Die Lehre der Apostel – Der zweite Korintherbrief Vers für Vers
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Heute geht es um den zweiten Korintherbrief, Kapitel 5, Verse 12 bis 17.
Wir waren an der Stelle stehen geblieben, an der Paulus sich wünscht, von den Korinthern erkannt zu werden und in ihrem Gewissen offenbar zu sein. Dieser Wunsch darf jedoch nicht dazu führen, dass man einen falschen Schluss zieht.
Selbstempfehlung und wahre Werte
Zweiter Korinther 5,12
Wir empfehlen uns nicht wieder selbst bei euch, sondern geben euch Anlass zum Ruhm unseretwegen. Damit ihr ihn habt bei denen, die sich nach dem Ansehen rühmen, und nicht nach dem Herzen.
Ich hatte das schon gesagt: In der antiken Kultur ist eine Empfehlung der eigenen Person nichts Außergewöhnliches. Aber das ist gar nicht das Ziel von Paulus hier. Er möchte den Korinthern, die auf seiner Seite stehen, so etwas wie Munition geben. Er sagt hier „Anlass zum Ruhm“. Er möchte ihnen Argumente geben, mit denen sie den Leuten gegenübertreten können, die zu viel Wert auf Äußerlichkeiten und zu wenig Wert aufs Herz, aufs Innere legen.
Es gibt da Pauluskritiker, die den Apostel nach dem beurteilen, was er äußerlich hermacht. Und das ist halt nicht viel. Aber darauf kommt es nicht an, das ist nur, wie die Welt Menschen beurteilt. Paulus will aber, dass sie verstehen, worauf es wirklich ankommt: das Herz, den inneren Menschen, die Christusebenbildlichkeit, ein reines Gewissen, Gottesfurcht, ein gottwohlgefälliges Leben.
Er möchte, dass sie mit einem gesunden Verständnis von dem, worauf es wirklich ankommt, denen gegenübertreten können, die Paulus schlecht machen. Er will, dass sie ihn mit den richtigen Argumenten verteidigen.
1. Samuel 16,7
Aber der Herr sprach zu Samuel: Sieh nicht auf sein Aussehen und auf seinen hohen Wuchs, denn ich habe ihn verworfen. Denn der Herr sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Denn der Mensch sieht auf das, was vor Augen ist, aber der Herr sieht auf das Herz.
Und diesen Blick auf sein Apostelherz – das ist, was er sich wünscht, dass die Korinther entwickeln, mindestens jedoch die, die auf seiner Seite stehen.
Vernunft und Hingabe im Dienst
Denn sei es, dass wir außer uns waren, so geschah es für Gott. Sei es, dass wir vernünftig sind, so sind wir es für euch.
Wenn Paulus davon spricht, dass er außer sich war, wissen wir nicht genau, was er damit meint. Er bezieht sich auf ein Ereignis, das ihn in den Augen der Menschen als etwas extrem leicht irrational erscheinen ließ.
Vielleicht bezieht sich dieser Vers auf seinen letzten Besuch. Wenn Paulus dort ein wenig extrem aufgetreten war, sagt er hier: Es war für Gott.
Jetzt aber schreibt Paulus ganz vernünftig. Diese offene, ehrliche und vernünftige Kommunikation ist für die Empfänger des Briefes bestimmt. Er hat sie wirklich im Blick.
Die Triebfeder des Handelns: Die Liebe Christi
2. Korinther 5,14: Denn die Liebe Christi drängt uns, da wir zu diesem Urteil gekommen sind, dass einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind.
Die Liebe Christi kann auf verschiedene Weise verstanden werden: als die Liebe des Paulus zu Christus, als die Liebe Christi zu Paulus oder als beides zusammen. Da es im weiteren Verlauf um das geht, was Jesus für Paulus getan hat, liegt der Schwerpunkt hier vermutlich vor allem auf der Liebe Jesu zu seinem Apostel. Diese Liebe ist die Triebfeder seines Handelns.
Die Liebe Christi drängt uns. Sie bewirkt, dass der Apostel sein Leben in andere investiert. Und warum? Weil einer für alle gestorben ist. Einer hat sich für alle geopfert, um mit seinem Tod die Schuld zu sühnen und mit seiner Auferstehung den Weg zum ewigen Leben freizumachen.
Wie kann man sagen, dass Jesus für alle gestorben ist, wenn nicht alle gerettet werden? Diese Idee findet sich auch an anderer Stelle im Neuen Testament:
Kolosser 1,19-20: Denn es gefiel der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen und durch ihn alles mit sich zu versöhnen.
Hebräer 2,9: Wir sehen aber den, der ein wenig unter die Engel erniedrigt war, Jesus, wegen des Todesleidens mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, damit er durch Gottes Gnade für jeden den Tod schmeckte.
1. Johannes 2,2: Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein für unsere, sondern auch für die ganze Welt.
Versteht ihr, was hier steht? Das Opfer Jesu hat die Kraft, jeden zu retten. Es ist allversöhnend, für jeden sterbend, alles sühnend. Allerdings realisiert sich dieses Potenzial nicht im Leben aller Menschen.
Wir haben es mit genug Gnade für jeden zu tun. Diese Gnade wird jedoch nur durch den Glauben erfahren. Kein Glaube, keine Gnade. Wir sind nun einmal aus Gnade durch Glauben gerettet und nicht einfach so.
Die Bedeutung des stellvertretenden Todes Christi
2. Korinther 5,14 lautet: "Die Liebe Christi drängt uns, weil wir zu diesem Urteil gekommen sind, dass einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind."
Das ist kein einfacher Vers. Hier steht, dass, weil einer – nämlich Jesus – für alle als Stellvertreter gestorben ist, dies Folgen hat. Es hat zur Folge, dass alle gestorben sind.
Der Tod Christi bringt todbringende Auswirkungen für alle mit sich. Dieser Tod am Kreuz beendet alle Träume von Selbsterlösung. Und jetzt wird es spannend.
Leben in der Nachfolge Christi
2. Korinther 5,15: Und für alle ist er gestorben, damit jene, die leben, nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferweckt worden ist.
Hier erkennen wir einen Unterschied zwischen allen, für die Jesus gestorben ist, und denen aus dieser Gruppe, die tatsächlich leben – das heißt, ewiges Leben haben. Wer ewiges Leben hat, lebt nicht mehr für sich selbst. Er ist, sozusagen, mitgestorben – gestorben seinem Ego, seinem Fleisch, der Sünde und der alten Identität.
Der Tod Jesu soll weit mehr bedeuten als nur ein Ticket in den Himmel. Er will mein Leben komplett verändern: meine Sicht auf das Leben, meine Ziele und meine Haltung. Wenn jemand für mich gestorben und auferweckt worden ist, kann ich nicht anders, als für ihn zu leben und ihn zum Vorbild zu nehmen.
Sein Tod, der aus Liebe selbst für Feinde geschah, wird zu meiner Inspiration.
Neue Sicht auf Menschen und Christus
2. Korinther 5,16: Daher kennen wir von nun an niemanden mehr nach dem Fleisch, auch wenn wir Christus nach dem Fleisch gekannt haben. So kennen wir ihn jetzt nicht mehr.
Es geht hier nicht darum, dass uns Jesus, wie er in den Evangelien dargestellt wird, also nach dem Fleisch, nicht mehr interessieren soll – ganz im Gegenteil. Paulus zitiert Jesus. Der irdische Jesus sollte uns sehr wohl interessieren, einfach deshalb, weil er sich nicht ändert. Er bleibt gestern, heute und in Ewigkeit derselbe.
Aber Paulus formuliert hier, dass er niemanden mehr nach dem Fleisch kennt – also Jesus nicht, aber auch alle anderen Menschen nicht. Was meint er damit? Es geht ihm um die Frage, nach welchen Maßstäben wir Menschen und eben auch den Herrn Jesus beurteilen. Wie tun wir das? Die Antwort lautet: nicht nach dem Fleisch.
Damit ist wohl das äußere Erscheinungsbild gemeint, das, was die Welt gewöhnlich als Wertmaßstab anlegt. Nach dem, was jemand in den Augen der Leute darstellt. Dabei geht es ganz stark um Dinge wie Auftreten, Ehre, Redegewandtheit, Durchsetzungsvermögen, Charisma, Beziehungen, Reichtum und so weiter.
Aber genau das, was die Welt schätzt, darf uns nicht blenden. Wenn wir für Jesus leben, dann müssen wir damit aufhören, Menschen nach dem zu beurteilen, was sie her machen.
Paulus weiß sehr wohl, wie er und auch andere früher ihre Probleme mit Jesus hatten, der als von Gott Verfluchter am Kreuz hingerichtet worden war. Auf den ersten Blick war klar: Das kann nie und nimmer der Messias sein. Aber weit gefehlt! Jetzt weiß er, wer dieser Jesus ist und warum er für ihn sterben musste – um ihn von seiner Selbstgerechtigkeit zu erlösen.
Seien wir bloß vorsichtig, wo wir Jesus auch heute noch nach dem Fleisch beurteilen und wo wir uns anmaßen, unsere Bewertungsmaßstäbe auf ihn anzuwenden, um ihn in einen sehr irdischen Revolutionär, einen charismatischen Lehrer oder einen sanften Heiler zu verwandeln.
Vielleicht tun wir das nur deshalb, weil uns sein göttlicher Anspruch auf unser eigenes Leben nicht passt. Seien wir da bloß vorsichtig.
Die neue Schöpfung in Christus
2. Korinther 5,17
Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.
Zuerst zur Formulierung „wenn jemand in Christus ist“: In Christus zu sein bedeutet, dass jemand Christ ist und zum Leib Christi gehört. Wer Christ ist, gehört zu einer neuen Welt. Er ist Teil einer neuen Schöpfung, die mit Christus angebrochen ist.
Es mag sein, dass die vollständige Realisierung dieser neuen Erde und dieses neuen Himmels noch in der Zukunft liegt. Doch in jedem Christen steckt bereits die neue Schöpfung. Jeder Christ kann von sich sagen, dass das Alte vergangen ist.
In meinem Leben gibt es einen klaren Bruch vor und nach der Bekehrung. Dieser Moment, das Bekenntnis zu Christus, teilt mein Leben in ein Vorher und ein Nachher.
Besonders hervorzuheben ist das Wort „siehe“ am Ende des Verses, wo es heißt: „siehe, Neues ist geworden“. Dieses Wort „siehe“ beschreibt in der Bibel ungewöhnliche Momente oder Taten. Es ist eine Hervorhebung von etwas Besonderem.
„Siehe, Neues ist geworden“ bedeutet, dass eine neue Lebensqualität entstanden ist, aber auch ein neues Lebensziel, das mich jetzt prägt.
Das war es für heute. Nächste Woche geht es mit dem 2. Korintherbrief weiter. Das Skript zum Vortrag findest du auf frogwords.de oder in der App.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
