Einführung in das Thema Seelsorge und ihre Abgrenzung zu Medizin
Ja, ich weiß nicht, wie es euch gegangen ist, als ihr das Thema für heute Abend gelesen habt. Es könnte sein, dass es euch so ging wie mir, dass ich erst einmal gerätselt habe, worum es denn eigentlich geht.
Also, mir wurde klar, dass ich heute Abend etwas zu sagen habe. Es geht um Seelsorge. Aber nicht nur um Seelsorge allein, sondern um das Verhältnis von Seelsorge zu Psychologie und Psychiatrie.
Wir müssten eigentlich erst einmal erklären, was wir überhaupt mit Seelsorge meinen. Etwas steckt ja schon im Wort: Es heißt, es soll Sorge sein für die Seele. Wir sorgen uns also um die Seele – um unsere eigene sowieso, aber hier ist stärker gemeint die Sorge um die Seele des Anderen.
Wenn wir das jetzt versuchen zu unterscheiden von anderen Problemen, in denen Menschen sind, dann müssen wir feststellen: Es gibt Probleme, es gibt Erkrankungen, die stärker den Körper betreffen. Dafür ist Seelsorge meistens nicht geeignet.
Wenn ich mir zum Beispiel ein Bein breche, dann kann es durchaus sein, dass mir seelsorgerlich jemand an der Seite steht und mich einfach tröstet. Aber durch das Trösten wird das Bein nicht wieder heil. Das muss dann medizinisch behandelt werden. Man muss zum Arzt gehen, und je nachdem wird das Bein genagelt oder es gibt andere Methoden, je nachdem, was für ein Bruch es ist.
Wir sehen also: Die Bibel unterscheidet den Menschen in Körper, Seele und Geist. So könnten wir das unterscheiden. Dabei ist die Seele so eine Sache: Sie existiert nicht ganz selbständig, sondern ist hier eigentlich an den Körper gebunden. Sie ist eine Funktion des Körpers.
Mit der Seele ist das gemeint, was nicht materiell ist, das, was stärker unser Gefühl ausmacht. Das kann betroffen werden durch schwere Situationen, in denen wir uns befinden, durch körperliche Erkrankungen. Es kann aber auch betroffen werden durch geistliche Probleme, in denen wir stecken.
Insofern merken wir jetzt: Seelsorge kann etwas zu tun haben mit körperlichen Problemen, weil diese Auswirkungen auf unsere Stimmung, auf unser Gefühl, auf unser Inneres, auf unseren inneren Menschen haben. Andererseits können auch geistliche Probleme Einflüsse auf unseren inneren Menschen haben.
Seelsorge will sich eben genau damit beschäftigen – also mit dem, was seelisch, was gefühlsmäßig krank ist, und mit den Ursprüngen, die dahinterstehen. Dafür nimmt sie selbstverständlich Hilfe in Anspruch, etwa Hilfe bei einem Arzt, der dann die rein materiellen, die rein körperlichen Sachen wieder in Ordnung bringen kann. Aber das ist eben nicht alles.
Wenn ihr beispielsweise mal mit einem Arzt sprecht, der vielleicht selbst hier jemand ist, der Arzt ist oder im Gesundheitsbereich arbeitet, dann werdet ihr merken, dass viele Menschen, die unter Krankheiten leiden – auch unter körperlichen Erkrankungen – dass das eigentliche Problem dahinter oft noch ein tieferes ist. Nämlich häufig ein seelisches und manchmal auch ein geistliches.
Das kann der Arzt meistens gar nicht behandeln. Erstens sind die meisten Ärzte keine gläubigen Christen, das heißt, sie sehen gar nicht, dass diese Ebene betroffen ist. Und zweitens fehlt ihnen einfach die Zeit, sich so intensiv mit den Menschen auseinanderzusetzen.
Denn wenn ein Arzt zwei bis fünf Minuten hat, um einen Patienten zu beurteilen und zu sehen, woran es liegt, dann genügt das natürlich nicht für eine seelsorgerliche Auseinandersetzung und seelsorgerliche Hilfe.
Wir sehen also: Der Mensch besteht nach der Bibel aus verschiedenen Teilen. Jetzt kommt es darauf an, was genau krank ist. Je nachdem, wo die Krankheit liegt, müssen wir sehen, wo wir unsere Hilfe bekommen können.
Wie gesagt: Auch bei Zahnschmerzen ist es sicherlich nicht schlecht, den Pastor der Gemeinde anzurufen. Nur wird der im Normalfall nicht durch ein seelsorgerliches Gespräch die Zahnschmerzen beheben können. Möglicherweise schon, man kann natürlich dafür beten, und dann geht das Ganze weg – das gibt es ja auch, klar. Aber im Normalfall wird es so laufen, dass man zum Arzt geht.
Wenn ich aber plötzlich merke, ich bin von Selbstmordgedanken erfüllt, ich denke mir: „Ja, das Leben ist ja gar nichts mehr wert.“ Wir haben gestern über Depressionen gesprochen. Und ich denke, ich will mir das Leben nehmen. Dann wird mir der Zahnarzt wenig helfen.
Dann ist es wichtig, dass ich jemanden habe, der sich um meine Seele kümmert. Denn hier ist meistens ein Problem der Seele dahinter. Nicht nur, es gibt auch einige Ausnahmen, wo das körperliche Hintergründe hat, aber in vielen Fällen ist es ein seelisches Problem.
Das ist der Hintergrund dabei.
Seelsorge im Spannungsfeld von Psychologie und christlichem Weltbild
Ein Bereich der Medizin, der sich ebenfalls mit der Seele beschäftigt, ist die Psychiatrie beziehungsweise Psychologie. Der Begriff Psyche stammt aus dem Griechischen und bedeutet Seele. Somit handelt es sich hier um eine Wissenschaft, die sich um die Seele des Menschen kümmern möchte.
Dabei entsteht eine Art Konkurrenz. Im Krankenhaus oder bei entsprechend ausgebildeten Ärzten kann man auch Hilfe für die Seele erhalten, so wird es zumindest dargestellt. Die Konkurrenz ergibt sich jedoch daraus, dass Seelsorge und Psychologie beziehungsweise Psychiatrie auf völlig unterschiedlichen Grundlagen basieren. Das heißt, das Weltbild und das Menschenbild sind grundverschieden. Deshalb wird den Menschen auch auf unterschiedlichen Ebenen geholfen.
Manche Psychiater sehen die Probleme des Menschen vor allem auf der hormonellen oder materiellen Ebene und versuchen, hier anzusetzen. In manchen Fällen können sie Menschen auf diese Weise helfen, aber eben nicht in allen. Hinter dieser Herangehensweise steckt ein materialistisches Weltbild. Das Weltbild, also wie ich den Menschen einordne, wie ich ihn verstehe und wie ich glaube, dass er funktioniert, beeinflusst maßgeblich, wie ich versuche, ihm zu helfen.
Hier zeigt sich ein Konflikt. Als Christ kann ich ein solches Weltbild nicht einfach akzeptieren und folglich auch nicht die Methoden, mit denen mir oder anderen geholfen werden soll. Es ist also nicht einfach so, dass ein Christ zu einem Psychologen oder Psychotherapeuten geht, um sich helfen zu lassen, sofern das Problem nicht rein materieller Natur ist.
Natürlich können Psychologen und Psychotherapeuten bei bestimmten Themen wie Stress oder Burnout durchaus Erfahrungen vorweisen und manchmal helfen, indem sie gute Tipps für äußere Faktoren oder zwischenmenschliche Probleme geben. Doch auch das stößt an Grenzen. Je nach psychologischer Richtung gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen darüber, was das Leben der Menschen bestimmt.
So gibt es beispielsweise in Teilen der humanistischen Psychologie die Ansicht, dass es Schuld an sich nicht gibt. Schuld werde erst durch die Gesellschaft geschaffen, die dafür verantwortlich sei. Der Mensch, der sich schuldig fühlt, müsse dann erkennen, dass er sich von den Normen der Gesellschaft freimachen oder sich selbst vergeben müsse. Dann sei die Schuld vergeben, oder es handele sich nur um ein Schuldgefühl, weil Schuld real gar nicht existiere.
Für Christen ist das so nicht akzeptabel. Die Bibel lehrt, dass es Schuld und Sünde tatsächlich gibt. Es reicht nicht aus, sie zu ignorieren, zu verdrängen oder sich einzureden, dass sie nicht real seien. Hier zeigt sich, dass Psychologen oder Psychotherapeuten nicht dumm sind, sondern von einem anderen Weltbild und Menschenbild ausgehen als Christen. Daraus entsteht ein Konflikt.
Wenn ich meinen Glauben nicht aufgeben möchte, was ich erhoffe, dann muss ich bei Schuldproblemen meist anders vorgehen. Die Bibel fordert uns beispielsweise auf, unsere Sünden zu bekennen, und Gott wird uns vergeben (vgl. 1. Johannes 1). Hier entsteht also ein Konflikt in der Herangehensweise an solche Probleme, weil das Menschenbild und das Weltbild unterschiedlich sind.
Es gibt auch eine Zwischenstufe: Menschen, die sagen, Gott spiele schon eine Rolle. Als Psychologe oder Psychotherapeut beten sie vor der Behandlung oder sogar mit der Person, übernehmen aber ansonsten alle Empfehlungen und Methoden, wie sie in einem materialistischen Lehrbuch stehen. Das hilft zumindest etwas, denn so wird Gott zumindest mit einbezogen.
Dennoch entsteht eine Spannung, weil die verwendeten Methoden nicht zueinander passen. Es wird versucht, materialistische, also gottlose Methoden – die Gott nicht benötigen – mit der Bitte um Gottes Segen zu verbinden. Manchmal kann Gott das tun, das ist nicht ausgeschlossen, aber der ideale Weg wäre es nicht.
Stattdessen müsste ein theonomer oder theologischer, man könnte auch sagen theokratischer Weg eingeschlagen werden. Das bedeutet, dass Gott statt des Menschen im Mittelpunkt steht. Zuerst muss ich Gott fragen, wo das Problem im Leben des Menschen liegt. Gott kennt den Menschen, hat ihn geschaffen und sieht, dass es eine geistliche Ebene im Leben jedes Menschen gibt. Diese Ebene ist immer betroffen, wenn ein Mensch krank wird und sollte nach Möglichkeit mitbehandelt werden.
Dabei stellt sich auch die Frage, was das Ziel von Seelsorge ist. In der normalen Psychologie und Psychotherapie geht es darum, dass der Mensch wieder gemeinschaftsfähig wird, zurück in die Gemeinschaft integriert wird oder resozialisiert wird – je nachdem, wie man es nennt. Er soll seine äußeren Symptome überwinden oder zumindest lernen, damit zu leben. Das ist eines der Ziele.
Die Bibel hingegen versucht, tiefer zu greifen. Sie sagt, die Ursache muss beseitigt werden. Das ist in den meisten materialistischen Ansätzen nicht möglich, da es sich dort oft nur um eine Hormonstörung handelt.
Biblische Perspektiven auf Heilung und Seelsorgeziele
Es gibt verschiedene Ziele, die mit Seelsorge verbunden sind, und dazu finden wir auch einige Bibelverse. Ich möchte dazu einige Beispiele vorlesen.
Zum Beispiel lesen wir im Neuen Testament in Philipper 4,7: „Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.“ Hier wird der Friede, den Gott geben kann und in dem wir eigentlich leben sollen, erwähnt. Paulus wünscht diesen Frieden der Gemeinde, den Christen. Er vergleicht ihn mit der Vernunft, die Menschen haben können, und sagt, dass dieser Friede über diese Vernunft hinausgeht.
Wir sollen also Heilung, Harmonie und Einheit mit Gott erfahren, die unser vernünftiges Begreifen übersteigt. Damit ist nicht gesagt, dass Psychologie, Medizin oder Psychotherapie schlecht sind. Vielmehr gibt es eine tiefere, eigentliche Ebene, die wir anstreben sollten. Diese Ebene wünscht Paulus den Philippinern.
Ähnlich finden wir das auch in Galater 6,1: „Liebe Brüder, wenn jemand von euch in eine Sünde fällt, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, ihr, die ihr geistlich seid! Und siehe auf dich selbst, dass du nicht auch versucht wirst.“ Hier haben wir einen kurzen Befehl zur Seelsorge. Es geht darum, dass jemand innerhalb der Gemeinde einen Fehler begeht. Wir bekommen das mit und sollen ihm helfen, wieder auf den rechten Weg zu kommen – und zwar mit einem sanftmütigen Geist.
Das bedeutet, dass man den Betroffenen nicht einfach zu einem Psychiater schickt, der ihm in dem Moment vielleicht nicht helfen kann. Wenn zum Beispiel ein Christ in der Gemeinde Ehebruch begangen hat, kann eine Therapie zwar hilfreich sein, aber meistens ist es wichtiger, ihn seelsorgerlich zu begleiten.
Seelsorgerlich begleiten heißt hier, denjenigen auf seinen Fehler aufmerksam zu machen und ihm Hilfe anzubieten – und das mit Sanftmut. Denn das Hauptproblem ist oft, dass manche in der Gemeinde gar nichts sagen und schweigen, aus dem Motto „Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen.“ Andere sprechen den Fehler zwar an, aber ohne Sanftmut. Wenn ich jemandem einen Fehler einfach vor den Kopf stoße und sage: „Das hast du vollkommen falsch gemacht, du bist ein schlechter Ehemann, Vater, Arbeiter oder Christ“, dann führt das meist dazu, dass sich der andere verteidigt und sich angegriffen fühlt.
Was hier durchscheinen muss, ist die Liebe zu den Menschen. Der andere soll spüren, dass ich es gut mit ihm meine. Das ist das, was mit Sanftmut gemeint ist. Paulus erwähnt das später auch, als er an Timotheus schreibt: Einen Älteren soll man ermahnen wie einen Vater, einen Jüngeren wie einen Bruder.
Damit will Paulus sagen, dass man sich viele Gedanken machen muss, wie man etwas sagt. Das Ziel ist nicht nur, die Wahrheit zu sagen, sondern dem anderen zu helfen, auf dem Weg der Wahrheit zu bleiben.
Was ist weiter das Ziel der Seelsorge? Man könnte pauschal sagen, dass wir Jesus ähnlicher werden sollen. Seelsorge dient also nicht nur dazu, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, sondern sie sollte schon stattfinden, wenn es uns gut geht. Unsere Seele braucht auch dann Nahrung, Sorge und Anleitung.
Seelsorge bedeutet somit nicht nur, das zu verbinden, was kaputtgegangen ist, sondern auch, uns anzuleiten, Jüngerschaft zu betreiben. Wir sollen Jesus ähnlicher werden und die Früchte des Heiligen Geistes – wie sie im Galaterbrief genannt werden, etwa Langmut, Freude, Friede, Geduld – in unserem Leben zum Durchbruch bringen.
Seelsorge ist also kein reines Kriseninterventionstool, sondern ein kontinuierlicher Prozess im geistlichen Leben eines jeden Menschen. Insofern ist Seelsorge auch ein evangelistisches Gespräch, denn wir wissen, dass ein Mensch ein Problem in seiner Beziehung zu Gott hat. Die Schuld ist oft noch nicht bereinigt, das Verhältnis zu Gott nicht in Ordnung, und das wirkt sich auf das Leben des Menschen aus.
Das glauben wir als Christen, auch wenn ein Nichtgläubiger sagt, er sei glücklich und zufrieden. Wir wissen, da ist oft eine innere Leere. Kirchenväter wie Augustinus beschreiben das in ihrem Leben: Er war sein Leben lang auf der Suche und hatte alles, was er wollte – Reichtum, Ansehen, Frauen –, aber innerlich war er leer. Diese Leere wurde erst gefüllt, als er Gott kennenlernte.
Der Weg zu Gott ist somit auch eine Art Seelsorge. Der Mensch ist vielleicht noch nicht psychiatrisch auffällig oder in Behandlung, aber seine Seele braucht Sorge und Hilfe.
Daher ist Seelsorge nicht nur eine medizinische Maßnahme, sondern eine Betreuung, Ermutigung, Lebenshilfe, Zuwendung, Unterweisung und Freundschaft. Es ist der Ausdruck von Liebe zum anderen Menschen. Wir helfen ihm, weil wir ihn lieben, so wie Jesus sich um die Menschen gekümmert hat – nicht nur auf materieller Ebene.
Ein Beispiel ist das erste große Wunder Jesu, das im Lukasevangelium beschrieben wird: Ein Lahmer wird durchs Dach gelassen, und das erste, was Jesus zu ihm sagt, ist: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ Jesus weiß genau, dass das eigentliche Problem dieses Menschen nicht nur äußerlich ist, sondern tief in der Seele liegt.
Deshalb wendet sich Jesus zuerst an die Seele, und genauso sollen wir das auch tun.
Die Rolle der Gemeinde und jedes Einzelnen in der Seelsorge
Jetzt stellt sich die Frage: Wenn wir das tun, also wenn wir vor der Herausforderung stehen, nach dem Vorbild Jesu zu leben – Jesus betreibt Seelsorge an den Menschen, mit denen er zu tun hat – wie sieht das konkret aus? Wir sehen, dass wir uns gegenseitig lieben sollen und das Beste für den anderen wollen. Das sollte uns auch dazu bewegen, Interesse an der Seele des anderen zu haben.
Jesus fordert uns auf: Wenn du deinen Bruder sündigen siehst, dann gehe hin und ermahne ihn. Im Galaterbrief steht ebenfalls, dass man jemanden, der sündigt, mit Sanftmut zurechtweisen soll. Das ist eine direkte Aufforderung zur Seelsorge.
Daraus ergibt sich automatisch die Frage, wer Seelsorge betreiben soll. In unserer Zeit ist das oft unklar. Das liegt daran, dass Seelsorge in Gemeinden zunehmend professionalisiert wird. Viele denken: „Ich kann doch keine Seelsorge machen, dafür ist der Pfarrer zuständig, oder der Prediger, der ist ja dafür ausgebildet, ein Spezialist.“ Das führt dazu, dass sich alle, die Probleme haben, auf diese eine Person stürzen und von ihr Hilfe erwarten – manchmal sogar zu viel Hilfe. Dann sind sie enttäuscht, weil diese Person nicht die Zeit hat, sich intensiv mit jedem Einzelnen zu beschäftigen. Das ist zum Scheitern verurteilt.
Manchmal fühlt sich der Pastor überfordert und sagt: „Ich bin kein Seelsorger, ich bin eher Lehrer oder etwas anderes in der Gemeinde.“ Und wer macht es dann? Vielleicht schickt man ein paar Leute in der Gemeinde zu Seelsorge-Schulungen. Es gibt viele Angebote, wie man ausführliche Beratungen machen kann und sogar Zertifikate erhält, um sich als ausgebildeter Seelsorger auszuweisen.
Generell ist das nicht schlecht, was man in solchen Kursen lernt. Aber das ist eigentlich nicht das biblische Modell. Wo in der Bibel sehen wir, dass es solche Ausbildungen gab? Es waren ganz normale, einfache Leute. Seelsorge ist – das ist meine Antwort, die sich aus dem ergibt, was wir gerade gelesen haben – eine Aufgabe für alle. Seelsorge geschieht von einem zum anderen.
Seelsorge ist nicht unbedingt diese Professionalisierung, die eher aus dem Wirtschaftsbereich stammt. Diese Professionalisierung sollte in der Gemeinde eigentlich keine zentrale Rolle spielen. Das heißt nicht, dass es nicht gut ist, Kurse zu besuchen. Doch dadurch wird man nicht automatisch zum Seelsorger. Man wird es, wenn Gott einen dazu befähigt und man es tut.
Man kann auch ohne Kurs Seelsorge leisten. Für besonders schwierige Situationen oder Einzelfälle kann es sinnvoll sein, Hintergrundwissen zu erwerben. Zum Beispiel, wenn man noch nie mit jemandem zu tun hatte, der homosexuell ist, und jemand kommt zu einem und sagt: „Ich bin homosexuell, habe aber Probleme damit. Ich weiß eigentlich, ich sollte das nicht so empfinden. Was mache ich denn da?“ Dann fühlt man sich schnell überfordert.
In solchen Fällen muss man sich intensiver mit dem Thema auseinandersetzen – zuerst mit der Bibel. Nicht nur, indem man sagt: „Das ist falsch, das weißt du doch“, sondern indem man überlegt, wie man helfen kann, mit der Homosexualität umzugehen oder davon loszukommen. Dafür braucht man manchmal Fachinformationen. Aber der Auftrag gilt erst einmal jedem einzelnen von uns.
Ich glaube, in den meisten Fällen können wir uns gegenseitig helfen. Und zwar nicht erst dann, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, sondern schon vorher. Wir können uns begleiten, um Jesus ähnlicher zu werden – im ganz normalen Alltag.
Die Gespräche nach dem Gottesdienst sollten sich nicht nur darum drehen, wie die vergangene Woche war, was man heute Nachmittag macht oder wie man einen Kuchen backt. Vielmehr sollten sie sich darum drehen: Wie geht es dir seelisch? Was ist da tatsächlich los?
Manchmal ist das eine eher peinliche Frage. Gerade gestern habe ich mit einer ehemaligen Schülerin gesprochen. Am Ende fragte sie mich: „Michael, wie geht es dir eigentlich?“ Ich antwortete erst mit „Gut“. Dann sagte sie: „Ja, aber irgendwie klingst du nicht so frisch. Was ist los, gibt es etwas?“ Ich war überrascht. Solche Fragen hört man nicht oft, aber ich finde es gut, wenn man nachfragt, wie es dem anderen wirklich geht und genau zuhört.
Das ist schon ein Teil von Seelsorge, die wir betreiben. Gerade das brauchen wir als Menschen, die in einer Gesellschaft leben, die oft vereinzelt ist. Kommunikation findet eher über Medien statt. Das wird morgen ein Thema sein.
Das bedeutet, ich konsumiere Medien. Viele Menschen wissen besser Bescheid darüber, wie es einem Fernsehhelden in einer Serie geht, als ihrem eigenen Nachbarn – manchmal sogar mehr als ihrem Ehepartner. Sie hören mehr, was eine Person im Fernsehen, Radio oder Internet sagt, als das, was ihr Partner oder ihre Kinder sagen.
Hier zeigt sich ein großer Bedarf für Seelsorge. Seelsorge ist nicht so, dass ein Arzt einem Klienten hilft. In den meisten Fällen beruht Seelsorge auf Gegenseitigkeit. Heute hörst du mir zu, morgen höre ich dir zu. Heute gebe ich dir einen guten Tipp, was Gott mir wichtig gemacht hat, und morgen gibst du mir einen.
Ich glaube, das ist ein viel gesünderes Verhältnis, das auch viel weniger erniedrigend ist. Viele Menschen sind nicht bereit, sich zu öffnen und seelsorgerliche Hilfe anzunehmen oder danach zu fragen. Meistens tun sie das erst, wenn es ganz schlimm geworden ist. Dann ist es oft so schlimm, dass auch der beste Pastor oder Älteste kaum noch helfen kann.
Eigentlich wäre es viel besser, wenn man früher eingreifen würde. Warum tun wir das nicht? Zum Teil liegt es an der Heuchelei, die ich gestern angesprochen habe. Man hat den Eindruck, in der Gemeinde sind alle gerecht, perfekt und super – nur ich nicht. Das darf man nicht zugeben, sonst muss man sich auf der Büßerbank ganz hinten in der Gemeinde outen. Jeder würde dann wissen, dass man nicht okay ist.
Außerdem muss man sich als jemand outen, der Hilfe braucht. Niemand, der einigermaßen bei Kräften ist, will das zugeben. Gerade dieses System, in dem oben der Seelsorger steht und unten der Klient, der Hilfe braucht, fördert das Ganze noch. Man muss sich erst erniedrigen, bevor man Hilfe bekommt. Das ist eine große Hemmschwelle, die man erst überwindet, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind.
Das ist viel schlimmer. Wenn wir früher eingreifen würden, könnten wir viel mehr Hilfe leisten. Das habe ich oft erlebt, zum Beispiel in der Ehe-Seelsorge. Da hat man den Eindruck, es läuft alles gut. Plötzlich kommt jemand am Sonntag zum Gottesdienst und sagt: „Wir haben uns getrennt.“ Man steht mit offenem Mund da und denkt: „Was? Wie? Ich dachte, ihr seid glücklich, alles in Ordnung. Wir haben doch letzte Woche noch miteinander gesprochen.“
Natürlich ist das nicht plötzlich in einer Woche passiert. Es gab vielleicht in dieser Woche den Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Aber die Probleme waren oft schon Jahre vorher da. Wenn ich mit den Leuten spreche, sagen sie oft: „Ja, schon damals war es schwierig.“ Dann folgen Geschichten von vielen Ereignissen, die passiert sind.
Hätte man früher eingegriffen, früher etwas verändert oder Hilfe angeboten, wäre es möglicherweise gar nicht so weit gekommen. Deshalb betreibt jeder Seelsorge, und wir sind dazu aufgefordert. Seelsorge geschieht nicht erst dann, wenn jemand wirklich krank ist, sondern auch schon vorher.
Grenzen von Psychotricks und die Kraft der echten Veränderung durch Gott
Seelsorge hat auch damit zu tun, dass wir Hilfe nicht nur durch ein paar Psychotricks erwarten. Im Grunde genommen ist das die Vorstellung, ich ziehe mich am eigenen Schopf aus dem Sumpf. Diese Psychotricks bedeuten, dass ich irgendetwas lerne, irgendeinen Trick. Zum Beispiel, ich habe einen Mangel an Selbstwertbewusstsein, denke, ich armer Tropf, ich schaffe das nicht, und die anderen haben mir das auch immer gesagt, etwa meine Eltern. Also stelle ich mich jeden Morgen vor den Spiegel und sage: „Michael, du bist toll, du bist toll“ und so weiter.
Das sind solche Psychotricks, man nennt das auch neurolinguistisches Programmieren. Dabei versucht man, sich durch Worte selbst zu motivieren, um plötzlich ein anderer Mensch zu werden. Ein Stück weit kann das klappen. Wenn ihr allerdings mal solchen Leuten begegnet seid, ist das ganz komisch mit denen. Sie reden sich immer selbst etwas ein, und man merkt, das ist ein bisschen künstlich, nicht so echt, was von innen kommt. Auf Dauer verändert das natürlich das Innere nicht.
Diese Tricks können eine äußere Hilfe für eine Zeit lang sein, aber auf Dauer verändern sie das Innere eigentlich nicht. Wir müssen sehen, dass echte Veränderung bei allen seelsorgerlichen Problemen nur durch das Eingestehen von Ohnmacht und den Grenzen meiner Möglichkeiten vor Gott geschieht. Erst dann können wir vor Gott Hilfe in Anspruch nehmen. Das ist genau das Plus, das wir als Christen kennen und was wir in der Seelsorge vermitteln können – über alle psychologischen Kenntnisse hinaus, die wir uns anlesen können und von denen wir manchmal Hilfe gebrauchen, sofern sie dem biblischen Menschen- und Weltbild entsprechen und kein Widerspruch besteht.
Dann können wir durchaus auch von den Erkenntnissen der Psychologie Gebrauch machen. Wenn wir zum Beispiel in einem Buch über die Unterschiede von Mann und Frau lesen, ist das oft eine spannende Sache. Ich lese gerne solche Bücher und habe ab und zu mit meiner Frau darüber gesprochen. Ich habe sie gefragt, ob das wirklich so ist, dass sie als Frau so denkt und empfindet. Bei vielen Dingen hat sie mir bestätigt, dass es so ist.
Tatsächlich werdet ihr, wenn ihr verheiratet seid, auch gemerkt haben, dass Männer und Frauen unterschiedliche Menschen sind. Ein Buch, das ich gelesen habe, war ein Bestseller, kein christliches, aber dennoch gut. Es heißt „Die Männer sind vom Mars, die Frauen von der Venus“. Ich weiß nicht, ob das einer von euch auch gelesen hat, ich fand das Buch eigentlich gut. Es bietet ein Verständnis dafür, wie Männer und Frauen anders denken. Bei vielen Dingen habe ich mich darin wiedergefunden und gedacht: „Ja, so reagiere ich auch.“
Da habe ich gemerkt: Aha, deshalb versteht meine Frau mich manchmal nicht – bei manchen Sachen zum Beispiel. Wenn ich etwas besonders Nettes für sie tue, zum Beispiel eine große Aufgabe übernehme, wie den kaputten Computer reparieren, und viele Stunden investiere, denke ich, jetzt ist sie für die ganze nächste Woche zufrieden. Aber das ist bei ihr nur ein Punkt. Wenn ich dagegen morgens nett und lieb bin und den Tisch abräume, obwohl das viel weniger Zeit braucht, nur zwei Minuten, gibt es dafür auch einen Punkt. Das ist gar nicht so äquivalent, wie ich es mir vorstelle. Zeitlich viel Aufwand bei mir, wenig bei ihr – so funktioniert das nicht immer bei Frauen.
Oder wenn meine Frau mir Schwierigkeiten erzählt, etwa dass die Kinder mal wieder böse waren – was bei uns manchmal vorkommt – höre ich normalerweise zu. Innerlich denke ich schon an Ratschläge, die ich ihr geben kann: „Jetzt musst du das tun, jetzt musst du das tun, hier musst du ein bisschen strenger sein, das darfst du nicht durchgehen lassen“ und so weiter. Hinterher sind meine Frau und ich frustriert, weil sie gar nicht so froh ist, obwohl ich ihr noch gute Tipps gegeben habe.
Solche Dinge sind mir erst aufgefallen, als ich in solchen Büchern gelesen habe, dass Frauen manchmal anders empfinden und denken als Männer. Wir haben heute Abend auch einen Spezialkurs zur Ehesorge, aber solche Erkenntnisse können natürlich eine Hilfe sein, weil sie rein auf einer wissensmäßigen, psychologischen Ebene beruhen. Das hat erst einmal nichts mit mehr oder weniger geistlich zu tun. Männer sind nicht geistlicher, weil sie eher Problemlöser sind, und Frauen sind nicht unbedingt geistlicher, weil sie eher die zwischenmenschlichen Dinge im Auge haben. Das ist einfach ein Unterschied, den wir kennenlernen müssen.
Solche Dinge im Kopf zu haben, ist gut. Aber immer spielt dabei auch – und das ist der Hauptinhalt der Seelsorge – die geistliche Dimension eine Rolle. Die müssen wir im Blick haben. Dafür müssen wir zuerst von Jesus Hilfe erwarten.
Ich möchte dazu zwei Verse vorlesen, und zwar zuerst Matthäus 9, Vers 29. Es geht dort um eine Heilung: „Da rührte er ihre Augen an und sprach: Euch geschehe nach eurem Glauben.“ Das sind zwei Blinde, die von Jesus geheilt werden. Wichtig ist hier erst einmal, dass sie aufgrund ihres Glaubens geheilt werden. Jesus fragt sie sogar einen Vers vorher: „Glaubt ihr, dass ich euch solches tun kann?“ Sie antworten: „Ja, Herr.“ Manchmal fragt Jesus sogar erst den Kranken: „Was soll ich dir tun?“ Erst wenn der sagt, „Ja, ich will geheilt werden“, dann heilt Jesus auch. In den meisten Fällen ist das so.
Das heißt: Erst dort, wo ich bereit bin, meine Niederlage einzugestehen, wo ich bereit bin, von Jesus Hilfe zu erwarten und diese von ihm zu wollen, greift er in den meisten Fällen ein – manchmal aus großer Gnade auch anders. Auch in der Seelsorge ist es wichtig, einen Menschen dahin zu führen, dass er sich selbst eingesteht: „Da ist ein Problem, ich schaffe das nicht allein, Jesus kann mir helfen.“
Wir finden an anderer Stelle im Matthäusevangelium, nämlich in Kapitel 13, Vers 58, noch etwas zu derselben Aussage: „Und er tat daselbst nicht viele Zeichen wegen ihres Unglaubens.“
Das geschah in seinem Vaterland, wie es vorher heißt. Die Leute ärgerten sich an ihm. Jesus sagt: „Ein Prophet gilt nirgendwo weniger als in seinem Vaterland und in seinem Hause.“ Dort wird begründet, warum Jesus in Nazaret wenig Wunder getan hat. Warum? Die Leute erwarteten von ihm gar nichts. Sie wollten die Dinge selbst lösen und glaubten nicht, dass er ihnen helfen könnte.
Hier sehen wir das Gegenteil: Wo jemand nicht sein Vertrauen auf Jesus setzt, da handelt Gott in den meisten Fällen auch nicht, da handelt Jesus in den meisten Fällen nicht. Es gibt natürlich Ausnahmen, aber im Normalfall ist es so.
Das heißt nicht, dass ich gesund werde durch meinen Glauben. Das wäre eine magische Vorstellung, zu sagen: „Jetzt muss ich nur stark genug daran glauben, und dann werde ich gesund – körperlich oder psychisch.“ Nein, das gilt hier nicht. Was hier gilt, ist: Glauben heißt Vertrauen.
In dem Moment, in dem ich mich an Jesus wende, ist das schon ein Akt des Glaubens. Glaube ist nicht die Einbildung, jetzt bin ich gesund. Glaube ist: „Herr Jesus, ich komme allein nicht weiter, hilf mir.“ Das ist Glauben – und das ist gemeint.
Mehr haben diese Leute auch nicht getan. Es geht nicht um die Menge des Glaubens, die gemessen wird. Selbst der, der zu Jesus kommt und sagt: „Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben“, wird von Jesus geheilt. Das ist nicht das Problem, sondern einfach das Kommen zu Jesus. Das ist das Entscheidende, was eine große Rolle spielt.
Seelsorge als ganzheitliche Hilfe: Verstand, Verhalten und Gefühl
Seelsorge richtet sich in erster Linie an drei verschiedene Ebenen der Seele oder unseres Seins. Die erste Ebene, an die sie sich richtet, ist der Verstand.
In der Seelsorge geben wir Menschen manchmal verstandesmäßige Argumente und Hilfen, um mit seelischen und innerlichen Problemen fertigzuwerden. Zum Beispiel hat jemand vielleicht das Sakrileg erlebt und hat dann nicht mein Buch dazu gelesen, das ihr ebenfalls kaufen könnt und das ich sehr empfehlen würde. Darin steht, warum das mit dem Sakrileg nicht so stimmt. Doch diese Person hat das Buch nicht gelesen. Ich habe solche Leute in Gemeinden getroffen, und sie haben mir gesagt: „Ja, es könnte doch sein, dass die Evangelien erst viel später geschrieben wurden und tatsächlich erst unter Konstantin dem Großen zusammengestellt wurden. Dann kann das doch gar nicht so wahr sein, was da von Jesus steht, überzeugt die Christen.“
Dieser Zweifel kommt nicht von Ungläubigen, sondern von Menschen, die sich als Christen verstehen. Diesen Leuten helfe ich nicht, indem ich sie einfach umarme und sage: „Ach, du armer Kerl, komm, lass uns zusammen beten.“ Beten ist zwar gut, meine Gebete sind immer gut, aber diesen Menschen helfe ich in erster Linie, indem ich ihnen rationale Argumente nenne. Und das tut Jesus an manchen Stellen auch.
Ich denke da zum Beispiel an die Begegnung mit Thomas im Johannesevangelium, Kapitel 20, Vers 27. Thomas war ungläubig und sagte: „Ich glaube nicht, dass Jesus auferstanden ist.“ Er argumentiert rein rational: „Ich habe ihn nicht gesehen, es kann gar nicht sein, dass jemand, der tot ist, aufersteht – vollkommen unmöglich.“ Jesus gibt ihm darauf eine seelsorgerliche Antwort. In Johannes 20, Vers 27 spricht Jesus zu Thomas: „Reich deine Hände her und siehe meine Hände, und reich deine Hand her und lege sie in meine Seite. Sei nicht ungläubig, sondern gläubig.“ Hier sehen wir eine typische logische Antwort.
Jesus macht das an einigen Stellen so, auch bei den Pharisäern. Man fragte sich zum Beispiel: „Wie steht es geschrieben im Alten Testament?“ Oder als Johannes der Täufer im Gefängnis sitzt und zweifelt, ob Jesus wirklich der Richtige ist. Er weiß, dass er wahrscheinlich bald im Gefängnis sterben muss und schickt noch einmal seine Jünger zu Jesus, um nachzufragen. Jesus sagt nicht einfach nur: „Ich bete für dich, dir wird es schon wieder klar werden.“ Stattdessen gibt er eine logische Antwort: „Beobachtet, was hier um mich herum geschieht, und seht, ob es im Alten Testament nicht vorhergesagt ist für den Messias.“ So erhält Johannes ein logisches Argument, das ihn in seinen intellektuellen und geistlichen Problemen überzeugt.
Das heißt, hier macht der Verstand das seelische und geistliche Problem aus. Deshalb müssen wir die Antwort intellektuell geben. Das fordert uns heraus, über bestimmte Fragen intensiv nachzudenken, denn hier liegt das eigentliche Problem des Menschen. Diese intellektuellen Probleme können auch seelische und geistliche Probleme verursachen. Sie können uns in Depressionen, Zweifel und Unsicherheit stürzen. Deshalb müssen wir auf dieser intellektuellen Ebene antworten – auch das ist Seelsorge.
Seelsorge ist nicht nur Bemuttern, sondern auch das Nennen von Gründen für den Glauben oder Gründe gegen die Zweifel, die jemand in seinem Leben hat.
Die zweite Ebene, auf die sich Jesus seelsorgerlich wendet, ist das Verhalten des Menschen. Manchmal geht es nicht nur darum, Mitgefühl zu zeigen – heute nennt man das meistens Empathie. Empathie ist eine Grundvoraussetzung für Seelsorge: Der andere ist mir wichtig, ich fühle mich in ihn hinein.
Allerdings geht bei vielen das Hineinfühlen so weit, dass sie sagen: „Der arme Kerl, das, was er macht, ist schon in Ordnung.“ Ich erlebe das oft bei Gesprächen mit Menschen, die Eheprobleme haben. Sie sagen: „Ja, jetzt wollen wir uns scheiden lassen.“ Dabei können sie schlimme Dinge über den anderen vorbringen. Manchmal sind diese Dinge wirklich schlimm. Menschlich betrachtet würde ich sagen, in deiner Situation muss man sich tatsächlich trennen, das geht gar nicht anders. Das ist das Mitgefühl.
Aber als christliche Seelsorger, und dazu zählt ihr ja alle, dürfen wir nicht nur beim Mitgefühl stehen bleiben. Denn die Frage ist: Worauf gründet sich die Autorität unserer Seelsorge? Nicht auf dem Mitgefühl, denn das wäre dann Situationsethik. Aus der Situation heraus empfinde ich so oder so und gebe den entsprechenden Ratschlag.
Manchmal mag der Ratschlag lauten: „Trenn dich.“ Zum Beispiel kommt eine Frau, die sagt: „Mein Mann war untreu, hat Ehebruch begangen, hat mich geschlagen.“ Klar, menschlich würde ich ihr auch erst einmal sagen: „Trenn dich von dem.“ Manchmal kann das sogar für eine Zeit lang richtig sein. Aber auf Dauer gibt die Bibel keine Legitimität, so einen Ratschlag zu geben.
Als christlicher Seelsorger kann ich schlecht den Ratschlag geben, das dauerhaft zu tun, denn dann fehlt der biblische Hintergrund. Wenn ich nur nach meinem Gefühl gehe, das ja berechtigt ist, weil es eine schlimme Situation ist, müsste ich das an anderer Stelle wahrscheinlich genauso tun.
Das gilt in jedem ethischen Bereich, in dem seelische Probleme auftreten. Zum Beispiel hat eine Mutter schon viele Kinder, und ein weiteres Kind ist unterwegs. Gentests haben ergeben, dass das Kind schwer behindert sein wird. Das ist eine schwierige Situation für die Mutter. Kann ich jetzt aus Mitgefühl sagen: „Okay, in deinem Fall treib ab“?
Geht das? Kann ich das als Christ tun? Hier stellt sich die Frage: Gehe ich in erster Linie von meinem Gefühl aus oder von dem, was Gott sagt, auch wenn das manchmal hart klingt? Ich muss versuchen, es in die Situation des Menschen hinein zu sagen, damit er es akzeptieren kann, und ihm Hilfe geben, damit er damit umgehen kann.
Aber ich darf nicht daran herumdeuteln oder es verfälschen. Sonst bin ich mein eigener Ratgeber und nicht mehr als christlicher Seelsorger aktiv.
Dort, wo Lebensveränderung gefordert wird, auch wenn sie manchmal hart ist, finden wir zum Beispiel in Johannes 7, Vers 17, einen Hinweis. Ich denke an die Ehebrecherin, die seelsorgerliche Probleme mit ihrem Mann oder dem Mann, der eigentlich nicht ihr Mann ist, hat. Hier wird ihr nicht einfach gesagt: „Dir geht es so schlimm, und die anderen Männer waren alle böse zu dir, such dir einen neuen.“ Stattdessen erhält sie den seelsorgerlichen Ratschlag: „Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr.“
Sünden sind vergeben – das ist der erste Schritt. Egal, wie schlimm unsere Sünde ist, wir können immer zu Jesus kommen und um Vergebung bitten. Das gilt auch für Ehebruch. Ehebruch ist keine Sünde, die nicht vergebbar ist, das müssen wir deutlich sehen. Wenn sie vergeben ist, dann ist sie vergeben vor Gott, das müssen wir im Auge behalten.
Doch dann folgt die Konsequenz: „Jetzt handle anders, verändere dein Verhalten.“ Das finden wir auch in Johannes 7, Vers 17: „Wer den Willen tut, wird erkennen, ob diese Lehre von Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede.“ Hier werden Menschen aufgefordert, auch bei Unsicherheit über die Herkunft einer Lehre, entsprechend zu handeln. Es geht also um Ethik und Handlungsanweisungen, die wir auch im Neuen Testament häufig finden.
Die meisten Briefe des Paulus sind seelsorgerliche Briefe. Weil es Probleme in den Gemeinden gab, gab er ihnen Tipps, wie sie leben sollen. Dort finden sich viele Anweisungen: „Mach das so, tu das nicht.“ Grenzen setzen gehört auch zur Seelsorge.
Also: Die erste Ebene ist der Verstand. Die zweite Ebene ist stärker der Wille beziehungsweise das Verhalten. Auch in der Seelsorge müssen wir versuchen, auf das Verhalten der Menschen Einfluss zu nehmen, neben dem Denken. Wir geben ihnen Hilfen, wie sie das praktisch umsetzen können.
Zum Beispiel bei einem Alkoholiker. Zuerst muss er verstandesmäßig erkennen, dass der Alkoholkonsum falsch ist. Viele Alkoholiker erkennen das sogar. Dann kommt das nächste Problem: Jetzt musst du auch dein Verhalten ändern. Wir können nicht einfach ein Auge zudrücken. Der eine raucht, der andere nimmt Drogen, der nächste hat Internetsucht. Alkoholiker können nicht einfach Alkoholiker bleiben.
Die Bibel sagt ganz deutlich, dass „Fressen und Saufen“ eine Sünde ist, die Gott nicht akzeptiert. Das wollen wir nicht tun, sondern wir sollen uns davon fernhalten. Deshalb muss Veränderung stattfinden.
Jetzt müssen wir dem Betroffenen auch praktische Tipps geben, wie er loslassen kann. Die Aufforderung allein genügt nicht. Zum Beispiel: Geh nicht mehr den Weg an der Kneipe vorbei, wo du sonst immer hingehst, sondern mach einen großen Bogen und fahre lieber fünf Kilometer Umweg. So vermeidest du den Geruch des Biers und den Anblick, der dich verleitet.
Oder: Gib jede Woche einem anderen Bruder Rechenschaft, ob du getrunken hast oder nicht. Oder: Mach erst einmal eine Therapie, die dir hilft, Abstand von deinen Trinkfreunden zu bekommen. Das sind praktische Hilfen.
Das Ziel steht fest durch die biblische Ethik: Das Verhalten muss sich ändern.
Manchmal ist es auch das Gefühl, das angesprochen wird. In der Seelsorge sind wir manchmal gefühlsmäßig niedergeschlagen, kaputt oder entmutigt. Das hatten wir ja gestern bei der Depression. Die Bibel fordert uns auf: Ändere dein Gefühl!
Das klingt für uns merkwürdig, denn wir denken, Gefühle sind einfach da und unveränderlich. Aber die Bibel sagt nein, auch Gefühle sind veränderbar. Wenn wir Gott darum bitten und bereit sind, mitzuarbeiten, können wir unser Gefühl verändern.
Manche seelsorgerlichen Probleme liegen auf der Gefühlsebene. Zum Beispiel in Philipper 4, Vers 4 steht: „Freut euch im Herrn allezeit; abermals sage ich: Freut euch!“ Dieser Brief richtet sich an eine Gemeinde, die nicht nur Grund zur Freude hat. Paulus sagt hier nicht: „Ihr armen Kerle, ich weine mit euch.“ Manchmal braucht man das auch.
Aber hier fordert er: Freut euch! Diese Freude entsteht nicht durch ständiges Einreden: „Ich freue mich, ich freue mich.“ Das wäre nur ein Schauspiel. Stattdessen wendet man sich an Jesus und sagt: „Ich will Freude haben, ich will, dass diese Traurigkeit aus meinem Leben verschwindet, hilf du mir dabei.“ Wenn traurige Gedanken kommen, sagt man: „Ich will nicht, Herr Jesus, du bist da, hilf mir.“
Diese Freude entsteht selbst in schwierigen Situationen, wie bei Paulus und Barnabas im Gefängnis in Philippi. Sie singen mitten in der Nacht Lobpreis zu Gott, obwohl sie keinen Grund dazu haben. Das ist das innere Umschalten des Gefühls. Das Gefühl, das uns niederdrücken will, lehnen wir ab.
Auch das gehört zur Seelsorge.
Die nächsten Verse in Philipper 4 sagen: „Eure Sanftmut lasst alle Menschen erkennen. Der Herr ist nahe. Sorgt euch um nichts, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren.“
Hier finden wir eine Anleitung zur Seelsorge: Ständig zu Gott zu beten, mit all den Problemen, auch den gefühlsmäßigen. Gott um Veränderung des Gefühls zu bitten und selbst den Willen aufzubringen zu sagen: „Ich will nicht so empfinden, ich will das nicht fühlen. Herr Jesus, verändere du das.“
Es geht nicht darum, dass wir das selbst tun, sondern dass wir unsere Machtlosigkeit vor Gott ausdrücken.
Häufig sind seelsorgerliche Probleme auch zwischenmenschlicher Natur. Hier ein kleiner Tipp, den ihr wahrscheinlich schon kennt: Wenn ihr mit zwischenmenschlichen Problemen zu tun habt, hört immer beide Seiten an.
Das ist eine Grundlage, die man in der Seelsorge lernen muss. Wenn ein Jugendlicher zu euch kommt und sagt, wie schlimm die Eltern sind, oder die Eltern sagen, wie schlimm die Jugendlichen sind, oder ein Ehemann sagt, wie schlimm seine Frau ist, oder umgekehrt – ihr könnt immer davon ausgehen, dass das nur ein Teil der Wahrheit ist.
Das ist immer so. Glaubt mir, selbst wenn derjenige euer Freund oder eure Freundin ist, ist es immer nur ein Teil der Wahrheit. Damit will ich nicht sagen, dass jemand lügt, sondern dass er nur aus seiner Perspektive erzählt, wie es anders gar nicht möglich ist. Das ist ein Teil der Wahrheit, hoffentlich wahr, wenn derjenige nicht absichtlich lügt. Aber es ist eben nicht das Ganze.
Deshalb denkt in der Seelsorge bei zwischenmenschlichen Problemen immer daran, euch auch die Position des anderen anzuhören. Ich habe das oft erlebt: Jemand erzählt mir etwas plausibel und detailliert. Wenn ich dann den anderen höre, merke ich, dass da noch Fakten fehlen. Plötzlich ergibt sich ein ganz anderes Bild.
Ein Grundgesetz lautet: Auch wenn ihr noch so viel Mitgefühl habt, auch wenn ihr denkt, der andere sei ein fürchterlicher Mensch, mit dem man nicht sprechen kann, geht selbst hin und sprecht mit ihm!
Und noch etwas: Wenn ihr seelsorgerliche Dinge hört, verbreitet sie nicht als üble Nachrede. Das ist in der Seelsorge völlig fehl am Platz. Seelsorge soll dem anderen helfen und nicht dazu dienen, sich auf Kosten anderer aufzubauen. Das ist nicht der Sinn von Seelsorge.
Seelsorge im Umgang mit Okkultismus und Besessenheit
Zum Abschluss möchte ich noch ein konkretes Beispiel besprechen, genauer gesagt ein Detail: die Seelsorge mit Menschen, die mit okkulten Dingen oder Besessenheit zu tun haben. Ich erwähne das, weil ich glaube, dass dieses Thema in vielen Gemeinden etwas aus dem Blick geraten ist. Natürlich ist das nur ein Detail unter vielen. Man könnte auch über Seelsorge bei Suchtproblemen, Suizidgedanken, Eheproblemen oder Erziehungsfragen sprechen. Es gibt viele Bereiche der Seelsorge, über die man im Detail reden könnte.
Ich möchte nur dieses eine Thema herausgreifen, weil wir heute Abend nicht alles besprechen können. Deshalb gehe ich kurz auf die Frage des Okkultismus ein.
Versuchen wir, das an das anzulehnen, was ich vorhin gesagt habe: Zuerst müssen wir das biblische Weltbild betrachten. Die Bibel sagt uns, dass es okkulte Belastungen, okkulten Einfluss und Besessenheit gibt. Damit stehen wir in einem vollkommenen Gegensatz zur klassischen Psychiatrie und Psychologie.
Wenn man in eine psychiatrische Klinik kommt und sagt, man rede regelmäßig mit Gott und höre seine Antworten, kann das schon als religiöse Psychose behandelt werden. Wenn man dann noch sagt, jemand sei besessen, gilt man schnell als psychisch schwer krank. Warum? Weil die moderne Medizin davon ausgeht, dass Gott in dem Sinne nicht existiert. Man kann zwar an ihn glauben, wenn es einem hilft, aber er greift nicht wirklich ein, so die gängigen psychologischen Modelle. Den Teufel gibt es natürlich erst recht nicht. Der Teufel wird höchstens als krankhafte Einbildung, als Teil des Unterbewusstseins oder der Gesellschaft betrachtet, aber nicht als reale Person oder Kraft, die Menschen besetzen kann. Dann sind die Betroffenen einfach krank.
In biblischen Fällen gibt es Menschen, die plötzlich mit einer anderen Stimme sprechen. Heute würde man das unter dem Begriff multiple Persönlichkeit oder Schizophrenie behandeln. Es gibt tatsächlich Menschen mit Schizophrenie, die mit anderen Stimmen reden oder glauben, verschiedene Persönlichkeiten zu haben. Das ist eine psychische Erkrankung.
Es gibt aber auch Fälle von Besessenheit, wie wir sie im Neuen Testament lesen. Wir wollen Jesus ja nicht unterstellen, er sei weniger klug als heutige Psychiater und habe sich geirrt, als er einen Schizophrenen heilte, indem er den Dämon austrieb. Warum springen dann bei dem Gerasener, der besessen war, plötzlich die Schweine ins Wasser? Wenn er nur schizophren gewesen wäre, warum reagieren die Schweine so? Und warum ist der Mann nach einem Wort von Jesus völlig gesund? Wenn Jesus eine falsche Diagnose gestellt und eine falsche Behandlung angewandt hätte, warum wäre er dann gesund geworden?
Jesus als Sohn Gottes hat die Wahrheit erkannt. Die Bibel sagt uns, dass okkulte Kräfte eine Realität sind, auch in unserer Gesellschaft. Je gottloser die Menschen werden – und mit gottlos meine ich nicht böse, sondern einfach ohne Gott –, desto stärker greift der Einfluss des Okkulten um sich.
Wir erleben gerade eine regelrechte Modewelle des Okkultismus. Schon kleine Kinder werden erzogen, sich gegenüber okkulten, übernatürlichen Kräften zu öffnen. Das fängt damit an, dass sie Hörspiele wie „Bibi Blocksberg“ hören. Unsere Kinder hatten früher Benjamin Blümchen-Kassetten und später auch „Bibi Blocksberg“. Ich habe ihnen gesagt, dass ich das eigentlich gut finde mit der Hexe und so. Sie antworteten, dass die Hexe lieb sei und den Menschen helfe. Das ist das Erste, was Kinder lernen: Okkultismus ist nicht böse, Zauberei ist sogar gut.
Wenn sie älter werden, lesen sie in der Schule „Harry Potter“. Das ist nicht unbedingt schlimm; man wird nicht automatisch besessen, wenn man „Harry Potter“ liest. Aber das Weltbild wird geprägt: Zauberei wird nicht generell als schlecht gesehen. Schwarze Magie wird als böse angesehen, aber Zauberei kann auch für gute Zwecke eingesetzt werden, wie bei Harry Potter und seinen Freunden. Zauberei ist also nicht grundsätzlich schlecht.
Dann hängt man vielleicht einen Traumfänger auf oder lässt eine Warze durch Sprüche behandeln, manchmal sogar mit Bibelsprüchen. Und plötzlich ist die Warze weg. Das wird als positiv erlebt. Vielleicht spielt man auch mal Karten oder macht Tische rücken zum Spaß, um zu sehen, wie das funktioniert. Es gibt heute unzählige Angebote dieser Art.
Fast keine Jugendzeitschrift kommt ohne solche Themen aus. Selbst bei „Micky Maus“, die nicht radikal ist, wird gelegentlich gependelt, wenn Micky einen Verbrecher finden muss, oder ein Wahrsager wird gerufen. In Romanen und Spielfilmen ist das allgegenwärtig, ebenso in der Fantasywelt. Im weltweit bekannten Internetspiel „World of Warcraft“ ist Magie ein Hauptinhalt.
Diese Phänomene finden wir massenhaft in unserer Umwelt, und die Menschen mögen das. Warum? Weil sie eine Sehnsucht nach dem Übernatürlichen haben. Gerade im Bereich der alternativen Heilmethoden öffnet man sich oft gegenüber okkulten Dingen.
Hier empfehle ich mein kürzlich erschienenes Buch, das sich näher mit diesem Thema beschäftigt. Viele dieser alternativen Heilmethoden zapfen übernatürliche Kräfte an, die durch den Menschen hindurchfließen oder durch bestimmte Medikamente wirken. Die Praktizierenden sagen oft, dass es keinen rationalen, materiellen Hintergrund gibt, sondern einen religiösen, der losgelöst von Gott wirkt. Tatsächlich geschehen dort Heilungen, aber nicht auf materieller Ebene, nicht durch chemische oder biologische Stoffe, sondern aufgrund übernatürlicher Kräfte.
Jetzt müssen wir fragen: Sind das übernatürliche Kräfte von Gott oder nicht? Das können wir oft aus dem Kontext erschließen. Woher kommen die Menschen, aus welcher Kraft handeln sie, woher stammt die Methode? Viele dieser Methoden haben einen okkulten Hintergrund.
Ich habe in den letzten Jahren einige Menschen kennengelernt, die langsam hineingeraten sind. Vieles ist wie eine Einstiegsdroge. Harry Potter würde ich als Einstiegsdroge bezeichnen, ebenso wie Mandalas zum Ausmalen. Man lernt das kennen und wird deshalb nicht besessen. Aber man wird offen für diese Dinge. Das scheint ja nicht so schlimm zu sein. „Ich habe das doch auch gemacht, mein Lehrer hat das gesagt, ich habe das im Fernsehen gesehen, mein Freund hat es ausprobiert und es hat ihm geholfen, also mache ich das auch.“ Meistens passiert erst einmal gar nichts.
Mit der Zeit setzt aber ein geistliches Problem ein: Die Beziehung zu Gott wird träger. Ich habe Menschen kennengelernt, die plötzlich okkulte Phänomene in ihrer Umgebung erlebt haben, auch solche, die nicht gläubig waren. Bis hin zu direkter Besessenheit.
Da erinnere ich mich an eine Frau aus Bad Unhausen, die intensiv mit solchen Dingen begann. Sie praktizierte viele Jahre alternative Heilmethoden und Meditationen, weil sie esoterisch offen war. Plötzlich merkte sie, dass sie unfrei war. Sie bekam Angstzustände, hatte nächtliche Visionen und sah Schatten in ihrer Wohnung. Ihr kleines Kind, das sie alleinerziehend großzog, wachte nachts immer zur gleichen Zeit schreiend auf, ohne dass etwas feststellbar war.
Sie rief einen Schamanen, der durch Sprüche die Geister vertreiben sollte. Doch nach seinem Besuch wurde alles nur schlimmer. Frei wurde sie erst durch gemeinsames Gebet, als sie ihr Leben Jesus Christus übergab. Danach hörten die Phänomene plötzlich auf.
Hier merken wir: Es handelt sich nicht um eine psychiatrische Erkrankung oder Einbildung, sondern um reale übernatürliche Kräfte. Das ist nur ein Beispiel; ich könnte viele weitere erzählen von Menschen, die solche Dinge erlebt haben.
Wir alle sind als Christen herausgefordert, diesen Menschen zu helfen, weil andere ihnen nicht helfen können. Wir selbst können ihnen auch nicht direkt helfen, aber wir können sie auf die Macht Jesu hinweisen. Jesus beziehungsweise Gott kann sie befreien.
Der Teufel und seine Dämonen haben keine Angst vor uns Menschen, sondern nur vor Gott. In der Bibel lesen wir, wie besessene Menschen Jesus begegnen und ihn anflehen: „Herr, weiche von uns, quäle uns nicht!“ Sie merken sofort, wer mächtig ist, aber nicht vor uns.
Das müssen wir bewusst sein: Wenn wir auftreten wie selbstgemachte Experten, die Dämonen befehlen oder mit ihnen diskutieren, sollten wir sehr vorsichtig sein. Auch Christen können unter Einfluss dämonischer Kräfte geraten, nicht aber besessen werden, weil sie von Gott erfüllt sind. Dennoch ist das nicht ungefährlich.
Deshalb sollten wir solche Situationen ernst nehmen und möglichst nicht allein handeln, sondern mit anderen zusammen. Manchmal braucht es auch, wie Jesus es gesagt hat, Gebet und Fasten über längere Zeit.
Ich habe erlebt, dass Menschen nicht nach einmaligem Gebet, sondern erst nach mehrmaligem Gebet frei wurden – natürlich nur, wenn sie dazu bereit waren. Man kann niemanden zwingen, Dämonen auszutreiben, wenn er das nicht will. Wenn jemand die Dämonen behalten möchte, bleiben sie auch.
Ein wichtiger Punkt ist auch, nicht bei jedem Menschen Dämonen zu diagnostizieren, wo keine sind. Manche finden überall Dämonen. Wenn man lange genug sucht, findet man bei jedem einen. Es gibt sogar Theorien, man müsse nur bei den Vorfahren suchen, da findet man sie schon.
Man sollte also nicht pauschal alle Menschen in der Gemeinde als besessen ansehen und Dämonen austreiben wollen. Das ist auch biblisch nicht so vorgesehen. Manchmal hat Jesus Menschen geheilt, die keine Dämonen hatten, etwa bei Aussatz. Andere hatten Dämonen und waren auch körperlich krank.
Jesus hat deutlich unterschieden: Nicht jeder Mensch hat Dämonen, nicht jede Krankheit oder jedes Problem hängt mit Dämonen zusammen. Deshalb müssen wir genau hinschauen, wo sie sind und wie wir das erkennen können.
In den meisten Fällen macht der Heilige Geist deutlich, ob eine Verbindung zum Okkultismus besteht. Meistens lässt sich das biografisch feststellen, also im Leben der Menschen.
Wenn ich mit solchen Menschen zu tun habe und vermute, dass etwas dahintersteckt, frage ich sie zuerst, ob sie mit bestimmten okkulten Dingen zu tun hatten und wie das war. Bei den meisten gab es eine Phase, in der sie sich dem geöffnet haben – ein Indiz.
Weitere Kriterien finden wir im Neuen Testament. Wir könnten die Stellen durchgehen, in denen Menschen erwähnt werden, die besessen waren. Zum Beispiel übernatürliche Kräfte, wie der Gerasener, der Ketten zerriss. Dann die Nähe zu Tod, Verwesung und Friedhof, wie der Gerasener, der in den Gräbern lebte.
Häufig gibt es auch übernatürliche Erkenntnisse, etwa Wahrsagerei und Prophetien, die sich erfüllen. Diese müssen nicht von Gott sein, sondern können auch ein Zeichen für Besessenheit sein, wie bei der Wahrsagemagd.
Auch körperliche Erkrankungen können Hinweise sein, zum Beispiel jemand, der sich wie bei Epilepsie niederwirft, ins Feuer oder Wasser fällt. Ich kann hier nicht alle Kriterien aufzählen, aber wir müssen sie prüfen, um zusätzliche Hinweise zu finden.
Dazu gehört auch eine gewisse Allergie gegenüber geistlichen Inhalten. Manche Menschen reagieren extrem auf das Wort Jesus oder die Bibel: Sie zittern, schreien oder reagieren ungewöhnlich. Auch das kann ein Hinweis sein, dass ein Geist in ihnen wirkt, der will, dass sie von Jesus loskommen.
Exzessive Sexualität oder Selbstmordabsichten können ebenfalls Zeichen sein, die auf okkulte Belastungen hinweisen.
Wir müssen also sehen, ob viele dieser Kriterien zutreffen und ob biografisch eine Öffnung gegenüber dem Okkulten feststellbar ist. Dann sollten wir im Heiligen Geist prüfen und Gott um Klarheit bitten.
Erst dann sollten wir vorsichtig mit der betroffenen Person sprechen, um zu sehen, ob auch der Heilige Geist ihr zeigt, dass es so ist. Dann können wir um Befreiung bitten.
Wenn wir zu früh handeln, schaden wir mehr, als wir helfen. Ich habe Fälle erlebt, in denen jemand mit Depressionen als besessen diagnostiziert wurde, eine Dämonenaustreibung erfolgte und es der Person danach schlechter ging. Sie hatte jetzt zusätzlich zum Eindruck der Depression auch noch das Gefühl, besessen zu sein, und trotz aller Gebete blieb der böse Geist.
Das schadet den Menschen mehr, als dass es hilft. Wir sollten also nur dann um Befreiung beten, wenn wir uns ziemlich sicher sind, dass eine Belastung vorliegt, und nicht psychisch labile Menschen unnötig verunsichern.
Wenn wir das erkannt haben, gilt es, das biblische Weltbild und die Analyse zu beachten. Dann muss die Aktion folgen – mit der Einwilligung des Betroffenen.
Das Gebet muss Jesus bitten, diesen Menschen zu erfüllen. Wenn jemand nicht gläubig ist, hilft ein Befreiungsgebet kaum. Jesus sagt selbst: Wenn das Haus leer bleibt, kehrt der Geist zurück und bringt sieben andere mit, die schlimmer sind als zuvor.
Wenn der Mensch nicht von Jesus erfüllt wird, kann zwar der Dämon vertrieben werden, aber das hilft nicht. Das geistliche Vakuum muss gefüllt werden, damit er wirklich frei bleibt.
Deshalb ist das Wichtigste, dass der Mensch bereit ist, sich Jesus zu unterwerfen, seine Sünden zu bekennen und ihm sein Leben zu geben. Parallel dazu bittet man darum, dass der Geist, der Besitz ergriffen hat, verschwindet.
Wir müssen auch unterscheiden zwischen Besessenheit – also einem Dämon, der im Menschen wohnt – und Umsessenheit. Umsessenheit bedeutet, dass okkulte Phänomene im Umfeld des Menschen sind, der aber noch nicht vollständig besessen ist. Der Einfluss wird jedoch stärker.
Auch in solchen Fällen sollen wir Jesus um Freiheit bitten.
Ich empfehle nicht, mit Dämonen zu diskutieren. Manche wollen wissen, wie sie heißen, was sie tun oder woher sie kommen. Das ist unnötig und nicht zielführend.
Jesus lässt sich meist nicht auf Diskussionen ein, sondern befiehlt den Dämonen, zu gehen.
Man kann Dämonen in manchen Fällen befehlen zu gehen, wenn man dazu die Freiheit hat. In den meisten Fällen empfehle ich jedoch, Gott darum zu bitten, die Person zu befreien.
Das ist nicht nur ein kurzes Gebet. Ich kenne Fälle, in denen man stundenlang oder an mehreren Tagen hintereinander für jemanden gebetet hat.
Manchmal bleibt eine Prägung durch das Okkulte noch länger bestehen, obwohl die Person innerlich frei ist. Vielleicht hat sie noch Gegenstände zu Hause, die sie daran erinnern, oder Freunde, die versuchen, sie zurückzuziehen.
Dann braucht es eine längere Phase der Loslösung. Man muss die Person an die Hand nehmen und ihr helfen, ihr Leben aufzuräumen, loszulassen und neu Vertrauen in Jesus Christus zu gewinnen.
Das waren einige Hinweise, um zu zeigen, dass wir in diesem besonderen Bereich auf einem anderen Menschen- und Gottesbild aufbauen. Deshalb reagieren wir auch ganz anders und müssen seelsorgerlich anders arbeiten als jemand, der von materialistischer Psychologie oder Psychotherapie ausgeht.
Wir sind gefragt. Nicht nur der Exorzist irgendwo in Süddeutschland, sondern wir alle sind mitverantwortlich, auch bei solchen Problemen.
Ich hoffe, ich konnte zeigen: Sucht nicht überall Dämonen, aber nehmt es ernst, dass es so etwas geben kann. Wenn ihr meint, es könnte etwas sein, überprüft das genau nach verschiedenen Kriterien – biblische, logische, biografische und geistliche.
Dann betet gemeinsam, dass die Menschen frei werden. Unterstützt sie auch danach, wenn noch Erinnerungen, Reste oder Prägungen vorhanden sind, die es zu überwinden gilt. Das braucht längere Begleitung.
Im Gegenzug werdet ihr merken, dass diese Menschen auch euch helfen können. Es ist immer eine gegenseitige Beziehung.
Abschlussgebet und Fragerunde
Gut, ich möchte hier einen Einschnitt machen und ein Gebet sprechen. Danach möchte ich mit euch beten und anschließend ein paar Minuten Zeit für Rückfragen lassen. Heute Abend haben wir viele Themen angesprochen. Es kann durchaus sein, dass der eine oder andere etwas aus eigener Erfahrung ergänzen möchte oder Rückfragen hat, die auch für andere interessant sein könnten.
Ich bitte euch, aufzustehen und mit mir zu beten. Danach haben wir Zeit für eure Fragen.
Vater im Himmel, vielen Dank, dass du uns diese Geschwister an die Seite gestellt hast, mit denen wir zusammenleben. Danke, dass du uns herausforderst, Seelsorge an unseren Geschwistern zu üben. Ich bitte dich, gib uns Mut – besonders denen, die sich das nicht zutrauen. Zeige ihnen, dass du sie durch den Heiligen Geist und ihr Christsein befähigt hast, anderen zu helfen und beizustehen. Lass sie logische Argumente finden und Maßstäbe geben, die den Willen, das Verhalten und auch das Gefühl ansprechen.
Ich bitte dich um Weisheit, wo wir Hintergründe kennenlernen müssen, etwa wie bestimmte Krankheiten entstehen, damit wir Menschen weiterhelfen können. Öffne uns die Augen für unsere Mitchristen und Mitmenschen, damit wir sehen, wo jemand Hilfe braucht.
Hilf uns auch, uns weiter voranzubringen und seelsorgerlich aneinander zu arbeiten – dort, wo es uns gut geht, wo wir nicht gerade im Tief sind, sondern in unserem Leben okay sind. Lass uns dir ähnlicher werden und in der Jüngerschaft und Erfüllung des Heiligen Geistes weiterkommen. So müssen wir nicht nur Krisenintervention leisten.
Ich bitte dich, dass in unseren Gemeinden durch diese Veränderung Menschen um uns herum spüren, dass echte Veränderung geschieht. Nicht nur durch Psychotricks, sondern dass du Menschen und ihr Denken veränderst und Seelen heilst.
Ich bitte dich auch für die Menschen, die heute Abend hier sind und mit seelischen Problemen kämpfen. Lass sie Hilfe bei dir suchen und finden. Schenke ihnen Christen, die sich Zeit nehmen, mittragen und helfen. Die auch auf unangenehme Wahrheiten in Liebe aufmerksam machen und so Veränderung möglich machen. Lass dich dadurch verherrlichen.
Vielen Dank, Vater im Himmel, dass du Leben veränderst, wie du es zu biblischen Zeiten getan hast und heute noch tust. Vielen Dank, dass du heute hier bist. Amen.
Gut, nun noch ein paar Minuten für Fragen, sofern welche da sind.
Zunächst eine Frage: Werden psychische Defekte oder Probleme vererbt? Das ist eine schwierige Frage, die auch von Wissenschaftlern, also Psychologen und Psychotherapeuten, unterschiedlich beantwortet wird.
Zunächst ist wichtig, um welche psychiatrischen oder psychischen Erkrankungen es geht. Generell geht man heute davon aus, dass es Risikofaktoren gibt, die vererbt werden. Diese Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass eine Erkrankung auftritt.
Dabei spielen häufig noch Umweltfaktoren eine Rolle, manchmal auch das Alter oder körperliche Einflüsse. Ein gewisses Maß an Vererbung bei psychischen Erkrankungen gibt es also – das ist der heutige wissenschaftliche Stand.
Biblisch gesehen, wenn wir von psychischen Erkrankungen sprechen, die möglicherweise auf okkulten Einfluss zurückgehen, gibt es eine Stelle im Alten Testament: „Die Missetat der Väter sucht Gott bis ins dritte und vierte Glied“ (2. Mose 20,5). Das bedeutet, dass falsche Entscheidungen, auch okkulte Einflüsse, manchmal Auswirkungen auf nachfolgende Generationen haben können – allerdings nur, wenn der Betroffene nicht zum Glauben gekommen ist und das nicht bereinigt hat. Das ist aber keine Vererbung im genetischen Sinn, sondern ein geistlicher Einfluss.
Was die Vererbung betrifft: Bei bestimmten psychiatrischen Erkrankungen gibt es einen vererbten Risikofaktor, der die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Erkrankung auftritt. Dabei kommt es auf die genaue Erkrankung an.
Wichtig ist, dass es keine Garantie oder ein Verdammungsurteil gibt. Nur weil ein Großvater oder ein Elternteil eine psychische Erkrankung hatte, heißt das nicht, dass ich sie auch bekommen muss. Das sollten wir im Normalfall nicht denken.
Beispielsweise kann ein Mensch eine gewisse psychische Stabilität haben, aber trotzdem psychische Defekte zeigen, auch wenn er früh aus seinem ursprünglichen Umfeld herausgenommen wurde. Das kann genetisch bedingt sein oder auch geistliche Ursachen haben, die von den Vorfahren stammen.
Es gibt Untersuchungen, etwa Zwillingsforschungen, bei denen Zwillinge, die getrennt aufwachsen, untersucht werden. Dabei zeigt sich, dass ein gewisses Risiko für psychische Defekte bestehen bleibt, auch wenn die Umgebung unterschiedlich ist. In einer anderen Umgebung ist das Risiko jedoch geringer, denn dort kommen neben der Vererbung auch Prägung und Erziehung hinzu, die das Risiko verstärken.
Das heißt: Wenn jemand mit Vorfahren aufwächst, die stark depressiv sind, und diese Umgebung ihn prägt, steigt das Risiko durch Vorbildfunktion, Sozialisierung und Erziehung. Wird das Kind früh in eine andere Familie aufgenommen, fallen diese prägenden Faktoren weg, aber eine gewisse Anfälligkeit bleibt.
Das gilt übrigens auch für andere Bereiche. Diese Anfälligkeit dürfen wir nicht als Urteil oder Zwang verstehen, sondern als Risikofaktor. Wir alle leben mit verschiedenen Risikofaktoren. Der eine neigt durch seinen Charakter, den er von seinen Vorfahren geerbt hat, zum Jähzorn, der andere eher zur Depression, der eine zum Perfektionismus, der andere zur Nachlässigkeit.
Die meisten von uns haben eine gewisse Prädisposition, also Persönlichkeitsmerkmale, die zu bestimmten Problemen führen können. Entscheidend ist, in welchem Umfeld wir leben, wie wir uns entscheiden und wie sehr wir uns durch Gott verändern lassen.
Genetische Vererbung hat also einen gewissen Einfluss auf einige psychische Erkrankungen – nicht auf alle, aber auf einige.
Gibt es noch weitere Anmerkungen, Ergänzungen, eigene Erlebnisse oder Rückfragen?
Ein weiteres Thema: Mandalas. Wenn ich ein Mandala ausmale, bin ich deshalb nicht besessen. Der Teufel steckt nicht im Blatt Papier oder im Stift, auch nicht im Mandala selbst. Das Kind wirkt dabei ruhig, weil es sich konzentrieren muss.
Allerdings ist das nicht ganz harmlos. Mandalas haben einen religiösen Hintergrund, nämlich im Buddhismus und Hinduismus. Asiatische Religionen sind bei Jugendlichen heute sehr beliebt, und das fängt oft schon im Kindergarten an. Dort malen Kinder Mandalas, hängen Traumfänger auf, tragen Buddha-Armbänder und so weiter. Diese Dinge summieren sich.
Deshalb sollte man darauf achten, Kinder von solchen Sachen fernzuhalten. Nicht weil das einzelne Mandala sofort zu Besessenheit führt, sondern weil es eine Erziehungsfunktion hat, ein Weltbild zu vermitteln, das Christen ablehnen.
Wenn Lehrer Mandalas verwenden und das öfter tun, sollte man mit ihnen sprechen und Alternativen anbieten. Nicht nur sagen: „Ich finde das blöd“, sondern erklären, woher Mandalas stammen. Wenn der Lehrer es nicht weiß, kann man einen Lexikonartikel mitbringen, der erklärt, dass Mandalas im Buddhismus und Hinduismus ein Erlösungsweg sind – ein Weg zur Erleuchtung.
Dann kann man fragen: Wollen Sie bewusst den Kindern beibringen, dass sie durch Mandalas Erlösung finden? Die meisten würden das verneinen. Dann sollte man fragen, warum das Kind Mandalas ausmalen soll und nicht etwas anderes, zum Beispiel ein Rehkitz auf der Wiese.
Man kann Bilderbücher mitbringen und sagen: „Hier sind schöne Bilder, die das Kind besser verstehen kann.“ So zeigt man die Probleme auf und bietet Alternativen an.
So sollte man auch bei anderen okkulten Einflüssen im Unterricht vorgehen. Diese kommen heute fast immer vor.
Ein Beispiel aus unserem Sohn: Im Deutschbuch gab es einen „Fehlerteufel“. An sich ist das harmlos, aber es vermittelt den Kindern, dass der Teufel eine Witzfigur ist, die man durchschauen kann. Das verzerrt das biblische Bild und kann dazu führen, dass Kinder später ein falsches Bild von Teufel, Dämonen oder Hexen haben – nämlich dass alles harmlos ist.
Wenn es um echten Okkultismus, Satanismus oder Hexerei geht, wissen auch Nichtgläubige, dass das nicht ungefährlich ist. Menschen, die in solchen Bereichen aktiv sind, landen oft in psychiatrischen Kliniken, weil diese Einflüsse Auswirkungen auf Psyche und Verhalten haben – auch unabhängig von geistlicher Analyse.
Deshalb sollte man nicht zu viel Angst haben, aber auch nicht zu gleichgültig sein. Solche Dinge haben auf Dauer Auswirkungen.
Zum Thema Hörspiele: Benjamin Büchel finde ich sehr gut. Es ist eine tolle Reihe, bei der Kinder viel lernen, ohne viel Gewalt. Das Problem habe ich bei Bibi Blocksberg. Oft tauchen Bibi Blocksberg und Benjamin Büchel zusammen auf Kassetten auf, und das ist problematisch.
Bibi Blocksberg vermittelt den Kindern, dass Hexerei gut ist. Benjamin Büchel hingegen ist empfehlenswert. Es fehlt nur noch eine Folge, in der Benjamin zur Kirche geht – das wäre eine tolle Ergänzung.
Die Charaktere bei Benjamin Büchel sind lieb und nett. Die Kinder lernen viel, etwa wie man bäckt, schwimmt, Urlaub macht oder ein bisschen Italienisch spricht. Ich habe das alles bei Autofahrten mitgehört.
Aber Bibi Blocksberg gehört oft dazu, und das ist problematisch. Ähnlich ist es bei einigen neueren Walt-Disney-Filmen, in denen im Hintergrund okkulte Elemente positiv dargestellt werden.
Zum Beispiel bei der Verfilmung von Pocahontas vor einigen Jahren: Dort wird dargestellt, wie sie mit der Mutter Weide spricht, wie die Natur zu ihr spricht und wie weise sie ist. Diese Naturreligiosität der Indianer wird betont.
Interessanterweise wird nicht gezeigt, dass Pocahontas später zum Glauben kam, einen englischen Pfarrer heiratete und ihre Tochter eine Biografie über sie schrieb. Diese Geschichte kann man im Brockhaus Verlag nachlesen, leider nicht bei uns im Lichtzeichen Verlag.
Im Film fehlt diese Darstellung bewusst, um Christentum auszuklammern und stattdessen indianische Religiosität zu vermitteln. Das ist ein Mosaikstein, der bei Kindern dazu führt, dass sie die Naturreligion als toll empfinden und annehmen.
Später machen sie dann vielleicht tibetische Baummeditation. Das kann zur Ablehnung des Glaubens oder zum Einlassen auf okkulte Kräfte führen.