Begegnung mit Jesus und die Frage nach der Belohnung
Stell dir vor, du kommst in den Himmel. Irgendwann begegnest du Jesus, und er sagt: „Weißt du, ich habe beobachtet, was du auf der Erde getan hast, und ich fand es eigentlich ganz gut. Ich würde dich gern dafür belohnen. Welche Belohnung hättest du denn gerne?“
Vielleicht weißt du nicht, wie oft du schlucken müsstest oder ob du spontan eine Antwort parat hättest. Welche Belohnung würdest du dir im Himmel wünschen?
Wir sind ganz unterschiedliche Typen und sehnen uns nach ganz verschiedenen Dingen. Manche von euch, die dieses Leben als sehr stressig empfinden, würden vielleicht spontan sagen: „Boah, das, was ich mir im Himmel wünsche, ist erst einmal Ruhe und Ausruhen.“ So etwas könnten sie die ersten drei- bis viertausend Jahre locker ertragen.
Andere hingegen sehnen sich vielleicht, zumindest auf Dauer, nach einer anderen Art von Belohnung.
Das Beispiel aus dem Alten Testament: Hamanns Irrtum
Im Alten Testament, im Persischen Reich, wurde jemandem einmal genau dieselbe Frage gestellt? Eigentlich nicht. Er dachte, er werde gefragt. Er war gar nicht gemeint, aber weil er dachte, ihm werde diese Frage gestellt, gab er die Antwort auf die Frage: Was würdest du dir eigentlich als Belohnung wünschen?
Ich lese das mal ganz kurz vor, Esther Kapitel 6, Vers 6:
„Und Haman kam herein. Der König sprach zu ihm: Was ist dem Mann zu tun, an dessen Ehre der König gefallen hat?“
Da dachte Haman in seinem Herzen: Wem anders als mir sollte der König Ehre erweisen wollen? Also dachte er, der König fragt ihn die Frage, um ihm dann das zu geben, was er antwortet.
Vers 7:
„Haman sprach zum König: Der Mann, den der König zu ehren wünscht, man bringe ein königliches Kleid, also ein Kleid, in dem der König schon öffentlich gesehen wurde. Man bringe ein königliches Kleid, womit der König sich kleidet, und das Pferd, auf dem der König reitet, auf dessen Kopf die königliche Krone gesetzt wird. Und man übergebe das Kleid und das Pferd den Händen eines der vornehmsten Fürsten des Königs. Man bekleide den Mann, den der König zu ehren wünscht, und lasse ihn auf dem Pferd durch die Straßen der Stadt reiten, während man vor ihm herruft: So wird dem Mann getan, den der König zu ehren wünscht.“
Das ist eine Sache, die man sich wünschen kann: vom König öffentlich geehrt zu werden. Das ist ein Punkt, über den wir heute kurz sprechen werden, weil das sicher etwas ist, was Jesus uns unter anderem ein Stück weit in Aussicht stellt.
Aber wie gesagt, vielleicht ist das nicht die einzige Belohnung, die man sich wünschen kann.
Die Situation von Timotheus und die Ermutigung durch Paulus
Ihr möchtet heute noch einmal gemeinsam in den zweiten Timotheusbrief hineinschauen, und zwar in die erste Hälfte von 2. Timotheus Kapitel 2.
Wenn man 2. Timotheus 1 betrachtet und überhaupt den gesamten Brief, sieht man – ich wiederhole das kurz –, dass Timotheus inzwischen relativ viel Druck hatte. Er erlebte Druck von außen, und dieser Druck hatte zugenommen. Die Verhaftung von Paulus, seine Überführung nach Rom und seine Verhandlung vor einem römischen Gericht waren Ausdruck dafür, dass der Druck auf die Gemeinden gewachsen war. Das betraf auch Timotheus, der zu dieser Zeit in der Gemeinde in Ephesus verantwortlich war.
Der Druck von außen, also der politische Druck, hatte die Situation schwieriger gemacht. Aber auch innerhalb der Gemeinde war es nicht einfach. Dort waren die Schwierigkeiten eher noch größer geworden seit dem ersten Timotheusbrief, als sie eigentlich abgenommen hatten. Insgesamt war es nicht leicht, sich öffentlich zum Evangelium zu bekennen. Es war nicht einfach, sich zu manchen Leuten Gottes zu stellen, zum Beispiel zu Paulus. Paulus war jemand, gegen den Gerichtsverhandlungen liefen, der wahrscheinlich nicht mehr so angesehen war, auch nicht in der Gesellschaft.
Wie gesagt, auch in der Gemeinde war die Lage schwierig. So befand sich Timotheus in dieser Situation.
Wenn wir uns nun Kapitel 1 und Kapitel 2 von 2. Timotheus anschauen, fällt auf, dass Paulus zu Beginn von Kapitel 2 viele Gedanken noch einmal aufgreift, die er bereits in Kapitel 1 in gewisser Form ausgeführt hat.
In Kapitel 1 fasst Paulus zusammen: Timotheus, deine Situation ist nicht leicht, aber zieh dich nicht zurück. Denn das, was du tust, ist wichtig.
In Kapitel 2 sagt Paulus zu Timotheus: Deine Situation ist nicht leicht, aber zieh dich nicht zurück, denn es gibt eine Belohnung.
In Kapitel 1 geht es also mehr darum, dass das, was Timotheus tut, wichtig ist. In Kapitel 2 betont Paulus eher, dass es eine Belohnung gibt. Dabei baut Paulus seine Gedanken parallel auf.
Die Kraft und Ermutigung für den Dienst
Ich möchte ganz kurz aus Kapitel 1, Vers 5 und 6 vorlesen. Paulus erinnert Timotheus daran, die Gnadengaben Gottes anzufachen. Diese Gnade ist durch das Auflegen seiner Hände gegeben worden. Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
Die Betonung liegt hier auf dem Geist der Kraft. Es ist nicht ein Geist der Furchtsamkeit, der sich schnell zurückzieht, sondern ein Geist der Kraft. Paulus ergänzt, dass es auch ein Geist der Liebe und der Besonnenheit ist. Doch im Zusammenhang steht die Kraft im Vordergrund.
In Kapitel 2, Vers 1, greift Paulus dieses Thema noch einmal kurz auf und fasst es zusammen: „Und nun, mein Kind, sei stark!“ Das Wort „stark“ hat denselben Wortstamm wie „Kraft“ in Kapitel 1. Er fordert Timotheus auf, stark zu sein in der Gnade, die in Christus Jesus ist.
Somit spricht Paulus sowohl in Kapitel 1, Vers 6 und 7, als auch in Kapitel 2, Vers 1, davon, dass Kraft nötig ist und dass Timotheus diese Kraft bereits besitzt.
Die nächste Parallele findet sich direkt in Kapitel 1, Vers 8. Dort sagt Paulus zu Timotheus: „So schäme dich nicht! Zieh dich nicht zurück! Schäme dich nicht des Zeugnisses unseres Herrn, noch meiner, seines Gefangenen. Sondern leide Trübsal mit dem Evangelium.“
Paulus fordert ihn auf, bereit zu sein, mit dem Evangelium zu leiden. Das bedeutet, zum Evangelium zu stehen, zu Paulus und zu anderen Gläubigen, die unter Druck stehen. Er soll bereit sein, diesen Druck auszuhalten und Nachteile in Kauf zu nehmen. Paulus verwendet hier das Wort „leide Trübsal“ in meiner Übersetzung.
Von diesem Thema spricht er dann noch einmal sehr kurz und bildhaft in Kapitel 2, Vers 3: „Nimm teil an den Trübsalen als ein guter Soldat Christi Jesu.“ Auch hier wird die Bereitschaft betont, Trübsal zu ertragen.
In Kapitel 2 heißt es also erneut: Sei bereit, Trübsal zu leiden, weil du ein Soldat Christi bist. Soldat zu sein ist nicht einfach, und Timotheus wusste, worauf er sich einlässt.
Paulus fordert ihn auf, durchzuhalten. Das ist wichtig, und wir werden gleich sehen, dass es dafür auch eine Belohnung gibt.
Verantwortung und Weitergabe des Glaubens
Ihr habt gemerkt, dass ich einen Vers in Kapitel zwei übersprungen habe. In Kapitel eins haben wir die Verse sechs und sieben sowie dann Vers acht gelesen. In Kapitel zwei haben wir Vers eins und dann Vers drei gelesen. Dazwischen macht Paulus einen kleinen Einschub.
Am Ende von Kapitel eins hat er gesagt: Timotheus, bewahre das schöne, anvertraute Gut. Timotheus, du hast Verantwortung. Du musst etwas bewahren, das gewachsen ist. Es muss rein bewahrt und weiter wachsen.
Jetzt, in diesem kleinen Einschub, nachdem er gesagt hat, sei stark, sagt er ihm: Wenn du das wirklich bewahren willst für zukünftige Generationen, dann musst du darauf achten, es den richtigen Leuten weiterzugeben. Diese Botschaft, den Kern der Botschaft, das, worauf es ankommt, musst du den richtigen Leuten weitergeben, Timotheus.
Das ist ein ganz interessanter Vers, und da es nur ein Einschub ist und nicht das Hauptthema heute, möchte ich nur ein paar Sätze dazu sagen. Er sagt in 2. Timotheus 2,2: Was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Leuten an, die fähig sein werden, noch andere zu lehren.
Timotheus, natürlich musst du das, worum es geht, vielen lehren. Du musst es in den Gemeinden lehren, du musst es jedem lehren, der zuhören will. Aber Timotheus, du musst dein Augenmerk auf ganz bestimmte Leute richten. Diese Leute müssen zwei Eigenschaften haben: Sie müssen treu sein.
Jeder, der treu ist, hat auf jeden Fall verdient, dass du ihn besonders beachtest und ihm etwas anvertraust. Denn er wird treu damit umgehen. Aber Timotheus, unter diesen Treuen gibt es auch Menschen, die fähig sind und Gaben haben. Auf diese musst du noch einmal ganz besonders achten, damit sie profitieren und gefördert werden.
Timotheus, das ist wichtig für die Zukunft dieser Bewegung. Ich meine, du wirst vielen fähigen Leuten begegnen, die nicht treu sind. Mit denen kannst du nichts anfangen, Timotheus. Du wirst treuen Leuten begegnen, die vielleicht nicht fähig sind. Kümmer dich um sie. Aber vor allem behalte die im Blick, die treu sind und die die Gaben haben, die man braucht.
Wie war das bei dir, Timotheus? Ich habe dich mitgenommen, überall hin habe ich dich mitgenommen. Es ist ganz interessant, was Paulus hier sagt. Das Verhältnis von Paulus und Timotheus ist immer ein Paradebeispiel für eine Mentorbeziehung, oder? Sie hatten bestimmt eine Mentorbeziehung. Paulus war sicher mehr als ein Mentor für Timotheus.
Aber interessanterweise sagt er hier nicht: Timotheus, denk an das, was ich dir in unseren vielen persönlichen Gesprächen gesagt habe. Nein, er sagt: Timotheus, denk an das, was du gehört hast in Hauskreisen, in Seminaren, in Predigten, wo ich dich einfach mitgenommen habe, wo du zugehört hast, wie ich es anderen Leuten vermittelt habe, wo du einfach dabei warst. Die Dinge, die du in Gegenwart vieler gehört hast, das sind die Dinge, auf die es ankommt.
Und diese vertraue treuen Leuten an, die die Gabe haben, die Fähigkeit haben, das weiterzugeben, das zu multiplizieren. Timotheus, das ist wichtig für die Zukunft dieser Bewegung.
Drei Bilder für den Dienst und die Belohnung
Okay, aber das war ein Einschub. Eigentlich nimmt Paulus jetzt diesen Vers 3, den wir gerade hatten: „Teil an den Trübsalen als ein guter Soldat Christi Jesu“. Er führt das, was er meint, in drei weiteren Beispielen aus.
Es sind drei Bilder, die er gebraucht, drei Vergleiche, die er macht. Für den ersten Vergleich nimmt er tatsächlich noch einmal das Bild des Soldaten, den er gerade angesprochen hat. Dann nimmt er noch zwei andere Bilder, zwei weitere Vergleiche, und ergänzt diese. Das möchte ich jetzt als Nächstes anschauen.
2. Timotheus 2,4: Da sagt er: „Niemand, der Kriegsdienste tut“ – also er kommt auf diesen Soldaten zurück – „verstrickt sich in die Beschäftigung des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat.“ Erstes Bild: der Soldat.
Zweites Bild, Vers 5: „Wenn aber auch jemand kämpft“ – hier ist nicht ein Soldat gemeint, der in irgendeinem Krieg kämpft, sondern ein Wettkämpfer. Okay? „Wenn aber auch jemand sich an einem sportlichen Wettkampf beteiligt, dann wird er nicht gekrönt, dann bekommt er keinen Preis, es sei denn, er hat den Regeln entsprechend gekämpft.“ Zweites Bild: ein sportlicher Wettkämpfer, der einen Preis bekommen will und den Regeln entsprechend kämpfen muss.
Und dann folgt das dritte Bild: der Landwirt, der Bauer, der Ackermann. Der Bauer, der hart arbeitet, steht hier eigentlich... In meiner Übersetzung ist das ein bisschen verdreht, darum muss ich jetzt ein bisschen sortieren. Der Bauer, der hart arbeitet, soll als Erster die Früchte genießen. Das ist eigentlich die wahrscheinlichste Übersetzung des ursprünglichen Textes: Der Bauer, der hart arbeitet, soll als Erster die Früchte genießen.
Okay, was steckt hier drin in diesen drei Bildern? Was möchte Paulus sagen? In allen Bildern möchte er Timotheus sagen – das ist das, was er in Vers 3 schon gesagt hat: Timotheus, es ist nicht einfach dein Leben und dein Dienst sind nicht einfach etwas. Das erste Bild...
Das Bild des Soldaten
Das erste Bild zeigt jemanden, der letztlich als Soldat angeworben wurde. Damals kam das immer wieder vor. Es gab natürlich die große römische Armee, aber auch reiche Leute oder kleine Fürstentümer, die sich eine kleine private Armee zusammengestellt haben. Dieses Bild verwendet Paulus hier.
Er spricht von dem, der dich angeworben hat. Dabei geht es nicht um den Kriegsfall, also nicht um eine Schlacht. Paulus meint vielmehr, dass man für so eine kleine Armee angeworben ist. Er sagt: Wenn du jetzt zu dieser Armee gehörst, wenn dich jemand angeworben hat, und es gibt keinen Kriegsfall, keinen Verteidigungsfall, bei dem du zu den Waffen greifen müsstest, um dich neben deinen Kameraden zu stellen und mit Waffengewalt das Haus oder Ähnliches zu verteidigen – was tust du dann? Was erwartet derjenige von dir, der dich angeworben hat?
Das Bild, das Paulus verwendet, ist offensichtlich nicht das einer Kaserne, in der du deine Wäsche abgibst, sie gewaschen und gebügelt zurückbekommst und für dich gekocht wird. Dort musst du nur mittags in die Kantine gehen. Nein, das Bild, das Paulus nutzt, ist folgendes: Es hat dich jemand angeworben, es gibt keinen Kampf, und deine persönlichen Freiheiten sind relativ groß. Aber natürlich hast du auch alltägliche Verpflichtungen.
Du musst selbst einkaufen, für deine Verpflegung sorgen, darauf achten, dass deine Kleider ordentlich sind, vielleicht auch neue Kleider besorgen und so weiter. Paulus sagt: Ja, du hast viele Verpflichtungen im Alltag in dieser Situation. Aber die Gefahr ist, Timotheus, dass du dich in diesen alltäglichen Dingen verstrickst und verwickelst, von denen es immer irgendetwas zu tun gibt. Das kennen wir alle aus unserem Alltag.
Das Wort, das Paulus hier verwendet, wird in der griechischen Literatur meistens in Zusammenhängen benutzt, in denen zum Beispiel ein Tier, etwa ein Schaf, weggelaufen ist und sich in einem Dornengestrüpp verfangen hat, sodass es nicht mehr herauskommt. Paulus sagt also zu Timotheus: Du musst aufpassen, dass du dich in diesen alltäglichen Verpflichtungen nicht verfängst wie in einem Dornengestrüpp. Diese Verpflichtungen müssen zwar erledigt werden, aber du darfst dich darin nicht so verlieren, dass du keine Kapazität mehr hast für das, wofür du eigentlich angeworben worden bist.
Man kann sich vorstellen, was derjenige erwartet, der mich bezahlt. Wahrscheinlich erwartet er, dass ich mich ordentlich verhalte, dass ich darauf achte, ein angemessenes Auftreten und Äußeres zu haben. Sicher erwartet er auch, dass ich gewisse Trainingseinheiten absolviere. Denn wenn der Ernstfall kommt, muss ich vorbereitet sein.
Vor allem aber vermute ich, dass er erwartet, dass ich, wenn er irgendwann dort erscheint, wo er mich erwartet, also an dem Ort, an dem ich die meiste Zeit des Tages verbringen sollte, auch tatsächlich da bin. Denn wenn er einen Auftrag hat, soll ich ihn ausführen.
Das ist die Erwartung. Paulus sagt zu Timotheus: Das ist die Erwartung, die dein Herr an dich hat, mit der er dich angeworben hat. Findet dein Herr dich bereit, wenn er mit deinem Auftrag kommt? Sei bereit, sei sauber – im Brief geht es viel um Heiligkeit – und sei trainiert.
Das ist das erste Bild. Es ist nicht einfach, denn man verstrickt sich so leicht in die Alltäglichkeiten. Sei bereit für die Aufträge deines Herrn.
Das Bild des Wettkämpfers
Das zweite Bild ist das Bild eines Wettkämpfers. Paulus spricht auch hier davon und schreibt, dass es nicht einfach ist. Doch hier geht es um etwas ganz anderes, das nicht einfach ist.
Interessanterweise spricht Paulus an dieser Stelle gar nicht vom Training des Wettkämpfers, wie er es an anderen Stellen tut. Hier geht es tatsächlich um den Wettkampf selbst. Er sagt zu Timotheus: Weißt du, was für einen Wettkämpfer schwierig ist? Es ist so schwierig, sich an die Regeln zu halten.
Warum ist das so? Wenn man sich nicht an alle Regeln halten würde, wäre vieles viel einfacher. Bei jedem Wettkampf gibt es Regeln. Wenn es zum Beispiel eine Marathonstrecke ist und du kennst eine Abkürzung, könntest du dir das Leben dadurch viel leichter machen, indem du die Abkürzung läufst. Abgesehen davon, dass du schneller bist, wäre es viel weniger anstrengend, wenn du nur siebenunddreißig statt zweiundvierzig Kilometer laufen müsstest.
Aber wenn das jemand merkt, bist du vielleicht als Erster am Ziel, hast aber trotzdem nicht gewonnen, Timotheus. So ist es bei jedem Sport und bei jedem Wettkampf.
Ich meine, wenn im griechisch-römischen Ringen nur Griffe oberhalb der Gürtellinie erlaubt sind, kann man es sich viel einfacher machen, den Gegner auf den Rücken zu legen, wenn man diese Regeln missachtet. Aber wenn man das tut, hat man den Gegner zwar auf die Schultern gelegt, aber trotzdem nicht gewonnen.
Timotheus, so ist es auch bei uns. Schau mal: Es gibt so viele Möglichkeiten, dem Druck, den du gerade hast, aus dem Weg zu gehen. Du musst dich nicht mehr zu bestimmten Geschwistern stellen, und schon bist du dem Druck ein Stück weit entkommen. Du musst manche Wahrheiten vielleicht nicht mehr erwähnen, und schon hast du es dir etwas einfacher gemacht.
Wenn du einfach nicht mehr über Sexualität und Ehe und den Zusammenhang dazwischen sprichst, wenn du nicht mehr über Genderfragen redest – all diese Dinge – dann kannst du es dir leichter machen. Aber du hast dabei Regeln gebrochen, Regeln, die Gott gegeben hat, die Regel der Ehrlichkeit.
Wenn du mit jemandem über das Evangelium redest oder über eine wichtige Frage diskutierst, ist die Versuchung groß, Argumente zu finden, von denen du weißt, dass sie nicht ganz sauber sind. Aber wenn du rhetorisch geschickt bist, merkt der andere es nicht, und du kannst die Diskussion vielleicht gewinnen.
Gott erwartet von seinen Leuten jedoch Ehrlichkeit. Du kannst eine Diskussion gewinnen, gerade wenn sie öffentlich ist, indem du den anderen verletzt oder ihn auf einem anderen Gebiet schlecht machst. Vielleicht kannst du die Diskussion vor den Leuten gewinnen, die zuschauen, aber du hast ein ethisches Gebot verletzt: Du sollst nicht die Person angreifen, sondern es soll um die Sache, um das Thema gehen.
Vielleicht hast du in diesem Moment gewonnen, Timotheus. Aber es gibt keinen Lohn dafür.
Timotheus, du bist in einem Wettkampf, und es gibt Regeln. Wir sehen das heute: Es ist so leicht, Gemeindewachstum zu erreichen, wenn man bestimmte Regeln verletzt, wenn man das Evangelium leichter macht, als es ist, wenn man Hürden beseitigt, indem man manche Dinge aus dem Wort Gottes weglässt und den Leuten nicht mehr sagt.
Timotheus, du kannst in Ephesus viel Gemeindewachstum erzielen und viele Erfolge haben. Aber vielleicht gibt es dafür keinen Lohn im Himmel.
Timotheus, denk darüber nach: Du bist ein Wettkämpfer und kennst die Regeln. Es ist mühsam, sich an die Regeln zu halten, aber es ist wichtig.
Das Bild des Bauern
Das dritte Bild ähnelt sehr dem ersten, doch Paulus möchte es noch einmal betonen. Diesmal verwendet er das Bild eines Bauern, der wirklich hart arbeiten muss. Dabei geht es vor allem darum, dass diese harte Arbeit oft über einen langen Zeitraum hinweg geschieht.
Timotheus, das, was du tust, ist schwierig. Vielleicht ist es über eine lange Zeit mühsam, und zwischendurch gibt es möglicherweise keine Erfolgserlebnisse. Der Bauer hat gepflügt, geeggt und gesät. Es wäre schön, wenn nach einer Woche schon ein Fünftel der Halme gewachsen wäre und man ein wenig ernten könnte. Dann hätte man zwischendurch ein Erfolgserlebnis.
Paulus sagt jedoch: Nein, die Arbeit ist mühsam, und manchmal muss man lange warten. Es ist ein langer, mühsamer Prozess, hinter dem wir stehen.
Timotheus, du bist als Soldat angeworben. Du sollst dich nicht in den Alltäglichkeiten verstricken, als wärst du in einem Dornengestrüpp, sondern du sollst bereitstehen.
Timotheus, du läufst in einem Wettkampf. Die Versuchung ist groß, die Regeln zu umgehen und es sich leichter zu machen. Bleibe bei den Regeln, wenn du belohnt werden willst.
Timotheus, du bestellst ein Feld wie ein Bauer. Die Arbeit ist lange mühsam, und man sieht lange nicht, ob wirklich ausreichend Frucht entstehen wird – so viel Frucht, wie man sich gewünscht hat. Aber um überhaupt Frucht zu sehen, musst du durchhalten.
Das ist es, was Paulus Timotheus sagt – nicht gerade ermutigend. Doch interessant ist, dass er mit jedem dieser drei Bilder eine Belohnung, eine Verheißung auf eine Belohnung, verbindet.
Die Verheißung der Belohnung in den Bildern
Schauen wir noch einmal kurz hinein. Die erste Belohnung fällt euch vielleicht gar nicht auf, weil sie die einfachste und selbstverständlichste ist. Noch einmal für alle: Niemand, der im Kriegsdienst steht, verwickelt sich in die Beschäftigung des Lebens, um dem zu gefallen, der ihn angeworben hat. Und Paulus sagt zu Timotheus: Ist das nicht schon ein Lohn, wenn irgendwann der Herr Jesus zu dir sagt: „Wohlgetan, du treuer Knecht! Du hast es gut gemacht“? Timotheus, ist das nicht schon eine Belohnung, dem zu gefallen, der uns angeworben hat?
Und wenn er es vielleicht nur in einem ganz persönlichen Gespräch mit uns zum Ausdruck bringt, ist das dann nicht schon großartig? Timotheus, es lohnt sich. Was du tust, ist schwer, aber es lohnt sich. Es gibt eine Belohnung.
In meinem zweiten Bild ist die Belohnung offensichtlich. Wenn aber jemand im Wettkampf kämpft, wird er nicht als Sieger ausgezeichnet, es sei denn, er hat den Regeln entsprechend gekämpft. Timotheus, wenn du den Regeln entsprechend kämpfst, wenn du durchhältst und dich an die Regeln hältst, dann bekommst du eine Belohnung.
Das klingt vielleicht ein bisschen übertrieben, was Paulus sich wünscht, aber ein wenig geht es in diese Richtung. Damals, wenn du bei den olympischen oder bei den isländischen Spielen angetreten bist und Olympiasieger geworden bist, dann war das für deine Stadt wirklich der Hammer. Man hat zum Teil extra Triumphbögen gebaut, um einen Olympiasieger mit seinem Siegeskranz zu empfangen. Er hatte ausgesorgt für den Rest seines Lebens.
Er trug den Siegeskranz seines Olympiasiegs mit nach Hause. Ein bisschen ist das das, was Paulus dann auch über sein eigenes Leben in Kapitel 4 sagt. Ich lese mal Verse 7 und 8: Er schaut auf sein Leben zurück und sagt: „Ich werde bald sterben“, heißt es in Vers 6. Dann sagt er in Vers 7: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt. Fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die der gerechte Richter mir an jenem Tag zur Vergeltung geben wird.“
Das ist es, was er sich gewünscht hat und vor Augen hatte: ein Siegeskranz. Nicht nur, dass in einem persönlichen Gespräch die Bemerkung fällt: „Ich finde es gut, was du gemacht hast“, sondern dass andere es sehen, dass es offensichtlich wird – da ist jemand, den der König ehren möchte.
Und je nachdem, was für ein Typ du bist, kannst du damit etwas anfangen oder vielleicht nicht viel, weil du lieber im Hintergrund bleibst. Aber für viele ist es wirklich eine Belohnung, die sie bekommen werden, auf die sie sich freuen und über die sie sich im Himmel freuen werden. Timotheus, es gibt eine Belohnung.
Im dritten Bild, im dritten Vergleich mit den Bauern, gibt es auch eine Belohnung. Der Bauer, der hart arbeitet, wird als Erster die Früchte genießen. Timotheus, du investierst. Du investierst, und wenn etwas dabei herauskommt, dann kann niemand das so genießen wie du, weil du weißt, was es gekostet hat.
Das Bild ist, dass ein großes Buffet aufgebaut wird – wahrscheinlich ein Buffet mit Früchten. Und dann gibt es Leute, wie das Hochzeitspaar bei der Hochzeit, die dürfen als Erste ans Buffet. Timotheus, der Bauer, der hart gearbeitet hat, wird die Früchte als Erster genießen.
Wahrscheinlich spricht Paulus hier hauptsächlich von Menschen. Was tun wir im Dienst Jesu? Was ist unsere Aufgabe? Worum geht es? Es geht eigentlich immer um Menschen. Es geht darum, Menschen für den Herrn zu gewinnen, es geht darum, dass Menschen verändert werden. Letzten Endes werden wir das, was wir investiert haben, als Erste genießen und es so genießen, wie niemand anders es kann.
Ich werde gleich auf dieses Thema zurückkommen.
Erinnerung an das Evangelium und den auferstandenen Herrn
Wir möchten noch ein kleines Stück weitergehen in 2. Timotheus 2, weil Paulus Timotheus jetzt noch einmal an den erinnert, um den es geht. Er erinnert ihn an das Evangelium und an den, der hinter dem Evangelium steht.
Zuerst sagt er in Vers 7: „Bedenke, was ich sage, denn der Herr wird dir Verständnis geben in allen Dingen.“ Timotheus, es ist wichtig, über diese Bilder und über die Wahrheiten, die dahinterstecken, nachzudenken. Denk wirklich darüber nach.
Dann sagt er: „Halte im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt aus den Toten, aus dem Samen Davids, nach meinem Evangelium.“ Er meint das Evangelium, das er verkündet, das Timotheus gehört hat, zusammen mit vielen anderen Zeugen. Es ist das Evangelium, das Timotheus jetzt eigentlich selbst verkündet.
Demutis, da gehören ein paar Dinge dazu, und ich sage: Erinnere dich jetzt an zwei Dinge. Es waren die zwei Dinge, die Paulus oft gepredigt hat. Ich meine, es sind die Dinge, die Petrus an Pfingsten gepredigt hat. Das sind die Dinge, die Paulus in Apostelgeschichte 13 an Jochanan in Pisidien gepredigt hat.
Er sagt: Vergiss eines nicht, bei all dieser Mühe ist ein wesentlicher Teil unseres Evangeliums, dass Jesus auferstanden ist, dass wir einen lebendigen Herrn haben. Einen lebendigen Herrn, der uns belohnen kann.
Dann ergänzt er: „aus dem Samen Davids“. Ich meine, wie er das umgekehrt gemacht hat, oder? Jesus stammt ursprünglich aus dem Samen Davids. Die lange Verheißung war, dass irgendwann der Messias kommt. Diese Linie hat sich erfüllt. Jesus hat gelebt, er ist umgebracht worden, aber er ist auferstanden.
Aber hier stellt Paulus diese beiden Dinge um. Er sagt: Jesus ist auferstanden. Und das ist übrigens etwas, das im Psalm 16 für den Messias verheißen ist. Petrus hat an Pfingsten darüber gepredigt, dass im Psalm 16 steht, dass David oder genauer gesagt der Messias aus dem Samen Davids auferstehen wird. An diesem Zeichen kann man Jesus als den Messias erkennen.
Paulus hat genau denselben Gedanken wiederholt in Apostelgeschichte 13. Hier sagt er: „Halte im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt aus den Toten, aus dem Samen Davids, nach meinem Evangelium.“
Er sagt ihm: Jesus ist nicht nur auferstanden, Jesus ist der König. Wir dienen einem König, der höher ist als der König, dem Haman in Persien gedient hat. Er ist aus dem Samen Davids, er ist der Messias Gottes.
Und wenn er uns belohnt, und wenn er uns belohnen will, dann kann niemand ihn daran hindern. Und wenn er uns belohnt, dann kann uns niemand das wegnehmen.
Vergiss nicht, wem du dienst. Es ist nicht irgendjemand, der dich angeworben hat. Es ist der, der lebendig ist, weil er auferstanden ist, der nie mehr stirbt. Es ist der Messias, der König Gottes. Er wird dich belohnen, und er kann dich belohnen.
Paulus’ Leiden und die Motivation für den Dienst
Ja, was haben wir für Augen, wenn wir ausharren? Was hat Paulus vor Augen? Er sagt in Vers neun: das Evangelium, in dem ich trübsal leide bis zu Fesseln wie ein Übeltäter. Er fand es nicht einfach. Er fand es nicht einfach, im Gefängnis zu sitzen und nur dafür, dass er das Evangelium verbreitet hatte, wie ein Verbrecher behandelt zu werden. Das hat an ihm genagt, das merkt man an seiner Wortwahl.
Dann sagt er in Vers 10: „Aber deswegen erdulde ich alles um der Auserwählten willen, damit auch sie die Errettung erlangen, die in Christus Jesus ist, mit ewiger Herrlichkeit.“
Timotheus, ich weiß nicht, was du vor Augen hast, wenn du arbeitest. Ich weiß nicht, was du vor Augen hast, wenn du versuchst, Menschen das Evangelium nahezubringen. Ich weiß nicht, was du vor Augen hast, wenn du irgendwo stehst und das Wort Gottes verkündigst.
Demotius, ich kann dir sagen, was ich vor Augen habe, sagt Paulus. Vielleicht hast du oft Menschen vor Augen, die eigentlich gar nicht wirklich interessiert sind. Ja, die dir ganz gerne mal zuhören, weil du einigermaßen reden kannst, aber die nicht wirklich interessiert sind.
Vielleicht hast du innerlich manchmal Menschen vor Augen, die gefährlich werden könnten, die sich in die Menge gemischt haben und zuhören, um Material gegen dich zu sammeln. Vielleicht ist das manchmal das, was dir vor Augen steht, Timotheus.
Na ja, vielleicht hast du auch Menschen vor Augen, die besondere Nöte haben in diesem Leben, und wo du sagst: Boah, der bräuchte wirklich das Evangelium. Das könnte so viel verändern in seinem Leben, das könnte so viel zum Positiven wenden, wenn er zu Gott käme und das Evangelium annehmen würde.
Na ja, Timotheus, vielleicht hast du auch vor Augen, dass diese Menschen auf dem Weg in die Hölle sind. Und es ist dein Anliegen, sie vor der Hölle zurückzureißen, vor dem ewigen Gericht Gottes. Es ist ein Anliegen, dass sie nicht verlorengehen.
Timotheus, das sind alles gute Gedanken und gute Anliegen. Aber weißt du, was ich vor Augen habe? Wenn ich Menschen das Wort Gottes sage, wenn ich das Evangelium sage, weißt du, warum ich all das durchhalte, was ich schwierig finde? Ich sehe in meinen Zuhörern Menschen, die das Potenzial haben, in der Ewigkeit vor dem Thron Gottes zu stehen. Menschen, die wirklich zu Gott gehören, mit ewiger Herrlichkeit.
Demotius, das ist das, was ich sehe: Menschen, die wirklich zu Gott gehören, mit ewiger Herrlichkeit, die ich vor den Thron Gottes bringen möchte, dadurch, dass sie gerettet werden, dadurch, dass sie verändert werden, dadurch, dass sie in das Bild Jesu verwandelt werden. Menschen mit ewiger Herrlichkeit. Und das war etwas, was Paulus wirklich bewegt hat.
Die Krone der Freude durch die Früchte des Dienstes
Wenn Paulus über diesen Bauern schreibt, der hart arbeitet und als Erster die Früchte genießen wird, denkt er an Menschen – an Menschen, in die er investiert hat.
Ein kurzer Ausflug in den 1. Thessalonicherbrief, Kapitel 2, eine Stelle, die mich immer wieder bewegt. Paulus schreibt an die Thessalonicher, einer seiner ersten Briefe im Neuen Testament. Seitdem begleitet ihn, glaube ich, dieser Gedanke.
Er schreibt an die Thessalonicher, die sich bekehrt haben und mit dem Herrn leben. Er fragt: Wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhms? Sind es nicht auch ihr vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft?
Er sagt, wenn Jesus kommt, vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft, dann bekomme ich vielleicht eine Krone der Gerechtigkeit. Aber wisst ihr, worauf es mir eigentlich ankommt? Euch dort zu treffen, euch vor dem Thron zu treffen – Menschen, in die ich investiert habe.
„Ihr seid dann“, sagt er, „meine Freude, mehr als irgendeine Auszeichnung, die ich mit mir herumtrage. Ihr seid meine Freude.“ Er hat schon vorher gesagt: Ihr seid meine Hoffnung. Ich hoffe darauf, euch dort zu treffen. Ich hoffe nicht auf eine Belohnung, ich hoffe auf euch.
Und ihr seid dann meine Freude, ihr seid mein Siegeskranz, meine Krone des Ruhms. Ich möchte, dass deutlich wird, dass ihr dort seid und dass ihr so dort seid, wie ihr seid, weil ich in euch investiert habe. Danach sehne ich mich.
Das ist die Frucht, die ich als Erster genießen möchte. Das ist die Belohnung, nach der ich mich sehne.
Dann sagt er in Vers 20: Jetzt spricht er nicht mehr von der Zukunft, sondern plötzlich von der Gegenwart oder irgendwie zeitlos, jetzt und in Ewigkeit. Denn ihr seid einfach unsere Herrlichkeit und Freude.
Und das legte Timotheus ins Herz: Der Bauer, der hart arbeitet, wird die Frucht als Erste genießen.
Darum erleide ich alles und erdulde ich alles um der Auserwählten willen, damit auch sie letzten Endes vor dem Thron stehen mit ewiger Herrlichkeit. Das hat ihn bewegt.
Die Zusage des Mitlebens und Mitherrschens
Ja, und jetzt sind noch ein paar Verse übrig. Lest noch Vers elf: Das Wort ist gewiss, denn wenn wir mitgestorben sind, so werden wir auch mitleben. Das war selbstverständlich, okay, da sagt Paulus nichts mehr dazu. Das ist Bekehrung: Unser altes Leben ist vorbei, und wir haben die Belohnung. Wir waren bereit, unser altes Leben abzuschließen, und jetzt leben wir mit Christus, sagt er. Das ist die Grundlage.
Aber was ihm hier in diesen Versen besonders wichtig ist, glaube ich, ist noch einmal zu betonen, dass es nicht nur heißt, wenn wir gestorben sind, so werden wir mitleben, sondern fast zwölf: Wenn wir ausharren, wenn wir es durchhalten, wenn wir treu sind, wenn wir uns an die Regeln halten, wenn wir den langen Atem haben, dann werden wir auch mitherrschen. Dann wird unser Herr uns Verantwortung geben, auch im Himmel.
Und immer wieder merkt ihr, dass es um die Belohnung geht. Es geht immer wieder um den Ausblick. Es geht darum, dass wir dem Gefallen, der uns angeworben hat, gefallen. Es geht darum, dass wir einen Siegeskranz bekommen. Es geht darum, dass wir die Frucht genießen. Es geht darum, dass wir Menschen sehen, die in ewiger Herrlichkeit sind, weil wir in sie investiert haben.
Hier geht es also darum, dass wenn wir aushalten, wir mitherrschen werden, wie immer das aussieht. Aber Gott ehrt uns dadurch, dass er uns an seine Seite holt und uns weiter Verantwortung gibt. Paulus macht dann diesen krassen Gegensatz: Wenn wir nicht ausharren, verleugnen wir ihn irgendwie. Und wenn wir ihn verleugnen, dann wird auch er uns verleugnen. Dann kann er sich nicht zu uns stellen. Und das wäre bitter, oder, Timotheus?
Aber natürlich mildert er das, was er gesagt hat, sehr ab. Wenn wir untreu sind – jeder von uns ist mal untreu, keiner von uns ist konstant auf dem gleichen Niveau, keiner von uns fällt nicht mal – wenn wir untreu sind, bleibt er treu. Selbst wenn wir ihn verleugnen, bleibt er am Ende treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.
Aber, Timotheus, es gibt Lohn. Es ist mühsam, du bist in einer schwierigen Situation. Aber es gibt Lohn.
Paulus im Gefängnis und die Kraft des Wortes Gottes
Ich habe einen kleinen Vers ausgelassen, auf den ich gerne noch einmal zurückkommen möchte: Vers 9.
Ich finde diesen Vers so nett, eine kleine Randbemerkung, die mich einfach bewegt, wenn man ihn liest. Ich habe ein Bild vor Augen – ich weiß nicht, ob es ganz stimmt, aber ich möchte dieses Bild gerne teilen. Paulus ist im Gefängnis, und er sagt: „Mein Evangelium, dem ich trübsal leide bis zu Fesseln.“ Er ist also angekettet in diesem Gefängnis wie ein Verbrecher.
Ich stelle mir Paulus wirklich so vor, dass er dort sitzt oder hin und her läuft und es ihn innerlich zerreißt, wie er behandelt wird. Er wird wie ein Verbrecher behandelt, sitzt in einer Zelle, nur weil er die Wahrheit gesagt hat, die eigentlich niemandem schadet. Sie haben ihn mit Ketten angekettet, als wäre er ein Schwerverbrecher, vor dem man sich fürchten muss und den man wegsperren muss.
Dabei gäbe es so viel zu tun: Gemeinden, bei denen er sein müsste, Menschen, die er besuchen müsste. Die Situation ist so schwierig geworden, ganz anders als während seiner ersten Gefangenschaft. Damals konnte er zwar nicht reisen, aber vieles tun. Jetzt wird er plötzlich wie ein Verbrecher behandelt, und das nagt an ihm.
Dann, plötzlich – und ich habe den Eindruck, als würde ein Lichtstrahl vom Herrn in seine Gedanken fallen – lehnt er sich zurück und lächelt oder muss sogar lachen. Denn der Herr hat ihm gesagt: „Das Wort Gottes ist nicht gebunden.“
Das, was er hier als Nebenbemerkung sagt: „Ich bin angekettet wie ein Verbrecher, aber das Wort Gottes ist nicht gebunden.“ Das ist ein Gedankenblitz. Ich denke oft, es kommt auf mich an. Aber dann kam plötzlich dieser Gedanke in meinen Kopf: Das Wort Gottes verbreitet sich sogar ohne dich. Ich habe andere Mitarbeiter, andere Möglichkeiten.
Das Wort Gottes – dich können sie binden, dich können sie mit Ketten in eine Gefängniszelle sperren, aber das Wort Gottes ist nicht gebunden. Ich glaube, Paulus war tief bewegt von diesem Gedanken. Und das ist ein wirklich kraftvoller Gedanke.
Die Wahl der Belohnung im Himmel
Okay, welche Belohnung würdest du wählen? Persönliche Anerkennung in einem sehr persönlichen Gespräch mit einem Herrn? Oder vielleicht lieber zusätzlich eine öffentliche Ehrung, bei der Jesus vor vielen sagt: „Da ist jemand, auf den ich mich verlassen konnte, den ich einsetzen konnte“ – und vielleicht verbunden mit einer gewissen Verantwortung, die du dadurch bekommst?
Wäre das etwas, wonach du dich sehnen würdest? Oder würdest du dich danach sehnen, vor dem Thron Gottes Menschen zu treffen, die du beeinflussen konntest? Menschen, in deren Leben du vielleicht etwas Wesentliches oder zumindest einen kleinen, entscheidenden Schritt beitragen konntest – durch etwas, was du gesagt hast, durch etwas, was du getan hast, oder durch ein Vorbild, das du irgendwann einmal warst?
Ist das die Belohnung, nach der du dich sehnst: Menschen zu treffen vor dem Thron in der Herrlichkeit Gottes, die dort sind, weil du einen Beitrag geleistet hast?
Ich weiß nicht, wonach du dich sehnst, aber das, was Paulus dem Timotheus hier sagen möchte – ganz am Ende seines Lebens, also ganz am Ende des Lebens von Paulus – möchte er einem seiner wichtigsten Nachfolger mitgeben: Timotheus, deine Aufgabe ist nicht leicht, sie ist schwierig. Aber Timotheus, das, was du tust, ist wichtig. Und vor allem, Timotheus, es gibt jemanden, der auferstanden ist, der Messias Gottes, den König, den Gott eingesetzt hat – und er wird dich belohnen. Amen.
