Einführung in das Bibellesen und seine Bedeutung
Es freut mich, dass wir uns heute Abend Gedanken über das Bibellesen machen dürfen. Wie können wir gewinnbringend die Bibel lesen, erforschen, auslegen und anwenden?
Ich habe eine ganze Reihe von Punkten vorbereitet. Deshalb denke ich, es ist besser, wenn Sie diese Punkte auch auf der Leinwand sehen. So ist es leichter, dem Vortrag zu folgen.
Zuerst einige ganz allgemeine Dinge über die Bibel: Die Heilige Schrift ist in allen Aussagen wahr. Gott selbst ist wahrhaftig, und alles, was er uns Menschen mitzuteilen hat, ist Wahrheit. Gerade deshalb wollen wir uns intensiv mit der Schrift auseinandersetzen.
Die ganze Bibel bildet eine Einheit, und sie hat eine Mitte. Im Mittelpunkt der gesamten Bibel steht letztlich eine Person.
Wir haben ja gestern über Beziehungen gesprochen, über die Beziehung zu einer Person, und darüber nachgedacht. Wir wollen die Person Gottes und den Herrn Jesus Christus besser kennenlernen.
Heute wollen wir uns also einigen Dingen dazu widmen.
Die Einheit und Verständlichkeit der Bibel
Die Bibel ist eine Einheit von vorne bis hinten. Sie legt sich selbst aus. Eigentlich brauchen wir keinen Ausleger, der uns sagt, wie wir die Bibel verstehen sollen. Das ist eigentlich gar nicht nötig, denn wir haben die Heilige Schrift. Sie ist für jeden Christen gegeben und nicht nur für Theologen geschrieben. Die Bibel wurde für den einfachen Menschen verfasst.
Das ist ganz wichtig für uns. Oft ist es so, dass wir Prediger haben, die Theologie studiert haben, und wir denken: „Ach ja, die müssen es ja wissen, und wer bin ich, dass ich die Bibel ohne jemanden, der sie mir auslegt, verstehen kann?“ Aber das ist nicht so. Die Bibel spricht für sich selbst.
Natürlich sind wir sehr dankbar für die Gabe der Lehre, dass wir Geschwister haben, die uns weiterbringen dürfen. Wir sind dankbar für Hirten in den Gemeinden und für Leute, die uns helfen. Aber eigentlich sind wir nicht auf solche Menschen angewiesen. Das heißt, wir kommen auch ohne sie aus – so dankbar wir auch sind.
Die Bibel legt sich selbst aus, und gerade deshalb müssen wir sie kennen und lesen. Die Bibel ist im Wesentlichen klar und einfach. Sie ist kein kompliziertes Buch und auch kein dunkles, geheimnisvolles Buch, das nur ein paar Eingeweihte deuten können.
Natürlich gibt es Schwierigkeiten in der Bibel, das geben wir zu. Einige Stellen sind schwierig, manche schwer zu übersetzen, und es gibt Passagen, die uns zeigen, dass wir Grenzen haben. Aber der weitaus größte Teil ist klar, deutlich, verständlich und einfach. Die Bibel ist kein kompliziertes Buch.
Wenn wir auf Unklares stoßen, wenn wir zu einer Stelle kommen, die unklar ist, dann lesen wir sie im Lichte des Klaren. Ein Mann hat einmal gefragt: „Was soll ich tun, wenn ich in der Bibel auf einen Vers stoße, den ich nicht verstehe?“ Ein anderer antwortete: „Dann musst du den Vers noch einmal lesen.“
„Und wenn ich den Vers noch einmal gelesen habe und ihn immer noch nicht verstehe, was soll ich dann tun?“ – „Dann musst du ihn noch einmal lesen.“
„Ja, und wenn ich es immer noch nicht verstehe?“ – „Dann lies ihn noch einmal.“
„Und wenn ich es immer noch nicht verstehe?“ – „Dann lies alles andere in der Bibel und komm dann wieder zurück zu dem Vers und lies ihn noch einmal.“
Es ist tatsächlich so: Je mehr wir lesen, desto mehr erschließt sich uns die Heilige Schrift.
Die Sprache der Bibel und ihre Bedeutung
Die Bibel hat eine eigene Sprache. Es gibt Christen, die sagen, sie können mit der Bibel nichts anfangen. Es sei alles so kompliziert, und die Wörter wie Gerechtigkeit, Gnade und Heiligung seien so schwierig. Sie können mit all diesen Begriffen nichts anfangen.
Dann frage ich: Bist du an Fußball interessiert? Ja, ich bin sehr interessiert an Fußball. Was ist denn ein Abseits? Daraufhin erklärt er mir, was ein Abseits ist. Da sage ich: Aha, warum verstehst du diese Sprache? Ja, ich interessiere mich dafür, das ist doch klar.
Wenn man sich für etwas interessiert, lernt man die Sprache dazu. Genauso ist es mit der Bibel. Ich habe einen Bruder kennengelernt, der mit einer Spanierin verheiratet ist. Und stellt euch vor, der Bruder kann Spanisch. Wieso kann er Spanisch? Weil er an einer Spanierin interessiert war.
Das, was man liebt, das lernt man gerne. Wenn ich Gott liebe, dann lerne ich seine Sprache. Dafür muss ich mir Zeit nehmen und die Bibel lernen. Dann muss ich schauen: Was heißt denn Gnade? Mit der Zeit verstehe ich, was Gnade bedeutet, was Heiligung heißt und was Ungerechtigkeit und Gerechtigkeit bedeuten.
Es ist auch wichtig, dass wir die biblische Sprache kennen. Im Gespräch ist das ebenfalls wichtig. Warum? Wenn wir über Lehrfragen reden, müssen wir eine biblische Sprache benutzen. Wenn wir biblische Begriffe verwenden, ist es viel leichter, über gewisse Lehrfragen zu sprechen, als wenn wir uns eigene Begriffe ausdenken.
Lernen wir also die biblischen Begriffe und seien wir mutig, diese Begriffe zu verwenden. Wenn heute einige Leute das Wort Busse nicht mehr verstehen, dann müssen diese Menschen wieder Deutsch lernen. Denn Busse ist ein deutsches Wort.
In der Schweiz wissen die Leute alle, was eine Busse ist. Wenn man mit dem Auto zu schnell gefahren ist, dann bekommt man eine Busse. Das versteht jeder Schweizer. Warum heißt das Busse? Weil das das Mittel ist, das einem hilft zur Busse.
Das Geld, das man zahlt, erinnert einen daran, dass man umkehren soll von seinem falschen Denken über die Verkehrsregeln. Die Bibel hat eine eigene Sprache, und deshalb sind wir gerne bereit, diese Sprache zu lernen. Sechstens.
Die Bibel als Heilsbuch und ihre zentralen Themen
Die Bibel ist ein Heilsbuch. Sie ist kein Universallexikon, das heißt, das Thema der Bibel umfasst nicht alles, was es in der Welt gibt. Es gibt Dinge, über die die Bibel gar nichts sagt.
Gott, die Schöpfung, die Geschichte und die Erlösung sind die zentralen Themen der Bibel. Die Bibel berichtet darüber, wie Gott sich geoffenbart hat. Sie erzählt uns von der Offenbarung Gottes, von der Schöpfung und von der Geschichte Gottes mit dem Volk Israel. Aber auch die Geschichte Gottes mit den Völkern wird in der Bibel dargestellt. Zudem berichtet die Bibel über die Erlösung.
Die Bibel erzählt von bestimmten Hauptereignissen. Dazu gehören der Sündenfall, die Erwählung Abrahams, Isaaks und Jakobs sowie des Volkes Israel im Alten Testament. Weiterhin gehören dazu die Prophetie auf Christus hin im Alten Testament und das Christus-Ereignis: sein Kommen auf diese Erde, sein Sterben, sein Auferstehen, seine Himmelfahrt und seine Wiederkunft sowie die Vollendung. Diese fünf großen Ereignisse sind ganz zentral: der Sündenfall, die Erwählung des Gottesvolkes, die Prophetie, die mit der Geschichte Israels zusammenhängt, das Christus-Ereignis und die Vollendung.
Die Heilsbedingungen bleiben immer dieselben. Das heißt, die Bedingungen, wie man gerettet wird, sind unverändert. Es war und ist immer aus Gnade und durch Glauben – sowohl im Alten Testament als auch im Neuen Testament.
Die Heilsumstände hingegen sind verschieden. Es gab unterschiedliche Zeiten, in denen sich die Umstände unterschieden: zur Zeit Abrahams, zur Zeit Moses, zur Zeit Christi und bis heute. Die Umstände sind verschieden, aber die Bedingungen, wie man gerettet wird, bleiben immer dieselben. Das Heil ist immer aus Gnade und durch den Glauben.
Die Entstehung und Inspiration der Schrift
Ich gebe jetzt nur einen kurzen Überblick. Seien Sie also nicht traurig, wenn ich schnell zur nächsten Folie übergehe. Ich möchte uns aber ein wenig in die Schrift und in das Studium der Schrift einführen.
Der siebte allgemeine Punkt betrifft die Schrift als Offenbarung. Diese wurde den Menschen nach und nach gegeben. Es war nicht so, wie manche Muslime glauben, dass die Heilige Schrift als fertiges Buch vom Himmel kam. Nein, so war es nicht.
Die Heilige Schrift wurde in Stücken gegeben. Zuerst gab es nur das Gesetz Mose, die fünf Bücher Mose. Dann kam das Buch Josua hinzu, geschrieben von Josua. Danach folgten die Geschichtsbücher, die von Samuel, den Königsbüchern und den Chroniken handeln. Das zweite Buch der Chronik wurde ganz sicher von Esra geschrieben. Es folgte das Buch Esra selbst, ebenfalls von Esra verfasst.
Weiterhin kamen die Psalmen hinzu. Die Hälfte der Psalmen stammt von David. Danach folgten die Sprüche Salomos und weitere Schriften. Im Laufe der Geschichte wurden also immer mehr Bücher hinzugefügt.
Dann kamen die Propheten, die großen Propheten wie Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Sacharja und Maleachi, sowie die kleinen Propheten. So wuchs die Sammlung immer weiter an.
Schließlich kam die Offenbarung Gottes durch Christus. Diese wurde von den Aposteln aufgeschrieben. Sie überlieferten uns das, was wir im Neuen Testament finden. Dazu gehören das Evangelium des Apostels Johannes, die Offenbarung und die Briefe des Paulus.
So wurde diese Offenbarung den Menschen nach und nach gegeben.
Die Rolle des Heiligen Geistes und der Auslegung
Achtens: Die Schreiber der Bibel wurden vom Geist Gottes gelenkt, hatten aber jeweils ihren eigenen Stil. Das heißt, wenn wir Lukas lesen, merken wir, dass hier ein Arzt und Geschichtswissenschaftler schreibt – er war nämlich sowohl Historiker als auch Arzt.
Wenn wir Johannes lesen, merken wir, dass hier ein ganz einfacher Mensch schreibt, aber mit einer Tiefe, wie es kaum ein zweites Buch in der Bibel bietet. Das Johannesevangelium ist ein Buch, das nur etwa 700 bis 800 verschiedene Wörter verwendet. Dennoch schreibt Johannes mit einer solchen Gedankentiefe, dass man nur staunen kann.
Jeder hat also seinen eigenen Stil, doch jeder wurde vom Geist Gottes gelenkt. Die Eigenart des Schreibers steckt somit ein wenig im Text, aber der Heilige Geist hat genau diese Eigenart gebraucht.
Was die Auslegung betrifft, sollen wir wissen: Jedes Bibellesen ist Auslegung. Auslegung hat mit Übersetzung zu tun. Auslegung bedeutet, das, was geschrieben steht, darzulegen. Das ist übrigens auch die Aufgabe der Lehrer und Prediger. Lehrer haben die Aufgabe, das Darzulegen, was geschrieben ist – einfach das zu sagen, was schon da ist. Sie müssen nichts Neues erfinden, sondern geben das weiter, was im Text steht.
Auslegung ist also eine genaue Übersetzung. Das heißt, man schaut sich den Text ganz genau an, um zu verstehen, was darin steht. Jeder Christ darf auslegen, jeder Christ ist ein Ausleger. Jeder darf die Bibel lesen und verstehen. Jeder ist aufgerufen, genau das zu tun.
Deshalb ist es auch wichtig, dass wir genaue Übersetzungen verwenden – darauf komme ich noch zurück.
Der Hauptausleger ist zuerst einmal Jesus Christus und der Heilige Geist. Dann ist der Ausleger jeder Christ.
Der Heilige Geist, der Geist von Christus, führt uns in die Schrift hinein. Wir beten, nehmen die Schrift zur Hand und lesen: „Herr, hilf uns bitte, lass uns verstehen, öffne uns die Augen.“ Der Heilige Geist nimmt uns an der Hand und sagt: „Komm, jetzt gehen wir durch die 66 Bücher der Heiligen Schrift.“
Die Notwendigkeit der Auslegung
Auslegung ist notwendig. Wir müssen die Bibel auslegen, und zwar aus mehreren Gründen.
Erstens ist die Bibel in einer anderen Zeit entstanden als heute. Zwischen der Zeit Jesu und unserer Gegenwart liegen zweitausend Jahre, bis zur Zeit Abrahams sind es viertausend Jahre, und bis zu Adam sogar sechstausend Jahre. Das ist eine lange Zeitgeschichte, in der sich vieles verändert hat. Viele Dinge sind uns heute nicht mehr geläufig.
Zum Beispiel muss erklärt werden, was eine Fußwaschung ist, denn heute waschen wir uns nicht mehr die Füße. Waschen Sie sich die Füße vor dem Essen? Meine Mutter sagte immer, ich müsse mir vor dem Essen die Hände waschen. Im Altertum jedoch wusch man sich vor dem Essen die Füße. Warum? Weil man auf dem Boden aß. Übrigens war der Boden damals sehr sauber. Es handelte sich um Teppichboden. Man legte sich auf den Boden, auf ein Tuch, und aß dort. Wenn jemand schmutzige Füße gehabt hätte, wäre es erstens unangenehm gerochen, und zweitens wäre alles staubig gewesen. Die Menschen kamen von der Straße, die damals nicht asphaltiert war. Deshalb war es sehr wichtig, sich vor dem Essen die Füße zu waschen, wenn man den Speisesaal betrat.
Diese Erklärung ist heute nötig, weil diese Sitte nicht mehr üblich ist. Heutzutage könnten wir vielleicht die Schuhe putzen, statt die Füße zu waschen, je nach Wetterlage. Solche Dinge muss man einfach erklären.
Das erfährt man, wenn man die Bibel liest. Wenn man liest, merkt man zum Beispiel: Sie legten sich zu Tische, nicht sie setzten sich zu Tische. Man legte sich so hin, stützte sich auf einen Arm, den Kopf, und die Füße waren ein wenig nach hinten ausgestreckt. Dann kamen die anderen Gäste nacheinander dazu. So lag man Kopf an Brust fast beieinander, oder der Kopf des einen lag dort, wo die Brust des anderen war. So saßen viele Leute beim Essen eng beieinander. Das muss ausgelegt werden, einiges muss erklärt werden.
Zweitens braucht die Bibel Auslegung, weil sie in einer anderen Sprache geschrieben wurde. Das Alte Testament wurde auf Hebräisch verfasst, einige Verse und Kapitel auch auf Aramäisch, und das Neue Testament auf Griechisch. Wir können aber nicht alle Aramäisch, Hebräisch und Griechisch. Deshalb brauchen wir Übersetzungen.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie mühsam es ist, eine genaue Übersetzung anzufertigen, wie viel Arbeit das ist und wie sorgfältig man überlegen muss, wie man die Texte treffend übersetzt. Ich habe zehn Jahre an einer Übersetzung mitgearbeitet und weiß, wie schwer das ist. Ich schätze es sehr, wenn wir gute Übersetzungen haben.
Drittens brauchen wir Auslegung, weil die Bibel das Denken Gottes darstellt. Sie zeigt uns, wie Gott denkt. Wir aber denken nicht so wie Gott. Deshalb müssen wir unser Denken dem Denken Gottes angleichen. Das erfordert viel Arbeit.
Wir sind sündig, und weil wir sündig sind, denken wir nicht so wie Gott. Außerdem sind wir nicht sofort reif. Es braucht Zeit, bis wir reife Christen werden und so denken, wie Gott denkt. Das erfordert viel Zeit mit der Bibel, viel Lesen, immer wieder Lesen.
Viertens brauchen wir Auslegung, weil Sprache kein vollkommenes Mittel zur Kommunikation ist. Es gibt bessere Mittel zur Verständigung als nur Sprache. Das merkt man zum Beispiel, wenn man spricht und der andere sagt: „Ich verstehe dich nicht.“ In der Ehe kommt das sogar vor, wenn die Frau sagt: „Ich verstehe meinen Mann nicht mehr,“ und der Mann antwortet: „Ich verstehe dich überhaupt nicht, warum machst du das so und so?“ Man versteht sich nicht. Das liegt an der Sünde.
Sprache ist kein perfektes Mittel zur Kommunikation. Selbst wenn wir vollkommen wären, wäre Sprache nur ein Hilfsmittel, aber nicht das ideale. Um zu kommunizieren, braucht man Hände, Füße, Gesicht, Mimik, Sprechen und Erklären. Wir brauchen viel, um die Gedanken, die wir denken, anderen mitzuteilen.
Der Heilige Geist hilft uns dabei. Wenn Gott zu uns spricht, sehen wir ihn nicht. Wir sehen seine Mimik nicht, seine Hände nicht, seine Füße nicht, und wir sehen auch nicht seinen roten Kopf oder Ähnliches – ihr versteht, was ich meine. Beim menschlichen Reden steckt mehr drin. Jetzt habe ich nur Buchstaben vor mir. Das macht es schwieriger.
Beim Sprechen kann man laut oder leise werden, flüstern. Wenn es aber geschrieben steht, steht es einfach da. Wenn etwas in der Bibel betont wird, dann wird das oft mehrfach gesagt, besonders im Alten Testament. Wenn die Bibel etwas hervorheben will, wird es mehrmals wiederholt.
Zum Beispiel in 1. Mose 7 und 8: Schauen Sie mal, wie oft dort „Wasser über der Erde“ und „Flut“ erwähnt werden. Das wird so häufig betont, dass klar wird, dass es eine große Flut war. Immer wieder „Flut“, „Wasser“, „Wasser“.
Also ist Auslegung für uns nötig. Wir müssen uns mit der Schrift auseinandersetzen. Wir können die Bibel selbst darlegen, und wir sollen uns auch gegenseitig helfen. Der Christ hilft dem anderen.
Die Bibel als Grundlage des Glaubens und Ziel des Bibellesens
Deshalb sind wir als Christen, als Menschen, die dem Herrn Jesus Christus nachfolgen, Menschen eines Buches. Dieses Buch ehren und schätzen wir über alles. Es ist die Basis unseres Glaubens.
Jemand hat einmal gesagt: „Dein Gott ist dein, deine Bibel ist ja dein Gott.“ Darauf antworte ich: Genau das ist es. Meine Bibel ist mein Gott, denn hier spricht der Gott. Ich habe ja nichts anderes. Den lebendigen Gott sehe ich nicht, aber die Bibel habe ich.
Hier noch der fünfte Unterpunkt: Warum ist Auslegung nötig? Weil wir, wenn wir nicht wissen, was der Text sagt, ihn nicht anwenden können. Das Ziel des ganzen Bibellesens ist, dass wir es anwenden. Das Ziel ist, dass wir Christus ähnlich werden.
Das Ziel unseres Bibellesens ist nicht einfach, Wissen anzuhäufen und ein bisschen mehr zu wissen als der Bruder oder die Schwester. Nein, das Ziel ist immer, dass Jesus Christus Gestalt gewinnt in unserem Leben.
Wenn wir also Frucht bringen und die Bibel lesen wollen, dann müssen wir beten: Herr, öffne uns die Augen. Ich möchte dir ähnlich werden. Bitte hilf mir, dich in der Schrift zu sehen und zu verstehen, damit mein Leben dir ähnlich wird.
Gründe für das Bibellesen
Jetzt komme ich zu meinem zweiten großen Punkt. Ich hoffe, ich bin nicht zu schnell für Sie. Falls es doch zu schnell ist, heben Sie einfach die Hand und sagen: „Jetzt ist es zu schnell.“ Dann fahre ich ein bisschen herunter.
Warum sollen wir die Bibel lesen? Das ist kein kompliziertes Thema. Wir sollen die Bibel lesen, weil sie die Wahrheit ist. Das habe ich heute schon gesagt: „Dein Wort ist Wahrheit.“ Die Summe deines Wortes ist Wahrheit (Psalm 119, 160). Die Summe deines Wortes, alles zusammen, ist Wahrheit (2. Timotheus 3,16). Die ganze Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Korrektur, zur Zurüstung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes funktionstüchtig werde und zu jedem guten Werk ausgerüstet (2. Timotheus 3,16-17).
Die Bibel sollen wir lesen, weil sie lebensnotwendig ist. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt (Matthäus 4,4). Sie ist unsere tägliche Nahrung. In dem Maße, wie wir die Bibel nicht lesen, stirbt etwas in uns. Das ist genauso wie beim Essen: Wenn wir nicht essen, werden wir schwach. Wenn wir ein paar Tage nichts essen und nichts trinken, werden wir ganz schwach, und ein Stück von unserem Leben schwindet dahin. Geistlich ist es genauso.
Warum sollen wir die Bibel lesen? Weil die Bibel Gottes Sprechen ist. Hier darf ich noch etwas sagen: Ich zitiere Hebräer 3,7. Dort heißt es: „Darum, so wie der Heilige Geist spricht: Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet nicht eure Herzen.“ Das ist ein Zitat aus Psalm 95. Der Schreiber des Hebräerbriefs hat diesen Vers im ersten Jahrhundert, um das Jahr sechzig, zitiert. Er sagt, der Heilige Geist spricht – nicht „sprach“. Das, was David tausend Jahre früher durch den Heiligen Geist geschrieben und gesagt hat, spricht der Heilige Geist immer noch im Jahre sechzig oder siebzig nach Christus. Darum: „So wie der Heilige Geist spricht.“
Mancher von uns denkt: „Ja, das wäre schön, wenn Gott zu mir sprechen würde.“ Er spricht – er spricht die ganze Zeit. Gott spricht durch sein Wort. Manchmal beten wir: „Herr, sprich durch dein Wort.“ Gott denkt sich: Das Gebet ist schon erhört. Er spricht durch sein Wort. Wenn ich zu meiner Frau sage: „Liebe Frau, sprich durch dein Wort“, dann schaut sie mich an und sagt: „Wie bitte? Wodurch denn sonst?“ Wenn ich spreche, dann ist das ja mein Wort.
Gott spricht. Und wenn wir die Bibel lesen, spricht Gott, Geschwister, jedes Mal, wenn wir mit unseren Augen hineinschauen. Dann haben wir es mit dem Sprechen Gottes zu tun. Wenn die Bibel in der Versammlung oder sonstwo vorgelesen wird, spricht Gott jedes Mal. Vielleicht ist uns das nicht bewusst, aber es ist tatsächlich so.
Wir brauchen also gar nicht zu beten: „Herr, sprich du!“ Wir sollten aber beten: „Herr, öffne uns die Augen, dass wir die Wunder an deinem Wort erkennen, dass wir die Wahrheit erkennen, dass wir nicht abgelenkt sind. Hilf uns, dass wir konzentriert sind und nichts uns stört.“ Wenn wir morgen früh die Bibel lesen, schlagen wir sie auf und wissen: Gott spricht. Dann brauchen wir nicht zu sagen: „Herr, sprich jetzt in meiner stillen Zeit.“ Das tut er ja sowieso, sobald ich lese.
Aber wir sollten beten: „Herr, öffne mir die Ohren, dass ich recht höre, wie ein Jünger hört, nicht wie jemand, der mal die Bibel gelesen hat, seine stille Zeit hatte und dann sagt: Heute hat Gott zu mir nicht gesprochen.“ Das stimmt überhaupt nicht. Gott hat die ganze Zeit gesprochen. Er wurde nur nicht gehört, weil man sich zu wenig Zeit genommen hat, um nachzudenken. Wir dürfen nicht nur einfach lesen, sondern auch nachdenken. Das braucht Zeit.
Also: Wir sollen die Bibel lesen, weil sie Gottes Sprechen ist. Und wir sollen die Bibel lesen, weil sie die Liebe zu ihm fördert. Johannes 15,10 sagt: „Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.“ Es geht hier um das Wort Gottes, das Wort Jesu Christi, seine Gebote, seine Worte. Wenn ihr diese bewahrt und haltet, dann bleibt ihr in seiner Liebe.
Das Bibellesen fördert also die Liebe zum Herrn und das Bleiben in seiner Liebe. Psalm 119 ist ein langer Psalm über die Liebe zum Wort Gottes.
Fünftens: Warum sollen wir die Bibel lesen? Weil sie unsere Beziehung zu ihm vertieft. Johannes 15,7 können wir hier noch lesen: „Wenn ihr an mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was immer ihr wollt, und es wird euch zuteil werden.“ Es ist interessant, was hier steht: Wenn ihr an mir oder in mir bleibt und meine Worte in euch sind, dann werdet ihr bitten.
Das fördert mein Bitten. Wenn ich die Bibel lese, bringt mich das zum Bitten, zum Sprechen zu Gott. Wenn ich viel in der Bibel lese und darüber nachdenke, fördert das mein Beten und meine Beziehung zu ihm. Weil er dann auch zu mir spricht, wenn ich mich mit seinem Wort beschäftigt habe und mit seinem Sprechen. Das heißt, ich habe sein Sprechen frisch vor Augen.
Sechstens: Wir sollen die Bibel lesen, weil Gott will, dass wir ihn verstehen. Gott will verstanden sein. Das ist in einer normalen menschlichen Beziehung auch so. Der Partner, mit dem wir eine Beziehung haben, will verstanden sein; er will, dass ich ihn verstanden habe.
Gottes Wort hat uns das als klares Wort gegeben. Es ist im Wesentlichen klar und deutlich. Er will verstanden sein. Er will nicht, dass wir sagen: „Herr, ich verstehe gar nichts, ich verstehe nur Bahnhof.“ (In Österreich sagt man so. Ich weiß nicht, ob man das hier auch so sagt.) Das heißt, ich verstehe überhaupt nichts, ich komme nicht mit.
Wenn das so ist, dann liegt es nicht an Gott. Wenn ich nicht verstehe, liegt es nicht an ihm. Vielleicht habe ich mich zu wenig mit seiner Sprache und mit ihm selbst auseinandergesetzt. Dann muss ich beginnen, mehr zu lesen, dann werde ich auch verstehen.
Also, das motiviert uns jetzt, die Bibel zu lesen.
Siebtens: Warum sollen wir lesen? Weil Gott es uns befiehlt, dass sein Wort im Zentrum steht. In 5. Mose 17,16-18 steht, was ein König tun soll und was nicht. Er soll sich nicht viele Pferde anhäufen, denn dann würde er auf die Pferde vertrauen. Er soll auch nicht viele Frauen nehmen, denn sie könnten ihn verlocken, andere Götter anzubeten – vor allem, wenn sie fremd sind, aus anderen Ländern.
Stattdessen soll er sich eine Abschrift des Gesetzes machen und täglich darin lesen. Ich lese das vor aus 5. Mose 17,16-18:
„Nur soll er sich nicht viele Pferde halten, damit er das Volk nicht wieder nach Ägypten führt, um die Zahl seiner Pferde zu vermehren; denn der Herr hat euch gesagt: Ihr sollt nie mehr auf diesen Weg zurückkehren. Er soll auch nicht viele Frauen nehmen, damit sein Herz nicht auf Abwege gerät. Auch soll er sich nicht zu viel Silber und Gold anhäufen.“
Das heißt: Er soll nicht auf eigene Kraft, nicht auf eigene fleischliche Lust und nicht auf Geld vertrauen, denn das fördert die Habsucht.
„Wenn er dann auf seinem königlichen Thron sitzt, soll er eine Abschrift dieses Gesetzes, das vor den levitischen Priestern liegt, in ein Buch schreiben lassen, und dieses soll bei ihm sein. Er soll darin lesen alle Tage seines Lebens, damit er lernt, den Herrn, seinen Gott, zu fürchten, damit er alle Worte dieses Gesetzes und diese Satzungen bewahrt und tut.“
Er soll darin lesen, nachdenken, um Gott zu fürchten und diese Dinge zu tun, die Gott sagt.
Esra richtete sein Herz darauf, in Israel Gottes Wort zu studieren, zu tun und zu lehren (Esra 7,10).
Joshua 1,8 kennen Sie alle auswendig, oder? Nicht ganz? Dort heißt es: „Lass das Buch dieses Gesetzes nicht von deinen Augen weichen, sondern lese darin Tag und Nacht, dann wirst du gelingen in all deinem Tun.“ Das ist hier frei und leicht abgewandelt, aber Sie kennen diese Stelle.
Lasst das Wort des Gesetzes nicht von euren Augen weichen!
Kolosser 3,16 sagt: „Das Wort Christi lasst reichlich unter euch wohnen, ermahnt euch und ruft euch auf.“
Im Lager Israels, was war das Zentrum? Die Israeliten lagerten sich rund um die Stiftshütte. Drei Stämme auf der einen Seite, drei auf der anderen, drei auf der nächsten und drei auf der letzten Seite. In der Mitte war die Stiftshütte. In der Stiftshütte gab es drei Bereiche, und das Allerheiligste war das Zentrum.
Im Allerheiligsten, im Zentrum, stand die Lade. Und in der Lade, im Zentrum der Lade, lag das Gesetz Gottes, das Wort Gottes. Es war das Zentrum vom Zentrum vom Zentrum des Volkes Gottes. Das war der wichtigste Platz im Lager Israels.
Und uns muss die Bibel den wichtigsten Platz in unserem Leben einnehmen. Den wichtigsten Platz! Wir müssen die Bibel lesen, wenn wir frisch sind – nicht erst am Ende des Tages, nur knapp vor dem Einschlafen. Wenn ich dann noch schnell die Bibel aufschlage, zwei, drei Verse lese, habe ich sie meist gar nicht mehr richtig im Kopf, weil mein Geist schon im Träumerland ist. Das ist nicht gut.
Wenn wir frisch sind, dann müssen wir die Bibel lesen.
Praktische Hinweise zum Bibellesen
Also, warum sollen wir die Bibel lesen? Und wie sollen wir sie lesen? Die Antwort ist einfach: lesen, lesen, lesen. Aber wie genau? Durch Lesen. Wir müssen Zeit dafür aufwenden. Wenn wir genauso viel Zeit investieren wie für unsere Hauptmahlzeit, ist das schon ein guter Anfang – jeden Tag.
Am Wochenende können wir dann eine Extraration einlegen. Wir nehmen uns einige Stunden Zeit und lesen, lesen, lesen. Dabei beten, beten, beten und fragen, fragen, fragen. Das sind die neun Punkte, die man sich leicht merken kann: Erstens lesen, zweitens lesen, drittens lesen, viertens beten, fünftens beten, sechstens beten, siebtens Fragen stellen, achtens Fragen stellen, neuntens Fragen stellen. So funktioniert Bibelstudium. Es ist ganz einfach, und genau darum geht es.
Was bedeutet das konkret? Erstens: Wir sollen viel lesen, fortlaufend ein Buch lesen. Sie müssen nicht die ganze Bibel lesen. Sie müssen nicht mit dem ersten Buch Mose anfangen und mit der Offenbarung aufhören. Sie können auch sagen: „Nein, ich nehme jetzt den Epheserbrief.“ Dann lesen Sie die sechs Kapitel durch. Dafür brauchen Sie etwa dreißig Minuten.
Lesen Sie den Brief dann noch einmal, und noch einmal, und noch einmal. So oft, bis Sie langsam Geschmack am Epheserbrief finden. Dann freuen Sie sich schon auf das nächste Mal und lesen ihn erneut. Wenn Sie beim fünften Mal angekommen sind, lesen Sie ihn noch einmal. Dann machen Sie sich Notizen. Jetzt wird es spannend. So fängt man richtig an, die Bibel zu lesen – zum Beispiel den Epheserbrief.
Lesen Sie im Zusammenhang und nehmen Sie sich Zeit zum Nachdenken. Es geht nicht darum, möglichst viele Kapitel schnell durchzulesen. Es geht darum, dort stehen zu bleiben, wo Sie merken: Hier muss ich innehalten und nachdenken.
Und dann denken Sie nach. Was unklar ist, betrachten Sie im Licht des Klaren. Wie es in der Bibel heißt: „Glückselig ist der Mensch, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen, sondern seine Lust hat an der Weisung des Herrn und darüber nachsinnt Tag und Nacht. Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und alles, was er tut, gelingt.“ (Psalm 1,1-3)
Der Herr wird Segen geben, wenn wir Menschen werden, die nachdenken. Übrigens heißt das Wort für „nachsinnen“ im Hebräischen „murmeln“. Das bedeutet, dass die Juden beim Nachdenken oft laut denken. Sie lesen murmelnd und denken dann laut nach.
Das dauert zwar länger, wenn man laut nachdenkt, aber es geht tiefer hinein. Es tut uns gut. Manchmal ist es hilfreich, einfach spazieren zu gehen und über das Gelesene nachzudenken. Oder man joggt und denkt dabei über die Bibel nach. Man kann auch beim Geschirrspülen darüber nachdenken.
Oder man nimmt sich bewusst Zeit und sagt: „Jetzt brauche ich Ruhe. Jetzt muss ich mir das notieren. Jetzt brauche ich keine Ablenkung.“ Dann konzentriert man sich ganz alleine auf das Wort Gottes und ist wach. Falls man morgens nicht wach ist, hilft ein Tipp: eine kalte Dusche. So wird man wach.
Beten wir, dass der Herr uns die Augen öffnet. Mit der Bereitschaft zur Korrektur wollen wir dann lesen. Das ist der nächste Punkt: Lesen mit der Bereitschaft zur Korrektur.
Wenn wir lesen, dann immer mit einer offenen Haltung: „Herr, ich bin bereit, mich verändern zu lassen in Dein Bild.“ Wenn wir viel lesen, sollen wir auch genau lesen. Genau schauen, was im Text steht, was der Text wirklich sagt.
Gute Übersetzungen sind dabei wichtig. Vielleicht haben Sie die Schlachter-Übersetzung oder die Elberfelder. Es gibt auch andere, zum Beispiel die Pfleiderer-, Münchner- oder Zürcher Übersetzung. Für Englischkenntnisse gibt es sehr gute Übersetzungen wie die Young’s Literal, Darby, King James oder New American Standard. Auch Herbert Jansen hat das Neue Testament sehr gut übersetzt.
Achten Sie darauf, dass Sie genaue und gute Bibelübersetzungen verwenden. So verstehen Sie, was genau im Text steht.
Beispiel für genaues Lesen und Auslegung
Was sagt der Text genau? Genau lesen.
Ich habe ein Beispiel hier auf der Folie. In Johannes habe ich eine Auslegung gelesen. Der Ausleger schrieb, am ersten Tag der Woche, als der Herr Jesus auferstanden ist, kam Maria Magdalena. Sie kam ganz alleine, und es war noch dunkel. Sie kam ganz alleine zum Grab. Später kamen noch andere Frauen dazu.
Moment, Moment, Moment – was sagt der Text wirklich? Lesen wir mal: Am ersten Tag der Woche kommt Maria, die von Magdala, früh, als es noch dunkel war, zum Grab und sieht, dass der Stein vom Grab weggenommen ist. Sie läuft also hin zu Simon Petrus und zu dem anderen Jünger, den Jesus lieb hatte. Sie sagt zu ihnen: „Sie nahmen den Herrn weg aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“
War sie alleine? Woran erkennst du, dass sie nicht alleine war? Wir wissen nicht, wir – die war nicht alleine.
Genau gelesen merken wir gleich: Es stimmt genau, wie Matthäus sagt, wie Lukas sagt und wie Markus sagt. Sie war nicht alleine. Johannes ist also ganz im Einklang mit den anderen drei Evangelisten.
Lesen im Zusammenhang und Berücksichtigung der Lesersituation
Wie sollen wir die Bibel lesen?
Zunächst ist es wichtig, die Bibel im Zusammenhang zu lesen. Das bedeutet, dass Sie das ganze Buch betrachten. Lesen Sie, was im vorherigen Kapitel steht, ebenso wie im nachfolgenden Kapitel. Achten Sie auch darauf, was im vorherigen und im nachfolgenden Abschnitt steht.
Wenn Sie im Zusammenhang lesen, sollten Sie außerdem die Situation der Leser beachten. Wer sind diese Menschen, an die der Text gerichtet ist? Sind es Leser oder Hörer, also Empfänger? In welcher Situation befinden sie sich?
Vielleicht fragen Sie sich, wie man das wissen kann. Die Bibel selbst gibt uns Informationen über die Menschen, an die sie geschrieben wurde. Wenn wir zum Beispiel den Hebräerbrief lesen, erfahren wir viel über die Christen, an die er gerichtet ist. So erkennen wir, in welcher Situation sie lebten.
Zum Beispiel fällt auf, dass sie sich ganz nahe vor einem großen Gericht befinden. Das Wort „nahe“ kann man im Hebräerbrief nachschlagen; es kommt dort mehrmals vor. Oder man merkt, dass der Brief zu einer Zeit geschrieben wurde, als der Tempel noch stand und der Tempeldienst noch stattfand. Jeder Priester verrichtete täglich seinen Dienst. Daraus kann man schließen, dass der Hebräerbrief in den sechziger Jahren des ersten Jahrhunderts verfasst wurde.
Der Brief wurde nicht unmittelbar nach der Himmelfahrt Jesu geschrieben, sondern erst nach einiger Zeit.
Was ist die Situation der Leser? Sie sind versucht. Wozu sind sie versucht? Sie sind versucht, zurückzufallen. Aber wohin sollen sie zurückfallen? In das Judentum. Das macht Sinn, denn es sind hebräische Christen, also Menschen mit jüdischem Hintergrund.
Man erfährt also sehr viel über die Situation direkt im Buch selbst. Es ist nicht unbedingt nötig, außerbiblische Literatur hinzuzuziehen. Der historische Hintergrund, die Umstände, die Zeit, die Menschen, der Verfasser und sein Anliegen – all das findet sich in dem Buch.
Wenn Sie das Buch mehrmals lesen, zum Beispiel den Hebräerbrief fünf- oder sechsmal, merken Sie mit der Zeit immer mehr. Sie erkennen Zusammenhänge und Details, die Ihnen vorher vielleicht entgangen sind.
Der Heilige Geist führt uns dabei an die Hand und hilft uns, tiefer in die Bibel einzutauchen.
Notizen machen und systematisches Bibelstudium
Ja, und dann notieren wir uns, was wir beobachten. Wir lesen, lesen noch einmal und dann noch einmal. Anschließend nehmen wir unsere Zettel in die Hand und schreiben auf, was wir gefunden haben.
Ich mache das immer so. Das habe ich von Bruder Herbert Jansen gelernt. Er hatte immer kleine Zettel. Einige waren länglich, andere breit. Ich dachte damals: Nein, so mache ich es nicht. Ich mache alle Zettel gleich groß.
Ich habe immer Zettel bei mir, alle im gleichen Format. Ein Format, das man gut in die Tasche stecken kann. Dann notiere ich mir den Vers und den Gedanken dazu. Wenn ich zum Beispiel in einer Predigt sitze und einen guten Gedanken zu einem Vers höre, schreibe ich zuerst den Vers auf, zum Beispiel Hebräer 1, Vers 1, und dann den Gedanken dazu.
Dann lege ich den Zettel zur Seite. Wenn der Prediger später einen weiteren guten Gedanken zu Hebräer 1, Vers 5, sagt, schreibe ich einen neuen Zettel mit Hebräer 1, Vers 5 und dem Gedanken darauf. Auch diesen Zettel lege ich zur Seite. So sammle ich viele Zettel.
Und wissen Sie, was ich mit den Zetteln mache? Ich tue sie zuhause in eine Schublade. Aber genau an die Stelle, wo sie hingehören. Denn ich habe eine Kartei. Das ist viel besser als ein Computer. Die gute alte Kartei ist ein viel besseres System.
Man stellt den Zettel einfach hinein und hat nichts mehr zu tun. Man muss nicht alles in den Computer eintippen. Dafür hat man oft gar keine Zeit.
Wenn ich einmal über Hebräer 1 predigen soll, schaue ich in meiner Schublade nach, was ich alles über Hebräer 1 gesammelt habe. Dann habe ich einen ganzen Stapel Zettel. Daraus kann ich viel predigen. Einige Zettel enthalten eigene Gedanken, andere Gedanken von anderen Predigern, die ich weitergeben darf.
Das heißt, ich sammle meine Gedanken in kleinen Einheiten und ordne sie an die richtige Stelle ein.
Früher haben Sie vielleicht gewusst, was ich gemacht habe: Ich habe in jeder Predigt fest mitgeschrieben, sehr viel. Ich habe ganze Bücher vollgeschrieben. Aber was habe ich später mit den Büchern gemacht? Nach zehn Jahren habe ich sie weggeworfen.
Warum? Ich konnte nichts damit anfangen. Sie waren nicht in kleine Teile zerlegt, sodass man sie wieder benutzen und schnell finden konnte, was man suchte.
Jetzt habe ich alles geordnet. Von Hebräer 1 habe ich genau in der Schublade bei der Kartei das Material, das zu Hebräer 1 gehört. Verstehen Sie? Ich ordne alles ein, wenn ich nach Hause komme, nach der Predigt, und dann habe ich es dort. Dort kann ich es wieder abrufen.
Wissen Sie, was ich bedauere? Dass ich so spät mit diesem System angefangen habe. Ich war 36 Jahre alt, als ich damit begann. Wenn ich mit 16 Jahren angefangen hätte, hätte ich viel mehr gesammelt. Aber manche Dinge lernt man erst spät.
Ich darf das System weitergeben. Machen Sie es lieber früher, dann haben Sie einen Schatz. Sie können die Zettel auch in der Kinderstunde verwenden. Vielleicht haben Sie einmal eine Kinderstunde über Matthäus 1.
Dann haben Sie etwas gesammelt zu Matthäus 1 oder für die Frauenstunde oder woanders. Wenn Sie ein gutes Wort oder einen guten Gedanken brauchen – vielleicht war da etwas in Hebräer 1, das Sie Ihrer Freundin schreiben wollten – dann schauen Sie in Ihre Zettel zu Hebräer 1 und finden den Gedanken.
Markierungen und Farben in der Bibel
Beobachtungen notieren oder Markierungen machen – das heißt, einfach mit Farben arbeiten. Ich weiß, nicht jeder hat dieselbe Liebe für Farben, aber manche von uns lieben Farben sehr.
Als ich begann, die Bibel zu lesen, habe ich meine Bibel mit lauter verschiedenen Farben bemalt. Irgendwann merkte ich jedoch, dass das nicht mehr funktionierte. Jetzt war alles bunt, und ich sah gar nichts mehr. Vor lauter Bäumen sah ich den Wald nicht mehr beziehungsweise vor lauter Wald keine Bäume mehr.
Was habe ich dann gemacht? Ich habe eine neue Bibel gekauft und mir vorher überlegt, mit welcher Farbe ich was anmale. So hatte ich ein System. Ich habe nicht zu viel angestrichen, sondern so, dass man es noch gut erkennt. Zum Beispiel hier: Es ist nicht so viel farbig, aber einiges sticht heraus. Das ganz Wichtige habe ich dann mit der richtigen Farbe markiert.
Jetzt finde ich meine Sachen viel schneller, wenn sie in meiner eigenen Bibel sind. In einer fremden Bibel tue ich mich schwerer, aber ich finde es trotzdem.
Und nicht nur das: Es macht große Freude, wenn man einem gewissen Thema nachgeht. Zum Beispiel, was Christus getan hat und was ich in dem Herrn Jesus Christus habe. Über die Liebe Gottes und die Erlösung habe ich rot unterstrichen. Grün habe ich verwendet für alles, was mit Glaube und Vertrauen zu tun hat.
Blau habe ich für Themen wie den Himmel, hellblau für die Zukunft, das Jenseits und die Ewigkeit benutzt. Die Wiederkunft des Herrn, den Tag Christi und Ähnliches habe ich ebenfalls blau unterstrichen.
Verheißungen, Ermutigendes und Tröstendes habe ich mit leuchtendem Gelb markiert oder übermalt. Was mit der Nachfolge Jesu zu tun hat, mit Jüngerschaft oder einem guten Vorbild von jemandem, wo ich mir etwas herausstreichen wollte, habe ich orange gemacht.
Rosa Rot waren die Aufrufe, Gebote und Aufforderungen. Schwarz habe ich für die Sünde verwendet, Braun für Gericht, Hölle und Strafe. Lila steht für die Herrlichkeit.
Dunkelgelb habe ich als Zusatzfarbe verwendet, zum Beispiel für das Thema Leben und Auferstehung. Ich habe immer alles, was damit zu tun hat, unterstrichen.
Ein anderes Mal dachte ich: Jetzt mache ich die Eigenschaften Gottes. Dafür habe ich mir eine neue Bibel gekauft und gesagt, das ist jetzt die Bibel für die Eigenschaften Gottes. Von 1. Mose bis Offenbarung habe ich immer die Eigenschaften Gottes herausgesucht und mit der gleichen Farbe unterstrichen.
Früher, als ich keinen Computer hatte, habe ich alles mit der Hand seitenweise aufgeschrieben und gesammelt. So konnte ich als junger Christ über die Eigenschaften Gottes sprechen, weil ich mich durch die Bibel intensiv mit ihnen beschäftigt hatte.
Abschluss und Übergang zum gemeinsamen Singen
Wir müssen hier eine kurze Pause machen. Danach darf ich noch etwas Zeit in Anspruch nehmen, da ich noch nicht ganz fertig bin. Sollen wir vielleicht ein Lied singen?
