Einführung in die Entscheidungsfindung bei Paulus
Dann lese ich zuerst einen Abschnitt aus der Apostelgeschichte.
Der zweite Teil der Apostelgeschichte beschäftigt sich insbesondere mit dem Dienst von Paulus, während der erste Teil stärker den Dienst von Petrus in den Vordergrund stellt.
Ich fand es ganz interessant, dass ich in den letzten Wochen die ganze Apostelgeschichte noch einmal durchgelesen habe. Dabei habe ich besonders darauf geachtet, wie Paulus seine Entscheidungen getroffen hat. Er hatte viele Entscheidungen im Alltag zu treffen: Wo gehe ich hin? Was mache ich? Oder überhaupt erst einmal Grundentscheidungen zu fällen, wie zum Beispiel: Was ist für die christliche Gemeinde wichtig zu tun?
Manches Mal fand ich genau in diesen Situationen die Ratschläge, die ich morgen formuliert habe, in Bezug darauf, wie wir den Willen Gottes erkennen können. Ein Beispiel ist die Frage, wie die neu entstandenen Gemeinden, insbesondere die heidenchristlichen Gemeinden, zum Judenchristentum stehen sollen. Welche Gebote sollen sie übernehmen?
Paulus ging mit seinen Mitarbeitern, unter anderem Barnabas, nach Jerusalem. Dort setzten sie sich mit Jakobus, Johannes und Petrus zusammen, um darüber zu sprechen. Schließlich entschieden Jakobus und Petrus im Wesentlichen, dass den heidenchristlichen Gemeinden keine unnötigen Lasten auferlegt werden sollen. Sie müssen die Gebote des Judentums nicht halten, außer sie sollen sich enthalten von Unzucht, vom Verzehr von Ersticktem, von Blut und ähnlichen Dingen.
Diese Entscheidung wurde so getroffen. Hier ist ein Beispiel, wo Paulus sich dem Rat und der Entscheidung anderer bewährter Geschwister unterstellt hat. Er suchte ihren Rat und akzeptierte ihn als Antwort Gottes. Das ist ein typisches Beispiel.
Übernatürliche Führung und Visionen bei Paulus
Ich möchte ein anderes Beispiel vorlesen, das finden wir in der Apostelgeschichte Kapitel 16. Dort schreibt Lukas in Vers 6: „Als sie aber Phrygien und das Gebiet Galatiens durchzogen hatten, wurde ihnen vom Heiligen Geist verboten, das Wort in der Provinz Asia zu verkündigen.“
Als sie nach Mysien kamen, versuchten sie, nach Bithynien zu reisen, doch der Geist ließ es ihnen nicht zu. Deshalb reisten sie an Mysien vorbei und kamen hinab nach Troas. In der Nacht erschien dem Paulus ein Gesicht: Ein mazedonischer Mann stand vor ihm, bat ihn und sprach: „Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!“
Als Paulus dieses Gesicht gesehen hatte, waren wir sogleich bestrebt, nach Mazedonien zu ziehen. Wir schlossen daraus, dass uns der Herr berufen hatte, ihnen das Evangelium zu verkündigen.
Das ist eine von fünf Situationen, in denen Paulus in der Apostelgeschichte eine übernatürliche Vision erhält, die ihm anzeigt, wohin er ziehen soll. Hier haben wir gleich zwei Hinweise darauf, auf welche Art und Weise Gott führen kann, wenn es darum geht, seinen Willen zu erkennen.
Zum einen wird zweimal erwähnt, dass der Heilige Geist Paulus wehrte. Welche Situation liegt vor? Paulus war unterwegs auf seiner Missionsreise, noch relativ am Anfang dieser Reise. In der ersten Missionsreise war er in Kleinasien unterwegs, auch in Kreta, hatte dort Gemeinden gegründet und zieht jetzt wieder dorthin.
Kleinasien entspricht im Großen und Ganzen dem Gebiet der heutigen Türkei. Paulus ist wieder unterwegs, es werden einige Provinzen des heutigen türkischen Gebiets genannt, etwa Galatien im Norden der Türkei und Bithynien, ein weiteres Gebiet. Er will dort intensiver das Evangelium verkündigen. Dieses Gebiet kennt er bereits, denn er war schon dort. Er möchte die Geschwister ermutigen und neue Gemeinden gründen.
Dann lesen wir zweimal, dass der Heilige Geist ihn wehrte, dahin zu gehen. Das ist eine Art, wie Gott führen kann, wenn es darum geht, seinen Willen zu erkennen. Nun stellt sich die Frage, wie man erkennt, ob der Heilige Geist wirklich wehrt.
Leider beschreibt der Text das nicht genau. War es nur ein innerliches Gefühl? Oder waren es widrige Umstände? Wir wissen es nicht genau. Ich würde vermuten, es muss mehr gewesen sein. Denn ungünstige Umstände hatte Paulus häufiger.
Nehmen wir zum Beispiel Lystra: Dort wird Paulus zusammen mit Barnabas als Gott verehrt und wenig später gesteinigt. Doch es steht nicht, dass der Heilige Geist ihn wehrte. Stattdessen steht, dass Paulus aufstand, zurück nach Lystra ging und weiter predigte. Die Umstände waren negativ, aber Paulus war sich sicher, dass er erst einmal dort bleiben sollte.
Das Wehren des Heiligen Geistes muss also mehr gewesen sein als nur ein Gefühl oder widrige Umstände. Auch wenn hier nichts ganz Deutliches steht, würde ich sagen: Wenn wir spüren, dass der Heilige Geist uns wehrt, dann ist das ein sehr starker, klarer Eindruck. Ein Eindruck, dem man nicht widersprechen kann, ohne das eigene Gewissen zu verletzen.
Es handelt sich also nicht nur um negative Umstände. Für Paulus war es so klar, dass er nicht einfach weiterkämpfte. Es steht auch nicht, dass die Leute ihn abgelehnt hätten, sondern dass der Heilige Geist es deutlich machte. Die Führung des Heiligen Geistes erhalten wir aber nur, wenn wir bereit sind, den Willen Gottes zu tun.
Das bedeutet, wir müssen den Willen Gottes dort umsetzen, wo wir ihn erkannt haben. Wir müssen in Gemeinschaft mit Geschwistern leben und offen dafür sein, dass Gott durch sie zu uns spricht. Wir sollten überlegen, was jetzt dran ist – auch was logisch und vernunftmäßig sinnvoll erscheint.
Wenn wir diese Dinge, die wir in der Hand haben, umsetzen, dann kann Gott von seiner Seite aus auch übernatürlich eingreifen. Er tut das immer wieder, um uns deutlich zu machen, was dran ist und was nicht.
Hier sehen wir auf der einen Seite das Bremsen Gottes. Es ist nicht dran, und der Heilige Geist wehrt – und zwar so deutlich, dass es ganz klar von Gott kommt. Wir müssen uns also keine Sorgen machen, wenn wir nachts schlecht träumen, morgens schlecht aufwachen oder der Chef mal unfreundlich ist. Das ist kein Wehren des Heiligen Geistes. Das Wehren ist viel massiver, kräftiger und eindeutiger, sodass wir wissen: Das ist jetzt nicht dran.
Paulus hat darüber hinaus gleich noch ein zweites Erlebnis. Es wird nicht nur gewehrt, sondern Gott macht auch deutlich: „Das ist jetzt dran, das sollst du tun.“ Und das ist ja sehr klar.
In meinem Leben würde ich mir so etwas immer wieder wünschen. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich hätte es gerne einfach. Statt lange zu grübeln und schwierige Entscheidungen zu treffen, hätte ich gern zum Beispiel alle 14 Tage eine Vision. Dann wüsste ich immer genau, was dran ist.
Zum Beispiel: Wohin soll ich in den Urlaub fahren? Soll ich das Haus kaufen oder nicht? Soll ich den Job wechseln? Welche Ausbildung soll ich machen? Plötzlich sehe ich eine Vision von der Universität Aachen, Studiengang Maschinenbau. Dann weiß ich: Das ist jetzt dran, und ich kann es gleich umsetzen.
Das wäre schön, und hier sehen wir ein Beispiel, wo Gott das auch so macht. In der gesamten Karriere von Paulus, etwa 15 bis 20 Jahre lang, finden wir in der Apostelgeschichte fünfmal beschrieben, dass er eine Vision bekommt, die ihm mitteilt, was dran ist.
Unter anderem wird ihm in einer Vision deutlich, dass er in Jerusalem gefangen genommen wird. In einer anderen Vision, als er mit dem Schiff nach Rom überführt wird, wird ihm als Gefangener gezeigt, dass alle, die im Schiff sind, überleben werden – trotz eines riesigen Sturms, der 14 Tage andauerte. Sie hatten den Himmel nicht gesehen und dachten, sie würden sterben.
Doch Paulus erhält die Vision, dass alle überleben, nur das Schiff wird untergehen. Und genauso geschieht es. Auch hier greift Gott durch eine Vision ein.
Aber wie gesagt, in 15 bis 20 Jahren, selbst bei Paulus, dem Völkermissionar, finden wir nur fünfmal eine solche Vision. In den anderen Fällen musste er selbst entscheiden.
Träume, Visionen und ihre Unterscheidung
Hat Gott in der Vergangenheit manchmal so gehandelt? Hier wird es deutlich, weil der Mann direkt sagt: „Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns.“ Außerdem wird erwähnt, dass er ein mazedonischer Mann sei. Das muss auch an seiner Kleidung erkennbar gewesen sein. Früher war es üblich, dass sich jede Region und jedes Land durch die Tracht unterschied, die man trug. So konnte Paulus sofort erkennen: „Das ist er.“
Er spricht es sogar aus. Und das ist das Wichtige daran: Es ist keine Einbildung, sondern ihm wird sofort klar, dass das, was er sieht, eine Botschaft von Gott ist. Das müssen wir uns auch vor Augen führen. Nicht jeder Traum, jede Vorstellung oder jeder Wunsch ist gleich von Gott.
Medizinisch gesehen träumen wir jede Nacht. Mediziner sprechen von der REM-Phase (Rapid Eye Movement), in der sich die Augen stark bewegen. Wer Hunde hat, kennt das vielleicht: Manchmal zucken sie im Schlaf, als würden sie einem Kaninchen nachjagen. Diese Phase haben wir Menschen auch, und in dieser Zeit träumen wir meist kurz vor dem Aufwachen. Manche erinnern sich daran, andere nicht so gut.
Ich gehöre zu denen, die sich meistens nicht erinnern. Meine Frau dagegen erinnert sich immer gut. Oft erzählt sie beim Frühstück, was sie geträumt hat. Manchmal, kurz vor dem Aufwachen, denke ich: „Jetzt behalte ich das.“ Fünf Minuten später ist alles wieder vergessen. Ich weiß nur noch, dass ich geträumt habe, das war spannend, aber der Inhalt ist weg.
Unsere Träume sind jedoch nicht immer Gottes Reden. In 99,9 Prozent der Fälle sind sie eine Produktion unseres Unterbewusstseins. Sie spiegeln unsere Wünsche, Ängste und Befürchtungen wider, die wir aus dem Tag mitnehmen. Unser Verstand und Unterbewusstsein verarbeiten das im Traum. Das ist das Normale.
Aber manchmal gibt es auch Träume, die Gott benutzt, um uns den Weg zu weisen und uns zu zeigen, was sein Wille ist. Wenn meine Frau hier wäre, könnte ich sie direkt fragen. Sie ist aber nicht da, also erzähle ich es so.
Meine Frau hatte einmal einen Traum, von dem sie bis heute überzeugt ist, dass es Gottes Reden war. Sie wuchs in Frankreich in einer atheistischen Familie auf, in der Glaube keine Rolle spielte und sogar abgelehnt wurde. Als Jugendliche hatte sie in der Schule eine Freundin, die gläubig war. In dieser Zeit träumte sie intensiv, dass Jesus ihr im Traum am Kreuz erschien und sagte: „Ich bin für dich gestorben.“ Das beeindruckte sie so sehr, dass sie sich daraufhin bekehrte. Sie sagt, so etwas sei ihr danach nie mehr passiert. In diesem Moment war ihr ganz klar, dass Gott zu ihr sprach. Und genau so kann das passieren.
Wenn wir in solch einer Situation sind, merken wir, dass es keine Spekulation oder Deutung ist. Wir erkennen: Hier redet tatsächlich Gott zu uns. Das ist auch bei vielen Propheten so, zum Beispiel Jesaja oder Jeremia. Als sie berufen wurden, mussten sie nicht erst fragen, ob das von Gott kommt. Es war so eindrücklich und deutlich, dass sie es sofort erkannten, weil Gott es ihnen klar machte.
Das heißt: Kein Herumraten und nicht in jedem Traum eine göttliche Botschaft sehen. Aber offen sein dafür, wenn Gott wirklich spricht und das auch anzunehmen.
Das finden wir auch bei Joseph, dem Mann von Maria, als Jesus geboren wurde. Dort lesen wir mindestens dreimal, dass Joseph im Traum ein Engel erscheint und ihm sagt, was er tun soll. Vorher gibt es keine Berichte darüber, dass Joseph solche Träume hatte.
Zum Beispiel erscheint der Engel im Traum und sagt: „Nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten, denn Herodes will das Kind töten.“ Die Sache ist klar. Später bekommt Joseph im Traum erneut Anweisungen, wann er zurück nach Israel gehen kann, weil es jetzt sicher ist.
Noch ein Beispiel: Als Joseph seine Frau verlassen will, weil er denkt, sie sei untreu, erscheint ihm ein Engel im Traum und sagt: „Verlass Maria nicht, sie ist dir treu gewesen. Das Kind ist von Gott.“ Daraufhin bleibt er bei ihr.
In relativ kurzer Zeit erscheint Joseph also dreimal im Traum ein Engel von Gott und macht ihm die Situation klar. Joseph diskutiert nicht lange, sondern erkennt sofort, dass das eine Botschaft von Gott ist.
Ähnlich ging es Nebukadnezar. Auch er hatte häufig Träume. Einmal hatte er einen Traum, von dem er wusste, dass er von Gott kommt. Er suchte verzweifelt nach jemandem, der ihn deuten konnte, bis er auf Daniel stieß. Daniel deutete den Traum, und Nebukadnezar erkannte sofort, dass es eine göttliche Deutung war.
Bei den biblischen Beispielen handelt es sich also nicht um irgendeinen Traum oder Wunsch, sondern wenn Gott einen Traum benutzt, dann macht er das so klar und deutlich, dass wir sofort wissen: Das ist von Gott.
Außerdem muss das, was wir träumen, im Einklang mit der generellen Offenbarung Gottes stehen. Wenn du zum Beispiel sauer auf deinen Nachbarn bist, weil er dir etwas Böses getan hat, und dann träumst du, dass du ihm eine runterhaust, ist das kein göttlicher Befehl, ihn morgens zu schlagen mit der Begründung, Gott habe dir das gesagt.
Dann solltest du eher in der Bibel lesen, wo steht: „Wenn dich jemand auf die eine Wange schlägt, halte ihm auch die andere hin“ oder „Liebet eure Feinde.“ So weißt du, dass das nicht von Gott kommt.
Wenn du also meinst, ein Traum sei von Gott, musst du immer überprüfen: Ist das jetzt nur dein eigener Wunschtraum, weil du dich rächen willst oder jemanden besonders gern heiraten möchtest? Oder ist es wirklich von Gott? Da muss man ehrlich zu sich selbst sein und prüfen, ob es im Einklang mit dem Wort Gottes steht. Sonst sollte man sich nicht darauf verlassen.
Aber Gott kann auch heute noch auf diese Weise zu uns sprechen und uns Dinge deutlich machen.
Übernatürliche Zeichen und ihre Grenzen
In der Bibel finden wir Beispiele dafür, dass Gott durch Zeichen wirkt. Das sollten wir nicht grundsätzlich ausschließen, aber auch nicht anfangen, wild zu spekulieren. Ich weiß, dass einige Geschwister aus der charismatischen Bewegung das sehr gerne tun. Dort wird oft in jeden Traum etwas hineininterpretiert, und alles wird sofort als Vision oder als Wille Gottes verstanden. Dabei kommen manchmal sehr absurde Dinge heraus. Deshalb sollte man zurückhaltend sein und nicht in jeden Traum etwas hineininterpretieren.
Gott kann jedoch durch übernatürliche Zeichen wirken, die wir erhalten. Ein berühmtes Beispiel in der Bibel ist Gideon, der mit dem ausgelegten Vlies ein Zeichen suchte, um Gottes Willen zu erkennen. Es gibt auch weitere Beispiele, in denen Gott Menschen Zeichen gibt, um seinen Willen zu offenbaren. Dennoch sollten wir immer im Hinterkopf behalten, dass dies nicht das normale Handeln Gottes ist.
Im Fall von Gideon war das ausgelegte Vlies eher ein Zeichen des Unglaubens als des Glaubens. Er wusste genau, was er tun sollte, war sich jedoch unsicher, zweifelnd und hatte vielleicht Angst vor der Schlacht. Deshalb bat er um ein Zeichen: Erst sollte das Vlies trocken bleiben, während der Boden nass war. Danach sollte das Vlies nass sein, während der Boden trocken blieb. In Wirklichkeit war dies eher ein Ausdruck seines Unglaubens. Es wird uns nirgends empfohlen, dass dies der allgemeine Weg ist, um Gottes Willen zu erfahren.
Manchmal benutzt Gott äußere Zeichen, um uns Dinge deutlich zu machen. Aber ich betone noch einmal: Ich empfehle nicht, diesen Weg zu gehen. Manche sagen: „Ich bin halt ein Zweifler.“ Dann sollte man an seinem Zweifel arbeiten und Gott bitten, ihn wegzunehmen. Es ist nicht der Weg, auf dem wir im Allgemeinen Gottes Willen erschließen sollen, auch wenn Gott in seiner großen Gnade manchmal dennoch diesen Weg benutzt, um uns etwas zu verdeutlichen.
In diesem Bereich erlebe ich oft, dass Menschen, selbst wenn sie ein Zeichen Gottes erhalten, nicht daran glauben, weil das Zeichen nicht dem entspricht, was sie sich wünschen. Oder das Zeichen ist so allgemein, dass es nichts aussagt. Vielleicht kennt ihr das Beispiel: Jemand möchte heiraten und hat sich in Susanne verliebt. Dann setzt er sich ans Fenster und zählt die vorbeifahrenden Autos. Er sagt sich: Wenn das dritte Auto ein Mercedes ist, soll ich Susanne heiraten. Dann kommt ein Mercedes, und er denkt, Gott hat ihm ein Zeichen gegeben. Aber dann gibt er Gott noch eine Chance und wartet auf weitere Autos, um das „Zeichen“ zu bestätigen. Nach mehreren Autos und Marken hat er am Ende das gewünschte Ergebnis.
Ihr merkt, dass das kein echtes Zeichen ist. Ich würde euch sogar raten, vorher im Internet nachzusehen, welche Autos am häufigsten verkauft werden oder welche Farbe am häufigsten vorkommt. Dann kann man sich das gewünschte Ergebnis zurechtlegen. Ich mache mich jetzt ein bisschen darüber lustig, aber genau so ist es manchmal. Ich kenne Christen, die nach solchen Zeichen suchen, obwohl Gott sich auf diese Zeichen gar nicht einlässt. Es sind menschliche Zeichen, keine göttlichen. Wir suchen den Segen und Zuspruch Gottes, aber Gott antwortet nicht durch solche Zufälle. Es ist reine Spekulation.
Daher sollten wir grundsätzlich davon ausgehen, dass Gott normalerweise keine äußeren Zeichen zur Bestätigung seines Willens benutzt. Manchmal tut er es in seiner großen Gnade, aber wir sollten nicht fest damit rechnen oder darauf bauen. Schon gar nicht sollten wir solche merkwürdigen Experimente machen.
Ein seltsames Experiment, von dem ich gelesen habe, wurde von einem der bekanntesten Atheisten beschrieben: Richard Dawkins in seinem Bestseller „Der Gotteswahn“. Darin zitiert er ein Glaubensexperiment amerikanischer Christen. Amerikaner sind oft sehr kreativ, auch die Gläubigen. Sie wollten einen ultimativen Gottesbeweis erbringen. Sie beteten für die Hälfte der Patienten in einem städtischen Krankenhaus und nicht für die andere Hälfte. Sie erwarteten, dass die beteten Patienten schneller gesund werden. Das sollte der Gottesbeweis sein.
Richard Dawkins zitiert das Experiment jedoch nicht, weil es gelungen ist, sondern weil es scheiterte. Das Ergebnis war, dass die Patienten, für die nicht gebetet wurde, schneller gesund wurden. Dawkins lacht darüber und macht sich über die Christen lustig. Ich musste auch schmunzeln, denn das ist tatsächlich eine merkwürdige Sache.
Nach meinem Dafürhalten zeigt das nicht, dass es keinen Gott gibt. Es zeigt nur, dass es keinen Gott gibt, der sich auf solche dummen Experimente einlässt. Wenn ich nur bete, um Atheisten zu widerlegen, ohne mich wirklich um die Kranken zu kümmern, dann ist das kein echtes Anliegen. Ich bete dann nur tabellarisch für die Kranken, die ich gar nicht kenne, und will Gott zu etwas zwingen. In so einem Fall wird Gott sagen: „Soll ich eingreifen, wenn dir die Leute egal sind? Nein, das mache ich nicht.“
Für mich ist das das Ergebnis: Gott lässt sich nicht auf solche dummen Experimente ein. Wenn er es beauftragt, wie bei Elija mit dem Feuer vom Himmel, dann stellt er sich dazu. Aber wenn wir Experimente machen, weil wir verunsichert sind oder Gott nicht vertrauen, dann ist er nicht verpflichtet, sich darauf einzulassen. Manchmal lässt er uns mit unseren Experimenten allein.
Deshalb sollte man nicht versuchen, zu viele Zeichen zu erzwingen. Das kann böse enden, wenn man hinterher Dinge tut, die eigentlich nicht von Gott gesegnet sind, weil Gott nicht antwortet. Manchmal, betone ich, benutzt Gott solche Zeichen, aber sehr selten. Es sollte nicht der allgemeine Weg sein, den wir gehen.
Der innere Frieden und prophetische Mitteilungen
So ist es auch mit anderen Gefühlen und Emotionen. Manche Leute sagen: „Ja, der Heilige Geist hat mir das gezeigt.“ Oder sie sagen: „Das steht ja auch in der Bibel, wir haben den Frieden Gottes darüber.“ Das kennt ihr vielleicht auch als Argument: „Ich habe den Frieden Gottes, und deshalb tue ich das.“
Allerdings habe ich in 30 Jahren Seelsorge und geistlichem Dienst schon viele Situationen erlebt, in denen Menschen im Frieden vor Gott Dinge getan haben, die völlig sündig waren. Da kommt dann zum Beispiel eine Frau zu mir und sagt: „Ich trenne mich von meinem Mann, ich habe Frieden darüber.“ Dann erwartet sie, dass ich sage: „Ja, alles in Ordnung, super.“ Das kann ich ihr natürlich nicht sagen.
Der Frieden bedeutet oft einfach nur, dass man sich mit etwas abgefunden hat, dass man zufrieden damit ist und es einem gefällt. Aber wenn du nicht in ganz enger Nähe zu Gott lebst, kannst du auch Frieden über etwas haben, das gar nicht im Willen Gottes ist. Weil du so weit von Gott entfernt bist, hörst du seine Stimme nicht mehr. Du hast dich so stark auf etwas fixiert, was du gerne haben möchtest, dass du die Stimme Gottes nicht mehr wahrnimmst und das mit dem Frieden Gottes verwechselst.
Deshalb ist der Frieden Gottes gut, aber er funktioniert nur, wenn du wirklich in einer innigen, engen Beziehung zu Gott lebst. Dann zeigt dir Gott durch dein Gewissen, durch sein Wort und durch Geschwister, dass etwas falsch ist. Wenn dein Glaubensleben aber schon etwas lasch geworden ist und du nicht in der engen Nähe zu Gott bist, verwechselst du das Schweigen Gottes oder das Nicht-Hören seiner Stimme mit dem Frieden Gottes – und das ist etwas ganz anderes.
Deshalb gilt auch beim Frieden Gottes: Ja, den finden wir in der Bibel, aber die Voraussetzung ist, dass du in enger Gemeinschaft mit Gott lebst. Sonst funktioniert das Ganze nicht.
Ähnlich ist es bei irgendwelchen Mitteilungen. Ich hätte es ja auch gerne, und manche Geschwister, besonders im charismatischen Bereich, pflegen das intensiv mit Prophetien. Wenn ihr in einer charismatischen Gemeinde seid – und ich kenne einige ganz gut – dann gibt es dort jede Woche Prophetien über alles Mögliche. Darüber, welchen Job du machen sollst, welches Haus du kaufen sollst, wen du heiratest, wo du in Urlaub fährst – alles bis ins Detail.
Gegen Prophetien habe ich an sich nichts, zumindest wenn sie biblisch sind. Aber das meiste, was ich dort bisher erlebt habe, waren keine biblischen Prophezeiungen. Es waren eigentlich nur menschliche Gefühle, Befürchtungen, Hoffnungen, Ängste und Wünschträume, die als Prophetie Gottes ausgegeben wurden – also die eigenen Wünsche.
Es gibt zum Beispiel Prophetenschulen, wo man hingehen und Prophetie lernen kann. Allein das sollte uns schon deutlich machen: Das ist nicht das, was Gott macht. Denn Gott beruft einen Propheten. Der kann nicht einfach in eine Schule gehen. Es gibt kein Abschlussdiplom oder einen Master Degree in Prophetie, mit dem man dann prophezeien kann. Das gibt es nicht. Wenn Gott dich nicht beruft, kannst du lernen und lernen und lernen – du wirst nie Prophet.
Manche sagen: „Michael, lesen wir nicht im Alten Testament bei Elia oder Elisa, dass es dort Prophetenschulen gab?“ Ja, die gab es. Aber steht an irgendeiner dieser Stellen, dass einer der Prophetenschüler wirklich Prophet geworden ist? Nein. Prophetenschüler hießen sie einfach, weil sie in der Nähe der Propheten waren, um von ihnen geistlich zu lernen. Es steht aber nie, dass das die Voraussetzung war, um Prophet zu werden.
Wie ist Elisa Prophet geworden? Indem Elia den Auftrag bekam: „Den sollst du salben, der wird dein Nachfolger.“ Nicht, weil er gute Noten in der Prophetenschule hatte. Wie wurde Samuel Prophet? In der Nacht kam die Stimme Gottes: „Samuel, Samuel, ich will, dass du Prophet wirst.“ Jesaja und Jeremia wurden ebenso berufen.
Ja, es gab Prophetenschulen. Das bedeutete, dass es heilige Männer gab, und einige wollten ihnen dienen, wie Gehasi zum Beispiel. Sie unterstützten sie, halfen ihnen und lernten von ihnen. Aber das war kein Ausbildungsgang für Prophetie. Prophetie kommt nur, wenn Gott jemanden als Propheten beruft und sich ihm mitteilt.
Deshalb ist die Idee charismatischer Prophetenschulen unbiblisch, wenn man den Leuten verspricht: „Am Ende wirst du Prophet.“ In manchen Gemeinden gibt es dann die Prophetie direkt als Amt, so wie den Prediger oder den Jugendmitarbeiter. Dort gibt es dann den Propheten, der das in der Schule gelernt hat.
Ich kann euch auch sagen, wie das funktioniert, in der Schule zu lernen, und nach diesem Muster kann ich jeden von euch, wenn ihr wollt, zu einem Propheten machen. Mike Bickle, einer der bekanntesten amerikanischen Propheten der charismatischen Bewegung, hat selbst eine Prophetenschule in Kansas City gegründet, eine sehr bekannte in den USA. Er hat mehrere Bücher darüber geschrieben, von denen ich einige gelesen habe. Eines ist auf Deutsch übersetzt und heißt „Prophetie und Profilneurose“. Dort schreibt er über Prophetie und wie das richtig läuft.
Er sagt, wer bei ihm zur Schule geht, ist am Anfang zu 90 Prozent menschlich und zu 10 Prozent göttlich. Wenn du die Schule absolviert und viel Übung hast, sind es nach ein paar Jahren 90 Prozent göttlich und 10 Prozent menschlich. Das klingt gut und plausibel. Aber allein diese Aussage zeigt deutlich, dass es sich hier nicht um biblische Prophetie handelt.
Denn ihr kennt hoffentlich alle die Aussage im Alten Testament: Wenn ein Prophet, der im Namen Gottes auftritt, einmal etwas Falsches sagt, was soll man mit ihm tun? Es gibt keine Zusatzlektion, keinen weiteren Versuch. Beim ersten Fehler soll er gesteinigt werden. Würde man das in der charismatischen Bewegung so handhaben, gäbe es bald keine Propheten mehr.
Das sage ich als jemand, der selbst einige Jahre in der charismatischen Gemeinde war, das alles miterlebt hat und auch solche Kurse besucht hat: Die allermeiste Prophetie in der charismatischen Bewegung ist falsche Prophetie. Das ist der Normalfall. Ab und zu findet das blinde Huhn auch mal ein Korn, und dann klappt es.
Oder man lernt in diesen Kursen so zu prophezeien, dass es immer passt, weil es sehr allgemein gehalten ist. Zum Beispiel könnte ich in eine charismatische Gemeinde kommen, wo ihr den Willen Gottes erfahren wollt, und sagen: „Ich spüre, hier ist heute Abend eine Frau zwischen 40 und 60, die regelmäßig unter Kopfschmerzen leidet. Gott will dich heilen.“ Das ist prophetisch, und ich kann euch garantieren, dass es stimmt.
Oder ich könnte sagen: „Hier sitzt heute Abend eine Frau, du bist so um die 50, und du hast manchmal den Eindruck, dass dein Mann dich nicht versteht.“ Ihr merkt schon, ich bin ein guter Prophet. Bei mir trifft nicht nur zehn Prozent zu, sondern eine höhere Erfolgsquote.
Ich könnte noch weiter machen: „Hier sitzt ein Jugendlicher, du bist gerade um die 20 und weißt nicht, was du beruflich machen sollst.“ Stimmt auch. Ich könnte noch viele Beispiele nennen. Aber jetzt merkt ihr vielleicht: Das ist keine wirkliche göttliche Prophetie. Das ist einfach Erfahrung aus der Seelsorge, ein bisschen Menschenkenntnis, Kenntnis von Statistiken, medizinischen Fakten und Ähnlichem.
Das sollten wir unterscheiden: Es ist wahr, was ich gesagt habe, aber es ist keine göttliche Prophetie. Und so sollte man es auch nicht ausgeben.
Ich erinnere mich an eine Situation – heute würde ich das nicht mehr tun, weil ich dachte, es könnte missverstanden werden. Ich war mit dem Team einer Bibelschule im Einsatz und hatte darüber gesprochen. Eine Bibelschülerin sagte: „Das glaube ich nicht.“ Dann habe ich ihr eine ganze Zeit lang gesagt, welche Probleme sie mit ihren Eltern hat, wie sie sich fühlt, ziemlich genau.
Am Ende war sie fast überzeugt, ich sei ein echter Prophet. Bis sie sagte: „Na ja, ich mache seit ein paar Jahren Jugendarbeit, ich weiß, wie das bei Jugendlichen läuft.“ Es dauerte einige Zeit, bis sie überzeugt war, dass ich doch kein Prophet bin.
Damit will ich sagen: Menschen zu kennen ist gut, aber Prophetie Gottes ist etwas anderes. Biblische Prophetie heißt nicht, dass du irgendwas übst, sondern dass du Gottes Stimme hörst, akustisch, so wie du mich jetzt hörst. Dann merkst du auch, dass es Gott ist, der dir nicht irgendwelche Lügengeschichten sagt. Und dann gibst du genau das weiter, was du gehört hast.
Irgendwelche Bauchgefühle, Emotionen oder Eindrücke sind menschlicher Kram. Das kann gut sein, kann aber auch falsch sein. Das ist keine Mitteilung Gottes, und das sollten wir deutlich voneinander trennen.
Ein besonders hübsches Beispiel, weil es so typisch ist: Ich war im Studium an einer Bibelschule, wo viele junge Männer und Frauen waren, viele ledig. Dann war da eine junge, begabte und hübsche Studentin, noch nicht befreundet. Viele junge Studenten hatten sich in sie verliebt und ihr das auch gesagt, aber sie hatten keine Chance.
Eines Tages kam ein Student zu der jungen Frau und sagte: „Gott hat mir gezeigt, du warst meine Frau.“ Was sollte die arme Frau tun? Wenn sie „Nein“ sagt, wäre sie ungehorsam gegen Gott. Das fand ich schon ein bisschen unlauter.
Die anderen fragen einfach: „Willst du meine Frau werden?“ Aber hier heißt es: „Gott hat mir gesagt.“ Gegen Gott ungehorsam zu sein, ist schwierig. Das Ganze löste sich dadurch, dass etwa eine Woche später ein anderer Student auf dieselbe Idee kam und der Frau ebenfalls sagte: „Gott hat mir gesagt, du sollst meine Frau werden.“ Da wusste sie natürlich, dass Polygamie – mehrere Männer für eine Frau – nicht geht. Also musste sich jemand irren, und sie heiratete keinen von beiden.
Das fand ich immerhin eine gute Schlussfolgerung. Uns sollte klar sein: Eigene Emotionen können täuschen. Wenn ein junger Mann in eine Frau verliebt ist, hat er manchmal den Eindruck, Gott wolle das oder bestätige das. Vielleicht träumt er nachts von seiner Geliebten und denkt, der Traum sei von Gott. Dabei ist es nur das, was er in seinen eigenen Gefühlen hat.
Wenn jemand großmundig sagt: „Gott hat gesagt“, dann fragt immer nach, wie er sich dessen sicher ist, wie genau Gott das mitgeteilt hat und so weiter. Glaubt nicht einfach alles. Zu allen Zeiten gab es mehr falsche Propheten als echte – im Alten und im Neuen Testament.
Das soll uns aber nicht dazu führen, zu denken, Gott könne heute nichts mehr prophetisch mitteilen. Doch, das kann er, wenn er will. Dann ist es ganz klar, so wie ihr mich hört. So hört man das dann auch, und so gebt ihr es weiter. Es steht im Einklang mit dem Wort Gottes und mit der Gemeinde, denn Gott will die Gemeinde nicht durcheinanderbringen, sondern weiterführen. Dann ist die Sache klar.
Wir müssen prüfen, dass wir nicht irgendwelche allgemeinen Gefühle als Reden Gottes ausgeben. Das stimmt nicht.
Vielleicht kennt ihr das auch, oder ich sage es euch: Es gibt einen Trend, der momentan in der Seelsorge sehr verbreitet ist. Das nennt sich „hörende Seelsorge“. Dabei soll man prophetisch sein und den Willen Gottes erfahren.
Da kommt jemand zur Seelsorge, und der erzählt gar nicht von seinen Problemen, man kennt sich nicht mal. Ihr setzt euch beide still hin, schweigt, und dann wird gesagt: „Macht Gott dir plötzlich deutlich, welches Problem der andere hat und was die Lösung ist?“ Das ist die Idee.
Im Grunde genommen kommt dabei meist nur das Bauchgefühl heraus. Klar, wenn ich einer Person gegenüber sitze, sehe ich: Die ist so alt, Mann oder Frau. Dann kommen mir Gedanken. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber manchmal beobachtet man Leute, wenn man im Urlaub in einem Café sitzt. Man schaut sich um, sieht, wie jemand sitzt, wie jemand redet, und dann kommen einem Gedanken: Ist der verheiratet? Sieht der unglücklich aus? Wirkt der gestresst?
Diese Gedanken sind rein menschlich. Das ist nicht der Heilige Geist, nicht Gott, sondern menschlich. Viele charismatische Geschwister geben das dann als Reden Gottes aus. Das ist es nicht. Wir müssen deutlich unterscheiden: Bauchgefühle und Eindrücke sind nicht Reden Gottes.
Ein typisches Beispiel: Kerstin Haag, eine charismatische Leiterin aus Berlin, bot einen Kurs an, in dem sie Frauen lehrte, wie sie Prophetinnen werden können. Sie sagte: „Du merkst, ob du prophetisch begabt bist, wenn du in den Supermarkt gehst, einkaufst und jemanden zum Abendessen einlädst. Wenn es deinen Gästen geschmeckt hat, bist du prophetisch begabt, weil du ja vorher wusstest, was ihnen schmeckt.“
Das ist Unsinn. Das hat mit Prophetie nichts zu tun. Wenn ihr gerne Prophetin werden wollt, ladet mich zum Essen ein. Mir schmeckt so gut wie alles. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich das Richtige treffe, ist groß. Aber das hat mit Prophetie nichts zu tun. Das ist menschliche Spielerei, Unsinn.
Deshalb gilt: Wenn du den Willen Gottes erfahren willst, kann Gott sich prophetisch mitteilen. Aber dann ist das ganz deutlich und klar. Wenn jemand dir erzählt, er habe Gefühle, Emotionen oder Eindrücke, solltest du das genau prüfen und nicht einfach glauben.
Ich habe viele Menschen erlebt, die dadurch großen Schaden angerichtet haben, weil sie ihre eigenen Gefühle nicht von Gottes Reden unterscheiden konnten.
Gott kann Träume, Visionen, Zeichen und Prophetie benutzen – auch heute. Ich könnte euch Beispiele nennen, wo Gott das getan hat. Aber das sind Ausnahmen, auch in der Bibel. Viele biblische Personen haben so etwas nie erfahren und trotzdem ihr geistliches Leben geführt.
Paulus zum Beispiel hat es fünfmal erfahren. Er war nicht irgendwer, sondern der große Völkerapostel – und trotzdem nur fünfmal, nicht alle 14 Tage. Manchmal war er zwei Jahre in einer Gemeinde, ohne eine einzige Vision zu bekommen, die ihm sagte, was er tun soll.
Deshalb: Gott kann und tut das, und wir können das mit einbeziehen. Aber wir sollten uns nicht darauf fixieren oder darauf aufbauen – weder auf unsere Gefühle noch auf jemanden, der mit großer Selbstsicherheit sagt: „Gott hat mir gesagt...“
Also ihr Frauen: Wenn jemand zu euch kommt und sagt: „Gott hat mir gesagt, du sollst mich heiraten,“ lasst euch nicht zu sehr beeindrucken. Bleibt ruhig und überlegt selbst, ob das wirklich passt. Betet darüber. Wenn ihr den Eindruck habt, es passt nicht, dann könnt ihr auch „Nein“ sagen. Ihr müsst keine Angst haben, gegen den Willen Gottes zu handeln.
Denn in der Bibel finden wir kein einziges Beispiel, in dem Gott durch eine Vision oder Prophetie einen Ehebund geschlossen hat – kein einziges.
Entscheidungen und Kriterien bei der Partnerwahl
Das Einzige, was dem am nächsten kommen würde, ist die Geschichte, in der Abraham seinen Sohn losschickt, um für Isaak eine Frau zu besorgen. Aber selbst dort wird kein Name offenbart. Abraham hätte genauso gut sagen können: „Geh in das Dorf soundso, in die zweite Gasse rechts, dort wohnt Rebekka, und die soll es sein.“ Das tut er aber nicht.
Stattdessen gibt er nur einige Anweisungen, die man als eine Art Casting-Test für die geeignete Ehefrau verstehen kann. Er sagt zuerst: „Geh in die Gegend, wo die Frommen sind.“ Er meint das Haus in der Gegend seiner Eltern, die fromm sind. Dann sagt er: „Nimm diejenige, die an den Brunnen geht.“ Was fällt dabei auf? Das ist eine fleißige Frau. Die faule Frau würde zuhause sitzen und ihre Dienerin schicken. Man merkt also, dass es eine fleißige Frau sein soll, die arbeitet.
Weiter heißt es: „Und dann fragt sie, ob es hier etwas gibt.“ Wenn sie fragt, ist sie gastfreundlich, hat also ein gutes Herz. Danach folgen noch weitere Tests. Es geht hier nicht darum, dass eine bestimmte Person genau ausgesucht wird, sondern es werden Kriterien genannt, die wir auch in der Bibel finden und die zur Auswahl einer geeigneten Frau dienen.
Das könnte man heute direkt übertragen. Suchst du eine Frau, dann geh zum Beispiel nach Michelstadt, stell dich an den Brunnen und schau, welche Frau vorbeikommt. Wenn sie dich fragt, ob du etwas zu trinken möchtest, und dich einlädt, dann ist sie geeignet. Allerdings merken wir heute, dass das nicht mehr so funktioniert. Heute hat fast jeder einen Wasserhahn im Haus, Kamele gibt es kaum noch, und in Michelstadt sind auch nicht alle fromm.
Man sieht also, dass diese Methode nicht mehr genau passt, aber zur Zeit Abrahams funktionierte sie. Das sind äußere Kriterien. In der Bibel finden wir kein einziges Beispiel, in dem eine übernatürliche Offenbarung kommt, die genau sagt: „Diese sollst du heiraten“, und es ist dann auch nur die einzige.
Vielmehr zeigt die Bibel, dass Gott uns eine gewisse Kompetenz einräumt. Er nennt uns Kriterien, nach denen wir Entscheidungen treffen sollen. Danach müssen wir auch die Verantwortung für die getroffene Entscheidung übernehmen.
Die Bedeutung der Umstände bei Entscheidungen
Dann möchte ich vielleicht auch noch auf die Umstände eingehen. Umstände sind gut. Ich würde euch sagen: Achtet auf Umstände, weil Gott immer wieder Umstände leitet. Das heißt, er stellt uns Menschen oder Situationen in den Weg, die uns entweder zeigen, hier geht es nicht weiter, oder die uns einen neuen Weg eröffnen.
Deshalb sind Umstände häufig ein Reden Gottes. Aber Umstände müssen gedeutet werden. Denn manchmal sind die Umstände eben ein Angriff des Teufels, der uns abhalten will, das Gute zu tun. Und manchmal sind sie ein Riegel, den Gott vorschiebt, damit wir diesen Weg nicht gehen.
Umstände sind eben nie immer ganz eindeutig, sondern wir müssen sie deuten und erklären. Und das ist häufig das Schwierige. Achtet nicht nur auf Umstände! Es gibt manche Leute, die wollen sich nicht entscheiden und lassen sich dann durch die Umstände ständig führen. Aber das ist dann mehr eine Ausflucht. Das ist mehr die Idee: Ich will mich nicht festlegen, ich bin da zu schüchtern, zu unsicher, und dann mache ich halt gerade das, was am wenigsten Widerstand bietet.
Du willst die Berufswahl machen und gehst draußen spazieren. Dann siehst du gerade eine Annonce: Optiker gesucht. Dann denkst du dir, das ist das mit den Umständen, Optiker, ich werde Optiker. Oder was weiß ich, du machst jetzt eine Bewerbung, wirst gleich genommen, und dann ist es das. Gott kann dadurch wirken. Und wenn du betest und das wirklich ehrlich machst, wird Gott auch dadurch wirken.
Aber verlass dich nicht zu sehr darauf. Manchmal gibt es eben auch den Teufel, der Umstände benutzt, um uns irrezuführen, um uns auf den falschen Weg zu bringen. Das finden wir auch in der Bibel. Ich habe ja Beispiele von Paulus gesagt, wie in Lystra, da wird er gesteinigt. Jetzt könnte er doch sagen: Ja, das ist doch ein Umstand hier, wert Gott, Gott will nicht, dass ich da bin, also haue ich schnell ab. Aber er merkt: Nein, das ist eben nicht so, das hier ist ein Angriff des Teufels.
Also heißt das: Bei Umständen müssen wir auch so geistlich sein und so stark in der Verbindung zu Gott, dass wir erkennen, ob das, was uns begegnet, ein Angriff des Teufels ist oder ob es eine Wegweisung Gottes ist. Das können wir aus den Umständen alleine nicht immer sagen, aber wir sollten in dem großen Vertrauen leben, dass Gott alle Umstände in der Hand hat, alle Menschen in der Hand hat und deshalb auch nicht zu skeptisch dabei sein, sondern erst einmal davon ausgehen.
Dies führt uns aber nicht nur allein, auch andere Aspekte müssen mit einbezogen werden, damit wir herausfinden, was der Wille Gottes ist.
Beispiele für Gottes Führung im Alltag
Hier ein weiteres Beispiel, das ich besonders beeindruckend fand und deshalb erzählen möchte:
Wenn bei uns neue Bibelschüler an der Bibelschule anfangen, dann erzählen wir eine ganze Woche lang jeden Abend, wie jeder Bibelschüler zum Glauben gekommen ist und warum er jetzt an der Bibelschule ist.
Ich erinnere mich an eine Bibelschülerin vor einigen Jahren. Sie erzählte, wie sie zum Glauben gekommen ist, und ich fand ihre Geschichte besonders originell, wie sie zur Bibelschule gekommen ist.
Sie war nämlich nach Lemgo gezogen, wo die Bibelschule ist. Ursprünglich hatte sie gar nicht vor, zur Bibelschule zu gehen, sondern wollte einfach dort arbeiten, weil sie jemanden in der Gemeinde kannte. Sie ging zum Einwohnermeldeamt, um sich anzumelden.
Die Sachbearbeiterin dort kam dann zu ihr und sagte: „Sie wollen doch bestimmt zur Bibelschule gehen.“ Das Erstaunliche war, dass diese Sachbearbeiterin gar nicht gläubig war. In den letzten Jahren hatte sie aber erlebt, dass viele junge Leute jedes Jahr kommen und dann zur Bibelschule gehen.
Diese junge Frau empfand das als einen Hinweis Gottes. Sie fing an, darüber nachzudenken, ob das vielleicht auch für sie gelten könnte. Sie betete, sprach mit anderen Leuten und meldete sich schließlich an der Bibelschule an.
Da dachte ich mir: Was für Umstände kann Gott doch gebrauchen! Eine ungläubige Sachbearbeiterin im Einwohnermeldeamt wurde letztlich zum Instrument Gottes, um diese junge Frau zur Bibelschule zu führen.
Ein weiteres Beispiel stammt vom Gründer von Operation Mobilisation (OM), einer Jugendmissionsorganisation. Er war einmal bei uns an der Bibelschule zu einem Vortrag eingeladen. Dort erzählte er, dass sie in London einen neuen Arbeitszweig eröffnen wollten.
London ist sehr teuer, und sie wollten dort Obdachlosen helfen und Missionsarbeit leisten. Allerdings fehlten noch die Räumlichkeiten. Sie beteten intensiv darum.
Während einer Missionsreise in den Fernen Osten sollte er auf einer Konferenz sprechen. Auf dem Flug, der mehrere Stunden dauerte, saß neben ihm ein Geschäftsmann aus Indonesien. Sie kamen ins Gespräch, und während des Flugs bekehrte sich dieser Geschäftsmann.
Es stellte sich heraus, dass er ein wohlhabender Industrieller war. Er war so froh über seine Bekehrung, dass er fragte: „Was kann ich euch Gutes tun?“
Der Missionsleiter antwortete: „Eigentlich bräuchten wir ein Haus in London.“ Daraufhin sagte der Geschäftsmann: „Wir haben gerade von unserer Firma ein Haus gekauft. Das schenke ich euch.“
Das ist ein weiteres Beispiel, wie Gott Umstände führen kann. Während des Flugs saß zufällig jemand neben dem Missionsleiter, der ein Haus besaß. Gott öffnete sein Herz, und so wurde die Antwort auf ihr Gebet gegeben.
Damit möchte ich sagen: Gott kann Umstände gebrauchen, um Pläne und Vorhaben, die in seinem Sinn sind, zu unterstützen.
Aber wie gesagt, verlasst euch nicht nur auf Umstände, sondern seid offen dafür. Denkt auch daran, dass Umstände manchmal vom Teufel kommen können, der uns von Gott wegziehen, hindern oder auf falsche Wege führen will.
Das soll jetzt erst einmal genügen. Es geht ja darum, dass ich heute Nachmittag noch etwas ergänzen wollte zu dem, was ich heute Morgen schon gesagt habe.
Heute Morgen habe ich einige positive Dinge formuliert, die wir von uns aus tun können: zum Beispiel beten, biblische Prinzipien wahrnehmen, uns ein Zeitlimit setzen, Argumente abwägen, unsere Begabungen und Möglichkeiten prüfen, andere bitten, für uns zu beten, und die Grundprinzipien der Bibel kennenlernen.
Heute Nachmittag bin ich stärker auf übernatürliche Dinge eingegangen, die Gott genauso gebrauchen will und kann. Gleichzeitig habe ich aber auch auf die Grenzen dieser übernatürlichen Möglichkeiten hingewiesen, damit ihr euch nicht in irgendetwas hineinsteigert.
Ich habe gesprochen über das, was wir hier gelesen haben: den Heiligen Geist. Wie ist das, wenn wir den Eindruck haben, der Heilige Geist spricht zu uns?
Ich habe über den inneren Frieden gesprochen. Innerer Friede kann gut sein, aber passt auf: Manchmal kann auch das eigene Leben in der Sünde als Frieden Gottes interpretiert werden.
Ich sprach über Visionen, die Paulus hier hatte, und sagte: Ja, Gott kann auch heute noch sprechen. Aber seid vorsichtig, nicht jeder Traum ist gleich eine Vision von Gott.
Ich habe von Eindrücken, von Prophetien, von Umständen gesprochen, auch von Wundern, die passieren können, von Zeichen, die wir erbitten oder die Gott bewirkt.
Ich habe euch gesagt: All das sind Möglichkeiten, die Gott heute noch hat. Wir sollten sie nicht generell ausschließen, aber wir sollten uns auch nicht nur darauf stützen oder versuchen, sie zu erzwingen.
Denn dann kann es passieren, dass wir Ergebnisse erzwingen, die gar nicht von Gott sind, sondern nur von uns kommen – aus unserer Emotion, unserer Fantasie, unseren Wünschen oder Befürchtungen.
Darauf sollten wir aufpassen, denn das schadet unserem Glauben und auch anderen Menschen. Wenn Gott diese Wege benutzt und es ganz eindeutig und klar ist, und er durch andere Wege bestätigt wird – durch Geschwister, durch Bibelverse – dann können wir uns darüber freuen und sagen: Ja, Gott nutzt diese Möglichkeiten.
Damit mache ich jetzt Schluss. Ihr habt jetzt einige Dinge, die ihr verarbeiten und anwenden könnt, wenn ihr Entscheidungen treffen müsst.
Das betrifft die rein praktischen, logischen, intellektuellen und biblisch orientierten Wege, aber auch das, wo Gott auf übernatürliche Weise zu euch spricht. Und das kann er natürlich auch.
Ich habe mehrfach betont: In erster Linie sollten es Bibelverse sein, die mit eurem Problem zu tun haben. Man sollte nicht irgendwelche Bibelverse aus dem Zusammenhang reißen.
Vielleicht kennt ihr die Geschichte, in der jemand auf der Suche nach einem Ehepartner war und sagte: „Ich schlage die Bibel auf, und da steht, wen ich heiraten soll.“
Er schlug die Bibel auf und kam an die Stelle: „Es kam eine lange Dürre.“ Er dachte: „Aha, die ist es.“ Dabei war mit der „langen Dürre“ eine lange Trockenzeit gemeint, nicht eine lange dürre Frau.
Das zeigt, dass man die Bibel nicht willkürlich auslegen darf. Man muss genau hinschauen, was die Bibelstelle wirklich sagt.
Man liest Bibelstellen, in denen steht, wie eine geistliche Frau oder ein geistlicher Mann sein soll, und kann das als Grundlage für Entscheidungen nehmen. Aber nicht irgendwelche Verse, die nichts mit dem eigenen Leben zu tun haben.
Gott wird die Bibel benutzen, um dich individuell zu führen und dir seinen Willen zu offenbaren. Aber bitte lies sie mit Vernunft und unter Leitung des Heiligen Geistes.
Lies sie nicht willkürlich, um Stellen herauszusuchen, die genau das sagen, was du tun willst. Denn dann kannst du mit der Bibel alles begründen.
Selbst der Teufel benutzt die Bibel, um Jesus zu versuchen. Nach 40 Tagen Fasten zitierte er Bibelverse.
Allein ein Bibelvers zu benutzen, genügt nicht. Du musst die Bibel unter der Leitung des Heiligen Geistes lesen und sie geistlich verstehen – nicht einfach nur irgendwelche Verse nennen.
Gut, ich möchte jetzt schließen.
Es gibt nun die Möglichkeit für Fragen oder Beiträge, in denen ihr vielleicht ein schönes Beispiel erzählen könnt, wie ihr die Führung Gottes erlebt habt, oder wichtige Erfahrungen teilen könnt, wie man den Willen Gottes erfahren kann.
Meldet euch bitte, dann bekommt ihr das Mikrofon, damit alle anderen mithören können, was ihr sagen oder fragen möchtet.
Vielleicht traut sich der eine oder andere nicht, persönlich etwas zu sagen, weil es eigene persönliche Dinge betrifft. Das ist auch legitim. Dann schreibt es auf einen Zettel und bringt ihn morgen mit.
Wir haben dann früh genug die Gelegenheit, dass Michael darauf eingehen kann.
Aber ansonsten, wenn jemand spontan eine Frage oder Ergänzung hat, bitteschön.
Kritische Betrachtung von moderner Offenbarungsliteratur
Ich habe eine Frage zur Autorin Sarah Young. Ich weiß, sie ist bekannt. Sie hat ja auch Stimmen gehört und diese dann in einem Buch ausgelegt. Dabei begründet sie es auch biblisch. Was sagen Sie dazu? Ich habe gelesen, dass sie insbesondere bei ihrem Andachtsbuch, das sehr weit verbreitet ist, im Vorwort von diesen Stimmen oder dieser Offenbarung schreibt, die sie bekommen hat.
Wenn ich mir das durchlese, klingt das für mich nicht nach den Offenbarungen, wie Gott sie im Alten oder Neuen Testament gegeben hat, sondern eher allgemein. Es sind Emotionen, Wärmegefühle und ähnliche Empfindungen. Es ist nicht das direkte Reden Gottes, wie wir es bei den Propheten des Alten Testaments finden.
Das, was sie da beschreibt, entspricht eigentlich genau dem, was wir von Schamanen kennen. Schamanen erleben Ähnliches. Ich habe unter anderem Religionswissenschaft studiert und mich mit verschiedenen Religionen beschäftigt. Das, wie sie es beschreibt, entspricht weniger der Offenbarung Gottes, wie sie im Alten oder Neuen Testament vorkommt, sondern eher dem, was im Schamanismus geschieht.
Wir müssen sehen, dass Menschen in allen Religionen Offenbarungen von Gott oder vorgeblich von Gott erhalten. Das finden wir bei Muslimen, Buddhisten, Hinduisten und im Schamanismus. Nun müssen wir genau hinschauen, wie das stattfindet. So, wie sie es beschreibt, entspricht es nicht dem, was wir in der Bibel finden. Deshalb bin ich bei diesem Buch etwas skeptisch.
Ich habe es auch durchgelesen, und viele der Dinge, die sie schreibt, sind gut und biblisch. Aber wir dürfen nicht nur darauf schauen, dass einige gute biblische Aspekte enthalten sind. Die Gefahr der Verführung besteht darin, dass vielleicht 90 Prozent biblisch sind und 10 Prozent unbiblisch. Man übernimmt das Ganze und merkt gar nicht, wie man davon geprägt wird.
Das gibt es bei einigen Büchern, die in den letzten Jahren erschienen sind. Einige davon wurden sogar in Esoterik-Verlagen veröffentlicht. Christen lesen sie, sind begeistert, merken aber nicht, wie sie auf ein falsches Gleis geführt werden.
Wie gesagt, in diesen Büchern sind viele richtige Dinge enthalten, keine Frage. Vielleicht habt ihr auch das Buch "Die Hütte" gelesen. Ich kenne es, es ist ebenfalls so ein Buch. Ich habe es auch gelesen. Es ist emotional anrührend und handelt von Vergebung, also von Gottes großer Vergebung, die er uns schenkt.
Wenn ihr den Aspekt betrachtet, ist er wahr: Gottes Vergebung für jeden Menschen ist wahr. Wenn ihr aber seht, wie Jesus beschrieben wird, wie der Heilige Geist beschrieben wird, wie Gott dargestellt wird, und wie in dem Buch deutlich gesagt wird, dass alle Menschen gerettet werden, egal aus welcher Religion sie stammen, dann wird es kritisch.
Ebenso wird dort gesagt, dass man Gott nicht in der Gemeinde findet, weil es dort nur Heuchler gibt, sondern dass man Gott in der Natur findet. Dann merkt man, hier spricht ein Esoteriker, der sich als Christ ausgibt.
Ich habe Christen erlebt, die mir gesagt haben, sie hätten ein völlig neues Gottesbild. Da musste ich fragen: "Was für ein Gottesbild hattest du denn bisher?" Die Antwort war: "Bisher hatte ich eins aus der Bibel, jetzt habe ich eins, das viel größer ist als die Bibel." Da muss man sagen: Das ist Esoterik.
Ihr dürft nicht denken, dass Esoteriker immer sagen: "Vorsicht, esoterisch!" Nein, sie behaupten oft, auch Christen zu sein. Regelmäßig diskutiere ich mit Esoterikern. Bei uns am Ort gibt es die größte europäische Yoga-Einrichtung. Jedes Jahr kommen Zehntausende Menschen, die dort Yoga betreiben.
Mit ihnen rede ich oft. Sie sprechen viel von Gott, von Jesus, von Visionen und Offenbarungen. Das klingt manchmal richtig toll. Manchmal sagen sie, sie reden persönlich mit Jesus und dass Jesus ihnen etwas gesagt hat.
Doch dann kommt etwas heraus, das ganz krass im Gegensatz zu dem steht, was in der Bibel steht. Vielleicht sind es Dinge, die unseren Wünschen entsprechen, aber es ist nicht das Reden Gottes. Hier ist ein esoterischer Jesus, der unseren Vorstellungen und Wünschen entspricht, aber nicht der Jesus, den wir in der Bibel haben.
Wir müssen sehr genau darauf achten: Nicht jeder, der den Namen Jesus in den Mund nimmt, spricht wirklich das, was Jesus sagt. Nicht jeder, der von Gott redet, sagt das, was der biblische Gott uns sagt.
Wir müssen lernen, das zu unterscheiden. Am besten gelingt uns das, je näher wir selbst bei Gott sind und je besser wir die Bibel kennen. Wenn wir die Bibel kennen und nah bei Gott sind, können uns solche Leute nicht so leicht irritieren. Obwohl vieles von dem, was sie sagen, wahr ist.
Das ist ja gerade die größte Verführung: Die größte Verführung ist, wenn man nah an der Wahrheit ist. Genau das weiß der Teufel. Deshalb gibt es Beispiele in der Bibel, wo es am gefährlichsten ist, wenn der Teufel in frommer Maske auftritt.
Als er Jesus verführte, fing er nicht gleich damit an, alles falsch zu machen. Stattdessen sagte er: "Steht nicht im Wort Gottes, dass, wenn du dich von der Höhe stürzt, die Engel dich auffangen und auf Händen tragen?" So eine Bibelaussage wird verdreht.
Im Grunde stimmt das nicht, aber es klingt verführerisch. Oder die Wahrsagerin, der Barnabas und Paulus nachlaufen. Sie sagt sogar die Wahrheit: "Das sind Propheten, die vom wahren Gott reden." Doch Paulus erkennt, dass das, was sie sagt, von dämonischer Offenbarung stammt. Er treibt ihr den Dämon aus, und sie kann nichts mehr sagen.
Wir merken also: Nicht weil jemand fromm spricht oder sogar einen Teil der Wahrheit sagt, kommt es gleich von Gott. Wir brauchen eine Sensibilität, eine Nähe zu Gott, die uns davor warnt, dass auch manchmal fromm formulierte Dinge nicht von Gott kommen.
Deshalb gilt das auch für das Buch von Sarah Young. Ihr könnt es lesen. Viele Sachen in ihrem Andachtsbuch sind gut. Ihr könnt euch daran erbauen und weitergeführt werden. Aber manche Dinge sind sehr ominös, manche sehr esoterisch. Manche klingen in meinen Ohren genauso, wie es in schamanistischen Offenbarungen beschrieben wird.
Nicht unbedingt so, wie es in biblischen Offenbarungen vorkommt. Deshalb: Man kann das Buch lesen, man kippt nicht gleich um, und es sind viele gute Ansätze darin. Aber ich würde sagen, lest es mit einer gewissen Vorsicht und glaubt nicht alles, nur weil ein frommer Jargon verwendet wird.
Wenn wir Gottes Zustimmung für bestimmte Dinge suchen, folgen wir Menschen oft unseren eigenen Gefühlen. Dann bilden wir uns etwas ein, das von Gott kommt, obwohl es so gar nicht stimmt.
Alltägliche Gebete und Gottes Führung im Alltag
Meine Frage dazu ist nun: Wie sieht es in Alltagssituationen aus? Zum Beispiel beten wir oft bei kleinen Dingen im Alltag. Sagen wir, wir fahren zur Arbeit, sind spät dran und beten: „Herr, lass mich bitte noch irgendwie rechtzeitig auf der Arbeit ankommen.“ Dann fahren wir los, alle Ampeln sind grün, und man kommt gut durch.
Meine Frage dazu ist: Inwiefern sollte man auf solche Situationen Wert legen? Sollte man sagen, das ist für mich ein Gottesbeweis, wenn ich bete, dass Gott mir in diesen Alltagssituationen hilft? Oder ist es meistens einfach nur Zufall oder menschliche Einbildung?
In diesen einzelnen Alltagssituationen, wenn es nicht um ganz wichtige Entscheidungen geht, sondern um Dinge, die uns am Herzen liegen, würde ich zunächst davon ausgehen: Nimm es als Geschenk Gottes an. Nimm es als Handeln Gottes wahr, aber interpretiere nicht zu viel hinein und bilde dir nicht zu viel darauf ein.
Warum? Weil wir nie eine eindeutige Antwort darauf bekommen werden, ob es nun Zufall ist oder nicht. Wie sollten wir das auch wissen? Wir müssten an der Stelle Gottes sein. Ich würde also sagen: Nimm es einfach als Geschenk an.
In der Bibel finden wir die Aufforderung: „Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ Oder: „Sorgt euch nicht um den morgigen Tag.“ Das sind ganz deutliche Hinweise. Alles, was uns Sorgen macht, sollen wir vor unserem himmlischen Vater ausbreiten, und er hört zu.
Am Anfang des Vaterunsers in Matthäus 6 lesen wir sogar, dass Gott unsere Bitten und Bedürfnisse kennt, bevor wir ihn darum bitten. Deshalb sollten wir als Christen in dem Bewusstsein leben, dass Gott alle unsere Nöte und Bedürfnisse kennt, für uns sorgt, uns führt und alles plant. Wir sollten es nur nicht überinterpretieren.
Das heißt: Nicht jeden Umstand gleich als Reden Gottes ansehen. Aber all die Dinge, die uns Sorge machen – selbst wenn es nur die Sorge ist, zu spät zu kommen und Gott darum zu bitten, dass die Ampeln grün schalten oder dass wir gut durchkommen – sollten wir ihm anvertrauen. Manchmal werden wir erleben, dass es klappt. Dann dürfen wir zur Arbeit gehen und sagen: „Halleluja, Herr Jesus, vielen Dank, dass du mich beschenkt hast.“
Wenn du aber regelmäßig zu spät kommst, kann es auch sein, dass plötzlich alle Ampeln rot sind. Vielleicht will Gott pädagogisch an dir arbeiten und sagen: „Stell deinen Wecker früher! Nimm mich nicht immer als Notnagel, sondern plane besser.“ Dann dürfen wir nicht gleich sagen: „Oh, Gott ist mir jetzt fern!“ Nein, vielleicht ist er dir ganz nah.
Vielleicht bist du bei den roten Ampeln ganz nahe bei Gott, weil er dir Geduld beibringen will oder dich lehren möchte, deinen Alltag besser zu planen, anstatt immer nur das gerade zu biegen, was du falsch machst.
Ich glaube, es tut uns gut, wenn wir Gott im Alltag mit einbeziehen, ihm immer wieder sagen, was uns bewegt, und ihn bitten, darauf zu antworten. Wenn wir merken, dass es klappt, brauchen wir nicht lange darüber nachzudenken, ob es Zufall ist oder nicht, sondern können Gott einfach danken. Gott kann auch Zufälle und Umstände gebrauchen.
Ich würde sagen: Nimm es erst mal so an. Wenn du es nicht genauer weißt, solltest du aber keine wichtigen Entscheidungen allein aufgrund solcher Dinge treffen. Wichtige Entscheidungen sollten wir gründlicher überlegen und sicherer sein.
Solche kleinen Dinge, wie die grüne Ampel, oder Situationen, in denen ich Gott darum bitte, mir Gelegenheiten zu geben, über den Glauben zu sprechen, habe ich selbst oft erlebt. Ich habe einige Jahre in einem säkularen Umfeld gearbeitet, mit nichtgläubigen Kollegen, und oft gebetet: „Herr Jesus, gib mir heute die Gelegenheit, mit jemandem über den Glauben zu sprechen.“ Häufig hat Gott dann Umstände so geführt, dass jemand das Thema Glauben angesprochen hat – manchmal durch etwas, das zunächst gar nicht damit zu tun hatte. Dann konnte ich etwas vom Glauben erzählen. Ich habe das als von Gott geführt angenommen.
Natürlich hätte ich auch sagen können: Vielleicht wäre das auch ohne mein Gebet passiert. Aber darüber zu spekulieren bringt nichts, weil wir nie zu einem Ergebnis kommen werden. Wenn es eine positive Sache ist, Gott will, dass ich über den Glauben rede, ich bete darum, und es passiert, dann sage ich: „Okay, das ist von Gott, ich freue mich darüber.“
Bei heikleren Dingen oder wenn wir nicht eindeutig wissen, ob etwas von Gott ist, würde ich eher zur Vorsicht raten. Zum Beispiel: Du bist unsicher, ob du heute Abend auf eine Party gehen und dich betrinken sollst. In der Bibel steht, dass wir uns nicht betrinken sollen. Wenn du das nicht willst, dann mach es nicht.
Wenn dein Freund dich zur Party einlädt und du denkst, das sei ein Zeichen von Gott, solltest du das genau überprüfen. Steht das, was du wahrnimmst, im Einklang mit der Bibel? Wenn nicht, dann lass es lieber sein. Überlege, wie du deine Zeit besser nutzen kannst.
Das Beispiel mit den roten oder grünen Ampeln oder das Gebet, um Gelegenheiten zum Glaubensgespräch zu bekommen, entspricht genau dem, was wir in der Bibel finden. Gott hört unsere Alltagssorgen, er gibt uns, was wir brauchen, und das kann uns bereichern, indem wir sein Eingreifen im Alltag erleben.
Gott umgibt uns tatsächlich und führt uns jeden Tag. Er lässt uns nicht einfach allein, sondern begleitet uns realistisch durch den Tag. Er hört zu, kann uns Sorgen abnehmen und Gespräche führen.
Wenn wir uns dessen stärker bewusst werden und Gott darum bitten, ohne viel zu spekulieren, kann das eine große Bereicherung für unseren Glauben sein. So erleben wir im Alltag stärker, dass Gott eingreift.
Zum Beispiel bist du bei der Arbeit unter Stress und bittest Gott: „Hilf mir, den Stress zu bewältigen, hilf mir, ruhig zu bleiben.“ Oder du hast einen nervigen Kollegen und bittest: „Herr Jesus, hilf, dass er heute nicht so nervig ist, oder gib mir Geduld, damit ich damit zurechtkomme.“ Dann merkst du an diesem Tag: „Es klappt.“ Dann sagst du Danke, Gott.
Vielleicht klappt es am nächsten Tag nicht, und dann musst du auch ohne leben. Gott macht nicht immer das, was wir uns wünschen. Aber es ist gut, im Alltag stärker mit dem Eingreifen Gottes zu rechnen und nicht lange darüber nachzudenken. Hier triffst du keine falschen Entscheidungen, wenn du Gott dankst.
In der Bibel steht: „Seid dankbar in allen Dingen.“ Das heißt, allem, was uns passiert, sollen wir dankbar sein. Damit erfüllen wir wortwörtlich, was in der Bibel steht.
Deshalb würde ich sagen: Bring Gott alles, was dich bewegt, auch alle Sorgen und Wünsche. Lass Gott antworten – durch Bibelverse, durch andere Geschwister, manchmal durch Umstände oder Begegnungen. Wenn die Antwort kommt, sage Gott Danke.
Zum Schluss noch zwei lustige Geschichten: Ein Mädchen betet zu Gott und sagt: „Herr, lass London die Hauptstadt von Brasilien werden, denn das habe ich in meiner Geografiearbeit geschrieben.“ Das funktioniert natürlich nicht.
Charles Haddon Spurgeon erlebte einmal, dass ein Mann zu ihm kam und bat: „Können Sie für mich beten, dass ich rechtzeitig aufstehe?“ Spurgeon durchblickte das und sagte: „Ich bete nur, wenn du den ersten Fuß aus dem Bett setzt. Dann bete ich dafür, dass der zweite Fuß nachkommt.“ Wir müssen schon diszipliniert sein, um Gott nicht zu versuchen.
Umgang mit schwierigen Fragen im Glaubensalltag
Fragen? Ich habe eine Frage. Also, ich habe diese Woche mit mehreren jüngeren Menschen gesprochen. Dabei ist mir aufgefallen, dass es für mich manchmal ein Problem ist, wenn die Fragen wirklich nur um Tattoos, Kartenspiele, Tanzen oder Rauchen gehen. Das sind Themen, die in der Bibel nicht klar schwarz auf weiß stehen, wie zum Beispiel Lügen oder Töten.
Manchmal ist es wirklich so, dass man in einer Sackgasse steckt und keine klare Antwort geben kann. Meistens stütze ich mich dann auf einen Vers, den du heute Morgen auch zitiert hast, aus Römer 2, wo steht, dass wir uns nicht mit der Welt gemein machen sollen. Ich weiß aber nicht, ob ich damit richtig liege. Was würdest du mir da empfehlen?
Ja, diese Gespräche und Fragen kenne ich genauso. Es kommt regelmäßig vor, dass ich per Facebook, E-Mail oder auf anderem Weg Anfragen in diese Richtung bekomme. Da stimme ich dir zu: Es gibt Dinge, die in der Bibel nicht ganz eindeutig geregelt sind. Das heißt aber nicht, dass sie willkürlich, gleichgültig oder egal sind, was wir tun. Auch hier gibt es häufig einen Willen Gottes, den wir erfahren sollen.
Oft versuche ich bei Gesprächen mit Jugendlichen zunächst zu sensibilisieren: Bist du überhaupt offen für Gottes Antwort? Denn vielfach sind sie das gar nicht. Dann frage ich gerne und beharre auch etwas länger darauf, nicht nur schnell: Warum willst du das denn wirklich tun? Ganz häufig kommt am Ende heraus, dass Tattoos einfach in Mode sind, alle machen Tattoos, und deshalb will ich das auch. Vielleicht tätowiere ich mir dann, weil ich fromm bin, einen Bibelvers oder ein Kreuz, während andere einen Totenschädel haben.
Dann merken wir, dass es eigentlich gar nicht darum geht, wirklich etwas Geistliches zu tun. Sondern dass es eher darum geht, der Welt ähnlich zu sein, mit einem kleinen Unterschied. Man möchte etwas haben, was die anderen haben. Und da liegt das Problem. Es geht also gar nicht darum, ob ein Bibelvers sagt, man soll das nicht tun. Denn bei solchen Sachen gibt es keinen eindeutigen Bibelvers.
Manche sagen: Doch, im Alten Testament steht, du sollst dir keine Ritzungen in die Haut machen. Aber das ist nicht automatisch eine Tätowierung. Wenn man genau hinschaut, sind das Einritzungen, die für die Götter gemacht wurden, um Blut fließen zu lassen. Das ist etwas anderes. Das heißt nicht, dass Tätowierungen generell erlaubt sind, das auch nicht. Es kommt mehr auf die eigene Motivation an: Was steht dahinter? Wie ist deine Beziehung zu Gott? Geht es eher darum, mit der Welt mitzumachen? Oder erkennst du, dass manche Dinge in der Welt dich nicht erfüllen und nicht erstrebenswert sind? Gibt es andere, bessere und wichtigere Dinge?
Dann versuche ich manchmal mit logischen Argumenten zu zeigen: Das ist das Biblische – wie ist deine Motivation, wie ist deine Beziehung zu Jesus Christus? Was steht eigentlich dahinter? Auf der anderen Seite versuche ich zu zeigen, welche Auswirkungen solche Tätowierungen haben – zum Beispiel auf die Gesundheit, die Kosten und so weiter.
Am Ende muss ich immer sagen: Du musst selbst entscheiden. Aber sei offen dafür, dass Gott auch Nein sagen kann. Bist du bereit, ein Nein zu akzeptieren? Dann würde ich sagen: Bete eine Zeit lang darüber, sprich mit anderen darüber, lies in der Bibel und triff dann eine Entscheidung.
Deshalb würde ich in einer großen Öffentlichkeit nicht sagen: Das ist richtig oder das ist falsch. Ich denke, es braucht ein individuelles Gespräch. Denn häufig ist nicht die Tätowierung das eigentliche Problem, sondern das, was im Herzen abläuft. Das, was im Hintergrund steht – dieser Wunsch, dazu zu gehören, mitzumachen bei dem, was gerade in Mode ist.
Natürlich sagen mir am Anfang alle christlichen Jugendlichen: Nein, das hat mit mir gar nichts zu tun, das ist ganz individuell. Aber ich frage mich dann: Wie kommt es, dass alle Jugendlichen Tätowierungen wollen? Und du bist unabhängig davon auch auf die Idee gekommen. Das ist doch seltsam.
Dann könnte ich mich auch fragen: Warum bist du eigentlich nicht auf die Idee gekommen, als Frau draußen mal einen Sari zu tragen? Das wäre doch mal originell, macht kaum jemand. Das könnte auffallen, aber das wird einem nicht bewusst. Warum? Weil es keiner tut bei uns.
Manchmal sind wir viel stärker von unserer weltlichen Umgebung abhängig, als wir uns eingestehen wollen. Wir sagen gerne: Das ist mein Geschmack und das bin ich. Aber in Wirklichkeit laufen wir nur einem weltlichen Trend nach. Da gilt gerade die Stelle, die ich heute Morgen gelesen habe, wo deutlich gesagt wird: Nein, halte dich davon fern!
Selbst bei Dingen, die vielleicht nicht besonders schlimm sind, gilt: Je mehr wir auf den Trend der Welt eingehen, desto mehr bestimmt er unser Denken und Handeln. Irgendwann können wir gar nicht mehr ohne, wir werden davon abhängig. Dann ist vielleicht die einzelne Sache, die wir tun, nicht schlimm, aber sie hindert uns, Jesus konsequent nachzufolgen.
Deshalb braucht es in jedem Fall ein persönliches, ausführliches, seelsorgerliches Gespräch. Dabei sollten Motivation und Beziehung zu Gott thematisiert werden. Meistens geht es nicht nur um die Sache an sich, sondern es steckt viel mehr dahinter: das eigene Selbstbewusstsein, die Beziehung zu Jesus Christus, die Beziehung zur Welt.
Manchmal ist da auch ein unterschwelliges Gefühl: Ich fühle mich eingeengt und möchte aus dieser Einengung heraus. Ich habe noch nicht begriffen, dass Jesus mich eigentlich in die Freiheit führt. Losgelöst von Jesus zu sein, macht oft unfrei. Aber das merkt man nicht, weil man meint, was die Mehrheit tut, sei Freiheit und erstrebenswert.
Deshalb würde ich in eine ähnliche Richtung argumentieren und nicht zu schnell eine Antwort geben. Man sollte versuchen, den Hintergrund zu besprechen, der bei solchen Entscheidungen eine Rolle spielt.
Ich würde sagen, noch zwei oder drei Fragen, damit wir für morgen auch noch etwas haben. Michael hat dann auch eine Veranstaltung mit den Jugendlichen, auf die er sich einstellen wird.
Ihr könnt gerne Fragen stellen oder eigene Erfahrungen weitergeben, wie ihr den Willen Gottes tut und erfahrt. Das kann bereichernd sein. Oder ihr erzählt von Erfahrungen, bei denen ihr Entscheidungen getroffen habt und gemerkt habt, dass sie entweder schiefgelaufen sind oder besonders gut. Das kann andere warnen oder ermutigen.
Ist da noch etwas?
Einschätzung zu Joyce Meyer
Joyce Meyer ist sehr beliebt. Kann man sie empfehlen? Das hat zwar nicht direkt mit dem Willen Gottes zu tun, ist aber trotzdem eine interessante Frage.
Joyce Meyer ist eine amerikanische Predigerin. Sie hat ihre eigene Kirche in den USA und ist bei uns vor allem durch ihre Fernsehsendungen bekannt, die regelmäßig über Bibel TV ausgestrahlt werden. Wenn man sich diese Sendungen anhört und anschaut, merkt man schnell: Diese Frau kann gut reden. Viele ihrer Aussagen sind wahr.
Das Beste an ihr ist, dass sie fast immer sehr pragmatisch spricht. Das heißt, wenn man ihr zuhört, sind ihre Worte sehr praktisch auf das Alltagsleben bezogen. Man weiß gleich, was man tun kann und wie man es umsetzen kann. Das ist ihre große Stärke. Ich glaube, das ist einer der Gründe, warum viele Menschen, besonders Frauen, sie mit großer Begeisterung verfolgen.
Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass sie in ihren Predigten große Teile des Evangeliums und der biblischen Botschaft weglässt. Diese kommen bei ihr so gut wie nie vor. Ein weiteres Problem ist, dass sie sehr materialistisch ist. Das ist eigentlich kein Zeichen eines vorbildlichen geistlichen Menschen. Das kann man auch nachlesen: Sie selbst schreibt darüber.
Es gibt das Joyce-Meyer-Magazin, und sie hat auch selbst Bücher veröffentlicht. Zum Beispiel gibt es eine ganze Sendung, in der man durch ihre Wohnung gehen kann. Sie lebt in einer Multimillionen-Villa, die durch Spendengelder ihrer Anhänger finanziert wird. Sie zeigt ihren Schreibtisch, der allein 40.000 US-Dollar kostet, und so weiter. Alles wird gezeigt.
Sie lebt wie ein amerikanischer Multimillionär, obwohl sie früher eine einfache Angestellte war. Alles, was sie verdient und bekommt, stammt von den Spendengeldern ihrer Anhänger.
Für mich ist das zusätzlich problematisch. Manche sagen: „Ja, aber Joyce Meyer spendet doch auch für Kinderheime in Afrika.“ Ja, was ist daran problematisch? Wenn du mir eine Million schenkst, spende ich auch gerne hunderttausend für ein Kinderheim in Afrika. Denn das, was sie spendet, ist nicht ihr Geld, sondern das Geld, das du ihr gibst.
Ein großer Teil davon wird für ihren eigenen Lebensstil verwendet, ein anderer Teil wird weitergegeben. Das sehe ich nicht als ein Zeichen von Geistlichkeit, sondern eher als gutes Management. Denn auch das, was sie weitergibt, macht sie nicht heimlich. Die eine Hand weiß, was die andere tut. Alles, was sie tut, findet man gleich im Joyce-Meyer-Magazin, wo dann beschrieben wird, wie toll Joyce Meyer ist.
Wenn man das Joyce-Meyer-Magazin liest, merkt man schnell, dass dort eine ungute Konzentration auf Joyce Meyer selbst liegt. Was wird dort empfohlen? Kalender von Joyce Meyer, T-Shirts von Joyce Meyer, Tassen von Joyce Meyer, Kalender von Joyce Meyer, Bücher von Joyce Meyer. Bücher von anderen Autoren findet man kaum.
Das ist etwas, was ich in der Bibel nicht finde. Paulus warnt gerade davor, Anhänger von Apollos, Petrus oder anderen zu sein. Hier ist das sehr stark der Fall. Das finde ich problematisch.
Ich finde es auch immer problematisch, wenn ein geistlicher Prediger sich nicht irgendwo einbindet und sich nie korrigieren lässt. Joyce Meyer hat ihre eigene Kirche gegründet und ist ihr eigener Chef. Niemand sagt ihr, was richtig oder falsch ist.
Joyce Meyer hat eine ganze Beratungsgruppe und eine Imageagentur. Jede Gestik, die sie macht, ist eingeübt, jedes Kleidungsstück ist genau ausgewählt, jeder Lichtschein ist geplant. Das ist hochprofessionell und deshalb sehr eindrücklich. Auch das finde ich etwas problematisch. Aber damit könnte ich noch leben.
Was mir die größten Sorgen bereitet, ist, dass ihre Botschaft sehr einseitig ist. Viele Aspekte biblischer Wahrheit kommen gar nicht vor, manche können gar nicht vorkommen. Dadurch setzt in manchen bibeltreuen Gemeinden schnell ein Umdenken ein.
Ich erinnere mich an eine Gemeinde, die relativ bibeltreu war. Zwei Jahre später komme ich dort vorbei, und plötzlich sind Frauen Älteste und Predigerinnen. Auf die Frage, warum, sagen sie: „Joyce Meyer kann predigen, Gott hat uns auch berufen.“ Was in der Bibel steht, dass Älteste besonders qualifizierte Männer sein sollen, spielt plötzlich keine Rolle mehr. Denn Joyce Meyer ist gesegnet, und ich bin auch gesegnet.
Man sieht, dass das dazu führt, dass man sich nicht mehr an der Bibel orientiert, sondern von der guten Rede und der praktischen Anwendung Joyce Meyers so beeindruckt ist, dass man nicht mehr genau hinschaut.
Joyce Meyer hat viele positive Seiten. Wenn ihr sie hört, ist das Tolle, dass man am Ende der Predigt immer sagen kann: Das kann ich umsetzen, das kann ich machen, das spricht meinen Alltag an. Da ist sie wirklich gut. Davon sollten viele Prediger lernen.
Man könnte sich überlegen, stärker mit Praxisrelevanz zu predigen, stärker zu predigen, dass es im Alltag anwendbar ist.
Ich unterrichte unter anderem regelmäßig an der Evangelikalen Akademie in Wien. Vor ein paar Jahren hat eine Studentin eine Masterarbeit über Joyce Meyer geschrieben. Sie hat ihre Theologie analysiert und kam zu folgendem Ergebnis: Sie hat nicht nur einen allgemeinen Eindruck gewonnen, sondern mehrere Bücher und Filme analysiert.
Sie stellte fest, dass bestimmte Aussagen christlicher Theologie gar nicht vorkommen, andere werden besonders betont. Manche Inhalte sind eher Hinweise auf Psychologie und die Kraft des positiven Denkens, die zwar anwendbar, aber nicht biblisch sind.
Ich glaube, in dieser Mischung liegt das Hauptproblem mit Joyce Meyer. Nicht, dass sie ganz offen Irrlehren vertritt, sondern eher, was sie weglässt und was sie stark betont. Auch wie sie es präsentiert und wie sie praktisch lebt, passt für mich nicht zu dem, was Paulus, Petrus oder Jesus gelebt haben.
Das ist kein Geheimnis. Man kann das im Joyce-Meyer-Magazin nachlesen. Aber das sind Dinge, die in der Bibel nicht von Dienern Gottes genannt werden.
Wenn sie sagt, sie ist bekehrt, will ich ihr glauben. Wenn sie sagt, Jesus ist ihr wichtig, will ich das nicht bezweifeln. Aber es ist eine große Einseitigkeit.
Ich habe bei einigen Beispielen gesehen, dass Leute durch die regelmäßige Beeinflussung von Joyce Meyer ihre Theologie verändern – und zwar im Gegensatz zur Bibel. Nicht immer zum Guten, sondern manche Veränderungen sind problematisch.
Einzelne Predigten von Joyce Meyer kann man hören, man kann begeistert und ermutigt sein. Das gibt es.
Wenn ich aber etwas krass sagen darf: Ich lese auch einzelne Ausgaben des Wachturms der Zeugen Jehovas und bin manchmal ermutigt. Auch dort ist nicht alles falsch. Vielleicht 60 bis 70 Prozent sind wahr und richtig. Trotzdem werde ich kein Zeuge Jehovas, und ich empfehle auch nicht, den Wachturm regelmäßig zu lesen.
Ich will nicht sagen, Joyce Meyer sei wie die Zeugen Jehovas – ganz und gar nicht. Aber manchmal liegt das Problem nicht nur darin, was falsch gesagt wird, sondern auch darin, was weggelassen wird.
Das ist meiner Meinung nach das größere Problem.
Zum Schluss noch eine letzte Frage, die mir signalisiert wurde: Wenn ihr solche oder ähnliche Fragen habt, können wir sie gerne notieren und morgen weitergeben.
Ansonsten schlage ich vor, dass wir gemeinsam beten. Anschließend findet um 19 Uhr eine Gemeinschaft mit der Jugend statt. Lasst uns dazu aufstehen.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich möchte Ihnen eine Frage stellen: Hilf uns, ehrlich zu uns selbst zu sein und uns nichts vorzumachen. Hilf uns, auch keine anderen Geschwister zu verführen, indem wir sie mit klugen Worten von Dingen überzeugen, die eigentlich nicht in deinem Sinne sind.
Gib uns die Sehnsucht, deinen Willen zu erkennen und ihn dann auch zu tun. Gib uns die Weisheit, zu erkennen, was dein Wille ist: Wo Umstände, Träume, Visionen, Zeichen, Gefühle, Bibelstellen und Prophetien von dir sind – und wo nicht. Hilf uns zu unterscheiden, wo wir uns etwas einbilden, uns etwas vormachen oder von anderen Menschen verführt werden können.
Gib uns einen klaren Verstand, damit wir die Prinzipien deines Wortes erkennen und anwenden können. Gib uns den Willen, das auch zu tun – selbst wenn es Schwierigkeiten gibt und die Welt uns für dumm hält, weil wir das tun, was die Menschen um uns herum nicht gut finden und nicht tun.
Gib uns Geschwister an die Seite, die uns immer wieder hinweisen und ermutigen, den richtigen Weg weiterzugehen. Lass sie uns helfen, Irrtümer zu erkennen und zu verwerfen.
Hilf uns, Umstände richtig zu deuten. Bewahre uns deutlich durch das Wirken deines Geistes davor, auf dem falschen Weg zu sein, damit wir uns und anderen keinen Schaden zufügen.
Herr Jesus, danke, dass wir wissen dürfen, dass du es gut mit uns meinst und unsere Worte und Wünsche hörst. Danke, dass du auch in schwierigen Lebenssituationen alles in der Hand hast.
Hilf uns, richtig durch unser Leben zu gehen. Verwende uns im Alltag, gerade in der nächsten Woche, dort, wo wir arbeiten, leben, berufstätig sind, in der Schule oder im Studium. Lass uns dich verherrlichen.
Lass uns erleben, wie du eingreifst, unseren Tag führst, uns tröstest und Mut und Geduld gibst – genau das, was wir brauchen. Lass uns deine Gegenwart erfahren, damit wir dich loben und andere Menschen auf dich hinweisen können.
Danke, dass du das hörst und dass du das tun willst, weil es genau deinem Willen entspricht. Amen.