Begrüßung und Rückblick auf 20 Jahre Dienstgemeinschaft
Ich möchte Sie heute herzlich begrüßen und Ihnen für die große Liebe danken, die wir in unserem Werk von Ihnen erfahren haben. Sie tragen viel Vertrauen mit und helfen dabei, Lasten weltweit zu tragen.
In diesem Monat Februar jährt sich zum 20. Mal, dass wir in Gegenwart eines Notars in Holzhausen die Satzung des Werkes „Hilfe für Brüder“ beschlossen haben. Damals konnten wir nicht ahnen, was durch diese Dienstgemeinschaft weltweit geschehen würde. Wir sind hineingeführt worden – 78 Jahre zuvor. Später werde ich dazu noch etwas erzählen, beim anschließenden Beisammensein im großen Saal.
Das Große, was im Neuen Testament steht, ist das Tragen der Lasten des anderen. „So werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ Dieses Wort hat uns wunderbar beschenkt. Wir dürfen Nöte und Lasten mittragen, mit den Brüdern, die Gott uns anvertraut hat. Dadurch werden wir reich gesegnet.
Nun wollen wir gemeinsam das Lied 334 singen: „Danke für diesen guten Morgen.“
Gebet und Verbundenheit mit der weltweiten Gemeinde
Wir wollen beten.
Du großer und mächtiger Gott, unser lieber himmlischer Vater, wir wollen dich an diesem Morgen anbeten und dir danken. Danke, dass du uns führst, auch in unseren Diensten und Aufgaben. Es ist ein Vorrecht, dass du uns würdigst, in deiner Arbeit zu stehen.
Wenn wir in der kurzen, verrinnende Zeit unseres Lebens etwas für dich bewirken dürfen, dann erfüllt uns das mit Dankbarkeit. Heute Morgen sind wir auch verbunden mit Gemeinden auf der ganzen Welt, die sich versammeln. Viele von ihnen leben in großer Armut und Hunger, andere sind durch Krieg bedrängt.
Wir sind auch verbunden mit einer verfolgten Gemeinde, die um deines Namens willen leidet, um deines Evangeliums willen. Ja, du hast einen Segen bereit, wenn wir die Lasten mittragen, die andere betreffen. Das ist dein Leib, deine Gemeinde, in der ein Glied dem anderen Handreichungen tut.
Vielen Dank, dass wir das immer besser erkennen können. Vielen Dank auch für so viel Liebe, die wir hier erfahren durften, zum Beispiel beim Bau dieser Kirche. Danke, Herr, dass wir im Geben und Nehmen deine liebevolle Hand erfahren.
Jetzt bitten wir dich, dass du uns auch heute Neues aus deinem Wort erschließt, damit wir dir begegnen können. So wollen wir jetzt auch mit dir reden, mit all dem, was uns bewegt.
Lass es geschehen, dass in diesen Tagen dein Reich, deine große Gottesherrschaft mitten unter uns anbricht.
Amen.
Symbol der Verbundenheit und Geschichte der Hilfe
Und dann singen wir Lied 819, aber der Herr ist immer noch größer. Lied 819. Weiß. Mhm, mhm, mhm.
Hinten in unserer Kirche hängt eine Kette aus Holz, die in einem Stück geschnitzt ist. An einem Sonntag kam ein russischer Christ, kurz nachdem die Mauer gefallen war. Er wollte die Gemeinde grüßen und danken für die treue Verbundenheit in den schweren Jahren der Unterdrückung der Gemeinden in Osteuropa. Wir haben gesagt, wir hängen das hinten hin.
Er sprach dann von der Kette, die uns unsichtbar verbindet. Ich muss immer wieder staunen, wie sie die Geduld hatten, all diese vielen Dinge mitzutragen, die mich bewegt haben. Auch aus dieser Zeit von Licht im Osten, der gefährlichen Bibeltransporte, bei denen viele in der Gemeinde mitgewirkt hatten.
Wir haben zu keinem Zeitpunkt irgendwo gewollt, etwas Neues zu beginnen oder zu planen, das über diese wichtige Arbeit im Osten hinausgeht. Aber dann sind plötzlich viele Vertreter von Christengemeinden aus Afrika und Asien zu uns gekommen.
Ich war am Anfang der 70er Jahre dabei. Ich will an dieser Stelle nur von zwei erzählen, die vielen von Ihnen sicher noch in Erinnerung sind: der unvergessliche Festo, Bischof in Uganda. Ein so fröhlicher Christ, eine strahlende Persönlichkeit, der uns immer wieder so eindrücklich erzählt hat von dem, was Gott in der ostafrikanischen Erweckung geschenkt hat.
Begegnungen in Afrika und Herausforderungen
Diejenigen, die damals Schüler waren, er selbst war damals Schüler an einem dieser Gymnasien. Die Unruhe unter den Menschen entstand, als die jungen Leute ihre Schuld erkannten, mit Gott Frieden suchten und plötzlich entdeckten, wie sie zur Gemeinschaft gehörten. Dabei nahmen sie einander wahr, und eine ganz neue Liebe brach auf.
Mit Facebook-Events hatten sie damals nichts zu tun. John Wilson, ein früherer Ölmanger, der später von Räubern in Kampala erschossen wurde, stand oft auf dieser Kanzel. Er konnte uns immer wieder davon erzählen – auf eine freundliche Weise.
Dann kam der Moment im Jahr 1975, als man ihn einlud, nach Afrika zu kommen. Es gab eine große Glaubenskonferenz, und das war seine erste Begegnung mit Afrika. Damals lag das Land unter dem schweren Schatten von Idi Amin. Jeder hatte Angst, es gab nur noch wenige Weiße in diesem Land.
Wir fuhren zu dieser Konferenz, und ich dachte, wir werden sehen, was passiert. Der 27-jährige Luftwaffenoffizier war Gouverneur der Provinz und ließ es sich nicht nehmen, zur Eröffnung der Glaubenskonferenz mit 10.000 Teilnehmern zu kommen. Er saß auf seinem Stuhl und sagte: „Herr Gouverneur, wir leiden. Was in Afrika an Unrecht geschieht, wir leiden daran, wie Afrikaner Afrikaner töten. Unser Kontinent ist zerrissen. Sag mal, wie konntest du so etwas sagen?“ Er antwortete: „Das sieht man doch überall, nicht bloß in unserem Land.“
Ich sprach ja nicht nur von Uganda. Dieser Gouverneur hatte eigenhändig eine ganze Reihe Leute im Stadion vor einer großen Menschenkulisse erschossen. Wenig später hatten wir plötzlich die Gelegenheit, in einem Internierungslager im sogenannten „Lower Dreieck“ zu kommunizieren. Das war eigentlich gar nicht vorgesehen, und wir wussten auch nicht, ob es klappen würde.
Ein ugandischer Bischof war dabei. Er hatte Kleider mitgebracht. Damals hatten viele Gemeinden aus dem Ruhrgebiet und Seewald, im Haus Württemberg und anderen Orten Kleiderpakete gesammelt. Diese wurden dort verteilt. Die Baganda, die zur Ausrottung bestimmt waren, waren zusammengetrieben worden in riesigen Camps unter freiem Himmel.
Die Soldaten waren glücklicherweise bestechlich. Während sie in den Kleidern wühlten, konnte ich fotografieren. Es waren die ersten Bilder, die aus dem Luwero-Dreieck-Lager herauskamen: endlose Reihen von Gräbern, abgemagerte Menschen.
Eine Mutter verzweifelte: „Habt ihr keine Trockenmilch für mein Baby? Ich kann schon lange nicht mehr stillen. Es fehlt an allem, auch am Wasser.“
Dann begannen wir, die Güter zu verteilen. Es war nur ein Jeep voll. Zuerst wollten sie einen Gottesdienst feiern. Das war mir so eindrücklich – für diese afrikanischen Christen, wie sie das erlebten. Sie hatten nicht nur materielle Dinge, sondern eine Begegnung mit Gott selbst.
Dieses Bild blieb zurück. Wir freuen uns heute ganz besonders, dass drei Mitarbeiter unseres Werks „Christliche Fachkräfte International“ genau in diesem Lower-Dreieck, das auf Englisch „The Triangle“ heißt, seit Jahren Wasser bohren. Matthias Stahl, Rappen und Lutsch sorgen dort dafür, dass die Menschen, die dort wieder richtig angesiedelt sind, in dieser unheimlichen Stätte, wo so viele Menschen umgekommen sind, Zeichen des Friedens haben.
Mich beeindruckt immer, wenn Matthias Stahl schreibt: „Bevor wir einen Brunnen beginnen, beten wir. Und wenn wir Wasser gefunden haben, machen wir einen Dankgottesdienst.“ Das ist ein großes Erlebnis, wie Christen zusammenwachsen, wie sie etwas lernen aus dem, was wir berichten, was trauriges in der Welt geschieht, Gottes Königsherrschaft und was Großes wirkt.
Lied und Einführung in das Wort aus Habakuk
Wir wollen nun miteinander singen, in tierischer Freude, auch in allem Leid. 398?
Ich habe für heute ein Wort aus dem Propheten Habakuk ausgesucht. In Ihren Bibeln finden Sie es auf Seite 888, Habakuk 3, die letzten Verse dieses Propheten.
Wenn Israel-Touristen im Kibbuz-Hotel mit P. Rachel über den großen Parkplatz weiterlaufen, sehen die meisten israelischen Touristenführer das nicht einmal. Dort findet man riesige, ausgedehnte Ruinenfelder direkt an der Grenze zur Westbank bei Bethlehem.
Hier hat ein wilder König Jojakim einen Palast bauen lassen – in einer dunklen Stunde Israels, als Juda schon am Abgrund stand, kurz vor der Zerstörung. Das wird bei den Propheten dargestellt: Er baute seine prunkvollen Gemächer auf Blut, Schmutz und Korruptionsgeld, so steht es geschrieben.
In dieser Zeit, als Jojakim mit 36 Jahren von den Assyrern gefangen genommen wurde, wirkte in Juda der Prophet Habakuk. Er war Zeitgenosse von Jeremia.
Wenn Sie diese Stellen lesen, spüren Sie die Last eines Mannes, der die Welt mit ihrem Unrecht erleidet. Er sagt: Das ist ein Gottesgericht. Wir können vor Gott gar nichts sagen, nicht einmal klagen. Leider ist das so, und er schreit zu Gott.
Es gibt keine andere Antwort als diese. In den letzten Versen sagt er: „Da wird der Feigenbaum nicht grünen, und es wird kein Gewächs sein an den Weinstöcken. Der Ertrag des Ölbaums bleibt aus, und die Äcker bringen keine Nahrung. Schafe werden aus den Hürden gerissen, und in den Ställen werden keine Rinder sein.“
Aber trotz all dem sagt er: „Ich will mich freuen des Herrn und fröhlich sein in Gott, meinem Heil. Denn da herrscht meine Kraft. Er wird meine Füße machen wie Hirschfüße und mich über die Höhen führen, vorzusingen beim Saitenspiel.“
Eindrücke von einer Asienreise und die Not in Bangladesch
Es war bei meiner ersten Asienreise, als ich nach einer 12-stündigen Fahrt auf den langen Wasserwegen in Bangladesch endlich an meinem Ziel ankam. Bangladesch ist etwa doppelt so groß wie Bayern und hat ungefähr doppelt so viele Menschen wie Deutschland. Alle leben auf engem Raum zusammen. Dabei besteht der größte Teil des Landes aus Wasser und liegt nur wenig höher als ein Meter über dem Wasserspiegel. Schon die kleinste Flutwelle kann alles unter Wasser setzen.
Dort gibt es keine Straßen. Der Weg führt mit Booten entlang der Kanäle. Ich kam nach Shanti Kutir, wo wenige Monate zuvor ein deutscher Bauhelfer, Vater von sechs Kindern, ermordet wurde. Es war auch ein Raubüberfall, doch der Mörder wurde nie gefunden. Die Täter kamen mit Maschinenpistolen ins Haus und schossen sofort los.
In Shanti Kutir arbeiteten zwei Krankenschwestern aus Württemberg. Wenn man diese Bilder sieht, spürt man nicht nur die äußere Bedrohung und die Angst, sondern auch das Elend der Menschen. Die Patienten, die dort gebracht werden, sind oft nur Haut und Knochen. Diese Kinder leiden unter schrecklichen Infektionen und Durchfällen, an denen sie innerhalb weniger Stunden sterben können.
Wenn man das gesehen hat, sagt man sich: Der Mensch ist doch wahnsinnig, man müsste doch alles tun, um dieses Elend zu stoppen. Das müsste doch möglich sein mit den Mitteln, die wir haben. Diese Erfahrung zeigt, dass nichts unsere Untätigkeit entschuldigt. Doch es ist eben nicht gelungen, dieses Elend durch große sozialistische Reformen zu beseitigen. Mit ihren kühnen Methoden, die Gleichheit aller Menschen zu schaffen, sind sie gescheitert.
Man schaue sich die Zahlen an: Ein Fünftel der Menschheit verbraucht 80 Prozent der Ressourcen. Wir gehören zu diesem Fünftel. Ein anderes Fünftel der Weltbevölkerung lebt mit nur einem Prozent des Kapitals dieser Welt. Und es gelingt nicht, Gerechtigkeit zu schaffen. Man wollte alles tun und alles in Bewegung bringen.
Was soll man also tun? Ich bin so froh, dass wir eine Möglichkeit sehen, einen sicheren Weg. Einen Weg, bei dem garantiert ist, dass das Geld sicher ankommt und auch das bringt, was man will. Es ist nicht irgendwo, wo andere Menschen zur Sünde verführt werden. Tun wir es!
Bericht aus dem Sudan und die Bedeutung von Gesangbüchern
Das geschah vor ein paar Tagen: Eine unserer Mitarbeiterinnen kehrte aus dem Sudan zurück, genauer gesagt aus Khartum, der Hauptstadt. Dort sind Hunderttausende Flüchtlinge in Lagern zusammengepfercht. Sie stammen aus dem Süden, haben alles verloren und vegetieren nun dahin – ohne Perspektive und ohne Zukunft.
Die Mitarbeiterin berichtete von den vielen Wünschen, die die Gemeinden, die sie besucht hatte, äußerten. Ganz oben auf der Liste stand ein Wunsch, der uns zum Nachdenken bringt. Es waren Gesangbücher. Ja, es gibt Menschen, denen fehlt wirklich alles: Sie haben keine Medikamente, kaum Wasser, nichts zu essen und keine Bittenfelder. Doch alle, wirklich alle, möchten Gesangbücher haben.
Wir kennen das schon aus dem Südsudan, wo unsere Krankenschwestern in der Basisgesundheitsversorgung immer wieder um Gesangbücher bitten. Das können wir als Lektion aus der Begegnung mit diesen sehr armen Gemeinden lernen: Für diese Menschen stehen die Nöte des Leibes nicht an erster Stelle. In unserer westlichen Wohlstandsgesellschaft ist das Leibliche oft das Allerwichtigste – Essen und Trinken stehen ganz vorne. Für diese Menschen jedoch nicht. Sie wollen Gott danken.
Diese Gottesdienste müssen sie voller Freude miterleben. Auch in den armen Gemeinden in den Favelas Südamerikas erleben wir das: Fröhliche Christen, die erzählen können, wie sie vielfach die Hilfe und Güte des Herrn erfahren haben. Sie müssen singen. Das Singen geschieht aus Begeisterung und Freude – und das gilt für alle Völker. Ihr Christsein ist ein Freudenstand, auch bei aller äußeren Not.
Sie singen sogar dort, wo Bürgerkrieg herrscht und Artilleriebeschuss. Sie singen einfach trotzdem. Haben Sie das vielleicht schon einmal erlebt? In einer schwierigen Lage, auf einem schweren Weg, dass sie einfach singen mussten?
Das biblische Singen ist etwas ganz Besonderes. Für uns ist Singen oft ein Teil der Kunst und der Musik. Aber die Bibel sieht das nicht immer so einordnen.
In der Offenbarung heißt es von den großen Scharen, die um den Thron Gottes stehen: Sie schreien mit großer Stimme, mit begeistertem Jubel und rufen ihre Freude über das, was sie an Gott haben.
Kann man das einfach als Verdrängung abtun? Oder als eine Art Selbsttäuschung? Nein, das geht nicht. Es wäre besser, es als die Erfahrung des lebendigen Gottes zu verstehen, der Wunder tut.
So erleben wir es auch im Buch Habakuk. Er leidet und bricht fast zusammen unter dem Terror und der Gewalt. Im Vers vor unserem Abschnitt heißt es: „Weil ich solches höre, bebt mein Leib, meine Lippen zittern vor dem Geschrei, völlig fährt es in meine Beine, und meine Knie beben.“ (Habakuk 3,16)
Doch er sagt: „Ich will harren auf die Zeit der Trübsal, das Heraufziehen über das Volk, das uns angreift.“ Er sieht, wie feindliche Heere seine Heimat überfallen, alles abbrennen und zerstören.
Was soll werden? Doch mitten in dieser Not sagt er: „Ich aber will frohlocken!“ – so steht es bei Luther. Und was bedeutet frohlocken? Es heißt, fröhlich sein, jauchzen, jubeln, schreien, sich freuen an Gott.
So ist auch unser Glaube: Inmitten von Leid und Not können wir uns freuen und Gott loben.
Freude im Glauben trotz schwerer Erfahrungen
Ich habe diesen Text ausgewählt, weil ich dachte, dass er vielleicht das beste Zeugnis ist, das uns Christen in Not geben können. Angesichts mancher Bedrängnisse, die sie durchleiden, angesichts mancher Depressionen und Sorgen, die auf ihnen lasten.
Es war ganz wichtig, dass das Singen und die Freude im Glauben niemals von den äußeren Umständen abhängen. Von den Beobachtungen, die man macht, wenn man sagt: „Ich schaue meine Erfahrungen an“ oder „Ich fühle das im Augenblick so“. Dann fühlt man sich oft nicht erfüllt, sondern nur traurig und voller Schmerz. Manche spüren das sogar bis ins Körperliche hinein.
Und trotzdem singen sie ihren Glauben gegen ihre Gefühle. Deshalb habe ich die Predigt heute überschrieben mit: „Ich will singen, fröhlich singen gegen meine bitteren Erfahrungen, die mich niederdrücken. Ich will singen von meinem Gott.“
Was haben diese Christen mit Gott erlebt? Was haben sie erfahren? Es ist in der Tat so, dass sie nicht sagen können, dass ihr Leben mit Gütern überschüttet ist. Sie leben sehr karg und in großer Not. Viele hatten nie die Möglichkeit, sauberes Wasser zu bekommen, zu einem Arzt zu gehen oder Medikamente zu kaufen. Sie haben nie die Chance dazu, weil sie das Geld dafür nicht aufbringen können.
Warum singen sie trotzdem? Was rühmen sie an Gott? Sie rühmen, dass Gott der Herr ist, der einzige, der diese Welt regiert. Wenn man den Propheten Habakuk liest, dann kommt plötzlich in seiner ganzen schrecklichen Beschreibung dieser Satz: „Daher ist in seinem heiligen Tempel die Stille vor ihm, alle Welt.“ Wenn der Herr gebietet, müssen alle dunklen Mächte schweigen.
Auch wenn er mit seinen Augen sieht, wie Tyrannen wüten, wie das Land zerstört wird, wie Unrecht und Gewalt geschieht und der Schwache bedrängt wird – ja, wie er sagt: „Wenn der Feigenbaum nicht grünt und kein Gewächs an den Weinstöcken wächst, der Ertrag des Ölbaums ausbleibt und die Äcker keine Nahrung bringen, die Schafe aus den Hürden gerissen werden und in den Ställen kein Vieh mehr ist“ – trotzdem will er fröhlich singen. Gerade dann, in den dunkelsten Augenblicken, will er umso lauter und fröhlicher singen und rufen.
Jetzt ist es wichtig, dass wir begreifen, was in der Bibel damit gemeint ist. Das können wir durch die ganze Bibel verfolgen. Wenn ein Mann wieder in großer Bedrängnis war, der ein hohes Amt als König hatte und viele Nöte mit seinen Kindern durchlitt, der in Bürgerkriegen angegriffen wurde, dann sagt er: „Ich habe den Herrn allezeit vor Augen, mein Blick ruht auf dem lebendigen Herrn.“ Das ist für ihn der Punkt, an dem er Orientierung hat. Von dort kommt seine Freude.
„Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte ich mich erschrecken?“ So ruht sein Blick fröhlich auf dem lebendigen Herrn. Das lehrt uns dieses Wissen: Nicht auf unsere Erfahrungen, nicht auf unsere dumpfen Gefühle zu bauen, sondern von der Güte des Herrn zu singen.
Woher weiß ich das, obwohl meine Erfahrung nichts davon zeigt? Bei Habakuk hören wir sogar seine Klage: „Warum dauert es so lange? Komm doch mit deiner Hilfe!“ Ja, wir dürfen stürmen, wir dürfen beten. Aber das, was die Bibel niemals anfochten, ist die Treue Gottes. „Ich traue der Treue Gottes, ich glaube der Treue Gottes. Du machst alles recht, auch wenn du mich schwere Wege führen willst. Dazu sage ich: Ich will dich rühmen.“
Auch Mose auf dem Sinai, der die Offenbarung Gottes erlebte, hörte: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Du wirst meine Hand erfahren.
Wir sind oft ganz beschämt, wenn wir an irgendeiner Stelle helfen dürfen, und die Leute empfinden das als ein Geschenk aus der Hand Gottes, als eine große Erhöhung. Viele haben heiße Gebete gesprochen und erleben, wie die Liebe Gottes wahr wird.
Wir müssen das lernen, gerade in unserer glaubenslosen Zeit in Europa und Deutschland. Christen sind einmal in einer Slum-Gemeinde in Bombay gewesen. Dort traten die Leute zum Altar vor und warfen ihre Spenden ein. Ich habe immer gedacht: „Ich möchte Ihnen alles zurückgeben.“ Aber sie sagten: „Das zahlt sich wieder bei euch, wenn ihr ein Opfer fällig habt.“ Nein, sie waren in ihrer Armut gewürdigt, das Reich Gottes mitzubauen. Diejenigen, die nichts haben und doch alles besitzen, weil sie den Herrn kennen und auf ihn bauen.
Es ist fast 30 Jahre her, dass wir hier einen Gottesdienst mit dem peruanischen Professor Doktor Moreau hatten, den viele noch kennen. Er hat das Kinderwerk Lima in Heidenheim ins Leben gerufen. Ein großer Mann, kein perfekter Organisator, aber mit einem Herz für Kinder. Er hat bei uns gepredigt.
Sie können sich vorstellen, wie unruhig ich wurde, als um dreiviertel elf die Predigt immer noch weiterging. Aber wir hörten ihm gerne zu, denn wir hatten damals noch keinen zweiten Gottesdienst.
Was uns besonders beeindruckt hat, war, wie in diesen Elendsgebieten von Lima für die Menschen das Größte geschieht: Eine Mutter begegnet ihm und sagt: „Seitdem unser Kind in ihren Kindergarten geht, singt es zu Hause: ‚Jesus lebt‘. Und seitdem scheint bei uns die Sonne in unserer dunklen Hütte.“
Denn der Mensch lebt nicht davon, dass er viele Güter hat. Das ruft uns wach, wo wir uns in einem irrsinnigen Warnsystem befinden, wie wir unser Leben absichern – in der Rentenversicherung, in der Gesundheitsfürsorge und wie wir für alle Notfälle vorsorgen.
Ich kann doch nur aus der Güte Gottes leben und in der Freude, die er mir schenkt.
Bedeutung des Wortes „Ja scha yesha“ und Vertrauen auf Gottes Kraft
Wenn ich das Wort aus dem Buch Habakuk weiter betrachte: „Ich will fröhlich sein in Gott, meinem Heil.“ Im Hebräischen steht hier das Wort „yesha“. Es hat die gleiche Sprachwurzel wie „Jesus“.
Die erste lateinische Bibelübersetzung stammt von Hieronymus, auch bekannt als Hieronimus. An dieser Stelle hat er im Lateinischen übersetzt: „Mein Herz wird erhoben zu Gott.“ Zu Gott, meinem Jesus. Hier wird die ganze Güte Gottes für mich greifbar, und Hieronymus hat das richtig verstanden.
Schon im Alten Bund war das gewusst. Es wird erfüllt im verheißenen Messias. Gott wollte mit dem Kommen Jesu klarstellen, dass er der gute Hirte ist, von dem nichts aus seiner Hand gerissen werden kann. Nichts entzieht sich seiner Kontrolle. Was auch immer geschieht, es geschieht für mich. Er erlöst mich, reißt mich aus dem Rachen der Angst heraus.
Ich bin noch ganz in meinen Gefühlen drin, und daher stellt er mich hinein in die Gegenwart seines Friedens. Ich werde getragen von seiner Nähe und seiner Liebe und darf dort bleiben.
Er macht meine Füße wie Hirschfüße. Jetzt brauche ich keine Angst mehr zu haben, dass ich plötzlich stolpere oder falle. Was ist mit den Hirschfüßen gemeint? Hirschfüße sind wie die Gänse, die steile Berghänge hinunterjagen und hinauf. Sie springen über die größten Felsbrocken hinweg. So macht der Herr meine Schritte elastisch.
Ich gehe jetzt nicht mehr wie früher einfach nur herum, sondern meine Schritte sind harmonisch und sicher. Bei uns gibt es oft große Not und Verantwortung, die wir tragen. Manchmal fühlt es sich fast erdrückend an. Können wir das wirklich bewältigen? Doch alles dient der Ehre Gottes, und nichts wird verloren.
Viele unserer Mitarbeiter leben in sehr gefährlichen Regionen. Andrea Hilger war vor wenigen Tagen noch bei uns und ist jetzt in Maputo angekommen. Ein Missionar wurde bei einem Raubüberfall ermordet. Das zeigt, wie nah die Gefahr ist.
Wie können wir das verantworten? Können wir sagen: „Herr, in deinem Namen tun wir das“? Ja, wir können nur im Namen Gottes handeln. Das betrifft auch alle schwierigen Aufgaben.
Daher steht hier: „Meine Kraft steht in Gott.“ Daher ist meine Kraft, dass er mein Tun erfüllt. Dass meine Schritte so elastisch werden, dass ich über die schlimmsten Felsbrocken hinwegkommen kann. Dass ich meinen Weg auch dann gehen kann, wenn Wasser vor mir ist.
Das ist schön, wenn der Herr selbst die treibende Kraft eines Projekts ist, der es ausführt. Das erleben wir auch oft bei den lieben Freunden, die mit ihren Gaben das Tragen unterstützen. Und bei den Empfängern, die spüren: Der Herr ist meine Kraft, der mir in meiner Schwachheit hilft.
Zeugnis eines Evangelisten und die Bedeutung von Jesus in der Verkündigung
Details des Evangelisten aus Ceylon: Er erzählte einst, wie er in ein Dorf kam. Diese Geschichte hatten wir in einem unserer ersten Flugblätter veröffentlicht.
Er kam in ein Dorf, in dem ein schweres Unwetter gewütet hatte. Die meisten Häuser, einfache Hütten aus geflochtenem Gras, waren zusammengestürzt. Eine Schlammwelle hatte alles unter sich begraben.
Da kam eine Frau aus einem halb zerstörten Haus heraus. Er sagte zu ihr: „Mutter, schlimm ist das, was ihr durchmachen müsst.“ Dann schaute sie ihn an und antwortete: „Was wären wir jetzt arm dran, wenn wir nicht Jesus hätten?“
Details dazu gab es damals bei einer großen Kirchenkonferenz. Jesus ist das Unentbehrliche unserer Verkündigung. Das heißt nicht, dass wir deshalb weniger praktische Hilfe betonen. Wir können praktische Hilfe leisten, aber niemals ohne das Allerwichtigste: dass das Wort von Jesus mit erklingt.
Denn nur das gibt einem Menschen Trost, Geborgenheit und Frieden, weil es sein Leben trägt. Und dann passiert das Wunderbare: Schwache Menschen erleben, dass Gott ihre Kraft ist. Auf einmal verändern sich ihre Lebensumstände.
Es sind nicht bloß die materiellen Nöte, die Ursachen für das Elend der dritten Welt. Alkoholismus, Korruption und Gewalt gehören dazu. Wie herrlich ist es plötzlich, wenn Herzen verwandelt werden, wenn Familien erneuert werden, wenn ein Stamm Indianer wieder anfängt zu leben, Verantwortung zu übernehmen und ihre Felder zu bestellen.
Oder wenn wir auf Borneo erleben, wie plötzlich das Verantwortungsbewusstsein wieder auflebt, weil Menschen ein gutes Leben begriffen haben. Dort hatte es einen Sinn, Hacken und Saatgut zu geben, weil die Leute wirklich angefangen haben zu arbeiten.
Im Habakuk steht das schöne Wort: „Der Gerechte wird seines Glaubens leben.“ Dieses Wort hat Paulus im Römerbrief aufgegriffen und Luther zum Mittelpunkt seiner Reformationsbotschaft gemacht.
Wer die Güte Gottes erlebt, wer sich an die Treue Gottes hält, der wird leben – auch im schlimmsten Chaos. Das ist eine Zusage und eine Verheißung: „Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen.“
Das sollen auch sie so erfahren, Armin. Und singen wir das Lied 593: „Die Sache ist ein Herr Jesu Christ, die Sache, an der wir stehen.“ 593. Was?
Schlussgebet und Einladung zum Beisammensein
Wir wollen beten.
So treuer und warmherziger Herr Jesus Christus, wir haben deine Liebe erfahren. Immer wieder haben wir dein Wort gehört. Verzeih uns unsere Traurigkeit und unseren Zweifel. Wir wollen dir unsere Lieder singen und das immer mehr lernen, wenn du es für uns vorhast, dem Weizenkorn ähnlich zu werden.
Wir danken dir für so viele Berichte aus aller Welt, wie du heute in diesen Tagen deine Gemeinde baust. Jetzt sind alle Nationen und Völker dabei. Ich erschrecke, weil unser Land so sehr von dir abrückt. Oft sind wir so lauwarm im Glauben. Lass unseren Glauben immer wieder ganz neu durch dich entfacht werden, damit wir dir dienen.
Wir bitten dich auch für die Arbeit dieser beiden Missionswerke, aber auch für die anderen Missionen in unserem Land. Lass doch dein Reich anbrechen, dass überall von dir und deiner Herrlichkeit geredet wird. Lass Zeichen der Liebe, der Hilfe und des Beistands sichtbar werden, damit Menschen in dir das Leben finden, gerettet werden und dich erfahren.
Doch es gibt viele, die dich noch nie gekannt haben. Lass uns ihnen dein Evangelium recht sagen können. Wir brauchen auch unseren Platz als Missionare und Zeugen deiner Herrlichkeit, ob hier oder dort. Wir dürfen dich jetzt ganz besonders für die bitten, die wir ausgesandt haben. Sei bei ihnen, segne sie heute und mache sie geborgen. Trage ihre Ängste und nimm sie weg. Schaffe Frucht aus ihrer Arbeit.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Hinweise zum weiteren Ablauf und Gemeindemitteilungen
Nehmen Sie bitte noch einmal Platz. Ich möchte Sie einladen, jetzt mit hinüberzugehen. Das ist ganz wichtig an so einem Morgen.
Anschließend erzähle ich kurz, warum wir das eingerichtet haben und wie wir darauf gekommen sind. Es ist so schön, dass die Hausfrauen jetzt nicht in der Küche stehen müssen, weil das Essen bereits gestiftet wurde. Wir freuen uns darüber. Sie sind eingeladen, einfach an den Tisch zu kommen, ohne Voranmeldung – auch um der Gemeinschaft willen.
Wir hören Berichte, unter anderem auch aus Ägypten, und sehen ein Video dazu. Verschiedene Mitarbeiter habe ich gebeten, gleich drüben im großen Saal ihre persönlichen Eindrücke zu erzählen. Das findet um Viertel vor 11 statt, wenn der Raum für den zweiten Gottesdienst bei Kind Mann drüben ausgeleuchtet ist.
Bitte gehen Sie dann nicht mehr hinein, da das stören würde, wenn man vorher schon reingeht. Ich komme nach dem zweiten Gottesdienst lieber zum Schlussteil dazu.
Die Gemeindebriefe sind erschienen. Sie umfassen einen langen Zeitraum – vom Kirchenjubiläum bis zur Passions-Bibelwoche im April. Sie liegen drüben im Clubzimmer und sollten in den nächsten beiden Wochen verteilt werden. So wird der Gemeindebezirk auch zu unserem Kirchenjubiläum eingeladen.
Ich bitte die Helfer, die Mappen mitzunehmen.
Heute ist ein ganz besonderer Tag: Unsere Frau Jarosch hat Geburtstag, zu dem wir ganz herzlich gratulieren.
Die Rechnungen der Kirchenpflege der Jahre 1996, 1997 und 1998 liegen eine Woche im Gemeindebüro, Dofestraße 14, zur Einsichtnahme für jedermann bereit.
Unser Opfer: Wir möchten nicht aus den Projekten herausgreifen, die wir bei „Hilfe für Brüder“ machen. Straßenkinder bewegen uns immer wieder. In Manila, dieser riesigen Millionenstadt, gibt es ein ganz besonders schönes Auffangheim für rund 200 Kinder.
Dort werden die Kinder aufgenommen und erfahren die Liebe Jesu. Das ist sehr wichtig, denn viele von ihnen sind an Gebundenheiten und dunkle Mächte gebunden. Sie brauchen viel Befreiung durch das Evangelium.
Nun ist das Schlimme passiert, dass der Brunnen kein Wasser mehr gibt. Der Brunnen muss vertieft werden. Das ist ein typisches Projekt von „Hilfe für Brüder“, das von einheimischen Leuten durchgeführt wird.
Wir wollen helfen und sagen, dass wir die Finanzen für den Brunnen übernehmen, damit er wieder ausreichend Wasser liefert. Das ist wichtig für die Arbeit mit den Kindern.
Heute wird um 13:00 Uhr nach dem Essen bei der Matinee bei Moritz Heinrich, Hartnack, Feuerbacher Weg 93, getauscht.
Beerdigt wurde in der vergangenen Woche Frau Elisabeth Hallmeyer, geborene Moser, 89 Jahre, Danziger Straße 58.
Bei der Beerdigung wurde das Wort gesprochen: „Ich will schauen dein Angesicht in Gerechtigkeit, ich will satt werden, wenn ich erwache an deinem Bild.“
Herr, segne uns und behüte uns. Lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden. Amen.