Wie schön ist dieser Sonntagmorgen, der uns heute wieder geschenkt ist! Wir freuen uns, dass Sie gekommen sind.
Ich darf Sie willkommen heißen und grüße Sie mit dem Wort: Ist jemand in Christus? Ich hoffe, dass Sie das sind.
Ist jemand in Christus, dann ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden.
Eröffnung und Einstimmung auf den Gottesdienst
Wir wollen gemeinsam das Lied singen: "Allmorgen ist ganz frisch und neu". Dabei singen wir alle 336 Verse.
Wir wollen mit Gott im Gebet reden.
Lieber himmlischer Vater, wir genießen diesen Morgen, den du uns schenkst, in der Schönheit der herbstlichen Natur. Überall begegnet uns deine Größe und deine Macht.
Wenn wir dann unser eigenes Leben betrachten, sehen wir so viele Unstimmigkeiten, so viel Not und Traurigkeit.
Wir wollen dich heute Morgen bitten, dass du zu uns durch dein Wort sprichst. Wir bitten darum, dass es wahr wird, dass dieser neue Tag bei uns allen anbrechen kann.
Ich möchte dich bitten für alle, die heute Morgen verzagt, müde und traurig unter uns sind, die von Sorgen erdrückt werden. Lass sie dieses neue Leben in dir erfahren. Gib, dass wir nicht nur aus Gewohnheit frömmig sind, sondern dass du uns neues Leben selbst schenken kannst.
Bitte rede zu uns allen durch dein Wort.
Wir wollen dir in der Stille auch all das sagen, was uns bewegt und was uns wichtig ist. Wir beten jetzt in der Stille.
Deine Güte, Herr, sei über uns, wie wir auf dich hoffen. Amen.
Einführung in das Thema: Wie man Christ wird
Wir schlagen in unseren Bibeln den Philipperbrief Kapitel 3, Vers 4 auf, genauer gesagt Philipper 3,4-11. Paulus erzählt darin, wie er Christ wurde. Für diesen Gottesdienst ist es mir heute wichtig, dass wir alle verstehen, wie man Christ wird.
Bestimmt geschieht das nicht durch die Geburt, auch nicht durch irgendwelche Traditionen oder eine Kirchenmitgliedschaft, sondern durch eine bewusste Glaubensentscheidung.
Hier bin ich dankbar, liebe Chorsänger, dass ihr gerade im letzten Vers gesungen habt, dass ich mich entscheiden muss. Paulus sagt: Wenn jemand meint, er könne sich auf das Fleisch verlassen, auf seine sichtbare Persönlichkeit, so könnte ich es umso mehr.
Er beschreibt sich selbst: Er ist am achten Tag beschnitten, stammt aus dem Volk Israel, vom Stamm Benjamin, ein Hebräer von Hebräern. Nach dem Gesetz ist er ein Pharisäer, nach dem Eifer ein Verfolger der Gemeinde und nach der Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, untadelig gewesen.
Mit Paulus könnten wir uns schwer messen. Er sagt, er sei nach dem Gesetz untadelig gewesen. Doch was ihm einst Gewinn war, das hat er um Christi Willen für Schaden erachtet. Ja, er erachtet es noch immer alles als Schaden gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, seines Herrn.
Um seines Willen ist ihm das alles ein Schaden geworden. Er hält es für Dreck, damit er Christus gewinnt und in ihm gefunden wird. Er möchte nicht seine eigene Gerechtigkeit haben, die aus dem Gesetz kommt, sondern die Gerechtigkeit, die durch den Glauben an Christus kommt – nämlich die Gerechtigkeit, die Gott durch den Glauben zuschreibt.
Paulus möchte Christus erkennen, die Kraft seiner Auferstehung erfahren und die Gemeinschaft seiner Leiden teilen. So möchte er seinem Tod gleichgestaltet werden, damit er zur Auferstehung von den Toten gelangt.
Zeugnis einer persönlichen Bekehrung
Nachdem der Chor nun noch einmal gesungen hat, wird uns Frau Wette einen kleinen Bericht geben, wie sie Christ wurde. Es ist immer schön, wenn jemand aus seinem Leben erzählt. Das dient als Beispiel der Ermutigung und zeigt zugleich, wie viele verschiedene Wege unser Herr hat.
Zuerst hören wir den Chor. Ist das nicht so?
Ich war betriebskrankenschwester bei der Firma Bosch und bin seit ein paar Monaten bei „Hilfe für Brüder“. Glauben ist etwas für schwache Menschen, so sagte mein Vater, und ich übernahm das ungeprüft.
Sport füllte meine Freizeit aus. Dabei geschah es, dass ich mir einen Leistenbruch zuzog, der operiert werden musste. Eine Schwester aus der Anästhesie trat auf mich zu und sagte, sie betet für mich. Das erinnerte mich an meine Großeltern und an meine Tante, die auch immer für uns betete.
Die Operation ging gut vorbei. Zu Hause hatte ich noch ein paar Tage der Erholung, als eine bestellte Büchersendung von der Post kam. Diese Bücher waren mit ausgebreitetem Notenpapier eingewickelt, das ich zunächst achtlos zerknüllte und zur Seite legte.
Beim Aufräumen faltete ich es doch noch einmal auseinander und las: „Dennoch bleibe ich stets bei dir, du hältst mich bei meiner rechten Hand.“ Das Wort traf mich wie ein Schlag. Ich erkannte, dass ich in meinem bisherigen Leben nichts vor Gott zu bringen hatte. Tief getroffen und berührt übergab ich ihm mein Leben.
Wir wollen nun miteinander dieses Lied singen: „Eins ist Not, ach Herr, dies eine“ (Lied Nr. 259). Wir singen die Verse 1 bis 4.
Herr Präsident! Es ist interessant, wie manche dieser Liederdichter gar nicht alt geworden sind. Johann Heinrich Schröder wurde nur 31 Jahre alt. Er bekehrte sich als Student in Halle.
Gott hat merkwürdige Wege, ob es nun das Notenpapier ist oder Menschen, durch die er einen anspricht. Ich glaube immer noch, dass August Hermann Francke wahrscheinlich im Leben von Schröder war. Francke kam acht Jahre vor dem Tod dieses Mannes als Professor in den entstehenden Pietismus.
Die Frau von Schröder starb zwei Jahre früher. Sie hat an diesem Lied mitgewirkt und mitgedichtet. Sie haben es miteinander gemacht. Schade, dass dann oft nur der Name des Mannes daruntersteht, aber so ist die Welt leider ungerecht.
Heute haben wir als Predigttext Apostelgeschichte Kapitel 9. Ich habe vor, an drei Sonntagen über dieses Thema zu predigen, nämlich wie man Christ wird, anhand der Bekehrungsgeschichte des Saulus. Das kann uns helfen, auch für uns die nötigen Schritte wieder zu erkennen.
Bedeutung der bewussten Glaubensentscheidung
Wir sind heute weitgehend eine Kirche geworden, die kaum noch über die Entscheidung spricht. Abgesehen von der Trauung und der Konfirmation, bei der es ebenfalls nicht sehr frei zugeht, ist das bedauerlich.
Jesus hat niemanden gegen seinen Willen in seine Nachfolge gestellt. Er hat dies in unser freies Ermessen und in unsere persönliche Entscheidung gelegt. Das möchte ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit betonen: Man wird nicht durch eine Kindertaufe Christ. Diese Vorstellung ist eine falsche Lehre, der ich an jeder möglichen Stelle widerstehen möchte.
Man wird nicht durch die Taufe als Kind Christ. Die Taufe kann nur bezeugen und anbieten, aber der Glaube und die bewusste Entscheidung sind notwendig, um Christ zu werden. Wo sollte das anders sein, als dort, wo in der Bibel immer wieder vom Glauben die Rede ist? Der Glaube nimmt die Zusage Gottes an, die in der Taufe angeboten wird, bestätigt sie und setzt sie im Leben um.
Die Bekehrung des Saulus – Beginn eines neuen Lebens
Nun lesen wir aus Apostelgeschichte 9, Verse 1 bis 9:
Saulus aber schnaubte noch vor Zorn und war entschlossen, die Jünger des Herrn zu verfolgen und zu töten. Er ging zum Hohepriester und bat ihn um Briefe nach Damaskus, an die Synagogen. Damit wollte er Männer und Frauen, die Anhänger des neuen Weges waren, gefesselt nach Jerusalem bringen, falls er sie dort fände.
Als er aber auf dem Weg war und sich Damaskus näherte, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel. Er fiel zu Boden und hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“
Er antwortete: „Herr, wer bist du?“ Die Stimme entgegnete: „Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh auf und geh in die Stadt, dort wird man dir sagen, was du tun sollst.“
Die Männer, die mit ihm unterwegs waren, standen sprachlos da. Sie hörten zwar die Stimme, sahen aber niemanden. Saulus richtete sich von der Erde auf. Als er seine Augen öffnete, konnte er nichts sehen.
Sie nahmen ihn bei der Hand und führten ihn nach Damaskus. Dort konnte er drei Tage lang weder sehen noch essen oder trinken.
Zusammenbruch als Wendepunkt im Glaubensweg
Heutzutage kommt es immer wieder vor, dass Menschen zusammenbrechen. Hektik und Stress im Beruf sind meist die Ursachen dafür. Es kann ein Kreislaufkollaps sein oder ein Herzinfarkt. Gerade noch war jemand voll in seiner Arbeit vertieft, rastlos unterwegs, und plötzlich liegt er am Boden. Solche Situationen haben viele im Bekanntenkreis oder in der eigenen Familie schon erlebt.
Doch dieser Zusammenbruch hat manchmal eine andere Ursache. Wenn ein Mensch zum Glauben kommt, ist er nicht einfach jemand, der Glauben hat. Es ist ganz ähnlich – und doch noch viel mehr – als bei den medizinischen Zusammenbrüchen, bei denen die körperliche Kraft versagt. Dabei gerät noch viel mehr ins Wanken. Alles, was im Leben bisher bestimmend und wichtig war, verliert seine Kraft.
Man sagt manchmal burschikos: Wenn jemand zusammenbricht, ist er zusammengeklappt. Das gibt es auch im Glauben. Und genau das ist der Anfang eines Weges. Es ist der Moment, in dem jemand zur Erkenntnis kommt, dass seine bisherigen Maßstäbe, Werte und Lebensinhalte plötzlich nichts mehr bedeuten.
Das kann nur Jesus, der Herr, bewirken. Bekehrungen können wir nicht selbst herbeiführen; Menschen können sie höchstens als Werkzeuge Gottes auslösen. Es ist immer eine souveräne Tat dieses Jesus, der den Tod besiegt hat, der Herr über alles ist, der zu Menschen spricht und das auch heute, am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts, noch tut.
Ich wünsche mir nur, dass er es bei Ihnen allen tut. Vielleicht haben Sie schon manches von dem erlebt, was Gott wirkt. Deshalb wollen wir dem ein wenig nachgehen.
Gott wirkt Bekehrungen nie nach Schablonen. Wenn heute jemand nach Damaskus reist und vor dem Stadttor steht, wird er sicher nicht dieselben Erfahrungen machen wie Saulus damals. Manche Dinge mögen anders sein. Wahrscheinlich hat Gott zu Saulus auf Aramäisch und Hebräisch gesprochen. Es kann sein, dass Gott heute durch den Mund eines Freundes zu Menschen spricht, der ihnen ins Gewissen redet. Das sind äußere Dinge, die ganz verschieden sein können.
Das ganze Leben im Blick der Bekehrung
Das Entscheidende ist, dass er daher selbst spricht. Mein erster Punkt: Es geht um das ganze Leben. Gleich in den ersten Versen wird das anschaulich erzählt. Saulus schnaubte noch vor Drohen und Morden gegen die Jünger des Herrn.
Was ist plötzlich aus diesem Mann geworden? Wie ein Verrückter wütet er. Die Worte, die dort stehen, sind auch im Griechischen Ausdrücke, die man eher für ein Tier verwendet – wie ein Löwe oder ein Bär. Er kämpft, schnauft und wütet. Wenn man Saulus vor seiner Bekehrung gekannt hätte, müsste man sagen: Er war eigentlich ein ganz charmanter Mann, nicht wahr? Warum war er plötzlich so wild, so fanatisch, so voller Eifer?
Dafür gibt es nur eine Erklärung: Wenn die Rede auf Jesus kam, war er wie verrückt. Das beschreibt er später in Apostelgeschichte 26, wo noch einmal die Bekehrung seines Lebens erzählt wird. Er sagt, dass er vor seiner Bekehrung unsinnig gewesen sei, rasend vor Zorn. Das kann uns helfen, manche Menschen in unserem Bekanntenkreis ein wenig geduldiger zu ertragen.
Man wundert sich oft, warum sich manche so wild gebärden. Vielleicht haben Sie selbst Kinder, die toben wie Verrückte, wenn man ihnen etwas sagt. Auch Frauen können davon ein Lied singen. Und wir alle wissen noch, wie wir oft mit einer gewissen Schärfe unseren Eltern entgegengetreten sind, wenn sie uns zu einer Versammlung mitnehmen wollten: „Mich doch nicht, lass die Heuchelei!“ Wie ein Tier wütete Saulus.
Wir haben es vorhin in der Schriftlesung gehört: Er war sehr stolz auf sein Leben als gesetzestreuer Jude. Er hat das buchstäblich erfüllt. Das ist nicht nur oberflächlich gesagt, dass er nach dem Gesetz gelebt hat – unsträflich, ein Hebräer unter Hebräern aus dem Stamm Benjamin, stolz auf das Bundeszeichen der Beschneidung. Er hat alles befolgt, was Gott ihm auferlegt hat. Und genau darin lag der Grund seines Ärgers.
Denn sobald die Rede auf Jesus kam, erwachte in ihm die Unruhe. Die meisten von uns wissen gar nicht, was sie tun, wenn sie vor anderen von Jesus reden. Da rühren sie an eine alte Wunde. Es gibt keinen Menschen um uns herum, den Jesus nicht schon ganz tief erschüttert hat. Und wir rütteln immer wieder an dieser alten Wunde und reißen daran.
Denn bei all der Gesetzeserfüllung, die Saulus vorzuweisen hatte, hatte er nie Frieden gefunden. Die Frage blieb: War er gerecht? Es gab doch auch nach dem alten Bund niemanden, der ohne Sünde war. Im Römerbrief, Kapitel sieben, beschreibt er später, dass das Gesetz immer neue Lust in uns weckt, das Gesetz zu brechen. Durch das Gesetz Gottes, durch die Gebote, werden immer wieder die bösen Züge unseres Herzens offenbar – so war es auch bei Saulus.
Und sobald die Rede auf Jesus kam, war er empört. Es ist übrigens interessant, dass wir hier einen Einblick in die erste Christenheit bekommen, die offenbar schon ein sehr klares Zeugnis von Jesus hatte. Ich bin überzeugt, dass Saulus sich nur deshalb so geärgert hat, weil die Christen immer wieder sagten: „Ich habe Vergebung in meinem Leben erlangt durch das Blut Jesu.“
Dann wallte sein Blut – das Blut des Saulus – wenn er vom Blut Jesu hörte. Wie könne man solch eine lästerliche Rede führen? Der Mensch brauche Ethik und Moral. Und so eine Theologie, wo jede Hure kommen könne und selig werden könne, das zersetzt unser Volk. Diese Leute gehörten ausgemerzt. Sündenvergebung brauche er nicht. Er wolle vor seinem Herrgott selber stramm stehen, sagt er. „Ich bin recht, ich tue meine Pflicht, ich bin so erzogen von meinen Eltern her und so werde ich auch sterben.“
„Ich brauche keinen, der mir die Sünden vergibt. Und was ist das für eine lässige Sache, das einfach auf Jesus zu schieben?“ Ich kann die Christen immer hören, sagt Saulus, immer nur Jesus, Jesus auf den Lippen. Haben sie kein anderes Thema? Man müsse die Menschen zum Guten anhalten, man müsse sie an ihre Pflichten erinnern.
Darum tobt er mit Drohen und Morden und schnaubt gegen die Christen. Er jagt sie an jedem Platz, wo er sie nur treffen kann. Damit habe ich Ihnen genau beschrieben, wie Gott Menschen herumholt, wie er sie bekehrt. Es wird ihnen schwerfallen, den Stachel wieder zu ziehen. So erzählt Saulus später noch von seiner Bekehrung. Er hat es festgehalten: Damals hat man den Treiberstecken hinter die Ochsen gehängt. Gott hatte schon lange bei diesem Saulus den Stachel hinten angesetzt.
Saulus sagt, da war Unfriede in seinem Leben, das Unerfülltsein, das angeschlagene Gewissen – auch bei einem jüdischen, gesetzestreuen Menschen. Man kann sein Gewissen abtöten, man kann sich mit falschen Sprüchen beruhigen, aber dieser Stachel saß. Darum hat er sich so wild gebärdet. Das ist der Weg, den Jesus auch in unseren Tagen nicht mehr wählt.
Mich überrascht es nicht, dass Leute einen großen Bogen um eine Kirche machen müssen. Vielleicht ist Ihnen das diese Woche beim Einladen mit unserem Gemeindebrief passiert, dass jemand Sie bös abgefertigt hat. Haben Sie Verständnis, wenn das Gewissen wund ist, wie man dann reagiert und der Stachel sitzt.
Bei den Walfängern kann man das anschaulich sehen: Wenn sie mit dem Boot hinausfahren und die erste Harpune losschießen, dringt die Harpune in das Fleisch des Wales ein. Dann lassen sie ihn erst einmal sausen. Ein paar hundert Meter ist die Leine dran. So manchen, die sich wild gegen Jesus und sein Wort gebärden, sitzt die Harpune in ihrem Gewissen, die Jesus geworfen hat.
Es braucht von uns sehr behutsames, feines, geduldiges Zugehen auf solche Menschen. Lassen Sie sich nie davon schrecken, wenn jemand noch so sehr lästert und flucht, wenn er den Namen Jesus hört. Es ist ein langer Weg, den Jesus mit Menschen gehen kann. Immer ist es der Punkt, an dem Jesus einen Zusammenbruch bewirkt.
Einen Zusammenbruch der bisherigen Frömmigkeit – ob das in Traditionen war wie bei Saulus, das kann sein. Oder ob es bei uns frommer Kirchgang ist, bei dem wir uns immer wieder wiegen und sagen: „Ich bin doch recht, ich tue doch meine Pflicht, bürgerliche Anständigkeit.“ Oder ob jemand von ganz weit außen kommt und Gott überhaupt nicht kennt – da wird das Alte durchgestrichen.
Man spürt: Jetzt geht es in meinem Leben um eine totale Entscheidung, die mich bis zum Letzten fordert.
Glaube als freie Entscheidung und Herausforderung
Und ich muss wissen, wohin ich will – mein zweiter Punkt auf dem Boden der Tatsachen.
Für den Saulus war es immer schwer fassbar, dass Jesus wirklich gelebt haben soll. Er dachte, das sei nur so ein Spruch. Gerade heute ist das sicher der schwierigste Punkt. Den jungen Leuten wird schon im Religionsunterricht an den Gymnasien eingebläut, dass Jesus hauptsächlich von den Jüngern zusammengedichtet wurde, dass er kein Messias sei, nicht auferstanden ist und nur Bilder seien. Das überrascht mich nicht.
Auf dem Boden der Tatsachen, wer Jesus wirklich ist, kommen sie nur über ihre eigene Glaubensentscheidung. Das ist richtig, obwohl ich fest überzeugt bin, dass all die Berichte der Bibel absolut historisch wahr sind. Es gibt gar keinen Grund, daran zu zweifeln.
Und was erlebt nun Herr Saulus? Er sieht ein Licht, es ist nicht einmal klar, was er genau sieht. Er kann es gar nicht fassen. Er hört eine Stimme. Dass Sie nicht meinen, so etwas müsste immer passieren! Oft wird bei uns angenommen, es müsse etwas Ähnliches äußerlich ablaufen. Dabei ist gar nicht klar, was bei Saulus äußerlich geschah. Man kann es ganz verschieden deuten. Es war irgendetwas, das nur er gesehen hat. Eine Stimme hörten auch die anderen. Wichtig ist mir aber, dass Saulus nie überfahren wurde. Er wurde nie erdrückt von dem, was er erlebt hat. Er konnte auf die Fragen noch antworten, stellte sogar selbst Fragen.
Wenn Jesus Menschen bekehrt, dann trampelt er nicht auf ihrer Person herum. Er erdrückt sie nicht mit einer ehrener Gewalt. So viele wünschen sich das und sagen: Warum hat Gott mich nicht so gemacht, dass ich glauben kann? Er will ihr freies Ja. Auch bei Saulus ist das so. Jesus redet zu ihm nur so, dass er merkt: Jesus lebt und er ist der Herr. Und er lebt nicht nur wie Goethe oder Mozart in seinen Werken weiter. Er lebt wirklich als Person. Er ist Gott.
Jesus steht vor mir als der Richter meines Lebens. Das ist der dritte Punkt, den Sie wissen müssen: Er ist auferstanden, für mich gestorben und der Richter meines Lebens!
Paulus hat an einigen Stellen seiner Briefe beschrieben, wie er zum Glauben gekommen ist. Manche stoßen sich daran und sagen, gerade die Berichte über den Glauben seien manchmal recht unanschaulich. Es ist auch schwierig, über diese sehr persönlichen Erfahrungen zu sprechen. Es fällt uns nicht leicht. Ich bin dankbar, wenn sich einige bedrängen lassen und in diesen Sonntagen im Gottesdienst davon erzählen, weil es uns doch ein wenig hilft, das für uns selbst wieder besser zu verstehen und den Weg dann auch zu gehen.
Er beschreibt zum Beispiel im Galaterbrief im ersten Kapitel seine Bekehrung, dass Gott seinen Sohn in ihm offenbart hätte. Er hätte plötzlich Christus gesehen. Er sagt dort, in ihm sei die Erkenntnis wach geworden.
Oder im 2. Korintherbrief Kapitel 4 beschreibt Paulus es so: Es sei wie am ersten Schöpfungstag gewesen, als Gott sprach: Es werde Licht. Bekehrung ist ein Wissen um Jesus, ein plötzliches Verstehen: Ja, er ist auferstanden, er ist mein Herr, ein Überführtwerden.
Im ersten Timotheusbrief beschreibt Paulus, dass die Gnade überfließend wurde, die göttliche Liebe so groß.
Einer der christlichen Schriftsteller, Louis, hat es in seinen Büchern so beschrieben, von sich selbst, dass er sagt: Der verlorene Sohn ging wenigstens noch auf eigenen Füßen zurück ins Vaterhaus. Aber bei ihm sei es so gewesen, dass er fast gegen seinen Willen durch die offene Tür des Vaterhauses hindurchgezogen wurde. Und als er noch drin war, hätte er am liebsten noch fliehen wollen.
Das kann ganz verschieden sein, wie diese Bekehrung verläuft. Bei manchen ist es wirklich so, dass sie sich bis zum Schluss sträuben, sich dagegen wehren und es nicht wollen. Aber sie sind immer – und das ist ein Kennzeichen, das Markenzeichen der Bekehrung – überwältigt von der Gnade Gottes.
Wir werden das am Schluss erst bei der zweiten oder dritten Predigt über Saulus richtig beobachten können, wie er das in seinem Leben erfährt. Mir ist es heute wichtig, das schon vorwegzunehmen: Dieser Saulus erschrickt so sehr über das Reden Jesu.
Wir brauchen die Bekehrung nicht als etwas Trauriges zu schildern. Es ist ein großer Schritt der Freude, wenn Christus seine Hände auf mich legt, mir die ganze Vergebung anbietet und in meinem Leben all das Dunkle auslöscht.
Man kann das vielleicht so schön sagen, wie es Paul Gerhard formuliert hat: „Herr, mein Hirt, Brun aller Freuden, du bist mein, ich bin dein, niemand kann uns scheiden. Ich bin dein, weil du dein Leben und dein Blut mir zu gut in den Tod gegeben. Ich bin dein, weil ich dich fasse und dich nicht, oh mein Licht, aus dem Herzen lasse.“
Darum hat Jesus mit Saulus geredet. Da geht es um gar keine anderen Fragen – nicht um Kirchenmitgliedschaft, nicht um Pflichterfüllung. Es geht nur darum, ob ich Jesus glaube, ihm vertraue und ihm mein Leben in die Hand gebe.
Das ist ein Weg zum Frieden, zur Freude, auf dem man das Alte weglässt und sagt: Ich will nicht mehr mich mit meinen Taten und meiner Anständigkeit prüfen, sondern ich vertraue darauf, dass Jesus mich erlöst hat und mein Herr ist.
Heute sitzen vielleicht einige hier, die sich ärgern, dass sie zum Gottesdienst gekommen sind und nun dieses Thema hören. Sie müssen sich an diesem Thema entscheiden. Schieben Sie das nicht hinaus.
Auch nach dem Gottesdienst sind einige da, die gerne mit Ihnen ein Gespräch führen und Ihnen helfen, zu einer klaren Entscheidung zu kommen – ein verschwiegenes Gespräch.
Es ist so wichtig, dass Sie zur Freude und zum Frieden kommen, dass Sie durchbrechen.
Tiefen und Herausforderungen auf dem Weg der Bekehrung
Jetzt haben wir noch einen dritten Punkt: Es geht durch unheimliche Tiefen bei Saulus. Das ist anders. Ich habe das schon kurz erwähnt. Eine Bekehrung ist immer ein Schritt in die Freude.
Bei Saulus hat Gott jedoch einen Weg gewählt, den einige Menschen nur durchmachen müssen. Sie können froh sein, wenn Gott ihnen das erspart. Das ist kein festes Gesetz, sondern in diesem Moment fehlt der Seelsorger. Deshalb habe ich gesagt: Es gibt Menschen, die Ihnen zusprechen, mit Ihnen beten und Ihnen sagen können, dass Gott Sie annimmt, dass Sie sein Eigen sind und eine neue Schöpfung in Christus sind, wenn Sie an ihn glauben.
Saulus hatte all das nicht. Von dem Zusammenbruch seines Lebens war er wie gelähmt. Er fiel vom Pferd und wurde dann nach Damaskus gebracht. Dort wurde er offenbar in einem Gastzimmer einer Wirtschaft untergebracht, wo er drei Tage zubrachte.
Sie brauchen nicht drei Tage zu warten. Das ist der Fehler derjenigen, die dann nach Hause gehen und sich dort wieder mit Skrupeln und Fragen ihres Lebens quälen und dadurch erst recht ins Zweifeln geraten. Gott hat Saulus besonders auserwählt, und die drei Tage spielen in der Bibel eine große Rolle. Sie kommen häufig bei der Berufung seiner Zeugen vor.
Drei Tage lag Saulus in totaler Isolation. Was für schwere Tage das waren! Die Last lag auf seinem Gewissen: „Ich habe Jesus weggestoßen.“ Paulus hat später immer wieder daran erinnert: Die schlimmste Sünde ist, Jesus wegzustoßen.
Sie sind völlig in falschen Gedanken, wenn Sie immer meinen, moralische Sünden seien die schlimmsten. Das sind sie nicht. Die schlimmsten Sünden sind die Versündigung an Jesus und an sein Wort.
Er lag da und durchlebte die ganze Tiefe. Er spürte, was Hölle bedeutet: dem Richter ausgeliefert zu sein und nichts mehr tun zu können. Da war seine Wohlanständigkeit dahin. Er konnte nicht sagen: „Aber Herr, ich habe doch die Gebote gehalten, ich war ein anständiger, treuer Pharisäer.“
Ich verstehe Sie nicht, wenn Sie sagen, Sie wollten mit Ihrem Leben und Ihrer Anständigkeit vor Gott bestehen. Sie können nicht bestehen. Natürlich gibt es eine Hölle, in der man allein ist mit den schrecklichen Qualen seines Gewissens. Man weiß, was Schuld ist: nämlich die Liebeshand Gottes weggestoßen zu haben.
Denken Sie in solchen Augenblicken daran: Da kommen Erinnerungen. Saulus sah immer noch den blutüberströmten Stephanus zusammenbrechen unter den Pflastersteinen, die auf ihn geworfen wurden, und wie Stephanus dabei stand und Freude hatte.
Da kommt Schuld in Erinnerung, Blutschuld seines Lebens, und niemand ist da, der ihm Vergebung zuspricht. Das kann Gott manchmal auf eine harte Weise tun. Wir brauchen das, damit wir endlich den Dingen unseres Lebens auf den Grund kommen.
Damit will ich heute nicht schließen, sondern ich darf Ihnen die ganze Gnade Jesu anbieten. Jesus sucht solche Menschen wie Saulus und will Ihnen Vergebung und Frieden schenken. Sie dürfen das jetzt annehmen.
Durch Jesus Christus habe ich Frieden. Mir ist vergeben. Ich gehöre ihm. Ich gebe mein Leben ihm, dem Herrn, der lebt und auferstanden ist, und ich will nichts mehr für mich selbst haben.
Vom Zweifel zum Glauben – so ist Saulus durchgebrochen. Mögen auch Sie diesen Weg in klarer Weise gehen. Amen.
Abschlusslied, Gebet und Fürbitte
Wir singen nun das Lied „Weicht ihr Berge, fallt ihr Hügel“ 511, die Verse 1 bis 3 und 5.
Wir wollen beten.
Lieber Herr, deine Güte und Liebe ist so groß. Du lädst uns immer und immer wieder ein und willst unser Leben in die Freude, in den Frieden und in die Gewissheit führen.
Herr, manchmal sind auch solche Zusammenbrüche bei uns nötig, bis du uns endlich stellen kannst. Ich möchte dich bitten für alle, die durch große gesundheitliche Nöte gehen, durch viel Schmerz und Enttäuschungen mit Menschen.
Dass du diese Tiefen benutzt, um sie ganz zu dir zu führen. Wir bitten dich, dass du uns auch in der Tiefe unseres Gewissens immer wieder all die Schuld aufdeckst, dass du unser Stolzsein immer wieder zerstörst.
Und dass wir dann dich ergreifen, dich erkennen, dich lieben – über alles hinweg. Hab vielen Dank, dass Entscheidung möglich ist und dass du heute auf jeden von uns wartest, auch auf den, der die ersten Schritte mit dir geht.
Dass wir es festmachen mit dir und vom Tod zum Leben übertreten. Herr, hab Dank, dass das geschieht durch deine Güte und durch deine Liebe.
Wir wollen heute auch fürbittend an die denken, die krank liegen und nicht unter uns sein können, dass du auch zu ihnen sprichst in ihrer Krankheit.
Wir bitten dich für die Trauernden, für unsere Stadt und alle, die sie regieren, für unser Land. Gib du den Regierenden Weisheit! Und vor allem zeige ihnen deine Ordnungen, die doch zum Heile dienen.
Wir bitten dich für unsere Welt. Lass du alle Evangeliumsverkündigung gesegnet sein, dass noch viele dich annehmen und zum Glauben an dich kommen.
Lasst uns gemeinsam beten: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Gemeindliche Nachrichten und Einladung
Nehmen Sie noch einen Augenblick Platz. Wir hatten in der vergangenen Woche die Freude, dass unsere Fräulein Kurm aus der Hohenheimer Straße 85 Jahre alt wurde.
Wir können die Geburtstage leider nicht mehr veröffentlichen, da viele Menschen neben ihren Ängsten auch eine Datenschutzangst haben. Meine Daten dürfen sie alle haben, aber die anderen Leute haben offenbar Angst. Deshalb können wir nicht mehr in unserem Notizensettel gratulieren.
Hier möchten wir es dennoch tun: Frau Kurm hat viele Jahre hindurch, auch noch im hohen Alter, die Kindergruppe geleitet. Wir gratulieren ihr ganz herzlich. Kann sie heute unter uns sein? Ist sie da? Frau Kurm ist heute Mittag nicht in der süddeutschen Gemeinschaft, der sie mit großer Treue weiterhin angehört. Aber manche sind hier, die Sie kennen und die ihr sicher auch noch gerne gratulieren möchten.
An dieser Stelle darf ich auch noch zum Altenmittag einladen. Das ist immer eine schöne Veranstaltung. Die Begegnung findet am nächsten Sonntag um 15.00 Uhr statt. Ich lade alle ein, die zum Gottesdienst oder zu unseren sonstigen Versammlungen kommen. Ab 65 Jahren ist es immer schön, wenn sie die Einladung annehmen. Für uns ist das eine Ehre und es macht uns große Freude.
Heute Abend um 19 Uhr ist die Mannschaft versammelt. Außerdem möchte ich noch einmal auf den grünen Notizensettel hinweisen, der hinten ausliegt. Darauf sind die Gottesdienste bis Ende November aufgelistet. Alle wichtigen Veranstaltungen sind dort aufgeführt.
Wir sind froh, dass am heutigen Sonntag wieder alles geklappt hat. Wir haben heute wieder eine Überbelegung. Ich nenne das immer eine selige Katastrophe. Drüben sind vielleicht 200 Leute von der Prägitzergemeinschaft im großen Saal. Die Kinder sind unten, 150 in zwei Jugendräumen zusammengedrängt. Außerdem gibt es eine Übertragung für die Mütter mit Kleinkindern, und im Kindergarten sind die anderen Kinder der Kinderkirche.
Dass das alles so gut funktioniert, ist eine große Leistung. Dass es kleine Probleme beim Parken gibt, wundert mich nicht. Ich danke Ihnen, dass Sie das ohne Murren und ohne Schimpfen hinnehmen. Wenn es nach mir ginge, hätten wir schon hundert Parkhäuser hier gebaut, nur um Sie alle willkommen zu heißen. Leider geht das nicht besser.
Vielleicht können die jungen Leute mal einen Parkdienst organisieren, der mit Walkie-Talkies die letzten freien Plätze beim Fernsehturm findet und anzeigt.
Unser Opfer ist heute für unsere Sonstigen, die als Missionare in Japan tätig sind. Dort liegen auch ausführlich zweiseitige Briefe und Nachrichten aus. Wir grüßen Sie herzlich. Sie hören ja auch die Kassette und den Gottesdienst, so sind wir mit Ihnen verbunden.
Sie berichten von Ihrer Gemeinde, an der Sie mitarbeiten. Fast jeden Sonntag versammelt sich die Gemeinde nach dem Gottesdienst, um verschiedene wichtige Angelegenheiten zu besprechen. Einmal im Monat gehen alle paarweise Traktate verteilen. Das ist eine sehr gute Erfahrung für uns.
Evangelistisch ist diese Gemeinde sehr aktiv. So wird zum Beispiel nach einem gemeinsamen Picknick im Park von jedem Picknickteilnehmer ein Traktat an einen Erwachsenen im Park überreicht.
Wir bitten Sie, weiterhin für gute Kontakte mit den Gemeindegliedern zu beten. Dieser Dienst kann nur durch Ihre Opfer geschehen. Das ist heute das Wichtigste: Menschen auszusenden. Dafür danken wir Ihnen von Herzen für alle Gaben.
Schlusssegen
Wir wollen um den Segen Gottes bitten.
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig.
Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.