Einführung in das Thema Menschensohn
Der Menschensohn
„Ihr werdet sehen, den Menschensohn kommen in den Wolken des Himmels.“ So hat Jesus im Prozess gesagt, der ihm gemacht wurde. Die Frage des verhandlungsführenden Hohen Priesters lautete: „Bist du der Sohn Gottes?“ Jesus antwortete: „Ja, du sagst es.“ Und er fügte hinzu: „Von jetzt an werdet ihr den Menschensohn kommen sehen in den Wolken des Himmels.“
Der Begriff „Menschensohn“ ist so ungewöhnlich, dass er für Außenstehende fast schon wie eine New-Age-Botschaft wirkt – etwas Außergewöhnliches. Doch wir Christen laufen manchmal Gefahr, wenn uns jemand fragt, warum Jesus sich als Menschensohn bezeichnet hat, zu sagen, das müsse man nicht ernst nehmen, das sei eben ein alter Begriff gewesen.
Dabei war es einer der großen Würdetitel, mit denen sich Jesus exklusiv selbst bezeichnet hat. Wir wissen, dass Kranke und Aussätzige gerufen haben: „Du Sohn Davids, erbarme dich unser!“ Auch von Dämonen Besessene haben gerufen: „Du Sohn Gottes, erbarme dich über uns!“ Es gibt viele Würdetitel, die in unsere Choräle Eingang gefunden haben. Wir singen zum Beispiel: „Immanuel, Gott mit uns“ – auch ein Würdetitel. Oder „O König Jesu Christ, der König“, „O Lamm Gottes unschuldig“ – er ist das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt –, „O großer Hirte aller Herden“, „O Heiland, reiß die Himmel auf“, „Jesus Christus herrscht als König“. All diese sind Würdetitel.
Die Zeitgenossen Jesu sprachen ihn auch gern mit „Rabbi“ oder „Meister“ an, doch den Begriff „Menschensohn“ hat Jesus nur selbst für sich gebraucht – diesen ungewöhnlichen, zugegeben sehr besonderen Begriff.
Ich erinnere an einige Worte: „Der Menschensohn ist auch Herr über den Sabbat.“ Oder: „Füchse haben Gruben, Vögel unter dem Himmel haben Nester, aber der Menschensohn hat nicht, wo er sein Haupt hinlegen kann.“ Und weiter: „Wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte in der Mitte der Erde sein.“
Beim Heilungsgeschehen sprach Jesus: „Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Macht hat, Sünden zu vergeben.“ Dann sagte er zum Gelähmten: „Steh auf, nimm dein Bett und geh heim!“ Der Menschensohn muss viel leiden – damit hat Jesus sich gemeint. „Der Menschensohn muss überantwortet werden in die Hände der Sünder.“ Judas, verrätst du den Menschensohn mit einem Kuss?
Jesus gebrauchte dieses Wort, und die Zeitgenossen fragten: „Wer ist dieser Menschensohn?“ Mit Christus können wir etwas anfangen, mit Messias auch, mit Heiland, Erlöser, dem Propheten wie Mose – aber was ist der Menschensohn? So steht es im Johannesevangelium: „Sie sprachen, wer ist dieser Menschensohn?“ Wir tun oft so, als ob es damals in Israel klar gewesen wäre. In Daniel 7 steht: „Es kommt der wie ein Menschensohn und wird vor Gott, den Herrn, gebracht; und Gott gibt ihm Ehre, Weisheit und Macht.“ Wir tun so, als ob ein gespanntes Warten darauf gewesen wäre, wann dieser von Daniel angekündigte Menschensohn kommt. Aber es war gar nicht so.
Was ist mit dem Menschensohn los? War da etwas angekündigt? Wenn Jesus von sich als dem Menschensohn spricht, ist es, als ob er dem ganzen Volk Israel die Nase darauf stoßen wollte: „Sucht doch in der Schrift, wo da etwas vom Menschensohn steht!“ Jesus sagte: „Ihr sucht in der Schrift, weil ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin, Lebensanweisungen.“ Aber sie ist die von mir Zeugnis, das Alte Testament ist mit „Schrift“ gemeint. „Guckt doch mal in der Schrift, im Alten Testament, wo da etwas vom Menschensohn steht, von dem ich spreche.“ Und das wollen wir heute Abend tun.
Sie merken, jeden Abend gehen wir zurück bis zum Alten Testament, weil das Handeln Gottes schon angelegt ist in Israel. Gott trifft nicht nur punktuelle Augenblicksentscheidungen, sondern es ist ein tief eingekerbtes, geradliniges Handeln. Deshalb schlagen wir auf – ich habe gesehen, einige haben die Bibel dabei, herzlichen Dank – Jesaja 53 auf. Das ist beinahe die Mitte der Bibel. Jesaja, einer der alttestamentlichen Propheten, steht nach Hiob, Psalmen, dann die Sprüche, Prediger und Hohes Lied, und dann kommt Jesaja.
Bevor wir lesen, möchte ich eine Geschichte erzählen von Samuel Stern. Ich bin vor zwei Jahren darauf gestoßen und habe sie selbst kaum für möglich gehalten. Er war ein Mann, der in Polen in der Rabbinerschule aus einer frommen jüdischen Familie erzogen wurde. Dann kamen die Deutschen, und er kam ins Konzentrationslager. Die ganze Familie starb dort, er entkam knapp dem Tod. Amerikanische Juden bezahlten dafür, dass er fliehen konnte. Plötzlich war er völlig fremd in New York.
Er haderte mit Gott, mit Jahwe, dem Gott Israels: „Was hast du mit mir gemacht und mit den meinen?“ Er konnte die englische Sprache kaum. Eines Tages wurde er im Central Park angesprochen und jemand gab ihm ein Traktat. Es war eine messianisch-jüdische Gemeinde in New York. Sie gaben ihm nicht nur ein Traktat, sondern zeigten echtes Interesse und luden ihn ein.
Aus diesem Kontakt entstand eine Beziehung. An einem Abend sagte der Gastgeber: „Ich möchte ein Gedicht vorlesen, mit Schreibmaschine geschrieben, mit hebräischen Buchstaben.“ Es war der Text Jesaja 53. Dort heißt es: „Er war der allerverachtetste und unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg. Darum haben wir ihn für nichts geachtet. Aber wahrhaftig, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen.“
Samuel Stern hörte zu. Dann fragte der Gastgeber: „Was meinst du, wer ist mit diesem Gedicht gemeint?“ Samuel Stern antwortete: „Das ist ja fantastisch, das kann nur der Erlöser Israels sein, der Messias, der Maschiach.“
Wie kann einer, der durch die Rabbinerschule gegangen ist, Jesaja 53 nicht kennen? Für uns ist das ein zentrales Kapitel. Ich habe den Professor Hengel in Tübingen gefragt, ob es sein kann, dass ein frommer Jude, von dem ich immer dachte, er kenne das Alte Testament von vorne bis hinten auswendig, Jesaja 53 nicht kennt. Er sagte, in den meisten jüdischen Vorleseschriften der Synagoge wird Jesaja 53 ausgelassen, weil es sonst für Israel zu deutlich wäre: Der dort am Kreuz hängt als der Allerverachtetste, ist der gottgewollte Messias.
Samuel Stern ließ sich taufen und wurde Prediger des Evangeliums in Amerika. Heute lebt er hochbetagt in einem Altenheim in New York. Jesaja 53 ist ein zentraler Abschnitt, den Israel heute beinahe fürchtet, weil es spürt, dass er so auf Jesus zielt – siebenhundert Jahre vor seinem Kommen.
Jetzt fragen Sie vielleicht: „Entschuldigung, es hat doch mit dem Menschensohn angefangen. Wie kommen Sie jetzt darauf, Jesaja 52 und 53 zu lesen?“ Wir müssen ja bei Jesaja 52, Vers 13 anfangen. Die Überschrift lautet: „Siehe, spricht Gott, meinem Knecht wird es gelingen, und er wird erhöht und hoch erhaben sein.“
Obwohl sich viele über ihn entsetzten, weil seine Gestalt hässlicher war als die anderer Leute und sein Aussehen unansehnlicher als das der Menschensöhne – so müsste man eigentlich übersetzen –, da kommt im Hebräischen der Titel „bene Adam“! Er war der hässlichste, der ausgestoßenste Menschensohn. In unserer heutigen Sprache würde man sagen: der letzte Mensch, der letzte Dreck, der allerverachtetste und unwerteste.
Selbst der Prophet sagte: „Wir haben ihn für nichts geachtet, den Dreck der Weltgeschichte.“ Aber dann fährt er fort: „Für wahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der von Gott geplagt, von Gott geschlagen und gemartert wäre.“
Er hat etwas auf dem Kerbholz, den hat Gott auf die Seite gestellt. Aber er ist um unserer Missetat willen verwundet, um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, jeder auf seinem Weg.
Liebe Brüder und Schwestern, das ist ein Wort für uns: Jeder hat geguckt, wie er seinen Lebensweg hinkriegt. Wie oft haben wir uns von Gott wegverirrt, wie Schafe ohne Hirten. Aber der Herr warf unsere aller Sünden auf ihn.
Weiter bei Vers 10: „So wollte ihn der Herr schlagen mit Krankheit. Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, wird er Nachkommen haben, in die Länge leben, und des Herrn Plan wird durch seine Hand gelingen. Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht und die Fülle haben, und durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den vielen Gerechtigkeit schaffen, denn er trägt ihre Sünden.“
Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben, er soll die Starken zum Raube haben, weil er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleichgerechnet ist. Und er hat die Sünde der Vielen getragen und für die Übeltäter gebeten.
Schaut doch, wo etwas vom einen ganz besonderen, ungewöhnlichen Menschensohn steht: Dort, Jesaja 52 und 53. Sucht in der Schrift!
Jetzt verstehen wir, warum der Herr Jesus plötzlich, wenn er vom Menschensohn spricht, so oft sagt: „Der Menschensohn ist gekommen.“ Auf den muss man nicht mehr warten. Diese Gestalt aus Jesaja 52 und 53 ist gemeint.
Der Kämmerer von Morenland, von dem in der Apostelgeschichte berichtet wird, hat zwar gefragt: „Von wem spricht hier Jesaja 52, der Prophet, von sich oder von einem anderen?“ Philippus tat den Mund auf und redete von Jesus, von dem Menschensohn, der gekommen ist.
„Der Menschensohn ist gekommen“, sagen sie: „Er ist ein Säufer und Freund der Dirnen und Zöllner.“ Der Menschensohn ist gekommen, nicht dass er sich dienen lässt, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele. Diesen Vers aus Markus 10,45 kann man als Komprimierung von Jesaja 53 verstehen.
Jetzt ist dieser Menschensohn gekommen – der hässlichste aller Menschenkinder, der Verachtetste, der letzte Mensch –, damit er sein Leben gebe zu einer Erlösung für die Vielen. Der Menschensohn ist gekommen. So hat Jesus bei Zachäus gesagt: Er ist gekommen, um zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. Dazu ist er vom Vater eingesetzt.
Jetzt verstehen Sie, warum Jesus immer vom Menschensohn geredet hat und warum Jesaja 53 so wichtig wird. Dort ist der Plan des Herrn festgelegt durch den, der unsere Sünde getragen hat. Und jetzt geht der Plan des Herrn durch seine Hand weiter: „Siehe, er wird hoch erhaben sein.“
Wir haben damit angefangen, dass Jesus sagt: „Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn kommen in der Herrlichkeit wie in den Wolken des Himmels.“ Wir wollen diese Stelle aufschlagen, damit uns das bewusst wird: Er wird sehr hoch erhaben sein. Er ist nicht bloß von seinen Jüngern hochgejubelt, er wird einmal der Herr der Welt sein.
Matthäus 24, das erste Evangelium, Kapitel 24, Verse 29 bis 31: Da hat Jesus seinen Leuten gesagt: „Wenn Hunger und Kriege kommen, Inflation, Kriegsgeschrei, Revolution, keine Angst, keine Sorge, es kommt noch schlimmer. Das Schlimmste wird die Verführung sein, auch die fromme Verführung. Da wird eine Bedrängnis sein, dass selbst wenn Gott nicht die Zeit verkürzt hätte, die Auserwählten verführt würden.“
Fromme Leute meinen oft: „Ich bin fest bei Jesus, mich kann keiner aus dem Glauben kippen.“ Doch das wird ganz hart werden!
Nun Vers 29: „Sogleich aber nach der Bedrängnis jener Zeit wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.“ Das ganze Universum wird neu geschaffen.
Dann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns am Himmel. Das Zeichen des Menschensohns ist nichts anderes als das Kreuz. Der Menschensohn muss viel leiden. Der Menschensohn wird in die Hände der Heiden gegeben werden.
„Fürwahr, er trug unsere Krankheit, er war der allerverachtetste und unwerteste.“ Das Kreuz ist nicht bloß ein interessantes Logo oder Piktogramm, sondern das Zeichen Jesu. Es wird plötzlich erscheinen, so dass es überall gesehen wird.
Dann werden alle Geschlechter auf Erden klagen. Sie werden sehen den Menschensohn kommen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit. Er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen, und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum anderen.
Es werden alle Geschlechter wehklagen. Wie wird das sein, wenn die Erbfinger, Genkinger und Undinger kommen, die es nicht so arg mit dem Glauben haben, und sagen: „Ihr habt doch gewusst, wie wichtig Jesus ist! Warum habt ihr euch damit begnügt, dass wir bloß am Heiligen Abend kommen? Warum seid ihr uns nicht mehr auf die Pelle gerückt? Warum habt ihr es uns nicht wichtiger gemacht? Warum habt ihr es nicht einladender gemacht?“
Und wir werden wehklagen, wenn uns bewusst wird, wie oft Jesus in unser Leben hineinwirken wollte, und wir ihn mit ein paar Minuten oder Sekunden des Gebets abgespeist haben, mit ein paar Worten, die wir gehört haben. So würden wir niemanden am Telefon abspeisen.
Manchmal sagt meine Frau: „Da hast du aber arg kurz gemacht.“ Herr, wie oft ist das bei meiner Begegnung mit Jesus so: „Da hast du aber arg kurz gemacht.“ Wenn uns das bewusst wird, wie wir Jesus entehrt haben!
Jesus ist doch nicht bloß damals in Jerusalem ausgestoßen, zerschwätzt und lächerlich gemacht worden. Bei uns wird Jesus verachtet. Es wird ein großes Wehklagen aller Geschlechter und durch alle Nationen gehen.
Dann werden wir sehen den Gekreuzigten. Die Offenbarung sagt: „Ihr werdet sehen den, den ihr durchstochen habt.“ Sie werden den Menschensohn kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Am Sinai waren die Wolken – das waren ja keine Cumulostrati –, sondern Sie wissen, was eine Wäscheküche ist, nicht? Manche von Ihnen. Wenn im Winter die heiße Luft aus der Wäscheküche hinausströmt, dann bildet sich Nebel in der kalten Winterluft, wenn zwei ganz verschiedene Atmosphären zusammenstoßen.
So ist es überall, wenn die heilige Atmosphäre Gottes mit unserer irdischen Welt zusammenstößt, dann gibt es diese Wolken. Dann zeichnet sich Gott nahe ab. Bei der Verklärung war die Wolke da. Es ist nicht gefährlich, Gott braucht die Wolken.
So ein Zeichen: Jetzt bricht der ewige Herr dieser Welt ein in unsere irdische Welt. Dann wird das Stöhnen beginnen: „Ach, dass wir es nicht ernst genommen haben! Kann ich denn bestehen vor diesem Jesus?“
Wenn das wahr wird, was der Herr Jesus in der Bergpredigt gesagt hat: An jenem Tag werden viele sagen: „Herr, wir haben doch in deinem Namen geweissagt, wir haben doch Kinderkirche gehalten, ich war doch in der Jungschar, bin noch zum Abendmahl gegangen.“ Und er wird sagen: „Ich kenne euch nicht.“ Furchtbar!
Deshalb wollen wir doch zu denen gehören, der Chor des Hauskreises hat uns das wichtig gemacht: die sich nur noch freuen können darüber, dass er seine Auserwählten sammelt von den vier Winden.
Einen Petrus, für den er gebetet hat, dass sein Glaube nicht aufhöre. Dieser Petrus hat im ersten Petrusbrief an die Auserwählten Gottes geschrieben, die ihr durch Gottes Macht bewahrt werden zur Seligkeit – nicht, weil wir so feine Kerle sind, so fromm, sondern durch Gottes Macht bewahrt.
Ach, ich möchte zu denen gehören, Herr Jesus, die durch deine Macht bewahrt werden. Ich möchte zu denen gehören, die sich heute schon sammeln lassen.
Solche Bibeltage haben auch die Aufgabe, dass wir uns in Hauskreisen, Gemeinschaftsstunden und Bibelstunden der Gemeinde noch mehr sammeln, dass wir uns nicht verzetteln, sondern sammeln lassen.
Petrus Octavianus, einer der großen christlichen Evangelisten Indonesiens, bekannt als Führer der evangelikalen Christenleiter und Direktor einer Bibelschule, war einmal bei einer Evangelisation in Batu.
Der Zeltevangelist sagte: „Wer einen neuen Anfang mit Jesus machen will, der komme doch nach vorne und spreche ein Gebet mit uns.“ Petrus Octavianus wusste, dass viel Schauspielerei vor Gott und Menschen und vor sich selbst in seinem Leben war. Er galt als frommer Führer Indonesiens, aber in seinem Herzen sah es anders aus. Sollte er wirklich nach vorne gehen? Er schaffte es nicht.
Abends besprach er das mit seiner Frau. Sie sagte: „Das kannst du nicht machen, sie würden dich blamieren.“ Die Leute sagten: „Was, da will einer zur Entscheidung nach vorne, der schon Bibelschullehrer und Direktor war und selber evangelisiert hat?“
Doch am nächsten Abend hörte er die Stimme Jesu: „Komm doch, komm ganz neu.“ Er ging nach vorne.
Er berichtete über dieses Erlebnis unter der Überschrift: „Das war die Nacht, in der Jesus mich eingesammelt hat.“
Wenn die Auserwählten gesammelt werden – das sind Leute, die sich hier schon sammeln ließen –, kommt doch, kommt noch näher zu Jesus!
Wir sind einer Selbsttäuschung erlegen, wenn wir meinen: „Hallo, ich habe mich jetzt entschieden für Jesus, jetzt kann nichts mehr schiefgehen.“
Wir leben im zweihundertsten Geburtsjahr von Ludwig Hofacker, dem großen Erweckungsprediger unseres Landes. Er konnte eigentlich nur zwei Jahre wirken, dann war er schwer krank. Die letzten sechs Jahre war er als Pfarrvikar ein leidender Mann. Sein ganzer Körper war eine Ruine, sein Wirken ein Torso, seine Lebensleistung ein Fragment.
Als er gerade dreißig Jahre alt war und im Sterben lag, besuchte ihn sein Freund Wilhelm Roos und las ihm ein Lied vor: „Wenn der Menschensohn kommen wird, dann werden wir uns freuen, dann werden wir am kristallnen Meer der Seligkeiten sein.“ (Bilder aus der Offenbarung)
Ludwig Hofacker unterbrach ihn und sagte: „Das ist zu flott für mich, da gehöre ich nicht hin. Ich habe tausendmal mehr die Hölle verdient als den Himmel.“
Der Erweckungsprediger unseres Landes, der gesegnete Zeuge Jesu, sagte: „Ich habe tausendmal mehr die Hölle verdient.“ Wilhelm Roos verließ ihn verwirrt, wie es uns auch manchmal geht, wenn wir einen Krankenbesuch machen und merken, wir kommen mit unserem Trost nicht durch.
Nach einer Woche kam er ängstlich noch einmal nach Rielingshausen und fragte: „Darf ich es überhaupt noch wagen?“
Dann fand er Ludwig Hofacker schwer krank, aber fröhlich und getrost an. „Ja, wie ist denn dieser Umschwung gekommen?“ fragte er.
Hofacker antwortete: „Ich habe mir klargemacht, dass der Heiland nun schon so lange seine gekreuzigten Arme auch zu mir ausstreckt. Und es ist eine Sünde und Schande, dass ich mich noch in meiner Unwürdigkeit und in meinem Kleinglauben so wichtig nehme, dass ich dauernd seine Hand zurückweise und sage: ‚Das ist nichts für mich.‘ Jetzt habe ich mich einfach entschlossen, es gelten zu lassen, dass der Heiland mich liebt wie ein kleines schwaches Kind. Und seitdem ist mir wohl.“
Das war die Stunde vor dem Sterben Jesu, da er sich einsammeln ließ, in Erwartung des Tages, an dem Jesus in Herrlichkeit wiederkommt.
Und wenn alles um uns herum klagt und wenn wir eigentlich auch einstimmen müssten, weil wir das viele Versagen unseres Lebens sehen, ob wir würdig sind, hinzukommen in die Herrlichkeit Jesu, in das Reich der Kraft, dein ist das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit, dann wird Jesus sagen: „Jetzt komm, du gehörst doch dazu, meine Tochter, mein Sohn.“
Jesaja 53 als Schlüsseltext
Und deshalb schlagen wir auf. Ich habe gesehen, ein paar haben die Bibel dabei – herzlichen Dank. Der Hauskreis macht es uns vor, und andere auch.
Jesaja 53 – das ist beinahe die Mitte der Bibel. Jesaja gehört zu den alttestamentlichen Propheten, nach Hiob, den Psalmen, dann die Sprüche, den Prediger und das Hohe Lied. Jesaja 53 ist ein zentraler Text.
Bevor wir ihn lesen, darf ich Ihnen eine Geschichte von Samuel Stern erzählen. Ich bin vor zwei Jahren auf diese Geschichte gestoßen und habe sie selbst kaum für möglich gehalten.
Samuel Stern stammte aus einer frommen jüdischen Familie in Polen und wurde in einer Rabbinerschule erzogen. Dann kamen die Deutschen. Er wurde ins Konzentrationslager gebracht, und seine ganze Familie kam dort ums Leben. Er selbst entkam dem Tod nur knapp.
Amerikanische Juden bezahlten für seine Freilassung, sodass er fliehen konnte. Plötzlich war er ganz allein in der Fremde, in New York. Dort haderte er mit Gott, mit Yahweh, dem Gott Israels. Er fragte: „Was hast du mit mir gemacht und mit meinem Volk?“
Er konnte die englische Sprache kaum, und dann wurde er eines Tages im Central Park angesprochen. Jemand gab ihm ein Traktat – es war eine messianisch-jüdische Gemeinde in New York. Doch sie gaben ihm nicht nur ein Traktat, sondern zeigten echtes Interesse. „Dürfen wir dich einladen?“ fragten sie.
So entstand ein Kontakt. An einem Abend sagte der Gastgeber: „Ich möchte dir ein Gedicht vorlesen.“ Es war mit einer Schreibmaschine geschrieben, mit hebräischen Buchstaben. Es war der Text Jesaja 53.
„Er war der allerverachtetste und unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg. Darum haben wir ihn für nichts geachtet. Aber wahrlich, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Weil er Gott gehorsam war, wird der Plan des Herrn durch seine Hand fortgehen. Er wird die Starken zum Raube haben.“
Samuel Stern hörte zu. Dann fragte der Gastgeber: „Was meinst du, wer ist mit diesem Gedicht gemeint?“
Samuel Stern antwortete: „Das ist ja fantastisch, das kann nur der Erlöser Israels sein, der Messias, der Maschiach.“
Wie kann es sein, dass jemand, der eine Rabbinerschule besucht hat, Jesaja 53 nicht kennt? Für uns ist das ein zentrales Kapitel.
Ich habe Professor Hengel in Tübingen gefragt: „Kann es sein, dass ein frommer Jude, von dem ich immer dachte, er kenne das Alte Testament von vorne bis hinten auswendig, Jesaja 53 nicht kennt?“
Professor Hengel antwortete: „In den meisten jüdischen Vorleseschriften der Synagoge ist Jesaja 53 ausgelassen. Das liegt daran, dass dieser Text für Israel zu deutlich ist. Er zeigt, dass der da am Kreuz hing, als Allerverachteter, der gottgewollte Messias ist.“
Samuel Stern ließ sich daraufhin taufen und wurde Prediger des Evangeliums in Amerika. Heute lebt er hochbetagt in einem Altenheim in New York.
Jesaja 53 ist ein zentraler Abschnitt, den Israel heute fast zu fürchten scheint. Denn schon siebenhundert Jahre vor dem Kommen Jesu zeigt er unmissverständlich auf Jesus. Man weiß unausweichlich: Das geht auf Jesus.
Verbindung von Menschensohn und Jesaja 53
Jetzt müssen Sie fragen: Entschuldigung, es hat doch mit dem Menschensohn angefangen. Wie kommen Sie jetzt darauf, Jesaja 52 und 53 zu lesen?
Wir müssen ja bei Jesaja 52, Vers 13 anfangen, wo die Überschrift lautet: „Siehe, spricht Gott, meinem Knecht wird es gelingen, und er wird erhöht und hoch erhaben sein.“
Obwohl sich viele über ihn entsetzten, weil seine Gestalt hässlicher war als die anderer Leute und sein Aussehen unansehnlicher als das der Menschensöhne – so müsste man eigentlich übersetzen –, da kommt im Hebräischen der Titel „bene Adam“! Er war der hässlichste, der ausgestoßenste Menschensohn. In unserer heutigen Sprache würde man sagen: der letzte Mensch, wie man sagt, der letzte Dreck, der allerverachtetste und unwerteste.
Und selbst der Prophet hat gesagt: Ja, also, wir haben ihn für nichts geachtet, den Dreck der Weltgeschichte. Aber dann fährt er fort: „Er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen.“ Wir aber, so bekennt der Prophet, hielten ihn für den, der von Gott geplagt, von Gott geschlagen und gemartert wäre. Er hat etwas auf dem Kerbholz, den hat Gott auf die Seite gestellt.
Aber er ist um unserer Missetat willen verwundet, um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, weil jeder auf seinen Weg sah.
Liebe Brüder und Schwestern, das ist doch ein Wort für uns: Jeder hat geguckt, wie er seinen Lebensweg hinkriegt. Wie oft haben wir uns von Gott wegverirrt, wie Schafe ohne Hirten. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn.
Und jetzt lesen Sie weiter bei Vers 10: „So wollte ihn der Herr schlagen mit Krankheit. Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, wird er Nachkommen haben, in die Länge leben, und des Herrn Plan wird durch seine Hand gelingen.“
„Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht und die Fülle haben, und durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den vielen Gerechtigkeit schaffen, denn er trägt ihre Sünden.“
„Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben, er soll die Starken zum Raube haben, weil er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleichgerechnet ist. Und er hat die Sünde der Vielen getragen und für die Übeltäter gebeten.“
Schauen Sie doch, wo etwas von dem einen ganz besonderen, ungewöhnlichen Menschensohn steht: Dort, in Jesaja 52 und 53. Suchen Sie in der Schrift!
Der Menschensohn ist gekommen
Und jetzt verstehen wir, warum der Herr Jesus, wenn er vom Menschensohn spricht, so oft sagt: Das Menschensohn ist gekommen. Auf ihn muss man nicht mehr warten. Er ist die Gestalt aus Jesaja 52, 53.
Der Kämmerer von Äthiopien, von dem in der Apostelgeschichte berichtet wird, fragte zwar: Von wem spricht hier Jesaja 52? Spricht der Prophet von sich selbst oder von einem anderen? Philippus öffnete daraufhin den Mund und redete von Jesus, von dem Menschensohn, der gekommen ist.
Das Menschensohn ist gekommen. Doch so sprechen manche: Er trinkt, er ist ein Säufer und Freund der Dirnen und Zöllner. Das Menschensohn ist gekommen – nicht, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Erlösung für viele.
Nehmen wir dazu Markus 10,45, das ist Jesaja 53 in komprimierter Form. Jetzt ist dieser Menschensohn gekommen, der hässlichste aller Menschenkinder, der verachtetste, der letzte Mensch, damit er sein Leben gibt zur Erlösung vieler.
Das Menschensohn ist gekommen. So hat Jesus bei Zachäus gesagt: Er ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist. Dazu ist er vom Vater eingesetzt.
Jetzt verstehen Sie, warum Jesus immer vom Menschensohn gesprochen hat und warum uns Jesaja 53 wichtig wird. Dort ist der Plan des Herrn festgelegt, durch den, der unsere Sünde getragen hat. Und jetzt geht der Plan des Herrn durch seine Hand weiter.
Siehe, er wird hoch erhaben sein.
Die Wiederkunft des Menschensohns in Herrlichkeit
Jetzt haben wir damit begonnen, dass Jesus sagt: „Von nun an werdet ihr den Menschensohn kommen sehen in der Herrlichkeit, wie er auf den Wolken des Himmels erscheint.“
Wir wollen diese Stelle aufschlagen, damit uns das bewusst wird. Er wird sehr hoch erhaben sein. Er ist nicht bloß von seinen Jüngern hochgejubelt, sondern wird einmal der Herr der Welt sein.
In Matthäus 24, also im Neuen Testament, im ersten Evangelium, lesen wir im Schlussabschnitt, Vers 29 bis 31:
Da hat Jesus seinen Leuten gesagt: Wenn Hunger und Kriege kommen, Inflation, Kriegsgeschrei, Revolution – keine Angst, keine Sorge. Es kommt noch schlimmer. Das Schlimmste wird die Verführung sein, auch die fromme Verführung.
Da wird eine Bedrängnis sein, so groß, dass selbst wenn Gott die Zeit nicht verkürzt hätte, die Auserwählten verführt würden. Fromme Leute meinen oft: „Ich bin fest bei Jesus, mich kann keiner aus dem Glauben kippen.“ Doch es wird ganz hart werden!
Und jetzt Vers 29: „So gleich aber nach der Bedrängnis jener Zeit wird die Sonne sich verfinstern, und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.“
Das ganze Universum wird neu geschaffen. Und dann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns am Himmel. Das Zeichen des Menschensohns ist nichts anderes als das Kreuz.
Der Menschensohn muss viel leiden. Der Menschensohn wird in die Hände der Heiden gegeben werden. Wahrlich, er trug unsere Krankheit, er war der allerverachtetste und unwerteste.
Das Kreuz ist nicht bloß ein interessantes Logo, ein Piktogramm, sondern das Zeichen Jesu. Es wird plötzlich erscheinen, so dass es überall gesehen wird.
Alle Geschlechter auf Erden werden es beklagen. Sie werden sehen, wie der Menschensohn kommt auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen, und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum anderen.
Das Wehklagen und die Aufforderung zur Sammlung
Es werden alle Geschlechter wehklagen. Wie wird es erst sein, wenn die Erbfinger, Genkinger und Undinger kommen – jene, die es mit dem Glauben nicht so ernst nehmen – und sagen: Ihr habt doch gewusst, wie wichtig Jesus ist! Warum habt ihr euch damit begnügt, dass wir nur am Heiligen Abend kommen? Warum seid ihr uns nicht nähergekommen? Warum habt ihr es uns nicht wichtiger gemacht? Warum habt ihr es nicht einladender gestaltet?
Wir werden wehklagen, wenn uns bewusst wird, wie oft Jesus in unser Leben wirken wollte, und wir ihn nur mit ein paar Minuten oder Sekunden des Gebets abgespeist haben – mit ein paar Worten, die wir gehört haben. So würden wir doch niemanden am Telefon abspeisen. Manchmal sagt meine Frau: Da hast du aber arg kurz gemacht, Herr! Wie oft ist das bei meiner Begegnung mit Jesus so – da hast du aber arg kurz gemacht. Wenn uns das bewusst wird, erkennen wir, wie wir Jesus entehrt haben.
Jesus wurde nicht nur damals in Jerusalem ausgestoßen, zerschwätzt und lächerlich gemacht. Bei uns wird Jesus ebenfalls verachtet. Es wird ein großes Wehklagen aller Geschlechter und durch alle Nationen gehen. Dann werden wir sehen – den Gekreuzigten. Die Offenbarung sagt: Sie werden den sehen, den sie zerstochen haben. Sie werden den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Die Wolken als Zeichen der Gegenwart Gottes
Am Sinai gab es Wolken. Dabei handelte es sich nicht um Cumulostrati. Wissen Sie, was eine Wäscheküche ist? Manche von Ihnen vielleicht. Im Winter, wenn heiße Luft aus der Wäscheküche entweicht, bildet sich Nebel in der kalten Winterluft. Das passiert, wenn zwei ganz verschiedene Atmosphären aufeinandertreffen.
So ist es überall, wenn die heilige Atmosphäre Gottes mit unserer irdischen Welt zusammentrifft. Dann entstehen diese Wolken, die zeigen, dass Gott nahe ist. Bei der Verklärung Jesu war die Wolke da. Es ist nicht gefährlich, denn Gott braucht die Wolken als ein Zeichen. Sie zeigen an: Jetzt bricht der ewige Herr dieser Welt in unsere irdische Welt ein.
Dann wird das Stöhnen beginnen. Ach, dass wir es nicht ernst genommen haben! Kann ich denn bestehen vor diesem Jesus? Wenn das wahr wird, was der Herr Jesus in der Bergpredigt gesagt hat, werden an jenem Tag viele sagen: „Herr, wir haben doch in deinem Namen geweissagt, wir haben doch Kinderkirche gehalten, ich war doch in der Jungschar und habe am Abendmahl teilgenommen.“ Doch er wird sagen: „Ich kenne euch nicht.“ Furchtbar!
Deshalb wollen wir doch zu denen gehören, die der Chor des Hauskreises uns wichtig gemacht hat. Zu denen, die sich nur noch darüber freuen können, dass er seine Auserwählten von den vier Winden sammelt. Einen Petrus, für den er gebetet hat, dass sein Glaube nicht aufhöre. Dieser Petrus hat im ersten Petrusbrief an die Auserwählten Gottes geschrieben, die durch Gottes Macht bewahrt werden zur Seligkeit – nicht, weil wir so fromm sind, sondern durch Gottes Macht bewahrt.
Ach, ich möchte zu denen gehören, Herr Jesus, die durch deine Macht bewahrt werden. Ich möchte zu denen gehören, die sich heute schon sammeln lassen. Solche Bibeltage haben auch die Aufgabe, dass wir uns in Hauskreisen, Gemeinschaftsstunden und Bibelstunden der Gemeinde noch mehr sammeln. Damit wir uns nicht verzetteln, sondern sammeln lassen.
Petrus Octavianus, einer der großen christlichen Evangelisten Indonesiens, war in der indonesischen Inselwelt bekannt als ein Führer der evangelikalen Christen und Leiter einer Bibelschule. Eines Tages gab es in Batu eine Evangelisation. Der Zeltevangelist sagte: „Wer einen neuen Anfang mit Jesus machen will, soll nach vorne kommen und mit uns ein Gebet sprechen.“
Petrus Octavianus wusste, wie viel Schauspielerei vor Gott, vor Menschen und vor sich selbst in seinem Leben war. Er galt als ein frommer Führer Indonesiens, doch in seinem Herzen sah es anders aus. Eigentlich sollte er nach vorne gehen, aber er schaffte es nicht. Abends besprach er das mit seiner Frau. Sie sagte: „Das kannst du nicht machen, sonst blamierst du uns.“ Die Leute würden sagen: „Was, da will einer zur Entscheidung nach vorne, der schon Bibelschullehrer und Direktor war und selbst evangelisiert hat!“
Doch am nächsten Abend hörte er die Stimme Jesu: „Komm doch, komm ganz neu!“ Da ging er nach vorne. Über dieses Erlebnis berichtete er und nannte es „Die Nacht, in der Jesus mich eingesammelt hat.“
Wenn die Auserwählten gesammelt werden, sind das Menschen, die sich hier schon sammeln ließen. Kommt doch, kommt noch näher zu Jesus! Wir sind einer Selbsttäuschung erlegen, wenn wir meinen: „Ich habe mich jetzt für Jesus entschieden, jetzt kann nichts mehr schiefgehen.“
Wir leben im zweihundertsten Geburtsjahr von Ludwig Hofacker, dem großen Erweckungsprediger unseres Landes. Er konnte eigentlich nur zwei Jahre wirken, dann wurde er schwer krank. Die letzten sechs Jahre war er als Pfarrvikar ein leidender Mann. Sein ganzer Körper war eine Ruine, sein Wirken ein Torso, seine Lebensleistung ein Fragment.
Als er gerade dreißig Jahre alt war und im Sterben lag, besuchte ihn sein Freund Wilhelm Roos und las ihm ein Lied vor: „Wenn der Menschensohn kommen wird, dann werden wir uns freuen, dann werden wir am kristallnen Meer der Seligkeiten sein“ (Bilder aus der Offenbarung).
Da unterbrach Ludwig Hofacker seinen Freund und sagte: „Das ist zu flott für mich, da gehöre ich nicht hin. Ich habe tausendmal mehr die Hölle verdient als den Himmel.“ Der Erweckungsprediger unseres Landes, der gesegnete Zeuge Jesu, sagte das! Wilhelm Roos verließ ihn verwirrt, so wie es uns manchmal geht, wenn wir einen Kranken besuchen und mit unserem Trost nicht durchkommen.
Nach einer Woche kam Wilhelm Roos ängstlich nochmals nach Rielingshausen. Durfte er das überhaupt wagen? Doch er traf Ludwig Hofacker schwer krank, aber fröhlich und getrost an. „Ja, wie ist das gekommen, dieser Umschwung?“ fragte er. Hofacker antwortete: „Ich habe mir klargemacht, dass der Heiland nun schon so lange seine gekreuzigten Arme auch zu mir ausstreckt. Es ist eine Sünde und Schande, dass ich mich in meiner Unwürdigkeit und in meinem Kleinglauben so wichtig nehme und dauernd seine Hand zurückweise und sage: ‚Das ist nichts für mich.‘ Jetzt habe ich mich einfach entschlossen, es gelten zu lassen, dass der Heiland mich liebt wie ein kleines schwaches Kind. Und seitdem ist mir wohl.“
Das war die Stunde vor dem Sterben Jesu, da er sich einsammeln ließ in Erwartung des Tages, an dem Jesus in Herrlichkeit wiederkommt.
Wenn alles um uns herum klagt und wir eigentlich auch einstimmen müssten, weil wir das viele Versagen unseres Lebens sehen, ob wir würdig sind, hinzukommen in die Herrlichkeit Jesu, in das Reich der Kraft – dein ist das Reich, die Kraft, die Herrlichkeit –, dann sagt Jesus: „Jetzt komm, du gehörst doch dazu, meine Tochter, mein Sohn.“
Zeugnis von Petrus Octavianus
Petrus Octavianus, einer der großen christlichen Evangelisten Indonesiens, war in der indonesischen Inselwelt bekannt als Führer der evangelikalen Christen und Leiter einer Bibelschule.
Eines Tages fand in Batu eine Evangelisation statt. Der Zeltevangelist rief die Menschen dazu auf, nach vorne zu kommen und mit ihnen ein Gebet zu sprechen, wenn sie einen neuen Anfang mit Jesus machen wollten. Petrus Octavianus wusste, dass es vor Gott, vor den Menschen und vor sich selbst in seinem Leben viel Schauspielerei gab. Obwohl er als frommer Führer Indonesiens galt, sah es in seinem Herzen anders aus. Er hätte eigentlich nach vorne gehen sollen, aber er schaffte es nicht.
Am Abend besprach er das mit seiner Frau. Sie sagte, dass er es nicht machen könne, da sie ihn sonst blamieren würden. Die Leute würden sagen: „Was, da will einer zur Entscheidung nach vorne, der schon Bibelschullehrer und Direktor ist und selbst evangelisiert hat?“
Doch am nächsten Abend hörte er die Stimme Jesu, die sagte: „Komm doch, komm ganz neu.“ Daraufhin ging er nach vorne. Über dieses Erlebnis berichtete er später und gab ihm die Überschrift: „Das war die Nacht, in der Jesus mich eingesammelt hat.“
Wenn die Auserwählten gesammelt werden – das sind Menschen, die sich hier schon sammeln ließen –, heißt es: Kommt doch, kommt noch näher zu Jesus.
Warnung vor Selbsttäuschung und Beispiel Ludwig Hofacker
Wir sind einer Selbsttäuschung erlegen, wenn wir meinen: „Hallo, ich habe mich jetzt für Jesus entschieden, jetzt kann nichts mehr schiefgehen.“
Wir leben im zweihundertsten Geburtsjahr von Ludwig Hofacker, dem großen Erweckungsprediger unseres Landes. Er konnte eigentlich nur zwei Jahre wirken, dann wurde er schwer krank. Die letzten sechs Jahre verbrachte er als Pharaonvikar, ein leidender Mann. Sein ganzer Körper war eine Ruine, sein Wirken ein Torso, seine gesamte Lebensleistung ein Fragment.
Als er gerade dreißig Jahre alt geworden war und im Sterben lag, besuchte ihn sein Freund Wilhelm Roos. Er las ihm ein Lied vor: „Wenn der Menschensohn kommen wird, dann werden wir uns freuen, dann werden wir am kristallnen Meer der Seligkeiten sein“ (Offenbarung).
Da unterbrach Ludwig Hofacker seinen Freund und sagte: „Das ist zu flott für mich, da gehöre ich nicht hin. Ich habe tausendmal mehr die Hölle verdient als den Himmel.“ Der Erweckungsprediger unseres Landes, der gesegnete Zeuge Jesu, sagte: „Ich habe tausendmal mehr die Hölle verdient.“
Wilhelm Roos verließ ihn verwirrt, so wie es uns auch manchmal geht, wenn wir einen Krankenbesuch machen und merken, dass wir mit unserem Trost nicht durchkommen.
Nach einer Woche kam Roos ängstlich noch einmal nach Rielingshausen. „Darf ich es überhaupt noch wagen?“ fragte er sich. Doch dann traf er Ludwig Hofacker schwer krank, aber fröhlich und getrost an.
„Ja, wie ist denn dieser Umschwung gekommen?“ fragte Roos.
„Ach“, sagte Hofacker, „ich habe mir klargemacht, dass der Heiland nun schon so lange seine gekreuzigten Arme auch zu mir ausstreckt. Es ist eine Sünde und Schande, dass ich mich in meiner Unwürdigkeit und in meinem Kleinglauben so wichtig nehme, dass ich dauernd seine Hand zurückweise und sage: ‚Das ist nichts für mich.‘ Jetzt habe ich mich einfach entschlossen, es gelten zu lassen, dass der Heiland mich liebt wie ein kleines schwaches Kind. Und seitdem ist mir wohl.“
Das war die Stunde vor dem Sterben Jesu, da er sich einsammeln ließ in Erwartung des Tages, an dem Jesus in Herrlichkeit wiederkommt.
Schlusswort: Die Einladung zur Gemeinschaft mit Jesus
Und wenn alles um uns herum klagt und wir eigentlich auch einstimmen müssten, weil wir das viele Versagen in unserem Leben sehen, fragen wir uns, ob wir würdig sind, hinzukommen in die Herrlichkeit Jesu, in das Reich der Kraft.
Dein ist das Reich, die Kraft, die Herrlichkeit.
Dann sagt Jesus: Jetzt komm, du gehörst doch dazu, meine Tochter, mein Sohn.