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Wenn einem die Freudlosigkeit zu schaffen macht

Mut für morgen, Teil 10/10
02.05.19952. Korinther 7,2-16
Auf bleibende Freude, die mehr ist als Spaß, Lust oder Humor, muss man nicht wehmütig zurückblicken. Freude ist eine Person und hängt ausschließlich am Herrn Jesus Christus. Wenn die Freude hinter einem großen, unüberwindbaren Berg liegt, braucht es die Bohrköpfe des Gebets, des Briefs und der dritten Person, die uns helfen, zur Freude zu gelangen. Vor allem braucht es das Kreuz, mit dem Jesus von der anderen Seite den Weg freilegt. Mineure (Sprengmeister) zur Freude hin sollen wir sein. (Konrad Eißlers letzte Bibelarbeit der Reihe und letzte Bibelarbeit als Pfarrer der Stiftskirchengemeinde)

(KI-gestützte Gliederung)

I. Einführung: Die Freude als Kern des christlichen Lebens

  • Bibeltext: 2. Kor. 7

    , 2 ff.

  • Poetische Ergänzung: Eduard Mörikes "Rückblick"
    • Wehmut über vergangenes Glück
    • die begrenzte Spanne zukünftigen Glücks
    • Die Lebensordnung ist trotzdem von Gott gesetzt
    • "Du freue dich gehabter Freude, andere Freuden folgen..."
  • Freude als cantus firmus des Glaubens
    • Paulus drückt Freude sechsmal aus, dreimal sogar "überschwängliche Freude".
    • "Christsein entscheidet sich an der Freude".
    • Die Natur der Freude im christlichen Sinne:
      • Kein "Spaß" (wie an Kindern oder Enkeln).
      • Keine "Lust" (wie beim Wandern).
      • hat nichts mit Humor zu tun
      • Freude ist eine Person und hängt ausschließlich an diesem Herrn.
    • Beispiele für diese Freude:
      • Weihnachten: Freude durch die Engelsbotschaft über die Geburt des Heilands.
      • Ostermorgen: Freude durch die Begegnung mit dem Auferstandenen.
      • Samaria: Große Freude durch die Kraft- und Freudentaten des Herrn.
    • Der Herr löst eine Freude aus, die "allewege bleibt".

II. Der Berg der Freudlosigkeit und der "Mineur" zur Freude

  • Die Realität der fehlenden Freude
    • Freude ist oft nicht sichtbar, wie die Sonne, die von der Nacht vertrieben wurde.
    • Die Freude ist "verschüttet" und liegt hinter einem großen, unüberwindbaren Berg.
  • Die Notwendigkeit des "Mineurs"
    • Die einzige Möglichkeit, an diese Freude heranzukommen, ist, den Berg zu durchqueren, durchbohren oder zu durchtunneln.
    • Vergleich mit "Mineuren" (Bergleuten, Sprengmeistern), die Berge durchbohren.
    • Aufruf: "Mineure zur Freude hin sein".
    • Dieses "Bergmannsgeschäft" beinhaltet den Weg durch kleine Freuden, große Traurigkeiten und schließlich durch die gewaltige Schuld.
  • Erste Phase: Durch kleine Freuden hindurch (im Kontext von Konflikten)
    • Die Situation damals (Korinth) war zum "Heulen", ein "Berggrutsch" zwischen Gemeinde und Apostel.
      • Unterste Schlammschicht: Besuch von "Freudenhäusern".
      • Nächste Lehmschicht: Blutschande in Familien.
      • Oberste dicke Brocken: Handfeste theologische Streitigkeiten und Parteiungen.
      • Ein "Erdrotz des Bösen" als unüberwindbares Hindernis.
    • Zwei unzulängliche Wege zur "Freude":
      • sich ganz zurückziehen: Den Dienst aufgeben und weiterziehen ("Bettel hinwerfen").
      • alles unter den Teppich kehren: Konflikte herunterspielen, vergessen ("Take it easy")
    • beide Möglichkeiten führen nicht zur wahren Freude.
    • Übertragung auf aktuelle "Erdrutsche" (z.B. in Ehen, zwischenmenschlichen Beziehungen), die zu Trennung, Einsamkeit und abgeschnittenen Kontakten führen.
    • Diese Möglichkeiten sind "Unmöglichkeiten", weil sie nicht zur Freude hinführen.

III. Erste Phase: Die "Bohrköpfe" für den Durchbruch zur Freude

  • Tunnelbau ist kein Spaziergang; es werden verschiedene Bohrköpfe benötigt.
  • Es gibt drei Bohrköpfe, um durch den Berg zu kommen.
  • Das Gebet: Der große und starke Bohrkopf.
    • "Betende Hände sind arbeitende, bohrende Hände".
    • Gebetsarbeit ist besonders schwer bei Aussichtslosigkeit.
    • Leuchtendes Beispiel: Die Syrophönizierin (Mk 7,24-30 / Mt 15,21-28)
      • Ihre Tochter war krank, ein "Erdrutsch" in ihrem Leben.
      • Sie bohrte und bohrte im Gebet, rief Jesus nach ("Herr, erbarme dich"), auch als er nicht reagierte.
      • Trotz Jesu' hartem Wort ("Brot vor die Hunde werfen") bohrte sie weiter: "Herr und doch essen die Hündlein von den Brosamen, die von des Herrnische fallen.".
      • Dies bedeutet: "Herr, vor dir bin ich tatsächlich ein armer Hund und trotzdem musst du mir helfen".
      • Aufruf, so zu beten: Ohne Anspruch, aber alles von Gott erwarten.
  • Der Brief (der zweite Bohrkopf)
    • Es ist wichtig, Gedanken in Ruhe niederzuschreiben, damit der andere es "schwarz auf weiß hat".
    • Gibt dem anderen die Gelegenheit, es immer wieder zu lesen.
    • Das Schreiben verkümmert, sollte aber wiederbelebt werden.
  • Die Drittperson (der dritte Bohrkopf):
    • Paulus schickte Titus, um die Situation zu regeln.
    • Es darf keine Funkstille bleiben, wenn Freudlosigkeit eingebrochen ist.
    • Man sollte eine dritte Person einschalten, bitten, für sich zu reden, schreiben oder eintreten.
    • Hinweis auf Seelsorger oder Personen des Vertrauens als "Bohrkopf".

IV. Zweite Phase: Durch die großen Traurigkeiten hindurch

  • "Die Mittagstunden der Traurigkeit sind todgefährlich".
  • Die drei "Traurigkeiten der Welt":
    1. Die Klage über das Verlorene:
      • Verlust von Geld, Gesundheit, Angehörigen; begleitet von Selbstbedauern und Selbstmitleid.
      • Überwindung durch das "Bild der Waage":
        • Auf die eine Seite der Waage legen, was verloren wurde (Angehörige, Gesundheit, Kraft, Hoffnungslosigkeit).
        • Auf die andere Seite legen, was Gott geschenkt hat (Sein Wort, Sakrament, Durchhilfe, Nahrung, Haus, Familie, Frieden, 50 Jahre ohne Krieg).
        • Die Güte Gottes überwiegt die Sorgen und Nöte bei Weitem.
        • Erkenntnis: "Sie sind reich beschenkt".
    2. Die Anklage gegen Menschen, die einen verletzt und Unrecht getan haben:
      • Alte Verletzungen, die man nicht vergisst; man trägt "Koffer voller Akten" gegen andere.
      • Beispiele: Anklage gegen Eltern (für "innere Verletzungen"), Ärzte (für Krankheit), Lehrer (für "Verbiegen").
      • Überwindung durch die Liebe: Aus 1. Korinther 13: "die Liebe rechne dich ab".
      • Jesus hat nicht abgerechnet; wir sollen großzügig sein, die "Koffer ablegen" und keine "Staatsanwälte" sein, sondern "Träger dieser Liebe Gottes".
    3. Die Selbstanklage:
      • Das Gefühl, nicht wiedergutmachen zu können, was geschehen ist ("Kette der Versäumnisse").
      • Persönliches Beispiel des Redners: Zu spät zu einem Sterbenden gekommen.
      • Frage: Ist noch etwas gutzumachen im Leben, wenn diese Fragen aufkommen?.

V. Dritte Phase: Durch die gewaltige Schuld hindurch – Der entscheidende Durchbruch

  • Schuld als undurchdringliche Schicht

    • Schuld ist wie "Granit" oder "Beton", undurchdringlich.
    • Alle Versuche, sie zu "bohren", scheitern kläglich.
    • Die Schuld gegen Gott ist die tiefste Ursache der Not und verhindert den Durchbruch zur Freude.
  • Das Evangelium als einziger Weg zum Durchbruch

    • Vergleich mit dem Tunnelbau, bei dem die Mineure von zwei Seiten aufeinandertreffen.
    • "Wir kommen nicht durch, aber Einer hat von der anderen Seite her dieses Tunnel vorangetrieben: Jesus Christus".
    • Jesus ging in die Dunkelheit und Finsternis des Grabes, um die "letzte Betonwand der Schuld aufzubrechen".
    • Sein Werkzeug dazu war das Kreuz.
      • Das Kreuz war so hart, dass ihm nichts widerstehen konnte.
      • Das Kreuz schaffte den Durchbruch.
    • Am Kreuz begegnen wir dem, der uns entgegengearbeitet hat.
    • Das Kreuz ist der Beweis: Der Durchbruch ist geschafft. Der Zugang zur Freude steht offen.
    • Am Ostermorgen wurde es ganz klar, als der "letzte große Brocken, der Grabstein, durch die Lüfte flog".
    • "Nichts, nichts kann uns mehr scheiden von der Liebe Gottes".
    • Das letzte, alles entscheidende Werkzeug ist das Kreuz Jesu.
    • Fazit: "Das Kreuz ist die Hilfe zur Freude." Man muss nicht vor dem Berg der Traurigkeit sitzen bleiben.