Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich möchte gern mit uns beten.
Herr Jesus, wir danken dir von Herzen, dass wir wissen, dass du hier unter uns weilst durch deinen Heiligen Geist. Du öffnest uns die Herzen und machst uns auf das Wesentliche aufmerksam.
Wir danken dir für all das, was wir heute schon hören durften. Für diese letzte Stunde bitten wir, dass wir begreifen, worum es geht. Lass uns Menschen werden, die erleben, wie du auf Gebete antwortest und deine Führung Tag für Tag neu erfahren dürfen.
Wir empfehlen uns dir an und danken dir für deine Gegenwart. Amen.
Einführung in das Thema Gebetserhörung
Der erste Teil endet mit diesem Malachetag. Der zweite Teil beginnt anschließend. Die praktischen Gebetserhörungen sind in zwei Schriften zusammengefasst, die ich mitgebracht habe. Auf diese möchte ich am Ende noch einmal aufmerksam machen.
So kann jeder Einzelne diese Schriften selbst durcharbeiten und herausfinden, wie Gebetserhörung aussehen kann. Außerdem lässt sich prüfen, ob solche Erhörungen durch Zufall geschehen oder ob Gott hier seine Hand im Spiel hat.
Ich habe mich sehr über das Lied gefreut, das wir gerade gesungen haben. Es ist eine ideale Einführung in mein Thema. Das Lied macht nämlich deutlich, dass Gott Gebete erhört. Dies ist im Grunde in der Heiligen Schrift verheißen.
Ich möchte nun aufzeigen, was die Bibel zu diesem Thema sagt. Wenn wir bestimmte Voraussetzungen erfüllen, werden wir erfahren, wie der Herr sich dazu bekennt.
Anlass und persönliche Erfahrungen mit Gebetserhörung
Anlass für dieses Thema war vor vielen Jahren ein Schriftverkehr, den ich mit einigen Bibelschülern aus Afrika hatte. Sie schrieben mir zu verschiedenen Zeiten öfter, dass sie Probleme mit Gebetserhörung hätten.
Ein Bruder, Martin, schrieb zum Beispiel: „Ich bete jetzt schon so lange und glaube von ganzem Herzen daran, dass Gott Gebete erhört. Ich bin arbeitslos, suche eine Stelle, aber ich bekomme keine. Woran liegt das?“
Ein Zweiter fragte, da er gesundheitliche Probleme hatte: Er betete und betete, doch es änderte sich nichts.
Einer schrieb mir eines Tages: „Bruder Martin, ich habe so intensiv gebetet und von Herzen daran geglaubt, dass ich endlich mal sechs Richtige im Lotto gewinne. Doch das hat immer noch nicht funktioniert.“ Auf diese Weise erfuhr ich, dass es auch in Afrika ein Lotteriespiel gab.
Dieser Bruder war total frustriert. Er glaubte an eine Bibelstelle, die besagt: Wenn ihr es fest glaubt, wird es euch geschehen. Dort ist vom Glauben und vom gläubigen Gebet die Rede.
Eines Tages schickte mir ein anderer seinen Bibelkurs zurück und sagte: „Missionar, du kannst deinen Bibelkurs behalten, dein Gott tut ja doch nicht das, was ich will.“
Da habe ich gedacht: Zieh mal einer an! Das, was die Afrikaner mir da geschrieben haben, kommt dir das nicht irgendwie bekannt vor? Denken wir nicht auch manchmal so, dass, wenn eine Gebetserhörung nicht sichtbar wird, es vielleicht an unserem Glauben mangelt? Dass wir nicht intensiv genug gebetet haben? Dass, wenn der Glaube in Ordnung ist, es so geschieht, wie wir es uns vorstellen?
Bibelstudium zu den Voraussetzungen für Gebetserhörung
Und daraufhin habe ich die Heilige Schrift auf diese Frage hin untersucht und festgestellt, dass in der Bibel, wenn es um Gebetserhörung geht, sehr häufig gewisse Bedingungen oder Voraussetzungen genannt werden.
Ich habe sieben dieser Voraussetzungen zusammengestellt. Sie sind nicht die einzigen, aber ich glaube, es sind die wichtigsten. Die siebte Voraussetzung habe ich noch einmal in sieben Bedingungen unterteilt. Auf diese werden wir allerdings nur sehr kurz eingehen, da die Zeit sonst nicht ausreicht. Diese Bedingungen zeigen uns, dass, wenn wir etwas vom Herrn erwarten, er auch etwas von uns erwartet.
Wer die Bibel dabei hat, kann sie jetzt aufschlagen. Für mich steht die wichtigste Voraussetzung im Johannesevangelium, Kapitel 15. Dort sagt unser Herr zu seinen Jüngern in Vers 7: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, um was ihr wollt, und es wird euch geschehen.“
Wenn wir die ersten „Wenn“ weglassen und nur den zweiten Teil des Satzes nehmen, heißt das: „Ihr werdet bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen.“ Allein an diesem Beispiel merken wir schon, wie wichtig es ist, Gottes Wort immer vollständig zu zitieren und auch den Zusammenhang zu beachten, in dem es uns mitgeteilt wird.
Gemeinschaft mit Jesus als Grundlage für Gebetserhörung
Wenn ihr in mir bleibt – das heißt: Die erste und wichtigste Voraussetzung dafür, dass Gott unsere Gebete erhört, ist die Gemeinschaft mit unserem Herrn.
Wie diese Gemeinschaft im Einzelnen entsteht, hat mein Vorredner versucht, uns deutlich zu machen. Nah bei Jesus zu sein, auf ihn zu hören, im Wort gegründet zu sein und sich von diesem Wort bestimmen zu lassen – das bedeutet, immer wieder auf Jesus zu schauen, ihn als Vorbild zu nehmen und zu fragen: „Herr, was soll geschehen?“ Wir stellen uns ihm zur Verfügung, lernen von ihm und bleiben in ihm.
In ihm bleiben kann natürlich nur, wer ein Teil von ihm ist. Paulus würde sagen: ein Glied am Leibe Christi. Und ein Glied am Leibe Christi wird man durch die Geistestaufe. Nicht, wie es manche Pfingstler lehren, durch eine zweite Erfahrung, die von der Wiedergeburt getrennt ist, sondern die Geistestaufe ist ein anderer Aspekt der Wiedergeburt.
So wie wir durch die Wiedergeburt Glieder in der Familie Gottes werden – wir werden in die Familie Gottes hineingeboren, daher der Begriff „Geburt“ –, so werden wir durch die Geistestaufe Glieder am Leibe Christi. In der Bibel können wir das nachlesen. 1. Korinther 12,13 definiert die Geistestaufe: „Denn wir alle sind durch einen Geist zu einem Leib getauft worden.“ Es ist unmöglich, Glied in der Familie Gottes zu sein, ohne gleichzeitig auch Glied am Leibe Christi zu sein. Deshalb fallen beide Ereignisse immer zusammen und sind nicht getrennt.
Ein Mensch, der sich von Herzen bekehrt hat – wie die Bibel es beschreibt –, hat erkannt, dass er schuldig vor Gott ist. Über den heutigen unterschiedlichen Bekehrungsbegriff haben wir bereits gesprochen. Ein Mensch, der seine Schuld vor Gott erkennt, ist nicht nur schuldig – das kann man auch in anderen Religionen lernen. Dort wird ebenfalls gelehrt, dass der Mensch schuldig ist.
Was andere Religionen jedoch nicht lehren, ist, dass der Mensch hilflos ist. Er kann sich selbst nicht erlösen, sondern braucht das Eingreifen von oben. Die ausgestreckte Hand Gottes muss er ergreifen und das Geschenk annehmen, darf es nicht ausschlagen.
Bekehrt sein heißt, von Herzen zu glauben, dass ein anderer für mich litt und starb – dass Jesus Christus mein Stellvertreter im Gericht Gottes über meine Schuld geworden ist. Weil er die Strafe erlitt, darf ich straffrei ausgehen. Wer sein ganzes Vertrauen allein auf Jesus setzt und nichts Zusätzliches, der vertraut wirklich auf ihn.
Aber in Jesus hineingepflanzt zu sein, ein Glied am Leibe Christi, bedeutet nicht automatisch, dass ich ständig in ihm bleibe. Es geht darum, dass ich mich in dieser wunderbaren Gemeinschaft, in die ich durch das göttliche Wirken hineingekommen bin, erhalte. Ich muss diese Gemeinschaft pflegen. Wenn Sünde in mein Leben kommt, soll ich sie sofort bekennen.
„Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“ Dann kehrt die Freude des Heils zurück.
In Jesus bleiben! Ich denke, wir sind uns einig, dass wir das nur können, wenn wir das tun, was Paulus den Kolossern schreibt: „Lasst das Wort Christi reichlich in euch wohnen.“ So bleiben wir in ihm.
Wir tun auch das, was wir den Kindern schon lehrten: Sünde erkennen, bekennen, hassen und lassen. Nicht in der Sünde leben, nicht mit der Sünde spielen, sondern die Sünde verabscheuen. Sobald wir erkannt haben, dass wir irgendwo in Sünde gefallen sind, bekennen wir sie, wie ich es eben erwähnt habe.
Dann zeigt uns der Herr, wofür wir beten können, und er wird zu seiner Zeit hören.
Die erste Voraussetzung ist also: In Jesus bleiben.
Wir stellen uns also die erste Frage: Bin ich überhaupt schon ein Teil von Jesus? Wer wirklich wiedergeboren ist, hat normalerweise auch Heilsgewissheit. Denn sein Geist zeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.
Hast du diese Heilsgewissheit? Wenn nicht, solltest du keine Ruhe geben, bis du es sagen kannst – wie der Liederdichter:
„Bis zum Schwören kann ich’s wissen,
dass mein Schuldbrief ist zerrissen,
dass meine Schuld vergeben,
meine Sünde weggetan ist,
dass ich mit Gott versöhnt bin.“
Gebet nach dem Willen Gottes als zweite Voraussetzung
Und dann kommt das Zweite, und das steht im ersten Johannesbrief, in den ersten drei Versen. Wenn es um Voraussetzungen für erhörtes Gebet geht, sind alle von Johannes aufgeschrieben.
Da heißt es in 1. Johannes 5,14: „Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten, er uns hört. Und wenn wir wissen, dass er uns hört, um was wir auch bitten, so wissen wir, dass wir die Bitten haben, die wir von ihm erbeten haben.“
Das ist eine etwas komplizierte Formulierung. Ich sage es mal mit meinen Worten: In der Gebetserhörung können wir die Feststellung machen, dass wir im Hinblick auf den Gegenstand, den wir vor Gott gebracht haben im Gebet, genauso gedacht haben wie unser Vater im Himmel. Wir haben gelernt, die Dinge so zu beurteilen, wie Gott sie beurteilt.
Das bedeutet, wir machen Fortschritte in diesem Leben mit Jesus, wir wandeln mit Jesus. Wir hörten das soeben. Daraus können wir aber auch den Umkehrschluss ziehen: Wenn wir wenig Gebetserhörung erleben, gibt es offensichtlich keine Fortschritte in unserem Leben. Da ist irgendetwas nicht in Ordnung.
Und was ist hier der entscheidende Punkt? Nach dem Willen Gottes beten. Nun, wer Bible online hat oder Bible Workshop oder eine gute Konkordanz, der kann mal dort unter dem Willen Gottes nachschauen. Sehr interessant, es gibt einige Bibelstellen, die nenne ich jetzt nicht, weil wir nicht mehr die Zeit dafür haben. Aber wenn wir uns diese Bibelstellen einmal anschauen, dann merken wir, dass an diesen Stellen vom allgemeinen Willen Gottes die Rede ist, wie er für alle seine Kinder gilt, völlig unabhängig von den Gaben, die er uns gegeben hat.
Für alle dasselbe! Und wenn wir dann suchen, in der Kraft des Herrn, unter der Leitung des Heiligen Geistes, diesem zu entsprechen, was uns dort mitgeteilt wird, dann werden wir auch spezielle Führung erleben, die sehr unterschiedlich sein kann für jeden einzelnen von uns. Wollen wir uns da nicht einmal auf die Suche begeben? Hochinteressant!
Eine Sache zum Beispiel möchte ich schon mal kurz erwähnen: Der Wille Gottes ist, dass wir in allen Umständen ihm danken, im Namen Jesu Christi, in allen Umständen. Und es ist der Wille Gottes, dass wir für alles danken, wieder im Namen Jesu Christi. Nicht, weil es uns so schlecht geht, weil wir vielleicht eine unheilbare Krankheit haben oder andere Probleme, sondern obwohl wir das haben, wissen wir, wir sind nicht allein, weil Jesus Christus dabei ist. Deswegen können wir danken.
Wir merken: Um im Willen Gottes zu stehen, ist es ebenfalls erforderlich, die Heilige Schrift zu studieren. Was ist der Wille Gottes? Und dann merken wir, wie der Wille Gottes in der Regel ganz eng zusammenhängt mit der Person unseres Herrn. Je größer uns Jesus ist, je inniger die Gemeinschaft mit ihm ist – und ich spreche jetzt nicht von Mystik, sondern von erlebter Gemeinschaft entsprechend seinem Wort, von dem Bewusstsein seiner Gegenwart –, desto leichter erkennen wir auch seinen Willen in unserem Leben.
Und desto freudiger wollen wir diesen Willen Gottes auch tun. Also: nach dem Willen Gottes fragen.
Beten im Namen Jesu als dritte Voraussetzung
Ein Drittes
Wir blättern wieder zurück und sind erneut im Obersaal, wo wir gerade die erste Stelle aus Johannes 16 hörten. Dort kommt eine dritte Voraussetzung vor. In Vers 23b heißt es: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, um was irgend ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, das wird er euch geben.“
Bis jetzt habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude völlig sei.
Wieder ein herrliches Nebenergebnis, wenn ich das so bezeichnen darf: Im erhörlichen Gebet erleben wir auch vollkommene Freude, wahre Glückseligkeit – wenn ich mal diesen alten Ausdruck gebrauchen darf.
Worin besteht hier das erhörliche Beten? Im Namen Jesu. In der angelsächsischen Welt versteht man darunter, dass, wenn wir zu Gott, dem Vater, beten, am Ende des Gebets immer die Formel erfolgt: „Dies bitten wir im Namen Jesu.“
Ich halte das auch für eine sehr schöne Formel. Aber ich glaube nicht, dass es hier so gemeint ist. Im Namen von jemandem etwas tun bedeutet, dass ich autorisiert bin, für diese Person zum Beispiel meine Unterschrift unter einen Vertrag zu setzen. Das kann nicht der Auszubildende, sonst wird er gefeuert. Das kann der Prokurist.
Im Namen Jesu beten heißt: Der Herr Jesus Christus autorisiert uns, direkt vor Gott zu erscheinen. Wir brauchen nicht mehr die Priester im Tempel, auch nicht den Hohenpriester am großen Versöhnungstag. Wir brauchen keine anderen Mittler, wir dürfen direkt vor Gott treten.
Das ist für uns zwar selbstverständlich, aber als der Herr Jesus das damals sagte, war das keineswegs selbstverständlich. Das war eine unerhörte Botschaft für die Jünger: direkt vor Gott erscheinen – und das jederzeit.
Aber der Prokurist kann natürlich seine Unterschrift nur unter einen Vertrag setzen, von dem er weiß, dass der Unternehmer, der Herr des Hauses, der Besitzer, damit einverstanden ist und dass es in seinem Sinne erfolgt.
Im Namen Jesu beten heißt also, so zu beten, wie er selbst in dieser Situation beten würde. Woher kann ich das wissen? Ich muss ihn kennenlernen, sein Gebetsleben zum Beispiel studieren. Das Vaterunser ist ein Beispiel, ebenso das hohepriesterliche Gebet. Ich muss die Art und Weise kennenlernen, wie er betete, wann er betete und für wen er betete.
Auch die Reihenfolge ist wichtig: Die Ehre Gottes, die Heiligung seines Namens steht immer am Anfang, später kommen die persönlichen Bitten und die Fürbitte, auch für sich selbst.
Wir lernen, wie Jesus betete. Nur wenn wir ihm folgen und Gemeinschaft mit ihm haben, in dem Maße, wie wir ihn kennenlernen, lernen wir zu beten, so dass er sich darüber freut.
Wenn wir uns nicht ganz sicher sind, ob alles in seinem Sinne ist, gibt es diesen herrlichen Vers in Römer 8: Auch der Geist nimmt sich unserer Schwachheit an, denn wir wissen oft nicht, wie wir beten sollen. Er verwendet sich für uns in unaussprechlichen Seufzern.
Einige Verse später im selben Kapitel heißt es, dass selbst der Herr Jesus als unser Stellvertreter im Himmel, so wie der Heilige Geist unser Stellvertreter auf der Erde ist, auch für uns betet und für uns eintritt.
Aber das geschieht natürlich nur, wenn wir auch selbst beten. Wer wenig betet, erlebt natürlich auch selten Gebetserhörung. Beides gehört zusammen.
Also: Im Namen Jesu beten heißt, dass wir beten dürfen, als ob er sich selbst an seinen Vater richtete und in der Weise, in der er es tun würde.
Das bedeutet, für diese ersten drei Voraussetzungen sind drei Beschäftigungen erforderlich – und alle drei sind im Grunde dasselbe:
Zum Ersten: Ich lese die Heilige Schrift, um den Herrn kennenzulernen, um in ihm zu bleiben.
Zum Zweiten: Ich lese die Heilige Schrift, um den Willen Gottes kennenzulernen.
Zum Dritten: Ich lese die Heilige Schrift, um das Gebetsleben meines Herrn kennenzulernen.
In allen drei Fällen geht es um Gottes Wort, nicht um Erscheinungen, ekstatische Erlebnisse, Visionen oder Ähnliches. Es geht um sein Wort.
Wenn nicht mehr dein Wort gelten soll, worauf soll der Glaube ruhen? Mir ist nicht um tausend Welten, als um dein Wort zu tun.
Das ist das Entscheidende. Deshalb kämpfen wir – wenn ich diesen militärischen Ausdruck mal gebrauchen darf – im Malachi-Kreis für die Vollgültigkeit der Heiligen Schrift, damit wir in allen ihren Aussagen dem Wort Gottes vertrauen dürfen.
Und damit wir nicht selbst auswählen müssen, was Gottes Wort ist und was Menschenwort ist.
Warnung vor falscher Motivation im Gebet
Jakobus beschäftigt sich ebenfalls mit diesem Problem. Er schreibt im Jakobusbrief Kapitel 4, und vielleicht lesen wir das noch einmal, weil es ein sehr ernstes Wort ist.
Jakobus 4,2: „Ihr begehrt und habt nichts, ihr mordet und neidet und könnt nichts erlangen, ihr streitet und führt Krieg. Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, damit ihr es in euren Begierden vergeudet.“
Wir denken an denjenigen, der sechs Richtige im Lotto hat. Ich glaube nicht, dass er darum gebetet hat, um uns dann eine große Spende zukommen zu lassen. Wir haben ihm da sicher die richtige Antwort gegeben: Das ist nicht die Art Gottes, durch Glücksspiel oder Ähnliches zu handeln.
Gott hat uns verheißen, dass wir durch unsere eigene Hände Arbeit, im Schweiße unseres Angesichts, unser Geld verdienen. Und das gilt auch heute noch.
Hier geht es um das Gebet mit einer schlechten Motivation, ganz gleich, wie sie aussehen mag. Dieses Gebet wird nicht erhört, weil es nicht um die Ehre Gottes geht, sondern um den eigenen Profit.
Wenn wir erhörlich beten wollen, müssen wir lernen, unsere Wünsche zurückzustellen. Bei allen Bitten – auch wenn es um Gesundheit geht – sollten wir immer mit vollem Bewusstsein sagen: „Und zwar, wenn es dein Wille ist!“
Von einem Bruder, den ich gut kenne, hörte ich vor Kurzem Folgendes: Er ist sehr oft im Krankenhaus gewesen und hat viele Operationen über sich ergehen lassen müssen. Er sagt, er betet niemals darum, dass der Herr ihn wieder gesund macht. Stattdessen bittet er, dass der Herr durch seine Krankheit oder wie immer er es führen mag, verherrlicht wird.
Dann soll der Herr entscheiden, ob er ihn gesund macht oder nicht – Hauptsache, dass er dadurch verherrlicht wird.
Das ist erhörliches Gebet.
Darauf können wir still werden und gelassen sein, was die Zukunft angeht. Es kann mir nichts geschehen, außer das, was Gott vorhergesehen hat und was mir dienlich ist.
Ich darf dem Herrn vertrauen, was auch immer kommen mag.
Seine Ehre steht an erster Stelle – das ist das Entscheidende.
Also: keine selbstsüchtigen Motive. Das ist der vierte Punkt.
Ausdauer und Demut im Gebet
Punkt fünf und sechs sind in einer Geschichte enthalten, die uns vermutlich allen bekannt ist. Unser Herr machte, als er hier auf der Erde war, auch einmal eine Auslandsreise. Diese war nicht so weit, wie wir das oft tun, sondern nur gerade über die Grenze. Dort begegnet er einer phönizischen Frau, die ein Problem hat: Ihre Tochter ist krank.
Diese Frau wendet sich an den Herrn und ruft: „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner und heile meine Tochter!“ Doch der Herr stellt sich zunächst taub. Ich habe das als Kind überhaupt nie verstanden. Wie konnte der Herr so hart sein? Er geht einfach weiter und kümmert sich gar nicht um die Frau. Die Frau läuft hinter ihm her, schreit und ruft immer wieder. Schließlich bleibt er stehen und fragt: „Was willst du denn?“
Die Frau trägt ihr Anliegen vor. Da sagt er noch etwas ganz Hartes und vergleicht die Frau mit Straßenkötern – nicht mit einem drolligen Zwergpinscher oder Ähnlichem, sondern mit Straßenkötern. Die Frau antwortet: „Ja, du hast Recht, ich habe kein Anrecht. Ich erflehe nur dein Erbarmen. Ich fordere gar nichts, ich flehe nur um dein Erbarmen.“
Dann sagt der Herr: „O Weib, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst!“ (Matthäus 15,21-28). Das können wir nachlesen. Unser Herr ist einfach überwältigt von dem Glauben dieser Frau, die nicht einmal zu dem damals auserwählten irdischen Volk Gottes gehörte. Was hat er in ihr gesehen?
Nummer fünf: Die Ausdauer, das Durchhalten, das Nicht-müde-werden. Viele von uns haben sicher die Lebensgeschichte von Georg Müller schon einmal gelesen. Mich hat damals ein Buch sehr beeindruckt – „Niemals enttäuscht“. Es war für mich eines der wichtigsten Bücher überhaupt, neben der Heiligen Schrift. Der Mann hat viele Gebetserhörungen erlebt, aber eine nicht. Er hat für einen Freund vierzig Jahre gebetet. Wir würden heute sagen, er hat auch Freundschaftsevangelisation betrieben – vierzig Jahre für einen Freund, der ein hartnäckiger Sünder war und nicht zum Glauben kam.
Georg Müller stirbt, der Mann kommt zu seiner Beerdigung, und auf dem Grab findet er zum Herrn. Das Gebet wurde doch noch erhört. Nicht müde werden! Ich bin sicher, dass hier unter uns etliche sind, die schon lange für ihre Kinder beten. Und manchmal sind auch Kinder und junge Leute dabei, die für ihre Eltern beten, oder der Mann für die Frau, die Frau für den Mann. Nicht müde werden!
Schon im Alten Testament wird gesagt: „Ich habe alle deine Tränen eingeschlossen in meinen Schlauch.“ Wenn wir Gott vertrauen, lässt er uns nicht im Stich. Aber wir können den Zeitpunkt der Erhörung nicht bestimmen.
Ich weiß noch aus meinem eigenen Leben: Ich war damals vielleicht siebzehn Jahre alt und lebte in Köln in einem großen Wohnblock. Über uns wohnte ein Mädchen, vielleicht 15 Jahre alt, das kein besonders gutes Leben führte. Dennoch lag sie mir am Herzen. Ich wollte sie gerne zum Herrn führen und habe mit ihr darüber gesprochen. Sie zeigte sich auch nicht uninteressiert, aber es gab keinen Fortschritt.
Ich kann mich noch sehr gut erinnern: Als ich bei meiner Großmutter in den Ferien war, schlief ich oben auf dem Heuboden. Da kam mir nachts das Mädchen wieder in den Sinn. Ich stand aus dem Bett auf, kniete mich vor das Bett und rang im Gebet für sie. Dann stand ich auf und glaubte fest, dass sie zum Glauben kommen würde, wenn ich nach Köln zurückkehrte. Mein erster Gang sollte zu ihr führen, und sie würde mir freudestrahlend berichten, dass sie zum Herrn gefunden hatte.
Doch, liebe Freunde, nichts da! Das war für mich ein Schock. Denn am Glauben hatte es bei mir nicht gemangelt, im Hinblick auf die Überzeugung, dass Gott eingreift. Aber mein Glaube entsprach nicht ganz der Heiligen Schrift, denn ich glaubte auch, Gott vorschreiben zu können, wann er eingreifen sollte. Das habe ich damals einigermaßen gelernt, hoffe ich.
Das wissen wir nicht. Manchmal antwortet der Herr sehr schnell, und ich bin überzeugt, dass jeder von uns solche Glaubenserfahrungen hier berichten kann. Manchmal dauert es sehr, sehr lange. Nicht müde werden!
Ihr, die den Herrn fürchtet, heißt es in Jesaja 62,6-7: „Gönnt euch keine Ruhe und lasst ihm keine Ruhe!“ Die Benediktinermönche pflichteten dem bei mit dem Wort „Labora et labora“ – bete und arbeite. Bete, als ob alles in der Welt von deinem Gebet abhängt, und arbeite, als ob alles in der Welt von deiner Arbeit abhängt. Beides ist erforderlich, aber es fängt mit dem Beten an, nicht umgekehrt. Darüber haben wir eben auch gehört: Nicht müde werden!
Kommen wir nun zu Nummer sechs: Sie erflehte die Rettung, sie forderte nicht. Wir kommen zum Herrn als Hilfesuchende. Wir sind immer auch als Kinder Gottes von seinem Erbarmen abhängig. Wir leben alle von seiner Vergebung, auch jeden Tag neu, von seiner Gnade. Wir haben empfangen aus seiner Fülle, sagt Johannes: Gnade um Gnade, Tag für Tag.
Wir bitten den Herrn, wir fordern nicht. Wir überlassen es ihm und bitten ihn in der Gewissheit, dass er selbst besser weiß als wir, in welcher Weise er antwortet und wann er antwortet.
Weitere Voraussetzungen für Gebetserhörung: Heiligung und Lebenswandel
Das sind die ersten sechs Voraussetzungen, soweit sie mir besonders wichtig erscheinen. Die siebte steht im Alten Testament. An diese wurde ich manchmal erinnert, wenn ich in Afrika auf meinen Reisen war und in manchen Gemeinden am Ende einer Stunde das Gebet freigab. Dabei musste ich mir manchmal die Ohren zuhalten, was die Lautstärke anging.
Das finden wir auch in Jesaja 59. Dort heißt es: „Siehe, die Hand des Herrn ist nicht zu kurz, um zu retten, und sein Ohr ist nicht zu schwer, um zu hören, sondern eure Ungerechtigkeiten haben eine Scheidung gemacht zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, dass er nicht hört.“ Die Lautstärke allein macht es also nicht.
Auch die Länge des Gebets ist keine Garantie, dass die Anliegen, die wir vor Gott bringen, so erhört werden, wie wir es uns wünschen. Das Verbringen einer ganzen Nacht im Gebet ist keine Gewähr dafür. Es kann zwar hilfreich sein, sich zurückzuziehen, auch zu fasten und zu beten – was wir in unseren Kreisen ja kaum kennen – aber nicht, weil das Fasten an sich die Gebetserhöhung garantiert. Vielmehr hilft es uns, uns mehr auf das zu konzentrieren, was jetzt Not tut, und eine stärkere Abhängigkeit von unserem Herrn zu empfinden.
Worum geht es hier? Es geht um den Wandel in der Heiligung. Wenn wir es mit der Sünde in unserem Leben nicht ernst meinen, dann bleibt das nicht ohne Folgen. Im Malachi-Kreis ist uns das sehr wichtig: Wir wollen nicht nur Fehlentwicklungen bei anderen sehen, sondern auch uns selbst reflektieren. Das werdet ihr auch immer wieder in unseren Vorträgen merken. Wir sprechen auch zu uns selbst. Wir wissen, wie sehr wir der Gnade bedürfen und wie wichtig es ist, dass bei aller guten Lehre, die wir hoffentlich haben, das Leben damit übereinstimmt.
Wir wollen keinen riesigen „Leerwasserkopf“ haben – einen leeren Kopf voller Leere, aber dünner Beine. Sondern es soll zusammenpassen: Lehre und Leben, Lehre und Erfahrung. Wenn wir mit Christus leben – und das ist ja der Ausgangspunkt dieses Vortrags – dann bleibt das nicht ohne Auswirkungen auf unser persönliches Leben und unsere Glaubenserfahrungen.
Die rechte Lehre zeigt sich auch in der Veränderung unseres Lebens. Zum Beispiel im Umgang mit Versuchungen, Leidenschaften und Gebundenheiten: Erleben wir Befreiung? Geht es vorwärts? Nehmen die Siege zu und die Niederlagen ab, oder ist es umgekehrt? Sind wir wirklich glaubwürdig?
Ich formuliere einen Satz, den ich siebenmal wiederholen werde, jeweils mit verschiedenen Aspekten, damit wir ihn uns gut merken können. Das geht jetzt im Schnellverfahren, und man kann das später noch einmal in Ruhe nacharbeiten. Dieser Satz lautet: Der falsche Umgang mit der und der Sache ist ein großes Gebetshindernis.
Das sieht aus wie ein Bierglas, ist aber Wasser drin.
Praktische Beispiele für Gebetshindernisse im Alltag
Der falsche Umgang mit der Ehe und der Sache – das Erste
1. Petrus 3,7 wollen wir uns noch einmal anschauen. Dieser Vers betrifft uns Männer vor allem und berührt eine der schwächsten Seiten in unserem Leben. Dort heißt es: „Ihr Männer, wohnt ebenso bei ihnen, nach Erkenntnis als bei einem schwächeren Gefäß, dem weiblichen, und gebt ihnen Ehre als solchen, die auch Miterben der Gnade des Lebens sind, damit eure Gebete nicht verhindert werden.“
Wortwörtlich heißt das: Wenn wir in der Ehe keine Rücksicht auf unsere Frauen nehmen, werden unsere Gebete verhindert. Wenn wir uns jetzt in einem Eheseminar befänden, würden wir dieses Thema ausführlich behandeln. Doch ich denke, wir verstehen, worum es geht.
Wir sollten uns selbstkritisch fragen – und ich kann mir vorstellen, dass es nicht selten vorkommt –, dass sich hinterher interessante Gespräche zwischen den Eheleuten ergeben. Dabei sollten wir Männer wirklich so selbstkritisch sein, dass wir nicht von vornherein denken, über allem zu stehen.
Auch die sexuelle Versuchung ist bei Männern viel stärker ausgeprägt als bei Frauen. Deshalb brauchen wir ganz besonders das, was wir eingangs bei Jesus hörten: bei ihm zu bleiben. Dieser ständige Blick auf ihn, das Leben in seinem Wort und die Gemeinschaft mit ihm sind ein kostbares Gut. Wir sollten alles meiden, was diese Gemeinschaft in irgendeiner Weise belasten könnte.
Der rechte Umgang mit unseren Ehefrauen ist ein gewaltiger Schritt in Richtung Gebetserhöhung. Wir wollen das am Ende positiv formulieren.
Das Zweite: Der falsche Umgang mit unserem Geld – ein großes Gebetshindernis
Was bedeutet das überhaupt, unser Geld? Was raten wir den Geschwistern in dieser Zeit, was sie mit ihrem Geld tun sollen? Man kann unterschiedliche Ratschläge geben.
Denken wir daran, dass das Werk des Herrn oft finanzielle Engpässe hat, besonders in vielen Missionswerken. Manches kann nicht getan werden, was möglich wäre, wenn die Geschwister bei der Taufe ihren Geldbeutel nicht krampfhaft über Wasser gehalten hätten.
Beim Geld hört das Christsein oft auf – so sollte es bei uns nicht sein. Ich bin Johannes Flaum sehr dankbar, dass er noch einmal betont hat, dass wir nicht von uns als den Bibelgläubigen sprechen, den Bibeltreuen, sondern von denen, die bibeltreu sein möchten.
Die Bibeltreue zeigt sich auch darin, dass wir erkennen: Unser Geld ist nicht unser Geld, es ist sein Geld. Er hat es uns anvertraut, damit wir es für seine Sache ausgeben und seine Sache damit fördern.
Tun wir das, ihr Lieben, sollte das keine lästige Pflicht sein, sondern ein großes Vorrecht. Wenn man irgendwo hin spendet, an einen Ort, von dem man weiß, dass das Geld richtig eingesetzt wird, sollte man sich erkundigen. So erfährt man, wie der Herr dieses Werk segnet – auch aufgrund des eigenen finanziellen Beitrags und der Gebete, die das begleiten.
Welch eine Freude es schenkt, daran beteiligt zu sein!
Der richtige Umgang mit unserem Geld ist in 1. Timotheus 6 Thema. Dort wird vom falschen und richtigen Einsatz gesprochen.
Was die Sorgen angeht, auch fürs Alter, so sorgt nicht für den morgigen Tag. Jeder Tag hat an seinem Übel genug, sagt der Herr in der Bergpredigt. „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, und all das andere wird euch hinzugefügt werden.“
Meine Frau und ich haben das in wunderbarer Weise erfahren. Und ich weiß, etliche unter uns, die uns näher kennen, können das ebenso bestätigen: Wenn wir den Herrn an die erste Stelle setzen, lässt er uns nicht im Stich. Wir dürfen ihm vertrauen.
Drittens: Der falsche Umgang mit unserer Zunge
Hier sitzen junge und auch ältere Leute. Ich bin froh, dass es einigermaßen gemischt ist.
Ihr lieben älteren Brüder und Schwestern: Die Zunge ist die Waffe der Schwachen. In dem Maße, wie unsere körperliche Kraft nachlässt und manches andere auch, wird die Zunge oft lebendiger – leider nicht nur zum Guten.
Wie setzen wir unsere Zunge ein? Der rechte Einsatz der Zunge wird in Kolosser 4 beschrieben, der schlechte Einsatz in Jakobus 3 und der überflüssige, alberne Einsatz in Epheser 4 und 5. Ich nenne die ganzen Kapitel, weil man den Zusammenhang lesen sollte. Wir sollten die Zunge dem Herrn weihen.
Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich habe auf diesem Gebiet oft gefehlt. Es kann so schnell etwas herauskommen, das einem hinterher leidtut. Sicher, man entschuldigt sich und bittet um Verzeihung, aber das Wort ist bereits gesagt.
Das ist eine ständige Übung für Jung und Alt – und für die Eltern, glaube ich, noch wichtiger als für die Jungen.
Wir wollen den Herrn bitten, dass er uns die Kraft gibt, die Zunge richtig einzusetzen – zum Lobe Gottes. Wir haben eben gehört, dass sie zur Erbauung des Nächsten gebraucht werden soll, auch zur Korrektur, wo sie erforderlich ist. Aber vor allem, damit durch den Einsatz der Zunge Menschen zu Jesus geführt oder in seiner Gemeinschaft ermutigt werden, zu bleiben und zu wachsen.
Viertens: Der falsche Umgang mit den Geschwistern
Es gibt viele Bibelstellen darüber, wie wir miteinander umgehen sollen und wie wichtig Versöhnung und Vergebungsbereitschaft sind.
„Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn“, schreibt Paulus in Epheser 4,26. Und der Zusatz lautet: „Gebt dem Teufel keinen Raum.“ Das bedeutet, dass ich durch Unversöhnlichkeit okkult belastet werden kann. Ich muss nicht mit Pendeln hantieren oder Wünschelruten benutzen. Allein durch Unversöhnlichkeit kann das geschehen, dass ich belastet, wenn auch nicht besessen, sondern belästigt, zurückgehalten und unglücklich werde.
Was für ein Glück ist es, dass wir das Alte hinter uns lassen können, vergessen, was dahinter liegt, und uns nach vorne ausstrecken.
Wir müssen nicht ein gutes Gedächtnis für all das Böse haben, das andere uns angetan haben. Wir dürfen vergeben und vergessen – und sollten das von Herzen tun, so wie Christus uns vergeben hat.
Ich persönlich versuche, wenn es mir schwerfällt, mir einfach ins Gedächtnis zu rufen, wie groß die Schuld ist, die Gott mir erlassen hat. Dann kann ich auch meinem schlimmsten Feind vergeben.
Niemand ist mir so schuldig geworden, wie ich meinem Herrn schuldig bin.
Ich wage zu behaupten, dass ein Mensch, der nicht vergeben kann, auch nicht wiedergeboren ist. Ich glaube das einfach nicht. Es ist für mich unvorstellbar, dass ein Mensch glauben kann, die Riesenschuld, die er angehäuft hat, sei ihm von Gott erlassen, und er kann einem anderen nicht alles vergeben.
Das ist für mich unmöglich vorstellbar. Das soll mir erst einmal jemand beweisen, dass er Leben aus Gott hat und trotzdem Zorn in seinem Herzen konservieren kann.
Mit solchen Leuten sollten wir selbst dann ernstlich reden, wenn sie bei uns am Brotbrechen teilnehmen.
Der Umgang mit unseren Geschwistern, mit Nichtgläubigen, mit christusfernen Menschen und mit der Welt, wie wir so sagen, ist wichtig.
Haben wir einen guten Leumund? Sind wir als hilfsbereit bekannt? Sind wir freundliche Menschen, die für andere da sind?
Wenn es um die Bestellung von Ältesten geht, heißt es, sie müssen einen guten Ruf haben bei denen, die draußen sind. Damit sind die christusfernen Gemeinden, Fremde und Menschen gemeint.
Wie sieht das in unserer Nachbarschaft aus? Können wir jederzeit diese Leute zu einer Evangelisation einladen, ohne dass sie erstaunt sind, warum wir plötzlich mit frommen Dingen kommen? Sonst merkt man ja nichts davon.
Schade, dass ich nicht mehr Zeit habe, sonst würde ich dazu ein Beispiel bringen.
Sechstens: Der Umgang mit dem Okkulten
Hier nenne ich besonders für die ältere Generation die alternative Medizin und Heilpraktiker. Vorsicht ist geboten.
Ich behaupte nicht, dass alle Heilpraktiker mit dem Teufel im Bunde sind – um das ganz deutlich zu sagen –, denn ich kenne auch einige, die keine Homöopathie verschreiben oder Irisdiagnosen machen.
Es gibt viele Möglichkeiten, Menschen zu helfen. Aber sehr viele Heilpraktiker arbeiten mit Methoden, die einen okkulten Hintergrund haben.
Wer da nicht klar sieht, kann mich gerne ansprechen. Es gibt auch gute Literatur dazu.
Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe eine Zeit lang Homöopathie betrieben und mich intensiv mit Hahnemann beschäftigt. Dann habe ich erkannt, woher das alles kommt und mich davon losgesagt.
Wir sollten äußerste Vorsicht walten lassen. Nicht alles, was heilt, kommt von oben.
„Gesundheit aus der Apotheke Gottes“ von Maria Treben ist ein okkult verseuchtes Buch. Wer das nicht glaubt, kann das Buch und seine okkulten Quellen genau ansehen. Darüber können wir ins Gespräch kommen.
Wenn wir unsere Zuversicht auf solche Arten von Medizin setzen, werden wir kaum noch Gebetserhöhung erleben.
Das gilt nach meinem Dafürhalten auch für den ganz normalen Arzt. Wir legen die Heilung in Gottes Hand und unser Vertrauen auf den Herrn. Er kann natürlich auch die Ärzte dazu gebrauchen, aber wir dürfen keine okkulten Quellen anzapfen.
Und das Letzte: Die verborgene Schuld – etwas unter den Teppich kehren
Psalm 32 beschreibt das. David hat das ein Jahr lang versucht. Aus dem Mann nach dem Herzen Gottes wurde ein Mensch, der unter Depressionen litt.
In Vers 3 und 4 wird beschrieben, dass er keinen Lebensmut mehr hatte, total am Boden zerstört war und keinen Ausweg sah.
Da hat Gott einen Seelsorger gefunden: Nathan. Er wurde zu David geschickt.
Wir kennen die berühmte Geschichte, bis Nathan sagt: „Du bist der Mann.“ David konnte zu diesem Zeitpunkt noch sehr gut andere beurteilen, aber nicht sich selbst – sehr interessant.
Dann erkennt er, wo er gestrauchelt ist, und tut Buße.
Wenn wir noch Dinge verstecken müssen, bringt uns das nicht weiter.
Gott wird uns nicht segnen und auch nicht gebrauchen als seine Werkzeuge.
Die Sache muss an die Öffentlichkeit.
Wenn ich an Menschen schuldig geworden bin, muss ich es auch diesen Menschen bekennen, und der Herr wird vergeben.
Nicht verdecken, nicht verstecken, sondern bekennen – und wir werden frei.
Schlusswort und Ausblick
Ich komme zum Schluss. Der eine oder andere wird sich jetzt vielleicht sagen: „Tja, da sind ja einige Punkte dabei, die mir etwas neu erscheinen.“ Ich will versuchen, daran zu denken. Es war ziemlich viel, man kann kaum alles behalten. Dennoch muss ich sagen, der Herr hat auch in meinem Leben etliche Gebete erhört.
Ich glaube, dass der Herr überaus gnädig ist und manches tut, wo wir nur staunen können, wie er eingreift. Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass je mehr wir uns in diesem Sinne ausrichten lassen und ihm vertrauen, desto mehr gibt er uns die Kraft und die Freude, weil wir es aus Liebe zu Jesus tun. Wir sind überwältigt von dem Mann von Golgatha. Desto häufiger erleben wir Gebetserhörungen und merken dann in der Erhöhung: Das war kein Zufall, das war Gottes Fügung.
Damit komme ich zum zweiten Teil meiner Ausführungen. Diesen werde ich hier nicht weitergeben, sondern habe ihn in zwei Schriften zusammengefasst. Einmal in diesem Buch, das einige von euch schon haben: „Afrika war nur der Anfang“. Es geht um einige Erlebnisse, die meine Frau und ich mit dem Herrn haben durften. Als Gebetserhörungen sind es alles Kurzgeschichten. Man kann jede Geschichte für sich lesen und sich fragen: Kann man das auf natürliche Weise erklären? Wie greift Gott ein?
Ich halte es für wichtig, ihr Lieben, denn ich glaube, dass wir noch einen Auftrag haben im Hinblick auf die evangelikale Welt. Wenn wir von der biblischen Lehre her versuchen, gewisse Dinge auszurichten, müssen wir gleichzeitig auch sagen können: Es ist nicht so, wie ihr uns vorwerft. Diesen Vorwurf hören wir manchmal: „Ihr habt die Lehre, wir haben die Erfahrung.“ So können wir aufzeigen, dass die rechte Lehre auch zur rechten Erfahrung führt. Das muss kein Entweder-oder sein. Das eine ist die Folge des anderen.
Wenn ich mit dem Herrn lebe, erlebe ich auch, wie er auf unser Gebet antwortet. Ich erlebe, dass Gott hier eingreift und dass das nicht purer Zufall ist. Deshalb kann ein solches Buch oder auch andere Dinge, wie wir sie von Wolfgang hörten, sehr hilfreich sein.
Ich habe hier unten geschrieben: „Erlebnisse eines ganz gewöhnlichen Menschen mit einem außergewöhnlichen Gott.“ Ein ganz gewöhnlicher Mensch – davon bin ich überzeugt. Und ich glaube, dass die meisten von uns ganz gewöhnliche Menschen sind. Es ist mein Wunsch, dass wir erkennen: Auch ein ganz gewöhnlicher Mensch kann etwas mit dem Herrn erleben, wenn er ihm vertraut.
Wir müssen nicht alle in die Mission gehen, um Gebetserhörungen zu erleben. Wir können das hier und heute, jeden Tag tun. Wenn wir beten, dass wir gesund nach Hause kommen, und wir kommen gesund nach Hause, dann ist das eine Gebetserhörung. Mit so etwas sollte man anfangen: Alles in die Hand des Herrn legen.
Was daraus entstanden ist, findet ihr im ZAM-Journal. Ich habe diese beiden Sachen hier vorne auf einem Tisch ausgelegt, der steht vor der Tür. Ich habe gedacht, als kleines Geburtstagsgeschenk an euch – ich hatte nämlich vor zwei Tagen Geburtstag – schenke ich all den lieben Freunden und Geschwistern diese zwei Sachen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr euch alle bedient. Bitte keine Spenden, für ein Geschenk spendet man nicht.
Ich danke euch von ganzem Herzen und würde noch kurz gerne mit uns allen beten.