
Studienreihe über biblische Lehren von Doktor Martin Lloyd-Jones
Band zwei: Gott der Sohn
Kapitel fünf: Die ursprüngliche Befleckung
Wir fahren fort mit unserer Betrachtung der biblischen Lehre von der Ursünde. Dabei stellten wir fest, dass sich das Thema Ursünde in zwei Hauptabschnitte gliedert. Anders ausgedrückt: Es gibt zwei Hauptaspekte zu diesem Thema.
Der erste Aspekt ist die ursprüngliche Schuld, mit der wir uns bereits befasst haben. Wir werden alle für die erste Sünde Adams schuldig und verantwortlich befunden. Diese Schuld wird uns angerechnet, sie steht sozusagen auf unserem Konto.
Nun wenden wir uns dem zweiten Aspekt dieser Lehre zu, der sogenannten ursprünglichen Befleckung oder Verunreinigung. Sie erinnern sich: Im Moment, als Adam sündigte, geschahen zwei Dinge gleichzeitig. Zum einen wurde er schuldig, zum anderen fanden in ihm Veränderungen statt. Er war nicht mehr derselbe, der er zuvor gewesen war.
Die Lehre von der Ursünde besagt nun, dass diese beiden Folgen auch auf uns übertragen wurden. Wir tragen demnach nicht nur die ursprüngliche Schuld, sondern auch die ursprüngliche Befleckung in uns. Beide Aspekte zusammen bilden die Ursünde.
Was verstehen wir nun unter dem Begriff der ursprünglichen Befleckung? Zunächst und vor allem bedeutet er für uns offensichtlich das, was er auch für Adam bedeutete: die Abwesenheit der ursprünglichen Gerechtigkeit, die Adam besaß.
Adam wurde nach dem Ebenbild Gottes geschaffen und war gottähnlich. Dazu gehörte, dass er gerecht war – mit einer Gerechtigkeit, die der Gerechtigkeit Gottes selbst entsprach. Doch Adam verlor diese Gerechtigkeit, sodass wir alle mit einem Mangel an ursprünglicher Gerechtigkeit geboren werden.
Darüber hinaus sind wir auch mit der Anwesenheit von etwas absolut Bösem in uns geboren. Dies sind die beiden Aspekte der ursprünglichen Befleckung.
Wie zeigt sich dieser Zustand – das Fehlen der ursprünglichen Gerechtigkeit und die Anwesenheit des aktiv Bösen – nun in der gefallenen Menschheit? Wie offenbart er sich in uns allen?
Hier gibt es wiederum zwei Aspekte, die in der Bibel durchgängig gelehrt werden und auf die sie großen Wert legt. Allgemein werden dafür folgende Begriffe verwendet: Zunächst zeigt sich diese Unreinheit in dem, was in der Theologie als „volle Verdorbenheit“ bezeichnet wird, und zweitens in der völligen Unfähigkeit.
Lassen Sie uns diese beiden Aspekte im Einzelnen betrachten. Was meinen wir mit völliger Verdorbenheit oder Verderbtheit? Es handelt sich erneut um einen Begriff, der oft unter Beschuss geraten ist. Tatsächlich gibt es leider sogar Christen, die ihn nicht mögen – und zwar fast ausnahmslos deshalb, weil sie die Bedeutung des Begriffs nicht kennen. Sie verbinden mit ihm eine falsche Bedeutung und sagen dann, sie könnten diese Vorstellung von einer völligen Verdorbenheit des Menschen nicht ertragen.
Wenn man jedoch fragt, wie der Begriff zu definieren ist, stößt man immer wieder auf falsche Vorstellungen über diese Lehre. Fragen wir also zuallererst, was die völlige Verdorbenheit des Menschen nicht bedeutet.
Erstens meinen wir mit völliger Verdorbenheit nicht, dass alle Menschen so schlecht und verdorben seien, wie sie nur sein könnten. Zweitens bedeutet es nicht, dass ein Mann oder eine Frau in ihrem gefallenen Zustand keine angeborene Gotteserkenntnis mehr hätten. Denn sie haben eine solche, sie sind zwar völlig verdorben, doch sie haben immer noch ein Gespür für Gott in sich.
Drittens ist damit nicht gemeint, dass der Mensch kein Gewissen hätte. Deshalb bedeutet die völlige Verdorbenheit nicht, dass bei ihm keine Erkenntnis von Gut und Böse vorhanden wäre. Völlige Verdorbenheit bedeutet auch nicht, dass es uns Menschen unmöglich wäre, Tugenden zu erkennen oder zu bewundern oder dass sie zu uneigennützigen Gefühlen und Handlungen unfähig wären.
Sie sehen, wie sehr ich diese Negationen betone. „Ah“, wird der moderne Psychologe sagen – und leider auch viele Christen –, „ich kann diese Lehre von der völligen Verdorbenheit nicht ertragen, sie kann nicht richtig sein.“ Er wird sagen: „Schauen Sie sich viele Menschen an, die keine Christen sind. Sie wissen, was tugendhaft ist, sie versuchen, Gutes zu tun, sie können idealistische Vorstellungen haben.“
Ganz richtig, es gehört nicht zur Definition völliger Verdorbenheit, dies zu leugnen. Und meine letzte Negation ist folgende: Wir meinen mit völliger Verdorbenheit nicht, dass sich jede nicht wiedergeborene Person jeder Art von Sünde hingeben würde.
Also, was bedeutet das dann, wird jemand fragen. Positiv ausgedrückt bedeutet die völlige Verdorbenheit oder Verderbtheit des Menschen, dass der Mensch in seinem gefallenen Zustand eine angeborene verdorbene Natur hat. Diese Verdorbenheit durchdringt jeden Teil seines Wesens, jede Faser seiner Seele und seines Körpers.
Es bedeutet auch, dass es nichts Geistlich Gutes in ihm gibt. Ja, es gibt vieles, das natürlich gut ist, es gibt natürliche Moral, er kann Tugenden erkennen und vieles mehr. Aber es ist überhaupt nichts Geistlich Gutes vorhanden. Das ist damit gemeint.
Lassen Sie mich Ihnen nun die Bibelstellen nennen, um dies zu belegen. Die erste deutliche Aussage darüber finden wir in 1. Mose 6,5: „Und der Herr sah, dass die Bosheit des Menschen auf der Erde groß war und alle Sinne der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag.“
Das ist eine höchst erstaunliche und umfassende Aussage. Ich empfehle Ihnen, sie sehr sorgfältig zu untersuchen. Denken Sie auch über Psalm 51,7 nach: „Siehe, in Schuld bin ich geboren, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen.“ Hier haben wir ebenfalls eine Beschreibung dieser völligen Verdorbenheit: in Schuld geboren, in Sünde empfangen.
Dann gibt es noch Jeremia 17,9: „Trügerisch ist das Herz mehr als alles und unheilbar ist es.“ Die in vieler Hinsicht klassische Aussage dieser Lehre von der völligen Verdorbenheit des Menschen ist aber vermutlich Römer 8,7. Dort ist sie voll ausgeprägt unter der Verwendung verschiedener Begriffe, die den Menschen infolge der Sünde beschreiben.
Ich werde an dieser Stelle keine Auslegung dieses Kapitels vornehmen. Es geht mir lediglich darum zu zeigen, wie umfassend und unübertroffen die Definition der völligen Verdorbenheit an dieser Stelle ist. Aber hören Sie selbst: „Weil die Gesinnung des Fleisches Feindschaft gegen Gott ist, denn sie ist dem Gesetz Gottes nicht untertan; sie kann das auch nicht“ (Römer 8,7).
Eine weitere schreckliche Aussage über denselben Sachverhalt finden wir in Epheser 4,17-18. Paulus spricht dort über die Heiden, die „in Nichtigkeit ihres Sinnes wandeln, sie sind verfinstert am Verstand, fremd dem Leben Gottes wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verstockung ihres Herzens.“ Was für eine erstaunliche Aussage!
Oder hören Sie, was Paulus an Titus schreibt: „Denn einst waren auch wir unverständlich, ungehorsam, gingen in die Irre, dienten mancherlei Begierden und Lüsten, führten unser Leben in Bosheit und Neid, verhasst einander, hassend“ (Titus 3,3). Was für eine schreckliche Beschreibung der Verdorbenheit als Folge der Sünde.
Beachten Sie, dass die Bibel in einigen Abschnitten, die ich eben und schon früher zitiert habe, verschiedene Begriffe verwendet, um die Unreinheit zu beschreiben. Diese Begriffe dienen dazu, die Lehre für alle nachvollziehbar und unzweideutig darzulegen.
Hier sind einige davon: Sie spricht über das Fleisch, über Begehrlichkeit und über den alten Menschen. Außerdem spricht sie über das Gesetz in unseren Gliedern, über den sündigen Leib und den Leib des Todes oder – nach Luther – den zum Tod verfallenden Leib. Zudem spricht sie über die Gesinnung des Fleisches.
Es gibt noch andere Begriffe, doch dies sind die wichtigsten. Ich denke, es ist sicher zutreffend, wenn wir sagen, dass diese Begriffe generell dieselbe Sache meinen und beschreiben.
Der zentrale Begriff und vermutlich der wichtigste von allen – denn er wird in der Regel am meisten missverstanden – ist der Begriff „Fleisch“. Was ist damit gemeint?
Die Bibel verwendet das Wort „Fleisch“ im Wesentlichen mit drei verschiedenen Bedeutungen.
Erstens beschreibt es den Körper, also den physischen Körper.
Zweitens wird das Wort manchmal für die gesamte Person gebraucht, wie zum Beispiel in 1. Korinther 1,29: „Damit sich vor Gott kein Fleisch rühme.“ Hier ist nicht der physische Körper gemeint, sondern es soll ausgedrückt werden, dass sich keine Person vor Gott rühmen soll. In diesem Sinne steht „Fleisch“ also manchmal für die gesamte Persönlichkeit.
Die dritte Bedeutung kann als die ethische oder sogar geistliche Bedeutung des Fleisches beschrieben werden. Genau diese möchte ich nun näher betrachten.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt: „Sie sagen, das Wort ‚Fleisch‘ hat drei verschiedene Bedeutungen, aber wie weiß ich, welche Bedeutung an einer bestimmten Stelle gemeint ist?“ Ich freue mich, Ihnen sagen zu können, dass Sie dafür keine Griechischkenntnisse benötigen.
Stattdessen ist es wichtig, den Zusammenhang zu beachten. Griechischkenntnisse helfen hier nicht weiter, denn im Griechischen wird immer derselbe Begriff verwendet. Die einzige Möglichkeit, die genaue Bedeutung des Wortes zu bestimmen, ergibt sich aus dem Zusammenhang.
Dieser Zusammenhang wird uns immer ganz klar machen, welche Bedeutung gemeint ist – vorausgesetzt, wir erlauben ihm, zu uns zu sprechen.
Wir wollen also über die ethische Bedeutung des Begriffs Fleisch nachdenken. Es ist sehr wichtig, uns klarzumachen, dass das Wort, wenn es in diesem ethischen Sinne gebraucht wird, nicht den Körper meint.
„Unser Problem ist unser Fleisch, denn es verursacht all unsere Schwierigkeiten“, so sagt die Bibel. Genau das ist das Argument, das Paulus im Römerbrief Kapitel sieben vorbringt. Dabei denkt er nicht an den Körper. Ich kann Ihnen das ohne Schwierigkeiten folgendermaßen beweisen.
Wenn Sie die Auflistung der Werke des Fleisches lesen, die sich in verschiedenen Teilen der Bibel finden, werden Sie feststellen, dass einige der genannten Dinge mit dem physischen Körper nichts zu tun haben. Nehmen Sie zum Vergleich die berühmte Auflistung von Paulus im Galaterbrief Kapitel 5, Verse 19 bis 21, wo er es folgendermaßen ausdrückt:
„Offenbar aber sind die Werke des Fleisches Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung.“ Diese Werke stehen definitiv in Beziehung zum Fleisch, dem physischen Teil unserer selbst. Aber dann fährt Paulus fort und sagt: „Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Hader, Eifersucht, Zornesausbrüche, Selbstzüchtelereien, Zwistigkeiten, Parteiungen“ – all das hat absolut nichts mit dem Körper zu tun.
Das ist eine Sünde, die sich im geistigen Bereich abspielt. Doch Paulus listet alle diese Punkte als Werke des Fleisches auf. Das zeigt, wie ich meine, deutlich genug, dass das Fleisch, wenn es im ethischen Sinn gebraucht wird, niemals so verstanden werden darf, als bezöge es sich auf den Körper, auf den triebhaften Teil unseres Wesens.
Oder lassen Sie es mich bejahender ausdrücken: Fleisch ist in der Heiligen Schrift fast ausnahmslos der Gegenpol zum Geist und vor allem zum Heiligen Geist in uns.
Also bedeutet Fleisch das Wirken der Natur, die wir von Adam geerbt haben – das, was völlig natürlich ist und auf das der Heilige Geist keinerlei Einfluss ausübt. Fleisch ist, mit anderen Worten, die menschliche Rasse, wie sie sich unabhängig von Gott entwickelt und weiterentwickelt hat. Es ist die Menschheit ohne den Geist Gottes.
Das ist also unsere Hauptdefinition dieses Begriffs, der so häufig in der Bibel gebraucht wird, und ü...
Über unseren Zustand völliger Verdorbenheit heißt es, dass wir im Fleisch sind und entsprechend dem Fleisch handeln. Paulus beschreibt den Menschen in Epheser 2,3 als jemanden, der sich schuldig macht, weil er von den Begierden unseres Fleisches kontrolliert wird. Dabei tun wir den Willen des Fleisches und der Gedanken.
Das ist etwas, was viele vergessen. Jeder nimmt die Begierden des Fleisches wahr. Doch nach dem Apostel Paulus sind die Begierden der Gedanken ebenso schlecht wie die Begierden des Fleisches. Denn der Mensch war nie dazu geschaffen, durch seinen Verstand kontrolliert zu werden, ebenso wenig, wie er durch seinen Körper kontrolliert werden sollte. Der Geist sollte die Kontrolle ausüben.
Aber das ist als Resultat der Sünde und des Sündenfalls verloren gegangen. Damit ist der Mensch, wenn man so will, exzentrisch geworden. Er fühlt sich nicht wohl, befindet sich in einer Schieflage und hat kein Gleichgewicht mehr.
Manche Menschen werden völlig von ihrem Körper kontrolliert, etwa durch Essen, Trinken und verschiedene andere Dinge. Andere, die sich dessen nicht schuldig machen, können sich dennoch in einem Zustand der Begierde befinden und ebenfalls im Fleisch sein. Denn sie werden von ihrem irdischen Verstand, von ihren eigenen Gedanken und von den Philosophien der Menschen kontrolliert – nicht durch Gottes Offenbarung und durch Gottes Geist.
Die endgültige und letztliche Verdorbenheit ist, dass wir alle Sklaven des Satans sind. Es ist nicht nur so, dass unsere eigene Natur in der Art gespalten und verdreht wurde, wie wir es gesehen haben. Schlimmer noch ist die Tatsache, dass wir Sklaven des Teufels geworden sind.
Unser Herr beschrieb uns, die wir von Natur aus nicht wiedergeboren sind, als Kinder des Teufels. Er sagte: „Die Begierden eures Vaters wollt ihr tun“ (Johannes 8,44). Wir gehören zum Königreich der Finsternis.
An anderer Stelle sagte unser Herr: „Wenn der Starke bewaffnet seinen Hof bewacht, so ist seine Habe in Frieden“ (Lukas 11,21). Die nicht wiedergeborene Menschheit ist nichts anderes als die Habe des Teufels.
In was für einem schrecklichen Zustand sind wir von Natur aus als Ergebnis von Adams erster Sünde und Übertretung – in völliger Verdorbenheit.
Die zweite Auswirkung der Ursünde und der ursprünglichen Befleckung ist die völlige Unfähigkeit des Menschen. Dabei bezieht sich diese Unfähigkeit logischerweise auf unsere geistlichen Kräfte.
Die Bibel lehrt, dass der Mensch völlig unfähig ist – und ich möchte beide Begriffe betonen. Das bedeutet jedoch nicht, dass er nicht in der Lage wäre, Gutes zu tun. Selbstverständlich kann er das, das liegt auf der Hand. Es bedeutet auch nicht, dass er unfähig wäre, ein guter und rechtschaffener Bürger zu sein. Die Geschichte beweist, dass er dazu fähig ist.
Ebenso bedeutet es nicht, dass er zu keiner äußeren Form der Religionsausübung fähig wäre. Ein Mensch kann sehr religiös sein. Doch dennoch sagen wir von ihm, dass er völlig verdorben und völlig unfähig ist.
Wie lässt sich das beweisen? Er ist völlig unfähig in dem Sinn, dass all seine Taten mangelhaft sind – auch wenn sie in vieler Hinsicht gut erscheinen mögen. Denn sie entspringen nicht einer Liebe zu Gott und einer Sorge um den Willen und die Ehre Gottes.
Obwohl das, was jemand tut, moralisch an und für sich gut sein mag, ist es doch nutzlos, weil es nicht aus reinen Motiven geschieht. Lassen Sie mich das noch spezifischer ausdrücken: Wenn wir sagen, dass der Mensch völlig unfähig ist, dann meinen wir damit, dass er zu keiner Tat fähig ist, die grundsätzlich Gottes Zustimmung fände oder den Forderungen von Gottes Gesetz entspräche.
Denn es heißt: „Da ist kein Gerechter, auch nicht einer; denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Römer 3,10.23).
Alle Gerechtigkeit der Welt ist wie ein beflecktes Kleid (Jesaja 64,5).
Alle Gerechtigkeit der Welt ist wie Dummheit, wie Abfall und Schaden (Philipper 3,7).
Letztendlich hat sie keinen Wert, weil sie weder Gottes Zustimmung finden noch sein Gesetz erfüllen kann.
Mit völliger Verdorbenheit oder völliger Unfähigkeit meinen wir auch, dass der Mensch seine grundliegende Vorliebe für Sünde und für sein Selbst nicht ändern kann. Er kann seine Natur nicht verändern.
Diese Verdorbenheit, die ich beschrieben habe, kann er nicht loswerden. Ich gehe noch weiter: Er kann nicht einmal den Versuch einer solchen Veränderung unternehmen, um sie loszuwerden.
In Bezug auf seinen gefallenen Zustand, seine wesensmäßige und völlige Verdorbenheit und Unfähigkeit kann er nichts tun.
Aber das ist noch nicht alles: Er hat absolut kein Verständnis für geistliche Wahrheit.
Das wird in 1. Korinther 2,14 beschrieben, wo Paulus sagt: „Ein natürlicher Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist; denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird.“
Lesen Sie dieses Kapitel einmal sehr sorgfältig, und Sie werden feststellen, dass die gesamte Aussage des Apostels wie folgt lautet: Die natürliche Person, die sich im fleischlichen Zustand befindet, kann nicht nur ihr Wesen nicht ändern, sondern hat außerdem kein Verständnis und keinen Sinn für geistliche Wahrheit.
Warum ist das so? Paulus beantwortet seine eigene Frage im zweiten Kapitel des Epheserbriefes, wo er uns im ersten Vers mitteilt, dass die natürliche oder fleischliche Person „tot ist in Vergehungen und Sünden“.
Oder nehmen wir die Antwort in Römer 8,7: „Denn die Gesinnung des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott; denn sie ist dem Gesetz Gottes nicht untertan, auch kann sie es nicht sein.“
Das ist eine uneingeschränkte Aussage über die völlige Unfähigkeit.
Lassen Sie mich Ihnen ein paar weitere Schriftstellen nennen: Die neue Person in Christus wird in Johannes 1,13 als jemand beschrieben, der „nicht aus Geblüt, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren ist.“
Und in Johannes 6,44 lesen wir: „Niemand kann zu mir kommen, wenn ihn nicht der Vater zieht, der mich gesandt hat.“
Lesen Sie noch einmal Römer 7, wo uns Paulus mitteilt, was der natürliche Mensch nicht tun kann. Er ist vollkommen unfähig.
Das ist also das biblische Bild des Menschen: Was er infolge des Sünders Adams und des Sündenfalls ist. Er ist schuldig. Er ist verdammt durch das Gesetz Gottes. Er ist verunreinigt, er ist verdorben. Er steht unter der Herrschaft des eigenen Ichs, der Sünde und des Satans. Und er ist völlig und absolut hilflos.
Er hat absolut kein Verständnis für geistliche Wahrheit. Das liegt an seiner Verdorbenheit und daran, dass er von dem Gott dieser Welt verblendet ist. Dieser Gott will ihm nicht erlauben, dieses Verständnis zu haben – selbst wenn er es wollte.
In 2. Korinther 4,3-4 heißt es: „Wenn aber unser Evangelium doch verdeckt ist, so ist es nur bei denen verdeckt, die verloren gehen, den Ungläubigen, bei denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, damit sie den Lichtglanz des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus, der Gottesbild ist, nicht sehen.“
So steht es also um den Menschen. Und ich möchte noch einmal auf diese bedeutende Aussage hinweisen: Hier wohnte einmal Gott. Was für eine Katastrophe dieser Sünde Adams bedeutete! Was für eine schreckliche, verheerende Sache! Welche fürchterlichen Konsequenzen haben sich daraus für den Menschen ergeben?
Was kann für ein solches Geschöpf getan werden? Gibt es irgendeine Hoffnung für ihn? Nun, Gott sei Dank kennen wir die Antwort: Es gibt Hoffnung.
In diesen fürchterlichen Zustand hinein kam ein Kreuz. Und das, was uns eine Ewigkeit lang faszinieren und bezaubern wird, ist, dass die Verheißung, durch dieses Kreuz zu retten, durch eben den Gott gegeben wurde, gegen den sich der Mensch aufgelehnt hatte.
Noch erstaunlicher und bemerkenswerter ist, dass dies fast sofort nach der Auflehnung des Menschen geschah. Die Verheißung wurde Adam und Eva sogar noch vor der Vertreibung aus dem Paradies gegeben. Sie wurde ihnen noch in eben diesem Garten Eden gegeben, wo sie in ihrer völligen Torheit auf den Teufel gehört und leider all diese fürchterlichen Konsequenzen über sich selbst gebracht hatten.
Selbst dann gab dieser wunderbare Gott, den wir anbeten und verehren, in seiner immerwährenden und ewigen Liebe ohne irgendeine Verzögerung die Verheißung, dass der Same der Frau den Kopf der Schlange zermalmen würde. Es würde eine Befreiung geben, einen Erretter, eine Errettung.
So werden wir diese Reihe fortsetzen und diesen endgültigen, entscheidenden Akt der Gnade betrachten, der all das möglich machte: indem sich der Sohn Gottes selbst hingab und nach 1. Petrus 2,24 unsere Sünden an seinem Leib selbst auf das Holz hinaufgetragen hat, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben.
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