Dank und Bitte um Gottes Wort
Herr Jesus, wir wollen dir danken für all das, was du uns auch hier in dieser Gemeinschaft geschenkt hast, in den zurückliegenden Wochen und Monaten.
Dein Wort kann in unserem Leben den Grund geben für alles, was wir tun. So legen wir auch an diesem Abend all das, was uns heute in der Arbeit bewegt hat, in deine Hände.
Wir sind froh, dass du für uns sorgst und alles führst, was wir nicht lösen können.
Heute Abend bitten wir dich um dein Reden durch dein Wort. Amen.
Einführung in die biblische Gestalt Oded
In 2. Chronik 28 gibt es eine interessante Gestalt, die wir am Ende unserer Betrachtung biblischer Personen noch erwähnen wollen: Odet. Er ist ein relativ unbekannter Mann.
Ahas war zwanzig Jahre alt, als er König wurde, und er regierte sechzehn Jahre in Jerusalem. Er tat nicht, was dem Herrn wohlgefiel, wie sein Vater David, sondern wandelte in den Wegen der Könige von Israel. Das bedeutet, er folgte den Praktiken der Könige des nördlichen Reiches, also Israels.
Nach dem Tod Salomos bestand Israel nur noch als das nördliche Reich mit der Hauptstadt Samaria. Was war der böse Weg, den diese Könige gingen? Sie hatten ein Kalb aufgestellt und verehrten diese Naturkraft des Tieres als Gottesoffenbarung. Dies tat auch Ahas.
Darüber hinaus ließ er gegossene Bilder für Baal anfertigen. Diese waren Fruchtbarkeitsidole. Er opferte im Tal Ben-Hinnom und verbrannte seine Söhne im Feuer nach den gräulichen Sitten der Heiden, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte.
Das Tal Hinnom ist vielen Israel-Spezialisten bekannt. Es liegt unter dem Abendmahlssaal, nahe der Brücke, über die heute oft Konzerte stattfinden. Dieses Tal wird auch Hinnomtal genannt.
Ahas ließ seine Söhne durchs Feuer gehen. Dabei handelte es sich nicht um Zirkusspiele oder Tänze durch einen Feuerreifen, sondern um Menschenopfer. Das ist eine sehr schreckliche Tat, die hier beschrieben wird.
Heidentum und religiöse Zwänge
Das Heidentum – oder besser gesagt, die Welt der Religion – ist nicht einfach eine andere Art, Gott zu erkennen. Oft passiert es, dass Menschen sich ein falsches Bild von Gott machen und sagen: „Ich stelle mir Gott anders vor.“ Doch das Erschütternde daran ist, dass es meist furchtbare Zwangsvorstellungen sind.
Frau Vögeli kam gerade von Haiti zurück. Wenn man sich den Voodoo-Kult einmal näher anschaut, wird deutlich, welche wahnsinnigen, dämonischen Bindungen dort bestehen. Ähnliches lässt sich in vielen Ländern beobachten.
Auch hier in Israel war es nicht so, dass die Menschen einfach sagten: „Für mich ist Gott die Natur.“ Stattdessen kamen sofort schwere Vorstellungen und große Ängste vor irrsinnigen Mächten auf, die es zu besänftigen galt. Die Menschen opferten und räucherten auf den Höhen, auf den Hügeln und unter allen grünen Bäumen.
Wir haben nichts gegen grüne Bäume, im Gegenteil, sie gefallen uns. Aber das ist interessant: Die Bäume hatten eine ganz bestimmte religiöse Bedeutung. Wir müssen aufpassen, dass daraus nicht Religion wird. Trotz aller Freude an der Natur spielten diese Bäume eine besondere Rolle und wurden als Wesen mit einer Art Seele angesehen.
Für mich ist das heute nicht mehr tragbar. Solche Vorstellungen tauchen immer wieder auf, in verschiedenen Formen. Ich sage das heute, weil es aktuell nicht so brisant ist. Doch manchmal sieht man es in Veröffentlichungen, wenn von „Mutter Natur“ die Rede ist. Man möchte die Schöpfung bewahren, aber sie als „Mutter Natur“ anzureden und ihr göttliche Kraft zuzuschreiben, ist unmöglich. Die Natur ist geschaffen von Gott, und genauso sind die Bäume keine Wesenheiten mit Seelen.
Das sind unheimliche, abergläubische und dunkle Vorstellungen, die heute wieder auftauchen – leider auch in Teilen der Kirche. Doch damals in Israel war es nicht anders.
Darum gab der Herr seinen Gott in die Hand des Königs von Aram, als sie ihn schlugen und eine große Menge seiner Leute gefangen nahmen und nach Damaskus brachten. Auch wurde er in die Hand des Königs von Israel gegeben, der ihn schlug.
Der Pekach, Sohn Remaljas, schlug in Juda hundertzwanzigtausend streitbare Männer an einem Tag, weil sie den Herrn, den Gott ihrer Väter, verlassen hatten. Sichri, ein Kriegsmann aus Ephraim, erschlug Maasea, den Königssohn, und Asrikam, den Vorsteher des Königshauses in Elkana, den Ersten nach dem König. Die Israeliten führten von ihren Brüdern zweihunderttausend Frauen, Söhne und Töchter gefangen weg, nahmen große Beute von ihnen und brachten sie nach Samaria.
Oded – Der Prophet des Herrn
Jetzt kommt die Gestalt, die mich interessiert. Es war aber dort ein Prophet des Herrn, der hieß Oded.
Er ging dem Heer entgegen, das nach Samaria kam, und sprach zu ihnen: „Siehe, weil der Herr, der Gott eurer Väter, über Juda zornig ist, hat er sie in eure Hände gegeben. Ihr aber habt sie mit solcher Wut erschlagen, dass es gen Himmel schreit.
Nun gedenkt ihr, die Leute von Juda und Jerusalem zu unterwerfen, damit sie eure Sklaven und Sklavinnen seien. Ist das nicht Schuld bei euch gegenüber dem Herrn, eurem Gott? So hört nun auf mich und bringt die Gefangenen wieder hin, die ihr aus euren Brüdern weggeführt habt, denn der Zorn des Herrn ist über euch entbrannt.“
Da traten einige Siebenhäupter von Ephraim hervor: Asarja, der Sohn Johannans, Berechja, der Sohn Meschilemoz, Jehischia, der Sohn Schalums, und Amassia, der Sohn Hadleis. Sie gingen zu denen, die aus dem Kampf kamen, und sprachen zu ihnen: „Ihr sollt die Gefangenen nicht hierher bringen. Denn das bringt Schuld vor dem Herrn über uns, so dass er unsere Sünde und Schuld nun noch größer macht. Es ist schon genug der Schuld, und der Zorn des Herrn ist über Israel in Brand.“
Da gaben die Kriegsleute die Gefangenen und die Beute frei vor den Obersten und vor der ganzen Gemeinde. Die genannten Männer nahmen die Gefangenen und begleiteten alle, die bloß unter ihnen waren. Sie kleideten sie mit Kleidern aus der Beute, zogen ihnen Schuhe an, gaben ihnen zu essen und zu trinken und salbten sie.
Alle, die schwach waren, führten sie auf Eseln und brachten sie nach Jericho, zur Palmenstadt, zu ihren Brüdern. Danach kehrten sie nach Samaria zurück.
König Ahas und Gottes Geduld
Bevor ich nun diesen Text im Einzelnen auslege, möchte ich noch einmal auf den König Ahas zu sprechen kommen. In der Bibel ist es oft so, dass die Berichte sehr konzentriert sind. Das ist ein großer Vorteil, denn die Bibel erwähnt nur das Wesentliche. Kein Wunder, dass manchmal andere Evangelien noch zusätzliche Details hinzufügen. Wir haben jedoch einen sehr genauen Bericht über Ahas in einem Prophetenbuch, nämlich im Buch Jesaja.
Erinnert euch daran, wie König Ahas zur Wasserleitung des oberen Teichs beim Acker des Walkmüllers ging. Genau in dem Moment, als feindliche Heere heranrückten – es heißt, Pekaja, der Sohn Remaljas, siehe Jesaja 7.
Jesaja ruft den König Ahas zum Glauben auf. Die feindlichen Heere belagern die Stadt, und der König geht hinaus, um seine Wasserversorgung zu überprüfen. Wasser ist in einem heißen Land, in dem neun Monate lang kein Regen fällt, das entscheidende Problem. Er prüft also, ob die Befestigungen noch sicher sind.
Im dritten Vers heißt es: Der Herr sprach zu Jesaja: „Geh hinaus Ahas entgegen, du und dein Sohn Schear-Jaschub, an das Ende der Wasserleitung des oberen Teichs, an der Straße beim Acker des Walkmüllers, und sprich zu ihm: Hüte dich und bleibe still, fürchte dich nicht, und dein Herz sei unverzagt vor diesen beiden Brandscheiten, die nur noch rauchen vor dem Zorn Rezins und der Aramäer und dem Sohn Remaljas.“
Im neunten Vers folgt die wichtige Botschaft: „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.“ Selbst dieser gottlose König Ahas erhielt von Gott eine Chance zur Umkehr.
Die Chronikbücher gehen über diese Ereignisse hinweg, nicht weil sie unwichtig wären, sondern weil Ahas die Chance verspielt hatte. Mir ist es wichtig, noch einmal daran zu erinnern, wie groß die Geduld Gottes mit Ahas war. Obwohl er seine Söhne grausamen Religionsriten opferte und die Baalskulte aufstellte, hat Gott ihm nachgelaufen. Er schickte Propheten und sagte: „Wenn du glaubst, dann wird die Mauer stehen und die Stadt wird gerettet.“
Das wäre eine Botschaft für heute Abend, die genügen würde: Glaubt! Die Bibel sagt immer wieder, dass wir durch Glauben von Gott bewahrt werden. Im Glauben erhalten wir unser Leben – nichts anderes ist nötig. Gott will, dass wir Glauben haben, ihm vertrauen, sein Wort ernst nehmen und ihm gehorsam sind.
Ahas hat all dies verworfen, wie wir ausführlich gelesen haben. Daraufhin fielen die Kriegsheere in Jerusalem ein und zerstörten die Stadt. Das geschah in einer Zeit, als das Nordreich Israel noch in voller Blüte stand, im Jahr 722 während des syrisch-ephraimitischen Krieges. Wir können das Jahr genau datieren und wissen, wann diese Zerstörung Jerusalems stattfand.
Das Schlimmste war, dass eine große Menge Menschen gefangen weggeführt wurde: Bürger, Frauen, Kinder, Alte. Einige von ihnen erlebten die Gefangenschaft. Man sagt oft, es sei besonders schlimm, wenn Frauen und Kinder mit hineingerissen werden. Für uns Männer ist das sicher auch keine leichte Situation. Gefangenschaft ist furchtbar. Diejenigen, die sie durchlebt haben, können uns berichten, wie grausam diese Jahre waren.
Die Bibel beschönigt nichts. Wenn wir diese Kriegsgeschichten lesen, fällt auf, dass die Bibel niemals das Leid als von Gott gewollt bezeichnet. Dieses maßlose Elend, das über die Menschen kommt – wer ist schuld? Vielleicht König Ahas, denn es ist ein Gottesgericht. Die Bibel sagt, dass wir auch solche Ereignisse verstehen müssen: Gott nimmt seinen Schutz weg, wenn wir ihm nicht gehorsam sind.
Oded als Stimme Gottes gegen Unrecht
Und jetzt interessiert uns Oded, der zum siegreichen Volk des Nordreichs in Samaria gehört. Die Bibel nennt Israel in dieser Zeit dieses Siegerreich. Dort ist man stolz, wie nach einer gewonnenen Schlacht. Alle sind in Hochstimmung und begeistert. Man geht hinaus in die Straßen, um den Zug anzusehen, bei dem die Gefangenen vorübergeführt werden.
Es gab dort einen Propheten des Herrn, der Oded hieß. Er war ein Mann, der auf Gottes Stimme hörte. Ich interessiere mich jetzt besonders für ihn und würde sagen: Was wissen wir von Oded? Zum Glück wissen wir nicht viel. Sicher war er genauso ein komplizierter Mensch wie wir, ein Mensch voller Probleme, Sorgen und Nöte. Aber das Entscheidende war: In einem Augenblick, in dem Gott ihn brauchte, war er da.
Dann hat er gehandelt und plötzlich die Welt geprägt und verändert, weil er auf die Stimme Gottes hörte. Ob er mit seinem Glauben alle Fragen gelöst hatte, weiß ich nicht. Wir werden viele Fragen auch im Glauben noch mit ins Sterben nehmen. Er war sicher auch noch nicht über alle Schwierigkeiten seines Lebens hinweg.
Wir sollten nicht immer nur um uns selbst kreisen. Ein Prophet des Herrn, einer, der auf Gottes Stimme hört, einer, der ein Bote des Wortes Gottes sein will – er hat sicher auch seinen Dienst getan. Er hatte einen normalen Beruf und war ein Mensch wie andere Menschen auch. Aber er war ein Prophet Gottes, ein Hörender auf die Stimme Gottes. Das gibt seinem Leben Gewicht und Mut.
Jetzt hat er aus diesem Hören auf Gottes Wort die Festigkeit gewonnen, auch gegen den breiten Strom zu schwimmen. Es ist nicht leicht, Außenseiter zu sein. Aber er geht den Weg und sagt: Ich will andere zur Besinnung rufen. Ich möchte anderen sagen: Das ist nicht recht, was ihr tut. Es ist nicht erlaubt von Gott.
Was mich hier überrascht, ist einfach: Hat Oded sich ausrechnen können, dass er damit Erfolg hat? Ich meine, das wäre ein falsches Rechnen. Es geht gar nicht darum zu fragen, ob man Erfolg hat und wann man Erfolg hat. Wann hatte der Apostel Paulus Erfolg? Hat er Erfolg gehabt auf dem Areopag, als die Leute nur ihren Spott hatten?
Es mag manches in unseren Augen wie ein Misserfolg aussehen, aber was für Gott getan ist, ist nie vergebens. Ob das eine Tat der Liebe ist oder ein mutiges Bekenntnis – es ist nie umsonst. Und dieser Oded stellt sich einfach gegen den Zug, der da heranmarschiert, und sagt: Das ist nicht recht, das ist nicht recht.
Ich weiß, dass es viele, auch Ältere, immer noch belastet. Und das sollte man einfach auch sagen, weil es einem später oft wehtut, dass man damals im Dritten Reich und während der Reichspogromnacht, als Juden verfolgt wurden, nicht lauter gesagt hat: Es ist nicht recht.
Viele haben es gemacht, nur war die Stimme nicht hörbar. Es ist immer wichtig, dass wir heute nicht schweigen. Es ist von uns nicht verlangt, dass wir irgendwo Eingänge blockieren müssen. Aber wir sollen mit dem Wort Gottes Recht benennen und sagen, was falsch ist.
Das betrifft den Familienkreis und den Bekanntenkreis, es betrifft auch die Gemeinde und die Mitmenschen. Man muss den Mund auftun, darf nicht schweigen und nicht sagen: „Ach, ich bin doch dazu nicht da.“ Wir müssen reden, wo wir Unrecht sehen, und andere darauf aufmerksam machen.
Das ist sicher nicht leicht, weil wir so gerne andere loben und anerkennen. Aber Oded konnte es ihnen auch erklären, als die Soldaten ihm entgegenkamen. Er sagte: Es war nicht eure Tat, dass ihr über Jerusalem gesiegt habt. Es war der Schutz Gottes von Jerusalem gewichen. Der Zorn Gottes, das Gericht Gottes hat das bewirkt. Es war nicht eure Heldentat.
Das Schlimme ist jetzt, dass diese siegreiche Armee meint, sie könnten mit diesen Gefangenen viel Geld machen, indem sie sie als Sklaven verkaufen. Das finde ich das Fieseste. Wenn man da steht und wartet, wie man auf dem Sklavenmarkt abgeholt wird, um dann irgendwo wie ein Tier zu schaffen und seiner menschlichen Rechte beraubt zu sein – das ist grausam.
Mutige Menschen als Vorbilder
Und es geht Ihnen sicher auch so wie mir: Wenn Sie Ihr Leben einmal durchdenken, werden Sie immer wieder an Menschen stehenbleiben, die Ihr Leben geprägt haben. Oft waren es Menschen, die einmal ganz mutig etwas gesagt haben.
Mir ist ein Mathelehrer in Erinnerung, der uns in unserer gottlosen Gymnasiumsklasse vor Weihnachten fast eine ganze Stunde lang ein Zeugnis seines Glaubens gab. Das ist immer enorm, und es muss gar nicht groß äußerlich begonnen haben.
Es gibt auch Dinge, die einem haften bleiben, weil sie in einer Zeit getan wurden, in der es sonst niemand tat. Mein Vater hat so gern erzählt, wie sie von den Amerikanern entlassen wurden. Die Franzosen haben sie alle wieder auf der Alb eingesammelt. Er war dann für anderthalb Jahre in Frankreich in einem Lager. Auf dem Weg dorthin war es schon schlimm: In Stuttgart wollte ihm ein Marokkaner den Finger abschneiden, weil er den Ring nicht herunterbekam. Das war hier im Hauptbahnhof. Während sie lagen, hat er nur geschrien, bis ein Offizier kam und ihm den Finger rettete.
Mein Vater hatte zwei Koffer dabei, und ein anderer Franzose sagte zu ihm: „Stell sie auf den Lastwagen, du bekommst in Straßburg wieder zu Fuß den Schwarzwald überquert.“ Er hatte natürlich nie mehr etwas, keinen Pullover und nichts mehr. Als sie durch Straßburg in großen Kolonnen marschierten, gab es ein älteres Ehepaar, das den Soldaten Wasser brachte – aus dem Hausgang heraus. Diese Menschen wurden später von dem Offizier, der den Gefangentransport begleitete, aufgeschrieben. Offenbar war das für die Franzosen nicht erlaubt.
Aber diese Leute waren für mich ein Vorbild, weil sie etwas getan haben. Das hat mein Vater nur so erzählt, doch es blieb mir in Erinnerung als etwas Großes.
Der Herr möge es uns schenken, dass wir Christen mutige Leute sind. Oft ist es gar nicht das Spektakuläre, sondern vielleicht nur der Becher Wasser.
Mich hat das wieder sehr beeindruckt, wie unsere Frau Bensch gesagt hat, dass es einfach ein Problem ist – auch mit ihrer Arbeit am Schwarzen Kreuz –, dass Helfer hier fehlen. Ich freue mich, dass einige mitarbeiten. Wir haben alle unsere Verpflichtungen. Aber ich denke, es gibt heute so viel Mutiges, für Menschen einzutreten.
Vielleicht ist das ganz anders als die politischen Aktionen unserer Tage, wo man immer sagt, „muss nicht die Kirchen“ und „dann von der Kanzel runter“. Ich glaube, es ist viel mutiger, wenn Sie das sagen und wenn junge Leute das auch akzeptieren.
Überlegen Sie sich das, und dann können Sie erzählen, wie in Ihrem Leben viele Menschen bedeutsam wurden. Sie können auch erzählen aus der Armeezeit, wo Offiziere Befehlsverweigerung übten und sagten: „Sie können mich erschießen, ich mache das nicht.“
Glauben ist im entscheidenden Punkt ein Handeln. Ich bin so froh, dass die Geschichte vom Odem auch in der Bibel steht, denn die Bibel ist bestimmt kein Militärbuch und kein Kriegsbuch. Trotzdem kann ich junge Menschen voll unterstützen, wenn sie ihrer Wehrpflicht nachgehen, weil es wirklich kein Kriegsdienst, sondern ein Friedensdienst ist. Solche Aussagen muss man noch machen können.
Mir geht es aber darum, dass sich damit unsere Pflicht nicht erschöpft. Wir dürfen so Wichtiges nicht verschweigen, auch wenn es die anderen alle tun. Ein Wort kann sehr viel bewirken, und ich habe das auch in christlichen Gemeinden erlebt.
Vor etwa 25 oder 30 Jahren gab es einen Vortrag, in dem gesagt wurde: „Die ganze Bibel ist doch nur von Menschen geschrieben, da weiß man überhaupt nicht, was wahr ist.“ Danach gab es eine Aussprache. Dann kam jemand und sagte: „Aber ich weiß, dass es Gottes Wort ist.“ Und es war, als wäre alles andere weggewischt.
Der Herr schenke uns immer diesen Mut, auch gegen den großen Strom zu schwimmen. Dabei dürfen wir uns nicht von menschlicher Leidenschaft leiten lassen, denn das schadet immer.
Wenn jemand meint, er müsse sich mit seiner Person noch irgendwie einbringen, dann ist das nicht der richtige Weg. Es hat immer gerade gewirkt, wenn das Zeugnis mit stockender, zagender und schwacher Stimme gesagt wurde.
Es ist in Ihrem Leben sicher nicht vergessen, was Ihre Großeltern Ihnen im Sterben noch aufs Herz gelegt haben.
Wir sollten mutiger sein, auch Dinge zu sagen, weil wir wissen, dass jede Generation in Gefahr steht, vom Weg abzugehen, den Gott geboten hat.
Und jetzt sagt er es ganz deutlich: Er nennt das Übel beim Namen. „Ihr wollt die Leute hier nur euch unterwerfen“, und so weiter. „So hört nun auf mich und bringt die Gefahren wieder hin“, sagt er im Vers 11.
Gottes Zorn und menschliche Verantwortung
Dankeschön. Aber das habe ich schon oft bei der Bibelanstalt moniert. Also ruft doch einfach mal an und schimpft darüber, dass sie die Verszahlen in der neuen Ausgabe noch einmal drei Punkte kleiner drucken als in Normalschrift.
Die Verse, um die es geht, kann man oft im Text erkennen. Aber die Verszahlen selbst kann man gar nicht mehr lesen. Dort gibt es nämlich die Grafiker bei der Bibelanstalt. Die Grafiker sagen, die Verse soll man überhaupt weglassen, weil sie nicht schön aussehen.
Ich sage immer, man darf nicht die Grafiker fragen, sondern muss die Bibelleser fragen, wie sie ihre Bibel wollen. Denn die Grafiker lesen danach gar keine Bibel, sie machen Ausstellungen damit. Zuerst haben sie immer gesagt, es darf keinen Versdruck mehr geben, es muss immer durchgedruckt sein. Und dann hat man das so schlecht gefunden. Natürlich ist es schön, wenn es durchgedruckt ist, aber man findet die Verse so schlecht.
Gut, jetzt haben wir also Vers elf: „Bringt die Gefangenen wieder hin, denn des Herrn Zorn ist über euch entbrannt.“ Gibt es einen Zorn Gottes? Ja, wenn wir Menschen auffordern, von ihren falschen Wegen umzukehren, dann ist das so. Denn der Zorn Gottes lastet über unserer Welt.
Das bedrückt uns auch in unserem Volk, wenn wir sehen, wie Dinge gang und gäbe sind. Ich möchte jetzt hier keine großen Bekenntnisse ablegen, aber es ist schön, wenn wir das in einer anderen Umgebung können. Und wenn wir dann den Mut haben, es dort laut zu sagen, ganz laut zu sagen: Das ist nicht recht, das ist wieder Gott und wieder Gottes Ordnung. Er fürchtet den Zorn Gottes.
Diese Gefahr, der Zorn Gottes, ist schlimmer als alle explodierenden Atomkraftwerke. Das ist eine größere Gefahr für unsere Welt, nämlich dass der Zorn Gottes über uns entbrennt und Gott uns nicht mehr segnen kann.
Es ist wunderbar, wie dieses Wort des Oded viele mitreißt. Sehen Sie, das kann man nicht irgendwie begründen, das wirkt Gott.
Ich habe ja neulich schon einmal in der Predigt an Solschenizyn erinnert, wo er noch in Russland diese berühmte Nobelpreis-Rede hielt. „Ein Wort der Wahrheit wird die ganze Welt aufwiegen“, hat er gesagt. So hat er aus der ganzen Erfahrung der langen Haftzeit in den russischen Straflagern berichtet: Wenn ein Mensch nur die Wahrheit spricht, ist er so stark. Und dann, wenn er selbst zehn Jahre im Gefängnis ist, macht das nichts aus. Die Wahrheit wird am Ende siegen.
Das darf man nicht optimistisch verstehen, als ob das schnell ginge. Das hat ja einer gesagt, der jahrelang darunter gelitten hat. Aber er wusste, dass sich die Wahrheit auch nicht unterdrücken lässt, auch nicht in einem System, in dem Millionen umgebracht werden.
Und dann ist es wichtig, dass ich noch viel mehr rechne mit dem lebendigen Gott, der sich zu seinem Wort bekennt. Und das ist auch der Grund, warum es immer wieder geschieht, dass schlichte Leute, die einfach ihren Bibelhauskreis gründen und anderen das Evangelium bezeugen, erleben, wie die Wahrheit siegt und Menschen zum Glauben kommen, weil Gott sein Wort bekräftigt.
Und so geht es bei dem Oded: Die anderen hören auf ihn. Schlimm ist bloß, wenn wir immer wieder rechnen, taktisch taktieren, probieren und sagen, wie machen wir das denn und so weiter. Nein, es geht gar nicht um unser Berechnen. Gott schenkt Gehör, wann und wo er will.
Und deshalb sagen die anderen: Ja, wir haben Sünde und Schuld auf unser Leben gebracht. Das haben wir dann im Vers zwölf, wo die sieben Häupter von Ephraim zuerst aufgewacht sind und gesagt haben: Das ist nicht recht, was wir tun.
Das gibt es, dass es im Gewissen eine Erkenntnis gibt. Und es ist nicht wahr, dass man keine Mittel hat. Man hat das Wort der Wahrheit, und das ist sehr viel.
Mut und Verantwortung in der Gegenwart
Ein modernes Beispiel für dieses ganze Ringen haben wir im Erzbischof Luwum von Uganda. Dieses Beispiel war mir immer wichtig, weil die Christen dort in Uganda keine Befreiungsbewegungen gegründet haben. Stattdessen sind sie Idi Amin begegnet und haben ihm schriftlich mitgeteilt, dass sein Handeln nicht rechtens sei. Als er nicht hörte, ist der Erzbischof erneut zu ihm gegangen. Er hatte den Mut, Auge in Auge mit Idi Amin zu sprechen.
Das ist immer wieder die Frage für uns: Wie gehen wir heute mit Unrechtsregimen um? Die biblische Weise ist das Gespräch von Angesicht zu Angesicht. Es geht nicht darum, zu Gewaltmitteln zu greifen.
Ein weiteres Beispiel ist Fritz von Bodelschwing, der damals wegen der Euthanasie zu Hitler ging. Er sagte ihm direkt ins Gesicht, dass das, was er tut, nicht rechtens sei. Dadurch wurde erreicht, dass die Euthanasie gestoppt wurde. Es ist wichtig, diesen Weg zu gehen und nicht zurückzuschrecken. Interessanterweise ist ihm deswegen nichts geschehen, weil er es Auge in Auge gemacht hat.
Erzbischof Luwum hingegen wurde von Idi Amin auf grausame Weise erschossen. Trotzdem war sein Handeln ein notwendiges Zeichen. Ich bin sehr traurig, wenn sich Kirchen heute mit Befreiungsbewegungen verbünden. Ich fürchte, dass in Südwestafrika eine neue, schlimme Terrorherrschaft entsteht, weil auch die SWAPO viel Unrecht tut. Ich weiß nicht, ob diese schwarzen Befreiungsbewegungen wirklich besser sind als die alten Unrechtsregime, die sie zuvor unterdrückt haben. Es gibt heute lange Diskussionen darüber, aber oft nimmt man sich nicht die Mühe, das genau zu analysieren.
Uns geht es um das Recht Gottes. Deshalb soll man mit den Betroffenen reden – das ist christliche Art – und nicht Gewaltgruppen unterstützen und glauben, sie seien der Weg Gottes. Das bedeutet nicht, dass wir das Unrecht gutheißen. Auch mit öffentlichen Erklärungen wird selten viel erreicht. Aber wir sollten überlegen, wo wir Menschen ins Gewissen reden können.
Ein Grund, warum es mir schwerfällt, in der gegenwärtigen Not der Abtreibung öffentlich zu demonstrieren, ist, dass ich oft weine. Wir müssen doch einen Weg finden, mit den betroffenen Ärzten zu reden. Wir müssen mit den Menschen sprechen. Ich bin überzeugt, dass viele dadurch unsicher werden würden, sowohl aus natürlichen Gesichtspunkten als auch aus anderen Gründen. Das Recht der Straße vertreten andere Gruppen. Wir haben eine klare Sache zu vertreten und sollten dort, wo es möglich ist, Auge in Auge reden.
Ich möchte hier auch meinen Dank an den Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung aussprechen. Nach dem Gemeindetag habe ich ihm geschrieben und ihn gebeten, die Berichterstattung zu prüfen. Er hat sich sehr entschuldigt und gesagt, so etwas dürfe nicht mehr passieren. Man wolle den Glauben nicht lächerlich machen. Dort, wo der Glaube sich in politische Dinge mischt, wolle man ihn kritisch prüfen, aber das sei nicht die Hauptaufgabe der Zeitung. Sein anderthalbseitiger Brief war von einem hohen ethischen Niveau, und ich habe mich gefreut, dass es noch Verständnis dafür gibt, wie heute Berichterstattung sein muss.
Ich möchte Ihnen zur Ermutigung sagen: Ich weiß, wie einmal die Rundfunkbeilage Horoskopanzeigen gebracht hat. Einige Leser schrieben daraufhin. Auch damals hat die Stuttgarter Zeitung überdacht, solche Werbung einzustellen. Es ging nicht um Leserbriefe oder die Veröffentlichung unserer Meinung, sondern darum, Menschen in einem höflichen Ton anzusprechen. Dabei müssen wir aufpassen, denn manche reagieren allergisch, wenn wir sagen, dass wir auch Briefe mit einem anderen Ton erhalten haben. Rechtsbewusstsein zeigt sich auch daran, wie wir miteinander umgehen.
Deshalb sollten wir einen Ton wählen, auch wenn die Leidenschaften manchmal mit uns durchgehen. Wir müssen wissen, dass es um eine Sache geht, die auch für den anderen ansprechend dargestellt werden kann. Denn das Recht ist in jedem Menschen verwurzelt, wenn er noch eine Ahnung von Gott hat.
Darüber sollten wir immer wieder nachdenken, auch wenn wir heute mit jungen Menschen sprechen. Ich bin überzeugt, wenn wir Zugang finden, wie ihn Odet gefunden hat, können wir auch in vielen anderen Fragen mutig auf Menschen zugehen und einen Weg finden. Ein Einzelner kann viele mitreißen und ihre Gedanken verändern.
Menschen werden schuldbewusst, wenn sie Schuld erkennen. Und dann kommt es noch viel wunderbarer: Sie nehmen Gefangene auf und tun ihnen Gutes. Das gibt es wirklich. Sie setzen die Kranken auf Esel, ziehen ihnen Schuhe an, geben ihnen Kleider und zu trinken und führen sie wieder nach Hause. Es gab schon sehr viel Menschlichkeit und Liebe.
Man könnte viel darüber erzählen, wenn ich nur an die Gefangenenberichte meines Vaters denke. Was man da alles erlebt hat: in wahnsinnigem Hunger und in unwahrscheinlicher Liebe von Menschen, die man nie mehr getroffen hat. Das ist nie vergebens. Wo Gottes Gewissen berührt wird, wacht das umso mehr auf, gerade in Notzeiten.
Heute war bei uns das Thema an einem ganz normalen Wohlstandstag, an dem wir alles in Hülle und Fülle haben. Vielleicht rührt das etwas in Ihnen an, und Sie sagen: „Aha, jetzt bin ich froh, das hat mir Mut gegeben.“ Nicht, um von einem hohen Ross andere abzuwerten, sondern einfach, um zu sagen: Ich möchte hier Liebe üben und dem Hass entgegentreten.
Vielleicht ist es nur ein Kind in Ihrer Nähe, um das sich niemand kümmert, und Sie sagen: Da bin ich, ich helfe bei der Hausaufgabe oder etwas Ähnlichem. Es gibt so viele Möglichkeiten, wo Sie sagen können: Ich möchte irgendwo anfangen, weil ich spüre, ich kann hier etwas tun.
Ich will nicht andere anstacheln, aber vielleicht ziehen Sie dann andere mit und wir können gemeinsam überlegen, was wir tun können. Und es ist Liebe geschehen – auf eine so unwahrscheinliche Weise –, dass es sogar in der Bibel stehen muss.
Jetzt verstehen Sie, warum die Chronikbücher nicht mehr vom Ahas reden, wie er zum Teich des Weikmüllers ging. Ahas hat sein Leben verspielt. Andere hingegen haben das Leben gewonnen, indem sie umgekehrt sind und praktisch getan haben, was Gott von ihnen wollte.