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Episode 431: Woher stammt Jesus?
Die Herausforderung eines gerechten Gerichts
Wir sind beim Thema „Richtet ein gerechtes Gericht“ stehen geblieben. Der Herr Jesus weist seine Gegner darauf hin, dass sie ihm vorwerfen, am Sabbat zu heilen, während sie selbst kein Problem damit haben, am Sabbat eine Beschneidung zu erlauben.
Warum ist das eine erlaubt und das andere in ihren Augen ein Grund, um ein Mordkomplott zu spinnen? Diesen Widerspruch skizziert der Herr Jesus, um zu zeigen, dass ihr Urteil parteiisch und alles andere als ein gerechtes Gericht ist.
Ich finde es an dieser Stelle extrem spannend, dass der Herr Jesus sich überhaupt auf eine Argumentation einlässt. Warum sagt er nicht einfach, was er an anderer Stelle ja getan hat, so etwas wie: „Der Sohn des Menschen ist Herr des Sabbats“? Wäre das nicht auch ein gutes Argument?
Wer mich kennt und die Podcastfolgen zum Thema „Der Sabbat wird gebrochen?“ (Episode 143 bis 145) gehört hat, weiß, dass Jesus ganz anders hätte argumentieren können. Er ist die Erfüllung des Sabbats, aber er argumentiert nicht so.
Warum? Meine These ist, dass seine Zuhörer ihn in diesem Fall nicht verstanden hätten. Ich finde das absolut interessant, weil es zeigt, wie der Herr Jesus sich auf unterschiedliche Zuhörer mit seiner Argumentation einstellt. Einfach genial.
Zweifel und Fragen im Tempel von Jerusalem
Aber kommen wir zurück zum Tempel in Jerusalem. Johannes 7,25-26: Es sagten nun einige von den Bewohnern Jerusalems: „Ist das nicht der, den sie zu töten suchen? Und siehe, er redet öffentlich, und sie sagen ihm nichts.“ Haben etwa die Obersten wahrhaftig erkannt, dass dieser der Christus ist?
Ich hatte schon in der letzten Episode darauf hingewiesen, dass es unter den Zuhörern des Herrn Jesus zwei Gruppen gibt. Die einen sind überrascht, dass Jesus von einem Mordkomplott redet. Die anderen sind darüber verwundert, dass er noch lebt und so freimütig predigt.
Es ist diese zweite Gruppe, die sich jetzt fragt, ob etwa die Obersten erkannt haben könnten, dass dieser Rabbi aus Galiläa der Christus ist. „Haben etwa die Obersten wahrhaftig erkannt, dass dieser der Christus ist?“ Die Antwort lautet natürlich nein. Sie haben das nicht erkannt.
Sie sind nur, weil Jesus inkognito nach Jerusalem gereist ist, nicht in der Lage gewesen, ihn dingfest zu machen. Doch noch etwas anderes geht dieser Gruppe von Zuhörern durch den Kopf.
Die Herkunft des Messias als Streitpunkt
Johannes 7,27: Diesen aber kennen wir, woher er ist. Wenn aber der Christus kommt, so weiß niemand, woher er ist.
Aha, denke ich mir, wenn ich das höre. Woher wissen dann die Hohenpriester und Schriftgelehrten, die Herodes den Großen nach dem Geburtsort des Christus fragen, dass der Messias in Bethlehem geboren werden soll?
Wir dürfen demnach davon ausgehen, dass dieses Wissen um den Geburtsort und auch die Herkunft aus dem Geschlecht Davids allgemein gut bekannt ist. Das ist also wohl nicht der Punkt, um den es hier geht.
Aber worum geht es dann? Die Idee, um die es hier geht, war die, dass der Messias vor seinem Erscheinen irgendwo unerkannt im Verborgenen leben würde. Niemand würde ihn kennen, bevor er sein Amt antrat.
Frühchristliche Vorstellungen zur Messiasgestalt
In einer apologetischen Schrift des Kirchenvaters Justinus aus dem zweiten Jahrhundert, dem sogenannten Dialog mit dem Juden Trüphon, formuliert der fiktive jüdische Charakter genau diesen Einwand.
Zitat aus Kapitel acht:
„Wenn der Messias auch bereits geboren ist und irgendwo sich befindet, so ist er doch unbekannt. Ja, er selbst weiß nicht um sich, das heißt um seine messianische Bestimmung, noch hat er irgendwelche Gewalt, bis Elias kommt und ihn salbt und allen offenbar macht.“
Etwas später in demselben Werk heißt es dann in Kapitel hundertzehn:
„Wenn man auch sagt, dass der Messias schon gekommen, das heißt geboren ist, so weiß man doch nicht, wer es ist, sondern erst dann, sagt man, wird man erkennen, wer er ist, wenn er offenbar geworden und verherrlicht ist.“
Im Blick auf den Messias dachte man also, dass er bis zum Auftreten als Messias ein ganz verborgenes Leben führen würde. Das ist der Hintergrund zu dem, was Jesu Zuhörer denken, wenn sie sagen (Johannes 7,27):
„Diesen aber kennen wir, woher er ist, wenn aber der Christus kommt, so weiß niemand, woher er ist.“
Mit meinen Worten: Dieser galiläische Wanderprediger kann niemals der Christus sein, weil wir genau wissen, woher er kommt. Er stammt aus Nazaret.
Die Unzulänglichkeit des Herkunftsarguments
Dieses Argument ist unter den Zuhörern Jesu beliebt, aber trotzdem nicht stichhaltig. Warum nicht?
In Johannes 7,28-29 heißt es: Jesus rief im Tempel und lehrte und sprach: „Ihr kennt mich und wisst auch, woher ich bin. Und ich bin nicht von mir selbst gekommen, sondern der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, den ihr nicht kennt. Ich kenne ihn, weil ich von ihm bin und er mich gesandt hat.“
Zuerst einmal gibt Jesus zu, dass sie ihn kennen: „Ihr kennt mich und wisst auch, woher ich bin.“ Bis dahin haben seine kritischen Zuhörer Recht. Nur im Blick auf den Anspruch, den er erhebt, spielt die Frage, woher er geografisch stammt, überhaupt keine Rolle. Es geht vielmehr um seine geistliche Herkunft. Es geht um die Frage, wer ihn geschickt hat. Ist er von sich selbst gekommen oder hat ihn Gott geschickt? Das ist die entscheidende Frage.
Ist Jesus nur ein selbsternannter Rabbi mit Messias-Allüren und einem zu groß geratenen Sendungsbewusstsein – oder ist er mehr? Und Jesus beantwortet genau diese Frage, wenn er sagt: „Ich bin nicht von mir selbst gekommen.“ Er ist kein Selfmade-Messias. Das heißt aber, dass die Zuhörer gleichzeitig wissen, woher Jesus kommt, und es doch auch nicht wissen. Sie wissen, woher er geografisch stammt und zu welcher Familie er gehört. Aber sie haben keine Ahnung von seiner himmlischen Abstammung.
Bis heute ist das übrigens im Blick auf Jesus ein Thema. Wie viele Leute haben kein Problem damit, in Jesus einen Nachfahren jüdischer Eltern zu sehen, einen Rabbi, der in Nazaret aufgewachsen ist und dann mit seinen Lehren – vor allem mit seiner Betonung von Liebe und Barmherzigkeit – die Welt geprägt hat. Das glauben viele Menschen. Aber die Idee, dass Jesus von Gott kommt, ein Gesandter Gottes ist und ihn in dieser Funktion Gott auf eine ganz besondere Weise kennt, so gut wie sonst niemand auf der Welt, das ist dann plötzlich für viele ein Gedanke, dem sie sich nicht mehr so gern stellen.
Warum nicht? Ganz einfach: Weil dann die Worte Jesu viel mehr Gewicht hätten, als wir uns das als normale Menschen wünschen. Dann würde Jesus uns nämlich nicht nur mit dem lieben Gott konfrontieren, sondern mit einem Gott, der wahrhaftig ist – also einem Gott, der für Wahrheit steht und einen Retter schickt. Denn der Mensch geht ohne diesen Jesus, der wörtlich „Gott rettet“, verloren.
Es ist die Wahrhaftigkeit Gottes, also seine moralische Unveränderlichkeit und der damit verbundene Anspruch an seine Geschöpfe. Es ist dieses „Seid heilig, denn ich bin heilig“, vor dem der Mensch als Sünder instinktiv zurückschreckt. Es ist aber gleichzeitig genau der Aspekt Gottes, den wir lieben und schätzen müssen, wenn wir die Wahrheit erkennen und von der Wahrheit, von einem wahrhaftigen Gott, frei gemacht werden wollen.
Was könnte man daraus lernen? Denke darüber nach, wie du über Jesus denkst. Ist er für dich der von Gott gesandte Retter?
Das war’s für heute. Ein Tipp fürs Leben: Bete am Anfang der Woche alle Termine, Gespräche, Aufgaben und Projekte durch, die vor dir liegen. Sprüche 16,3 lässt grüßen.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
Die Bedeutung der Wahrhaftigkeit Gottes für den Menschen
Warum nicht? Ganz einfach: Weil die Worte Jesu dann viel mehr Gewicht hätten, als wir uns als normale Menschen wünschen. Jesus würde uns nicht nur mit dem lieben Gott konfrontieren, sondern mit einem Gott, der wahrhaftig ist. Ein Gott, der für Wahrheit steht und einen Retter schickt, weil der Mensch ohne diesen Jesus – wörtlich „Gott rettet“ – verloren geht.
Es ist die Wahrhaftigkeit Gottes, also seine moralische Unveränderlichkeit, und der damit verbundene Anspruch an seine Geschöpfe. Es ist dieses „Seid heilig, denn ich bin heilig“, vor dem der Mensch als Sünder instinktiv zurückschreckt.
Gleichzeitig ist es aber genau der Aspekt Gottes, den wir lieben und schätzen müssen, wenn wir die Wahrheit erkennen und von der Wahrheit, von einem wahrhaftigen Gott, frei gemacht werden wollen.
Abschluss und Impuls für die Woche
Was könntest du jetzt tun?
Denke darüber nach, wie du über Jesus denkst. Ist er für dich der von Gott gesandte Retter?
Das war's für heute. Ein Tipp fürs Leben: Bete zu Beginn der Woche alle Termine, Gespräche, Aufgaben und Projekte durch, die vor dir liegen. Sprüche 16,3 lässt grüßen.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.