Herzlich willkommen zum Podcast der EFA Stuttgart mit Thomas Povileit und Jörg Lackmann.
Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zugleich zum theologischen Denken anregen.
Laut dem Neuen Testament sind alle Gläubigen Christen Priester. Damit haben wir eine hohe und sehr würdevolle Stellung vor Gott. Gott sieht uns als berufene Menschen, die das Vorrecht haben, vor ihm zu stehen und Gemeinschaft mit ihm zu haben.
Wir dürfen anderen helfen, den Zugang zu Gott zu ermöglichen. Die Frage ist: Wie verändert unsere Identität als Priester unseren Alltag?
Im Alten Testament waren nur wenige Nachkommen Aarons Priester. Auch heute ist nicht jeder Christ als Pastor tätig. Was meint das Neue Testament, wenn es uns als Priester bezeichnet?
Du hast bereits gesagt, dass nicht jeder Christ automatisch Pastor ist, der eine Gemeinde als Hirte begleitet. Die Bezeichnung „Priester“ ist vielmehr eine geistliche Kategorie. Sie baut auf dem auf, was die Priester damals waren und getan haben. Deshalb ist es vielleicht gut, dass die Gemeinde durch einen Hirten begleitet wird.
Ein kurzer Blick ins Alte Testament: Was war eigentlich die Aufgabe der Priester, und warum gab es sie?
Priester gab es bereits vor dem Gesetz, das Mose erhielt, doch erst zu seiner Zeit wurden sie richtig eingesetzt. Abraham war beispielsweise der Priester seines Clans, seiner Familie und auch des größeren Clans. Später wurde das Priesteramt nationalisiert. Es gab einen bestimmten Stamm, den Stamm Levi, und innerhalb dieses Stammes die Familie Aaron. Wer in diese Familie hineingeboren wurde, konnte im Prinzip Priester werden.
Diese Priester dienten dann am Heiligtum, das in der Wüste noch mobil war. Dieses Heiligtum wird oft als Stiftshütte bezeichnet. Ich persönlich nenne es lieber „Zelt der Begegnung“. Der Begriff Stiftshütte ist relativ modern und stammt aus dem 16. Jahrhundert.
Okay, also modern betrachtet: Das Zelt der Begegnung ist ein Begriff aus dem Alten Testament. Es bedeutet, dass Gott auf dieser Erde den Menschen begegnet. Deshalb nennt man es Zelt der Begegnung. Das ist der Begriff, den wir eigentlich in der Bibel finden.
Martin Luther hat es dann Stiftshütte genannt. „Stift“ war eine geistliche Einrichtung, und „Hütte“ bedeutet ein tragbares Zelt, das man mitnehmen kann. Das war zu seiner Zeit verständlich, also eine Art Wortschöpfung.
Bei uns ist es heute ein gängiger Begriff. Ich denke, „Zelt der Begegnung“ trifft die Aussage besser und ist leichter zu verstehen. So kann ich es schneller nachvollziehen.
Die Priester waren dazu bestimmt, dem, was dort stattfand, zu dienen. Das äußerte sich auf verschiedene Weise: Sie brachten Opfer dar, führten den Opferdienst aus, beteten und sprachen Segnungen, wie den berühmten aronitischen Segen.
Außerdem lehrten sie das Gesetz, wenn sie sich nicht im Heiligtum aufhielten, und sprachen teilweise Recht. Dabei wurde zwischen heilig und unheilig unterschieden. Man kann also sagen, dass sie alle Aufgaben übernahmen, die mit dem geistlichen Dienst zusammenhingen.
Was ich besonders interessant fand: Die Stiftshütte war ein Modell, ein Abbild des Himmels, wie es im Hebräerbrief beschrieben wird. Darauf werden wir gleich noch näher eingehen.
In der Stiftshütte gab es sieben Stationen. Diese sollten unser Leben, unser geistliches Leben und unsere Begegnung mit Gott symbolisieren.
Die Begegnung mit Gott fand praktisch im Allerheiligsten statt. Die Priester hatten die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass ein sündiger Mensch, der dem heiligen Gott eigentlich nicht begegnen kann, Gott dennoch nahekommen konnte. Ihre Aufgabe war es, selbst Gott nahe zu sein und den anderen dabei zu helfen. Sie gaben sozusagen die Möglichkeit dazu.
Man kann sieben Stationen festmachen, beginnend mit dem Heiligtum – oder nehmen wir die Stiftshütte in der Wüste ganz am Anfang. Diese war umzäunt. Das bedeutet, man konnte nicht einfach so zu Gott kommen. Es gab eine Barriere, und diese Barriere hieß Sünde, seit dem Sündenfall.
Es gab nur ein Tor, und Jesus sagt im Neuen Testament: „Ich bin die Tür.“ Ein großes Tor, durch das man hineingehen konnte. Als Erstes sieht man den Brandopferaltar, der das Problem der Sünde anspricht. Die Frage lautet: Wie kann ich als sündiger Mensch überhaupt zu Gott kommen? Die Antwort liegt in einem stellvertretenden, unschuldigen Opfer.
Im sogenannten Vorhof, bevor es in das eigentliche Zelt geht, befindet sich ein Waschbecken. Dort geht es um die Heiligung. Das ist die dritte Station: Nach dem Umzäunung und dem Brandopferaltar, der für die Errettung steht, ist das Wasserbecken für die Heiligung zuständig.
Dann folgt das eigentliche Heiligtum. Dort durfte im Alten Testament nur ein Priester eintreten; ein normaler Israelit durfte das nicht. Das wird langsam spannend für unsere Identität, denn wir sind ja Priester. Wir dürfen Gott nahekommen, was ein Israelit im Alten Testament symbolisch nicht durfte.
Was befindet sich nun im Heiligtum?
Es gibt zunächst das Allerheiligste, in dem Gott wohnt. Davor liegt das Heiligtum, in dem sich ein Leuchter, ein Schaubrot-Tisch und ein Räucheraltar befinden.
Der Leuchter zeigt, wie Gott uns erleuchtet. Er ist das Licht, das Licht in die Finsternis bringt – also symbolisch gesprochen. Alles ist symbolisch gemeint.
Auf dem Schaubrot-Tisch sind zwölf Brote aufgerichtet, eines für jeden Stamm Israels. Dazu gibt es die Trankopfer mit Wein. Das erinnert an das Abendmahl, bei dem ebenfalls Brot und Wein die Gemeinschaft mit Gott symbolisieren.
Der Räucheraltar steht für die Gebete. An anderen Stellen der Bibel wird ebenfalls beschrieben, dass wir durch Gebete Gott nahekommen können.
Gottes Fürsorge im Heiligtum zeigt sich also durch Licht, Gemeinschaft und Brot für das tägliche Leben. Zudem können wir durch den Räucheraltar mit Gott reden.
Schließlich geht es ins Allerheiligste, wo man Gott begegnen kann.
Das war damals die Aufgabe der Priester im Alten Testament.
Durch den Kreuzestod Christi hat sich unser Verhältnis zu Gott und unser Status als seine Kinder grundlegend verändert.
Inwiefern genau hat sich das Verhältnis Gottes zu seinen Kindern verändert? Du hast gesagt, dass dies durch den Kreuzestod Christi geschehen ist. Früher war es so, dass nur männliche Nachkommen Aarons Priester werden konnten. Das heißt, nur eine bestimmte Gruppe innerhalb des Volkes Israel hatte dieses Amt inne.
Im 1. Petrus 2,9-10 lesen wir jedoch, dass wir jetzt alle Priester sind – nicht nur die Nachkommen Aarons. Dabei ist es auch nicht mehr notwendig, Jude zu sein. Ich selbst bin Heide, also Nichtjude, und dennoch sind wir alle, Männer und Frauen, Gläubige und Priester.
Interessanterweise wird in dieser Stelle nicht nur gesagt, dass wir Priester sind, sondern wir werden auch als ein Heiligtum beschrieben – und zwar wir selbst. Damals befand sich das Heiligtum inmitten des Volkes. Während der Wüstenwanderung lagerten die Stämme ringsherum um das Heiligtum.
Jetzt aber sind wir als Gemeinde selbst das Heiligtum. Das ist eine geistliche Sichtweise. Vielleicht ist „geistlich“ ein besserer Begriff als „vergeistigt“. Das, was damals als Modell existierte, wird in der heutigen Zeit in der Gemeinde verwirklicht. Und letztlich wird sich dies auch im Himmel zeigen, denn all dies weist auf den Himmel hin und zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Heilsgeschichte.
Ja, ich lese mal die Petrusstelle, wo das einfach steht. Da heißt es: Ihr seid zu ihm gekommen, dem lebendigen Stein, der von den Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt und kostbar ist.
Jetzt kommt dieses Bild: Lasst auch ihr euch nun als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus. Das bedeutet praktisch, ihr seid jetzt der Tempel, ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.
Das ist eigentlich die Belegstelle dafür, dass wir Priester sind. Das ist nicht nur reingelesen in die Bibel, sondern es steht hier tatsächlich. Wir sind jetzt ein heiliges Priestertum, und da sind ja alle angesprochen. Wir sind auch selbst der Tempel, die Gemeinde, um geistliche Opfer darzubringen.
Das sind jetzt nicht mehr die Schlachtopfer von früher, sondern geistliche Opfer, zum Beispiel Lob, Dank, Gebet oder unser Dienst am Nächsten, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus. Das ist alles durch Christus geschehen.
Und im Vers 9 im zweiten Kapitel vom ersten Petrusbrief steht dann: Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht.
Also wir sind Priester, um seine wunderbaren Taten zu verkündigen, dass wir jetzt ihm gehören dürfen. Das ist unsere Bestimmung. Was damals nur einige waren, nach dem Modell der Stiftshütte, sind jetzt alle.
Und wenn wir mal ins erste Kapitel gehen, ganz am Anfang, da merken wir diese Anklänge an den Tempel oder an die Stiftshütte auch schon. Da heißt es nämlich in der Einleitung: Petrus, Apostel Jesu Christi, an die Fremdlinge in der Zerstreuung in Pontus, Galatien, Kappadokien, Asien und Bithynien, die auserwählt sind gemäß der Vorsehung Gottes des Vaters in der Heiligung des Geistes, zum Gehorsam und zur Besprengung mit dem Blut Jesu Christi.
Diese Besprengung mit dem Blut Jesu Christi ist einfach aus dem Tempelgottesdienst, vom Opferdienst. Das sind Anklänge, die man schnell überliest, aber das Blut war damals ganz wichtig. Darauf gehen wir jetzt aber nicht ein.
Mir ist wichtiger, wie Gott uns jetzt in der neuen Stellung sieht, die wir durch die Veränderung des Priestertums vom Alten zum Neuen Testament erhalten haben.
Das ist eine spannende Stelle, die du auch vorgelesen hast. Dort ist vom königlichen Priestertum die Rede. Ursprünglich waren König und Priester getrennt voneinander. Das bedeutet, das Priestertum erhält hier eine etwas andere Bedeutung. Wie du gesagt hast, wurde es auch verändert.
Wie kam es dazu, dass das Priestertum geändert wurde?
Ich merke, bei dieser Änderung zuckst du ein bisschen. Das ist nicht ungewöhnlich in der Bibel. In verschiedenen Epochen gibt es immer wieder Änderungen.
Es gab eine Phase vor dem Gesetz, vor Mose, in der es keine Priester gab. Dann folgten etwa 1.400 Jahre unter dem Gesetz Mose, in denen es jüdische Priester gab. Im Neuen Testament sind wir auf einmal selbst Priester. Im Tausendjährigen Reich wird es ebenfalls wieder Priester geben, und in der Ewigkeit sind wir dann alle Priester.
Das Priestertum ändert sich also immer wieder, durch Jahrzehnte oder Jahre, je nachdem, wie man es betrachtet.
Im Tausendjährigen Reich – das war jetzt ein kleiner Stolperstein, den ich beim Reden bemerkt habe – werden wir, die wir jetzt Priester sind, ebenfalls Priester sein. Ob wir alle am Tempel dienen, ist eine andere Frage, aber geistlich sind wir dann Priester.
Warum hat sich das geändert? Das legt der Hebräerbrief ausführlich dar. Es ist ihm ganz wichtig, und er behandelt das kapitelweise. Ich greife hier nur einen Punkt heraus: Es geht zunächst um den Hohepriester.
Die Hauptsache bei dem, was wir sagen, ist also: Er hat bereits eine ganze Weile argumentiert. Wir haben einen solchen Hohenpriester, der sich zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel gesetzt hat. Er ist ein Diener des Heiligtums und der wahrhaftigen Stiftshütte, die der Herr errichtet hat und nicht ein Mensch.
Wenn man genau hinhört, wird deutlich: Jesus, von dem hier die Rede ist, hat sich in den Himmel gesetzt. Er ist Diener des Heiligtums und der wahrhaftigen, also der wirklichen Stiftshütte. Die Stiftshütte war nämlich nur ein Abbild – das sagt Vers 5. Dort steht, dass die Priester einem Abbild und Schatten des Himmlischen dienten, gemäß der göttlichen Weisung, die Mose erhielt, als er die Stiftshütte anfertigen sollte.
„Achte darauf“, heißt es nämlich – das ist jetzt ein Zitat aus Mose –, „dass du alles nach dem Vorbild machst, das dir auf dem Berg gezeigt worden ist.“ Mose hat praktisch den Himmel gezeigt bekommen, wie der Himmel in Zukunft sein wird. Dann hat Gott ihm gesagt, wie er die Stiftshütte als Modellbausatz – so sage ich jetzt mal – als Abbild dieses Himmels gestalten soll. Die Priester haben dann diesem Abbild gedient. Das war nicht das Wirkliche.
Christus ist aber in das Wirkliche eingegangen, und deswegen hat sich der Dienst geändert. Damals durfte zum Beispiel nur ein Priester ins Heiligtum und nie ins Allerheiligste. Jetzt sagt uns der Hebräerbrief, dass jeder Christ ins Allerheiligste darf. Früher war das nur einer kleinen Rolle von Priestern erlaubt. Warum? Weil Christus das Opfer getan hat und der Vorhang zerrissen wurde, der die Trennung zum Allerheiligsten war.
Das möchte ich jetzt nicht vertiefen, aber wir sehen: Durch den Tod Christi am Kreuz hat er den Opferdienst, der damals mit den ganzen Brandopfern verbunden war, erfüllt. Er ist das einmalige Opfer. Der Hebräerbrief legt auch Wert darauf, dass er nur einmal gestorben ist und damit alles für alle Ewigkeit getan hat.
Dadurch ist der Zugang zu Gott frei geworden. Im Alten Testament war das Bild, dass du Opfer bringen musst, um Zugang zu haben. Jetzt hast du in Christus Zugang – und zwar jeder, ob Mann oder Frau. Das ist eine ganz neue Stellung, die sich verändert hat.
Deshalb werden wir geistliches, heiliges Priestertum genannt und auch königliches Priestertum. Wobei das mit den Königen, glaube ich, eher in der Zukunft eine Rolle spielt.
Das ist also das, was Gott gesetzt hat. Gott hat es verändert – wir hätten das niemals verändern können.
Aber was bedeutet es für uns im Alltag, wenn Gott uns als Priester ansieht? Das scheint ja der neutestamentliche Befund zu sein, über den wir gerade gesprochen haben.
Ich fand das für mich sehr spannend: Gott sieht uns einfach anders an, als wir uns selbst oft sehen. Unsere Stellung ist eine andere. Wir haben eine große Würde, die uns zugesprochen wird, und unsere Identität ist eine andere.
Im Alten Testament waren Priester nur Menschen aus dem aronitischen Geschlecht, also aus dem auserwählten Geschlecht. In 1. Petrus lesen wir jedoch, dass wir ein auserwähltes Priestertum sind. Gott hat uns berufen und auserwählt, und dadurch sind wir jetzt Priester.
Viele denken: „Oh, ich darf doch Gott gar nicht nahen, ich muss im Vorhof bleiben wie ein Israelit.“ Aber wir sind von Gott auserwählt und berufen, ihm nahekommen zu dürfen. Das muss man einfach einmal sacken lassen.
Priester zu sein war damals etwas ganz Besonderes. Es durften nur wenige Priester sein, und das sind wir jetzt auch. Was damals nur wenigen erlaubt war, dürfen wir heute: ins Heiligtum gehen und sogar direkt zu Gott ins Allerheiligste treten – was damals nur einer Person gestattet war.
Das klingt natürlich sehr theologisch: Gott hat uns auserwählt, dass wir ihm nahen dürfen. Mein Schwerpunkt liegt aber immer darauf, zu schauen, was das praktisch für mich bedeutet. Das weißt du ja, denn ich frage das immer wieder.
Deshalb ist das jetzt auch meine Frage: Wie zeigt sich in der Praxis, dass ich als Priester vor Gott stehe und zu ihm kommen darf?
Ich weiß nicht, ob ich den Gegensatz von Theorie und Praxis so stehen lassen möchte. Ich bin versucht, das mit dir zu diskutieren, weil ich das Theoretische auch sehr wichtig finde. Es ist ja unsere Identität.
Aber es zeigt sich natürlich auch in der Praxis. Ja, das ist es auch. Nur die Frage ist, was daraus fehlt oder wie Theorie und Praxis sich ergänzen.
Okay, gut, dann sind wir beieinander. In der Symbolik damals, speziell bei der Weihe, die man im Zweiten Mose 29 nachlesen kann, trug ein Priester nicht einfach seine Alltagskleidung, wenn er ins Heiligtum ging. Er hatte eine spezielle Kleidung.
Zum ersten Mal trug er keine Schuhe, sondern ging barfuß. Warum? Weil Gott heilig ist. Beim Treffen mit Mose hieß es: „Zieh deine Schuhe aus, du bist auf heiligem Grund.“ Dann trug er eine weiße Kleidung, einen weißen Kopfbund und einen bunten Gürtel. Diese weiße Kleidung bedeutet, dass wir jetzt gerecht sind. Priester sind gerecht in Gottes Augen. So kommen wir auch vor Gott.
Manchmal sagt man: „So fühle ich mich nicht.“ Ja, aber Christus ist deine Heiligung. Das steht im ersten Korintherbrief, ich glaube im ersten Kapitel. Christus sieht uns mit diesen weißen Kleidern an. Er sieht in uns, was wir in Zukunft auch haben werden.
In Offenbarung 4 wird beschrieben, wie Johannes in den Himmel geführt wird. Dort sieht er eine geöffnete Tür im Himmel und hört eine Stimme, die wie eine Posaune klingt. Sie sagt: „Komm hier herauf, und ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen muss.“ Gleich darauf ist Johannes im Geist und sieht einen Thron im Himmel. Auf dem Thron sitzt einer, dessen Aussehen einem Jaspis und einem Sardisstein gleicht. Rings um den Thron ist ein Regenbogen, der wie ein Smaragd aussieht.
Um den Thron herum sind vierundzwanzig Throne, und auf diesen sitzen vierundzwanzig Älteste. Sie sind mit weißen Kleidern bekleidet und tragen goldene Kronen auf ihren Häuptern. Das bedeutet, dass wir in der Zukunft gerecht sind. Die weißen Kleider stehen für Reinheit. Die Priester trugen diese Kleider, und wir auch. Aber nicht, weil wir so toll sind, sondern weil Christus für uns gestorben ist. Deshalb haben wir dieses weiße Kleid.
Genauso wie der verlorene Sohn auch ein neues Kleid bekam, bevor er das Fest besuchte, so ist das unsere Identität. Oft gehen wir mit unseren Alltagsklamotten zu Gott oder dienen ihm so. Aber eigentlich könnten wir im Geist, in unserer Vorstellung, unsere reinen Kleider anziehen, unser Priestergewand. Denn so sind wir in Gottes Augen, weil Gott es uns geschenkt hat.
Das verändert etwas, wenn man das wirklich verinnerlicht. Es verändert vielleicht auch die Art, wie man etwas macht, wenn man begriffen hat: Das bin ich in Gottes Augen. Wenn du eine Uniform anhast, verhältst du dich anders. Wenn du zum Beispiel am Flughafen in deiner Uniform bist oder als Polizist, bist du nicht mehr der Privatmann.
So ist es auch: Ich bin in Christus gerecht, und das verändert mich. Damals wurden die Priester bei der Weihe auch mit Salböl gesalbt. Das ist ein Bild für den Heiligen Geist und die Befähigung. Das kann man im ersten Johannesbrief nachlesen: „Ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisst alles.“ Euch muss man das nicht erklären; so erkennen wir Dinge.
Gott befähigt und bekräftigt uns noch. Wir haben hier ein Bild: Wir sind auserwählt, wir haben weiße Kleider, und Gott hat damals bei der Weihe die Priester zusätzlich gesalbt, damit sie ihren Dienst in Kraft tun können. Denn wir sind kraftlose Menschen. Christus ist für uns gestorben, als wir noch kraftlos waren, wie es in Römer 5,6 heißt.
Die Priester sind geweihte Menschen, und Gott hat uns auch durch den Geist befähigt. Nur deshalb können wir das Göttliche erkennen. Aus uns selbst heraus könnten wir das nicht.
Aber wenn ich das einfach betrachte: Okay, ich bin gerecht gemacht, ich habe die weißen Kleider, ich bin befähigt durch den Geist Gottes. Aber wenn ich dann in mein Leben hineinschaue und Versagen sehe, also nicht so lebe, wie ich als Priester leben sollte – wie gehe ich damit um? Das wäre ein Punkt der Heiligung.
Ich möchte nur eine Sache voranstellen, und zwar wieder in dieser Symbolik. Ich mag symbolische Dinge, weil man dadurch einen anderen Zugang bekommt, eine bildliche Vorstellung. Ich denke gerne in Bildern, das kommt mir entgegen.
Die Priester sind bei ihrer Weihe nicht einfach in das Heiligtum eingegangen. Sie wurden mit Blut besprengt, und zwar vom Brandopferaltar. Das ist genau die Frage: Natürlich war auch ein Priester damals unwürdig, weil er immer wieder gesündigt hat. Warum wurde er dann nicht vernichtet, wenn er ins Heiligtum zu dem heiligen Gott kam? Dafür gab es ja die ganzen Vorgaben.
Bei der Weihe, wie man in 2. Mose 29 nachlesen kann, wurde Blut vom Brandopferaltar genommen – von dem Opfer – und auf das rechte Ohrläppchen, den rechten Daumen und den rechten Zeh getan. Danach wurde es auf die Kleidung gesprengt. Das bedeutet: Das Hören, das Handeln mit der Hand, der Weg und das ganze Leben mit der Kleidung sind bedeckt.
Genau das heißt: Mein ganzes Leben ist bedeckt. Sein Tod befähigt mich, reinzugehen – nicht meine eigene Heiligkeit.
Jetzt könnte man natürlich sagen: Ja, aber man will ja trotzdem nicht sündigen. Dafür gab es dann das Waschbecken, an dem die tägliche Reinigung stattfand. Der Grundsatz war: Christus ist für mich gestorben, und deswegen darf ich Gott nahen. Mit seinem Blut bin ich bedeckt.
Die tägliche Reinigung wurde später im Alltag nicht mehr durchgeführt, sie war nur bei der Weihe wichtig. Die Priester kamen danach in ihren normalen Kleidern. Auch die Salbung gab es später nicht mehr. Aber dieses Eingangsritual zeigt uns: Wir dürfen Gott nicht nahen, weil wir so toll oder perfekt sind, sondern weil wir gerecht gemacht sind.
Deshalb bekommen wir weiße Kleider, weil Gott uns befähigt. Das Öl für den Heiligen Geist ist ein Bild dafür. Sein Blut wird auf unsere Kleidung gesprengt. Das macht uns praktisch sündlos in Gottes Augen. Natürlich waschen wir uns dann auch, damit wir ihm entgegengehen. Aber wir müssen unsere Heiligung nicht selbst vollbringen, sondern er hat alles in der Errettung getan.
Als Folge davon wollen wir natürlich auch so leben. Und wenn wir versagen, war die tägliche Händewaschung dafür da. Sie wuschen die Hände und die Füße, nicht aber den ganzen Körper.
Das ist eigentlich der Kern des Evangeliums: Nicht aufgrund dessen, was ich getan habe, sondern aufgrund dessen, was er getan hat, darf ich vor ihm stehen.
Manchmal habe ich den Eindruck, das Evangelium wird viel zu wenig betont. Oft wird zu sehr in den Mittelpunkt gestellt, was ich tun muss. Andererseits gibt es Kreise, die das Evangelium sehr stark betonen. Dann stellt sich für mich aber die Frage: Wenn Christus alles getan hat, was ist denn mein Teil? Was muss ich noch tun?
Diese Kreise reagieren manchmal fast aggressiv, wenn man sagt: „Das musst du und das musst du tun.“ Das „Muss“ ist allgegenwärtig. Vielleicht ist es wichtig zu klären, was mein Teil ist.
Das sehen wir im Tempeldienst sehr schön ausgewogen. Der Eingang ist der Brandopferaltar, das heißt, dort empfangen wir die Gnade. Was wir dann tun, ist natürlich, dass wir unsere Kleidung anziehen. Im Alten Testament war das wichtig: Wenn man ohne die vorgeschriebene Kleidung ins Heiligtum ging, wurde man getötet (2. Mose 28 erwähnt das ausdrücklich). Das kam zwar nicht vor, weil sich jeder daran hielt, aber es wäre passiert.
Dann folgt die Reinigung mit dem Wasserbecken. Beides ist also vorhanden: die Kleider, die uns gegeben werden, das Blut, das auf uns ist, und die Reinigung von Händen und Füßen. Nicht mehr der ganze Körper, denn die Hauptsache hat Gott bereits getan.
Wenn allerdings der Wunsch zur Heiligung nicht da ist, stellt sich die Frage, ob man überhaupt errettet ist. Denn jeder Obstbaum bringt irgendwann Früchte hervor.
Wenn du die Gnade verstanden hast, willst du auch heilig leben. Du näherst dich einem heiligen Gott. Du hast das verstanden und wirst nicht leichtfertig sündigen, wenn du vor einem heiligen Gott stehst.
Du bist als Priester durch ihn befähigt und in die Lage versetzt, aber du weißt auch bewusst, wem du gegenübertrittst. Wenn dieses Bewusstsein nicht da ist, stimmt etwas grundlegend nicht.
Beide Pole – Errettung und Heiligung – sind immer da und gehören zusammen.
Und wenn wir dann ins Heiligtum gehen – wir haben jetzt immer den Vorhof in der Symbolik diskutiert – wird Gott uns sicherlich noch Licht zeigen, in welchen Bereichen wir zum Beispiel noch Buße tun müssen. Aber er betet auch Gemeinschaft an, im Schaubrotisch. Wir dürfen zu ihm beten, wir dürfen ihm nahen. Das ist alles in diesem Bild enthalten.
In der Gemeinde haben wir das in der Gemeindebibelschule in den letzten sieben Malen intensiv behandelt. Heute geht es mir nur um die Stellung. Und ich fand es wirklich interessant: Ich bin von Gott berufen, ich bin in einen neuen Stand gesetzt – das zeigen meine Kleider –, mit Heiligem Geist gesalbt, von Jesus errettet – das zeigt das Blut – und auch im Wort geheiligt. Denn nach Epheser 5 werden wir durch das Wasserbad im Wort geheiligt. Das Bild wird hier auf das Wort bezogen.
Wenn ich mich immer wieder dem Wort aussetze, heiligt mich das auch. Und das ist dieses Ausgewogene. Wenn man das immer wieder nachdenkt und verinnerlicht, auch mal als Bild – ich stelle mir durchaus vor: Wir haben jetzt eine Aufnahme, und innerlich ziehe ich vorher mein weißes Kleid an und wasche mir die Hände, damit alle sündigen Gedanken weg sind. Ich verlasse mich auf sein Blut und danke Gott, dass er mich auserwählt hat. Ich bete darum, dass der Heilige Geist die Befähigung, die ich bekommen habe, auch in meinem Leben hinausfließen lässt, weil ich ihn nicht betrüben will. Ich lese im Wort und lasse mich täglich korrigieren.
Diese Bilder nehme ich für mich, bevor ich einen Dienst mache und im Alltag. Damit habe ich natürlich eine ganz andere Identität. Und das fand ich an dem Bild spannend. Deswegen dachte ich, man kann es mal als Ergänzung zu der Folge über die Identität bringen, die wir jetzt letztendlich hatten.
Stimmt, ja, das fand ich jetzt auch spannend, einfach die Stiftshütte – wenn ich diesen Begriff noch einmal nehme – oder dieses Zelt der Begegnung wirklich als Bild zu nehmen, das ich auch in meinen Alltag übertrage. So wird deutlich, wie das Leben mit Jesus konkret möglich ist und was er getan hat.
Ja, vielen Dank, sage ich dir. Das war dann schon wieder der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart.
Wir hoffen, ihr konntet mehr als einen Impuls aus diesem Podcast mitnehmen. Wenn ihr Fragen zu dem Thema habt, über das wir gesprochen haben, oder andere Themen vorschlagen möchtet, schreibt uns gerne unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und dass ihr als heiliges Priestertum geistliche Opfer darbringt, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.