Einführung und Gebetsbitte für das Evangelium
Unser Predigttext steht im Zweiten Thessalonicherbrief, Kapitel 3, Verse 1 bis 5. Hat jemand die Seitenzahl, damit wir sie nennen können? Es ist Seite 246 in den ausgelegten Bibeln.
Im Zweiten Thessalonicher 3,1-5 heißt es: „Weiter, liebe Brüder, betet für uns, dass das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde, wie bei euch.“
Jetzt merken Sie, warum wir die Lieder gesungen haben – vom Lauf des Evangeliums und davon, dass wir erlöst werden von den falschen und bösen Menschen. Denn der Glaube ist nicht jedermanns Sache.
Aber der Herr ist treu. Er wird euch stärken und bewahren vor dem Bösen.
Wir haben das Vertrauen zu euch im Herrn, dass ihr tut und tun werdet, was wir gebieten.
Der Herr aber richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf die Geduld Christi.
Aktuelle Herausforderungen und die Realität des Glaubens
Ich wurde durch eine Nachricht aufgeschreckt. Vielleicht haben Sie sie auch gehört: In Kuwait, am Persischen Golf, ist ein Mann zum Tode verurteilt worden. Und was war sein Verbrechen? Er ist als Muslim Christ geworden. Das gilt nach dem Koran als todeswürdiges Verbrechen.
Das steht wirklich so, schwarz auf weiß geschrieben. Man greift sich an den Kopf und denkt: Halt mal, ist das das Kuwait, wo gerade noch die Erdölquellen gebrannt haben? Wo die westlichen Staaten unter großem Einsatz dem armen Scheich geholfen haben, der sich nicht auf seinem Stuhl halten konnte, damit er überhaupt wieder nach Hause durfte? Und plötzlich kommt wieder die feindliche Macht gegen Christus.
Das Todesurteil kann nicht vollstreckt werden, da sich der Beschuldigte versteckt hält. Wie wird es ihm heute Morgen zumute sein? Vermutlich hält er sich noch irgendwo in der Gegend auf.
Wenn wir solche Geschichten hören, sagen wir: Ach, wie gut, dass bei uns Freiheit herrscht, dass wir uns ohne Schwierigkeiten versammeln können. Wir sorgen uns: Was wird heute aus den 1,113 Milliarden Menschen, die Moslems sind? Wenn sie es ernst nehmen mit dem Koran, ist das gefährlich.
Aber ich denke, wenn dieser Mann, dieser Kaufmann, jetzt unter uns wäre, der dort beschuldigt ist, dann würde er uns wahrscheinlich nur anschauen und sagen: Warum macht ihr so viel Aufhebens? Bei euch ist die Nachfolge Jesu hoffentlich genauso teuer und kostbar.
Und dann sagen wir: Bei uns haben wir seit Jahren keine Schwierigkeiten mehr. Darauf würde er antworten: Dann stimmt etwas bei euch nicht. Wenn ihr euch an die gottlose Welt um euch herum so stillschweigend angepasst habt und es bei euch gar keine Auseinandersetzung und keine Feindschaft mehr gibt, dann stimmt etwas nicht.
Die Herausforderung der Nachfolge Jesu
Wir können in der Bibel immer wieder sehen, dass uns dies gesagt wird – übrigens auch von Jesus vorausgesagt. Wer Jesus nachfolgt, muss die Schmach Jesu an seinem Leib tragen. Er wird gehasst, so wie Jesus in dieser Welt gehasst wird.
Wenn Sie etwas Zeit hätten, könnten Sie auch einmal die beiden Thessalonicherbriefe lesen. Dann würde Ihnen in Erinnerung kommen, oder Sie könnten in der Apostelgeschichte nachlesen, wie es war, als der Apostel Paulus in die mazedonische Hauptstadt kam. Thessalonich war eine Metropole. Paulus ging in den Basar, in den Teppichbasar, und nahm dort eine Stellung an. Er lebte jedoch unter sehr armseligen Verhältnissen und war auf Unterstützung angewiesen.
Dort ging er in die Synagoge und legte vom ersten Augenblick an unter seinen Volksgenossen, den Juden, alttestamentliche messianische Stellen aus. Er sagte immer wieder in kurzer Form: Wenn da von dem Messias geschrieben steht, dann ist es dieser Jesus, der erst kürzlich dort am Kreuz hingerichtet wurde, dem sie die Donnerrone ins Gesicht gezogen haben, der auferstanden ist und in Nazaret aufgewachsen ist.
Es dauerte insgesamt vier Wochen, dann kam es in Thessalonich zu einem Hooligan-Aufstand. Es waren eigentlich gar keine Juden, sondern angeheuerte, bezahlte Krawallmacher. Sie lärmten so auf der Straße, dass die Fetzen flogen. Schließlich griffen auch die öffentlichen Behörden, die Polizei, ein. Man sagte schließlich: Herr Paulus ist ein Sicherheitsrisiko, schafft den Paulus weg! Denn was er erzählt, ist so furchtbar! Die Behörde stellte fest, dass die Welt durcheinandergebracht wird durch die Botschaft, die Paulus verkündet.
Jetzt sagen Sie mal: Da muss doch bei uns etwas falsch sein, wenn unser Wort die Menschen nicht erregt. Vielleicht haben wir alle Ecken und Kanten abgeschliffen, vielleicht sind wir zu feige am Anfang.
Immer wieder nimmt Paulus Bezug auf die Bedrängnisse und Spannungen, die offenbar in der Gemeinde anhielten. Die wenigen Christen, die er zurückließ, waren gehasst und verfolgt. Damit sie es noch einmal wissen: Unsere Welt ist keine christliche Welt. So war es in allen Jahrhunderten vor uns. Auch wenn viele den Namen Christi tragen, sind doch viele Feinde des Kreuzes Christi – so steht es einmal in der Bibel.
Diese Welt muss noch gerichtet werden. Es muss noch die Scheidung kommen. Vielleicht haben Sie es auch schon erlebt: Wie unter Kollegen, in der Familie, in Freundeskreisen oder manchmal bei einer missionarischen Aktion eine unheimliche Gehässigkeit ausbrechen kann – eine Feindschaft.
Die Ursache der Feindschaft und die Wende im Leben
Wenn es um uns geht, stimmt es oft, dass jemand fragt: Warum guckst du immer so ernst? Warum schreist du so laut? Man könnte ja alles korrigieren, wenn das der Grund für den Ärger wäre, den man verursacht.
Oft ist es jedoch so, dass Jesus gehasst wird. Menschen spüren ganz genau, dass jetzt eine Wende nötig ist. Was ist diese Wende? Paulus beschreibt sie im Thessalonicherbrief: Ihr seid bekehrt worden von den Abgöttern. Das war nicht nur irgendeine Taufe, bei der man euch mit ein paar Wassertropfen betupft hat. Vielmehr hat sich in eurem Leben etwas grundlegend geändert. Ihr wollt Jesus allein folgen, mit Haut und Haar, mit eurem ganzen Lebenswillen wollt ihr ihm dienen.
Warum ist die Feindschaft so groß? Weil diese Welt Jesus keinen Raum gibt. Sie nahmen ihn nicht auf. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Auf der einen Seite stehen wir also inmitten von Streit, Feindschaft und Widerstand. Auf der anderen Seite sagt Paulus im Thessalonicherbrief – ich mache hier ein bisschen Bibelkunde, eine Bibelstunde mit Ihnen –, es tut gut, die Bibel besser zu kennen.
Das heimliche Thema, mit dem ich Sie vorhin begrüßt habe, mit diesem Eingangswort, lautet: Wir sind nicht die, die schlafen, sondern wir sind wach und nüchtern. Wir haben einen Helm, eine Panzerung und eine Rüstung. Wir stehen im Kampf. Wir haben eine Hoffnung, und das ist das Entscheidende.
Jetzt erleben wir viel Auseinandersetzung, viele Nachteile, wir werden gedrückt und getreten. Aber wir haben eine königliche Hoffnung. Und was ist diese Hoffnung? Sie ist nicht einfach etwas, sondern jemand. Wir gehen auf die Begegnung mit Jesus zu. Wir werden ihn erleben.
Ein starker Schutz unter Jesus
Das entfaltet er so wunderbar. Ich habe die Predigt heute überschrieben mit: „Einen starken Schutz haben wir unter Jesus.“
Wir haben eine Zuflucht. Er hat alle Macht, er kann uns bergen und in seiner Hand tragen. Er kann uns führen und leiden. Er nimmt uns die Angst weg und lässt uns sicher und geborgen sein. Immer wieder ruft er den Leuten in Thessalonich das in Erinnerung: Ihr seid noch so eine glitzekleine Gemeinde, aber über euch strahlt die Sonne, die nicht mehr untergehen kann.
Behaltet das doch im Herzen. Wir sind nicht wie die, die keine Hoffnung haben, auch wenn es heute mal bedrängt zugehen mag. Es kann sein, dass Christen durch viel Traurigkeit, Bedrängnis und Nöte gehen. Aber ihr seid doch die Leute der Zukunft, denn ihr habt eine große Zuversicht vor euch.
Aus diesem Gedanken entfaltet Paulus nun Verschiedenes. Ich will nur drei Sachen herausgreifen.
Die Kraft des Gebets
Erstens: Betet, betet! Ich weiß nicht, warum Christen so wenig an die Kraft des Gebets glauben. Wissen Sie, dass Gott nach Ihrem Gebet handeln will? Wenn Sie das wirklich ernst nehmen würden, würden Sie ganz anders beten.
In unserer heutigen Zeit denkt man oft, nur Protestmoden, Sitzblockaden, Hausbesetzungen oder andere lautstarke Aktionen könnten etwas bewirken. Nein! Christen wissen, dass wir noch wirksamere Mittel haben: das Gebet. Auch das Gebet für die Regierenden ist ein großer Beitrag, den Christen für den öffentlichen Dienst und den Frieden leisten können. Das Gebet ist eine solche Macht!
Paulus ruft die kleine Gemeinde in Thessalonich dazu auf. Sicher waren es nur ganz wenige Gläubige dort. Es ist gar nicht wichtig, wie viele es sind. Warum lassen wir uns immer von Zahlen beeindrucken? Ein paar Leute, die beten können, die anhaltend beten können, können die Welt verändern. Wie viel Zeit nehmen Sie sich für das Gebet? Sie dürfen für Ihre Schwierigkeiten beten, aber Sie dürfen noch viel weiter hinausgreifen in der Fürbitte.
Vor einigen Wochen war ich zu einer kurzen Begegnung in Burma. Dort habe ich mir von den Christen die Geschichte erzählen lassen, die ich schon kannte. Es gibt auch ein Buch darüber, über den Missionar Jim Fraser. Er wollte im Grenzgebiet zwischen Burma und China das Volk der Lisu missionieren. Es war unsagbar schwer und entbehrungsreich. Der Widerstand war groß, dazu kamen noch Krankheiten und Enttäuschungen. Die wenigen Christen hatten keinen Mut, richtig weiterzumachen. Fraser sagte mir: „Ich darf nicht aufgeben, ich darf nicht aufgeben.“
Warum lief es so schwer? Die Biografie von Jim Fraser ist ein ganzes Buch wert. Eines Tages fand er in einer Post, die ihm geschickt wurde, einen kleinen Artikel. Darin stand, dass es ein Geisteskampf sei, mit dämonischen Mächten, wenn das Evangelium zu Menschen gebracht wird, die Christus noch nicht gehört haben. In der Hölle herrscht Großalarm. Der Teufel will nicht, dass Menschen zu Jesus kommen.
Das fiel Jim Fraser wie Schuppen von den Augen. Man hatte es ja irgendwo mal gehört, aber richtig praktiziert war es einem nie bewusst. Man meinte immer, Evangelisation sei einfach die Frage: Wenn ich den richtigen Top-Evangelisten habe, dann müssen ja Leute zum Glauben kommen. Aber es ist ein Geisteskampf, bei dem Jesus selbst in seiner ganzen Macht vom Himmel her den Sperrriegel vom Herzen der Menschen wegzieht und der böse Feind zurückgedrängt wird.
Jim Fraser hatte einen Gebetskreis, den seine Mutter in der Heimat organisiert hatte. Es waren ganz einfache, schlichte Leute. Dieser Gebetskreis entschied die große Schlacht. Heute sind in Südostasien viele Lisu zum großen Teil bekennende Bibelchristen. Diese wenigen Beter haben das bewirkt. Und sie können es, selbst wenn sie auf dem Krankenbett liegen. Sie können durch ihr Gebet eingreifen. Dabei ist es nicht wichtig, irgendwelche Tricks beim Gebet zu beachten.
Das Gebet ist das Reden eines Kindes mit dem Vater. Ganz einfach. Wir sagen dem Vater einfach, was wir brauchen. Es müssen nicht viele Worte sein, und es muss kein langes Gebet sein. Wir können ganz schlicht und natürlich beten. Doch durch das Gebet erreichen wir ungeheuer viel, und das ist so wichtig.
Paulus richtet den Blick der Gemeinde in Thessalonich auf die Aufgabe: „Jetzt betet doch, dass das Wort des Herrn laufe.“ Was ist das Wort des Herrn? Das Evangelium, die Jesusgeschichte. Die wunderbare Tatsache, dass durch den Opfertod Jesu Vergebung der Schuld möglich ist, dass Menschen neu werden. Das Evangelium läuft wie ein Motor. Wir müssen dem Evangelium nicht aufhelfen, denn es ist eine große Macht. Wenn es einmal in Gang gekommen ist, läuft es.
In der Missionsgeschichte gibt es viele Beispiele. Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen. In Indien kenne ich allein zwei Orte, an die nie ein Missionar gekommen ist. Als der erste Missionar dort ankam, entstand eine Christengemeinde – nur weil ein Inder ein Neues Testament bekommen hatte. Dann lief das Wort Gottes.
Heute überlegt man immer wieder, wie man schlafende oder tote Gemeinden zum Leben erwecken kann. Es gibt viele tolle Ideen. Ich staune, was heute alles möglich ist, um Gemeinden zu beleben. Mein Rezept ist biblisch simpel. Ich weiß, dass es seit Jahrhunderten funktioniert: Menschen nehmen die Bibel, das Wort Gottes, in die Hand. Sie theologisieren nicht darüber, sondern lesen ganz schlicht, wie hungrige Menschen Brot essen. Einfach so, das Wort Gottes miteinander lesen – und es geschieht eine Revolution des Reiches Gottes. So wird eine Gemeinde erweckt.
Das Wort Gottes läuft. Man muss es nicht mit allerlei Methoden, Witzen oder Trends aktuell machen oder witzig gestalten. Es läuft von selbst. Und das ist die Botschaft: Bete doch dafür! Bete, dass das Wort des Herrn laufe.
Ich möchte heute aus diesem Gottesdienst mitnehmen: Ich will ganz anders eintreten. Wenn Gott mir noch ein paar Jahre in diesem Leben lässt, möchte ich beten, dass das Evangelium läuft – so wie Christian Gottlob Barth von seinem Zimmerchen in Calw aus die Sache des Reiches Gottes durch Gebet und Briefe gefördert hat. Und es läuft und läuft und läuft.
Vorhin haben Sie ein Lied gesungen, das am Anfang von Heinrich Zeller stammt. Er kam aus Hohenendringen bei Tübingen und übernahm eine Schule für schwierige Kinder aus sozial schwachen Familien im Schloss Beuggen. Damals war das Gebäude völlig heruntergekommen. Das Lied beschreibt die Pädagogik von Heinrich Zeller:
„Zeige deines Wortes Kraft an uns armen Wesen,
zeige, wie es neu uns schafft,
Kranke Macht genesen,
Jesu, dein allmächtig Wort,
fahren uns zu Wirken fort,
bis wir ganz genesen.“
Wenn diese Kinder das Wort Gottes hören, werden sie anders. Zeller war zuerst verzweifelt, wie tief die Probleme saßen. Er erzählte anschaulich, wie er einem Kind nur den Buchstaben A beibringen wollte und dabei fast ausgeflippt ist. Das war damals so, wie unsere Erzieher heute auch sagen: Die heutige Jugend ist schwierig.
Doch dann merkte er: Das Wort Gottes ist eine wahnsinnige Macht, eine Kraft Gottes, die Menschen selig macht. Man erzählte von ihm, dass er biblische Geschichten so spannend erzählte, dass die Kinder meinten, sie liefen direkt vor ihren Augen ab. Das Wort wurde lebendig für die Kinder.
Als dann im Alter Pestalozzi kam, der mit seinem großen pädagogischen Werk gescheitert war, saß er da, las in der Geschichte Beugens und weinte. Er sagte: „Heute haben Sie für mich gepredigt. Es war für mich wichtig, weil Zeller sagte, man brauche eine Lebensverbindung mit Jesus.“ Dann sagte er nur: „Das, was Ihnen Gott geschenkt hat, habe ich im Leben verwirklichen wollen – und mir ist es nicht gelungen, dass Menschen verändert wurden.“
Ich glaube nicht, dass einer von uns die Macht hat, Menschen zu verändern, wenn das Wort Gottes sie nicht erreicht.
Jetzt betet doch, betet doch! Ich kannte eine alte Frau, die mir sehr lieb und teuer war. Sie wurde sehr schwer krank. Noch im Alter, in ihren schrecklichen Schmerzen, bekam sie die härtesten Schmerzmittel. Sie stöhnte immer wieder vor Schmerzen. Man wusste gar nicht, ob sie noch bei Bewusstsein war. Dann fragte sie ihre Verwandten: „Ruth, Ruth, Ruthlein?“ Die Enkelin, eine Studentin, war unter die Räder gekommen, und die Spur verlor sich.
Wenn dann noch jemand betet: Wer betet für sie? Betet, dass das Wort des Herrn läuft, dass es in ihrem Leben zur Macht wird!
Ich weiß nicht, ob das Wort Gottes bei Ihnen läuft. Man kann auch die stille Zeit so herunterspulen, dass man froh ist, wenn man den Deckel zuklappt. Läuft das Wort Gottes bei Ihnen so, dass es Sie den Tag überträgt?
Bewahrung vor dem Bösen
Zweitens wollen wir noch etwas anderes herausgreifen. Sie sehen, man muss sich beschränken, denn man könnte endlos weitermachen. Das nächste Vertraute ist jetzt Vers drei. Ja, was ist denn das: der Böse, der euch bewahren wird vor dem Bösen? Ist das das Böse oder der Böse? Sie können es drehen und wenden, wie Sie wollen, die Realität des Teufels ist doch da.
Schauen Sie sich das an: Vor zwei Tagen hat ein Soldat berichtet, wie er dabei war, als 1200 Bosnier erschossen wurden. Sie kennen die Realität des Teufels. Wenn Sie Ihr eigenes Leben betrachten, wissen Sie ebenfalls um die Realität des Teufels. Sie wissen um eine Großmacht, nicht mit den Bildern, wie man ihn malt, sondern eine Großmacht, die uns von Gott wegreißt.
Sehen Sie, was in wenigen Jahren in unserer württembergischen Kirche an geistlichem Leben zerstört werden konnte. Keine weltliche atheistische Macht hätte das fertigbringen können, sondern die Macht der Finsternis. Wie viele Menschen um Sie herum haben einst fröhlich im Glauben mit Jesus begonnen und wollen heute nichts mehr davon wissen? Sie sind Feinde Christi!
In keiner Verfolgung ist das so gelungen, wie es der Feind vermag. Besonders in den Stunden des Wohlstands, wie bei uns, wenn man Überfluss hat, im Reichtum lebt, wo es uns gut geht, wo keine Anfechtung mehr da ist, wo man schläfrig wird und eine tote Christenheit sich im Schlaf der Sicherheit wiegt – dann glauben wir, uns kann nichts mehr passieren, wir sind doch geborgen.
Wissen Sie eigentlich, ob Ihr Glaube nicht zerbricht? Wissen Sie, ob Sie in den Versuchungen standhalten? Keiner von Ihnen, der hier jetzt sitzt, hat in den letzten 48 Stunden nicht schlimmste Versuchungen erlebt. Ich weiß gar nicht, ob Sie sie bestanden haben. Der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann.
Ach, wir haben so gesagt, so heißt es jetzt von Christen: alles ist tolerierbar, keine Sünde soll mehr ausgenommen werden. Wissen Sie, dass deshalb ihr geistliches Leben brachliegt? Und da kann man Angst bekommen: Wie soll ich mich denn dadurch retten können?
Wir gehen mal wieder auf den Thessalonicherbrief. Es ist immer wieder gut, das im Zusammenhang zu sehen. Im zweiten Kapitel nennt Paulus diese Macht des Bösen den Antichristen. Ach so, was ist der Antichrist? Der Johannesbrief sagt, es sind schon viele Antichristen da. Schon in der Urchristenheit haben sie getobt.
Es ist wie beim Eisberg: Da kommt immer wieder eine andere Seite zum Vorschein. Die widergöttliche Macht unter uns, das, was in 2. Thessalonicher 2,4 steht: „Vermenscht der Bosheit, dem Sohn des Verderbens, der sich in den Tempel Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott.“
Diese Stelle erschüttert mich immer wieder, wenn ich über den Platz beim Felsendom in Jerusalem gehe. Ist es der Islam? Wir wollen gar nicht sagen, dass er dort ist. Wir sehen aber, dass diese antichristliche Macht sich in frommem Gewand unter uns genauso zeigt und die Christusbotschaft verdunkeln will.
Dafür gibt es verschiedene Wörter: Da heißt es der Fräler, dann der Betrüger, dann der Verführer. Die Christusbotschaft wird verdunkelt. Was kann ich tun? Sie können sich nicht selbst schützen, sondern setzen Sie Ihr Vertrauen ganz stark auf den auferstandenen, lebendigen Herrn.
Darum habe ich heute mit Ihnen den Morgensegen von Luther beten wollen, dass der böse Feind keine Macht mehr an mir findet:
Herr Jesus, du kannst mich bewahren. Lass mich meine himmlische Berufung nicht verspielen wegen ein paar irdischer Vorteile. Hilfe! Hilf mir, dass ich treu bleibe. Bewahre Herz, Verstand und Sinne in dir, dass sie nicht durchgehen wie beim scheuen Gaul, sondern unter deiner Zucht bleiben.
Herr, ich will dir doch Ehre bereiten. Ich will dich preisen mit meinem Leib, nicht nur mit meinem Munde, sondern mit meinem ganzen Wesen.
Vertraut auf den Herrn und begebt euch unter seinen starken Schutz. Da steht: Der Herr ist treu, der wird euch bewahren, stärken und bewahren vor dem Bösen.
Gehorsam als Ausdruck des Glaubens
Und noch das Letzte: Gehorcht.
Wir waren neulich zusammen im Hofacker-Kreis und haben uns überlegt, welches Thema man für das nächstjährige Hofacker-Treffen wählen kann. Dabei wurde ein Thema vorgeschlagen, das den Gehorsam behandelte. Einer sagte dann ganz richtig: „Das dürft ihr nicht machen, dann kommt niemand mehr.“ Gehorsam ist in unserer Zeit verpönt.
Es ist sehr interessant, wie wir von solchen Zeitströmungen beeinflusst sind. Es wird auch im nächsten Jahr nicht anders sein. Aber heute darf ich darüber predigen, dass der Gehorsam eigentlich zum Glauben, zum biblischen Glauben, elementar dazugehört: gehorchen. Paulus sagt einmal, er will den Gehorsamen des Glaubens aufrichten. Das heißt, der Glaube ist nichts für den Intellekt, nicht nur für den Kopf, wo man über alles grübelt und Verstandesprobleme erörtert. Der Glaube ist etwas für die Praxis des Lebens.
Jetzt kann ich wieder eine spitze Formulierung machen, damit man es leichter behalten kann: Weder die Macht des atheistischen Kommunismus noch alle Bibelkritik zusammen, noch aller Spott und alle Verfolgung können in der Christenheit so viel Schaden anrichten wie das Problem, dass man den Glauben nicht ins Leben bringt.
Verstehen Sie: Man kann am Sonntag da sitzen und die schönsten Lieder singen, man kann stundenlang Halleluja rufen, aber ob es ins Leben reinkommt, ist eine andere Sache – der Gehorsam. Dass das heute nicht aktuell ist, ist klar. Wir sind mündige Leute, wir wollen selbst bestimmen mit unserem eigensinnigen, trotzigen Herzen.
Darum spricht Paulus sehr oft vom Gehorsam. Es kommt dauernd in seinen Briefen vor, zum Beispiel hier im vierten Vers: „Wir haben das Vertrauen zu euch, dass ihr tut und tun werdet, was wir gebieten.“ Das Wort Gottes hat uns Weisungen nicht gegeben zum Erwägen und dann zum Besinnen, sondern zum Gehorchen.
Die Gebote sind eindeutig: das achte Gebot, das vierte Gebot, das fünfte Gebot, das sechste Gebot – ich weiß nicht, alle sind eindeutig. Sagen Sie nicht, in der Bibel sei der Wille Gottes nicht klar beschrieben. Er ist eindeutig beschrieben, weil die Gnade Jesu wirksam ist. Kann ich in einem neuen Leben wandeln? Die Auferstehungskraft Jesu soll mich jetzt beflügeln, und ich darf fröhlich meinen Weg mit ihm gehen.
Sehen Sie, vom Kopf in die Praxis hinein, vom Glauben ins Leben. Und da heißt es noch so schön: „Zur Liebe Gottes und zur Geduld Christi“ – das soll ein Kennzeichen von uns werden. So darf ein reiches Leben die Gemeinde von Thessalonich leben. Eine kleine Gemeinde,
Ermutigung am Beispiel von Karl Heinrich von Bogatzki
Ich möchte zum Schluss an einem Mann verdeutlichen, von dem wir sonst nur sehr wenig wissen. Es handelt sich um Karl Heinrich von Bogatzki. Eigentlich sollte er Offizier werden, denn sein Vater war Obrist in Schlesien. Doch Karl Heinrich hatte keine Lust, Soldat zu sein. Stattdessen begann er ein Jurastudium.
Schon bald bemerkte er, dass seine Kommilitonen oft über die Frömmler spotteten. Das weckte sein Interesse. Schließlich zog er zu Franke nach Halle, in das dortige Waisenhaus. Er hätte gern gepredigt, doch beim Predigen bekam er immer Kopfschmerzen. Hoffentlich können Sie beim Predigen zuhören, ohne Kopfschmerzen zu bekommen – ich muss also aufpassen.
Danach hielt er eigentlich nur noch kleine Privatunterrichtsstunden, zum Beispiel in Böhmen und Schlesien. Er reiste umher und dichtete ein Liederkästlein, das Hiller später ebenfalls veröffentlichte.
Dieser Bogatzki war in Halle und hat das erste Missionslied gedichtet: „Wach auf, du Geist der ersten Zeugen! So lasst ein Wort recht schnell laufen, dass es überall die Vögel erreicht.“
Der gehemmte und kränkliche Bogatzki konnte durch seine Gaben an seinem Platz unheimlich viel für das Reich Gottes bewirken. Er gehört zu den ganz, ganz Großen.
Sehen Sie, so kann Gott auch Sie mit Ihren Gaben an Ihrem Platz gebrauchen. Bogatzki war einer, der zur Fürbitte aufrief – für die, die an der Front standen.
Auch Sie dürfen zur Fürbitte aufrufen: für unsere gefährdete Jugend in unserer Stadt, für die Menschen und für die vielen Nöte um uns herum.
Beispiel Christian Friedrich Schwarz und die Bedeutung der Fürbeter
Einer der Missionare, die damals draußen waren und von der Halle von Franke ausgesandt wurden, war Christian Friedrich Schwarz. Ihn kennt kaum jemand. Er lebte 50 Jahre lang als Junggeselle in Indien.
Vor ihm öffneten sich die Türen. Die Rajas von Tanschauach wollten ihn als Vormund für ihren Sohn haben. Das kann man sich kaum vorstellen, besonders zu Beginn, als die Abwehr im Hinduismus gegenüber Christen sehr groß war.
Er gründete eine Gemeinde mit 2.500 Gläubigen. Die englische Kolonialregierung wollte ihn in alle diplomatischen Missionen einbinden, weil er dortheim als vertrauenswürdig galt.
Das Geheimnis des Reiches Gottes sind nicht die Menschen im Vordergrund, sondern die Beter im Hintergrund. Gehorcht, vertraut und betet. Amen!
