Schwierigkeiten bei der Aufnahme von Saulus in die Gemeinschaft der Jünger
Ich schließe jetzt gerade dort an, wo wir aufgehört hatten, und dazu lesen wir Apostelgeschichte 9,26.
Als Saulus in Jerusalem angekommen war, versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen. Saulus war mittlerweile Christ geworden. Das heißt, wenn er Christ ist, gehört er zur Gemeinde Jesu.
Jetzt kommt Saulus nach Jerusalem und hat Probleme. Er versucht, sich anzuschließen. Dabei geht es um Gemeinschaft, nicht nur um Zugehörigkeit. Das müssen wir genau beachten. Er versucht also, Gemeinschaft zu praktizieren, mit den Leuten zu sprechen usw.
Es geschieht jetzt etwas. Es geht nicht darum, dass er um die Gemeindemitgliedschaft ansucht. Nein, er versucht, Gemeinschaft mit den Leuten dort zu haben. Aber alle fürchteten ihn, weil sie nicht glaubten, dass er ein Jünger sei. Das war das Problem.
Das heißt, das einzige Kriterium, ihn anzunehmen oder nicht anzunehmen, war die Frage, ob er ein Jünger ist oder nicht. Das war das entscheidende Kriterium. Wenn er ein Jünger ist, sind die Arme offen und die Türen stehen offen. Er kann kommen, sie können miteinander sprechen, Gemeinschaft haben, dann ist er einer von ihnen und sie würden ihn als einen von ihnen akzeptieren.
Wenn das nicht geklärt ist, dass er ein Jünger ist, dann nicht. Dann bleibt die Haltung reserviert.
Aber Saulus war ja in Damaskus oder kurz davor zum Glauben gekommen, jünger geworden, gehorsam geworden und getauft worden. Er hatte sich taufen lassen.
Das Thema Taufe lasse ich jetzt bewusst weg. Ich rechne die Taufe eigentlich dazu, dass man sich im Neuen Testament taufen ließ, wenn man Christ wurde. Das schließe ich jetzt unter Bekehrung ein. Ich sehe die Taufe als einen Gehorsamsakt, der der Bekehrung folgt. Das sollte eigentlich jedem klar sein, und ich denke, das ist hier in diesem Raum den meisten klar.
Aber das ist jetzt nicht das Thema der Taufe. Die Taufe würde uns zu weit führen.
Barnabas’ Einsatz für Saulus und die Bedeutung von Gemeinschaft und Zugehörigkeit
Es geht hier nur um die Frage: Gehört er zu uns? Man glaubte zunächst nicht, dass er ein Jünger sei. Sobald diese Frage geklärt war, wurde er aufgenommen.
Es heißt hier, dass Barnabas sich seiner annahm, ihn zu den Aposteln führte und ihnen erzählte, wie er auf dem Weg den Herrn gesehen hatte und dass der Herr zu ihm gesprochen hatte. Außerdem berichtete er, wie er in Damaskus mit Freimütigkeit im Namen Jesu gesprochen hatte.
Er war bei ihnen, ging ein und aus in Jerusalem und sprach mit Freimütigkeit im Namen des Herrn Jesus. Nun war alles klar: Barnabas hatte sich eingesetzt und bezeugt, dass er ein echter Christ sei.
Damit war die Frage geklärt, ob er Christ ist. Und wenn er Christ ist, dann gehört er dazu. Wenn wir so denken, hilft uns das weiter.
Im Neuen Testament wird kein zusätzliches Kriterium als Bedingung gestellt, außer dass jemand Christ ist. Wenn das klar ist, wird er angenommen und gehört dazu.
Natürlich bedeutet dazugehören nicht automatisch, dass derjenige auch Gemeinschaft pflegt. Das ist oft das Problem: Leute gehören irgendwie dazu, pflegen aber keine Gemeinschaft.
Das ist das Problem, das wir häufig haben. Die nächste Frage ist daher: Jeder Christ sollte von sich aus Gemeinschaft suchen. Dabei müssen wir unterscheiden zwischen Zugehörigkeit und Gemeinschaft pflegen.
Zugehörigkeit zur Gemeinde geschieht durch die Umkehr. Gemeinschaft pflegen ist etwas, das man aktiv tut. Das heißt, man verbringt Zeit miteinander.
Hier liegt oft der Punkt heute: Manche kommen mal hierhin, mal dorthin, sind aber schnell wieder verschwunden. Sie hören nur kurz zu und sind dann wieder weg. Man kann sie kaum fassen, sie sind einfach weg.
Solche Menschen haben Probleme. Das sind gestörte Christen, denen man helfen muss. Man muss ihnen nachgehen, sie zur Rede stellen, ihnen helfen und sagen: „Schau mal, du bist mein Bruder.“
Jetzt schauen wir in die Schrift, was unser gemeinsamer Herr über Gemeinschaft sagt: Wir brauchen einander. Du brauchst mich und ich brauche dich. Du kannst dich mir einfach nicht entziehen.
Vielleicht hat jemand Probleme, aber durch Gespräche und die gemeinsame Zeit erkennt man das. Wenn jemand jedoch verschlossen ist und nichts mit sich sprechen lässt, kann man ihn nicht zwingen.
Dann lebt er mit seinen Problemen weiter. Aber man kann ihn nicht zwingen.
Umgang mit Sünde und Grenzen der Gemeinschaft in der Gemeinde
Wenn ans Licht kommt, dass jemand in Sünde lebt, dann ist klar, wie wir handeln sollen. Wenn er zum Beispiel mit einer Freundin zusammenlebt oder in Unzucht lebt, sagt der Apostel Paulus, was wir tun müssen. Wir müssen ihm helfen, aber wir können nicht so Gemeinschaft mit ihm haben, als wäre er ein Christ wie jeder andere.
Nein, dann muss ich mit ihm über die Sünde sprechen. Meine Gemeinschaft mit ihm beschränkt sich dann auf dieses Thema, bis es geklärt ist. Ihm muss geholfen werden, ich kann ihn nicht fallenlassen. Ich muss mich um ihn bemühen. Er ist immer noch mein Bruder, solange er wirklich am Herrn festhält, auch wenn er jetzt in Sünde lebt.
Die Frage ist: Gebe ich ihn völlig preis, oder bemühe ich mich noch um ihn? Ich weiß nicht, wie lange er mein Bruder bleibt, ich kann das nicht beurteilen. Aber es gibt einen Punkt, an dem er Christus endgültig verlässt. Manche glauben das nicht, manche glauben, man könne Christus nicht verlassen – das möchte ich hier nicht diskutieren.
Es geht darum, wie ich demjenigen helfen kann. Ich muss ihm helfen, wenn ich kann, wenn der Herr mich so führt und ich die Gelegenheit habe. Habe ich keine Gelegenheit, stellt sich die Frage nicht.
In Matthäus 18 steht, dass wenn jemand nicht auf die Gemeinde hört, also auf die Brüder und dann auf die Gemeinde, er für dich wie ein Heide gilt. Es steht nicht, dass er ein Heide ist, aber er gilt dir als Heide. Irgendwann muss ich sagen, ich habe keine Möglichkeit mehr, mich um ihn zu bemühen. Wahrscheinlich will er auch keine Gemeinschaft mehr pflegen. In den meisten Fällen ist das so, und das ist schade.
Vielleicht treffe ich ihn wieder, vielleicht komme ich zu einem späteren Zeitpunkt und kann ihn dann wieder ansprechen. Ich denke an ein junges Mädchen in Saalfelden. Sie war weggegangen und hatte sich einem Kreis angeschlossen, in dem eindeutige Irrlehre verbreitet wurde. Es war nicht nur kleine Irrlehre, sondern große.
Sie hat sehr böse über uns Christen gesprochen. Sie sagte, sie sei Christ. Ob sie wirklich Christ war, kann ich nicht sagen, ich nehme an, sie war es, hat aber den Herrn verlassen. Später traf ich sie irgendwo auf der Straße, so wie der Herr es führt.
Natürlich sprach ich sie an, begrüßte sie und fragte, wie es jetzt mit ihr aussieht. Ob sie wirklich diesen Weg gehen will, ob sie nicht zu Jesus Christus zurückkommen möchte. So konnte ich ein bisschen mit ihr reden. Das war unsere Gemeinschaft, darauf beschränkte sie sich.
Ich konnte sie nicht einfach zu mir einladen und so tun, als ob sie meine Schwester wäre und alles wunderbar wäre, ohne das Thema anzusprechen. Ich musste das Thema ansprechen, denn das ist ein entscheidender Punkt.
Das ist auch das, was der Apostel Paulus sagt, wenn er meint, man soll mit solchen nicht einmal essen. Die ganz konkreten Fälle in 1. Korinther 5 betreffen Unzucht, Habsucht, Diebstahl, Trunkenheit und Ähnliches. Das sind ganz konkrete Fälle, in denen uns genau gesagt wird, wie wir handeln sollen.
Zugehörigkeit zur Gemeinde und Grenzen der Gemeinschaft
Das heißt also: Wenn es hier um die Frage der Zugehörigkeit geht, dann ist aus der Schrift sehr klar ersichtlich, wer dazugehört und wer nicht. Jeder, der Christ ist, gehört zu mir, zu meiner Gemeinde. Und meine Gemeinde ist sehr groß auf der ganzen Welt.
Es ist eigentlich seine Gemeinde, die Gemeinde des Herrn Jesus. Sie ist nicht meine, aber dennoch ist sie auch meine Familie. Es ist die gleiche Gruppe – meine Familie, meine geistliche Familie und meine Gemeinde sind dieselbe Gruppe, dieselbe Anzahl von Menschen und die Herde Jesu Christi. Meine Herde oder seine Herde, bei der ich dabei bin – es ist alles dasselbe: der Leib Jesu Christi, die Herde Jesu Christi, die Familie Jesu Christi, die Gemeinde Jesu Christi.
Egal, wohin ich gehe, ich gehöre dazu. Wenn ich jetzt nicht regelmäßig Gemeinschaft habe, beraube ich mich vielleicht eines Segens oder ich kann die Gemeinschaft nicht wahrnehmen, weil ich die Gelegenheit nicht habe. Vielleicht wohne ich nicht dort, bin nur kurz zu Besuch oder so. Aber ich gehöre trotzdem dazu, denn es sind meine Leute. Sie sind Christen.
Allerdings sagt der Herr Jesus an manchen Orten, dass dies nicht dein Zuhause ist. Das können Christen sein, aber sie können in manchen Lehrfragen so weit von der Bibel abgewichen sein, dass der Herr mir ganz klar sagt: Es ist eher ein Schaden, wenn du dort regelmäßig Gemeinschaft mit diesen Leuten pflegst. Das gibt es leider. Wir haben das im Neuen Testament und wir haben es auch heute noch.
Der Herr verbietet uns Gemeinschaft mit gewissen Christen oder sagt, dass sie zwar Christen sind, aber es wird heute immer schwieriger. Deshalb sprechen wir von Gemeinde in der Endzeit. Christen müssen wachsam sein und hellhörig bleiben. Man merkt es bald, ob diese wirklich der Schrift und dem Herrn gehorchen wollen oder nicht.
Grenzen der Gemeinschaft bei moralischem und lehrmäßigem Fehlverhalten
Ich würde gerne fragen: Wo ist denn die Grenze? Ab wann kann ich überhaupt keine Gemeinschaft mehr haben, und bis wohin ist Gemeinschaft möglich? Diese Frage beschäftigt mich immer wieder. Zum Beispiel in der FES, wo Menschen aus ganz unterschiedlichen Gemeinderichtungen zusammenkommen. Ich kann in verschiedenen Gemeinderichtungen, Denkweisen und Lehren nicht in jeder Hinsicht mitmachen. Die Frage ist: Bin ich dann unter einem falschen Joch?
Das ist keine triviale Frage, aber ich bin gespannt, was man dazu sagen kann. Die Schrift gibt uns dazu einige Hinweise. Was das moralische Verhalten betrifft, ist 1. Korinther 5 sehr deutlich. Dort sind klare Beispiele aufgeführt, etwa in den Versen 11 bis 13. Dort heißt es:
Ich schreibe euch, keinen Umgang zu pflegen mit jemandem, der als Bruder bezeichnet wird oder sich so nennt und ein Unzüchtiger, Habgieriger, Götzendiener, Lästerer, Trunkenbold oder Räuber ist.
Das sind sehr deutlich sichtbare Sünden. Es heißt weiter: „Entfernt den Bösen aus eurer Mitte.“ Das bedeutet, man muss mit ihm reden und ihm sagen, dass das Pflegen von Gemeinschaft in diesem Fall nicht möglich ist. Der Betroffene spürt das, anhand der Art, wie man mit ihm umgeht.
Das heißt aber nicht, dass man ihn aus dem Versammlungsraum hinauswerfen muss. Dort dürfen ja auch Ungläubige anwesend sein. Man kann nicht die Polizei rufen und sagen: „Bitte helft uns, wir wollen nicht, dass dieser Mensch reinkommt.“ So funktioniert das nicht. Aber die Person wird spüren, dass sie nicht dazugehört, im Sinne von Gemeinschaft pflegen kann.
Außerdem weiß ich nicht, wo der Punkt ist, an dem jemand, der in solchen Sünden lebt, Christus endgültig verlässt. Wenn er vorher wirklich Christ war, begibt er sich nun auf einen gefährlichen Weg. Dann muss ich mit ihm ernsthaft reden. Wenn er schließlich sagt, er will nicht mehr reden, hat er damit eigentlich die klare Linie gezogen und sich entschieden. Das ist eine Sache.
Aber die Frage geht weiter: Wo ist dann die Grenze? Es gibt nämlich auch lehrmäßiges Böses. Lehrmäßiges Böses finden wir zum Beispiel im 2. Johannesbrief. Dort sagt der Apostel, dass man mit solchen Menschen keine Gemeinschaft haben soll, nicht einmal grüßen.
Grüßen hat im Neuen Testament mehr Bedeutung als nur ein einfaches „Hi“ oder „Tschüss“. Es kann bedeuten, jemanden einzuladen oder ihn in gewisser Weise zu bewerten. In 2. Johannes 10 heißt es: „Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, nehmt ihn nicht in die Wohnung auf und grüßt ihn nicht.“
Welche Lehre ist damit gemeint? In Vers 9 heißt es: „Jeder, der das Gebot übertritt und nicht in der Lehre Christi bleibt, hat Gott nicht.“ Hier geht es also ganz klar um entscheidende Lehren. Wer diese Lehre nicht glaubt oder nicht mehr annimmt, hat Gott nicht und damit auch das Heil nicht. Es ist klar: Hier handelt es sich um gefährliche Irrlehrer, mit denen keine Gemeinschaft gepflegt werden soll.
Ähnlich ist es in 2. Timotheus 2, Vers 18. Dort geht es um Leute, die von der Wahrheit abweichen und behaupten, die Auferstehung sei schon geschehen. Sie bringen den Glauben vieler zum Umsturz oder zerstören ihn. Vers 19 sagt:
„Der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: Der Herr kennt die, die sein sind. Und jeder, der den Namen Christi nennt, soll sich von Ungerechtigkeit fernhalten.“
Hier geht es wieder um moralische Reinheit. Der Apostel spricht von einem großen Haus, in dem es verschiedene Gefäße gibt: silberne und goldene zur Ehre, hölzerne und tönerne zur Unehre. In Vers 21 heißt es weiter:
„Wenn sich jemand von diesen gereinigt hat, wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt und brauchbar dem Herrn.“
Das „von diesen“ kann sich sowohl auf die Lehren als auch auf die Menschen beziehen. Wahrscheinlich ist beides gemeint. Wer sich von diesen gereinigt hat, wird ein Gefäß zur Ehre sein. Hier wird ganz klar gesagt, dass man sich trennen muss.
Wie weit geht das nun? Moralische Sünden, die offensichtlich sind, sowie lehrmäßiges Böses, das heilsentscheidend ist, sind klar. Das betrifft zum Beispiel die Person Christi, das Heil selbst oder das Wort Gottes. Wenn jemand Gottes Wort nicht akzeptiert oder sagt, es sei nicht Gottes Wort, ist das eine ernste Sache. Wer Gottes Wort nicht akzeptiert, akzeptiert auch den Gott nicht, der das Wort spricht.
Aber was mache ich mit anderen? Es gibt natürlich Christen, zum Beispiel in der Pfingstrichtung. Wie weit kann ich mit ihnen Gemeinschaft haben, und wie weit nicht? Zum Beispiel in einer christlichen Schule.
Wenn sie wiedergeboren sind – und die meisten von ihnen sind es wahrscheinlich – dann sind sie ja meine Geschwister. Natürlich darf ich Gemeinschaft mit ihnen haben. Aber Gemeinschaft und Zusammenarbeit sind zwei verschiedene Dinge. Auch intensive Gemeinschaft ist noch einmal etwas anderes. Es gibt offensichtlich verschiedene Stufen von Gemeinschaft.
Ich kann nicht mit jedem Christen die gleiche enge Gemeinschaft haben, dazu bin ich gar nicht in der Lage. Aber ich kann zum Beispiel mit einem Pfingstler beten. Warum sollte ich nicht beten können? Vielleicht stört mich die Art, wie er betet, etwa wenn er zwischendurch redet. Wenn ich das öfter erlebe, kann ich ihm sagen, dass mich das stört. Zum Beispiel: „Könntest du während meines Gebets einfach leise sein?“ Wenn eine gewisse Beziehung aufgebaut ist, kann man das sagen. Ohne Beziehung muss man vorsichtig sein.
Die Frage ist also, wie stark die Beziehung wird. Normalerweise, wenn wir freundlich und zuvorkommend miteinander umgehen, kann man einander auch korrigieren. Auf der anderen Seite muss ich aufpassen, denn es geht auch um Lehren, die nicht richtig sind. Nicht jeder Christ soll sich jeder Lehre aussetzen, die nicht richtig ist, denn das bringt Gefahr mit sich.
Wenn geistliche Väter oder erfahrene Christen warnen, dass Gefahren bestehen, sollte man als junger Christ vielleicht nicht in solche Situationen gehen, weil sie einen in Gefahr bringen können. Heute ist das schwieriger, weil es das Internet gibt. Dort kann man alle möglichen Botschaften und Lehren hören, auch falsche.
Deshalb ist es heute umso wichtiger, Christen an Christus zu binden und ihnen zu zeigen, wie sie die Bibel richtig lesen und wo Gefahren lauern. Die Verführungsmöglichkeiten sind heute größer denn je.
Es gibt verschiedene Grade von Zusammenarbeit und Gemeinschaft. Das muss jeder für sich abschätzen. Das ist oft schwierig. Junge und unerfahrene Christen sollten wir dabei unterstützen, vorsichtig zu bleiben. So wie wir es mit Kindern machen: Wir setzen sie nicht allen Gefahren aus. Wenn sie 21 oder 22 Jahre alt sind, haben sie so viel erlebt, dass sie selbst unterscheiden können. Sie können nicht mehr so geschützt werden wie früher.
So ist es auch geistlich. Umso wichtiger ist es, dass Menschen, die uns anvertraut sind oder mit denen wir Gemeinschaft haben, lernen, die Schrift über alles zu stellen und immer wieder an der Schrift zu prüfen.
Es hat weniger Sinn, einfach zu sagen: „Mit solchen darfst du keine Gemeinschaft haben und mit solchen schon.“ Viel besser und zielführender ist es, wenn wir sagen: „Die Schrift sagt das und das.“ Dann lernt der Gläubige, von der Bibel her zu denken.
Wenn er mit anderen Christen zusammenkommt, die eigenartige Lehren vertreten, merkt er selbst: „Das entspricht nicht der Schrift.“ Das ist es, was Klaus sagen wollte.
Dann entsteht eine Auseinandersetzung, und solche Auseinandersetzungen sind gut. Es ist gut, wenn diskutiert wird: „Da steht so, da steht so.“ Leider geht das heute verloren. Der Pluralismus dringt in die Gemeinde ein. Man lässt alles stehen und diskutiert nicht mehr.
Wir müssen aber wieder lernen, zu diskutieren. Wir müssen kämpfen – im Sinne eines geistlichen Ringens. Da steht so, und dann sagt jemand: „Aber dort steht so.“ Gut, was steht wirklich da? In welchem Kontext steht das? Das ist gut. So lernen wir alle.
Dabei schauen wir gemeinsam in die Bibel – Schulter an Schulter, nicht gegeneinander. Dann können wir lernen. Vergessen wir nicht, der Heilige Geist steht hinter seinem Wort. Er will uns in die Wahrheit führen, soweit wir uns mit der Wahrheit beschäftigen.
Der Heilige Geist will nicht, dass Christen, Brüder, auseinandergehen, nur weil sie verschiedene Meinungen haben. Er möchte, dass Brüder lernen, so aufeinander zu hören, dass sie bereit sind zu prüfen, ob die Schrift das wirklich so sagt.
Diese Diskussionen gehen heute verloren. Ich diskutiere gern mit jemandem, der sagt, ein Christ könne niemals abfallen, und mit einem anderen, der meint, ein Christ könne sehr wohl abfallen. Das sind zwei unterschiedliche Aussagen.
Es ist gut, wenn sie wieder miteinander diskutieren. Wie soll das geschehen? Indem wir die Bibelstellen anschauen: Johannes 10, Hebräer 6 und so weiter. Dann diskutieren wir durch. Das ist gesund. Wir sind in der Bibel. Wenn die Liebe das Gespräch regiert, werden beide weiterkommen.
Wenn es nur um Rechthaberei geht und wir fleischlich wandeln, gibt es keine Ergebnisse. Das ist das, was man lernen muss: mit unterschiedlichen Auffassungen an die Schrift heranzugehen und nachzuschauen.
Das geht heute verloren, aber wir müssen es wieder lernen. Wir müssen nicht gleich zu einem Ergebnis kommen. Vielleicht reden wir eine Stunde, sind danach müde und sagen: „Wir haben viel voneinander gehört, jetzt gehen wir nach Hause und denken über die Argumente des anderen nach.“ Dann treffen wir uns in zwei oder drei Wochen wieder und reden weiter.
So kann man lernen. Nicht immer sofort alles klären zu wollen, denn das führt oft dazu, dass sich die Fronten verhärten. Das bringt nichts.
Die Liebe muss uns regieren. Wenn wir Brüder sind, kann der Herr mir durch den anderen etwas zeigen. Es kann sein, dass ich mich irre oder nur eine Seite beachtet habe und die andere zu wenig.
Das muss die Gemeinde Jesu lernen. Jetzt sind wir zwar ein bisschen vom Thema abgekommen, aber ich denke, wir sind doch in gewissem Maße beim Thema geblieben. Denn es geht um die Frage von Gemeinschaft und Gemeinde.
Gemeinde verstehen und in der Endzeit zusammenhalten
Also, ich fasse zusammen: Gemeinde, was Gemeinde ist, ist sehr, sehr einfach. Wenn wir das verstanden haben – Gemeinde sind Christen – dann wird die Gemeinde Jesu in der Verfolgungszeit viel besser bestehen können.
Warum? Dann lerne ich nämlich, den anderen Bruder aus einer anderen Denomination als Bruder zu akzeptieren, auch wenn ich nicht alle seine Lehren akzeptiere. Ich lerne, in dem Maße, wie der Herr mir Möglichkeiten gibt, ihm zu helfen oder mit ihm Gemeinschaft zu haben, dass wir uns gegenseitig stärken können, gerade in schweren Zeiten.
Wenn wir das nicht tun und nur in Denominationen denken, dann sind wir eine fragmentierte Gemeinde. Sobald Verfolgung kommt, steht jeder fast alleine da. Das ist die große Gefahr. Wir müssen wieder lernen, zusammenzuhalten. Gleichzeitig müssen wir aber auch ganz klar die Trennungen ziehen.
Wir können nicht bei der Ökumene mitmachen, denn gerade das ist die andere Seite: Sie wollen jetzt eine Weltreligion entwickeln, und da passt irgendwie eine christliche Ökumene auch hinein. Da müssen wir ganz klare Grenzen ziehen. Die Schrift gibt uns diese Grenzen.
Gibt es dazu gerade noch Fragen oder Ergänzungen? Wie sieht jetzt das Leben des Leibes Jesu Christi aus? Schlagen wir 1. Korinther 12 auf. Wir werden nicht alles Vers für Vers durchgehen können, aber einige Prinzipien wollen wir uns doch ansehen.
Bevor ich das tue, merke ich gerade, dass ich hier noch ein paar Punkte als Zusammenfassung habe. Ich gebe hier neun Dinge, die wir beachten sollen und die uns helfen sollen – erstens, was das Thema Gemeinschaft, Gemeinde betrifft. Erstens...
Neun Prinzipien für das Leben in der Gemeinde
1. Das neutestamentliche Bild von Gemeinde prägen
Lehren wir und prägen wir das neutestamentliche Bild von Gemeinde. Das heißt, wir sollten zunächst selbst überzeugt sein von dem, was die Bibel über Gemeinde lehrt. Achten wir darauf, kein anderes Bild von Gemeinde zu vermitteln als das, was die Bibel zeigt. Es geht letztlich darum, Christsein zu leben. Wer Christ ist, gehört zur Gemeinde.
Betonen wir dabei die Liebe und fangen wir einfach an, füreinander da zu sein – auch über die Denominationsgrenzen hinaus. Das ist wichtig. In der Endzeit wird die Liebe erkalten. In Matthäus 24, gegen Ende, heißt es, dass die Liebe der Vielen erkalten wird, bevor der Herr Jesus wiederkommt. Das kann überall auf der Welt geschehen, vielleicht auch unter Christen.
Deshalb sollen wir ganz bewusst gerade umso mehr die Liebe und die Heiligkeit betonen. Wir sollen füreinander da sein und heilig in der Art und Weise, wie wir miteinander reden. Wenn wir etwas Falsches gesagt haben oder ein Wort falsch herausgebracht haben, können wir Buße darüber tun.
Zweitens, ...
2. Fokus auf Menschen statt auf Methoden
Konzentrieren wir uns nicht auf Methoden, sondern auf die Menschen. Gemeinde ist keine Sache, die man am Schreibtisch plant. Ein Gemeindeleben besteht nicht daraus, von einer Veranstaltung zur nächsten zu gehen. Das ist nicht Gemeindeleben.
Ich muss sagen, es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass viele meinen, Gemeindeleben bedeute, man gehe zur Predigt und dann am nächsten Sonntag wieder. In der Schweiz sagt man: Man geht zur Predigt, und am nächsten Sonntag wieder zur Predigt. Ja, man besucht den Gottesdienst, und das sei Gemeindeleben. Das ist jedoch nur ein kleiner Teil davon. Der Sonntag ist eine sehr wichtige Versammlung, doch es ist nicht alles.
Es geht nicht um die Veranstaltungen. Ich könnte die Menschen verpflichten, zur Bibelstunde zu kommen. Wenn sie zur Gemeinde gehören, erwarte ich, dass sie jeden Mittwoch zur Bibelstunde oder zur Gebetsstunde kommen. Das dürfen wir aber nicht tun, denn der Heilige Geist soll der Führer sein, nicht wir, die wir Gesetze und Regeln aufstellen. Natürlich ist Gemeinschaft in der Bibelstunde gut, aber vielleicht will der Herr gerade am Mittwoch, dass ich etwas anderes tue.
Wenn ich das sage, kommen die Leute nicht mehr zur Bibelstunde? Und? Wird die Gemeinde kaputtgehen, wenn Menschen nicht mehr in die Bibelstunde oder in den Hauskreis kommen? Warum kommen sie nicht mehr? Haben sie kein Bedürfnis nach Gemeinschaft? Nein, wir dürfen ihnen nicht sagen, sie seien verpflichtet. Das ist nicht der Weg.
Der Weg ist, ihnen das geistliche Bedürfnis nach Gemeinschaft zu wecken. Es gibt zwei Wege: Der eine sagt, du musst zur Bibelstunde kommen, das gehört einfach dazu – das ist Form. Der andere ist der geistliche Weg – das ist Leben. Man kümmert sich um die Menschen, hat echte Gemeinschaft mit ihnen und weckt das Interesse, mehr Gemeinschaft miteinander zu pflegen. Das ist Leben.
Wir dürfen nicht einfach auf Form und Bestimmung setzen und sagen: So ist es bei uns eben. Wir müssen das eigentliche Leben fördern. Warum will jemand lieber wandern gehen, als am Sonntag in die Versammlung zu kommen? Vielleicht hat er heute ein Bedürfnis danach. Das kann es geben. Vielleicht geht er auch mit einer anderen Person wandern, die er zum Glauben führen möchte.
Ich sage: Ein ungeistlicher Mensch legt mehr Wert auf das Wandern als auf die Sonntagsversammlung. Die Sonntagsversammlung ist sehr wichtig. Es kann aber Gründe geben, warum jemand einmal nicht kommt. Wenn er sonst aber gute Gemeinschaft mit Christen hat, ist das in Ordnung. Wenn er nie kommt, ist das ein großes Problem. Wenn er nur jeden dritten Sonntag kommt, ist wahrscheinlich auch ein Problem da.
Dann müssen wir das Problem angehen und dürfen nicht einfach mit einer Regel kommen: „Bei uns muss man einfach kommen, fertig.“ Konzentrieren wir uns auf Menschen, nicht auf Methoden, Regeln und Einrichtungen. Nicht die Einrichtung Hauskreis ist entscheidend, sondern die Menschen, mit denen ich mich treffe, und das, was wir gemeinsam tun. Das ist entscheidend.
Die Gemeinde Jesu lebt sehr viel von spontanen Dingen, von spontanen Treffen und Gesprächen. Vieles, was Gemeinde aufbaut, ist gar nicht geplant. Du triffst jemanden, telefonierst mit jemandem, kommst in ein Gespräch über wichtige geistliche Dinge. Warum? Weil du mit dem Herrn lebst und dir angewöhnt hast, in enger Verbindung mit ihm zu bleiben.
Der Herr schenkt dir die Möglichkeit, am Telefon mit jemandem zu reden, und das trifft sein Herz. So geschieht vieles, was gar nicht geplant ist, und der Herr baut die Gemeinde. Wir sollen lernen, offen zu sein für göttliche Verabredungen, die der Herr uns schickt.
Nicht so, wie es oft der Fall ist: Am Sonntagvormittag wird die Lehre verkündet, die Predigt gehalten. Sobald das vorbei ist, schalten wir um: Jetzt stehen wir auf von den Sesseln und gehen in den Gang, um über das Fußballspiel, Politik, den Garten oder alles Mögliche zu reden. Das heißt nicht, dass man darüber nicht reden darf.
Das Problem ist, dass wir so umschalten, sozusagen: Das war das Geistliche, jetzt kommt das richtige Leben. Dabei vergessen wir, dass das richtige Leben gerade das mit Gott ist. Auch nach der Predigt sollten wir beten: Herr, führe mich jetzt in den Gesprächen, die jetzt kommen.
Oft bleiben Geschwister noch eine Stunde nach der Versammlung zusammen – wunderbar. Bei manchen Versammlungen ist es so, dass nach fünf Minuten alle oder die meisten weg sind, nur noch derjenige da ist, der die Liederbücher einsammelt. Das ist unsere Gesellschaft. Wir sind geprägt von ihr, haben keine Zeit, alles läuft sehr schnell ab.
Die Versammlung am Sonntag ist erledigt, jetzt kommt das nächste Programm. Das ist genau das, was die moderne Welt prägen will: dieses rasante, schnelle Leben. Und das stört und zerstört geistliches Leben. Man kann nirgends mehr spontan vorbeikommen, weil alle verplant sind. Wenn man spontan kommt, ist entweder niemand da oder er hat keine Zeit.
Es ist schwierig geworden. Dennoch sollen wir darauf achten: Konzentrieren wir uns nicht auf Methoden, Veranstaltungen und Regelungen, sondern auf Personen und auf die Liebe. Drittens...
3. Wachsamkeit, Bibelstudium und Gebet
Lernen wir, hellwach zu sein, die Bibel zu studieren und viel mit dem Herrn zu reden. Wenn wir im Gebet leben, kann der Herr uns gebrauchen und führen.
Wenn wir das nicht tun, wenn wir irgendwie abschalten und denken, das war fromm, und jetzt ist das Leben, dann funktioniert es nicht. Das ist nicht Gemeindeleben, nicht biblisches Gemeindeleben.
Viel Gebet ist nötig! Auch viel gemeinsames und spontanes Beten. Zum Beispiel: „Ja, komm, jetzt beten wir noch gemeinsam. Jetzt sagen wir dem Herrn, was wir gerade geredet haben.“
Wenn wir in der Drahtverbindung stehen, sozusagen in dieser Online-Verbindung, um es in Computersprache auszudrücken, wenn wir online sind mit dem Herrn, dann fällt es leichter, schnell ins Gebet zu gehen – mit dem oder jenem Bruder, den wir treffen, oder mit dem, mit dem wir gerade gesprochen haben.
Seien wir wach! Studieren wir wirklich unsere Bibel!
Viertens...
4. Sich in das Leben des Anderen einbauen und dienen
Lernen wir, uns in das Leben des Anderen einzubauen. Das heißt, wir lernen, ein Bauarbeiter für den Anderen zu sein. Ich bin ein Glied am Leib Jesu Christi. Der Leib Jesu Christi wird gebaut, und ich darf jetzt durch meinen Beitrag den Anderen aufbauen.
Das bedeutet, wir lernen, hineinzubauen, was zur Charakterveränderung und zur Christusähnlichkeit beiträgt. Wir achten darauf, dienstbereit zu sein und dem Anderen zu helfen. Dabei muss ich immer wieder lernen, überhaupt zu sehen, wo der Andere Hilfe braucht.
Meine Frau sagt mir oft: „Siehst du denn nicht, dass der da jetzt etwas braucht?“ Zum Beispiel bei den Kindern: „Siehst du nicht, dass man diesem kleinen Kind die Butter auf das Brot streichen sollte? Das schafft es nicht.“ Darauf antworte ich oft: „Hast du das nicht gesehen? Nein, ich sehe das nicht.“ Man muss lernen, zu sehen.
Genauso ist es auch im Geistlichen: Wir sollen bitten: „Herr, zeig mir, wo sind Leute, die meine Hilfe brauchen.“ Jeder in der Gemeinde Jesu hat seinen Platz. Am Leib Jesu Christi hat jedes Glied eine Gabe, also etwas, was es besonders gut kann. Die Gabe bestimmt die Rolle.
Das Ohr kann hören, deshalb gehört das Ohr genau dorthin. Seine Rolle ist es, die Schallwellen aufzunehmen und zum Gehirn zu transportieren. Die Rolle des Ohres ist nicht, zu gehen oder die Nahrung zu verdauen – dazu ist es absolut unfähig.
Im Geistlichen bedeutet das: Von jedem Christen kann ich nicht alles erwarten. Manche sind vielseitig begabt und können mehrere Dinge. Andere haben eine ganz besonders starke Begabung in einem Gebiet. Diese sollen sich dann auch dort einsetzen, und das ist nötig. Wenn der Bruder oder die Schwester sich nicht einsetzen, fehlt der Gemeinde etwas.
Im ersten Petrusbrief heißt es, dass die Gläubigen Haushalter der mannigfaltigen Gnade Gottes sind und als solche dienen sollen. Haushalter der Gnade bedeutet: Wenn ich ein Verwalter von Gnade bin und nicht diene, dann fehlt etwas von der Gnade Gottes, die er gerne durch mich geben würde.
Ein anderer Bruder oder eine Schwester ist ebenfalls ein Verwalter der Gnade Gottes, nämlich dadurch, dass er oder sie eine Gabe hat. Wenn diese Gabe eingesetzt wird, wird die Gnade Gottes an die anderen vermittelt. Es wird ihnen Gnade, das heißt Hilfe, Kraft und etwas zum Wachstum gegeben – durch deine Gnadengabe.
Liegt die Gabe jedoch brach, fehlt der Gemeinde etwas, und die Gemeinde wird ärmer. Das brauchen wir in der Endzeit umso mehr. Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass nur Prediger und ein paar Leute aktiv arbeiten, während die anderen passiv bleiben.
Die Gemeinde Jesu ist kein Fußballfeld, kein Fußballspiel, bei dem 22 Leute hinter einem Ball herrennen und Erholung brauchen, während rundherum 22.000 Zuschauer sitzen, die Bewegung bräuchten.
Es darf nicht so sein, dass sich in der Gemeinde ein paar zu Tode arbeiten, während die anderen ihre Gnadengaben verkümmern lassen. Das darf nicht sein. Die Gnadengaben müssen entfacht werden, so wie man ein Feuer entfacht.
Im zweiten Timotheusbrief heißt es, 2. Timotheus 1,7: In meiner alten Bibel stand früher, man solle die Gnadengabe Gottes entfachen. Aber das steht so nicht im Text. Im Text steht, man solle sie fächeln oder fachen, damit das Feuer, das schon brennt, noch stärker brennt.
Es geht nicht darum, das Feuer erst anzuzünden, sondern darum, dass es besser und heller brennt, dass Sauerstoff dazu geblasen wird. Das ist gemeint in 2. Timotheus 1,7.
5. Gelegenheiten zum Handeln erkennen und nutzen
Zum vierten Punkt möchte ich noch hinzufügen, dass ich mich bewusst in das Leben des anderen hineinbaue. Es gibt Zeiten und Situationen, in denen es gerade jetzt nötig ist, etwas zu tun, zu sagen oder zu handeln.
„Schmiede das Eisen, solange es heiß ist“, heißt es in der Welt. Dieser Spruch stimmt eigentlich und ist ein allgemeines Gesetz. Genau jetzt ist der andere empfänglich, genau jetzt braucht er etwas, und genau jetzt soll ich mit ihm reden.
Wenn wir mit Christen zusammen sind, sollte man das Gespräch immer wieder auf geistliche Themen lenken. Das sollte auf eine gute und gesunde Weise geschehen. Ich meine damit nicht, als Moralapostel aufzutreten, sondern man spürt, ob das echt ist oder ob es gespielt wirkt.
6. Gemeinschaft durch regelmäßige Treffen und gegenseitigen Austausch
Fünftens: Treffen wir uns oft, haben wir Gemeinschaft, treffen wir uns zum Essen oder zum Studieren der Bibel – nicht zum Streiten. Es ist wichtig, dass wir uns wirklich begegnen. Ich habe festgestellt, dass es in vielen Gemeinden so ist, dass man sich oft nur zum Zuhören trifft. Das Zuhören ist wichtig und gehört dazu, aber es ist nicht alles.
Wenn wir uns treffen, dann zum gemeinsamen Studieren des Wortes, zum gemeinsamen Gebet, zum Mahl des Herrn oder einfach zum Essen. Wichtig ist, dass wir vorbereitet kommen. Ich habe beobachtet, dass es oft so abläuft: Es gibt eine Bibelstunde oder einen Hauskreis, und Bruder XY hat sich vorbereitet, mal schauen, was heute kommt. Das ist falsch. Wir machen etwas gemeinsam, wir studieren gemeinsam.
Normalerweise haben wir uns abgesprochen, zum Beispiel studieren wir gerade den ersten Timotheusbrief in Holthängen. Wir kommen einmal unter der Woche zum Bibelstudium zusammen. Manchmal sind mehr Leute da, manchmal weniger, die Besucherzahl ist nicht ganz regelmäßig. Aber wir kommen zusammen. Das Anliegen ist, dass wir das, was wir gelernt oder schon gelesen haben, und das, was wir jetzt lesen und lernen, zusammentragen. Wir kommen nicht einfach nur, um etwas anzuhören.
Man soll zwar hören, aber auch die anderen sollen etwas von mir hören dürfen. Ich darf auch etwas sagen, etwas beitragen, zum Beispiel Gebetsanliegen. Das ist meine Familie, und wenn es meine Familie ist, dann darf ich mich öffnen. In der Familie öffnet man sich auch. Ich darf über meine Probleme sprechen. Die fallen mir nicht in den Rücken, denn das sind meine Geschwister.
Besonders bei denen, mit denen ich mich regelmäßig treffe: Je regelmäßiger wir uns treffen oder je mehr wir uns kennengelernt haben, desto mehr wächst ein Vertrauensverhältnis. Dieses Vertrauensverhältnis darf ich jetzt nutzen. Es sind Freunde geworden oder jedenfalls enge Verwandte. Ich darf echt sein. Ich muss nichts vorspielen. Ich darf auch meine Schwächen zeigen. In einer Familie darf man das auch.
Dort darf man Fehler machen. Ich darf auch mal etwas Falsches sagen, und dann darf ich die Korrektur annehmen. Das ist kein großes Drama, wenn jemand etwas falsch gesagt oder sich falsch ausgedrückt hat. Das ist nicht tragisch. Wo Vertrauen ist, kann man sagen: „Das war jetzt nicht ganz richtig gesagt, aber ich weiß, was du meintest.“ Oder man kann das klären. Manchmal ist das gar nicht nötig. Es kommt darauf an, was es ist.
Also treffen wir uns gemeinsam und bleiben dabei spontan. Es muss keine total starre, feste Einrichtung sein. Vielleicht ist es besser, wenn man sagt: Wir treffen uns jetzt zehnmal und machen etwas Konkretes. Es gibt Leute, die machen einen Bibelkurs oder so. Treffen wir uns zehnmal, dann machen wir das. Danach machen wir wieder mal Pause und dann treffen wir uns wieder zehn- oder zwanzigmal. Das ist besser, weil man auf etwas ganz Konkretes hin arbeitet.
Wir machen eine kleine Bibelschule. Jeden Samstag treffen wir uns am Nachmittag drei Stunden. Dort machen wir eine kleine Bibelschule. Das heißt, wir treffen uns vorbereitet und studieren zum Beispiel den Korintherbrief durch. Das ist zielorientiert und besser.
Wir sollten den anderen keine moralische Verpflichtung auferlegen: „Du musst einfach kommen!“ Wenn jemand nicht kommt, heißt das nicht automatisch, dass er versagt hat. Wenn es eine echte Sorge ist, etwa ob es ihm gut geht oder ob er krank ist, dann ist das gut zu wissen. Aber wenn jemand einfach nicht da war, sollte man nicht nur auf die Form achten.
Ich will nur sagen: Es gibt Gefahren, aber es ist nicht immer so. Manchmal ist es ein echtes Anliegen. Wenn jemand nicht da ist, dann ist bei ihm vielleicht etwas los. Das ist etwas anderes. Aber Christen, ihr spürt es: Die Betonung liegt auf Leben, nicht auf Einrichtung. Darum geht es.
War das jetzt sechstens oder fünftens? Fünftens, jedenfalls.
7. Persönliche Beziehungen und Vertrauen in der Gemeinde
Sechstens leben wir als Leib Jesu Christi. Das bedeutet, wir wissen, wie es dem anderen geistlich geht. Wir verbringen Zeit mit ihm allein, lesen gemeinsam etwas und sprechen so miteinander, dass Vertrauen wächst und man sich öffnen kann.
Ich kann mich nicht jedem öffnen, das birgt auch Gefahren – selbst in der Familie nicht. Die Geschwister untereinander öffnen sich nicht vollständig, oder? Wir tragen gewissermaßen eine Art Schutzkleidung. Das zeigt: Es gibt Grenzen.
In der Ehe ist das anders als in der Familie. Dennoch darf ich mich dort öffnen, wo Vertrauen besteht. Dort, wo etwas wächst. Das ist nicht bei jedem Bruder oder jeder Schwester gleich. Aber der Herr kann das führen, sodass eine enge Verbindung entsteht – wie zwischen Jonathan und David oder Paulus und Barnabas.
8. Grenzen bei Lehre und Gemeinschaft ziehen
Wir grenzen uns von Christen ab, die nicht nach der Überlieferung der Apostel leben oder lehren. Das heißt, wir machen Grenzen, wenn Menschen nicht nach der Überlieferung der Apostel, nach dem Wort Gottes, nach dem Neuen Testament leben oder lehren.
Wir evangelisieren, geben Zeugnis und taufen die Neugläubigen. Evangelisieren bedeutet, Christus zu bekennen. Es ist heute schwieriger geworden. Oft brauchen wir mehr Zeit, weil die Menschen in ihrem Denken sehr heidnisch sind. Wir können nur wenig voraussetzen, und es dauert oft lange, bis jemand zum Glauben kommt.
Ich habe mir angewöhnt, darauf zu achten, dass ich die Menschen dazu bringe, mit mir zusammen die Bibel zu lesen. Ich habe einen Nachbarn, der im gleichen Ort wohnt wie wir. Über einige Jahre entstand eine freundschaftliche Beziehung zu seiner Familie, die durch ein Tageskind zustande kam.
Schließlich habe ich mich getraut und gesagt: „Weißt du was, lass uns gemeinsam auf den Berg gehen, wandern.“ Wir sind einen ganzen Tag gewandert, er und ich. Er ist in meinem Alter. Wir haben über alles Mögliche gesprochen, und ich habe gebetet: „Herr, schenke mir, dass ich auf geistliche Themen komme und Christus bezeugen kann.“
Der Herr hat es geschenkt. Zwischendurch fragte er mich nach meinem Leben, und ich erzählte ihm einiges. Dann sagte er: „Ah, jetzt verstehe ich dich besser.“ Ein Jahr später trafen wir uns wieder zu einer Wanderung, wieder einen ganzen Tag. Diesmal konnten wir viel mehr sprechen. Ich konnte ihm viel von Gottes Wort vermitteln.
Er sagte: „Das klingt alles so plausibel, was du sagst. Ich kann da gar nichts dagegen einwenden.“ Das hat mich sehr gefreut. Es braucht weiterhin Zeit, denn er muss darüber nachdenken. Jetzt interessiert er sich sogar für das Neue Testament.
Ich habe ihm ein Neues Testament gegeben und gesagt, er soll das Evangelium nach Johannes durchlesen. Vielleicht schaffe ich es, dass er mit mir gemeinsam liest. Das ist meine große Hoffnung: dass wir zusammen Johannes mehrmals lesen und uns dazu treffen.
Aber er versteht, dass es viel Zeit braucht. So entsteht Gemeinde: durch Zeugnis geben, und dann haben wir Gemeinde.
9. Leidensbereitschaft und Opferbereitschaft für das Gemeindeleben
Und zum Schluss: Seien wir bereit zu leiden, seien wir bereit, Opfer zu bringen.
Das kann manchmal bedeuten, dass ich später ins Bett gehe, weil ich noch mit jemandem sprechen konnte oder jemandem aus der Gemeinschaft helfen konnte. Herr, zeige mir Gelegenheiten, wo ich dienen kann.
Dann entsteht lebendiges Gemeindeleben. Das ist Gemeindeleben, das ganz anders ist, als nur Veranstaltungen zu besuchen. Und genau das brauchen wir in der Endzeit mehr denn je.
Ich bin jetzt noch nicht so weit gekommen, wie ich wollte, aber ich habe bereits einige Prinzipien zum Gemeindeleben weitergegeben. Ich werde noch einige Dinge aus 1. Korinther 12 zeigen und dann weiter über das Thema Gemeinschaft sprechen.
Gibt es jetzt noch Fragen oder Ergänzungen? Es war diesmal etwas weniger strukturiert, aber ich hoffe, es war hilfreich.
Überlegungen zur Gestaltung des Gottesdienstes und der Versammlung
Ja, danke. Gibt es dazu noch weitere Gedanken? Thomas, glaubst du, dass es von der Schrift her richtig ist, wie wir heute Gottesdienst feiern? Oder müssen wir vielleicht umdenken und überlegen, ob man sich nach einer Predigt Zeit nimmt, um über das Gesagte zu sprechen?
Das Interessante an der Bibel, besonders im Neuen Testament, ist, dass wir nicht viele feste Vorgaben haben, wie wir den Gottesdienst gestalten sollen. Es gibt einige Richtlinien, zum Beispiel, dass man sich einmal in der Woche trifft. Das lässt sich gut aus der Bibel ableiten. Christen haben sich so oft wie möglich wöchentlich versammelt.
Wie genau die Versammlung ablief, lesen wir in 1. Korinther 14. Dort gibt es einige Regelungen, die aber offensichtlich für größere Versammlungen gelten. Es waren nicht nur zehn Leute, wenn Paulus sagt, es sollen nur zwei oder drei reden. Das bedeutet, dass mehr Leute anwesend waren, die sprechen könnten. Das ist nur bei einer größeren Gruppe möglich. Es geht also nicht um einen kleinen Kreis, sondern um eine größere Versammlung.
Für diese Versammlung gibt es gewisse Regelungen, die uns vorgegeben sind. Aber es ist nicht so, dass genau vorgeschrieben ist, was wir alles tun müssen. Es gab eine Zeit der Botschaft, der Verkündigung, also der Predigt, wie wir sie heute nennen. Das ist einfach Verkündigung, und das ist sicher richtig.
Ob da nur einer spricht? Im ersten Korintherbrief gab es zwei oder drei, die redeten. Man kann auch sagen, wir haben nur einen, dann spricht eben nur einer. Aber es wäre sicher gut, danach weiter darüber nachzudenken und zu sprechen, was gesagt wurde – vielleicht in einem kleinen Kreis. Das muss man nach den örtlichen Gegebenheiten richten.
Je größer die Versammlung ist, desto schwieriger ist es, spontane Beiträge von allen zuzulassen. Es braucht eine Leitung. In der Gemeinde gibt es Menschen, die verantwortlich sind und die Gabe haben, zu leiten. In 1. Korinther 12 wird diese Gabe als „Kybernetes“ bezeichnet – das heißt „Steuern“. Das Wort stammt aus der Schifffahrt und bedeutet Steuerruder oder Steuerrad.
Es ist also nicht einfach ein Haufen von Leuten, die durcheinander sprechen. Es geht geordnet zu. Und man kann dann selbst entscheiden: „Da wurden jetzt Dinge gesagt, über die sollten wir sprechen.“ Es ist schwierig, da etwas Genaues zu sagen. Die Gemeinde muss selbst entscheiden. Das ist das Schöne: Es gibt keine fixen Formen, sondern die Gemeinde überlegt, wie sie es fruchtbar gestalten kann, damit mehr Gewinn daraus gezogen wird.
Ich habe hier keine endgültige Antwort. Ich denke, die Schrift gibt uns genug Rahmenbedingungen, und die Geschwister müssen dann selbst entscheiden, wie die Versammlung abläuft.
Im Alten Testament gibt es sehr feste Vorgaben, zum Beispiel, was das Haus betrifft, in dem man sich versammelt, wie man Gott mit Opfern naht, wo der Priester hingehen darf und vieles mehr. Im Neuen Testament haben wir dagegen mehr Freiheit – zumindest ist das mein Eindruck.
Was ich vermute, ist, dass wir immer noch von der kirchlichen Geschichte geprägt sind, die oft vom Alten Testament beeinflusst ist – besonders von der Gottesdienstform her. Wir haben einen Priester, heute den Pfarrer, der vorne steht und sagt, was Sache ist. Das hat sich auch auf freie Gemeinden übertragen. Man ist es gewohnt, dass einer vorne steht und spricht.
Aber ich glaube, im Neuen Testament lief es anders ab. Die Apostel lehrten, aber es wurde auch miteinander gesprochen. Wir sind tief in unserem Innern oder durch unsere Herkunft geprägt von einem alttestamentlichen Stil. Dieses Bewusstsein müssen wir uns klar machen: Oft denken wir alttestamentlich, und das ist falsch.
Es kann sein, dass es so ist. Aber man muss nicht so sein. Wenn ein Lehrvortrag gehalten wird, sollte der Vortragende sichtbar sein, oder? Man sagt, er steht vorne, und die Leute sitzen so wie hier. Wir könnten aber auch so sitzen, dass wir einen Kreis bilden. Solange wir so wenige sind wie heute, wäre das kein Problem.
Wenn es aber 300 oder 500 Leute sind, wird es schwieriger. Es gibt also gewisse Formen, an die man sich halten muss.
Andererseits ist es heute oft so, dass nur ein Pfarrer oder Prediger spricht und das war’s. Die Gemeinde beraubt sich dadurch vieler Beiträge, die sonst noch kommen könnten. Vielleicht gäbe es hier noch gute Beiträge von Brüdern, die viel zum Gesagten hinzufügen könnten.
Wenn zwei oder drei Brüder aufstehen und etwas sagen, würde die Gemeinde stark bereichert. Die Brüder leben mit dem Herrn und haben wirklich etwas zu sagen. Oft ist es so, dass in einem Vortrag nur eine Seite betont wird oder etwas Wichtiges vergessen wird. Man hat es im Kopf, aber kann es nicht sagen, weil es nicht vorgesehen ist. Man darf nicht. Wenn man es trotzdem tut, würden alle sagen: „Was ist das jetzt?“
Diese Freiheit sollte aber da sein. In einer normalen Versammlung von Christen sollte es möglich sein, dass einer aufsteht und sagt: „Brüder, darf ich noch etwas hinzufügen? Das ist sehr wichtig.“ Dann gibt er das hinzu, was er noch sagen möchte.
Das sollten wir auf jeden Fall einrichten: Die Möglichkeit, dass man etwas sagen kann. Auch jüngere Brüder sollten diese Möglichkeit haben. Zum Beispiel bei uns in Hontengen haben wir es so gemacht, aber es funktioniert noch nicht gut.
Wir haben zwei Teile: Im ersten Teil gibt es Gesang, Gebet, das Abendmahl und auch die Gelegenheit, dass jemand etwas weitergibt. Es muss nicht zum Abendmahl sein, sondern einfach eine Gelegenheit, etwas vom Herrn zu hören.
Die Brüder trauen sich noch zu wenig, aber zumindest ist der Rahmen geschaffen. Im zweiten Teil gibt es dann einen Vortrag, so wie jetzt. Haben wir das jetzt schon abgedeckt?