uns, die wir vor Entscheidungen stehen, die das Leben uns stellt, bedeutet das: Wir müssen nicht zwangsläufig einen Lohn für die eine oder andere Entscheidung erwarten und jetzt händeringend herausfinden, was zu tun ist.
Für uns ist oft viel weniger wichtig, was ich entscheide, aber extrem wichtig, warum ich mich für das eine oder andere entscheide.
Nun, der eine oder andere denkt vielleicht immer noch: „Naja, Daniel, so ganz überzeugt bin ich noch nicht.“ Denn es gibt schon Dinge, bei denen möchte ich einfach Gottes Willen fragen. Ich möchte wissen, wo es langgeht – zum Beispiel bei Haus und Arbeitsstelle, wie ich meine Zeit plane oder wie ich das Geld ausgebe.
Lasst uns doch einfach mal einen der entscheidendsten Lebensbereiche anschauen: die Eheschließung. Oder man könnte auch sagen, die zweitwichtigste Entscheidung im Leben ist die Eheschließung. Würden die meisten zustimmen? Naja, das stimmt.
Hör mal, was Paulus in Bezug auf die Eheschließung sagt: 1. Korinther 7,39. Dort steht: „Eine Frau ist durch das Gesetz gebunden, solange ihr Mann lebt. Wenn aber ihr Mann entschlafen ist, so ist sie frei.“ Und dann folgt etwas ganz Krasses. Leute, wenn das nicht in der Bibel stehen würde, würde ich es nicht glauben.
Dort steht nämlich: „So ist sie frei, sich zu verheiraten, weißt du mit wem? Mit wem sie will – doch nur im Herrn.“ Das ist doch interessant, oder? Mit wem sie will. Wir würden sagen: Ja, im Moment muss sie nach Gottes Willen fragen, oder? Nein, mit wem sie will. Sie trifft die Entscheidung, mit wem sie will – nur im Herrn.
Jetzt denkst du vielleicht: „Okay, ja, wenn du ein junger Mensch bist und vielleicht noch vor der Wahl stehst, dann gibt es manchmal die Frage: Kann ein Christ nur einen Christen heiraten?“ Kürzlich habe ich jemanden gehört, der gesagt hat: „Nein, nicht zwangsläufig.“ Er hat eine gute Analogie verwendet: „Weißt du, du kannst auch aus einem Flugzeug ohne Fallschirm springen, das geht schon. Aber ich würde es dir nicht empfehlen.“
Paulus sagt also, es soll im Herrn geschehen. Was bedeutet das? Bedeutet es, ich muss beten und fasten, bis der Richtige zur Tür reinkommt? Ich glaube, manchmal verstehen wir es so, aber ich weiß nicht, ob das ganz richtig ist.
Weißt du, wenn ich Gott fürchte, wenn ich in Wahrheit wandeln möchte und ihn von Herzen liebe, dann muss doch die Frage in meinem Herzen sein: „Gott, ich liebe dich und möchte meine Liebe zu dir dadurch ausdrücken, wie ich die Menschen in meinem Umfeld liebe.“
Wenn es nun um die Frage der Eheschließung geht, um meinen zukünftigen Partner oder irgendeine andere Frage, die gerade vor dir steht, dann muss doch die Frage sein: Wie kann ich mich entscheiden, so dass ich meinen Mitmenschen besser dienen kann? Das ist doch die entscheidende Frage.
Weißt du, wenn du diese Frage stellst, dann erledigen sich viele Optionen sofort. Du brauchst gar nicht mehr darüber nachzudenken, und das macht das Leben viel einfacher.
Dann kann es sogar sein, dass du in Bezug auf die Eheschließung offen wirst für den Gedanken: „Okay, als Single kann ich Gott in manchem einfach besser dienen.“ Oha, das kann sein. Wenn es so wäre, wunderbar! Spricht Paulus auch davon, dass das eine gute Entscheidung ist.
Oder du kommst vielleicht von gewissen Kriterien weg, die du bisher angesetzt hast, wenn du andere Menschen beurteilt hast. Du kommst weg von der Frage, was dir gefällt – egal ob in Bezug auf die Partnerwahl oder auf Leute, mit denen du zusammenarbeiten willst.
Hast du immer nur geguckt: „Okay, wo kommt am meisten für mich bei rum?“ Nein, das ist gar nicht die Frage. Die Frage lautet: Wie kann ich anderen besser dienen?
Als Paulus in 1. Korinther 3 von Häusern und Feldern spricht, wird deutlich: Es geht ihm nicht um Bauunternehmung oder Ackerbau, sondern um Menschen. Die vergänglichen Dinge wie Steine, Mörtel, Samen und Felder sind für ihn vor allem Bilder, um zu veranschaulichen, wie man Beziehungen aufbaut.
Wenn er vom Fundament spricht, meint er nicht Beton, sondern Christus. Er sagt, Christus sei das Fundament (Vers 11). Ein anderer Grund, ein anderes Fundament könne niemand legen. Darauf könne man bauen.
Wenn Paulus dann von Gold, Silber, Edelstein, Heu und Stroh spricht, sind das für ihn Hinweise auf eine ewige Realität. Er zeigt damit, dass wir unser Leben entweder in Ewiges oder in Vergängliches investieren können.
Er sagt auch, dass ein Tag kommen wird, an dem es Feuer geben wird. Wenn man sein Leben in vergängliche Dinge investiert hat, wird das Feuer alles wegnehmen.
Stell dir nur mal vor, du hast in diesem Ort gewohnt, am Fuße des kleinen Nesthorns in Platten. Weißt du, da war das so: Vor knapp zwei Wochen gab es eine Pressekonferenz um 16:00 Uhr. Die Leute wurden informiert: So sieht es aus, der Berg wird gefährlich, er wird bedrohlich, und es kann sein, dass in den nächsten Stunden etwas herunterkommt.
Die Anwohner hatten ein Zeitfenster von 90 Minuten, manche sogar noch weniger, je nachdem. Ich habe verschiedene Berichte gelesen: Manche nannten 30 Minuten, manche sogar nur 20. Innerhalb dieser wenigen Minuten mussten die Einwohner alles zusammenpacken, was ihnen lieb war. Sie konnten keinen Möbelwagen organisieren, keine Umzugsfirma. Sie konnten nur mitnehmen, was in ihr Auto passte oder in ihren eigenen Rucksack – vielleicht, weil der Bus von der Katastrophenhilfe sie abgeholt hat.
Versetz dich mal in die Lage: Du hast jahrelang an deinem Haus gearbeitet. Du hast den Hobbykeller ausgebaut und die Eisenbahn dort aufgestellt. Man hat sie ja für die Kinder gekauft, aber die spielen schon lange nicht mehr damit. Das Gewächshaus im Garten und so weiter – plötzlich alles belanglos. Alles belanglos.
Weißt du, was den Bewohnern geblieben ist? Die Beziehungen, die sie aufgebaut haben, die Freundschaften, die sie gepflegt haben. Das andere ist fast alles verbrannt, im Feuer vernichtet, zugeschüttet.
Und dieser Moment – der kommt für uns alle. Der kommt für dich, für mich. Da wird uns alles weggenommen, was vergänglich ist. Sogar unser eigener Körper ist vergänglich und wird uns weggenommen. Und wer schlau ist, macht sich das bewusst.
Aber die Welt um uns herum – und wer mich öfter hört, weiß, das ist so oft mein Thema, weil mich das so bewegt und beschäftigt und weil ich es so wichtig finde – die Welt um uns herum will uns immer mit Vergänglichem beschäftigen.
Deswegen sagt Herr Paulus: Leute, betrügt euch doch nicht selbst! Bleibt doch nicht auf diesem Dampfer, wo ihr so sehr mit hier ausbessern und da arbeiten und scharfe, scharfe Häusle bauen und was weiß ich was beschäftigt seid.
Vers 18: Niemand soll sich selbst etwas vormachen oder sich selbst betrügen. Wenn einer von euch meint, er gehöre zu den Klugen dieser Welt, muss er erst einmal begreifen, dass seine Klugheit Torheit ist. Nur so wird er wirklich klug.
Denn was die Welt für klug hält, ist bei Gott töricht, ist dumm. Die Schrift sagt es so: Er fängt die Klugen im Netz ihrer eigenen Schlauheit. Und an einer anderen Stelle heißt es: Der Herr kennt die Gedanken der Klugen, er weiß, wie unnütz ihre Überlegungen sind.
Deswegen ist es gut, die Bibel zu lesen. Deswegen ist es gut, dass du heute Morgen hier bist. Deswegen lohnt es sich, darüber nachzudenken und sich immer wieder mit dem Wesentlichen zu beschäftigen.
Die Welt da draußen ist voll davon, sich um Vergängliches zu drehen. Es ist nicht wichtig, die Bibel zu lesen, weil es eine fromme Übung wäre und Gott dich mit jeder Stunde Bibellesen ein bisschen mehr lieb hat. Vielmehr ist es wichtig, weil darin göttliche Weisheit zu finden ist.
Denn in der Bibel steht, wann es sich lohnt, etwas zu tun, und wann es unnütz ist, etwas zu tun. Sie zeigt auf, worin es sich lohnt zu investieren und worin nicht. Manchmal wäre es sogar ziemlich dumm, zu investieren, weil das, worin man investiert, heute da und morgen schon wieder vorbei ist.
Ich bin heute Morgen hier, um mich genau daran zu erinnern.
Wenn du jetzt gerade im Lötschbergtal, dort, wo der Ort Platten liegt, Urlaub machen willst, dann wirst du dort kein Zimmer mehr bekommen. Die Zimmer im Ort Platten selbst sind verschüttet. Die Zimmer weiter unten im Tal sind evakuiert, und die Zimmer noch weiter unten im Tal werden teilweise an Menschen vermietet oder vergeben, die ihr Zuhause verloren haben. Für Touristen sind das schlechte Nachrichten.
Und so ist es mit der ganzen Erde. Diese Welt hat ein Ablaufdatum. Das Leben hier auf der Erde hat ein Ablaufdatum. Wer genau hinhört, kann schon ein bisschen das Knacken vom Berg hören. Man kann schon erahnen, dass der Gletscher nicht ewig halten wird.
Deshalb stellt sich für dich und mich die Frage: Bin ich so ein Tourist, ein Touristenchrist, oder bin ich ein Katastrophenhelfer, ein Rettungschrist?
Weißt du, die Touristenchristen sind Leute, die gefüttert werden wollen, die Häppchen mundgerecht serviert bekommen möchten. Sie beschweren sich, wenn etwas zu lange dauert oder wenn das Mittagessen kalt wird. Das sind Touristenchristen.
Aber die Rettungschristen machen sich Gedanken darüber, wie sie andere versorgen und für andere da sein können. Sie überlegen sich, wem sie dienen können und wie sie es besonders gut anstellen, anderen zu helfen. Sie überlegen, wie sie Menschen möglichst schnell aus der Gefahrenzone bringen können. Das sind Rettungschristen.
Touristenchristen schauen im Internet nach, wie viele Sternchen sie vergeben können, wie gut die Dienstleistung war und wie es ihnen gefallen hat. Sie sind schnell im Kritisieren. Die Rettungschristen hingegen haben Besseres zu tun, als zu kritisieren.
Wenn sie Kritik bekommen, sagen sie vielleicht: „Danke, das hilft mir, effektiver und besser helfen und dienen zu können.“ Wenn sie unberechtigte Kritik erhalten, sagen sie: „Dafür habe ich keine Zeit. Das ist egal, das war wohl ein Touristenchrist, lass ihn, das ist unnütz.“
Weißt du, Touristenchristen ärgern sich, wenn sie irgendwo reinkommen und ihr Stuhl ist besetzt. Sie sagen dann: „Hey, da sitze ich, was machst du da? Du gehörst gar nicht hierher.“ Aber Rettungschristen stehen gern für andere auf. Sie sagen: „Mensch, super, dass du da bist, prima, ich freue mich. Hier, bitte, der Platz ist schon vorgewärmt.“
Touristenchristen regen sich auf, wenn das Normalprogramm durcheinandergebracht wird und es nicht immer so läuft, wie man es kennt. Sie sagen: „Das haben wir doch immer so gemacht!“ Wenn man die Komfortzone verlassen muss, ist das für den Touristenchristen unangenehm.
Der Rettungschrist freut sich jedoch, wenn Gott alte Krusten aufbricht und Neues anfängt zu tun. Er sagt: „Mensch, endlich! Es ist Zeit für Veränderung, für etwas Neues, damit wir Dinge besser machen können als bisher, damit Dinge aufgeweckt werden, die eingeschlafen sind. Das ist schön.“
Der Touristenchrist wartet, bis irgendjemand freundlich auf ihn zukommt. Wenn das nicht passiert, gibt es „Sternchen weniger“. Der Rettungschrist hingegen schaut sich um, auf wen er freundlich zugehen kann und wer alleine herumsteht.
Zu welcher Kategorie zählst du dich?
Manchmal geht es mir so, wenn ich das Martinshorn höre. Es passiert ja immer wieder. Das Martinshorn – man könnte auch denken: Ja, okay, also nervig, oder? Martinshorn ist nervig.
Ich muss sagen, ich habe es meinen Kindern auch schon gesagt, kürzlich der Amy: „Oh, das ist aber schade. Jetzt geht es schon wieder jemandem schlecht.“
Und ich bin so dankbar, dass es Leute gibt, die sich jetzt gerade auf dem Weg befinden, um jemandem zu helfen. Innerlich bete ich oft für die Menschen, die da gerade in Bedrängnis sind, die irgendein Problem haben. Denn wenn das Martinshorn ertönt, dann ist irgendwo Not.
Regst du dich über die Ruhestörung auf oder betest du für die Unfallopfer? Überlegst du, wie du helfen kannst?
Nun, die gläubigen Korinther gehörten eher zur Kategorie der Touristenchristen. Sie schlossen sich zu Fangruppen zusammen. Ich habe es am Anfang kurz erwähnt: Es gab die Paulusfans, die Petrusfollower, die Apollos Tigers und die einzig wahren Christusjünger, die sagten: „Ja, ja, wir sind Jesus“ und so weiter.
Paulus sagt ihnen, wenn sie so weitermachen, dass es weltliche Denkweise ist. Er fordert sie auf, nicht damit zu prahlen, welche wichtigen Leute sie kennen oder welche bedeutenden Autoren oder Bücher sie gelesen haben. Auch nicht, von welchen Menschenlehren sie sich beeinflussen lassen. Das heißt nicht, dass all das unwichtig oder wertlos wäre. Aber es geht nicht darum, wie viel ich weiß.
Manchmal ist es vielleicht noch nicht einmal so wichtig, was ich tue, sondern warum ich Dinge tue.
Am Ende von Kapitel drei sagt Paulus dann, dass all diese Männer – Petrus, Apollos, Paulus und sogar Christus – zu ihnen gehören. Christen oder Nicht-Christen, sie gehören alle ihnen. In meinen Worten: Die gläubige Blase oder die Welt gehört ihnen. Das Leben oder der Tod gehört ihnen. Das Gegenwärtige oder das Zukünftige gehört ihnen.
Was meint er damit? Das ist ja komisch formuliert: Das Leben oder der Tod, die Welt, Petrus, Apollos – alles gehört ihnen. Weißt du, alles um dich herum hat dein Vater im Himmel, wenn du bekehrt bist und sein Kind bist, für dich arrangiert. Gott, dein allmächtiger Vater, hat alles um dich herum so gestaltet, dass es dir dient und dir hilft, deinen Lohn zu bekommen.
Auch die Menschen, die dich manchmal plagen oder dir im Weg stehen, hat Gott um dich herum arrangiert. Sie sind für dich da.
Aber es gibt einen Weg, wie du all das verlieren kannst. Du kannst deinen Lohn verspielen und am Ende mit leeren Händen dastehen. Das passiert, wenn du versuchst, all diese Dinge, die für dich da sind – das Leben und der Tod, die gläubige Blase, die ganze Welt – für dich selbst zu nutzen.
Weißt du, wie du das verspielen kannst? Indem du versuchst, diese Dinge und Menschen für dich selbst zu beanspruchen. Wenn du sagst: „Wie viel kann ich abbekommen? Wie kann ich andere dazu bringen, mir zu dienen?“ – dann bekommst du keinen Lohn.
In dem Moment aber, in dem wir anfangen zu fragen: „Wie kann ich diesen anderen dienen? Wie kann ich diesen Menschen nützen? Wie kann ich Beziehungen aufbauen und in sie investieren?“ – genau da beginnt es, Lohn zu generieren.
Genau da wirst du zu einem Mitarbeiter im Reich Gottes. Genau da wirst du zu einem Retter-Christ, den Gott gebrauchen kann, damit auch andere am Ende nicht mit leeren Händen dastehen.
Es kann natürlich sein, dass man, wenn man so darüber nachdenkt und versucht, solche Gedanken zu Ende zu denken, an den Punkt kommt, an dem man sagt: Ja, aber man muss doch irgendwann auch mal an sich selbst denken, sonst brennt man aus.
Ich kann solche Gedanken gut nachvollziehen. Es besteht die Gefahr, dass Menschen immer nur geben und irgendwann leer sind. Das ist ein Gedanke, der für uns verständlich ist.
Aber weißt du, genau deshalb ist es für uns als Gläubige so wichtig, die Gemeinschaft mit Gott zu suchen und uns immer wieder von ihm füllen zu lassen. Nicht von tausend anderen Dingen, sondern von dem, der die Fülle hat und für mich sein will.
Zeiten der Stille und der Erholung, manchmal auch der Einsamkeit, sind extrem wichtig – gerade auch für uns Gläubige. Das sehen wir bei Jesus selbst.
Aber Achtung: Diese Zeiten des Auftankens sind nie Selbstzweck. Es geht nie darum, dass ich mal sagen kann: Jetzt muss ich endlich mal an mich selbst denken, das habe ich mir schließlich auch redlich verdient, nachdem ich mich so viel um andere gekümmert habe.
Das ist nicht der Gedanke eines Retterchristen. Es geht darum, Kraft zu tanken und sich wieder füllen zu lassen, um neu und besser anderen dienen zu können.
Das ist mir vor Jahren mal aufgefallen, und ich fand es ganz interessant in Matthäus 7,3. Viele von euch kennen das Beispiel aus der Bergpredigt: Splitter und Balken. Sagt euch das etwas? Ja, Splitter und Balken kennt ihr.
Stellt euch vor, der Balken ist bei dir, aber du siehst ihn nicht. Dann gehst du zum anderen und sagst: „Du hast einen Splitter im Auge.“ So ungefähr, oder? Jetzt sagt Jesus: „Zieh zuerst den Balken aus deinem eigenen Auge.“
Okay, haben wir die Lektion verstanden? Weißt du, warum du den Balken aus deinem Auge ziehen sollst? Damit du besser sehen kannst, sagst du? Ja, klar, das habe ich auch gedacht.
Weißt du aber, wie es weitergeht? Es geht nicht einfach nur darum, dass du besser sehen kannst. Sondern darum, dass du besser sehen kannst, um dann dem anderen zu helfen, seinen Splitter loszuwerden. So sagt Jesus es in Matthäus 7.
Das ist interessant: Es gibt nie einen Selbstzweck. Es geht immer darum, dem anderen zu helfen und zu dienen.
Ich bin absolut der Meinung, dass auch Retterchristen mal in den Urlaub gehen dürfen. Vielleicht müssen sie das sogar.
Aber weißt du, ich habe es mir so aufgeschrieben: Ein Retterchrist wird sich nie als Dauercamper wohlfühlen. Für ihn ist es nie einfach nur weg, so nach dem Motto: „Okay, jetzt bin ich angekommen und jetzt bin ich in meiner Blase, in meiner Bubble, und hänge einfach nur ab.“ Und sonst nichts mehr.
Übrigens schreibt Paulus in 1. Korinther 3,16-17 sogar, dass Gott höchstpersönlich sich um uns kümmern wird. Er sorgt für unseren Körper und setzt sich für uns ein, wenn es jemand wagt, uns zu schaden.
Deswegen wollte ich uns heute Morgen ermutigen, in unsere Beziehungen zu investieren – in unseren Nächsten. Wir sollten uns mehr Gedanken darüber machen, wie wir anderen dienen können, als darüber, wie wir es möglichst bequem haben.
Gott will und wird uns belohnen. Er, der sogar einen Becher kalten Wassers, den wir in seinem Namen weitergeben, nicht übersieht, der die Haare auf unserem Kopf zählt, wird keine einzige Tat übersehen, die wir für andere tun. Und diese möchte er uns belohnen.
In einem Vers, den ich gern gerade auch den Mitarbeitern von Crossload, wo ich tätig bin, immer wieder mitgebe, steht in 1. Korinther 15,58:
„Darum, meine geliebten Brüder, seid fest, unerschütterlich, nehmt immer zu in dem Werk des Herrn. Nehmt zu, wachst, so wie ein Acker wächst, so wie ein Bau wächst. Nehmt zu, werdet besser, werdet heiliger. Ihr seid geheiligt, aber wachst in dieser Heiligung.“
Warum? Weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist im Herrn.
Das wünsche ich mir: dass wir nicht Heu, Stroh oder Stoppeln sammeln, sondern in Beziehungen investieren – in Dinge, die bleiben. Dass wir keine Angst haben müssen vor einem Feuer, vor einem Gletscher, der abgeht, oder vor einem Berg, der auf uns zurollt. Sondern dass wir sagen können: „Das Feuer wird schon zeigen, was bleibt. Ich habe keine Angst davor, denn ich habe in ewige Dinge investiert.“
Amen.
Ich möchte noch beten, und ihr dürft gern dazu aufstehen.
Lieber Vater im Himmel, ich möchte dir danken, dass wir in Ewiges investieren dürfen. Du hast uns befähigt und frei gemacht dazu. Herr, wir sehen in unserem Umfeld, in diese Welt hinein, wie egozentrisch sie ist. Jeder schaut darauf, möglichst viel vom Kuchen für sich selbst abzubekommen.
Wenn wir ehrlich sind, erschrecken wir manchmal, wenn wir auf unser Inneres blicken. Wie viel von unserem Leben und Alltag immer noch davon geprägt ist. Herr, ich möchte dich von Herzen bitten: Mach uns frei davon, frei von uns selbst. Befreie uns, damit wir wirklich Lohn bekommen, weil wir in andere investieren und damit unsere Liebe dir gegenüber ausdrücken und dein Reich bauen.
Herr, du siehst, dass wir nicht gut sind, aber du hast uns deinen Geist gegeben. Du wohnst selbst in uns, und dafür sind wir so dankbar. Ich möchte dich bitten, dass du uns bei der nächsten Gelegenheit – und heute gibt es schon so viele davon – hilfst, für andere zu leben. Erinnere uns daran, was wir heute Morgen gehört haben. Mach uns durch dein Wort immer wieder darauf aufmerksam und korrigiere uns.
Herr, wir brauchen dich. Ich danke dir so sehr, dass du uns mal Lohn geben wirst. Manchmal frage ich mich, wofür, denn du hast uns ja alles geschenkt. Aber du schreibst es so. Herr, danke, dass wir keine Angst vor diesem Tag haben müssen. Denn wir werden nicht mit leeren Händen dastehen, wenn wir auf dich vertrauen, deinem Wort gehorchen und anderen Menschen dienen.
Das wollen wir jeden Tag ein bisschen besser tun. Schenk uns Gnade dazu. Amen.
Ich wünsche euch eine gesegnete Woche und viel Freude beim Praktizieren und beim Lohngenerieren.