Einführung: Drucksituationen und Entscheidungen im Leben
Bevor ihr die Bibeln aufschlagt, möchte ich gerne zwei Fragen an uns richten.
Seid ihr schon einmal in einer Situation gewesen, in der ihr durch äußere Umstände so unter Druck geraten seid, dass ihr Gefahr liefet, eure Grundsätze – vielleicht auch eure moralischen Grundsätze – über Bord zu werfen? Wart ihr schon einmal in einer solchen Lage, in der von außen so viel Druck auf euch ausgeübt wurde, dass ihr wirklich in Gefahr wart, eure Überzeugungen aufzugeben?
Die zweite Frage lautet: Gab es schon einmal eine Situation in eurem Leben, in der ihr unbedingt eine Entscheidung treffen musstet? Es war unausweichlich, ihr musstet handeln. Doch aus welchen Gründen auch immer wart ihr nicht in der Lage, diese Entscheidung zu treffen. Ihr habt die Entscheidung vor euch hergeschoben und dabei gemerkt: Keine Entscheidung zu treffen, ist ebenfalls eine Entscheidung.
Im Verlauf der heutigen Botschaft werden wir versuchen, auf diese Fragen einzugehen und Antworten zu finden.
Begegnung mit Pilatus: Ein erster Blick
Bitte schlagt mit mir Johannes Kapitel 18, Vers 28 auf.
Ich habe in meinem Leben noch nie über Pilatus gepredigt. In den Hausbibelkreisen haben wir Pilatus zwar schon ein wenig betrachtet und kennengelernt, aber eine Predigt über ihn habe ich bisher nicht gehalten. Heute Morgen möchte ich ihn gerne mit euch kennenlernen, ihn näher unter die Lupe nehmen. Dabei wollen wir einiges lernen von dem, was uns die Bibel hier berichtet.
Wir lesen in Johannes 18,28: „Sie führten nun Jesus von Kaiphas in das Praetorium. Es war aber früh morgens, und sie gingen nicht hinein in das Praetorium, das war der Palast des Statthalters, damit sie sich nicht verunreinigten, sondern das Passah essen könnten.“
Eine kleine Zwischenbemerkung: Merkt ihr diese Heuchelei? Sie gingen nicht in dieses Gebäude, weil es für Juden unrein war, in das Gebäude von heidnischen Herrschern zu gehen. Gleichzeitig wollten sie aber das Passah essen.
Am nächsten Tag aber war es für sie kein Problem, Jesus, den Messias, zu schlagen und zu kreuzigen. Das ging ja, aber nicht in das Gebäude zu gehen – oh nein, das durfte man nicht.
Pilatus ging nun zu ihnen hinaus und sprach: „Welche Anklage bringt ihr gegen diesen Menschen vor?“ Sie antworteten und sagten zu ihm: „Wenn dieser nicht ein Übeltäter wäre, würden wir ihn dir nicht überliefert haben.“
Da sprach Pilatus zu ihnen: „Nehmt ihr ihn und richtet ihn nach eurem Gesetz.“ Da antworteten die Juden ihm: „Es ist uns nicht erlaubt, jemanden zu töten.“
Damit sollte das Wort Jesu erfüllt werden, das er sprach, um anzudeuten, welchen Tod er sterben sollte. Die Juden hätten ihn nämlich steinigen wollen. Aber die Römer, die die Gerichtshoheit hatten, haben ihn gekreuzigt. Das war vorausgesagt im Alten Testament. Er musste gekreuzigt werden.
Es war nicht nur vorausgesagt, dass er sterben musste, sondern auch, wann er sterben musste und wie er sterben musste.
Pilatus und die Frage nach der Wahrheit
Vers 33
Pilatus ging nun wieder hinein in das Prätorium, rief Jesus und sprach zu ihm: Bist du der König der Juden?
Jesus antwortete: Sagst du dies von dir selbst, oder haben dir andere von mir gesagt? Ist das deine Überzeugung?
Pilatus antwortete: Bin ich etwa ein Jude? Deine Nation und die Hohenpriester haben dich mir überliefert. Was hast du getan?
Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Reich von dieser Welt wäre, so hätten meine Diener darum gekämpft, damit ich den Juden nicht überliefert würde. Jetzt aber ist mein Reich nicht von hier.
Da sprach Pilatus zu ihm: Also, du bist ein König?
Jesus antwortete: Du sagst es, dass ich ein König bin. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis gebe. Er ist der König der Wahrheit. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.
Pilatus spricht zu ihm: Was ist Wahrheit?
Und als er dies gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus und spricht zu ihnen: Ich finde keinerlei Schuld an ihm.
Es ist aber ein Brauch bei euch, dass ich euch an dem Passa einen losgebe, freilasse. Wollt ihr nun, dass ich euch den König der Juden losgebe?
Da schrien wieder alle und sagten: Nicht diesen, sondern den Barabbas. Barabbas aber war ein Räuber.
Noch ein paar Verse in Kapitel 19 ab Vers 4:
Und Pilatus ging wieder hinaus, spricht zu ihnen: Siehe, ich führe ihn zu euch hinaus, damit ihr wisst, dass ich keinerlei Schuld an ihm finde.
Jesus nun ging hinaus und trug die Dornenkrone und das Purpurkleid, und er spricht zu ihnen: Siehe, der Mensch!
Als sie nun die Hohenpriester und die Diener sahen, schrien sie und sagten: Kreuzige, kreuzige ihn!
Pilatus spricht zu ihnen: Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn, denn ich finde keine Schuld an ihm.
Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz. Und nach dem Gesetz muss er sterben, weil er sich selbst zu Gottes Sohn gemacht hat.
Als nun Pilatus dieses Wort hörte, fürchtete er sich noch mehr. Er ging wieder hinein in das Prätorium und spricht zu Jesus: Woher bist du?
Jesus aber gab ihm keine Antwort.
Da spricht Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich loszugeben, und Gewalt habe, dich zu kreuzigen?
Jesus antwortete: Du hättest keinerlei Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre. Darum hat der, welcher mich dir überliefert hat, Judas, größere Sünde.
Daraufhin suchte Pilatus ihn loszugeben.
Die Juden aber schrien und sagten: Wenn du diesen losgibst, bist du des Kaisers Freund nicht. Jeder, der sich selbst zum König macht, widersetzt sich dem Kaiser.
Als nun Pilatus diese Worte hörte, führte er Jesus hinaus und setzte sich auf den Richterstuhl an einen Ort, genannt Steinpflaster, auf Hebräisch aber Gabata.
Es war aber Rüsttag des Passa, Freitag, Karfreitag, es war um die sechste Stunde, und er spricht zu den Juden: Siehe, euer König!
Sie aber schrien: Weg, weg, kreuzige ihn!
Pilatus spricht zu ihnen: Euren König soll ich kreuzigen?
Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König, außer dem Kaiser.
Dann nun lieferte er ihn an sie aus, dass er gekreuzigt würde. Sie aber nahmen Jesus hin und führten ihn fort.
Hintergrundwissen zu Pilatus: Charakter und Amt
Ein längerer Abschnitt, den wir jetzt gemeinsam betrachten wollen. Stellen wir zu Beginn die Frage: Was wissen wir über Jesus? Die Bibel sagt uns sehr viel über Jesus. Alle vier Evangelien berichten über ihn.
Aber was wissen wir über Pilatus? Er kommt auch hier und da vor, zum Beispiel im längsten Abschnitt, den wir in den Evangelien haben und den wir gerade gelesen haben. Was wissen wir über Pilatus? Lassen Sie uns einige Dinge zusammentragen.
Er war ein römischer Staatsbürger und Statthalter der römischen Provinz Judäa. Wir wissen auch die Zeit: Von 26 bis 36 nach Christus war er Statthalter dieser Provinz. Sein Amtssitz war Caesarea, aber er hielt sich sehr oft in Jerusalem auf. Außerdem wissen wir, dass er verheiratet war, denn im Matthäusevangelium wird uns von einem Traum seiner Frau berichtet.
Was wissen wir über seinen Charakter? Wenn ich Sie jetzt fragen würde, wie Sie ihn charakterlich einschätzen würden – stellen Sie sich eine Skala vor, die von weich, tolerant und barmherzig bis hin zu hart, brutal und gewalttätig reicht – wo würden Sie Pilatus einordnen? Zwischen weich und gewalttätig? Sie können die Antwort für sich behalten, aber ich sage Ihnen: Das Pendel schlägt ganz nach rechts. Er war ein gewalttätiger, brutaler und rauer Mensch.
Wir lesen eine Stelle im Lukasevangelium, Kapitel 13, die ersten Verse. Dort wird ganz klar, wie es charakterlich um ihn bestellt war. Lukas 13,1-5: Zu dieser Zeit waren einige Leute zugegen, die ihm von den Galiläern berichteten, deren Blut Pilatus mit ihren Schlachtopfern vermischt hatte.
Mord im Gottesdienst: Da waren Juden, die Opfer brachten, Schlachtopfer. Pilatus ließ diese opfernden Juden aus welchem Grund auch immer töten und ihr Blut mit dem Blut der Opfertiere vermischen. Eine grausame Unrechtstat.
Er antwortete und sprach zu ihnen: „Meint ihr, dass diese Galiläer vor allen Galiläern Sünder waren, weil sie dies erlitten haben? Nein, sage ich euch, sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen.“
Auf den genauen Zusammenhang kann ich jetzt nicht weiter eingehen. Auf jeden Fall sehen wir hier, dass Pilatus grausam war.
Die Grausamkeit und Härte Pilatus’ im Umgang mit Jesus
Ich habe eben einen Abschnitt in der Lesung von Kapitel 19 im Johannesevangelium ausgelassen, und zwar Johannes 19,1-3.
Da nahm nun Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln. Wisst ihr, was eine römische Geißelung ist? Anders als eine jüdische Geißelung, die schon schlimm genug ist. Bei der jüdischen Geißelung wurden Menschen mit einer Lederpeitsche geschlagen. Es gab vierzig Schläge minus einen, also zum Beispiel neununddreißig Schläge mit der Lederpeitsche, zum Beispiel wegen ihrer Lehre.
Aber eine römische Geißelung war noch schlimmer. In die Lederstriemen der Peitsche waren Metallstücke eingeflochten. Mit diesen Metallstücken wurde auf den Rücken geschlagen. Mit anderen Worten: Der Rücken sah später aus, als wäre keine Haut mehr da. Er war blutig von oben bis unten, und es war Fleisch weg. Das hat Jesus erlitten.
Es heißt hier, dass Pilatus ihn geißeln ließ. Die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt. Außerdem warfen sie ihm ein Purpurkleid um. Das sah Pilatus, und er ließ es zu.
Was wissen wir also über seinen Charakter? War er ein gewalttätiger Mensch? Ein hartgesottener römischer Soldat, knallhart, rau, abgebrüht, ein militärischer Führer? Er wäre sonst auch gar nicht in diese Position gebracht worden, wenn er nicht mit den üblichen Grausamkeiten des Römischen Reiches konform gegangen wäre.
Unentschlossenheit als Charakterzug Pilatus’
Was wissen wir noch über seinen Charakter? Trotz seiner Rauheit, Brutalität, Härte und Grausamkeit finden wir auch eine Spur von Unentschlossenheit in ihm.
Unentschlossenheit! Er konnte sich einfach nicht klar entscheiden und zu seinen Entscheidungen stehen. Das zeigt sich in dem gesamten Abschnitt, den wir gelesen haben und über den wir nachdenken.
Innerlich hat er einen Eindruck, eine Überzeugung, doch er kann sie nicht durchziehen. Er lässt sich durch äußeren Druck in eine andere Richtung lenken, als die, die er eigentlich gehen wollte. Diese Unentschlossenheit ist ein prägendes Merkmal seines Charakters.
Pilatus’ philosophische Haltung zur Wahrheit
Haben wir vielleicht noch weitere Anhaltspunkte zu seiner religiösen Überzeugung? Ja, die haben wir tatsächlich. Wir haben es gerade in Kapitel 18, Verse 33 bis 38 gelesen. Dort konfrontiert Jesus ihn mit der Wahrheit, mit dem Begriff der Wahrheit. Jesus sagt: „Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, damit ich für die Wahrheit Zeugnis gebe.“
Daraufhin folgt seine Antwort, die sehr lapidar klingt: „Was ist Wahrheit?“ Man kann sich vorstellen, dass er das mit einem gewissen Unterton sagte, so nach dem Motto: „Du willst für die Wahrheit Zeugnis geben? Was ist schon Wahrheit in dieser Welt?“ Diese Frage klingt stark nach einer philosophischen Prägung, nach einem philosophischen Hintergrund. Römische Beamte wurden damals mit Philosophie konfrontiert, sowohl mit römischer als auch mit griechischer Philosophie. Schon damals war die Überzeugung verbreitet, dass es keine absolute Wahrheit gibt. Jeder hält etwas für richtig, manche sogar ganz fanatisch und behaupten, das, was sie erkannt haben, sei die absolute Wahrheit – und nichts anderes existiere.
Doch was ist schon Wahrheit? Es gibt höchstens subjektive Wahrheit, aber keine objektive, allgemeingültige. Das klingt religiös angehaucht, aber zugleich philosophisch geprägt: Was ist Wahrheit? Interessant ist, dass die meisten Menschen heute, im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert, Pilatus in dieser Hinsicht sehr ähneln. Diese Haltung ist eine weit verbreitete Grundstimmung in unserer Gesellschaft: „Was ist Wahrheit?“
Wie kam es eigentlich dazu, dass heute viele Menschen den Eindruck haben, es gebe keine absolute Wahrheit? Alles sei relativ und nebulös. Man könne höchstens für sich selbst eine Wahrheit finden, und der andere finde seine eigene, die ganz anders sein kann. Das macht nichts. Jeder hat seine Wahrheit, Hauptsache, er lässt den anderen in Ruhe. Toleranz gegenüber allen, nur nicht gegenüber den Intoleranten, die behaupten, „das ist die Wahrheit“ und sonst nichts.
Geistesgeschichtlich gab es in den letzten Jahrhunderten einiges, das zu dieser Haltung beigetragen hat – vor allem durch die Epoche der Aufklärung. Ich möchte hier keinen Nachhilfeunterricht geben, denn manche kennen sich vielleicht besser aus als ich. Aber ihr wisst, dass es einen Philosophen namens Gotthold Ephraim Lessing gab. Er schrieb das berühmte Stück „Nathan der Weise“ mit der sogenannten Ringparabel. Darin stellte er meisterhaft dar, dass es drei monotheistische Religionen gibt: Judentum, Islam und Christentum. Alle drei behaupten, sie hätten die Wahrheit – und zwar nur sie allein. Doch der Kern der Geschichte ist, dass letztlich keiner das wirklich wissen kann. Jeder meint es zu wissen, aber es ist nicht so. Alles ist relativ.
Einige Zeit später brachte der deutsche Philosoph Hegel seine Geschichtsphilosophie hervor. Er vertrat die Sichtweise, dass es in der Geschichte immer eine These gibt, also eine Behauptung. Dann kommt eine Antithese, die eine gegensätzliche Behauptung aufstellt. Aus diesen beiden entsteht eine Synthese, eine neue Wahrheit. Diese Synthese wird wiederum mit einer neuen Antithese konfrontiert, und daraus bildet sich eine weitere Synthese. So geht es immer weiter durch die Geschichte hindurch.
Hegel begründete damit philosophisch den Relativismus. Das bedeutet: Alles ist relativ, nichts ist absolut. Es gibt keine absolute Wahrheit, schon gar nicht die Bibel. Alles ist relativ. Ein Professor brachte diese Entwicklung auf den Punkt und sagte zu seinen Studenten: „Meine Herren, es wackelt alles.“ Das war das Ergebnis dieser Entwicklung. Es wackelt alles. Es gibt kein absolutes, allgemeingültiges Fundament mehr. Jeder muss seine eigene Wahrheit finden und versuchen, danach zu leben.
Drei Arten von Wahrheit seit der Aufklärung
Ich möchte hier noch ganz kurz etwas einschieben, das ich so zusammenfassen möchte: Das können jetzt nicht alle sehen, aber es geht ungefähr um das Wahrheitsverständnis der Aufklärung.
Seit der Aufklärung spricht man eigentlich von drei verschiedenen Arten von Wahrheit. Erstens gibt es die philosophische Wahrheit, die durch Denken erlangt wird. Gescheite Männer und Frauen haben nachgedacht und Wahrheiten gefunden, eben philosophische Wahrheiten.
Zweitens gibt es die naturwissenschaftliche Wahrheit, die durch Beobachten, Forschen und Messen gewonnen wird. So entstand das naturwissenschaftliche Weltbild mit Persönlichkeiten wie Galileo Galilei, Kopernikus und Newton. Diese Menschen stehen für die naturwissenschaftliche Wahrheit.
Drittens gibt es die religiöse Wahrheit. Dazu ist Offenbarung notwendig. Man braucht ein Buch, wie die Bibel, den Koran, die hinduistischen Veden oder die Bhagavadgita des Buddhismus. Diese Wahrheiten basieren auf Offenbarung. Seit der Aufklärung wird diese Offenbarung jedoch abgelehnt. Man glaubt nicht mehr daran, dass es Bücher gibt, die inspiriert sind und wirklich von Gott stammen. Diese Ablehnung gilt seit der Aufklärung generell.
So hat man diese drei verschiedenen Verständnisse von Wahrheit entwickelt: philosophische Wahrheit, naturwissenschaftliche Wahrheit und religiöse Wahrheit.
Jetzt frage ich euch: Wenn es hart auf hart kommt, welcher Wahrheit vertraut der aufgeklärte, mündige Bürger des Atom-, Computer- und Internetzeitalters letztlich am meisten? Natürlich der naturwissenschaftlichen Wahrheit, vielleicht auch noch ein Stück der philosophischen Wahrheit. Die religiöse Wahrheit, die man in Büchern findet und die angeblich inspiriert sind, kommt eher unter ferner liefen.
Das ist eine große Tragik, denn mein persönliches Glaubensbekenntnis hinsichtlich dieses Wahrheitsverständnisses ist folgendes: Der Gott der Bibel hat diese Welt geschaffen, er ist der Schöpfer. Alle Wahrheiten, die wir in diesem Kosmos finden – physikalische, chemische, biologische und sonstige Wahrheiten – hat Gott in diese Welt hineingelegt. Derselbe Gott hat auch die Bibel inspiriert und uns die Bibel als Gottes Wort gegeben.
Die Bibel und die naturwissenschaftliche Wahrheit widersprechen sich nicht. Natürlich widerspricht die Bibel einigen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen oder Interpretationen, die kursieren. Aber letztlich widersprechen sich die Schöpfung, so wie Gott sie gemacht hat, und das, was er in seinem Wort offenbart hat, nicht.
Die Bibel ist oft der naturwissenschaftlichen Erkenntnis um Jahrhunderte voraus. Dabei will ich nicht schmälern, dass die Naturwissenschaft ungeheure Leistungen vollbracht hat und viele Erkenntnisse gewonnen hat – sonst geht mir der Bernd nachher an den Kragen, wenn ich das nicht sage.
So, das war ein kleiner Exkurs. Kommen wir zurück zu Pilatus.
Ihr merkt, wie aktuell das Thema ist. Ja, seine Antwort „Was ist Wahrheit?“ – genauso antworten die Menschen, wenn wir in der Fußgängerzone auf den Planken sie mit Schriften konfrontieren, wie wir das gestern versucht haben, und ins Gespräch kommen. Wenn wir an die Bibel kommen, heißt es irgendwann: „Was ist Wahrheit? Glaubst du etwa an die religiöse Wahrheit, ja? An die Bibel?“ Irgendwann kommt man an diese Frage.
Wie würdet ihr die Frage des Pilatus beantworten: Was ist Wahrheit? Was ist für dich Wahrheit? Welche Überzeugung hast du gewonnen, gerade im Blick auf diese Aufteilung, die seit der Aufklärung mehr oder weniger ausgesprochen gilt?
Jesus als Verkörperung der Wahrheit
Jesus sagt: „Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, um für die Wahrheit Zeugnis zu geben.“ Er war der Vertreter und König der Wahrheit. Jesus kam und verkündete, dass das, was Gott geredet hat, wahr ist. Mit seinem ganzen Leben stand er hinter der Offenbarung Gottes und lebte sie aus.
Hat Mohammed all das gelebt, was im Koran steht? Hat Buddha das gelebt, was er in der Bhagavadgita schrieb? Ich glaube nicht. Aber Jesus hat mit seiner ganzen Existenz das gelebt, was Gott geredet hatte und was er selbst in den Evangelien verkündete. Er starb sogar für das, was er vertreten hat.
Was ist Wahrheit? Wahrheit ist das, was Gott geredet hat – Gottes Wort, die ganze Bibel. Das ist Wahrheit, das ist absolute Wahrheit. Wir haben es hier vorne auf der anderen Seite stehen, dazu brauchen wir keine Folie.
Als Jesus von Philippus und Thomas gefragt wird – zuerst von Thomas –, sagt er: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ Jesus in Person ist die Wahrheit, weil er das gelebt und verkörpert hat, was Gott geredet hat. Er bringt nicht nur Wahrheit, er interpretiert sie nicht nur, er ist die Wahrheit.
An dieser Stelle muss ich noch etwas hinzufügen: Das griechische Wort für Wahrheit, das weiß auch Bruder Eckhart, ist „Aletheia“. Das bedeutet auf Deutsch Wahrheit oder Wirklichkeit. Der griechische Ausdruck meint beides: Wahrheit und Wirklichkeit.
Jesus sagt hier auch: „Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit oder die Wirklichkeit.“ Er ist die einzige Wirklichkeit.
Die Bedeutung der Wahrheit für Männer im Glauben
Jetzt möchte ich an dieser Stelle ganz besonders die Männer unter uns ansprechen. Die Frauen können eine kleine Denkpause machen – nein, natürlich seid ihr danach auch aufgefordert, darüber nachzudenken.
Wir Männer sind oft so gepolt und veranlagt, dass wir, wenn wir mit der Bibel und dem Christentum konfrontiert werden, das als ein ganzes System betrachten. Wir sehen das Christentum und alles, was Jesus gebracht hat, als eine Weltanschauung. Bei uns geht das so weit, dass wir erkennen: Wer an Jesus Christus glaubt, ihm gehören und ihn annehmen will, der muss seine bisherige Weltanschauung gegen die christliche eintauschen.
Das betrifft bei uns vor allem das Ganze. Vielleicht trifft das auch auf manche Frauen zu, aber es ist mehr bei uns Männern ausgeprägt. Es ist sehr wichtig, dass wir das erkennen. Jesus sagt: „Ich bin die Wahrheit und die Wirklichkeit.“ Das heißt, wer an ihn glaubt und sich auf ihn einlässt, lebt in einer neuen Wirklichkeit. Er erhält ein neues Gottesverständnis, ein neues Selbstverständnis und auch ein neues Weltverständnis. Er lebt in einer neuen Wirklichkeit.
Wer sich für Jesus Christus entscheidet und ihn wirklich zum Herrn seines Lebens macht, der macht einen Schritt in eine neue Wirklichkeit. Er verlässt die bisher gelebte alte Wirklichkeit und tritt in die Wirklichkeit des christlichen Weltbildes und der christlichen Weltanschauung ein. Er weiß: Da ist ein Gott, da ist der Mensch, und es gibt ein Gericht. Vor diesem Gericht rettet Jesus Christus durch sein vollkommenes Leben, sein sündloses Sterben am Kreuz und seine Auferstehung.
Wer das erkennt, geht durch diese Tür hindurch in eine neue Wirklichkeit, in ein neues Weltbild und eine neue Weltanschauung. Das ist für uns Männer eine sehr wichtige Frage.
Ich möchte hier noch etwas hinzufügen: Wenn wir Männer im Glauben angefochten werden – wie Timotheus –, bekommen wir von Paulus einen Brief, in dem steht, dass die Männer Hände aufheben sollen ohne Zorn und Zweifel.
Wir Männer sind oft an diesem Punkt angefochten: durch Zorn, aber auch durch Zweifel. Der Teufel kommt nicht nur mit Zweifeln an einzelnen Bibelstellen, sondern er greift bei uns Männer oft das ganze christliche Weltbild und die ganze Weltanschauung an. Er stellt die Frage: Stimmt das ganze Christentum wirklich? Oder ist es ein großer Bluff? Oder ist vielleicht doch die naturwissenschaftlich-materialistische Weltanschauung die richtige?
Das ist oft ein Thema bei uns Männern. Und es ist auch für euch Frauen wichtig, das zu verstehen. Wir Männer werden oft so angefochten, dass das Ganze plötzlich infrage gestellt wird. Es wackelt nicht nur ein Dachziegel oder ein Fenster, sondern das ganze Gebäude wird erschüttert.
Ihr lieben Brüder, ihr lieben Männer unter uns, das müssen wir wissen: So kommt der Feind bei uns. Es geht ums Ganze. Deshalb sagt Jesus: „Ich bin die Wahrheit, ich bin die Wirklichkeit.“ Wer sich auf ihn und sein Wort einlässt, erhält eine ganz neue Sicht auf das Leben, auf sich selbst und vieles mehr.
Daran wollen wir festhalten: Diese christliche Weltsicht ist vernünftig, logisch und konsistent. Sie stimmt mit der Bibel überein, sie ist Wahrheit und Wirklichkeit – und sie ist lebbar.
Pilatus’ Erkenntnis und sein Versagen
Gehen wir einen Schritt weiter: Welche Erkenntnis hatte Pilatus über Jesus? Was wusste er bereits über ihn? Er steht vor Jesus, fragt: „Was ist Wahrheit?“ Jesus antwortet ihm: „Ich bin gekommen, um für die Wahrheit Zeugnis zu geben, und jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.“
Welche Erkenntnis hatte Pilatus über Jesus? Er sagt in diesem Abschnitt dreimal, dass er keine Schuld an Jesus findet. Dreimal wird betont: keine Schuld. Er sieht Jesus Christus, erkennt, dass er kein Verbrecher und kein böser Mensch ist, und sagt: „Ich finde keine Schuld an ihm.“ Das tut er in den Jahren 1838, 1904 und 1906.
Im Matthäusevangelium gibt es eine Parallelstelle. Dort stellt sich Pilatus vor die Juden, wäscht symbolisch seine Hände und erklärt: „Ich will mich nicht versündigen an diesem Menschen, der ist unschuldig.“ In Matthäus 19,5 sagt Pilatus außerdem einen eigenartigen Ausspruch: „Siehe, der Mensch!“ Er findet keine Schuld an ihm und fügt hinzu: „Siehe, der Mensch!“
Wilhelm Busch deutet das so: Es ist eigenartig, als wolle Pilatus sagen: „Hört mal, ihr Juden, ich habe schon viele Leute kennengelernt in meinem Leben. In Rom und Jerusalem waren das Affen, Pfauen, stolze Pfauen, Esel, Schweine auf zwei Beinen. Aber jetzt schaut mal hier: der Mensch, siehe, der Mensch!“ Pilatus ahnt etwas. Er erkennt: Das ist der Mensch, wie Gott ihn eigentlich gedacht hat. Das ist der Mensch, wie Gott ihn gewollt hat. Das ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes.
Vielleicht sind einige unter uns heute Morgen begeistert von Jesus, fasziniert von ihm. Sie haben sich schon mit seiner Person beschäftigt und sagen: „Großartig, ein Edelmensch, ein herrlicher Charakter, ich werde zu ihm hingezogen!“ Und sie sagen: „Siehe, der Mensch!“ Doch das war noch nicht die vollständige Erkenntnis, die Pilatus hatte.
Jesus war wahrer Mensch, vollkommener Mensch, so wie Gott ihn gedacht hatte. Aber er war zugleich wahrer Gott, Gott in Menschengestalt hier unter uns.
Ich hatte gestern ein längeres Gespräch mit einem Mann am Büchertisch, der sich zunächst nicht zu erkennen geben wollte. Ich wusste sofort, woher der Wind weht: Es war ein Zeuge Jehovas. Sie stellen immer dieselben Fragen bei uns am Büchertisch. Dann kam es darauf, dass er sagte: „Jesus ist ein wunderbarer Mensch und ein großer Geist, ein geschaffenes Engelwesen, aber nicht wahrer Gott.“ Da stieg er aus, als ich ihm die Bibelstelle aus 1. Johannes 5,20 vorlas: „Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“ Damit konnte er nicht umgehen. Er meinte, das sei eine schlechte Übersetzung und so weiter.
Ein armer Mensch, gefangen in seiner Ideologie. Einige waren Zeugen des Gesprächs. Ich sagte hinterher, er war ein linientreuer Zeuge Jehovas, ein ehemaliger Katholik, der aber linientreu alle Lehren der Zeugen Jehovas übernommen hatte.
Wisst ihr, es ist wichtig, dass wir erkennen, dass Jesus so einen herrlichen Charakter hatte, dass er ein wunderbarer Mensch war. Aber an einen Edelmensch zu glauben, würde dich nicht erretten. Es muss einen Schritt weitergehen: Du musst erkennen, dass er auch wahrer Gott ist, Gott von Ewigkeit. Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, Gott, der lebendige Gott.
Pilatus war überführt von der Echtheit Jesu, von der Reinheit Jesu, von seinem edlen Charakter, von seiner Hoheit, von der Person Jesu. Er wollte ihn freigeben. Was hättest du an seiner Stelle in jener Situation gemacht? Vielleicht hättest du auch versucht, ihn freizugeben.
Aber wo liegen die Ursachen dafür, dass er Jesus dann doch nicht freigab? Er gab ihn nicht frei. Das Endergebnis war, dass er sagte: „Hier, nehmt ihn!“ Und Jesus wurde zur Kreuzigung abgeführt.
Wir haben in Vers 8 die Antwort, warum er ihn doch nicht freigab: „Als nun Pilatus dieses Wort hörte, fürchtete er sich noch mehr.“ Menschenfurcht – das war das eigentliche Hindernis von Pilatus.
Er hatte Jesus ein Stück weit erkannt, war fasziniert und überzeugt von seiner Unschuld. Und doch rang er sich nicht durch. Er hätte die Macht gehabt, hätte sagen können: „Nein, der Mann ist unschuldig und wird freigegeben.“ Er hätte es tun können, tat es aber nicht.
Das Wort Gottes sagt: „Menschenfurcht bringt zu Fall“ (Sprüche 29,25). Was hat er falsch gemacht? Er war nicht gegen Jesus. Aber er versäumte es eindeutig, sich klar und profiliert auf die Seite Jesu zu stellen. Er hätte sich zu ihm stellen und sagen müssen: „Er ist unschuldig.“ Das versäumte er.
Er wollte eine Haltung der Neutralität bewahren, letztlich keine endgültige Entscheidung treffen. Dabei merkte er nicht, dass er doch eine Entscheidung traf. Jesus Christus hat selbst gesagt: „Wer nicht für mich ist, der ist wider mich.“ Es gibt keine Neutralität.
In der Haltung des Pilatus kann man nicht bleiben. Wer sich vor einer letzten Entscheidung drückt, obwohl er klar sieht und profiliert entscheiden müsste, trifft in negativer Hinsicht eine Entscheidung.
Wer von Jesus hört und ihm begegnet, wird vor eine Entscheidung gestellt.
Das ewige Schicksal der Unentschlossenen
Ich möchte noch eine letzte Stelle lesen, die indirekt auch von Pilatus spricht. Im vorletzten Kapitel der Bibel, in Offenbarung 21, Vers 8, wird uns ein wunderbarer Blick in den Himmel und in die Vollendung gezeigt. Gott wird alle Tränen abwischen. Hier sehen wir den neuen Himmel und die neue Erde.
Dann lesen wir in Offenbarung 21, Vers 8: „Aber den Feigen und Ungläubigen und mit Gräueln Befleckten und Mördern und Unzüchtigen und Zauberern und Götzendienern und allen Lügnern ist ihr Teil in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt, das ist der zweite Tod.“
Warum spricht das von Pilatus? Weil hier ein langer Zug von Menschen beschrieben wird, die unter der Führung des Pontius Pilatus in die Hölle, in den Feuersee, marschieren werden. Dieser Zug beginnt mit den Feigen, mit denen, die sich vor einer Entscheidung gedrückt haben. Es sind diejenigen, die nicht eindeutig und klar auf die Seite Jesu getreten sind.
Sie haben nicht gesagt: „Herr Jesus Christus, ich glaube an dich. Du bist der König der Wahrheit, und du bist auch der König der Liebe. Du hast am Kreuz von Golgatha auch mich erlöst und erkauft mit deinem Blut. Ich will dir gehören, ich will auf deine Seite treten, und ich will es auch vor Menschen bekennen.“
Denn die Bibel sagt: Wer mit dem Herzen glaubt, der wird gerecht, und wer mit dem Munde bekennt, der wird gerettet. Es gibt keinen heimlichen Glauben, der ganz still verborgen irgendwo tief drin ist. Die Bibel spricht immer davon, dass Glauben und Bekenntnis siamesische Zwillinge sind. Man kann sie nicht ohne Gewalt voneinander trennen, ohne dass einer Schaden leidet.
Wer glaubt, der bekennt. Und darum spricht diese Stelle auch von Pilatus.
Anwendung für Gläubige: Mut zum Bekenntnis
Ich muss zum Schluss kommen, und ich möchte auf doppelte Weise schließen. Ich möchte eine doppelte Anwendung machen, die wir aus dem, was wir miteinander bedacht haben, ziehen können. Dabei muss ich wieder eine Scheidung vornehmen.
Zunächst möchte ich eine Anwendung machen für diejenigen unter uns, die schon dem Herrn Jesus Christus gehören, ihm folgen und ihn auch in ihrem Leben bekennen. Ich möchte euch Mut machen, eindeutig, klar, mutig und profiliert auf seiner Seite zu stehen. Das beginnt in der Familie. Es ist manchmal auch in der Familie nicht leicht, vor allem wenn nicht alle Familienmitglieder gläubig sind. Dennoch sollt ihr einen profilierten Weg gehen – auch in der Familie.
In der Nachbarschaft sollten alle Nachbarn wissen, wie ihr zu Jesus Christus steht und dass ihr ihm gehört. Ich möchte euch Mut machen: Ihr, die ihr noch in der Schule seid – wissen es eure Klassenkameraden, wie ihr zu Jesus steht? Ihr, die ihr in der Ausbildung oder im Studium seid – wissen es eure Kommilitonen, dass ihr klar zu Jesus gehört? Sehen sie das auch in eurem Leben?
Ich möchte euch, die ihr im Arbeitsprozess steht, Mut machen. Am Arbeitsplatz sollten die Arbeitskollegen wissen, dass ihr gläubig an Jesus seid. Man muss kein Transparent umhängen mit der Aufschrift „Ich bin gläubig an Jesus“, aber es gibt viele Gelegenheiten, bei denen man wirklich klar Farbe bekennen kann. Man kann die Flagge hissen, zu wem man gehört und unter welcher Flagge man segelt. Wissen es die Leute im Freundes- und Bekanntenkreis? Dabei geht es nicht darum, überheblich zu sein oder jedem das auf die Nase zu binden. Aber es gibt Gelegenheiten, bei denen man sich ganz klar zu Jesus stellen und natürlich auch anderen Mut machen kann.
In dieser Reihe möchte ich noch ein Letztes ansprechen: Ihr, die ihr Jesus Christus als euren Erretter und Herrn angenommen habt – habt ihr es auch in einer besonderen Weise bezeugt, die die Bibel nennt, nämlich in der Taufe? Die Bibel spricht davon, dass Paulus an Timotheus schreibt, er habe das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen abgelegt. Ich bin überzeugt, dass dies bei seiner Taufe war.
Wir haben viele Möglichkeiten in unserem Leben, klar zu machen, unter welcher Herrschaft wir stehen. Dazu möchte uns letztlich der Blick in das Leben des Pilatus ermutigen.
Anwendung für Unentschlossene: Entscheidung für Jesus
Die zweite Anwendung, die ich heute Morgen ansprechen möchte, richtet sich an diejenigen unter uns, die noch nicht die endgültige Entscheidung getroffen haben. Diejenigen, die noch nicht den Schritt von einer Wirklichkeit in eine andere gewagt haben und noch vor der Tür stehen.
Wenn du genügend Informationen und Kenntnisse über Jesus Christus hast, wenn du erkannt hast, dass er die Wahrheit in Person ist und diese Wahrheit mit seinem ganzen Leben bezeugt hat, dann mache ihn doch auch zum König deines Lebens.
Jesus herrscht heute noch über Menschen auf der ganzen Welt, die seine rettende und befreiende Wahrheit angenommen haben. Tue du es doch auch: Geh auf die Knie vor ihm, bete ihn an, bekenne ihm die Schuld deines Lebens und lass dich erretten.
Nietzsche sagte einmal: „Das habe ich getan“, so sagt mein Gedächtnis. „Das kann ich nicht getan haben“, sagte mein Stolz. Schließlich gab das Gedächtnis nach. Versteht ihr? Das bedeutet auch, vor Gott wahr zu werden, die Wahrheit anzunehmen – auch über uns selbst. Wenn unser Gedächtnis uns an die Schuld unseres Lebens erinnert, an die Momente, in denen wir Gottes Gebote übertreten haben, dann sagt der Stolz: „Das kann ich doch nicht getan haben. Das kann doch nicht so schlimm sein. Gott kann mich deswegen nicht richten und verdammen.“
Oh doch, das sagt die Bibel. Lass das Gedächtnis nicht nachgeben, sondern gib der Wahrheit nach, die sich in deinem Gewissen widerspiegelt. Bekenne die Schuld deines Lebens, lass dich erretten und danke ihm dann für seine Liebe, seine Treue und für alles, was er ist und was er für dich getan hat.
Mach diesen Schritt öffentlich. Wenn du dich im Stillen entschieden hast, dein Leben Jesus Christus zu geben, dann bekenne es öffentlich. Es gibt besondere Gelegenheiten dafür. Lass ihn deinen Herrn und deinen Gott sein und lebe in der Wahrheit und in der Wirklichkeit des Glaubens.
Schlussgebet und Bekenntnis
Lass uns über das, was wir gehört haben, still werden. Wir wollen aufstehen, zusammenkommen und gemeinsam beten.
Herr Jesus Christus, wir stehen vor dir, dem König. Du bist der König der Wahrheit und der König der Liebe. Danke, Herr, dass du beides in einer Person bist. Danke, dass du nicht nur scharfe Wahrheit gebracht hast wie ein Schafrichter, sondern dass du diese Wahrheit auch gelebt hast.
Danke, dass du Liebe gelebt hast bis zu deinem letzten Augenblick, dass du am Kreuz für unsere Schuld und unser verlorenes Leben gestorben bist. Danke, Herr, dass du damit die Tür zu einer neuen Wirklichkeit aufgetan hast. Du bist auferstanden, und jeder, der sein Leben dir anvertraut, darf in dieser neuen Wirklichkeit leben.
Ich danke dir, dass ich diesen Schritt tun durfte und viele in diesem Saal ebenfalls. Herr, ich möchte heute Morgen für den unter uns beten, den du angesprochen hast, dem du klar gemacht hast, dass es so unentschlossen und indifferent nicht weitergehen darf. Mach Mut, ganz klar auf deine Seite zu treten, damit wir nicht Pilatus folgen und eines Tages in diesem großen Zug auf dem falschen Weg mitmarschieren.
O Herr, danke, dass du auch uns hilfst, die wir dir gehören, deine Wahrheit über uns regieren zu lassen, deinem Wort der Wahrheit zu vertrauen und danach zu leben. Hilf uns, dich noch fröhlicher, mutiger und ernster zu bekennen an dem Platz, wo wir stehen. Hilf jedem von uns, auch mir.
Herr, danke, dass wir dich heute Morgen so beobachten durften. Nicht nur Pilatus haben wir gesehen, sondern auch dich, Herr Jesus. Dir wollen wir gehören für Zeit und Ewigkeit. Dich wollen wir preisen. Amen.