Die Lehre der Apostel – Der zweite Korintherbrief Vers für Vers
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Heute geht es um den zweiten Korintherbrief, Kapitel 13, Verse 1 bis 13.
Die Bedeutung des dritten Besuchs und das Zeugnisprinzip
Zum dritten Mal komme ich jetzt zu euch. Durch zweier oder dreier Zeugen Mund wird jede Sache festgestellt werden.
Der Bezug zu 5. Mose 19,15 ist zunächst merkwürdig. Dort lesen wir:
„Ein einzelner Zeuge soll nicht gegen jemanden auftreten wegen irgendeiner Ungerechtigkeit oder wegen irgendeiner Sünde, wegen irgendeiner Verfehlung, die er begeht. Nur auf zweier Zeugenaussage oder auf dreier Zeugenaussage hin soll eine Sache gültig sein.“
Frage: Was hat dieses Prinzip mit dem dritten Besuch von Paulus in Korinth zu tun?
Antwort: Erst einmal gar nichts. Paulus spricht hier bildhaft. Jeder seiner Besuche ist wie ein Zeuge, der gegen die Unruhestifter in der Gemeinde aussagt. Paulus will damit sagen, dass der nächste Besuch wie der dritte Zeuge in einer Gerichtsverhandlung sein wird. Dieser dritte Besuch soll den Konflikt zwischen Paulus und seinen Gegnern endgültig und öffentlich lösen.
Die Ankündigung des kommenden Besuchs und die Haltung gegenüber Sünde
2. Korinther 13,2. Paulus sagt: „Ich habe es im Voraus gesagt und sage es im Voraus, wie das zweite Mal anwesend, so auch jetzt abwesend, denen, die vorher gesündigt haben und allen übrigen, dass wenn ich wiederkomme, ich nicht schonen werde.“
Was auch immer die Korinther von Paulus erwarten, sie sollten ihn nicht unterschätzen. Paulus wiederholt nur, was er bei seinem letzten kurzen Besuch bereits angekündigt hatte. Er kommt zurück. Er kommt zurück, um Probleme anzusprechen, Sünde offenzulegen und in der Gemeinde Recht und Ordnung wiederherzustellen.
Niemand sollte seine Bereitschaft unterschätzen, das Böse zu bestrafen. Paulus hat dabei zwei Gruppen im Blick. Zum einen sind da diejenigen, die vorher gesündigt haben – und nicht nur das, sie tun es immer noch. Zum anderen gibt es eine weitere Gruppe, die er sich vornehmen wird: die übrigen.
Diese übrigen sind jene, die nichts gegen die Sünde in der Gemeinde unternommen haben. Schon aus dem ersten Korintherbrief wissen wir, dass Paulus von allen Christen erwartet, Sünde zu richten. Gemeindeglieder dürfen Sünde nicht tolerieren. Sie dürfen sich nicht zurücklehnen und darauf hoffen, dass jemand anders in der kirchlichen Hierarchie sich darum kümmert.
Eine heilige Gemeinde ist eine Gemeinde, in der alle Mitglieder sich verantwortlich fühlen, wenn es darum geht, sündigende Geschwister zurechtzuweisen.
Der Beweis für das Wirken Christi durch Paulus
2. Korinther 13,3: Denn ihr fordert ja einen Beweis dafür, dass Christus in mir redet. Er ist nicht schwach gegen euch, sondern mächtig unter euch. Genau diesen Beweis werden sie bekommen, dass Christus durch Paulus redet. Und sie hätten sich das besser nicht gewünscht.
2. Korinther 13,4: Denn er wurde zwar aus Schwachheit gekreuzigt, aber er lebt aus Gottes Kraft. Auch wir sind in ihm schwach, doch wir werden mit ihm leben aus Gottes Kraft euch gegenüber.
Das ist, was sie erwarten dürfen: das Paradox des Kreuzes. Ein schwacher Apostel, der es sich erlaubt, ihnen mit Sanftmut und der Milde Christi zu begegnen, lebt doch genau wie Christus aus Gottes Kraft. Wenn Paulus kommt, müssen sie sich in Acht nehmen.
Die Korinther scheinen immer noch nicht verstanden zu haben, dass Schwachheit und Kraft bei einem Christen nur zwei Seiten derselben Medaille sind.
Die Aufforderung zur Selbstprüfung im Glauben
Zweiter Korinther 13,5: Prüft euch, ob ihr im Glauben seid, untersucht euch selbst! Erkennt ihr euch nicht? Dass Jesus Christus in euch ist, es sei denn, dass ihr etwa unbewährt seid.
Glauben ist hier das Glaubensleben – ein Glauben, der sich im Leben zeigt. Es ist ein Glaube, der sich daran festmacht, dass Jesus Christus in uns Gestalt gewinnt. Der Herr Jesus will sein Leben durch uns hindurch leben und uns durch seinen Geist verwandeln.
Genau das kann man spüren, zumindest wenn man nicht unbewährt ist. Der Begriff „unbewährt“ meint in der Bibel tatsächlich so viel wie ungläubig.
Es ist keine Sünde, sich selbst zu fragen, ob man echt ist. Vor allem dann nicht, wenn das eigene Leben von grober Sünde bestimmt wird, wie es bei einigen der Korinther der Fall war. Sie hatten ein Vorbild in Paulus.
Die Hoffnung auf Erkenntnis und die Warnung vor geistlicher Verwirrung
2. Korinther 13,6: Ich hoffe jedoch, dass ihr erkennen werdet, dass wir nicht unbewehrt sind.
Denn wenn sie die Echtheit seiner Botschaft noch erkennen können, spricht das für ihre eigene Geistlichkeit. Wehe denen, die den echten Glauben nicht mehr erkennen können und so im Denken verwirrt sind, dass sie Dunkelheit für Licht halten.
Paulus wünscht sich sehr, dass sie alles Böse ablegen!
Das Gebet für Heiligung und das Streben nach Gutem
Wir beten zu Gott, dass ihr nichts Böses tut. Nicht damit wir bewährt erscheinen, sondern damit ihr das Gute tut und wir nicht wie Unbewährte dastehen.
Er betet hier für ihre Heiligung, weil er darauf verzichten kann, allen zu zeigen, dass er als Apostel natürlich auch das Böse strafen kann. Er möchte nicht bewährt erscheinen im Richten und Zurechtweisen.
Als Richter in der Gemeinde von Korinth wäre er gern wie ein Unbewerter, wenn sie sich nur dazu entschließen würden, das Gute zu tun.
Die Verpflichtung zur Wahrheit und das Ziel des Dienstes
2. Korinther 13,8: Denn wir vermögen nichts gegen die Wahrheit, sondern nur für die Wahrheit.
Genau das muss den Korinthern klar sein: Am Ende geht es um die Wahrheit. Paulus wird immer für die Wahrheit eintreten, so wie es auch der Herr tut, dem er folgt.
Der Herr kam auf die Erde, um ein Zeuge für die Wahrheit zu sein. Das Ziel im Dienst besteht darin, die Wahrheit ans Licht zu bringen und zu fördern.
Freude an geistlicher Vervollkommnung trotz Schwachheit
2. Korinther 13,9: "Denn wir freuen uns, wenn wir schwach sind, ihr aber mächtig seid. Um dieses beten wir auch um eure Vervollkommnung."
Hier greift Paulus zum Schluss den Slogan der Korinther auf, die unbedingt mächtig sein wollen. Er nimmt diesen Gedanken auf, füllt jedoch den Begriff "mächtig" auf eine andere Weise. Paulus hat kein Problem damit, dass sie sich präsentieren, solange es um ihre Vervollkommnung geht.
Dabei ist Vorsicht geboten: Beim Begriff "Vervollkommnung" dürfen wir nicht in Richtung Perfektionismus abdriften. Wir bleiben Sünder, aber wir sind auf dem Weg. So heißt es in Galater 6,1: "Brüder, wenn auch ein Mensch von einem Fehltritt übereilt wird, so bringt ihr die Geistlichen einen solchen im Geist der Sanftmut wieder zurecht."
Zurechtbringen – darum geht es. Dafür betet Paulus, dass er die Korinther zurechtbringen darf.
Die apostolische Vollmacht zur Erbauung und nicht zur Zerstörung
Zweiter Korinther 13,10: Deswegen schreibe ich diesen Brief aus der Ferne, damit ich bei meinem Kommen keine Strenge anwenden muss. Ich handle nach der Vollmacht, die mir der Herr gegeben hat – zur Erbauung und nicht zur Zerstörung.
Das ist auch der Grund, warum Paulus noch nicht persönlich vorbeigekommen ist. Der Brief gibt den Empfängern die Möglichkeit, Buße zu tun.
Paulus ist sich seiner eigenen apostolischen Vollmacht bewusst. Gleichzeitig sieht er sich in der Verantwortung vor Gott, diese Vollmacht richtig einzusetzen. „Richtig“ bedeutet für ihn: zur Erbauung.
Er warnt jedoch auch: Paulus wird kommen, und wenn er kommt, wird er Strenge walten lassen und die Sünder nicht schonen. Dennoch wünscht er sich, dass es anders kommt.
Aufforderung zur Freude, Einheit und Frieden in der Gemeinde
Zweiter Korinther 13,11: Im Übrigen, Brüder, freut euch, lasst euch zurechtbringen, lasst euch ermuntern, seid eines Sinnes, haltet Frieden, und der Gott der Liebe und des Friedens wird mit euch sein.
Fünf Imperative fassen schön zusammen, was Paulus sich von den Korinthern wünscht: Freude, Wiederherstellung, Trost beziehungsweise Ermunterung, Einheit und Frieden.
Wahrscheinlich tun wir gut daran, für genau diese Dinge immer wieder im Blick auf unsere eigene Gemeinde zu beten. Wir sollten darum bitten, dass sich in der Gemeinde, zu der wir gehören, kein Grummeln, keine Sünde, keine Mutlosigkeit oder Passivität einschleicht. Ebenso sollten wir beten, dass kein Auseinanderdriften oder Streit entsteht.
Was Gott sich für die Gemeinde wünscht, ist eine Gemeinschaft, die fröhlich, heilig, engagiert und friedlich an einem Strang zieht.
Ich möchte das noch einmal betonen, weil es so unglaublich wichtig ist, dass wir das verstehen: Was Gott sich für eine Gemeinde wünscht, ist eine Gemeinschaft, die fröhlich, heilig, engagiert und friedlich an einem Strang zieht.
Menschen, die so miteinander unterwegs sind, sind Menschen, in denen Jesus sichtbar geworden ist und die verstanden haben, was das Evangelium eigentlich will.
Der heilige Kuss als Ausdruck der Gemeinschaft
2. Korinther 13,12: Grüßt einander mit einem heiligen Kuss! Es grüßen euch alle Heiligen.
Ein nicht erotischer Kuss hat im Neuen Testament verschiedene Bedeutungen. Er kann ein Ausdruck von Respekt beziehungsweise der Begrüßung sein. Ebenso kann er Versöhnung und Annahme ausdrücken oder zu einem emotionalen Abschied gehören.
Hier bei Paulus geht es um einen heiligen Kuss. Heilig, weil hier keine Erotik mitschwingt. Kuss, weil es darum geht, tiefe Zuneigung zum Ausdruck zu bringen. Und es ist ein Gebot, weil Paulus unterstreichen möchte, dass die Gemeinschaft der Gemeinde auch dadurch entsteht, dass Christen, wenn sie sich treffen, auf eine gesellschaftlich akzeptierte, aber durchaus herzliche Weise ihre Verbundenheit zeigen sollen.
Wir sind als Gemeinde mehr als nur eine liturgische Gemeinschaft, die sich zum Gottesdienst trifft. Wir sind ewige Familie. Diese Gemeinschaft findet auch ihren Ausdruck darin, dass die Korinther hier von anderen, von allen Heiligen, gegrüßt werden.
Der abschließende Segenswunsch der Dreieinigkeit
Letzter Vers, 2. Korinther 13,13:
Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
Dieser abschließende Gruß betont noch einmal die drei Personen der Trinität. Drei Dinge spricht der Apostel den Korinthern zu: Gnade vom Herrn Jesus, Liebe von Gott, dem Vater, und Gemeinschaft, die der Heilige Geist unter ihnen wirkt beziehungsweise die sie alle am Heiligen Geist haben.
Gnade, Liebe und Gemeinschaft – beten wir dafür, dass diese drei Aspekte geistlichen Lebens in unserem Leben und im Leben unserer Gemeinden nie zu kurz kommen.
Das war's für heute. Das Skript zum Vortrag findest du auf frogwords.de oder in der App.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.