Aktuelle Herausforderungen und gesellschaftliche Spannungen
Es ist ein sehr spannendes Thema. Angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen und der Meldung, die Sie eben von Bruder Vogel gehört haben, passt noch eine zweite Nachricht dazu: In Teilen von England und Wales sind die britischen Gerichte künftig bereit, die Rechtsprechung der Scharia anzuerkennen. Dieses islamische Rechtssystem wird anerkannt, sofern die jeweiligen Urteile mit dem britischen Rechtsprinzip übereinstimmen.
Das passt sehr gut zu dem, was wir heute aus Duisburg gehört haben, wo Ministerpräsident Rüttgers die Deutschen ermahnt hat, nicht zu sehr an ihren Vorurteilen festzuhalten. So als ob das unser Hauptproblem wäre. Wir leben in interessanten Zeiten.
Im Januar wird eine Werbeaktion starten, nicht hier bei uns, aber nicht weit entfernt, nämlich in London. Vier Wochen lang sollen etwa dreißig Busse mit folgendem Slogan durch die Londoner City fahren: "There is probably no God, stop worrying and enjoy your life." Also: Es gibt höchstwahrscheinlich keinen Gott, hör auf, dich zu sorgen, und genieße dein Leben. Ob man sein Leben besser genießen kann, wenn man meint, dass es keinen Gott gibt, sei dahingestellt.
Diese Kampagne ist eine atheistische Aktion, organisiert von der britischen humanistischen Vereinigung BHA. Dafür wurden bereits 36.000 Pfund an Spenden gesammelt. Nachhaltig unterstützt wird das Ganze von Richard Dawkins, dem Verfasser des Atheismus-Bestsellers "Der Gotteswahn". Dawkins spendet nicht nur Geld, sondern auch einige Slogans, wie es seine Art ist. Der Mann artikuliert sich mehr in Slogans als in großer Logik. Er sagte, diese Kampagne werde die Menschen zum Nachdenken bringen, und das sei ein Dorn im Auge der Religionen – also wenn man denn nachdenken würde.
Ich denke, Sie beweisen hier das Gegenteil, auch an diesem Tag. Interessante Zeiten, in denen wir leben. Es ist eine Stimmung, wie es sie lange nicht gegeben hat, die sich in den letzten zehn Jahren so breitmacht.
Es sind nicht nur philosophische Extremisten wie Richard Dawkins, sondern auch andere, die vor der Religion warnen. Zum Beispiel der deutsche Soziologe Ulrich Beck, der vor nicht allzu langer Zeit einen Essay in der Wochenzeitung Die Zeit veröffentlicht hat, unter dem Titel „Gott ist gefährlich“. Dort beschreibt er, dass Religion – vor allem ernste Religion – einen totalitären Kern in sich trägt und immer den Hang habe, Diktaturen zu fördern.
Dort heißt es beispielsweise, hier taucht eine neue, außerordentlich wichtige Konfliktlinie auf: nämlich zwischen solchen Glaubensströmungen, die dem Zweifel Raum geben und darin einen Moment für die Rettung der Religion sehen, und denjenigen, die sich in der Reinheit ihres Glaubens verbarrikadieren. Ein Glauben, der von sich selbst überzeugt ist und nicht ständig zum Zweifeln führt, der keine prinzipielle Offenheit hat, auch etwa gegenüber anderen Religionen, ist gefährlich.
Dieser Glaube ist gefährlich für die Gesellschaft. Beck sagt dann am Ende: Heute entscheidet die Frage, inwieweit Wahrheit durch Frieden ersetzt werden kann, über die Fortexistenz der Menschheit.
Wenn wir nicht aufhören, nach der Wahrheit zu fragen, und stattdessen nur noch überlegen, wie wir friedlich miteinander existieren können – wenn wir nicht diesen Schwenk vollziehen, der bei den meisten längst vollzogen ist – dann ist laut Beck das Fortbestehen der Menschheit gefährdet.
Der Fundamentalismusvorwurf ist schnell zur Hand. Dabei werden bombenwerfende und mordende Islamisten in einen Topf mit Christen geworfen, wenn diese Christen eine unbequeme Meinung verkünden. Das kennen Sie.
Erfahrungen mit Widerstand gegen christliche Veranstaltungen
Wir haben am letzten Donnerstag, also vor drei Tagen, eine hochinteressante Veranstaltung im größten Auditorium unserer Universität mit Professor Gitt durchgeführt. Der Hörsaal war voll, es waren über 600 Leute anwesend. Gitt sprach über die Frage, warum er als Wissenschaftler der Bibel glaubt.
Diese Veranstaltung wurde zu Beginn gestört. Das war bereits angekündigt worden. Es handelte sich um randalierende Personen, größtenteils schwarz gekleidet. Der AStA, also der Allgemeine Studierendenausschuss, hatte dies in den Tagen davor bereits angekündigt. Wir waren also gewarnt. Natürlich hatten wir das mit der Polizei abgestimmt.
Dazu muss man sagen: Der AStA ist nicht die wirkliche Vertretung der Studierenden, obwohl er offiziell als Organ gilt. Leider ist er meistens ziemlich extrem links besetzt, weil andere sich zu sehr zurückhalten und sich nicht genug einsetzen.
Diese etwa 60 Personen machten ungefähr 50 Minuten lang Krach mit Trillerpfeifen. Sie entrollten ein Transparent mit der Aufschrift „Fahrt zur Hölle, Kreationisten“. Mit ihrer Lautstärke verhinderten sie schlichtweg, dass die Vorlesung beginnen konnte. Es war eine sehr interessante Situation.
Irgendwann kam dann die Polizei, die eigentlich schon früher vor Ort sein sollte. Als sie schließlich da war, machte sie ihre Sache gut. Die Situation wurde ohne Eskalation bereinigt, sodass Professor Gitt mit etwa fünfzigminütiger Verspätung seinen Vortrag halten konnte.
Besonders interessant war der Vorwurf „Fahrt zur Hölle, Kreationisten“. Man wollte ihn offenbar nicht reden lassen. Ich kann nur sagen, dass wir danach umso dankbarer für die vielen Gespräche waren, die im Anschluss an die Veranstaltung stattfanden.
Während der 50 Minuten Verspätung blieb kaum jemand weg. Ich habe immer versucht, die Leute zum Bleiben zu bewegen. Man darf dem Druck der Straße nicht nachgeben. Wenn man bei solchen Veranstaltungen frühzeitig aufgibt, ermutigt man die akustischen Gewalttäter, weil sie damit durchkommen.
Deshalb haben wir darauf bestanden, auch gegenüber der Polizei: Diese Veranstaltung muss durchgeführt werden. Wir lassen uns hier nicht vertreiben. Wir waren Gott sehr dankbar, dass alles gut ausgegangen ist.
Die Polizei war am Ende auch sehr zufrieden mit ihrem Erfolg. Bei aller berechtigten Kritik, die wir als Christen manchmal gegenüber dem Staat vorbringen müssen, und bei aller Notwendigkeit, wachsam zu sein, was die Wahrung demokratischer Rechte und das Recht auf freie Meinungsäußerung betrifft, können wir dankbar sein.
Wir sind dankbar, dass wir eine staatliche Ordnung haben, in der die Polizei eine Veranstaltung von Christen schützt und uns nicht der Gewalt dieser Störer ausliefert. In manchen anderen Ländern werden Christen sogar von der Polizei ihres Landes bedroht.
Wir danken Gott dafür. Wie gesagt, es gab im Anschluss noch viele gute Gespräche. Der Herr hat uns geholfen, diese öffentliche Veranstaltung zu behaupten und nicht zurückzuweichen.
Innerkirchliche Spannungen und der Umgang mit Fundamentalismusvorwürfen
Immer wieder hört man den leisen Vorwurf des Fundamentalismus. Kreationismus ist inzwischen fast schon ein Schimpfwort geworden. Das möchte ich an dieser Stelle auch sagen: Manche Evangelikale, also Menschen, die eigentlich auf unserer Seite stehen, scheinen auf diesen Zug aufzuspringen. Sie neigen dazu, die eigenen Geschwister in den Fundamentalismustopf zu werfen.
Das ist besonders gefährlich, wenn es unsere eigenen Freunde und Geschwister sind, die das tun. So hat etwa Helge Stadelmann vor wenigen Tagen in einer Meldung, die über Ideen verbreitet wurde, Folgendes gesagt: Es gäbe auch in Deutschland einige evangelikale Splittergruppen, die trotz ihrer Selbstbezeichnung als bibeltreu andere Christen verletzen und verleumden.
Nun gut, verletzen und verleumden ist ein sehr weit gefasster Begriff. Dann heißt es weiter, deren aggressive, gesprächsunfähige Geisteshaltung entspreche dem modernen Fundamentalismus-Begriff. Das ist wiederum sehr schwammig. Was heißt aggressiv und gesprächsunfähig? Manchmal bezeichne ich jemanden als aggressiv, nur weil er mir unbequem ist.
Hier wird aber gesagt, dass dies dem modernen Fundamentalismus-Begriff entspricht. Und wissen Sie, was das bedeutet? Moderner Fundamentalismus-Begriff heißt radikal. Moderner Fundamentalismus-Begriff heißt, man sitzt in einem Boot mit islamistischen Fundamentalisten. Das bedeutet moderner Fundamentalismus-Begriff.
Und hier wurde von einem unserer führenden Brüder gesagt: Jawohl, es gibt Leute, die sich als bibeltreue Christen bezeichnen, aber wegen ihrer Art der Gesprächsführung und ihrer Unduldsamkeit muss man sie gewissermaßen dem aktuellen, dem modernen Fundamentalismus-Begriff zuordnen. Das heißt letztlich der Kategorie islamistischer Radikalismus.
Liebe Geschwister, wenn wir so weit kommen, dass wir eigene Brüder in solche Kategorien hineinschieben, dann liefern wir sie langfristig dem Staat ans Messer. So etwas darf nicht vorkommen. Da müssen wir wachsam sein, da müssen wir in aller Form dagegen protestieren. Und wir müssen auch selbst darauf achten, dass wir uns nicht dazu hinreißen lassen, eigene Brüder und Schwestern in eine solche Nähe zu rücken.
Aber das ist die Stimmung der Zeit.
Die drei monotheistischen Religionen im Fokus der Zukunftsdiskussion
Im Mittelpunkt dieser Diskussion um die Religionen stehen nun die drei großen Religionen. Als ich den Auftrag bekam, diesen Vortrag zu halten, habe ich zunächst nachgefragt, welche Zukunftserwartungen der drei großen Religionen gemeint sind. Das Büro antwortete mir, dass sie das Christentum, das Judentum und den Islam meinen.
Damit wird der christliche Glaube in dieser Definition formal den Religionen zugeordnet. Was verbindet diese drei Religionen? Zunächst einmal sind sie alle monotheistisch, das heißt, sie glauben alle an einen einzigen Gott. Religionswissenschaftlich betrachtet handelt es sich bei ihnen um Buchreligionen. Das Alte Testament, die gesamte Bibel und der Koran verbinden sie.
Es ist interessant, wenn Sie sich diese Folie mit den Religionen anschauen, dass gerade diese drei immer wieder zusammen genannt werden und auch vor ihnen in besonderer Weise gewarnt wird. Gewaltberichte könnten Sie genauso aus dem Hinduismus und Buddhismus bringen. Was denken Sie, was im Umfeld des Dalai Lama an Gewalttätigkeiten passiert? Solche Dinge können überall vorkommen. Trotzdem stehen immer wieder diese drei Religionen im Fokus, obwohl sie zahlenmäßig gar nicht die größten sind.
Das Christentum ist mit über zwei Milliarden Anhängern die größte Religionsgemeinschaft im weitesten Sinne. Dann folgt der Islam mit etwa 1,4 Milliarden Gläubigen. Wenn man jedoch die Größe betrachtet, käme danach erst der Hinduismus mit knapp 900 Millionen, der Buddhismus mit etwa 400 Millionen und schließlich das Judentum mit etwa 15 Millionen Anhängern. Das Judentum ist also im Größenvergleich relativ klein.
Trotzdem gehört es offensichtlich zu den großen Drei. Warum? Weil das Judentum ebenfalls monotheistisch ist, ganz klar. Zudem hat das Judentum durch seine Wirkungsgeschichte einen enormen Einfluss auf die Geschehnisse in der Welt genommen und nimmt diesen Einfluss bis heute wahr.
Ich möchte jetzt eine Zusatzfrage stellen, die uns ganz nah an unser Thema heranführt.
Gemeinsame Zukunftserwartungen der monotheistischen Religionen
Könnte es sein, dass die Tatsache, dass die drei monotheistischen Religionen im Fokus dieser Debatte stehen und so heftige Gegenreaktionen hervorrufen, mit unserer heutigen Frage zu tun hat? Nämlich mit ihren Zukunftserwartungen.
Das ist eine auffällige Gemeinsamkeit, eine frappierende Gemeinsamkeit von Judentum, christlichem Glauben und Islam. Die Gegensätze und Unterschiede sind zwar viel größer als die Gemeinsamkeiten, aber diese strukturelle Gemeinsamkeit müssen wir zunächst erkennen.
Während die östlichen Religionen zyklisch denken – also an den Kreislauf der Wiedergeburt –, geht man davon aus, dass man auf die Welt kommt, dann möglicherweise in einer anderen Form wiedergeboren wird und so weiter. Dieses zyklische Denken versteht Geschichte nicht als einen Fortschritt, sondern eher als eine Kreisbewegung.
Im Gegensatz dazu haben wir im Christentum, Judentum und Islam ein lineares Verständnis der Geschichte. Das heißt, die Geschichte läuft auf ein klar benanntes Ziel zu. Diese drei Religionen gehen davon aus, dass die Geschichte auf ein Ziel hinläuft. Das verbindet sie.
Darum war es, denke ich, eine weise Entscheidung des Hauses, gerade diese drei Religionen im Hinblick auf ihre sehr präzise bestimmten Zukunftserwartungen miteinander zu vergleichen.
Alle drei münden so oder so in eine Form von Weltherrschaft: das Friedensreich des Messias im Judentum, die ganze Welt als Haus des Islam bei den Muslimen.
Der Islam unterscheidet grundsätzlich zwischen dem Haus des Islam und dem Haus des Krieges. Alles, was noch nicht Haus des Islam ist, gilt als Haus des Krieges. Dieser Krieg wird unterschiedlich geführt: dort, wo man nicht die Macht hat, auf vermeintlich friedliche Weise, und dort, wo man es sich leisten kann, auch mit härteren Mitteln.
Das Ziel ist, dass irgendwann das, was jetzt noch Haus des Krieges ist, vollständig vom Haus des Islam vereinnahmt wird. Diese Weltherrschaftsperspektive findet sich im Koran und in der muslimischen Tradition.
Es ist also eine sehr lineare, zielgerichtete Vorstellung von Zukunft, die uns hier begegnet.
Das Friedensreich des Messias, die ganze Welt als Haus des Islam oder – wenn man an Offenbarung 21 denkt – für uns Christen der neue Himmel und die neue Erde: Es geht immer um Weltherrschaft.
Damit stehen diese Konzeptionen von Judentum, Islam und Christentum auch in Konkurrenz zu anderen Herrschaftsansprüchen, die ebenfalls Weltherrschaft anstreben. Dazu zählen etwa der Kommunismus oder das humanistische Welteinheitsideal: eine globalisierte Welt mit einem zentralen exekutiven Organ, das über alles regiert und verwaltet, mit einer zentral organisierten Einheitsreligion. Auch das ist eine Form von Weltherrschaft.
Diesen religiösen Konzepten stehen solche weltlichen Herrschaftsideale im Widerspruch und in Konkurrenz.
Das ist sicherlich auch ein Grund, warum die drei monotheistischen Religionen im Mittelpunkt dieser Diskussion stehen.
Überblick über die Zukunftserwartungen der drei Religionen
Was können wir nun ganz grob über die Zukunftserwartung dieser drei Größen sagen?
Wir müssen uns heute sehr kurz fassen. Ich habe noch einmal gehört, dass ich 50 Minuten Zeit habe. Daher muss ich versuchen, diese Zeit nicht zu überschreiten, sonst bekomme ich von hinten wahrscheinlich immer wieder rote Karten gezeigt.
Seien Sie gegrüßt! Es ist hier zu dunkel, als dass ich Sie da hinten sehen könnte. Aber wir wollen versuchen, einige Grundlinien zu zeichnen. Eine Vertiefung ist dann in einzelnen Vorträgen möglich. Das ist heute nicht machbar und auch nicht die Aufgabe.
Schauen wir uns also die Zukunftskonzepte in chronologischer Folge an. Wir beginnen mit dem Judentum, setzen dann fort mit der christlichen Eschatologie und schließen das Ganze mit der Zukunftskonzeption des Islam ab.
Zuerst also die Zukunftserwartung des Judentums.
Zukunftserwartung des Judentums
Wenn Sie so freundlich sind, jetzt die andere Folie aufzulegen. Beim Judentum, nein, die bunte. Jawohl, da taucht sie auf. Legen Sie einfach alles drauf, ich werde versuchen, das zu erklären. Danke.
Also, da beginnen wir natürlich zunächst mal mit dem Alten Testament. Man könnte es sich einfach machen und sagen, die Eschatologie des Judentums ist die alttestamentliche Position. Damit würde man aber nicht die Sichtweise des heutigen Judentums angemessen erfassen. Dieses hat im Laufe der Jahrhunderte weitere Zukunftsvorstellungen entwickelt. Das zeigt die schraffierte, gestrichelte blaue Linie, die zwar an das Alte Testament anknüpft, sich aber von der Zielrichtung des Alten Testaments teilweise entfernt hat.
Deswegen steht für das Judentum heute diese gestrichelte Linie, die von der durchgezogenen blauen Linie des Alten Testaments abweicht.
Die zentrale Figur der Zukunftserwartung ist der Messias. Dafür bietet natürlich das Alte Testament eine breite Basis. Das wissen gerade die Geschwister hier in Breckerfeld besonders gut, die sich viel mit Israel und alttestamentlicher Prophetie befassen. Der Menschensohn, der die Weltherrschaft antritt und als endzeitlicher Richter wiederkommt – Daniel 7,13-14 kennen sie alle. Der demütige König, der auf dem Esel einreitet, der Weltherrscher und zugleich der demütige König – Sacharja 9,9, ein typischer Adventstext: „Siehe, dein König kommt zu dir.“ Der leidende Gottesknecht aus Jesaja 53 – alles Facetten dieser einen Person des Messias.
Das Alte Testament hat vor allem die Geschichte des Volkes Israel im Blick, das in der Gestalt des gläubigen Überrestes Gottes Vollendungsziel erreichen wird, oft durch tiefes Leid hindurch, durch Vertreibung und Zerstreuung. Aber Gott wird sein Volk am Ende wieder in sein Land zurückkehren lassen. Das geschieht ja vor unseren Augen. Jerusalem wird der Nabel der Weltgeschichte werden. Das Volk wird sicher im eigenen Land leben, auch die Heidenvölker werden sich aufmachen zum Zion. Denken Sie an diese beiden berühmten Passagen Jesaja 2,2-4 oder Micha 4,1-5, wo von dem Friedensreich die Rede ist, wo die Schwerter zu Pflugscharen gemacht werden. Das sind die Stellen, die von der Friedensbewegung in den Achtzigerjahren immer missbraucht wurden, als ob das jetzt schon geschehen könnte und geschehen sollte.
Das ist die Zukunftskonzeption für das Volk Israel. Dabei wird es eine innere und eine äußere Veränderung geben, die miteinander einhergehen. Es wird ihnen ein neuer Bund ins Herz gegeben, und sie werden Gott erkennen (Jeremia 31 und andere). Der Herr wird sie zurückbringen, und dann wird es zu einer kollektiven Bekehrung kommen. Ein großer Teil des jüdischen Volkes wird sich auf einmal bekehren zu dem Messias, den sie durchbohrt haben und der wiederkommt als letzte Rettung und Hoffnung für sein Volk (Sacharja 12,10).
Dort wird dann ein bis dato ungekanntes Friedensreich entstehen, und das Endziel ist die neue Schöpfung (Jesaja 65,17): „Siehe, sagt Gott, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht gedenken werde.“ Das ist im Grobabriss die Zukunftsvorhersage des Alten Testaments.
So weit, so gut. Das ist der durchgezogene blaue Strich. Aber dabei ist es nicht geblieben. Sondern es hat eine Fortschreibung und teilweise auch Veränderung dieser Zukunftskonzeption durch Menschen gegeben. Das, was ich Ihnen jetzt vorgetragen habe, ist ja von Gott offenbart. Vieles davon entstand in der Zwischenphase zwischen dem Alten und der Entstehung des Neuen Testaments.
Also, wenn mit Malachi das Alte Testament endet, sagen wir etwa 400 vor Christus, und dann 400 Jahre schweigt Gott. In jener Zeit entwickelt sich vieles von den jüdischen Zukunftsvorstellungen, die bis heute für das Judentum gültig sind. Da bekommt das Thema der politisch-nationalen Befreiung ein immer stärkeres Gewicht.
Der Nachkomme Davids auf dem Thron wird erwartet, zunächst als Befreier vom römischen Joch. Sie wissen, römische Fremdherrschaft ab 63 vor Christus. Alles, was bis dahin über den Messias gesagt wurde, geht nun in die Erwartung ein, dass er die Römer, die Fremdherrscher, vertreiben wird. Eine zunehmende Politisierung dieses Messiaskonzeptes.
Deswegen waren die Erwartungen an Jesus auch von vielen Menschen so: Er wird kommen und die Römer vertreiben. Er wird der König sein, und dann wird er diese politisch-messianischen Erwartungen erfüllen. Das war vorbereitet in der Zeit zwischen den Testamenten. Das können Sie in den verschiedenen Quellen, etwa der jüdischen Apokalyptik und bei einzelnen Autoren, nachlesen. Danach kommt Davids Nachkomme als Befreier vom römischen Joch.
Ich will Ihnen nur ein Beispiel nennen, wo das Ganze noch einmal ganz anders gewichtet wird. Etwa ab dem zweiten Jahrhundert vor Christus profiliert sich eine jüdische Sekte, die dem Zukunftsthema ganz große Bedeutung beimisst. Das sind die Essener von Qumran, sie sind allen ein Begriff.
Während die Mehrheit sich pragmatisch mit den Fremdherrschern arrangiert, etwa die Sadduzäer, die jener Zeit auch entstehen, und die Pharisäer versuchen, eine Mittelposition einzunehmen, ziehen sich die Essener zurück in die Nähe des Toten Meeres nach Qumran. Sie sagen, der Messias kann nur kommen, wenn wir durch Reinheit, durch Strenge in unserem Lebenswandel, auch durch entsprechende Rituale und Waschungen, das Kommen des Messias vorbereiten.
Sie haben also eine sehr streng eschatologisch ausgerichtete Perspektive. Man hat bei den Schriften von Qumran unter anderem die Kriegsregel gefunden, eine der berühmtesten Qumranschriften aus jener Zeit. Dort heißt es, es wird einen Kampf geben: die Kinder des Lichts gegen die Kinder der Finsternis. Die Kinder des Lichts werden dann die Welt endgültig erobern unter Führung des Messias.
Der Messias wird seine Kämpfer sammeln und mit ihnen gemeinsam über das Böse siegen. Das ist eine Vorstellung, die sich in frommen jüdischen Kreisen seitdem immer wieder gehalten hat.
Dann gibt es natürlich auch noch eine persönliche, eine individuelle Eschatologie, die dort weiterlebt. Am Ende werden die Gerechten im ewigen Licht wohnen und sich des ewigen Lebens erfreuen, und die Bösen werden Schmach erleiden und schließlich durch das Höllenfeuer vernichtet.
Das klingt schon wieder ziemlich vertraut für uns. Nicht alle Juden aber teilen diesen Glauben.
Sie wissen ja, dass es bis heute, wenn man es grob einteilt, drei große Strömungen des Judentums gibt: die orthodoxen Juden, die liberalen Juden, also die nicht-orthodoxen, und dazwischen das sogenannte konservative Judentum seit dem 19. Jahrhundert, das eine Mittelposition hält. Es sagt: Ja, wir wollen möglichst an den alttestamentlichen Prinzipien festhalten, wir wollen aber auch auf die moderne Situation eingehen. Man versucht also, zwischen diesen Positionen zu vermitteln.
So, wir gehen jetzt mal nur auf das orthodoxe Judentum ein und fragen, was die für die Zukunft erwarten. Da gibt es selbst innerhalb des orthodoxen Judentums ganz unterschiedliche Vorstellungen.
Etwa die Gruppe Agudat Israel, das sind die, die den säkularen Judenstaat ablehnen. Sie sagen: Nein, das ist nicht unser Staat – sie lassen sich trotzdem gern von der Armee schützen und von der Müllabfuhr unterstützen, das nehmen sie also gern in Kauf. Aber sie sagen: Nein, das ist nicht unser Staat. Erst wenn der Messias kommt, wird Israel das Land erhalten. Das sagen die einen Orthodoxen, Agudat Israel.
Dann gibt es zum Beispiel die Gruppe der Siedler vom Gush Emunim, das ist der sogenannte Block der Treuen, die sagen: Nein, nein, es ist genau andersherum. Der Messias wird erst dann kommen, wenn Israel jeden Boden besetzt hat, der ihm von den alttestamentlichen Prophezeiungen her zusteht.
Also sie sagen es genau andersherum: Nein, erst müssen wir das Land besetzen, und dann kommt der Messias.
Und die andere orthodoxe Gruppe sagt: Nein, erst wenn der Messias kommt, werden wir das Land kriegen.
Sie sehen, es sind da ganz unterschiedliche Erwartungen und Vorstellungen. Aber es geht immer um den Messias und die Erlösung, die er bringt als nationale politische Befreiung von den Feinden.
Und jetzt passen Sie bitte auf: Was muss dieser Messias, den das Judentum erwartet, nicht tun? Das ist ganz entscheidend, um den Unterschied zu verstehen.
Es geht bei dem Messias nicht darum, dass er den Einzelnen von seiner Sünde befreit. Das ist nicht die Aufgabe des Messias, sondern es geht um die politische Befreiung des Volkes von der Bedrückung durch die Feinde.
Das ist der deutlichste, der signifikanteste Widerspruch zwischen Teilen der aktuellen jüdischen Eschatologie und dem, was das Alte Testament sagt.
Der erwartete jüdische Messias wird das Volk von der äußeren Bedrückung befreien, aber er kommt nicht, um den Einzelnen von seiner Sünde zu erlösen.
So kamen dann die einzelnen Messiasse – denken Sie an Simon Bar Kochba bei 135 nach Christus, der die Juden in einen Aufstand gegen Rom führte und schrecklich scheiterte. Nach Bar Kochba ist die Situation schlimmer als je zuvor. Jerusalem wird umbenannt in Aelia Capitolina, die Juden dürfen Jerusalem für eine Zeit nicht mehr betreten. Bar Kochba war ein schlimmer Scheinmessias.
Oder denken Sie an den vermeintlichen Messias aus dem siebzehnten Jahrhundert, Sabbatai Zwi, der im Jahr 1666 kam und sagte, er sei der Messias, der die Befreiung bringt, und der am Ende schließlich zum Islam konvertierte.
So kann es gehen. Das ist die große politische Dimension.
Natürlich sagt das Judentum bei aller Betonung der politischen Perspektive auch etwas über die Zukunft des Einzelnen. Und das ist zum Teil biblisch: Nach dem Tod kommt es zu einer klaren Trennung zwischen Gerechten und Sündern.
Dann gibt es Überlegungen über diesen Zwischenzustand, zwischen Tod und leiblicher Auferstehung, wo man sagt, die gerechten Seelen sind in Ruhekammern untergebracht, und die sündigen Seelen schweifen schon während dieses Zwischenzustandes ruhelos umher.
So wird es etwa im vierten Buch Esra gelehrt, das im ersten Jahrhundert nach Christus entstanden ist.
In der Endzeit werden dann alle Toten auferweckt, und es kommt zur endgültigen Scheidung zwischen Hölle und Paradies.
Aber der entscheidende Protagonist der Endzeit ist der Messias. Das Volk kann seine Ankunft beschleunigen durch ein gesetzestreues Leben.
Es gibt diesen berühmten Satz: Wenn Israel nur einen einzigen Sabbat genau nach den Vorschriften beachten würde, dann würde der Messias kommen.
Um diesen Messias herum ranken sich weitere Erwartungen.
Im Laufe der Zeit hat sich die Lehre von zwei Messiasgestalten entwickelt, also nicht nur ein Messias, sondern zwei.
Da gibt es den demütigen Messias, der als Vorhut kommt, den Messias Ben Josef. Dieser demütige Messias wird scheitern, aber das Feld bereiten für den mächtigen Messias, der dann den Sieg bringt, den Messias Ben David.
Also zwei Messiasgestalten.
Einige Juden haben dann die Messiasidee auf den säkularen Staat übertragen und gesagt: Dieser Staat Israel, der hier entsteht, ist der Keim des messianischen Zeitalters, ist gewissermaßen der erste Messias, der alles Weitere vorbereitet.
Aber halten wir fest: Es gibt einen fundamentalen Gegensatz zum christlichen Messias.
Der jüdische Messias kommt nicht, um die Einzelnen von ihrer Sünde zu erlösen.
Der Messias des Judentums muss kein Sühneopfer für die Sünden bringen. Das ist auch nicht nötig.
Der jüdische Messias braucht nicht Jesaja 53.
So können wir es auch sagen.
Und wissen Sie, was sich daran zeigt? Darin zeigt sich etwas ganz Typisches für die Denkweise des Judentums, nämlich eine viel zu optimistische Sicht vom Menschen, eine viel zu harmlose Sicht des Menschen, die das Judentum bis heute prägt und die übrigens auch Paulus vor seiner Bekehrung prägte.
Ich will diese Sicht zusammenfassen mit Worten eines der berühmtesten jüdischen Gelehrten des zwanzigsten Jahrhunderts, nämlich Leo Baeck.
Leo Baeck schreibt sich mit A-E, also B-A-E-C-K, lebte von 1877 bis 1956 und war einer der bedeutendsten jüdischen Religionsphilosophen.
Er hat gesagt, Zitat: „In dem wollenden Glauben an das Gute besteht der Optimismus des Judentums. Es ist der Glaube an Gott und der daraus folgende Glaube an den Menschen, an Gott, durch den das Gute seine Wirklichkeit hat, und an den Menschen, der das Gute zu verwirklichen vermag. Der Mensch vermag das Gute zu verwirklichen“, sagt Leo Baeck.
Er schließt dann ab: „Alle Ideen des Judentums lassen sich hierauf zurückführen.“
Daraus folgt ein Verständnis des Menschen und der Gnade, das dem Katholizismus sehr ähnlich ist.
Auch der Katholizismus nimmt die Folgen des Sündenfalls in ihrer Radikalität nicht ernst.
Wir werden sehen, dass sich an dieser Stelle auch eine ganz interessante Nähe zum Islam ergibt.
Judentum, Islam und Katholizismus teilen miteinander eine zu harmlose Lehre vom Menschen, eine Anthropologie, die nicht ernst nimmt, was die Heilige Schrift über den Sündenfall und seine Folgen sagt.
Also fassen wir zusammen:
Das ist die Zukunftserwartung von Teilen des Judentums – man kann gar nicht vom Judentum insgesamt sprechen, weil es natürlich auch viele säkulare Stimmen gibt, die sagen, es gibt keine übernatürlich herbeigeführte Zukunft.
Wir haben jetzt diesen Staat und den werden wir weiter ausbauen. Wenn uns das gelingt, dann haben wir eine Zukunft, und wenn wir scheitern, dann haben wir keine Zukunft. Das gibt es natürlich auch.
Aber die Orthodoxen erwarten einen vor allem politisch gedachten Messias. Sie erwarten ein gesichertes Land mit weltweiter Ausstrahlung und schließlich die himmlische Freude im Paradies der Vollendung.
Zukunftserwartung der Christen
Jetzt wenden wir uns dem zweiten großen Thema zu, nämlich der Zukunftserwartung der Christen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass diese Zukunftserwartung ganz konsequent und logisch an die Vorgaben des Alten Testaments anknüpft und diese weiterführt. Die gestrichelte Linie dazwischen symbolisiert die Zeit zwischen den Testamenten.
Man sieht, dass das Neue Testament auf der gleichen Ebene steht wie das Alte Testament und dessen von Gott offenbarte Zukunftsposition fortführt. Die gestrichelten Linien stehen für menschliche Konzepte und religiöse Anschauungen. Dagegen sind die durchgezogenen Linien die von Gott offenbarten biblischen Vorgaben. Diese Unterscheidung ist sehr wichtig.
Zur Zukunftserwartung der Christen gilt die programmatische Aussage Jesu in der Bergpredigt. Diese Aussage gilt für alles, was das Neue Testament sagt, aber auch für die Zukunftsaussagen des Alten Testaments. In Matthäus 5,17-18 sagt der Herr Jesus: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen das Gesetz und die Propheten. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis alles geschieht.“
Das bedeutet, Jesus stellt sich bruchlos und ohne jede Einschränkung hinter die prophetischen Aussagen des Alten Testaments.
Ein bewegendes Zeugnis dazu gibt es von einem ehemaligen Rabbiner, Rudolf Hermann Gurland. Vielleicht haben einige von Ihnen seinen Namen schon gehört. Er kannte das Alte Testament auswendig. Bevor er zum Glauben an Jesus Christus fand, schrieb er in einem Brief an einen Freund Folgendes:
„Es scheint mir immer, als fehle der Heiligen Schrift“ – damit meint er das, was wir heute Altes Testament nennen – „der Brennpunkt, in welchem sich alle göttlichen Strahlen vereinigen. Das Gebäude ist prächtig, aber mir scheint die Spitze oder die Kuppel zu fehlen, die es krönen muss. Oh, lieber, ich stehe am Rande der Verzweiflung, wenn ich die Heiligen Schriften des alten Bundes studiere. Möge Gott sich meiner erbarmen.“
Dieser Rabbiner hatte verstanden, dass vieles im Alten Testament vorbereitet und angelegt ist, aber es dennoch unvollständig bleibt. Es ist wie ein wunderbarer Bau, dem die Kuppel fehlt – die Krönung, der Abschluss, die Vollendung.
Warum ist das Alte Testament ohne Jesus unvollständig? Weil das Alte Testament von Anfang an über sich hinausweist. Es sagt, dass einer kommen wird – und zwar nicht zur Zeit des Alten Testaments. Deshalb muss das Alte Testament unvollständig und unabgeschlossen sein. Es versteht sich selbst als unvollendet.
Verstehen Sie: Jedes Wort im Alten Testament ist wahr. Das hat der Herr Jesus ganz deutlich gesagt. Aber vieles ist noch nicht gesagt, was aus Gottes Sicht noch zu sagen ist.
Das Alte Testament kann man vergleichen mit Moses’ letztem Blick vom Berg Nebo. Er sieht das Land in der Ferne, ist aber noch nicht dort und weiß noch nicht alles, was dort sein wird und kommen wird.
So ist das Alte Testament dem Messias nicht nur zeitlich voraus, sondern es führt auch direkt zu ihm hin. Das Neue Testament nimmt das konsequent auf, setzt es um und führt es weiter.
Der große Rahmen, den Daniel in seiner Prophetie von den Siebzig Jahrwochen vorgegeben hat, kann erst vom Neuen Testament her vollständig verstanden und ergänzt werden.
Wenn Sie so freundlich sind, legen Sie bitte noch eine andere Skizze auf. Die bunte Skizze können Sie vom Overheadprojektor weglegen, aber bitte nicht ganz aus Ihrem Umfeld entfernen.
Ich glaube, hier in Breckerfeld muss man Daniel 9 nicht lange erklären. Die Prophetie von den Siebzig Jahrwochen geht davon aus, dass der Erlass des Artaxerxes im Jahr 444 v. Chr. die erste große Phase bezeichnet, die Daniel beschreibt. In dieser Zeit wird vieles geschehen, was heilsgeschichtlich von Bedeutung ist.
Diese 69 Jahrwochen enden mit dem ersten Kommen Christi. Danach folgt die Zeit der Gemeinde. Anschließend kommt die letzte, die siebzigste Jahrwoche, eine siebenjährige Trübsalszeit, die durch das zweite Kommen Christi abgeschlossen wird.
All das können wir in seiner systematischen Zusammenschau nur vom Neuen Testament her verstehen. Gleichzeitig können viele Aussagen des Neuen Testaments nur richtig eingeordnet werden, wenn wir Daniel 9 kennen. So ergänzen sich die Schriften.
Das Neue Testament vollendet diese Vorgaben, setzt sie fort. Nach dem zweiten Kommen Christi folgt das Millennium, das tausendjährige Reich auf Erden, mit all den Ereignissen, die zum Abschluss der Geschichte führen.
Dann kommt die Ewigkeit, das heißt der doppelte Ausgang der Geschichte: ewige Verdammnis und ewige Herrlichkeit bei Christus.
So vollendet das Neue Testament das Alte Testament. Daniel 9 bleibt durch die Offenbarung unvollständig, wird aber ergänzt durch das, was die anderen neutestamentlichen Schriften dazu sagen: Neuer Himmel und neue Erde am Ende.
Wesentliche Unterschiede zwischen christlicher und jüdischer Zukunftserwartung
Wo liegt der entscheidende Unterschied im christlichen Verständnis im Vergleich zum Judentum? Und anschließend kommen wir zum Islam.
Ich habe bereits eine unangenehme Karte von hinten gezeigt bekommen, auf der eine Fünfzehn stand. Vielleicht geben Sie mir noch fünf Minuten mehr.
Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass der christliche Messias ein Wiederkommender ist. Er war schon einmal da und wird erneut kommen. Er ist ein Bekannter. Der Messias kommt auch, um persönlich die Sünden zu vergeben. Er wird sein großes Friedensreich aufrichten, aber zugleich kommt er, um persönlich die Schuld zu vergeben.
Nur wer den Messias als seinen persönlichen Erlöser von Schuld anruft, wird gerettet werden. Es gibt für die Mitglieder des jüdischen Volkes keinen Weg zum Heil, der an Jesus Christus vorbeiführt. Selbst wenn sie sich als Kollektiv zu ihm wenden, wird jeder Einzelne dieses Kollektivs Jesus Christus als seinen persönlichen Retter und Erlöser anrufen müssen.
Keiner kommt an dem Herrn Jesus Christus vorbei in den Himmel. Dieser Messias ist identisch mit dem gekreuzigten und auferstandenen Christus.
Hier zeigt sich auch die biblische Anthropologie, die Lehre vom Menschen. Wir brauchen einen Messias als persönlichen Erlöser, weil wir sonst vor dem heiligen Gott mit dem Ausmaß unserer Verlorenheit und Schuld nicht bestehen können.
Zukunftserwartung des Islam
Und nun stoßen wir zuletzt auf eine interessante Entdeckung. Ich deutete das schon an: Die Anthropologie des Islam, also das Menschenbild des Islam, weist an diesem Punkt eine ganz erstaunliche Nähe zum Judentum auf.
Damit kommen wir zum letzten großen Punkt, drittens: die Zukunftserwartung des Islam. Jetzt würde ich Sie bitten, wieder unsere bunte Folie aufzulegen. Auch im Zukunftskonzept des Islam stoßen wir wieder auf Elemente, die uns bereits vertraut sind.
Am Ende der Zeit werden alle Menschen auferstehen und zum Gericht vor Allah erscheinen müssen, sagt der Koran. Diesem Ende werden bestimmte Vorzeichen vorangehen. Danach folgt das jüngste Gericht und eine Zweiteilung in Paradies und Hölle. Diese Entscheidung ist unwiderruflich.
Viele Ähnlichkeiten weist dieses äußere Grundmuster mit der Bibel und mit dem Judentum auf. Das ist auch ganz leicht zu erklären: Der Koran lehnt sich vielfach an die Bibel an. Er verfälscht sie dann, deutet sie um und kommt zu völlig anderen Schlussfolgerungen. Aber vielfach nimmt der Koran seinen Stoff aus der Bibel.
Deswegen können Sie etwa das Jahr 600 nach Christus ansetzen. Auch leite ich diesen grünen Pfeil, der für den Islam steht, vom roten Pfeil der biblischen Zukunftsaussagen ab. Es steht also vieles im Koran, was auf den ersten Blick dem christlichen Verständnis ähnlich zu sein scheint, weil es quasi abgeschrieben und verändert wurde.
Vieles von dem, was wir dazu denken, denken die Moslems auf den ersten Blick ganz ähnlich. Es gibt den Tod des Einzelnen und dann die Frage: Wie geht es danach weiter? Der Koran geht von einem gewissen Dämmerzustand aus.
Das ist anders als bei uns, wo wir sagen: „Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein“, hat der Herr Jesus zum Tschecher gesagt. Das heißt, wir sind auch vor der Auferstehung des Leibes, wenn der Herr wiederkommt, schon bei Gott. Paulus hat ja gesagt, er habe Lust abzuscheiden, um bei Christus zu sein. Es ist also nicht der ewige Schlaf, sondern wir sind schon beim Herrn, voller Bewusstsein und Freude. Die Verlorenen sind jedoch schon fern vom Herrn.
Der Koran sieht das anders. Er beschreibt diesen Zustand als Dämmerzustand der Empfindungslosigkeit. Die islamische Tradition verschärft das noch. Dort ist von zwei furchtbaren Engeln die Rede, Munkar und Nakir. Sie legen den Verstorbenen vier Prüfungsfragen vor: Wer ist dein Gott? Wer ist dein Prophet? Was ist deine Religion? Und in welche Richtung betest du?
Die Antworten müssen natürlich lauten: Mein Gott ist Allah, der Prophet ist Mohammed, ich bin Moslem und ich bete in Richtung Mekka. Deshalb flüstern viele Moslems den Sterbenden diese Antworten immer wieder ein. Sie rechnen damit, dass sie bald von Munkar und Nakir befragt werden. Nur wenn sie die Fragen richtig beantworten, werden sie an einem sicheren Ort aufbewahrt, bis das jüngste Gericht kommt.
Das jüngste Gericht wird eingeleitet durch kosmische Vorgänge: Die Erde bebt, die Berge wanken, es kommt der letzte Posaunenstoß. Das kennen wir auch aus der Bibel.
Die Überlieferung – nicht der Koran selbst, sondern Teile der sonstigen islamischen Überlieferung – sprechen sogar von der Wiederkunft Jesu, das heißt von der Wiederkunft des Isa. Nur mal in Klammern: Der Isa des Koran ist eine Verfälschung des biblischen Jesus. Nicht nur der Name ist verfälscht – Jesus zu Isa –, sondern es ist eine ganz andere Figur. Aber das ist gewissermaßen der Jesus des Koran.
Dieser Isa wird wiederkommen und den sogenannten Antichristen töten. Davon spricht die islamische Tradition. Allerdings wird er auch noch andere töten. Am Ende wird er dann gewissermaßen das Kommando an Mohammed weitergeben und sich ihm auch unterwerfen.
Dann werden im jüngsten Gericht alle auferweckt. Diejenigen, die als gläubige Moslems gestorben sind, hoffen auf Mohammeds Fürsprache. Mohammed wird zu ihren Gunsten reden.
In der islamischen Tradition gibt es die Vorstellung, dass die Menschen dann auf der Höllenbrücke zusammengedrängt stehen. Sie rufen nach einem Fürbitter und wenden sich an Adam. Doch Adam sagt: „Ich kann nicht für euch Fürbitte tun, ich habe selber die Sünde in die Welt gebracht.“ Daraufhin wenden sie sich an Noah, der sie an Abraham verweist. Abraham sagt, ihr habt alle Sünde, und verweist auf Jesus, genauer gesagt auf Isa. Isa verweist schließlich auf Mohammed.
Das ist die islamische Lehre. Mohammed wirft sich vor Allah nieder, und dessen Fürbitte wird erhört. Nur Mohammed bekommt die Erlaubnis, für die Menschen einzutreten.
Dann folgt der doppelte Ausgang: Paradies oder Hölle. Das Paradies wird vorwiegend als ein Ort der Sinnesfreuden verstanden. Es gibt einige andere Hinweise zum Paradies, doch der überwiegende Eindruck der Aussagen besteht vor allem darin, dass dem Moslem, der ins Paradies kommt, beste Speisen, hervorragende Weine, schönste Frauen und vieles mehr frei Haus geliefert werden.
Diejenigen, die im Heiligen Krieg sterben, haben die besondere Gewissheit, möglichst schnell und sicher ins Paradies zu kommen.
Nicht entscheidend ist die Gemeinschaft mit Allah selbst. Allah, der so fern ist – wir haben heute gar nicht über das Gottesverständnis des Islam gesprochen –, bleibt auch im Himmel letztlich irgendwie fern.
Am Ende aber steht Allahs Herrschaft über alle Welt, und es gibt nur noch das Haus des Islam.
Grundlegende Unterschiede zwischen Christentum und Islam in der Zukunftserwartung
Zum Schluss sollen die Unterschiede zwischen dem christlichen Glauben und dem Islam im Hinblick auf ihre Zukunftsvorstellung dargestellt werden.
Zunächst betrachten wir das Verhältnis zur Gewalt. Der Islam hat mit der Scharia ein Gesetzessystem entwickelt, das sich vom Koran sowie von der mündlichen Überlieferung Mohammeds, der sogenannten Sunna, ableitet. Aus diesen Überlieferungen – Koran, Sunna und mündliche Berichte – entstand die Scharia. Diese ist kein moralisches Idealgesetz, wie es sein sollte, sondern ein Strafgesetz, das inzwischen auch bald in England und Wales angewandt wird.
Um dieses Gesetz durchzusetzen, benötigt man eine starke Exekutive. Deshalb geht es im Islam immer um Macht, um Stärke und um Dinge, die notfalls mit Gewalt durchgesetzt werden können. Der Weg zu dieser Herrschaft ist der Heilige Krieg zur Errichtung einer Theokratie – das ist die Zukunftsperspektive. Ein Moslem, der den Koran ernst nimmt, ist verpflichtet, im Heiligen Krieg zu kämpfen.
Es ist wichtig, sich nicht einreden zu lassen, dass dies nur eine Verfälschung des Korans sei und der Islam eigentlich friedliebend sei. Solche Behauptungen kommen meist von Leuten, die den Koran entweder mit einer Decke vor den Augen lesen oder bewusst täuschen wollen. Es gibt unzählige Stellen im Koran, die deutlich machen, dass gekämpft werden muss und notfalls auch mit Gewalt gegen den Unglauben vorgegangen werden soll. Unglaube, also alles, was nicht Islam ist, müsse notfalls ausgerottet werden, mit Stumpf und Stil.
Das ist das Verhältnis zur Gewalt und die Zukunftsperspektive im Islam. Der Islam setzt sich durch Gewalt durch, an der die Moslems beteiligt sind, die verpflichtet sind, so zu leben, wie ihr Prophet gelebt hat. Mohammed war unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass er viele Kriege führte und seine Ziele teilweise mit großer Brutalität durchsetzte. Kurantreue Moslems müssen daher bereit sein, gegebenenfalls mit Gewalt die Herrschaft Allas zum Sieg zu führen.
Christen hingegen wissen, dass nicht sie Gottes Herrschaft herbeiführen, sondern dass dies allein dem wiederkommenden Christus vorbehalten bleibt. Der Herr Jesus wird mit Macht und Herrlichkeit wiederkommen. Unsere Aufgabe ist es, bis dahin sein Reich auszubreiten – durch die Weitergabe seiner Botschaft, durch das Evangelium und durch Gebet.
Daraus ergibt sich auch ein ganz gegensätzliches Verständnis des Märtyrers. Im Islam ist der Märtyrer gegebenenfalls bereit, Gewalt anzuwenden und, wenn nötig, dabei zu sterben – aber auch andere mit in den Tod zu reißen. Das ist eine wichtige Facette des islamischen Märtyrers.
Im christlichen Glauben ist der Märtyrer wörtlich der Zeuge (griechisch: Martys, Martyrier – das Zeugnis). Dieser Zeuge wird möglicherweise auch ein Blutzeuge, aber nicht durch das Blut anderer, das er vergießt, sondern durch sein eigenes Blut. Dieses Blutvergießen nimmt er um Christi willen gegebenenfalls in Kauf. Er sucht nicht den Tod, er sucht nicht das Leid, aber er ist bereit, um Jesu und des Evangeliums willen diese Folgen zu tragen.
Das ist der völlig gegensätzliche Begriff des Märtyrers im Islam und in der Gemeinde Jesu Christi.
Der zweite und vorletzte Unterschied, den ich beschreiben möchte, betrifft das Menschenbild, genauer gesagt das optimistische Menschenbild.
Der Koran lehrt keine radikale Lehre vom Menschen. In den Augen des Korans ist der Mensch nicht hoffnungslos böse oder durch den Sündenfall grundlegend verdorben. Im Koran richtet sich die Sünde auch nicht in erster Linie gegen Allah, sondern gegen den Mitmenschen.
In der Heiligen Schrift ist es genau umgekehrt: Sünde ist immer zuerst eine Sünde gegen Gott. Ohne Christus sind wir Gottes Feinde. Wir stehen unter dem Zorn Gottes und sind deshalb verloren und Kandidaten der Hölle. Auch wenn wir unserem Nächsten gegenüber schuldig werden, ist dies zugleich eine Schuld gegenüber dem heiligen Gott, weil es ein Vergehen an seinen Geboten und seinem Willen ist. Unsere Grund- und Hauptschuld besteht jedoch gegenüber unserem Schöpfer, dem wir Liebe, Anbetung, Hingabe, Dienst, Gehorsam und Verehrung verweigern.
Das ist im Islam alles viel harmloser: Nicht Schuld gegen Allah, sondern Schuld gegen die Nächsten – ja, aber auch nicht so schlimm, dass nichts zu reparieren wäre. Wenn sich der Moslem genügend bemüht, kann ihm möglicherweise geholfen werden. Der Moslem braucht keinen Erlöser, sondern einen Propheten. Einen Erlöser braucht er nicht.
Das zeigt sich auch im Koran, der dem Menschen vieles zutraut und zeigt, was er alles kann. Deshalb braucht er auch keinen Mittler zwischen Allah und dem Menschen. Dieser Mittler ist nicht Mohammed, sondern der Koran selbst.
Bei uns ist das ganz anders: Unser Mittler ist eine Person. Die Bibel zeigt uns den Mittler, führt uns zu ihm hin und sagt uns, wer der Mittler ist und wie wir mit ihm in Verbindung kommen können. Unser Mittler ist der Herr Jesus Christus selbst.
Daraus folgt der letzte große Unterschied, auf den ich mich im Hinblick auf die Zukunftsfrage beschränken möchte: das Verhältnis zur Gewalt, das optimistische Menschenbild und die Frage nach dem Erlöser.
Der Moslem braucht für seine Zukunft keinen Erlöser. Schließlich lebt er in ständiger Ungewissheit im Hinblick auf sein Ende und seine Zukunft.
Der Koran spricht zwar vom Glauben, wenn es um den Einlass ins Paradies geht. So ist dort die Brücke Shirat beschrieben, die scharf wie ein Schwert und dünn wie ein Haar ist. Die Ungläubigen gleiten aus und fallen herunter, die Gläubigen überschreiten sie. Wer das richtige Glaubensbekenntnis hat, kann mit Mohammeds Fürsprache rechnen.
Doch selbst dieser Glaube gibt keine Gewissheit. Es ist zuverlässig überliefert, dass zwei der Kalifen, die unmittelbaren Nachfolger Mohammeds – Abu Bakr und Omar – kurz vor ihrem Tod nicht wussten, ob sie zu Allah in den Himmel kommen würden.
Von Abu Bakr ist folgender Satz überliefert: Kurz vor seinem Tod sagte er zu Aisha, der Lieblingsfrau Mohammeds: „Ach, liebe Tochter, dies ist der Tag meiner Befreiung und der Erlangung meines Lohnes. Wenn es Freude ist, wird sie dauern, wenn es Kummer und Leid ist, wird es nie aufhören. Ich weiß nicht, ob ich ins Paradies komme oder in die Hölle.“
Man erwartet von Abu Bakr, dass er nach Mohammed der zweitfrommste Mann im Islam ist – und dennoch diese Ungewissheit.
Ein anderer Kalif und Freund Mohammeds, Omar, sagte: „Ich bin nichts anderes als ein Ertrinkender, der die Möglichkeit der Flucht ins Leben sieht und darauf hofft, aber trotzdem Angst hat, er könne sterben und es verlieren. Ich tauche mit Händen und Füßen nach unten. Verzweifelter als der Ertrinkende ist der, welcher beim Erblicken von Himmel und Hölle in der Vision begraben wird. Hätte ich den ganzen Osten und Westen, so gern würde ich alles aufgeben, um von dieser schrecklichen Furcht, diesem Entsetzen, das über mir hängt, frei zu werden – dass ich nicht weiß, wo ich ende. Wehe über Omar, wehe über Omars Mutter, wenn es dem Herrn nicht genehm sein sollte, mir zu verzeihen.“
Über dem Moslem schwebt die ständige Ungewissheit. „Inschallah“ – wenn Allah will, dann ja. Aber ob er will, ob er selbst bei denen will, die formal den rechten Glauben hatten und sich auf Mohammeds Fürsprache verlassen können, ist nicht gewiss.
Der Islamwissenschaftler Johann Baumann hat das wunderbar formuliert: Ungeachtet all der Glaubensworte geht der Moslem diesen Weg letztlich allein. Der Koran lehrt nämlich, dass jeder für seine eigenen Taten verantwortlich ist und niemand ihm diese Verantwortung abnehmen kann – auch nicht durch Vergebung.
Außerdem weiß der Moslem, dass er in jeder Sekunde seines Lebens unter der unergründlichen Allmacht Allas steht. Nicht unter der Fürsorge, sondern unter der unergründlichen Allmacht. Er weiß nie, in welche Richtung der Finger Allas deuten wird – nach oben oder nach unten. Diese Glaubensgewissheit bleibt immer der unbegreiflichen Allmacht Allas und dem unumstößlichen Willen Allas untergeordnet.
Letztlich steht der Mensch einsam unter diesem allmächtigen Gott.
Auch die Bibel spricht von dem wahren allmächtigen Gott. Doch dieser allmächtige Gott lässt seine Geschöpfe nicht in Unwissenheit. Er lässt sie nicht zittern darüber, was „Inschallah“ möglicherweise sein könnte oder auch nicht, sondern gibt ihnen feste, sichere Zusagen in seinem Wort und durch seinen Sohn Jesus Christus.
Schlussbetrachtung und persönliches Zeugnis
Ich komme zum Schluss. Am letzten Donnerstag, also vor wenigen Tagen, hatte ich nach einer Veranstaltung mit Professor Gitt unter anderem ein Gespräch mit einem liberalen Moslem.
Dieser liberale Moslem wollte die Unterschiede verwischen. Er sagte, ja, was da über die Großartigkeit des Schöpfers gesagt wurde von dem Professor, das hätte Osama Bin Laden genauso sagen können. Also Professor Gitt und Osama Bin Laden sagen letztlich dasselbe, meinte er.
Da habe ich gesagt: Man langsam, man langsam. Es kann ja sein, dass auch der Islam Argumente dafür bringt, warum es keine Evolution gegeben haben kann. Aber wissen Sie, es sind trotzdem zwei völlig verschiedene Personen. Es sind nicht alle Katzen grau. Die Wahrheitsfrage muss gestellt werden, und ich will Ihnen sagen, was der entscheidende Punkt ist, an dem die Wahrheitsfrage geklärt werden kann. Und das ist die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.
Wenn Sie anfangen wollen, den Unterschied zu verstehen zwischen Ihrem religiösen System und meinem Glauben, dann müssen Sie Jesus Christus begegnen. Und bei der Frage: Ist er wirklich auferstanden oder ist er nicht auferstanden? Das ist der Schlüssel für die gesamte Zukunftsfrage.
Er war ja nachdenklich, und ich hoffe, er wird sich weiter damit beschäftigen, der Moslem. Denn schauen Sie, da hinein münden alle Diskussionen über die großen Zukunftsfragen. Die letzte Frage lautet nämlich: Wer hat das Gegenmittel gegen den Tod?
Dieses Gegenmittel hat nicht die Eschatologie des Judentums, dieses Mittel hat erst recht nicht die Eschatologie des Islam. Die Antwort darauf hat nur der Herr Jesus Christus, der wirklich leibhaftig von den Toten auferstanden ist und der dafür gesorgt hat, dass uns diese Tatsache durch glaubwürdige Dokumente zuverlässig und irrtumsfrei berichtet wurde.
Das vorletzte Wort soll darum ein Moslem haben, der voller Verzweiflung an ein christliches Werk folgenden Brief schrieb: Er sagte: „Die Ärzte sagen mir, dass ich Krebs habe und nur noch zwei Monate zu leben. Ich bin erst 45 und weiß nichts Gewisses, Verbindliches über Gott. Lebt Mohammed? Kann ich ihm vertrauen und dem, was er sagt? Kann ich zu ihm beten? Oder ist Jesus Christus lebendig und kann ich mich an ihn wenden? Wie kann ich in den Himmel kommen? Ich habe keine Zeit mehr, die Religionen zu studieren, ich brauche dringende Hilfe, ich sterbe.“
Was ist die Antwort? In dem Brief dieses Moslems ist noch einmal so stark zusammengefasst, worum es letztlich geht. Es geht ja nicht darum, dass wir eine Schreibtischdiskussion darüber führen, welches Konzept am interessantesten ist, sondern es geht um die Frage, wer hat die Antwort auf die Zukunft als Bedrohung.
Die Zukunft bedroht letztlich jeden. Da ist es sehr, sehr deutlich, und wir können so dankbar sein, wenn wir den Herrn Jesus Christus kennen dürfen. Er hat die Antwort, weil er den Tod besiegt hat.
Und derjenige, der die Zukunft jedes Einzelnen bestimmt, der hält auch die Zukunft der Welt und der Völker in seiner starken, durchbohrten Hand. Deswegen haben wir immer wieder von den alten Christen diesen Satz gehört: „Die Herren dieser Welt kommen und gehen, aber unser Herr kommt, weil er auferstanden ist.“
Und weil er derjenige ist, der sein Reich durchsetzt und der jetzt noch in dieses Reich hineinruft. Er ist der Einzige, der mit seinem Reich nicht Gewalt, Terror und Not bringt, sondern den wirklichen Frieden für alle, die sich ihm anvertrauen – den Frieden mit Gott.
Darum bleibt es dabei, wie unsere Väter gedichtet haben: Es wird nicht Friede werden, bis Jesu Liebe siegt, bis dieser Kreis der Erden zu seinen Füßen liegt. Dann sind alle Zukunftsfragen endgültig beantwortet. Amen.
