Einführung in die Ostererzählung
Wir haben heute als Predigttext Markus 16, Verse 1-8.
Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria von Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und Jesus zu salben.
Am ersten Tag der Woche kamen sie sehr früh, als die Sonne aufging, zum Grab. Sie sprachen untereinander: „Wer wälzt uns den Stein von der Grabes Tür?“
Als sie hinsahen, bemerkten sie, dass der Stein weggewälzt war, denn er war sehr groß.
Sie gingen in das Grab hinein und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der ein langes weißes Gewand trug. Da entsetzten sie sich.
Er aber sprach zu ihnen: „Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe, da ist die Stätte, wo sie ihn hingelegt hatten.
Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.“
Sie gingen hinaus und flohen vom Grab, denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemandem etwas, denn sie fürchteten sich.
Zweifel und Verleugnung der Auferstehung
Watergate, das wissen Sie alle noch, wenn Sie Zeitung lesen oder die Vorgänge in der Weltpolitik verfolgen, ist ein Ereignis, das bis heute seine Wellen schlägt. Es ist ein dunkles Kapitel der amerikanischen Geschichte. Damals versuchten mächtige Politiker, ein schweres Verbrechen zu verdecken und zu vertuschen.
Was die ganze Sache so fatal und schlimm machte, war, dass die Mächtigen viel Geld einsetzten, um Journalisten zu bestechen. Sie wollten verhindern, dass die Wahrheit geschrieben wird. Stattdessen sollten die Journalisten etwas anderes erzählen, um Lügen zu verbreiten.
Heute gibt es viele Christen am Ostertag, die meinen, etwas Ähnliches wie Watergate habe sich in der Nacht zum Ostersonntag zugetragen. Sie glauben, die Jünger hätten sich zusammengesetzt und überlegt, wie sie die ganze Welt täuschen könnten. Denn Jesus war tot. Und dann hätten sie sich ausgedacht, der Welt eine falsche Geschichte zu erzählen – nämlich die Mär, dass Jesus auferstanden sei, obwohl er es gar nicht war, wie so viele glauben.
Das kann man kaum fassen: Es gibt ehrenwerte Theologen, die den Aposteln solche Gedanken unterstellen und sagen, es habe sich nicht so zugetragen, wie es uns erzählt wird. Wissen Sie, was das wäre? Das wäre eine dreiste Frechheit, eine maßlose Verlogenheit, über die wir uns heute hier versammeln würden.
Aber ich meine, es ist der Gipfel der Unverfrorenheit, wenn heutzutage auf vielen Kanzeln verkündet wird, es sei überhaupt nicht wichtig, ob Jesus auferstanden ist oder ob er noch im Grab liegt. Es sei eigentlich nebensächlich. Wichtig sei nur, dass ein Stück Hoffnung weitergehe.
Sagen Sie, was soll das sein? Da geht ein kleiner Klecks neben die Worte. Wenn das so wäre, dann wäre jedes Lied, das wir hier singen, nichts weiter als ein riesiger Selbstbetrug. Jedes Predigtwort wäre ein Flop, ein Bluff. Jedes Gebet wäre nur eine Täuschung von Menschen. Jeder Trost, den wir sprechen, jedes Wort des Glaubens wäre Unsinn.
Die Macht des Todes und die Realität der Trauer
Ich möchte das einmal konsequent darstellen, weil es gestern wieder in den Zeitungen stand. Vielleicht haben Sie es auch gelesen. Jesus ist ins Grab hinabgestiegen, doch für uns bleibt dann nur noch eine kleine Hoffnung übrig. Wenn dem so wäre, müssten wir uns hier nicht mehr versammeln.
Zum Glück sagen uns die Apostel etwas völlig anderes. Sie berichten, dass das Grab durch Gott aufgebrochen wurde. Er hat seinen Sohn aus dem Grab herausgeholt und den Toten lebendig gemacht. Das ist der Grund unserer Osterfreude. Davon müssen wir sprechen.
Zuerst möchte ich darauf eingehen, dass wir vor der Macht des Todes ohnmächtig und hilflos sind. Es hat keinen Wert, wenn man versucht, dem Osterfest auch für Zweifler und Ungläubige, die Jesus nicht als den Auferstandenen anbeten können, noch einen Sinn zu geben. Warum? Weil der Tod so schrecklich ist.
Wer von uns hat nicht Hoffnungen? Auch wir haben Hoffnungen. Jeder Schüler hofft, bis die Versetzungszeugnisse verteilt werden – dann folgt oft die bittere Enttäuschung. So ist das mit der Hoffnung. Der Kranke hofft und hofft, doch manchmal kommt keine Heilung. Man kann hoffen und wird betrogen.
Das, was uns am Ostermorgen erzählt wird, hat sich auf dem Friedhof zugetragen. Der Tod ist das Bewährungsfeld all unserer frommen Theorien. Wir können wunderschöne Hirngespinste entwickeln und im Glauben fromm träumen. Doch wenn Sie ans Grab gehen, wenn Sie Sterbende oder Schwerkranke besuchen, spüren Sie plötzlich: Man kann keine flüchtigen Worte mehr machen. All das fällt vor der Realität des Todes ab.
Wenn man dann dem Grauen des Todes gegenübersteht, kann man nicht mehr reden. Was soll ich als Trost sagen? Soll ich verlogene Worte sprechen wie: „Vater, bald wird alles wieder besser“? Ich weiß, dass das verlogen wäre. Was soll ich vor dem Tod sagen?
Wir haben uns manche Träume zurechtgelegt. Manche Menschen meinen, mit dem Tod komme irgendwie ein Friede über sie. Woher wissen sie das eigentlich? Woher wissen Sie, dass gerade mit dem Tod, der so viel zerbricht und so viel Leid über unsere Familien bringt, alles gut wird und der Friede kommt?
Das, was diese drei Frauen am Grab Jesu bringen, ist so echt. Wir spüren und sagen oft, dass Tränen und ein stiller Händedruck vielleicht das Ehrlichste sind – ein Stück Kapitulation. In den Tränen spricht die Trauer über den Verlust und all das, was man verloren hat.
Dann erwachen die Erinnerungen. Wir sagen: Wie schön das einst war! Wir blicken zurück und vergegenwärtigen uns die schönen Szenen aus der Vergangenheit.
Die Bedeutung der Auferstehung für den Glauben
Gerade in unseren Tagen wird in vielen christlichen Kirchen oft gesagt, es sei nebensächlich, ob Jesus wirklich auferstanden ist. Viel wichtiger sei doch, was das für uns zu bedeuten habe.
Diese Haltung wird dann oft so formuliert: Wenn die Jünger das hätten sagen wollen, hätten sie es doch gesagt. So wie wir heute sagen: Ich wünsche, dass die Erinnerungen bleiben. Oder wie man es oft in Nachrufen hört: Der Verstorbene wird noch lange in unseren Gedanken weiterleben, das, was er gearbeitet hat, war nicht vergebens.
Wenn es bei der Osterbotschaft nur darum ginge, wäre das doch kümmerlich!
Es ist der Gipfel der Unverfrorenheit, wenn wir uns nicht nur gegenseitig etwas vormachen, sondern sogar behaupten, so habe Paulus in seiner Argumentation gesagt, Gott hätte es getan – und Gott hat es gar nicht getan. So lügen wir sogar Gott etwas vor.
Das mag manchen am Grab Trost spenden, weil es liebenswürdig und freundlich erscheint.
Noch etwas: Die Frauen nehmen wohlriechende Öle mit. Diese Liebe zeigt sich darin, dass sie wenigstens den Todesgeruch verdrängen wollen. Sie wissen genau, wie es für die Angehörigen ist, wenn Wochen nach der Bestattung der grausame Verlust so richtig bewusst wird. Dann ist es schön, wohlriechende Öle zu haben, einen Blumenstrauß von lieben Menschen, die an einen denken, oder einen Brief, der wohltut.
Wohlriechende Öle sind nicht wenig. Aber sie sind nicht der Trost der Osterbotschaft.
Die Frauen wollen Jesus einbalsamieren. Sie wollen ihn so behalten, wie sie ihn gehabt haben. Und so sind auch die Blumen, die wir ans Grab legen, ein Zeichen unserer Liebe und unseres Gedenkens.
Die historische Genauigkeit und das Wunder der Auferstehung
Typisch ist, was hier berichtet wird. Man spürt direkt, wie historisch genau erzählt wird, ganz exakt so, wie es im Leben passiert. Die Frauen laufen am Tag nach dem jüdischen Sabbat in aller Frühe, beim Sonnenaufgang, zum Friedhof. Dabei machen sie sich gar nicht bewusst, dass sie doch gar nicht ans Grab hingehen können. So kopflos sind Trauernde. Sie wissen gar nicht richtig, was sie tun, weil sie vor lauter Trauer nicht mehr ihre Sinne beieinander haben.
So laufen diese Frauen ans Grab, verzweifelt, mit ihren lieben Gedanken. Und da werden sie überrascht: Plötzlich ist der Stein, dieser große Felsbrocken, vom Grab weggewälzt. Gott hat gehandelt!
Was ich Ihnen heute sagen darf, ist ein Ereignis, das unser Denken sprengt. Das kann sich überhaupt niemand vorstellen – mir selbst so. Ich kann das gar nicht fassen. Ich muss es immer wieder neu studieren, mir bewusst machen und staunen. Ich kann nur schauen, was dort geschehen ist.
Und sie sahen auf und wurden gewahr, dass der Stein vom Grabe weggewälzt war. Man kann es kaum fassen. Wir leben doch noch mitten in dieser Welt, in der wir überall genau das Gegenteil sehen: wie schrecklich der Tod zuschlagen kann, welche uneingeschränkte Macht er hat.
Doch sie wurden gewahr, dass der Stein abgewälzt war. Das möchte Jesus wirklich durch seine Auferstehung bei uns erreichen: dass wir sagen, dann ist ja das Grab gar nicht so verschlossen, wie wir es sehen. Dann ist es ja gar nicht so furchtbar, wie wir das immer wieder in der Trauer empfinden.
Dann dürfen wir ja danken und loben, weil Jesus Christus dem Tod die Macht genommen hat. Er hat das Leben und unvergängliches Leben ans Licht gebracht, ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht vor der Macht des Todes.
Sprachlosigkeit und das Erschrecken der Jünger
Sind wir ohnmächtig und hilflos, dann handelt Gott. Ich möchte jetzt noch einen zweiten Punkt ansprechen: Wir sind erschütternd sprachlos. Das klingt heute oft wie dummes Gerede. Doch wir sollten unerschrocken benennen, was es ist – eben dummes Gerede. So, als hätten sich die Jünger und ihr Kreis das alles nur eingebildet. Als hätte die Gemeinde Jesus einfach nur hochgehoben, auf einen Thron gesetzt.
Lesen Sie das doch einmal nach oder schauen Sie sich bei den Christen um: Was ist das für ein trüber Haufen? Was ist das für ein verschlafener Kreis? Gerade am Ostertag spürt man kaum Osterfreude.
Interessant ist, dass die Osterfreude immer mit einem Handeln Gottes beginnt – auch das, was von der Grabeshöhle erzählt wird. Da saß ein junger Mann. Wer ist das? Kein Mensch. Wir Menschen können leider nur sehr unvollkommen die Osterbotschaft weitergeben. Sie bleibt bei uns immer wieder eingeschränkt durch Zweifel, Fragen und Bedenken.
Das müssen Sie wissen: Die Menschen damals kannten das Aufwachen der Natur im Frühling. Sie wussten auch um das geheimnisvolle Denken vieler Religionen. Doch sie wollten das bewusst nicht sagen. Es ging ihnen nicht um einen Symbolgehalt von Ostern, sondern um das, was sie völlig verblüfft hat – was ihr Denken wirklich aus den Angeln gehoben hat.
Es war plötzlich die Forderung, dass der tote Jesus, der Gekreuzigte, lebt. Er war nicht sein Tod. Er lebt, Gott hat ihn auferweckt. Das hat sie so verblüfft, so total verblüfft.
Übrigens ist das die entscheidende Christusbotschaft, mit der das Evangelium in die Welt dringt. Es war immer so. Als Paulus nach Athen kam und dort der griechischen Philosophie begegnete, hatte diese viele Gedanken über den Tod. Sokrates, Plato und andere Denker hatten solche Überlegungen.
Was verkündete Paulus ihnen? Gott hat diesen Jesus auferweckt. Dieser Jesus hat Macht über die Welt, und er wird einmal die Welt richten. Das ist eine unerhörte Botschaft.
Es ist wichtig, dass man zuerst die Ohren aufmacht und dann hinhört, was er uns sagen will. Jedes Mal ist es ein neues Wunder, wenn man die Osterbotschaft begreift. Es ist jedes Mal ein ganz neues Wunder Gottes.
Persönliche Glaubenserfahrungen und das Zeugnis der Auferstehung
Ich habe neulich einen jungen Mann aus unserer Gemeinde gefragt: Was hat dich in deinem Leben im Glauben am meisten geprägt?
Er erzählte dann die Geschichte, wie in wenigen Wochen ein junger Sänger aus unserem Jugendchor durch eine galoppierende Leukämie weggerissen wurde. Das war ein Alterskollege, ein Freund, ein Mitstudent. Er sagte, in der Nacht vor dem Tod war er dort im Robert-Bosch-Krankenhaus auf der Intensivstation. Und da sagte der junge Mann ganz ruhig: „Ich gehe zur Herrlichkeit.“
Ich habe ihn doch gekannt – das war doch ein junger Bursche, der leben wollte. Und er hatte die Gewissheit des ewigen Lebens. Man fragt sich: Wie kann man das haben? Es ist ein Wunder Gottes.
Wenn wir Menschen, die wir so an diese Zeitlichkeit gebunden sind, das, was man fassen und beweisen kann, plötzlich merken, dass Jesus uns dieses Gefängnis aufgebrochen hat und wir hindurchblicken dürfen, dann weist dieser Engel darauf hin: Es ist der Gekreuzigte, der lebt.
Das hat einen ganz bestimmten Sinn. Es ist nicht eine ganz andere Gestalt, der Jesus, der durch die Lande Palästinas zog und dort geredet hat. Es ist der Jesus, der am Kreuz, so wie wir es am Karfreitag gehört haben, dem einen Tschecher zugerufen hat: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Dieser lebt. Damit ist dieses Wort Jesu in Kraft gesetzt.
Verstehen Sie: Die Auferstehung Jesu setzt alle Worte in Kraft! Sonst wären sie wertlose Sprüche, wenn jemand sagt: „Das sind doch bloß Bibelsprüche.“ Nein, das sind Worte des auferstandenen Jesus, der heute lebt und von Ewigkeit zu Ewigkeit regiert. Wenn er sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt“, dann darf mich das durch das Todestal hindurchtragen.
„Ihr werdet erfahren, dass ich der Herr bin, an welchem nicht zu Schanden werden die, die auf mich harren.“ Auch wenn es im Leben so aussieht, als ob alles dunkel über einen zusammenschlägt – der Auferstandene ist da.
Dass wir glauben können, ist nie ein Werk von uns. Das ist das Schlimme an den modernen Deutungsversuchen der Auferstehung, als könnten wir uns den Glauben selbst malen. Nein, der auferstandene Jesus hat den Glauben in uns geweckt. Er redet zu uns und macht uns fest und gewiss.
Die Erlösung durch den Gekreuzigten und die Kraft der Worte
Und das ist doch so wichtig: Der Gekreuzigte ist auferstanden. Damit hat er wirklich meine Schuld hinuntergetragen ins Grab. Dort ist sie geblieben und kommt nicht mehr hervor, nicht mehr hoch. Es ist eine gültige Erlösung geschaffen, auf die man sich fest verlassen kann. Wir sind sprachlos.
Ich habe Ihnen das oft und oft erzählt. Einmal war ich bei einem so tragischen Tod im Krematorium, wo viele junge Leute waren. Ein junger Mann war auf Glatteis gestürzt und geschleudert worden. Das Krematorium war überfüllt, und die Eltern wollten eigentlich überhaupt keine Ansprache. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
Dann habe ich nur alle Bibelworte gesagt, die mir einfielen. Keine vorbereitete Ansprache gehalten. Es ist das Allermachtvollste, was wir vor diesen rätselhaften Todesschlägen tun können: Worte Jesu sprechen.
So machen wir es ja auch, wenn wir unsere Lieben in der Todesstunde begleiten. Wir sagen ihnen Wort um Wort heiliger Schrift: „So spricht der Herr, fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Dieses „Ich“ ist kein Spuk meines frommen Gemüts, sondern der Herr, der lebt und alle Macht hat im Himmel und auf Erden.
Die Verheißung des Vorangehens Jesu und die Herausforderung des Glaubens
Der Dritte wird vor uns hergehen, das kündigt dieser Engel hier an. Er wird vor euch hingehen, im Vers 7. Wohin denn? Nach Galiläa.
Wissen Sie, was Galiläa für die Juden war? Der Hinterhof des Landes. Dort ist nie etwas Großes geschehen. Galiläa der Heiden wurde verächtlich genannt. Dieses Galiläa hat sich Jesus ausgesucht, nicht Jerusalem. Dort will er seine Taten tun.
Für Petrus war es nicht leicht, zurückzugehen. Dort stand noch sein Kahn. Er setzte sich wieder in den Kahn, doch dort hat er Jesus, den Auferstandenen, getroffen – bei diesem überwältigenden Fischzug.
Ich darf Ihnen sagen: Sie gehen aus den Ostertagen wieder zurück in Ihre Arbeit, irgendwo zwischen PC und Telefon, wo Sie tätig sind, im Büro oder im Haushalt. Und dort wird er vor euch hergehen.
Das macht unseren Dienst so leicht: Jesus, der Auferstandene, erscheint uns im Heidengaliläa, in den schwierigen, komplizierten Lebenssituationen. Viele von Ihnen müssen sich bewähren im Krankenbett, in der Traurigkeit. Er wird vor euch hergehen.
Und Sie werden sagen: Ich habe die Osterfreude noch nie so tief begriffen wie dieses Jahr. Ich habe sie noch nie so verstanden. Noch nie ist mir Jesus so groß geworden wie dort.
Die Angst der Jünger und das Zeugnis der Verkündigung
Erschütternd war, dass die Jünger damals nicht wagten, anderen von Jesus zu erzählen. Sie sagten niemandem etwas, denn sie fürchteten sich. Warum hatten sie Angst? Sie sorgten sich, was die Leute wohl dazu sagen würden, ob die anderen es verstehen oder daran glauben würden. Diese Furcht ist unverzeihlich, besonders wenn wir anderen Menschen nicht von dem auferstandenen Jesus berichten.
Es braucht gar nicht viel Worte, nur die Botschaft, dass Jesus lebt und dem Tod die Macht genommen hat. Ich weiß, wie tief dieser einfache Satz oft Eindruck gemacht hat. Auch in Trauerbriefen wird diese Botschaft ganz schlicht und menschenweit weitergegeben. Das kann auch Sie ermutigen und stärken.
Ein unvergessliches Beispiel ist Paul Schneider, der Pfarrer von Dickenschied, der im KZ Buchenwald war. Als die Leute angetreten waren und er im Bunker war – dem Bunker, wo der Kodregg stand und der Schlamm war –, hat er sich hochgezogen und ausgerufen: „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.“ Mehr brauchte er in dieser Welt des Todes nicht zu sagen.
Oft ist die Welt nicht anders als das KZ Buchenwald: eine Welt, in der Menschen herrschen, das Böse regiert und der Teufel alles im Griff hat. Doch wir dürfen die Botschaft weitersagen: Der Herr ist da! Und plötzlich erleben wir, dass der Tod keine Macht mehr hat.
Wir wollen den Tod nicht mehr so ernst nehmen, sondern erleben, wie der Herr uns Tür um Tür öffnet. Wir erfahren seine Nähe, er antwortet auf unsere Gebete. Es gibt keine Not, die er nicht wenden kann, kein Leid, bei dem er uns nicht tröstet, keine Einsamkeit, in der er nicht zu uns tritt. Er legt die Hand auf uns und segnet uns. Er wird vor euch hergehen.
Aufruf zum Zeugnis und zur Nachfolge
Jetzt geh doch hinaus, lauf in diese Welt hinein! Manchmal fällt es unseren Mitarbeitern, die wir als christliche Fachkräfte aussenden, sehr schwer, wenn sie in eine fremde Welt gehen. Aber uns sollte es genauso sein, dass wir ein Stück unserer vertrauten Umgebung hinter uns lassen und sagen: Jetzt möchte ich zu Menschen hier bei uns im Land gehen, die Jesus nicht kennen.
Ich will es ihnen mit meinen Taten und Worten bezeugen, dass Jesus lebt, dass er auferstanden ist und wie wir das auf einmal erfahren und entdecken.
Der Apostel Paulus hat noch etwas hinzugefügt, das ihm wichtig war, wenn er an den auferstandenen Jesus dachte. Er sagte, er wolle immer mehr den Auferstandenen entdecken und die Kraft seiner Auferstehung erfahren.
Ich will immer mehr von ihm erleben: in meiner Körperschwäche mehr von seiner Kraft, in meiner Müdigkeit mehr von seiner Stärke, in meiner Ohnmacht mehr von seinem großen, wunderbaren Wirken.
Und da, wo ich an Grenzen stoße, will ich mehr vom auferstandenen Jesus erleben – wie er alle Grenzen sprengt und heute sein Reich baut.
Dort, wo der Teufel in meinem Leben Macht über mich gewinnt, will ich mehr von Jesus entdecken, der als Sieger das Feld behält.
Schlusswort: Der Auferstandene als Quelle der Hoffnung
Es ist etwas Wunderbares, dass wir an den Auferstandenen glauben. Er hat den Tod bezwungen und geht vor uns her. Amen!
