Einführung: Mutige Verkündigung und aktuelle Herausforderungen
Nicht meine Worte zu reden, sondern das Wort, das du uns gegeben hast. Gib mir Freimut und Klarheit, und dann gebrauche dein Wort, um das zu tun, was nur du tun kannst: Leben zu geben und Leben zu verändern. So segne die Verkündigung deines Wortes, segne das Hören auf dein Wort. Amen.
Am 18. Januar dieses Jahres hat Pfarrer Olaf Latzel in der Bremer St.-Martini-Kirche eine Predigt über einige Verse aus dem Buch Richter gehalten. Er bezog sich dabei auf den Bericht über Gideon und wie dieser den Götzendienst in seiner Zeit vehement bekämpft hat. Mit dieser Predigt rief er die Gemeinde und darüber hinaus Menschen dazu auf, sich gegen Götzendienst zur Wehr zu setzen.
Er forderte Christen auf, ihre Religion und ihren Glauben an den einen Retter und Herrn Jesus Christus nicht mit anderen Dingen zu vermischen. Wirklich sagte er: Eine Buddhafigur im Wohnzimmer eines Christen, das geht nicht – weg mit dem fetten Mann! Zudem rief er dazu auf, dass Christen nicht mit Muslimen gemeinsame Gebetsveranstaltungen abhalten sollten, als würden wir den gleichen Gott anbeten, wo doch die Muslime den Retter und Herrn Jesus Christus leugnen.
Dabei betonte er, dass wir diese Menschen lieben wollen und gerade deshalb ihnen das Evangelium sagen müssen, denn es gibt nur einen Weg. Ich war ermutigt, eine solche Predigt von einem Pfarrer in der Landeskirche zu hören. Ich habe sie mir von Anfang bis Ende angehört; sie ist im Internet nachhörbar. Es war interessant zu beobachten, was daraufhin geschah.
Der eine oder andere hat es mitbekommen: Die Reaktionen waren heftig. Auf mehrfachen Antrag hin prüft die Staatsanwaltschaft Bremen, ob er wegen Volksverhetzung angeklagt werden sollte. Die bremische Bürgerschaft, also das bremische Landesparlament, hat in einem Akt, den wir in dieser Zeit eigentlich nicht kennen, öffentlich Stellung bezogen. Mit Mehrheit beschloss das Parlament eine öffentliche Verurteilung dieser Predigt – eines Hasspredigers, wie sie ihn nannten.
Selbst die evangelische Landeskirche distanzierte sich sofort von ihm, sowohl von seiner Theologie als auch von seiner Verkündigung. Und vielleicht am schockierendsten für mich persönlich: Selbst die Evangelische Allianz in Bremen, zu der Olaf Latzel und seine St.-Martini-Gemeinde gehören, distanzierte sich vorsichtig vom Inhalt und der Art der Verkündigung von Olaf Latzel an diesem Sonntag.
Wie sollen wir über so etwas denken? Wie sollten wir reagieren, wenn wir erleben, dass jemand, der das Wort Gottes klar verkündigt – kompromisslos, provokant vielleicht – in die Schusslinie gerät?
Wir wollen heute eine ähnliche Predigt betrachten, eine sicher noch viel biblischere Predigt, denn sie stammt direkt aus der Bibel. Wir wollen darüber nachdenken, wie Menschen darauf reagiert haben, und wir wollen darüber nachdenken, wie die Gemeinde darauf reagiert, dass die Welt sich so vehement dagegenstellt.
Die Anfänge der Gemeinde und die Kraft des Evangeliums
Damit kommen wir zu unserem Predigttext in der Apostelgeschichte. Winfried hat uns bereits darauf vorbereitet.
Am Anfang der Apostelgeschichte sehen wir 120 Christen, die verängstigt in einem Obergemach verborgen sind. In Apostelgeschichte 2 wird beschrieben, wie Gott seinen Heiligen Geist auf diese ersten Christen sendet. So, wie Jesus es ihnen verheißen hat, kommt der Heilige Geist, rüstet sie aus und gibt ihnen Mut.
Daraufhin beginnt Petrus öffentlich zu predigen. Seine erste Predigt am Pfingsttag hat eine enorme Wirkung: 3000 Menschen kommen zum Glauben. Einige Zeit später – wir wissen nicht genau, wie lange danach – berichtet Kapitel 3 von einer Heilung. Gott heilt durch Petrus einen Gelähmten. Petrus nutzt diese Gelegenheit sofort, um die zugelaufenen Menschen mit dem Wort Gottes zu konfrontieren.
Wir haben von Winfried gehört, dass Petrus keine leichte Botschaft verkündet. Er klagt die Menschen an und sagt: „Ihr seid Mitmörder des Christus.“ Gerade deshalb brauchen sie Rettung. Petrus verkündet, dass Jesus Christus stellvertretend für ihre Sünden gestorben ist und siegreich über Tod und Sünde auferstanden ist. Wenn sie ihren Glauben auf ihn setzen, werden sie gerettet.
Auch diese Predigt hat eine enorme Wirkung. Wie wir in der Textlesung gehört haben, wächst die Gemeinde auf fünf Männer, Frauen und Kinder an. Ein enormes Wachstum. Dazu ist kein Mensch fähig – das vermag nur Gottes Wort.
Das Evangelium ist eine unvergleichliche Kraft, die durch mutige und treue Verkündiger freigesetzt werden muss. Wenn das geschieht, verfehlt das Wort seine Wirkung nicht. Das sehen wir deutlich.
Wachstum und Widerstand: Die Reaktion der Welt auf das Evangelium
Gleichzeitig sehen wir nicht nur, wie dieser Segen fließt, wie die Gemeinde wächst und Menschen zum Glauben kommen, sondern auch, wie der Widerstand zunimmt. Petrus predigt das Evangelium, und er sowie Johannes werden verhaftet. Sie werden über Nacht eingesperrt und am nächsten Morgen vor den Hohen Rat geführt. Man droht ihnen, sie sollen schweigen.
Da man sich nicht anders zu helfen weiß, werden sie vorerst entlassen. Wer die Apostelgeschichte weiter kennt, weiß, dass es weitere Verhaftungen geben wird und dass diese nicht immer so glimpflich verlaufen.
So kommen wir zum eigentlichen Predigttext. Wir sehen also, dass die klare Evangeliumsverkündigung sowohl zu Wachstum als auch zu Widerstand führt. Nun wollen wir in Apostelgeschichte 4,23 betrachten, wie die Gemeinde in Jerusalem auf diesen äußeren Widerstand reagiert.
Ich lese uns den Predigttext aus Apostelgeschichte 4,23 vor. Wer mitlesen möchte: Das müsste Seite 140 in den ausliegenden Bibeln sein, im hinteren Teil, im Neuen Testament.
Die Gemeinde im Gebet: Zusammenhalt trotz Bedrängnis
Und als man sie hatte gehen lassen, also Petrus und Johannes, kamen sie zu den Brüdern und berichteten, was die Hohenpriester und Ältesten zu ihnen gesagt hatten.
Als sie das hörten, erhoben sie einmütig ihre Stimme zu Gott und sprachen:
Herr, du hast Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht.
Du hast durch den Heiligen Geist durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes, gesagt:
Warum toben die Heiden, und die Völker nehmen sich vor, was umsonst ist?
Die Könige der Erde treten zusammen, und die Fürsten versammeln sich wider den Herrn und seinen Gesalbten.
Wahrhaftig, sie haben sich versammelt in dieser Stadt gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast:
Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Stämmen Israels, um zu tun, was deine Hand und dein Ratschluss zuvor bestimmt hatten, dass es geschehen solle.
Und nun, Herr, sieh an, wie sie drohen, und gib deinen Knechten mit allem Freimut, dein Wort zu reden.
Strecke deine Hand aus, dass Heilung und Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus.
Als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren, und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt.
Sie redeten das Wort Gottes mit Freimut.
Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele.
Auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam.
Mit großer Kraft bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war bei ihnen allen.
Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte. Denn wer von ihnen Äcker oder Häuser besaß, verkaufte sie und brachte das Geld für das Verkaufte.
Dann legte er es den Aposteln zu Füßen und gab jedem, was er nötig hatte.
Joseph aber, der von den Aposteln Barnabas genannt wurde, das heißt Sohn des Trostes, ein Levit aus Zypern gebürtig,
hatte einen Acker, verkaufte ihn und brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen.
Die Herausforderung des Zusammenhalts in der Gemeinde
Dies ist der Bericht darüber, was geschieht, als die Apostel Petrus und Johannes zur Gemeinde kommen. Gerade aus dem Gefängnis entlassen und angesichts des Widerstandes sehen wir, wie die Gemeinde fest zusammensteht. Das ist erstaunlich und nicht selbstverständlich.
Das wird uns schnell klar, wenn wir uns in die Situation der Gemeinde dort hineinversetzen. Stell dir vor, du wärst eben im Tempel gewesen und hättest erlebt, wie Petrus und Johannes predigen. Plötzlich werden sie von einer Mischung aus politischer und religiöser Leitung, von der Staatsgewalt, verhaftet und eingesperrt. Sie kommen am Abend nicht mehr heraus, sie sind über Nacht eingesperrt.
Wahrscheinlich wärst du einer von denen gewesen, die sich schnell aus dem Staub gemacht haben. Ich nehme an, das war die typische Reaktion der Menschen. Dann klopft es an der Tür, und da steht dieser Petrus. Hättest du ihn fröhlich hereingebeten und gesagt: „Ach, schön, dass du wieder aus dem Gefängnis rauskommst, komm rein, wann predigen wir weiter?“ Oder hättest du gesagt: „Mensch Petrus, Junge, jetzt mach aber mal halblang, okay? Das war ja alles toll, aber jetzt sei mal ein bisschen zurückhaltend, vielleicht machst du mal Urlaub. Petrus, ich kann dich jetzt hier nicht beherbergen, dir ist schon klar, dass ich dann mit in Gefahr bin, und ich muss für meine Familie sorgen. Bitte geh woanders hin.“
Oder hättest du vielleicht so getan, als ob du das Klopfen nicht gehört hättest und die Tür erst mal zugelassen, damit Petrus beim nächsten Mal nicht mehr rauskommt?
Ehrlich, liebe Leser, bevor wir jene verurteilen, die angesichts eines solchen Widerstandes erst einmal auf Distanz gehen, sollten wir unsere eigenen Herzen hinterfragen. So loyal zu einem so mutigen, vielleicht auch provokanten Prediger zu stehen, erfordert allen Mut, den wir von Natur aus nicht haben.
Einheit im Gebet und gegenseitige Fürsorge
Umso erstaunlicher ist die Reaktion der Gemeinde in Jerusalem. Sie steht fest zusammen, zeigt scheinbar keine große Angst, öffnet die Türen und versammelt sich um die Apostel.
Das wird ganz konkret in zwei Beispielen sichtbar, in zwei Dingen, die sie miteinander tun. In den Versen 23 bis 31 sehen wir, wie sie zusammenkommen und einmütig gemeinsam beten. In den Versen 32 bis 37 erkennen wir, wie sie in herzlicher Liebe füreinander sorgen.
Auf diese beiden Aspekte möchte ich im Folgenden näher eingehen.
Das Gebet der Gemeinde: Besinnung auf Gottes Souveränität
Lasst uns zuerst betrachten, wie die Gemeinde sich im Gebet vereint, angesichts des äußeren Widerstandes. Zu Beginn dieses Gebets besinnt sich die Gemeinde darauf, wer Gott ist. Sie beten ihn an als den Herrn, gerade im Angesicht der Herren, die dort Chaos anrichten.
Sie besinnen sich auf ihn als den Schöpfer aller Dinge und als den souveränen Herrscher. Außerdem erinnern sie sich an sein Wort, insbesondere an Psalm 2. In den Worten aus Psalm 2 hat Gott deutlich gesagt, dass das Evangelium, dass der Christus für viele zum Anstoß werden wird. Dass sich Menschen gegen ihn vereinen werden. Die Gemeinde denkt also zuerst an Gott und an Gottes Wort und erhält dadurch eine neue Perspektive.
Ab Vers 27 sehen wir in einem zweiten Teil des Gebets, wie sie nun erkennen, dass das, was Psalm 2 beschreibt – nämlich dieser Widerstand, diese unheilige Allianz gegen den Christus – seine Erfüllung in Jesus Christus gefunden hat. Jesus ist dieser Christus. König Herodes und Pontius Pilatus, die Heiden und die Stämme Israels haben sich alle zusammengetan, um das zu tun, was Psalm 2 schon angekündigt hat.
Sie haben sich gegen Jesus gestellt und ihn brutal ermordet. Doch in ihrem Gebet ist den Gläubigen klar, dass Gott immer noch alles im Griff hat. Sie ziehen sich nicht zurück und lassen sich nicht durch die Geschehnisse verängstigen. Denn sie erkennen, dass das, was geschehen ist, geschehen musste, weil Gott es von langer Hand geplant hatte. Es entspricht seinem Ratschluss.
Das heißt, diese bösen Aktionen der Herrscher jener Zeit sind letztendlich nichts anderes als das, was Gott gebraucht, um das zu tun, was geschehen musste. Er gebraucht sie, um Jesus Christus am Kreuz sterben zu lassen, damit er stellvertretend für Sünder sterben konnte. Die Feinde des Evangeliums werden zu Handlangern des Evangeliums, ohne es zu ahnen.
Nicht die Gläubigen in Jerusalem – ihnen ist das Evangelium klar vor Augen. Ihnen ist klar, dass Christus sterben musste. Das war nötig, sowohl für Menschen wie Pontius Pilatus und Herodes, für den Mob in Jerusalem als auch für sie selbst. Genauso wie es für uns nötig ist. Keiner von uns ist frei von Schuld. Keiner von uns kann mit Gott versöhnt leben oder vor Gott bestehen, wenn wir eines Tages vor ihn treten müssen.
Es sei denn, unsere Schuld, die wir alle haben, wird von uns genommen. Unsere Schuld darf nicht an uns gestraft werden – das würden wir nicht überleben – sondern sie muss von uns genommen und an anderer Stelle gestraft werden. Deshalb ist Jesus Christus gekommen. Er hat unsere Strafe, die Strafe aller, die im Glauben zu ihm kommen, am Kreuz auf sich genommen. Am dritten Tag ist er siegreich über Tod und Sünde auferstanden.
So hat Gott mitten in diesem brutalen Handeln der Menschen alles im Griff. Den Menschen in Jerusalem, der Gemeinde in Jerusalem, ist das klar. Sie finden große Hoffnung und Zuversicht darin. Sie wissen nun, dass Jesus, der sich nach seinem Tod für vierzig Tage seinen Jüngern gezeigt hat, ihnen einen Auftrag gegeben hat.
Dieser Auftrag lautet, ihn bekannt zu machen – in Jerusalem, in Judäa und Samaria und bis an die Enden der Erde. Sie sollen ihm dienen. Das prägt dann ihr Gebet.
Das Gebetsanliegen: Freimut zur Verkündigung
Ihr Lieben, uns muss klar sein: Wenn wir heute Widerstand gegen das Evangelium erleben, dann darf uns das nicht überraschen. Die Bibel sagt uns das ganz deutlich.
Das Evangelium ist – da haben die ja Recht in Bremen – eine konfrontative Botschaft, die in gewisser Weise komplett intolerant ist. Aber es ist die Wahrheit. Ja, es ist richtig, dass es intolerant ist, denn wir tolerieren nicht, dass alle Wege irgendwie zu Gott führen. Das können wir nicht akzeptieren, weil es einfach falsch ist. Toleranz ist ja kein Wert an sich.
Natürlich wollen wir liebevoll miteinander umgehen. Wir wollen in Liebe auch denen begegnen, die Jesus nicht als Herrn anerkennen. Ja, dazu sind wir berufen, das ist unsere Verantwortung. Aber das heißt nicht, dass wir so tun können, als wäre das alles die gleiche Botschaft.
Nein, wenn wir treu für das Evangelium eintreten, dann müssen wir wissen, dass das Evangelium scheidet. Für die einen ist es der Wohlgeruch des Lebens. Diese Menschen werden die Botschaft mit Freude annehmen. Sie wird ihre Herzen verändern. Sie werden neues Leben bekommen und Gott ihr Leben lang loben und preisen. Das sind die Menschen, die so wie ihr dann zusammenkommen als Gemeinde.
Aber für andere wird das Evangelium ein Geruch des Todes sein. Für sie wird es etwas sein, das sie nicht aushalten können. Sie werden sich mit aller Vehemenz dagegenstellen. So ist die Situation der Christen in Jerusalem – eine Situation, auf die auch wir vorbereitet sein sollten.
Deshalb tun wir gut daran, nun zu bedenken, was sie jetzt eigentlich konkret gebetet haben. Nachdem sie sich auf Gott besonnen und Gottes Wort erkannt haben, wie Gottes Wort sich hier ganz praktisch erfüllt hat, kommen sie jetzt zu ihrem eigenen Gebetsanliegen ab Vers 29. Vor diesem Hintergrund sind sie nun in der Lage, einmütig und biblisch zu beten:
„Und nun, Herr, sieh an ihr Drohen und gib deinen Knechten mit aller Freimut zu reden dein Wort!“
Sie beten nicht: „Herr, bitte gib uns Frieden, dass sie uns nicht finden.“ Oder: „Herr, bitte gib uns einen Weg, wie wir flüchten und in Freiheit kommen können.“ Oder: „Herr, nimm sie weg, damit wir endlich wieder Ruhe haben.“ Nein, der Widerstand ist da, das ist normal. Das überrascht sie nicht. Aber sie bitten: „Gib uns Freimut! Gib uns den Mut, so wie Petrus es gerade getan hat, vor dem Hohen Rat zu sagen: Ich kann nicht schweigen! Gib uns den Mut, so für Gottes Wort einzutreten.“
Dabei betet die Gemeinde ganz konkret vor allem für die, die hier die Hauptwortverkündiger sind – für die Apostel. Das sehen wir dann besonders im Nachgang in Vers 33.
Ihr Lieben, beten wir so. Betest du so? Nicht primär um Veränderung deiner Umstände, in die Gott dich gestellt hat, sondern darum, in den Umständen, in denen du stehst, treu zu sein und das zu tun, wozu Gott dich berufen hat.
Ermutigung zur Gebetsgemeinschaft und Verkündigung
Ich war vorhin sehr ermutigt durch unsere Gebetsgemeinschaft. Ich war froh und dankbar, dass gebetet wurde – für eine klare Verkündigung des Wortes, für Missionare, die wir aus dieser Gemeinde aussenden. Herzlich willkommen, Esther, schön, dass du da bist.
Es wurde auch für die Frauen gebetet, die ins Rotlichtviertel gehen, um dort Frauen das Evangelium zu bringen. Uli hat für die evangelistischen Bemühungen unserer Gemeinde in der Stadt gebetet. Ich war ermutigt, dass vor dem Gottesdienst elf Leute zusammengekommen sind, um für die Verkündigung in diesem Gottesdienst zu beten.
Ich möchte uns Mut machen: Lasst uns das weiter und immer mehr tun – einmütig miteinander dafür eintreten, dass Gott uns Freimut geben möge. Liebe Gemeinde, ich brauche das, ich brauche euer Gebet. Im Moment gibt es noch keinen Widerstand, aber Olaf Latzler hat gerade erlebt, was passieren kann. Betet, dass Gott den Männern, die hier vorne stehen, Sonntag für Sonntag Mut und Freimut gibt, das Wort Gottes klar und mutig zu verkündigen.
Lasst uns beten für die, die von uns ausgehen als Missionare und Evangelisten. Lasst uns beten für die KEB und die Arbeit von Forum Evangelisation. Beten wir für all die evangelistischen Bemühungen, damit das Wort Gottes ausgeht! Und lasst uns beten für mehr treue Wortverkündiger!
Letzten Sonntag stand Simon Meier hier vorne, einer von vier Mitgliedern dieser Gemeinde, die im Moment am Martin-Bucer-Seminar als Studenten eingeschrieben sind. Lasst uns für diese Männer beten und dafür, dass der Herr noch mehr aus unserer Mitte dazu befähigt und ermutigt, sich ausbilden und zurüsten zu lassen, um dann zu treuen Wortverkündigern zu werden.
Lasst uns so hinter diese jungen Männer treten und natürlich auch hinter die Frauen, die das Wort Gottes weitergeben, wo immer sie können. Beten wir für einen zweiten Pastor, dass der Herr uns jemanden schenkt, der mutig und konsequent das Wort Gottes predigt – auch wenn das bedeutet, Widerstand und Widerspruch zu erfahren.
Dann lasst uns füreinander beten, denn letztendlich sind wir alle berufen, Zeugen zu sein. Um einmal ehrlich zu sein: Wer von uns hat immer Freimut, das Wort weiterzusagen? Wer von uns braucht nicht das Gebet, dass der Herr uns den Mut schenkt, Menschen in unserem Umfeld, unseren Familienmitgliedern, Nachbarn, Freunden und Kollegen das Wort weiterzusagen? Das brauchen wir doch alle.
Gott allein gibt die Kraft, er schenkt den Mut und den Freimut zur Verkündigung. Ihr Lieben, lasst uns das gemeinsam tun. Das gemeinsame Gebet hat Kraft.
Ganz konkret möchte ich dazu einladen, dass wir vor den Gottesdiensten sonntagmorgens um 9:45 Uhr und sonntagabends um 18:45 Uhr beten. Morgens im kleinen Sakristeiraum, abends im Mehrzweckraum. Ich würde mir wünschen, dass dort nicht nur heute früh elf Leute sind – das war ungewöhnlich viel und ich dachte, super, die Gebetserhöhung, bevor ich überhaupt darüber rede –, sondern dass 20 oder 30 Leute kommen, sodass der Raum zu klein wird.
Lasst uns Sonntag für Sonntag vor den Gottesdiensten beten – für die Verkündigung und für die, die das Wort hören werden. Lasst uns als Gemeinde zusammenkommen.
Wir haben gemeinsame Gebetsveranstaltungen: Jeden Mittwoch früh um 6:30 Uhr ist das Frühgebet hier in der Gemeinde. Wer Mittwoch früh hier sein kann, kommt zusammen und betet mit. Ich bin dankbar, dass ich weiß, dass in dieser Versammlung – bei der ich zugegebenermaßen noch nie dabei war, weil ich mittwochs um 6:30 Uhr langsam aufstehe und mich um meine Kinder kümmere – auch für mich gebetet wird. Ebenso für die Ältesten der Gemeinde, für die Missionare und für das Zeugnis der Gemeinde. Dafür bin ich dankbar.
Lasst uns außerdem donnerstagabends um 19:15 Uhr zusammenkommen. Das ist nicht nur ein seichter Vorspann für die Bibelstunde, sondern eine wichtige Zeit für uns als Gemeinde. Wir zeigen dort einmütig unsere Gemeinschaft, treten vor Gott und beten mit einer Stimme, um ihn anzubeten. Donnerstagabend um 19:15 Uhr hier in diesem Haus.
Darüber hinaus gibt es weitere Gebetsveranstaltungen: Wir haben Missionsgebet, Gebet für die KEB und gemeinsames Gebet in den Hauskreisen. Macht es euch zur Aufgabe, in den Hauskreisen nicht nur persönliche Gebetsanliegen auszutauschen und für Herausforderungen im eigenen Leben zu beten, sondern auch dafür, dass Gott uns Freimut gibt, das zu tun, wozu er uns berufen hat.
Es ist Gottes Wille, dass wir seine Zeugen sind, wo immer wir können.
Dieser Abschnitt endet mit Worten, die uns sehr ermutigen sollten. Ermutigen sollten, einmütig, gemeinschaftlich und biblisch zu beten. So lesen wir in Apostelgeschichte 4,31: „Und als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren, und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut.“ Eine unmittelbare, mächtige Gebetserhöhung.
In Vers 33 heißt es noch einmal: „Und mit großer Kraft bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war bei ihnen allen.“
Das ist das Erste, was wir sehen: Im Angesicht des Widerstandes kommt die Gemeinde einmütig zusammen, tritt vor Gott im Gebet und bittet um Freimut, treu das zu tun, wozu er sie berufen hat.
Praktische Liebe als Ausdruck der Gemeinschaft
Im Folgenden betrachten wir noch einen weiteren Abschnitt. In den Versen 32 bis 37 sehen wir, wie die Gemeinde eng zusammenrückt und in praktischer Liebe füreinander Sorge trägt.
So lesen wir in Vers 32: „Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele. Auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam.“ Weiter heißt es in Vers 34 und 35: „Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte. Denn wer vor ihnen Äcker oder Häuser besaß, verkaufte sie und brachte das Geld für das Verkaufte und legte es den Aposteln zu Füßen, und man gab einem jeden, was er nötig hatte.“
Diese Einheit der Gemeinde zeigt sich also gerade angesichts des Widerstands darin, dass man füreinander sorgt. Jeder erhält, was er benötigt. Damit das nicht missverstanden wird: Das ist kein Kommunismus. Im Kommunismus wird dies verordnet. Hier tun Gläubige dies freiwillig; es ist ihre persönliche Entscheidung. Es gibt kein Verbot von Privatbesitz.
Im weiteren Verlauf, in den Versen 36 und 37, wird Joseph Barnabas erwähnt, der seinen Acker verkauft und das Geld den Aposteln gibt. Diese besondere Großzügigkeit wird hier besonders hervorgehoben.
Zu Beginn von Kapitel 5 sehen wir, wie Petrus Hananias zurechtweist. Er sagt, Hananias hätte jedes Recht gehabt, seinen Acker nicht zu verkaufen. Auch hätte er das Recht gehabt, nach dem Verkauf das Geld zu behalten. Was er nicht durfte, war zu lügen.
Wir erkennen also: Privatbesitz ist erlaubt. Es handelt sich um eine freiwillige Herzenshaltung, bei der Menschen bereit sind, füreinander das zu geben, was nötig ist. Sie sind ein Herz und eine Seele. Selbst wenn es noch Privatbesitz gab, existierte nicht mehr das Denken „das ist meins, das ist deins“. Stattdessen waren sie großzügig mit dem, was sie hatten.
Wie klingt das für dich? Kein „meins“, kein „deins“ – man teilt alles. Diejenigen, die wenig haben, denken vielleicht: gute Idee. Andere wiederum fühlen sich vielleicht vom Prediger zu sehr angesprochen. In unserer vom Wohlstand geprägten Gesellschaft wirken solche Worte schnell bedrohlich.
Ein bisschen etwas abzugeben, das machen viele gerne. Den Zehnten zu geben, okay, wenn es sein muss. Aber bereit zu sein, alles zur Verfügung zu stellen, damit andere davon profitieren können – da regt sich in vielen von uns Widerstand. Wenn du ehrlich in dein Herz schaust, wirst du das vielleicht zugeben, musst es aber nicht laut sagen.
Und ich denke, du bist damit nicht allein. Selbst die, die jetzt hier so fromm nicken, haben oft dasselbe Gefühl. Diese Großzügigkeit ist nicht natürlich. Sie ist kein angeborenes Verhalten, sondern ein Werk, das Gott in unseren Herzen vollbringen muss.
Das geschieht, wenn wir uns darauf besinnen, wer Gott ist und was er getan hat. Wenn wir erkennen, wie überreich Gott uns in Jesus Christus beschenkt hat, wenn wir verstehen, mit welcher Liebe Gott uns zuerst geliebt hat, dann wächst in uns die Bereitschaft, ebenfalls großzügig zu sein. Wir lernen zu lieben, so wie wir geliebt worden sind.
Durch das Wirken Gottes in unseren Herzen werden wir immer mehr bereit, großzügig zu sein.
Und, ihr Lieben, dann geschieht etwas, wozu Jesus die Christen aufgerufen hat. Dann geschieht etwas, das es in der Welt nicht gibt. Ein Erkennungszeichen für Christen ist die Liebe untereinander.
Jesus hat gesagt: „Wenn ihr Liebe habt, wird die Welt erkennen, dass ihr meine Jünger seid.“ Offensichtlich ist diese Liebe so ungewöhnlich und unnatürlich, dass sie eindeutig zugeordnet werden kann. Diese Liebe ist so klar von Gott gegeben, dass man sagen muss: Das muss ein Christ sein.
Das wünsche ich mir für uns als Gemeinde. Wäre es nicht toll, wenn die Menschen, wo auch immer du lebst und arbeitest, sagen würden: „Das muss ein Christ sein! So wie der liebt, das geht nicht anders, das ist nicht zu erklären, das ist unnatürlich.“
So möchte ich uns ermutigen, uns zu hinterfragen: In welchen Bereichen können wir vielleicht noch großzügiger sein mit dem, was Gott uns gegeben hat? In welchem Bereich kannst du noch großzügiger sein mit dem, was Gott dir gegeben hat? Was hindert dich daran, großzügiger zu sein?
Sei großzügig mit den Gaben, die Gott dir gegeben hat.
Samuel Menger hat gerade dazu aufgerufen, dass die Technik Unterstützung braucht – eine sehr praktische und kleine Sache. Du kannst deine Liebe zur Gemeinde zeigen, indem du die Verkündigung des Evangeliums unterstützt, indem du dich in die Technik setzt, damit der Livestream gesendet werden kann und Menschen das Wort Gottes hören können.
Was hindert dich daran, dich zu engagieren, um Menschen in ihrem Mangel und in ihren Nöten zur Seite zu stehen? Dich seelsorgerlich mit deiner Zeit in andere Menschen zu investieren?
Was hindert dich daran, mehr zu geben? Den Zehnten nicht als Obergrenze zu sehen, an der du dich gerade so orientierst, sondern zu fragen: Wie viel kann ich eigentlich geben? Wie viel brauche ich wirklich für mich selbst? Damit wir noch mehr Missionare aussenden können, noch mehr Studenten unterstützen können, damit sie Gottes Wort gut lernen und weitergeben können.
Was können wir tun, damit wir als Gemeinde vielleicht Prostituierten, die aus der Prostitution aussteigen und mit Jesus leben wollen, eine Herberge geben können? Zum Beispiel eine Wohnung anmieten?
Es gibt viel, was wir ganz praktisch tun können.
Heute früh bekam ich eine E-Mail. Ich weiß nicht, ob Sebastian hier ist – Sebastian Mbenza, den einige von uns kennen. Er ist mit seiner Frau aus Afrika hierher gekommen, hat wenig Geld und arbeitet in einem 450-Euro-Job. Er hat ein Kind und fragte, ob in der Gemeinde jemand helfen kann mit Dingen, die man für so ein Kind braucht – Kinderbett oder andere notwendige Sachen.
Ich habe die Liste nicht im Kopf, aber wenn ihr Dinge habt, die man für ein kleines Kind unbedingt braucht und die ihr entbehren könnt, dann sagt vielleicht dem Sekretariat Bescheid und helft Sebastian. So kann er keinen Mangel haben und die Menschen um ihn herum können erkennen, dass er eine Gemeinde hat, die eine Liebe lebt, die die Welt nicht kennt.
Das unterstützt die Evangeliumsverkündigung.
Seht ihr, wie die beiden Teile zusammenhängen? Der Freimut, das Evangelium im Wort zu verkündigen, hängt eng zusammen mit der Liebe füreinander. Diese Liebe ist ein Zeugnis dafür, dass hier etwas im Gange ist. Das Evangelium wird authentisch durch die gelebte Liebe untereinander verkündet.
All das lässt diese Gemeinde hell strahlen – wie ein helles Licht inmitten einer ihr feindlich gesinnten Welt. Sie rückt zusammen und leuchtet hell.
Schluss: Ermutigung zum Gebet und zur Gemeinschaft
Der Widerstand gegen das Evangelium, den die Gemeinde in Jerusalem damals erlebt hat, gibt es auch heute noch. Olaf Latzel hat das in diesen Tagen erfahren müssen. Ich war sehr ermutigt, als ich gelesen habe, dass seine lokale Gemeinde, die Bremer Sankt Martinikirche, sich ganz bewusst hinter ihn gestellt hat. Sie betet für ihn und trägt ihn in dieser Zeit.
Das braucht unser Land, das braucht unsere Stadt. Lasst uns einmütig beten. Ich möchte uns in diesem Gebet leiten. Verbinde dich innerlich mit diesem Gebet, dass der Herr uns zu einer Gemeinde macht, die mutig und treu das Wort Gottes verkündigt – hier in diesem Haus und weit darüber hinaus.
Lasst uns dafür beten, dass Gott unsere Herzen immer mehr so verändert, dass wir eine Liebe füreinander haben, die zeugnishaft ist. So dass niemand Mangel leidet und der Herr gepriesen wird.
Ich bete:
Himmlischer Vater, wir wollen dir danken für dein Wort, für diese Botschaft, die allein selig macht. Herr, danke, dass du in Jesus Christus zu uns Menschen gekommen bist und für uns getan hast, was wir nie hätten tun können. Danke, dass du uns gerettet hast von der gerechten Strafe für unsere Schuld. So stehen wir als Menschen, die die Gnade empfangen haben, nicht mehr unter deinem Zorn, sondern sind deine geliebten Kinder.
Danke, dass wir so zu dir kommen dürfen, weil du uns einlädst, für deinen Gnadenthron zu treten im Gebet. Herr, so beten wir als Gemeinde einmütig: Gib uns Freimut, dein Wort weiterzusagen. Herr, mach mich und alle, die hier von vorne Gottes Wort verkündigen, treu und mutig. Lass uns nicht zurückschrecken, wenn Widerstand kommt, sondern mutig vorangehen. Gib jedem von uns den Freimut, ein Wort weiterzusagen, auch wenn Widerstand kommt.
Denn Herr, wir vertrauen darauf, dass das die allein selig machende Botschaft ist, die die Menschen hören müssen. Wir wissen, dass es dein Auftrag für uns ist, deine Zeugen zu sein, Botschafter an Christi statt.
Hilf uns, miteinander so zu leben, dass die Welt erkennt, dass wir deine Kinder sind. Herr, wirke das in uns. Wirke diese Dinge in uns durch die Kraft des Evangeliums.
So bitten wir dich um dein mächtiges Wirken, in Jesu Namen. Amen.