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Befähigt zu einem Gott gefälligen Leben

1. Johannes 2,12-14

I. Die Kinder haben einen Vater

Ich bin ein Kind

Johannes spricht zuerst die Kindern an. Er meint mit Kindern nicht die Sonntagsschule, mit den Jünglingen die Jugendgruppe und mit den Vätern die Erwachsenen und Eltern. Johannes spricht hier von dem geistlichen Stand der Christen. Dieses Bild vom Kind ist dem NT sehr geläufig. So sagt der Herr Jesus zu Nikodemus: Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Joh.3,3. Und auch Petrus schreibt den Gemeinden: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner grossen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, 1.Petr.1,3. Johannes greift später das Bild der Geburt erneut auf, wenn er sagt: Wer aus Gott geboren ist... 1.Joh.3,9a. Nun wissen wir ja alle wie das mit Kindern ist. Sie verstehen noch vieles nicht, lange müssen sie in der Familie und Schule lernen, was uns längst zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Manchmal reisst uns gar der Geduldsfaden, ab so hartnäckiger Uneinsichtigkeit. Sie haben eben noch nicht viel verstanden. Trotz allem Unverständnis und aller Unbeholfenheit, wissen sie darum, dass sie Leben, - und wenn das Leben es ihnen nicht verwehrt - kennen sie auch ihre Eltern. Bei den geistlichen Kindern ist dies ähnlich. Sie wissen erst die elementarsten Dinge. Ihr wichtigstes Wissen besteht darin, dass sie um die Vergebung ihrer Sünden wissen. Die Vergebung ihrer Sünden führte nämlich zu dieser Geburt und machte sie zu Kindern Gottes. Diese Sünden wurden aber nicht irgendwie vergeben, sondern wegen seinem Namen, also wegen Jesus Christus, der für sie gestorben ist. So hat mancher seine Sünden abladen können. Einige werden sogar mit schweren Sünden beladen gewesen sein. Oder wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden? Laßt euch nicht irreführen! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, Ehebrecher, Lustknaben, Knabenschänder, / Diebe, Geizige, Trunkenbolde, Lästerer oder Räuber werden das Reich Gottes ererben. / Und solche sind einige von euch gewesen. Aber ihr seid reingewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes. 1.Kor.6,9-11.

Gott hat sie rein gemacht. Wer sich dessen bewusst war, wie verloren er ist und nun diese Vergebung annehmen darf, der wird sich kindlich darüber freuen können. Und er wird sich daran festhalten. Er wird sich freuen, ein Kind Gottes zu sein. Dies ist der Weg in die Kindschaft. So lesen wir auch im Johannesevangelium: Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, Joh.1,12.

Evangelisation

Bist Du ein Kind Gottes? Wurdest Du von neuem geboren? Petrus schreibt: Denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da bleibt. 1.Petr.1,23. Wer also dem Wort Gottes vertraut, d.h. wer danach handelt, der wird von neuem geboren. Gott schenkt ihm ewiges Leben. Willst Du nicht ein Kind Gottes werden und durch den Namen Jesu erlöst werden? Gerne helfen wir Dir!

Ich habe einen Vater

Wer nun diese Wiedergeburt erlebt hat, der ist dankbar für alles, was an und in ihm geschehen ist. Und der Geist Gottes schafft in ihm ein ganz neues Verhältnis zum Schöpfer. Vorher, war nämlich die Furcht Gottes das tragende Element, das Bewusstsein, sich vor Gottes Gericht verantworten zu müssen und dort, als nicht gerecht verurteilt zu werden. Oder einfach die Ungewissheit über das, was kommen wird. Bei denen, die sich durch den Namen Jesu erlösen lassen ändert die Beziehung zum Schöpfer grundlegend. Sie haben nun nicht mehr den Richter vor sich, sondern sie haben einen Vater bekommen. Paulus zeigt dies den Römern auf, wenn er schreibt: Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! / Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Rö.8,15-16. Darum schreibt Johannes hier: weil ihr den Vater erkannt habt. (V.14) Durch die Hinwendung zu Gott haben sie durch den Heiligen Geist den Vater erkannt. Ist das nicht wunderbar?! Wir haben einen Vater im Himmel! Dieses Grundwissen ist den Kinder eigen: Sie wissen um die Vergebung ihrer Sünden, die sie durch Jesus Christus erlangten und sie kennen nun auch den Vater.

Anwendung

Wir haben einen Vater bekommen, auf den wir uns verlassen können.

Eine kleine Begebenheit kann uns das zeigen: Der amerikanische Evangelist Dwight L. Moddy erzählt: Eines Abends stand ich mit einem Freund vor der Gartentür, als zwei kleine Jungen vorbeikamen. Da sagte mein Freund zu mir: „Pass man auf, wie verschieden die beiden Jungen sind.“ Er nahm dann den einen der Jungen, stellte ihn auf den Pfosten am Gartentor und indem er etwas zurücktrat, öffnete er seine Arme und hiess den Kleinen herunterspringen. Sofort sprang der Junge herunter, und des Vaters starke Arme fingen ihn sicher auf. Dann wandte er sich auch an den andern Jungen und versuchte dasselbe. Aber nun ging es anders. Das Kind zitterte und wollte sich nicht bewegen. Mein Freund streckte seine Arme aus, und wollte versuchte das Kind zu überzeugen, dass es sich seiner Kraft wohl anvertrauen dürfe; aber nichts konnte es dazu bringen. Endlich nahm mein Freund es wieder von dem Pfosten herunter und liess es gehen.
„Woher kommt denn der Unterschied zwischen diesen zwei Kindern?“ fragte ich dann verwundert. Mein Freund lächelte und sagte: „Der erste Junge ist mein Kind, er kennt mich, aber der andere ist mir fremd.“ Bsp.309. Ja, die Kinder kennen kennen den Vater. Sie wissen wo sie hinrennen müssen, wenn sie nicht mehr weiter wissen. Sie wissen wo sie Schutz und Hilfe finden. Der Vater will für mich sorgen, so wie eben ein Vater für sein Kind sorgt. Auf ihn kann ich mich verlassen. Ich darf wirklich Kind und kindlich sein! Manchmal scheint mir, dass wir nach einer Bekehrung die Kinder im Glauben zu schnell als mündig betrachten. Stellen wir uns vor, dass ein neugeborenes Kind für seinen Lebensunterhalt selber aufkommen müsste, es würde einfach sterben. So möchte ich denen, die noch nicht lange Kinder Gottes sind sagen: Ihr dürft wachsen, Ihr müsst noch nicht alles können und wissen. Euer Vater nimmt Euch ernst. Er ist Eure Zuflucht! Wer diese Entwicklungsstufe übersprungen hat, der soll nochmals einen Schritt zurück, und wie ein Kind dem Vater begegnen. Zu Ihm kann ich gehen. Ihm kann ich mein Herz öffnen. Ihn kann ich fragen, bei ihm finde ich Schutz, Zuflucht und Geborgenheit.

II. Die Väter sind gereift

Nun spricht er die Vätern an. Väter sollten ja bereits eine gewisse Reife haben. Sie haben einige Stadien des Lebens durchlaufen und übernehmen nun Verantwortung für heranreifendes Leben. Bei Johannes vertreten sie den reifsten Stand. Und zweimal werden sie damit charakterisiert, indem er schreibt: denn ihr kennt den, der von Anfang an ist. Wer den Johannesbrief kennt, wird hier an die ersten Worte des Briefes erinnert, wo es heisst: Was von Anfang an war... Und was von Anfang an war bezieht sich auf Christus. Sie haben diesen Christus, der von Anfang an war erkannt. Aber haben das nicht auch die Kinder, sonst wären sie ja gar nicht Kinder geworden. Das ist richtig, in einem gewissen Sinne haben auch die Kinder Christus erkannt, aber die Väter oder man muss sagen, was sie zu Vätern macht, ist, dass sie Christus erkannt haben, der von Anfang war. Sie haben Christus in der Tiefe seines Wesens erkannt. Sie haben nicht nur erkannt, dass Jesus für ihre Sünden gestorben ist und dass der Schöpfer ihr Vater ist, sondern sie haben eine umfassendere Erkenntnis Gottes. Ihr Vertrauen zu Gott ist stabil geworden. Denn nach einer Hinwendung zu Jesus nimmt jeder noch viel mit ins neue Leben. Viele Vorstellungen über Gott und Jesus werden mitgebracht, die nicht den Tatsachen entsprechen und der Korrektur bedürfen. So manches kann einem dann in Verwirrung bringen. So ist es das Ziel, die Gläubigen zu einer tiefen Erkenntnis des Sohnes Gottes zu führen, so schreibt Paulus: bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Mann, zum vollen Mass der Fülle Christi, Eph.4,13.

Durch die Bekehrung ist diese Einheit also nicht sofort gegeben, sondern es ist das Ziel die Kinder in diese Reife zu führen, dass eine Einheit im Glauben und der Erkenntnis des Sohnes Gottes entsteht. Das Ergebnis ist dann, dass wir mündige Christen haben, eben Väter, die sich nicht durch mancherlei interessanter Ansichten und Lehren vom Weg abbringen lassen. In diesem Sinne schreibt Paulus weiter: damit wir nicht mehr unmündig seien und uns von jedem Wind einer Lehre bewegen und umhertreiben lassen durch trügerisches Spiel der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen. Eph.4,14. Diese Väter haben eine Reifung durchgemacht und dadurch manch kindliches im Glauben abgelegt. So wie Paulus dies den Korinthern deutlich macht: Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. 1.Kor.13,11.

Anwendung

Nach einigen Jahren im Glauben an Jesus, sollten wir zu dieser Reife gelangen und Väter sein, die das Kindliche abgelegt haben. Doch geschieht dies nicht automatisch und im Hebräerbrief wird gerade beklagt, dass dieser Wachstum nicht stattfand. Hebr.5,11-14

Man erlangt eben auch die geistliche Reife nicht automatisch. Es ist doch auch so im Leben. Es gibt alte Menschen die eine erstaunliche Lebensreife haben und es gibt alte Menschen die vor Unreife strotzen, sie sind Kinder geblieben. Wer geistlich Reifen will, der sollte sich im Wort der Gerechtigkeit, also im Wort Gottes auskennen und danach handeln, denn durch den Gebrauch übt man die Sinne. So wird man reif im geistlichen Sinn und ist in der Lage Gutes und Böses zu unterscheiden. Für jede Gemeinde ist es eine Wohltat, Geschwister zu haben, die Väter und Mütter im Glauben sind. Die nicht mehr allen Schwankungen des Lebens und der Lehre unterworfen sind. D.h. aber auch nicht, dass Väter und Mütter immer alles wüssten und keine Fehler mehr machten. Auch hier ist kein Perfektionismus gemeint. Nein, Väter und Mütter wissen geradezu um ihre Schwächen. Sie kennen die Wahrheit die Paulus den Korinthern deutlich macht, wenn er schreibt: Darum, wer meint, er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle, 1.Kor.10,12. Väter und Mütter haben aber ein unerschütterliches Vertrauen in unseren Herrn, und sind bereit mehr zu lernen und Jesus immer ähnlicher zu werden, weil sie seine Heiligkeit und Gerechtigkeit erkannt haben.

III. Die Jünglinge sind stark

Nun spricht Johannes noch zu den Jünglingen. Dies ist also die Zwischenstufe. Hier ist die Sturm- und Drangzeit. Daher spricht auch Johannes davon, dass sie den Bösen besiegt haben. Nach der Zeit der Kindheit, folgen die Jahre der Pubertät. Man ist noch nicht so richtig erwachsen aber auch nicht mehr ein Kind. Diese Jahre im geistlichen Leben können durchaus in ähnlicher Weise verlaufen. Es ist oft ein Ringen und ein Kampf. Nachdem die erste grosse Freude sich etwas gelegt hat, realisiert man auf einmal, dass der Weg des Glaubens sehr beschwerlich werden kann. Selbst Ansichten die man für hoch und heilig gehalten hatte müssen abgelegt werden. Spott und Verachtung hat man einzustecken. Der Böse, der Teufel versucht sein Werk zu vollführen. Denn er sucht wen er verschlingen kann, so sagt Petrus: Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. / Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass eben dieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen. 1.Petr.5,8-9. Johannes erinnert nun die Jünglinge daran, dass sie den Bösen eigentlich für immer besiegt haben, denn Jesus hat die Welt besiegt, so sagte er: Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Bedrängnis, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden (nenikäka). Joh.16,33. In Christus haben auch wir die Welt besiegt oder wie dieses Wort oft übersetzt wird überwunden. So sagt Johannes etwas später in seinem Brief, was er unter diesem Sieg versteht: Denn alles, was von Gott geboren ist, Überwindet (nika) die Welt; und unser Glaube ist der Sieg (nikä), der die Welt überwunden (nikäsasa) hat. / Wer ist es aber, der die Welt überwindet (nikoon), wenn nicht der, der glaubt, dass Jesus Gottes Sohn ist? 1.Joh.5,4-5. Und Paulus wird dankbar, wenn er daran denkt, er sagt: Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus! 1.Kor.15,57. Weil nun Jesus den Sieg errungen hat und der Böse - den Teufel - besiegt ist, kann Johannes ihnen sagen, denn ihr seid stark. Ihr könnt dem Böse widerstehen, durch den Glauben an Christus, denn ihr habt den Bösen bereits überwunden. Und das Wort Gottes bleibt in euch.

Anwendung

In diesen Jahren ist stark der Kampf im Vordergrund. Vieles muss bereinigt werden. Schlechte Gewohnheiten müssen verändert werden. Falsche Überzeugungen werden abgelegt. Dies hat durchaus einen schmerzlichen Aspekt. Opfer sind gefragt und die Versuchung nagt oft an uns. Die Jünglinge im Glauben müssen sich besonders daran erinnern, dass Jesus über das Böse gesiegt hat und sie müssen mit diesem Bewusstsein, Jesus in ihrem Leben siegen lassen. Sie sollen sich bewusst sein, dass sie auf der Seite des Siegers stehen. Sie haben die Kraft zum Widerstand! Sie müssen praktizieren, was Jakobus so deutlich macht, wenn er die Gemeinde auffordert: So seid nun Gott untertan. Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch. Jak.4,7. Der Teufel muss fliehen, er kann sie nicht überwältigen, denn sie haben den Sieg bereits errungen. Dadurch sind sie stark geworden.

Schluss

Johannes ermutigt die Gemeinde, indem er jedem geistlichen Stand Beachtung schenkt und die jeweiligen Stärken unterstreicht. Er erweist sich damit als ein feinfühliger Seelsorger, der die Gemeinde aufbauen möchte und nicht die Gläubigen in Zweifel reisst. Bevor Johannes sich zum Verhältnis der Christen gegenüber der Welt äussert, macht er ihnen hier deutlich, dass sie alles in sich haben, was ihnen hilft, so zu leben wie es Gott gefällt. Wir können uns überlegen zu welchem Stand uns Johannes wohl einordnen würde. Vielleicht merken wir auch, dass wir schon reifer sein sollten, dann sollen wir aber nicht in panischer Betriebsamkeit reagieren, sondern Schritt um Schritt auf dem Weg der Reifung Fortschritte machen. Diese Schritte sind oft klein, ja müssen klein sein, weil wir uns sonst nur aufblasen, aber nicht reifen. Mögen alle von uns, die Jesus lieben, den Stand von Vätern und Müttern erreichen. Und sind wir uns bewusst, dass jeder Christ alles in sich hat, um ein Gott wohlgefälliges leben zu führen, wie Petrus sagt: Alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft. 2.Petr.1,3. Amen