Es scheint, als läge es an mir, dass es hier immer weniger werden, oder wie ist das? Haben sie vielleicht Angst bekommen, weil wir jetzt Gruppenarbeit machen? Das hätten sie auch früher machen können.
Wir wollen gemeinsam anschauen, wie der Herr Jesus mit Menschen umgegangen ist. Dazu nehmen wir uns zwei Bibelabschnitte vor. Jetzt machen wir Gruppenarbeit.
Ich hoffe, ihr habt alle etwas zum Schreiben dabei, einen Stift oder könnt euch etwas besorgen. Wir teilen die Gruppen auf: Ich schaue mal nach, es sind nach wie vor 15 Personen. Ich würde Folgendes vorschlagen: Ihr drei, ihr zwei und ihr zwei in der hinteren Reihe, ihr seid Gruppe eins. Ihr drei und die übrigen hier seid Gruppe zwei. Die drei nehmt ihr noch mit rüber von der ersten Reihe. Ach, da kommen ja noch mehr dazu. Na gut, das ist ein Gewinn.
Die Stühle hier sind schwer zu drehen, glaube ich. Es ist vielleicht einfacher, wenn ihr euch drüben an die Tische setzt. Wenn ihr euch nicht gegenseitig stören wollt, könnt ihr die Wand dazwischen schließen oder etwas Ähnliches machen. Auf jeden Fall Gruppe 1 in einen Raum, Gruppe 2 in den anderen. Ihr könnt euch auch jeweils an zwei Tische setzen, dann kommt jeder zum Gespräch.
Wie ihr das organisiert, ist eure Sache. Hinterher fassen wir hier alle Ergebnisse gemeinsam zusammen, damit alle etwas davon haben und wissen, was in den Gruppen besprochen wurde.
Ich zitiere nochmal den Vers, den ich heute Morgen schon genannt hatte, aus Matthäus 9,36: „Als Jesus aber die Volksmenge sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.“
Wo fangen wir an, bei Gruppe eins oder Gruppe zwei? Fangen wir mal bei Gruppe eins an.
Schlagen wir Lukas 24 auf. Wer liest mal vor? Die Brüder dieser Gruppe schauen alle sehr angestrengt in ihre Bibeln. Komm mal nach vorne, dann liest du den Abschnitt vor. Du sollst nicht nur wissen, wie das da hinten beim Verstärker ist, sondern auch, wie das hier vorne beim Mikrofon ist.
Lukas 24,13-35: Und siehe, zwei von ihnen gingen an diesem Tag nach einem Dorf mit Namen Emmaus, sechzig Stadien von Jerusalem entfernt, und sie unterhielten sich miteinander über all das, was sich zugetragen hatte.
Es geschah, während sie sich unterhielten und miteinander überlegten, dass Jesus selbst nahte und mit ihnen ging. Aber ihre Augen wurden gehalten, so dass sie ihn nicht erkannten. Er sprach aber zu ihnen: „Was sind das für Reden, die ihr im Gehen miteinander wechselt?“ Sie blieben niedergeschlagen stehen.
Einer aber mit Namen Kleopas antwortete und sprach zu ihm: „Bist du der einzige, der in Jerusalem weilt und nicht weiß, was dort geschehen ist in diesen Tagen?“ Er sprach zu ihm: „Was denn?“
Sie aber sprachen zu ihm: „Das von Jesus, dem Nazarener, der ein Prophet war, mächtig im Werk und Wort vor Gott und dem ganzen Volk. Und wie ihn die Hohenpriester und unsere Obersten überlieferten, dass er zum Tod verurteilt wurde und gekreuzigt. Wir aber hofften, dass er der sei, der Israel erlösen sollte. Doch auch bei alledem ist es heute der dritte Tag, seitdem dies geschehen ist.
Aber auch einige Frauen von uns haben uns aus der Fassung gebracht. Sie waren am frühen Morgen bei der Gruft gewesen und, als sie seinen Leib nicht fanden, kamen und sagten, dass sie auch eine Erscheinung von Engeln gesehen hatten, die sagten, dass er lebe. Einige von denen, die mit uns sind, gingen zur Gruft und fanden es so, wie auch die Frauen gesagt hatten. Ihn aber sahen sie nicht.“
Er sprach zu ihnen: „O ihr Unverständigen und trägen Herzens, zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“
Von Mose und von allen Propheten anfangend erklärte er ihnen in allen Schriften, was sich auf ihn bezog. Sie näherten sich dem Dorf, wohin sie gingen, und er stellte sich, als wolle er weitergehen.
Sie nötigten ihn und sagten: „Bleibe bei uns, denn es ist gegen Abend, und der Tag hat sich schon geneigt.“ Er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben.
Es geschah, als er bei ihnen zu Tisch lag, nahm er das Brot, segnete es, brach es und reichte es ihnen. Ihre Augen aber wurden geöffnet, und sie erkannten ihn. Er wurde vor ihren Augen unsichtbar.
Sie sprachen zueinander: „Brannte nicht unser Herz in uns, als er auf dem Weg zu uns redete und uns die Schriften öffnete?“
Sie standen zur gleichen Stunde auf und kehrten nach Jerusalem zurück. Dort fanden sie die Elf und die mit ihnen versammelt waren. Sie sagten: „Der Herr ist wirklich auferweckt worden und dem Simon erschienen!“
Sie erzählten, was auf dem Weg geschehen war und wie er von ihnen erkannt worden war beim Brechen des Brotes.
Ja, die erste Frage, die ihr hattet, war: Beschreibt die Vergangenheit und die Umstände der Personen. Was habt ihr herausgefunden?
Nun, sie sind noch ziemlich schüchtern. Wir sprechen darüber, dass er die Königsherrschaft übernimmt. Das geht schon ein wenig in Richtung der zweiten Frage.
Die erste Frage betrifft also die Vergangenheit und die Umstände. Sie waren Jünger des Herrn Jesus, möglicherweise gehörten sie zu den Siebzig, die er ausgesandt hatte. Auf jeden Fall waren sie seine Nachfolger. Von einem von ihnen kennen wir sogar den Namen: Kleopas, richtig.
Dieses Ehepaar war also schon ein Paar, das sich in der Nähe des Herrn Jesus aufgehalten hat und ganz begeistert von ihm war. Aber nun stellt sich die Frage: Welche Probleme haben die beiden?
Frage zwei. Ich denke, nicht alle hießen Thomas, sondern es waren auch andere. Ja, ich würde vorschlagen, dass sich sicher auch die Schwestern beteiligen können. Wir sind hier ja nicht als Gemeinde zusammen. Deshalb denke ich, ihr dürft euch auch äußern. Es muss nicht nur Hugo aus eurer Gruppe etwas sagen. Ihr seid eingeladen, euch dazu zu äußern.
Also, was habt ihr herausgefunden? Beschreibt die Probleme, Nöte und Fragen der beiden. Sie hatten die Frage: Bist du der Einzige, der nicht Bescheid weiß? Das kam ihnen komisch vor, denn offensichtlich hatten alle Bewohner Jerusalems die Kreuzigung mitbekommen. Das war Tagesgespräch.
Ja, aber daraus ergibt sich im Grunde auch schon die dritte Frage. Nein, ihr könnt sicherlich noch etwas dazu sagen. Die zweite und dritte Frage greifen, glaube ich, etwas ineinander. Was habt ihr herausgefunden? Seid nicht so schüchtern, so seid ihr doch sonst auch nicht. Sie hatten das ja selbst noch nicht erfahren, sondern waren nur indirekt von den Frauen unterrichtet worden. Sie kommen damit nicht klar.
Sie selbst können also nichts damit anfangen, dass die Frauen gesagt haben: „Er ist auferstanden, er lebt.“ Das ist ja auch unvorstellbar. So etwas hat es ja noch nicht gegeben. Was sind ihre Probleme? Aber ich glaube, sie hatten noch eine andere Frage. Welche Vorstellung war das? Sie drehten sich um ihr Problem. Welches Problem war das?
Ja, du bist zwar von der nächsten Gruppe, aber ich möchte erst mal die Gruppe ein bisschen kitzeln. Also, das ist hier wie im Schulunterricht. Das ist Förderunterricht jetzt. Sie hatten was für ein Bild vom Herrn Jesus, das Königsbild, richtig?
Ja, sie erwarteten, dass Jesus für Israel kommt und endlich die Besatzung der Römer vertreibt. Dass Jesus die nationale Integrität der Juden wiederherstellt und dass sie als Volk wieder angesehen werden. Möglicherweise war er der Messias, und dann würde endlich das, was verheißen ist, voranschreiten.
Das heißt, sie hatten also ein falsches Bild vom Herrn Jesus. War der Herr Jesus nicht der Messias? Du bist die zweite Gruppe, du kommst gleich noch dran. Sag mir mal deinen Namen. Also Klaus, sag mal was. Du warst doch in der Gruppe dabei.
Ich habe euch fünf Fragen gestellt. Jetzt antwortet mal auf die zweite und dritte Frage. Das ist alles wie verbucht irgendwie. Das war alles zunichte, würde ich sagen. Der Glaube hat nicht gesprochen, nicht damit umzugehen.
Sie marschieren praktisch nach Hause. Sie entfernen sich von Jerusalem, weil ihre Vorstellungen zerschlagen sind. Sie hatten sich wahrscheinlich vorgestellt, Jesus sei der Messias. Sie hatten ja miterlebt, wie er jubelnd in Jerusalem eingezogen war. Sie hatten gerufen: „Hosianna, dem Sohn Davids!“ Und da hätte er doch jetzt die Macht ergreifen können, oder?
Und jetzt wird er hingerichtet, und alles ist vorbei. Sie sind niedergeschlagen. Offensichtlich so niedergeschlagen, dass sie nicht einmal merken, wer da mitgeht. Sie haben anscheinend nur die Steine auf dem Boden gezählt und sonst nichts mitbekommen.
Und jetzt: Wie geht Jesus vor? Wie erreicht er ihr Herz? Weißt du, was er sagt? Ja, er fragt nach, oder? Er lockt sie heraus und stellt sich ganz dumm. Der allwissende Herr stellt sich ganz dumm. Das ist schon erstaunlich, oder?
Er sagt: „Bist du der Einzige?“ Die ganze Presse hat davon berichtet, Zeitungen waren voll, die Tagesschau hat berichtet und alles. Und du kommst jetzt und behauptest, du seist der Einzige?
Und der Herr Jesus sagt das. Warum? Ich wundere mich über den Herrn Jesus. Er wusste doch alles. Warum macht er das? Er will es von ihr selbst hören. Was Jesus hier macht, ist Seelsorge. Er lässt sich berichten, er möchte ihr Problem aus ihrem eigenen Mund hören.
Jesus wusste doch alles. Er wusste, wo der Schuh drückt, er kannte ihre Not, er kannte sie ja. Aber er hakt nach, weil er es aus ihrem eigenen Mund hören will. Und das ist wichtig bei der Seelsorge: Derjenige, der das Problem hat, muss es selbst formulieren.
Erst wenn jemand selbst sagt, was für ein Problem er hat, kannst du ansetzen, um zu helfen. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, den Jesus hier macht. Er kitzelt es heraus. Er sagt: „Komm, erzähl doch noch mehr!“
Und als alles draußen ist – wie heißt es da so schön? – „sie blieben niedergeschlagen stehen“. Da ist keine Luft mehr, es ist alles draußen. Erst dann kann Jesus ansetzen.
Seht ihr, als Seelsorger machen wir oft den größten Fehler: Wir antworten schon, bevor überhaupt die Frage gestellt ist. Wir beantworten oft Fragen, die gar nicht gestellt wurden, weil wir meinen, wir wüssten schon, was den anderen drückt.
Der Herr Jesus hört erst einmal zu: „Komm, lass kommen!“ Dabei fällt mir noch etwas auf.
Wir hätten das wahrscheinlich ganz anders gemacht. Erstens: Es ist ja Auferstehungstag, und Jesus hatte bereits einen stressigen Tag hinter sich, oder? Er hat die Frauen am Grab besucht, beziehungsweise Maria Magdalena. Darauf werdet ihr gleich noch eingehen. Dann traf er die anderen Frauen auf dem Weg, besuchte Petrus und sprach mit ihm. Jetzt ist es gegen Abend, und er läuft den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus hinterher – immerhin zwölf Kilometer.
Ich weiß nicht, wie langsam sie gegangen sind, aber sicher drei Stunden. Ich weiß auch nicht, wie gebirgig das Gelände war. Warum macht Jesus das nicht anders? Wir hätten das doch anders gemacht. Wahrscheinlich hätten wir unser Auto genommen, die Umgehungsstraße von Jerusalem genutzt und wären von der anderen Seite gekommen, um uns ihnen in den Weg zu stellen. Halt, Stopp! Zurück nach Jerusalem! Ihr seid auf dem falschen Weg! Niedergeschlagenheit, Depression, Isolation – ihr gehört in den Jüngerkreis, aber ihr haut ja beide ab. Also zurück! Das wäre doch rational, oder?
Jesus macht es nicht so, wie Gott es damals bei Bileam gemacht hatte. Bei Bileam und seinem Esel stellte Gott einen Engel in den Hohlweg, sodass Bileam nicht weiter konnte – Halt, Stopp! So würden wir wahrscheinlich auch jemandem sagen, wenn wir sehen, dass er auf dem falschen Weg ist und sich aus der Gemeinschaft entfernt: Halt, komm zurück!
Was macht Jesus? Er geht erst einmal mit. Schon sonderbar, oder? Eigentlich geht er in die verkehrte Richtung. Er begleitet die beiden, anstatt sich hinzustellen und zu sagen: „Weißt du, morgen kommst du mal zu mir ins Büro, dann sprechen wir über die Angelegenheit.“ So würde ein Psychotherapeut heute vorgehen: Man vereinbart einen Termin, und dann besucht der Patient die Praxis, um zu reden.
Jesus setzt sich nicht an den Schreibtisch und empfängt seine „Patienten“. Auffallend ist, dass die meiste Seelsorge, die Jesus leistet, beim Wandern geschieht. Was ist der Vorteil, wenn man miteinander wandert? Aha, die Ungezwungenheit! Sauerstoff! Du hast bestimmt schon gelesen, dass neben dem Heiligen Geist frische Luft das Zweitbeste ist. Aber es gibt noch mehr: Man ist ungestört, und man muss sich nicht ständig in die Augen schauen. Das hat einen Vorteil.
Weißt du, wenn du dich mit jemandem, mit dem du seelsorgerlich sprichst, gegenüber sitzt, fühlt er sich oft beobachtet und wird verlegen sein. Wir sollten das Wandern bei der Seelsorge wieder lernen. Das hat wirklich Vorteile.
Natürlich kann man auch beim Autofahren miteinander reden. Dort schaut man auch in eine Richtung. Nur sollte man beim Autofahren nicht die Augen zumachen, wenn man betet. Aber das Wandern hat wirklich etwas Gutes, oder? Vielleicht sollte man das öfter machen, auch als Gemeinde – zum Beispiel bei einer Gemeindewanderung, um miteinander ins Gespräch zu kommen.
Ich weiß von einer Gemeinde, die machen einmal im Jahr eine Wanderfreizeit nur für die Brüder. Das finde ich nicht schlecht. Einer kümmert sich um die Richtung, und die anderen müssen nur laufen. Dabei hat man Zeit, miteinander zu reden.
Das fällt mir bei Jesus auf: Als ich einmal in Israel war, dachte ich, eigentlich müsste man Wanderfreizeiten in Israel anbieten, bei denen man die Wege geht, die Jesus gegangen ist. Dabei könnte man darüber nachdenken, was Jesus auf diesen Wanderungen mit seinen Jüngern besprochen hat.
Wir haben das damals nur einmal gemacht: Wir sind vom Berg der Seligpreisungen hinunter nach Kapernaum gewandert. Eine herrliche Wanderung, die ganze Zeit den See vor sich – wunderschön. Man ist völlig ungestört. Auf halber Strecke haben wir uns in die Wiese gesetzt und gemeinsam Bibelarbeit gemacht.
Jesus geht mit den beiden Jüngern wandern. Wenn Jesus sie anspricht, verwendet er hinterher durchaus deutliche Worte. „Ihr Unverständigen, ihr trägen Herzens!“ Da kann man schon mal einen roten Kopf bekommen, ohne Angst zu haben, dass der andere das sieht. Und ich glaube, das ist gut so.
Wir sollten uns merken: Wenn wir ein seelsorgerliches Gespräch führen, sollten wir uns nicht direkt gegenüberstellen. Stattdessen geht man entweder mit der Person oder setzt sich neben sie. Das hilft, weil man sich nicht direkt in die Augen schauen muss. Das ist zwar nur ein Nebeneffekt, aber mir ist das bei Jesus aufgefallen, wie er das macht. Ich denke, wir können aus solchen Dingen auch lernen.
Wie geht der Herr Jesus vor? Wie erreicht er die Herzen? Das habt ihr doch herausgefunden? Er hat nicht nur ein bisschen ihre Herzen erwärmt, sondern so richtig Zunder gegeben. Wann hat zuletzt dein Herz in der Bibelstunde gebrannt? Ich hoffe, das ist schon mal vorgekommen. Das ist nämlich etwas Besonderes.
Überlegt mal: Die Bibelstunde, die Jesus mit diesen beiden hält – sie hatten keine Gideon-Bibel dabei, keine Pergamente unter dem Arm. Wie haben sie die Bibelarbeit gemacht? Auswendig! Überlegt mal, Jesus konnte nicht sagen: „Wisst ihr noch, 1. Mose 3,15.“ Die Kapiteleinteilung und Verseinteilung gab es damals noch nicht. Das zeigt mir deutlich, dass diese beiden Jünger ihre Bibel kannten.
Ich weiß nicht, wie lange die restliche Zeit war, bis Jesus sie erreicht hat. Sie haben dann ausgepackt, sind stehen geblieben, und Jesus macht mit ihnen eine Bibelarbeit. Wenn wir sagen, das war vielleicht auf der halben Strecke, dann hatte er noch maximal anderthalb Stunden, um ihnen den ganzen Heilsplan Gottes im Alten Testament in Kurzfassung zu erklären. Das wäre ein richtiges Bibelpanorama gewesen – da wäre ich gerne dabei gewesen.
Ein Schnelldurchgang durchs Alte Testament erklärt alles, was ihn betraf. Muss ich euch erzählen: Vor drei Jahren ist bei uns ein junger Mann zum Glauben gekommen, Anfang dreißig. Daran kann man sehen, wie alt ich bin – solche Leute nenne ich noch junge Leute.
Als er zum Glauben kam, fragte er Martin Homberg: „Habt ihr in der Gemeinde nicht einen alten Hasen, der mir im Schnelldurchgang die Bibel beibringen kann?“ Na ja, dann meinten sie, ich wäre der alte Hase. So trafen wir uns also wöchentlich und studierten gemeinsam die Bibel.
Ich überlegte, was ich mit ihm machen sollte. Er wurde kurz abgeklopft, was er aus dem Konfirmandenunterricht kannte und so weiter. Dann sagte ich: „Okay, wir gehen durch die Bibel, praktisch das, was der Herr Jesus hier tut. Wo kommt im Alten Testament überall etwas vom Herrn Jesus vor? Prophetisch, entweder in Bildern, Prophezeiungen oder Gegenständen.“
Ich muss sagen, das war eine wunderschöne Geschichte. Er sog das alles auf, man sah richtig an seinem Gesicht ein Aha-Erlebnis nach dem anderen, wie es klickte. Sofort kam bei ihm auch die Schlussfolgerung. Man kommt natürlich ans Passafest, macht den Schlenker zum Neuen Testament auf dem Obersaal, das Abendmahl, und er sagt: „Da möchte ich auch in der Gemeinde teilnehmen.“
Okay, das haben wir den Brüdern gesagt. Das nächste Thema war der Durchzug durchs Rote Meer. Wohin kommt man dann im Neuen Testament? Zur Taufe. Also war der nächste Schritt bei ihm die Taufe.
Der nächste Schritt war der Kampf gegen Amalek. Mose betet, Joshua kämpft – das führt natürlich auf das Gebet, dass Jesus für uns betet. Und er fragt: „Wann wird das in der Gemeinde gemacht?“ Seitdem ist er regelmäßig in der Gebetsstunde. So etwas hat man gern, oder? Du lernst etwas in der Bibel und setzt es um. Das wünsche ich mir von jedem.
Manchmal hat man den Eindruck, manche Geschwister brauchen immer noch extra Nachhilfe an manchen Punkten. Und ich denke, damals muss es mit Jesus schon fantastisch gewesen sein. Sie sagen: „Brannte nicht unser Herz?“
Jesus sagt nicht: „Wie oft habe ich euch das gesagt?“ Wenigstens viermal steht es in den Evangelien in den Überschriften, dass Jesus vorausgesagt hat, dass er sterben und wieder auferstehen wird. Aber dazwischen hat Jesus das oft nur angedeutet. Wie oft? „Habt ihr das immer noch nicht begriffen?“ Nein, Jesus geht völlig anders vor. Er weckt Appetit. Er sagt: „Lies deine Bibel noch mal neu. Lies deine Bibel mit dieser Brille: Christus im Alten Testament.“
Sie sagen: „Unser Herz hat gebrannt.“
Wie löst er den Fall? Waren sie danach noch niedergeschlagen? Als sie niedergeschlagen waren, blieben sie stehen. Jesus macht eine Bibelarbeit mit ihnen, und danach sind sie hellwach. Das passiert manchmal so.
Zur Bibelstunde kommst du müde und kaputt, aber nach der Bibelstunde bist du putzmunter. Ich hoffe, so ist das bei euch. Dann laufen sie zurück, und ich bin überzeugt, den Rückweg von zwölf Kilometern haben sie in olympischer Disziplin bewältigt. Sie haben einen neuen Weltrekord aufgestellt.
Als sie nach Hause kommen, erzählen sie den Jüngern: „Jawohl, Jesus lebt!“ Und die Jünger sagen: „Wissen wir schon.“ Sie sind nicht frustriert, der ganze Frust ist weg, die ganze Niedergeschlagenheit ist verschwunden. Wodurch? Durch innere Erleuchtung.
Was war die innere Erleuchtung? Sie hatten den Herrn Jesus so kennengelernt, wie er wirklich ist. Oft denke ich, das ist bei vielen der Punkt: Die meisten Christen wissen nicht, wer der Herr Jesus wirklich ist. Ja, er ist für meine Sünden gestorben, ja, eine Versicherung für den Himmel, alles klar. Aber brennt das auch in meinem Herzen? Welches Bild habe ich von meinem Jesus?
Ich finde es fantastisch, wie der Herr Jesus vorgeht, die Herzen gewinnt und damit zwei motivierte, frohe Christen schafft – nur durch eineinhalb Stunden Bibelarbeit.
Nicht nur? Nein, er zeigt sich ihnen. Oder erst da werden ihre Augen geöffnet, und sie erkennen ihn am Brechen des Brotes.
Ja, Beispiel zwei. Jetzt seid ihr dran. Ja, komm her, lies mal vor. Am besten Johannes zwanzig. Na, klappt das ja.
Ja, Johannes zwanzig, ab Vers elf. Nicht so verstehen?
Maria aber stand draußen bei der Gruft und weinte. Als sie nun weinte, bückte sie sich vor in die Gruft und sieht zwei Engel in weißen Kleidern sitzen, einen bei dem Haupt und einen bei den Füßen, wo der Leib Jesu gelegen hatte.
Und jene sagen zu ihr: „Frau, was weinst du?“ Sie spricht zu ihnen: „Weil sie meinen Herrn weggenommen haben und ich nicht weiß, wo sie ihn hingelegt haben.“
Als sie dies gesagt hatte, wandte sie sich zurück und sieht Jesus dastehen, doch sie wusste nicht, dass es Jesus war.
Jesus spricht zu ihr: „Frau, was weinst du? Wen suchst du?“ Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: „Herr, wenn du ihn weggetragen hast, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich werde ihn holen.“
Jesus spricht zu ihr: „Maria!“ Sie wendet sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: „Rabbuni“, das heißt Lehrer.
Jesus spricht zu ihr: „Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.“
Maria Magdalena kommt und verkündet den Jüngern, dass sie den Herrn gesehen hat und dass er dies zu ihr gesagt habe.
Ja, was habt ihr bei Frage eins herausgefunden? Beschreibt die Vergangenheit und die Umstände von Maria Magdalena. Jetzt seid ihr dran: Welche Probleme hat sie? Welche Not erlebt sie? Also, zuerst die von früher, dann die aktuellen.
Ihr Problem in der Vergangenheit waren die Umstände, in denen sie sich befand. Jesus befreite sie von sieben Dämonen. Welches Problem hat sie jetzt aktuell? Dann hätte sie das gleiche Problem wie die Jünger nach M. aus. Aha. Er hat ihr in der Nachfolge ein neues Leben geschenkt.
Ich hatte euch noch die Stelle aus Lukas 11 gegeben. Was steht dort? „Ich will in mein Haus zurückkehren, von wo ich ausgegangen bin. Wenn er kommt, findet er es gekehrt und geschmiert. Dann geht er hin und nimmt sieben andere Geister mit, schlimmer als er selbst, und sie gehen hinein und wohnen dort. Und das Ende jenes Menschen ist ärger als sein Anfang.“
Welches Problem hatte Maria Magdalena? Jesus hatte sie freigemacht, und sie wusste, dass sie ganz nah bei Jesus bleiben musste. Er ist der Garant ihrer Freiheit. Sie muss im Festteil bleiben. Und jetzt ist er weg. Sie hat garantiert dieses Wort von Jesus im Ohr. Das heißt: Wenn der, der mein Garant für meine Freiheit ist, weg ist, dann wird es noch schlimmer als vorher, oder? Wenn jetzt der Dämon sieben weitere mitbringt und ich hatte schon sieben, dann werden das neunundvierzig sein.
Wir konnten schon sagen, dass der Lebenshinder zuerst verloren hat. Da passiert mir das Gleiche wie früher, als man ihm gesagt hat, dass er abkehrend wieder zurückkehrt. Das waren diese Löwenzähne. Wie geht Jesus vor? Er bereitet sie erst einmal mit Engeln darauf vor, eine Begegnung mit ihm zu haben. Also nicht direkt mit Jesus, sondern zuerst schickt er zwei Engel, um sie vorzubereiten, damit sie ihm wieder neu begegnen kann. Vielleicht sind sie nicht direkt mit Jesus konfrontiert, denn sie sind schon wieder besessen, wie auch immer.
Später sagen wir, das sieht man am Geist, das sagen ja sogar seine Jünger später: Vielleicht ist Maria Magdalena auch überhäuft. So wird sie von Engeln vorbereitet.
Und was fragen die Engel? „Frau, warum weinst du?“ Die gleiche Frage stellt der Herr Jesus ihm dann noch einmal. Warum? Richtig, du hast eben aufgepasst. Siehst du, Jesus geht an diesem Punkt genauso vor. Er möchte, dass wir ihm unsere Not nennen, obwohl er das alles schon weiß.
Viele sagen: Was nützt es überhaupt, dass ich bete? Er weiß es doch sowieso schon. Aber hier wird deutlich, dass der Herr Jesus möchte, dass wir selbst unsere Not formulieren und aussprechen. Und das ist oft schon ein Problem bei uns, oder?
Herr Jesus, du weißt ja, wie schlecht ich bin. Du kennst meine Schwachheiten. Nein, und oft sagen wir dann auch nicht: Herr Jesus, du kennst meine Sünde. Sondern wir sagen: Herr Jesus, du kennst meine Schwachheit. Die Bibel unterscheidet sehr wohl zwischen Schwachheiten und Sünde. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass wir uns das merken.
Wenn wir mit jemandem im seelsorgerlichen Gespräch sind, ist es wichtig, dass der andere seine Not sagt. Dass er sagt: Ich habe Probleme mit Alkohol, ich trinke zu viel, oder ich habe mich nicht unter Kontrolle, oder ich habe Probleme mit dem Internet. Und dann kann man fragen: Was denn genau?
Es ist wichtig, dass die Not definiert und ausgesprochen wird. Deswegen ist es auch wichtig, wenn man mit jemandem spricht, dass er später, wenn er zur Buße kommt, das auch dem Herrn Jesus sagt und formuliert.
Wir merken hier, dass Jesus dafür sorgt: Erst durch die Engel und dann durch sich selbst fragt er: „Frau, warum weinst du? Was weinst du? Wen suchst du?“ Und dann bricht es aus ihr heraus. Sie meint: „Das ist der Gärtner.“ Und was will sie? Tot oder lebendig?
Herr Jesus, ich brauche etwas zum Anfassen. Maria Magdalena ist das typische Beispiel für katholische Christen, oder? Sie brauchen etwas, das sie greifen können – eine Ikone, ein Kruzifix, eine Kette mit einem Kreuz um den Hals und so weiter, oder? Wenn sie das nicht tragen, dann stimmt etwas nicht. Sie brauchen das wie ein Amulett.
Maria Magdalena sagt: „Ich brauche etwas zum Anfassen, ich hole es mir wieder.“ Und wenn Jesus tot ist, hätte sie ihn mit nach Hause genommen, oder? Das ist das Problem. Viele Christen brauchen etwas zum Anfassen.
Eine Schwester erzählte mir, dass ihr Mann gestorben ist und sie sagte: „Der Jesus hat mir alles genommen.“ Ich antwortete: „Aber Jesus ist doch bei dir.“ Sie sagte: „Ja, aber mit dem kann ich nicht ins Bett gehen.“ Es gibt Christen, die brauchen etwas Handfestes, oder?
Wenn das nicht da ist, brauchen sie eine Kachel mit einem Bibelspruch an der Wand. Und wenn diese Kachel nicht hängt, dann wird der Tag nicht gut. Dann ist das eine Ikone, dann ist das ein Amulett. Ich glaube, das ist das Problem von Maria Magdalena und von vielen Christen.
Wie geht der Herr Jesus vor, und wie erreicht er ihr Herz? Das ist der zweite Schritt. Er spricht sie mit ihrem Namen an. Jetzt überlege ich, wie hat er das wohl gesagt?
Stellt euch die Situation vor: Maria hängt da, tränenüberströmt, kann nicht erkennen, wer das tatsächlich ist. Sie denkt, das ist der Gärtner, weil sie genau weiß, dass der Gärtner ihren Namen nicht kennen würde. Ja, aber Jesus hätte das ganz unterschiedlich sagen können. Wahrscheinlich hätten wir gesagt: „Maria, Maria.“ Ich glaube, so hat Jesus das nicht gesagt, oder? Er sagt einfach: „Maria.“
Guck mal, Jesus hält keine Predigt, anders als bei den beiden Jüngern nach Emmaus. Bei denen hat er anderthalb Stunden gebraucht, um den Heilsweg zu erklären. Bei Maria nennt er nur ihren Namen. Er braucht ihr nicht zu erklären, dass er auferstanden ist. Er muss ihr keine theologische Abhandlung aus dem Alten Testament geben, dass alle Prophezeiungen erfüllt sind. Das war nicht ihr Problem. Nein, sie wollte den Herrn Jesus haben, der war da, richtig. Und dafür braucht er nur ihren Namen, und sie erkennt ihn sofort.
Und was ist ihre Reaktion? Sie wendet sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch „Rabuni“, das heißt „Lehrer“. Offensichtlich macht sie fast einen Hechtsprung, oder? Denn was sagt der Herr Jesus? „Stopp, Hände weg.“ Komisch, oder? Es sieht so aus, als ob in dem Moment, wo sie erkennt, dass das ihr Herr ist und sie zu ihm hinhechten will, er sagt: „Jetzt halt mich fest nicht.“ Und Jesus sagt: „Nein.“
Komisch, oder? Herr Jesus, warum lässt du das nicht zu? Wenige Augenblicke später lässt er es bei den anderen Frauen zu. Sie fallen zu seinen Füßen, umfassen seine Füße und huldigen ihm. Dem Thomas sagt er: „Reich deinen Finger her, komm, fass mich an.“ Warum sagt Jesus zu ihr „Stopp, Finger weg“? Richtig, Maria brauchte etwas in der Hand, und Jesus sagt: „Nein, ich bin noch nicht aufgefahren. Dann hasst du mich sowieso nicht mehr. Du musst mich im Herzen haben. Du brauchst mich nicht in der Hand.“
Wir merken: Jesus geht ganz unterschiedlich vor, weil er weiß, welches Problem der Einzelne hat. Sonst hätte er das ja einfach machen können: „Also, alle am Sonntagabend kommen zusammen, und dann zeige ich euch, dass ich wirklich lebe. Dann können wir alle Fragen klären, die ihr habt. Alles in Ordnung.“ Aber Jesus macht das so genial.
Und wisst ihr, wenn wir einmal erzählen würden, wie wir zum Glauben gekommen sind und wie der Herr Jesus uns begegnet ist, das wäre so verschieden. Jesus geht ganz individuell mit jedem Einzelnen um, und das ist Seelsorge. Jesus merkt, was die Jünger nach Emmaus brauchen, er merkt, was Petrus braucht, er merkt, was die elf Jünger brauchen, die sich eingeschlossen haben, und er weiß, was Maria braucht.
„Nein, Maria, du brauchst mich nicht mehr zum Anfassen. Du weißt, ich bin da. Und dann brauchst du keine Ikone mehr, dann brauchst du kein Amulett mehr. Du hast mich im Herzen, ich bin da, ich lebe. Und jetzt geh hin und sag es meinen Brüdern.“
Sie ist die Erste, die die Auferstehungsbotschaft weitersagt. Eine okkult belastete Frau, und dann kommt sie dahin, und die sagen: „Wir glauben nicht.“ Die Frau ist nicht frustriert. Merken wir: Auch das ist Seelsorge.
Jesus löst sie nicht nur von sich selbst und ihrer Bindung und schenkt ihr einen befreienden Glauben, sondern er gibt ihr auch einen Auftrag. Das bedeutet: Vorher war sie mit sich selbst beschäftigt, weil sie Angst hatte, rückfällig zu werden.
Von dem Moment an muss sie sich nicht mehr um sich selbst drehen, sondern hat einen Auftrag für andere. Wisst ihr, das ist auch unser Ziel in der gefährdeten Hilfe. Wir möchten nicht nur, dass ein junger Mensch frei von der Droge wird, sondern auch, dass er ein Mitarbeiter Gottes wird und für andere zum Segen wird.
Vielleicht hat euch das neugierig gemacht, einfach mal im Neuen Testament nachzuschauen, wie Jesus mit den Menschen umgegangen ist. Mich fasziniert das immer wieder neu, weil ich daraus lerne, wie wir mit Menschen umgehen können, wie wir uns auf sie einstellen können, wie wir ihnen begegnen und sie zu Jesus bringen können.
Ich danke euch für eure Mitarbeit. Ohne eure Unterstützung wären wir nicht so weit gekommen, oder? Alles klar.
Was hin? Ja, so. An diesem Punkt machen wir jetzt Feierabend. Wir werden Abend essen, und um halb acht geht es weiter.
Alles klar. Vielleicht kann ich jetzt noch ein bisschen Zeit aufhalten, aber ich glaube, dass wir uns jetzt nicht so gut verstanden haben.
Vielen Dank an Eberhard Platte, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen! Bücher und CDs können günstig erworben werden auf der Homepage von Eberhard Platte und in jeder Buchhandlung.