Einführung und Kontext der heutigen Betrachtung
Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 492: Der Finger Gottes.
Der Text, den wir heute betrachten, hat einen Zwillingsbruder, den wir bereits kennen. Diesen habe ich euch nämlich ab Episode 260 vorgestellt. Ein Nachhören lohnt sich.
Ich werde heute also etwas zügiger über den Text gehen, da er nicht viel Neues enthält.
Das Wunder und die Reaktionen der Volksmengen
Und er trieb einen Dämon aus, der stumm war. Als der Dämon ausgefahren war, begann der Stumme zu reden. Die Volksmengen wunderten sich darüber.
Einige von ihnen sagten jedoch, dass er die Dämonen durch Beelzebul, den Obersten der Dämonen, austreibe. Andere versuchten ihn, indem sie von ihm ein Zeichen aus dem Himmel forderten.
Hier erleben wir, wie ungläubige Menschen im Angesicht eines Wunders, das sie nicht leugnen können, nach einer Erklärung suchen, um das Naheliegende nicht zuzugeben.
Statt in Jesus einfach den Messias zu sehen, der er ist und als der er sich mit seinem Wunder auch ausweisen will, glauben sie das Offensichtliche nicht. Sie behaupten entweder, dass Jesus mit dem Teufel im Bund sei, oder sie gehen den anderen sehr populären Weg und fordern ein weiteres Zeichen.
Diese Forderung nach einem Zeichen klingt zwar weniger angriffig, ist aber vom selben Unglauben getragen wie die Dämonisierung des Herrn Jesus.
Ob ich ihn für besessen halte oder ob ich noch ein Zeichen fordere, weil mir ein Stummer, der nach einem Exorzismus spricht, nicht reicht – das ist im Grunde dasselbe.
In beiden Fällen will ich nicht sehen, was tatsächlich geschehen ist. Ich suche nur nach einer Ausrede, aber nicht nach der Wahrheit.
Jesu Argumentation gegen die Anschuldigungen
Auch wenn wir die Argumentation Jesu aus früheren Episoden bereits kennen, hören wir sie uns noch einmal an. Lukas 11,17-20:
„Da er aber ihre Gedanken wusste, sprach er zu ihnen: Jedes Reich, das mit sich selbst entzweit ist, wird verwüstet, und Haus gegen Haus entzweit, stürzt ein. Wenn aber auch der Satan mit sich selbst entzweit ist, wie wird sein Reich bestehen? Denn er sagt, dass ich durch Beelzebul die Dämonen austreibe. Wenn aber ich durch Beelzebul die Dämonen austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein. Wenn ich aber durch den Finger Gottes die Dämonen austreibe, so ist also das Reich Gottes zu euch gekommen.“
Schauen wir uns die Argumente Jesu kurz an. Warum ergibt es keinen Sinn, ihm einen Pakt mit dem Teufel zu unterstellen? Ganz einfach: So wie der Herr Jesus im Reich des Teufels wütet, wie er einen Besessenen nach dem anderen heilt, wie er Wahrheit predigt und Menschen gesund macht – wenn das alles eigentlich vom Teufel käme, der gegen sich selbst kämpft –, müssten wir dann nicht annehmen, dass der Teufel bewusst sein eigenes Reich und seinen Einfluss auf der Erde zerstören will?
Diese Idee, dass der Teufel das Gute will und sich selbst abschafft, ist schon ein wenig verrückt. Sie ist weder logisch noch wahr.
Die Problematik der Dämonen-Ausschluss-Argumentation
Und noch etwas fällt auf: In Israel gibt es nicht nur einen Exorzisten, sondern mehrere. Neben Jesus gibt es andere, die ebenfalls Erfolg haben.
Wenn man Jesus einen Pakt mit dem Teufel unterstellt und damit behauptet, nur diese Interpretation könne den Ereignissen gerecht werden, müsste man dann nicht alle Exorzisten unter Generalverdacht stellen? Müsste man nicht annehmen, dass sie sich alle mit dunklen Mächten verbündet haben? Dass in jedem von ihnen ein Beelzebul, ein Oberdämon, steckt?
Und wenn man das nicht tut, nur weil einem die anderen Exorzisten näherstehen, was sagt das dann über dieses Argument aus? Es zeigt, dass das Argument vielleicht doch nicht so überzeugend ist. Es offenbart, dass es noch andere Möglichkeiten gibt, die Ereignisse rund um den Stummen, der wieder sprechen kann, zu interpretieren.
Wenn die Kritiker Jesu nicht aufpassen und an ihrer tendenziösen, von Vorurteilen geprägten Beurteilung festhalten, dann könnten gerade diese anderen Exorzisten eines Tages ihre Richter sein.
Die Bedeutung des „Fingers Gottes“ und seine biblische Parallele
Bleibt also nur Lukas 11,20: "Wenn ich aber durch den Finger Gottes die Dämonen austreibe, so ist das Reich Gottes zu euch gekommen." Das wäre die logische Alternative. Wenn Jesus nicht vom Teufel geschickt wird, dann wohl von Gott.
Der Finger Gottes ist dabei nichts anderes als der Heilige Geist, wie wir aus der Parallele in Matthäus wissen. Und doch steht hier, obwohl Lukas sonst das Wirken des Heiligen Geistes betont, ganz bewusst "Finger Gottes". Warum?
Es gibt da eine Parallele im Alten Testament, 2. Mose 8,13-15: Aaron streckte seine Hand mit seinem Stab aus und schlug den Staub auf der Erde. Da kamen die Mücken über die Menschen und über das Vieh. Aller Staub der Erde wurde zu Mücken im ganzen Land Ägypten.
Die Wahrsagepriester aber machten es ebenso mit ihren Zauberkünsten, um die Mücken hervorzubringen. Aber sie konnten es nicht, und die Mücken kamen über die Menschen und über das Vieh. Da sagten die Wahrsagepriester zum Pharao: "Das ist der Finger Gottes." Aber das Herz des Pharao blieb verstockt, und er hörte nicht auf sie, wie der Herr geredet hatte.
Seht ihr die Parallelen? Auch hier bei den zehn Plagen kommen Menschen, diesmal die Wahrsagepriester. Sie kommen an ihre Grenzen und müssen zugeben, dass ein absolut außergewöhnliches Wunder geschehen ist. Und jetzt geht es darum, wie man dieses Wunder beurteilt.
Der Clou ist natürlich, dass die Wahrsagepriester aufrichtiger sind als die Zeitgenossen Jesu. Die Wahrsagepriester sehen das Offensichtliche und geben zu, dass es sich bei diesem Wunder nur um das Eingreifen Gottes, um den Finger Gottes handeln konnte. Gleichzeitig lässt sich der Pharao davon nicht beeindrucken. Sein hartes Herz bleibt hart.
Die Herausforderung an die Zuhörer Jesu
Wenn Jesus vom Finger Gottes spricht und damit sprachlich auf diese Episode anspielt, fragt er seine Zuhörer zwischen den Zeilen, wem sie ähneln wollen: den klugen Wahrsagepriestern oder dem verstockten Pharao.
Der Pharao erlebt das Reich Gottes, also erfährt, wie Gott herrscht und mit seinem Volk Geschichte schreibt, indem er es aus der Sklaverei befreit. Genauso schreibt hier der Sohn Gottes Geschichte. Allerdings befreit er nicht ein Volk aus einer politischen Sklaverei, sondern einzelne Menschen aus der Sklaverei des Bösen.
Indem Jesu Zuhörer die Macht Gottes erleben, erfahren sie das Reich Gottes.
Das Reich Gottes als greifbare Realität
Lukas 11,20: „Wenn ich aber durch den Finger Gottes die Dämonen austreibe, so ist das Reich Gottes zu euch gekommen.“
Das bedeutet, dass das Reich Gottes für die Zuschauer eine greifbare Realität geworden ist. Jesus als Exorzisten zu erleben heißt, ihn als den Stärkeren zu erkennen – als den, der Macht über den Teufel hat.
Der König ist zwar noch nicht gekrönt; das geschieht erst auf Golgatha. Dennoch ist er schon da und beginnt, zu zeigen, wer er ist.
Wenn die jüdische Gesellschaft Jesus ablehnt und versucht, sich mit Tricks ihrer Verantwortung zu entziehen, wird das für sie sehr schlecht ausgehen – so wie es für den Pharao schlecht ausging.
Mehr dazu erfährt man in der nächsten Episode.
Abschluss und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Schreibe eine Liste mit außergewöhnlichen Erfahrungen, die du mit Gott gemacht hast.
Das war's für heute.
Ein Tipp fürs bessere Merken: Höre dir die Episode an und lies später noch einmal das Skript durch. Diese fünf Minuten lohnen sich.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
