Einleitung und Thema der Predigt
Unser Thema heute lautet: Ein erfolgreicher Geschäftsmann und sein plötzlicher Tod. Ich werde es später noch etwas anders formulieren. Es ist die Geschichte vom reichen Kornbauer, nach Lukas 12,16-21.
Jesus erzählte ihnen ein Gleichnis: Es war ein reicher Mann, dessen Felder eine besonders gute Ernte brachten. Da überlegte er bei sich: „Was soll ich tun? Ich habe nicht genug Platz, um meine Ernte unterzubringen.“
Er sagte sich: „Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen. Dort will ich mein ganzes Korn und meine Vorräte unterbringen. Dann will ich zu mir selbst sagen: ‚Mein Lieber, du hast große Vorräte für viele Jahre.‘“
Im griechischen Urtext steht hier „meine liebe Seele“. In der neuen Übersetzung versucht man, das moderner zu fassen, aber mir ist wichtig, dass man erkennt, dass er noch an seine Seele denkt. Der Mann ist also gar nicht so schlecht, wie man auf den ersten Blick meint. Er sagt zu sich selbst: „Ruh dich nun aus, iss, trink und sei guter Dinge.“
Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr! Diese Nacht wird man dein Leben von dir fordern. Und wem wird dann gehören, was du aufgehäuft hast?“
So geht es dem, der sich Schätze sammelt, aber nicht reich ist bei Gott.
Möge uns das zur ganzen Klarheit verhelfen! Amen!
Bedeutung des Erntedankfestes
Das Erntedankfest gehört zu den wunderbarsten Erlebnissen. Es ist ein Tag der Freude und des Dankes. Man erinnert sich an die übervollen Gärten, an die ganze Pracht der Schöpfung und an den vollen Keller.
Man darf auch hier sagen, dass wir uns am Essen und Trinken freuen. Das hat uns unser Herr gegeben. Er hat uns die Fülle geschenkt. All die Gaben, die wir draußen in der Natur sehen, sind Gaben der Liebe unseres Herrn.
Das wird manchmal bei Christen ein wenig vergessen. Vielleicht wird das alles ein bisschen verdrängt, sodass die natürlichen Schöpfungsgaben zurückgedrängt werden.
In Israel war das Erntefest das allergrößte Fest, schlechthin das Fest. Man nannte es nur „das Fest“. Sie kennen es unter dem Namen Laubhüttenfest.
Man hat sieben Tage durchgefeiert. Die Menschen gingen gar nicht mehr zurück in ihr Haus, sondern lebten draußen. Im Weinberg oder auf dem Acker baute man sich mit Zweigen ein kleines Hüttchen. Dort lebte und feierte man sieben Tage lang.
Es war eine ausgelassene Fröhlichkeit. Diese Freude sollten wir wieder zurückgewinnen. Nicht nur heute in diesem Gottesdienst die Freude über die großen Gaben, sondern ein ganzes Leben lang die große Freude über einen schenkenden Gott, der uns überreich beschenkt.
Die Geschichte des reichen Kornbauern als Lehrstück
Nun haben wir heute die Geschichte von diesem reichen Kornbauern vor uns. Dass gerade diese Geschichte uns anleiten kann, überrascht auf den ersten Blick. Denn es ist eine ungewöhnliche Geschichte: Da kommt plötzlich mitten in der Nacht eine Stimme zu dem Mann, der erfolgreich arbeitet.
Es ist fast wie ein Hohn: „Du Narr!“ – wie ein Blitz aus heiterem Himmel, so plötzlich wie ein Infarkt, der unser Leben unerwartet trifft. Ich möchte Ihnen vorher sagen, damit kein Missverständnis entsteht: Gott freut sich, wenn Sie arbeiten. Gott freut sich auch an Unternehmergeist und an aktiven Menschen. Gott hat das gern. Es geht nicht darum, dass sich jemand faul ausruht und meint, das sei nichts für ihn.
Der Mann in der Geschichte ist jemand, der auch in unserer Sympathie ganz weit oben stehen muss. Doch er hat drei grobe Fehler gemacht. Dreimal hat er nicht verstanden, was Danken wirklich heißt. Und genau das wollen wir jetzt an diesem Beispiel lernen.
Wenn der Mann so da sitzt, feiert er ein Erntefest. Er freut sich und sagt: „Es war ein ertragreiches Jahr, wir haben doch auch etwas gehabt.“ Mir ging es oft so, wenn wir vor unseren übervollen Altären saßen und dachten: „Mensch, es ist doch etwas gewesen, was alles herauskam. Wir sind reiche Leute.“
Aber wissen Sie, das hat mit Danken noch gar nichts zu tun. Selbst das, was man gemeinhin als Dankbarkeit bezeichnet, ist mehr als nur satt sein. Der reiche Kornbauer ist satt und grunzt fröhlich vor sich hin. Aber Danken ist doch mehr. Das wollen wir lernen.
Erstes Element des Dankens: Gott ehren
Das Erste, was mir auffällt, ist: Zum Danken gehört auch das Ehren Gottes, das Gott-Ehren.
Nun schauen wir uns noch einmal kurz diesen reichen Kornbauer etwas genauer an. Er war ein schaffender, wohliger Mann. Wir Schwaben lieben solche Typen. Hoffentlich, denn ich glaube, dass auch Gott es gern hat, wenn man sich nicht nur auf seine faule Haut legt. Seine Mühe war nicht vergebens. Er hat etwas erreicht, er hat wie ein Bär geschafft. Der Segen des Himmels blieb nicht aus.
Er ist mir sehr sympathisch, denn er hat kein unrechtes Gut dazwischen. Es wird nicht erwähnt, und es gibt nirgendwo einen Anlass, dies zu bezweifeln. Er war ein ehrlicher, treuer Mann, kein Gauner, und er kann zufrieden sein. Oh, wenn ich die reichen Leute heute ansehe, die meisten von ihnen sind eigentlich nie zufrieden. Sie wollen immer noch mehr haben. Der reiche Kornbauer war so schlecht gar nicht.
Er kann auch genug haben. Er sagt nicht, dass es gleich das Vierfache sei, sondern er freut sich an seinen Gaben. Er sammelt sie ein. Soll er sie denn draußen auf dem Feld verrotten lassen? Er jammert auch nicht über die schlechten Zeiten. Er ist kein Nimmersatt. Er freut sich am Erfolg, und er liebt die Pause. Mach mal Pause! Du brauchst nicht ewig weiterschaffen. Er kann sagen: Nun, liebe Seele, freue dich mal, es hat doch Sinn gehabt mit dem Arbeiten.
Ich schildere das so ausführlich, weil das normalerweise unsere Haltung ist, wenn wir uns zum Erntedankfestgottesdienst einfinden. Es ist doch schön: freu dich an den Gaben, schau mal her, es ist doch alles wunderbar gelaufen, und in unserem Leben sieht es doch ganz schön aus.
Doch dann sagt Jesus: Du Narr, was war denn so närrisch? Wenn der wirklich ein kluger Geschäftsmann wäre, dann müsste er eigentlich seinen Geschäftspartner besser kennen. Jesus erzählt, seine Felder hatten gut getragen, so hat er es auch angesehen: Die Natur hat mich reich beschenkt. Du Narr! Siehst du nicht, woher das kommt?
Dann können wir es uns leicht machen und sagen: Der erfolgreiche Geschäftsmann prüft es blind für die Güte Gottes. Wir uns doch, wie war denn das in den vergangenen Wochen? Wenn wir in den Laden gingen und eingekauft haben, haben wir denn da den gekannt, aus dessen Hand uns die Güter zufallen?
Das ist doch nicht zufällig heute, dass in unserem zwanzigsten Jahrhundert das Tischgebet in den meisten Familien abhanden gekommen ist. Doch nicht aus bösem Willen, sondern man fängt einfach nichts mehr damit an. Vielleicht dankt man der Mutter noch, die alles zubereitet hat, oder dankt man noch dem Bundeskanzler, dass die Wirtschaft läuft, oder den Gesellschaftsgruppen, die das noch gemacht haben, dass das alles noch bei uns läuft in der Wirtschaft.
Dass es aus der Hand Gottes kommt, dass es seine Gaben sind – da wird uns deutlich, warum dieser Geschäftsmann ein Narr ist. Er steht davor und sieht das gar nicht. Dankbar sein erfordert mehr. Das erfordert von uns, dass wir Gott die Ehre geben. Dass wir das Aussprechen über unseren alltäglichen Dingen. Dass wir das merken bei den Besitztümern, bei unserem Auto, in das wir uns setzen, bei den Gaben des Essens und Trinkens, wenn wir Urlaub machen. Herr, das ist deine Güte! Der Lobgesang muss uns doch auf den Lippen liegen.
Nun, der reiche Kornbauer hat es nicht gemerkt. Er hat auch Gott nicht die Ehre gegeben. Der Schock kam für ihn erst, als der Infarkt kam, als der plötzliche Tod einkehrte.
Und das ist so typisch heute. Wenn plötzlich bei uns die Kette guter Taten aufhört, dann ist das eine Unruhe ohnegleichen. Das geht bei uns selbst so, bei den anderen sehen wir es noch viel besser. Wie sie aufgeregt sagen: Was ist bloß los? Wo ist denn die Liebe Gottes in meinem Leben? Wie kann er nur meinen Mann wegnehmen? Warum ist das passiert bei uns? Warum kommt die Krankheit zu mir? Es ist unheimlich.
Zweites Element des Dankens: Gott dienen
Ist der Geschäftsmann, dieser reiche Kornbauer, wirklich so dumm? Hat er nie gemerkt, dass das alles nur sehr kurze Gaben sind? Sind wir so unachtsam und merken nicht, dass Gott uns diese Dinge nur für eine begrenzte Zeit anvertraut hat? Merken wir es nicht einmal angesichts von Millionen hungernder Menschen, dass dies eine unvergleichliche und ungerechtfertigte Gabe ist, die wir da empfangen – selbst unser Essen und Trinken?
Wir verstehen Gott gar nicht, wenn wir so im Überfluss leben und das einfach hinnehmen, als ob diese Kette sich endlos fortsetzen ließe. Wenn man danken lernen will, dann heißt das, Gott die Ehre zu geben und dahinter zu sehen: Da ist der Geber der Gaben.
Ich kenne einige Geschäftsleute, auch erfolgreiche, aber ich weiß, dass sie sich sehr viel Mühe geben, ihre Geschäftsbeziehungen zu pflegen. Sie schenken ihren Geschäftspartnern zu Weihnachten nicht einfach nur einfache Faltkalender, sondern ganz andere, wertvollere Geschenke.
Wie aber sind Ihre Beziehungen zu dem, der Ihnen all diese Dinge gibt? Jesus sagt: Das ist dumm gerechnet, das ist rein geschäftlich unklug. Wie wollen wir Menschen dieser Welt sein, wenn wir den Geber aller Gaben vergessen?
Wenn er nur ein wenig dahintergeschaut hätte, dann hätte er begriffen, dass sein Leben nicht darin seinen Sinn haben kann, dass er Scheunen baut. So sehr er darin auch treu sein mag, hätte er die Liebe des Vaters entdeckt, der ihn sucht.
Der Schock ist umso schlimmer für ihn, weil er in seiner Todesstunde plötzlich sagt: „Ja, was habe ich jetzt? Jetzt hilft mein Sparbuch nichts mehr.“ Er hat nie die Gaben des Herrn entdeckt, der ihn selbst durchs Todestal hindurchtragen könnte.
Warum weiß er das jetzt nicht mehr? „Ob ich schon wanderte durchs finstere Tal, du bist bei mir.“ Er ist nicht reich in Gott, nicht reich für Gott und nicht reich bei Gott – wie auch immer man das übersetzen mag. Er hat nichts für seine Todesstunde, was ihn hindurchtragen könnte.
Beim Laubhüttenfest in Israel baute man nicht nur einen Erntedankaltar auf, bewunderte die Gaben und sagte: „Mensch, klasse, das war eine großartige Ernte dieses Jahr, wir können uns freuen.“ Man las auch die Geschichten, die ich Ihnen vorher in der Schriftlesung vorgelesen habe, von den Vätern, die durchs dürre Tal zogen.
Es geht nicht darum, sich zu erinnern: „Morgen können wir hungern.“ Sondern die Herrlichkeit Gottes muss man sehen. Und das kann man erst, wenn man an den Gaben vorbei in das Herz des Gebers schaut.
Über unserem Altar ist es nicht nur eindringlich, dass die Fülle der Gaben da ist, sondern auch sein Kreuz. Sehen Sie dorthin – für die Tage, an denen Sie im Überfluss leben und satt sind, aber auch für die Tage, an denen Ihr Leib zerbricht und Ihr Körper zerfällt bis zur letzten Todestunde.
Dass Jesu Liebe Ihnen zugesprochen ist, dass sie Ihnen gilt, dass Sie sich bergen können in die mächtige Hand Gottes.
Seien Sie kein kurzsichtig rechnender Geschäftsmann, sondern planen Sie weitsichtig!
Wenn Sie richtig danken lernen wollen, dann heißt das: Gott ehren über den Geldgeschäften Ihres Alltags. Ehren Sie Gott über Ihre Berufsarbeit, über Ihren Körper, über Ihren Leib, über Ihre Urlaubspläne. Ehren Sie Gott auch bis hinein in Ihre Krankheit, wenn „mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist Du doch Gott alle Zeit meines Herzens Trost und mein Teil.“
Drittes Element des Dankens: Gott lieben
Das zweite, woran dieser erfolgreiche Geschäftsmann scheitert und wo er versagt, ist sein Danken. Danken bedeutet nach der Bibel, Gott zu dienen. Das erste beim Danken ist also, Gott zu ehren. Damit meine ich, wenn man hinsteht und sagt: „Herr, das war nicht von mir, das war nicht meine Arbeit, sondern deine Gabe.“ Über all die irdischen Dinge, die wir haben – unsere Wohnungen, unser Gehaltskonto – sagen wir: „Herr, das ist deine Gabe.“ Im Lobgesang auf den lieben Gott geben wir ihm die Ehre.
Das zweite ist, Gott zu dienen. Das gehört zum Danken dazu. Der erfolgreiche Geschäftsmann hatte, wenn man es auf die kurze Strecke betrachtet, ausnehmend viel Erfolg. Aber nicht jeder hat so eine Glücksträhne. Manche haben in geschäftlichen Dingen viel mehr zu kämpfen.
Für das erfolgreiche Geschäft in dieser Welt will ich einfach mal in den Kategorien unseres Geschäftslebens reden: Da muss man Kapital arbeiten lassen. Das ist der Sinn vom Kapital. Man darf es nicht brachliegen lassen, sondern muss das Kapital einsetzen. Das wusste ja auch dieser reiche Kornbauer. Darum lässt er das Getreide nicht draußen auf dem Feld verrotten. Er braucht Scheunen, in die er sammeln kann. Von diesen Scheunen kann er wieder Saatgut gewinnen. Das ist doch klar: Das, was ich gewonnen habe, muss arbeiten.
Und darin war er nachlässig. War das falsch? Nein, aber kurzsichtig gedacht. Natürlich werden Sie Ihr Geld auch auf ein Sparbuch legen und fragen, wo Sie am meisten Zinsen bekommen. Das ist klar. Nur eins hat dieser Geschäftsmann nicht einkalkuliert: den eigenen Todesfall. Doch hinterlistig wie überall ist hier der eigene Todesfall.
Gibt es Menschen in dieser Welt, die so dumm sind, wirklich nicht an ihr eigenes Sterben zu denken? Ja, die meisten Menschen – und vielleicht auch wir dazu. Das ist kurzsichtig gedacht. Wenn Sie die nächste Inflation nicht mit einbeziehen – ich will Ihnen das jetzt nicht vermiesen, aber seien Sie ein bisschen hellhörig und lesen Sie die Zeitung aufmerksam. Dann wissen Sie doch, was passiert, wenn selbst ein Land wie Israel 100 Prozent Inflation in einem Jahr hat. Und es gibt Länder, die bis 380 Prozent in einem Jahr schaffen. Verstehen Sie? Jetzt rechnen Sie doch nicht kurzsichtig.
Was hätten diese reichen Kornbauern anders tun können? Natürlich müssen wir unser Geld anlegen, wir müssen Vorsorge treffen. Aber in der Bibel steht auch, dass ich mein irdisches Kapital gebrauchen kann, um Gott damit zu dienen. Und das Wunderbare ist, dass das einen Sinn hat und Frucht trägt – sogar für die Ewigkeit.
Nicht, dass Sie meinen, Sie müssten etwas hergeben, niemand muss. Aber Sie können hier investieren und ungeheuer viel Ertrag erwirtschaften – rein geschäftlich gesprochen.
Darum war das Verhalten des Narren, der nichts eingebracht hat, was in der Ewigkeit noch für ihn zählt. Mir ist das so groß im Psalm 126, wo es heißt: „Sie gehen dahin und bringen ihre Garben“ – Garben, die bei Gott noch zählen.
Nehmen Sie das und fragen Sie: „Herr, wie kann ich mit meinem irdischen Besitz, mit meiner gemütlichen Wohnung, die ich mir eingerichtet habe, etwas machen, was Kapital bringt für deine Ewigkeit?“ Nicht, dass Sie damit Ihre Seligkeit erkaufen könnten, sondern dass es Bedeutung hat in der Ewigkeit. Dass es für Gott etwas ausrichtet, das zum Bau seines Reiches dient.
Dieses Kapital, das wir haben, muss doch wuchern. Es muss einen Ertrag erwirtschaften für die Ewigkeit. Und das finde ich ganz groß, wenn man dies alles einbringen darf, um damit Gott zu dienen.
Meinen Sie jetzt nicht, Sie kennen das ja bei uns: Wir drücken nicht auf Ihre Geldbeutel und sagen, „jetzt ist Geldschein her“ oder so. Das wäre läppisch, das ekelt ja einen an. Das hat Gott nicht nötig.
Sonst ist doch die Frage, wie Sie Ihr Geld sinnvoll einsetzen. Oder jammern Sie es mal wieder Ihren Enkeln vor: „Mir ging auch alles kaputt, was ich mir zurückgelegt habe. Was kann ich tun?“
Ich beobachte heute, um ganz praktisch zu reden, dass viele Christen gelähmt sind in ihrem Tun, weil sie immer fragen: „Wie kann ich eigentlich etwas tun, dass diese Welt gerecht wird?“
Ja, ich kann jetzt nur sehr kurz reden – knapp, andeutungsweise missverständlich und angreifbar –, aber ich tue es. Und dann suchen unsere jungen Leute – ich weiß es aus vielen Gesprächen –, sie möchten etwas tun für die Weltveränderung, für völlige Gerechtigkeit, für die Einheitsgesellschaft in Frieden und Liebe. Sie fragen: „Wie kann ich demonstrieren? Wie kann ich das tun?“
Wenn ich dann sage: „Lieber Freund, ich traue dem ganzen Zeug nicht so. Ich traue dem Schwindel nicht. Ich glaube, am Ende ist der Teufel wieder der Chef von allem obendrauf. Ich glaube, dass die ganzen Veränderungen gar nicht die Gerechtigkeit und den Frieden bringen.“
Auch da, wo heute so lautstark propagiert wird – ob wir an Vietnam denken oder wo es war – beobachte ich, dass junge Leute heute das Tun des Gerechten vergessen. Vor lauter Schreien bleibt das Tun aus.
In der Bibel steht nicht so viel daran, dass ich mit meinem Schreien die ganze Ungerechtigkeit der Welt abschaffe. Aber es steht da, dass Gott die Taten merkt. Wieder nicht, um mir die Seligkeit damit zu erkaufen, sondern dass das vor Gott ins Gewicht fällt, wenn Sie eine Tat der Liebe tun.
Wo der andere fragt: „Was tut er denn?“ Du bist nicht nur für das Tun des Praktischen da. Oh, liebe Freundin, den Ruf lassen wir uns gern anhängen.
Weil wir nicht die spektakulären Schreie mitmachen, die Tag für Tag in der Zeitung das Thema beherrschen. Weil wir gar nicht glauben, dass dadurch die Welt neu wird.
Aber vor Gott ist das nicht vergebens: die kleine Mark, die Sie geben, im Glauben, das Schärflein der Witwe, das eingelegt wurde, die Hilfe in großer Not.
Was habt ihr denn getan? Gott gedient mit den Gaben, die er uns anvertraut hat.
Was hatte dieser reiche Kornbauer? Nichts. Nichts hat er eingebracht.
Da leben so ein paar Leute, und die tun im Glauben an Gott, wagen ihre Gaben einzusetzen, ihm zum Dienst, ihm zur Ehre, damit etwas daraus werden kann und Gott etwas daraus machen kann – Zeichen seiner Liebe geben.
Er war ein wirklicher Narr, dieser reiche Kornbauer, weil er Gott nicht gedient hat. Sein Kapital kreiste nur um sich selbst.
Noch das Letzte hat er vergessen in diesem Danken: dass eigentlich mein Danken heißt, Gott lieben, Gott ehren, Gott dienen, Gott lieben.
Also Danken heißt nicht nur dankbar sein. Noch einmal will ich es unterstreichen: Nicht so dazusitzen und sagen, „ich bin doch ganz zufrieden, ich schimpfe nicht, also bin ich dankbar.“
Nein, Danken heißt, Gott die Ehre geben und Gott dienen mit den Gaben, die er uns anvertraut hat.
Es tut immer weh, wenn bei uns Brot verschimmelt. Können wir die Gaben nicht alle doch verantwortlich vor Gott gebrauchen, damit sie etwas ausrichten? Und jetzt nicht nur unser Brot, sondern alles, was wir haben?
Die innere Unruhe des reichen Kornbauern
Aber das Letzte gehört mit dazu: Gott lieben. Da spricht dieser Mann zu seiner Seele. So war es im alten Luthertext, und so heißt es auch im griechischen Text: „Liebe Seele, du hast nun Vorrat auf lange Zeit, hab Ruhe, ärger dich nicht.“
Warum spricht er denn seiner Seele zu? Weil die Seele in ihm ungestüm arbeitet und eine Unruhe in ihm herrscht. Wunderbar, wie Jesus das beschreiben kann. Wir meinen, das sei die Stresssituation eines Menschen im zwanzigsten Jahrhundert. Doch Jesus hat das vor zweitausend Jahren erzählt, dass bei diesem reichen, erfolgreichen Geschäftsmann innerlich eine tobende Unruhe ist.
Die Seele ist bei uns ein abgegriffenes Wort. Sie dürfen auch Herz sagen. Sein Herz ist unruhig. Und dann sagt er es doch prima: „Rechne das noch mal vor! Ich habe bei der deutschen Bank ein Safe und ein Konto. Ich habe vorausgesagt, dass wir in der nächsten Rezession durchkommen, wir werden die Talsohle richtig durchschreiten. Ich kann alles sagen, Seele, warum regst du dich denn so auf? Es ist alles gut.“
„Ich müsste eine Nacht schlafen können ohne Pillen, es müsste doch gehen, in ganzer Ruhe und in ganzem Frieden.“ So könnte man eine Seele beruhigen, so wie man ein unruhiges Herz stillen könnte. Was verlangt denn die Seele oder das Herz dieses reichen Kornbauern?
Es gibt Menschen heute, die wissen nicht, warum sie in ihrem Leben so viel Unruhe haben. Sie fliegen zu den fernsten Stränden, suchen die tollsten Urlaubsziele, in der Hoffnung, in diesem ewigen Heimweh einmal zur Ruhe zu kommen – und finden doch nie Ruhe.
Was sucht denn unsere Seele, unser Herz? Wie der Herr schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele Gott nach dir. Darum geht es heute nicht um Karotten, die wir anbauen, um Nudelsuppe oder um irgendwelche Güter unseres Lebens allein, sondern darum, ob unsere Seele satt wird.
Kann man das so aufteilen? Sie können es nennen, wie Sie wollen: ob Ihr Herz, ob Ihr Gewissen Frieden findet, ob Sie selbst das Leben haben.
Die geistliche Dimension des Dankens
Wir haben zuvor auf das Laubhüttenfest zurückgeblickt und uns daran erinnert, dass Israel immer an die Wüstenzeiten dachte. „Ob ich schon wanderte durchs finstere Tal, du bist bei mir.“
Dabei fiel mir erst auf, dass im 23. Psalm steht: „Er erquickt meine Seele.“ Die Wüstenzeit war deshalb eine so reiche Zeit, weil man zum ersten Mal bemerkte, dass es viel mehr gibt als nur Brot, von dem man satt wird. Es gibt viel wichtigere Dinge. Es stimmt auch gar nicht, dass Gesundheit die Hauptsache ist – das ist doch verlogen.
Der Mensch lebt nicht vom Brot. Er lebt auch nicht von seinem Organismus, sondern vom Wort Gottes, das er empfängt. Das hat David damals gesungen, als er auf der Flucht vor Saul durch die Wüste irrte: „Er erquickt meine Seele.“ Ich erfahre das: Du führst mich durch dieses Leben.
Das können die Menschen nur bekommen, wenn sie Gott lieben. Und das gehört zum Danken dazu, dass man sagt: Herr, meine Seele dürstet nach dir.
An diesem Laubhüttenfest stand Jesus einmal am letzten Tag, der herrlichste von allen. Die Leute feierten den Gottesdienst und erinnerten sich an all die herrlichen Führungen Gottes. Dann kam das Amen, und es wurde still. Die Leute wollten nach Hause gehen. Doch Jesus rief noch einmal über die vieltausendköpfige Menge: „Wer jetzt noch Durst hat, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
Wenn ihr das noch einmal erfahren wollt, was die auf dem Wüstenzug erlebt haben, da ist Jesus. Von ihm könnt ihr nehmen – die Fülle hinein in euer angeschlagenes Gewissen, in die Unruhe, in die Angst eures Lebens. Da ist der Herr, der euch bei der Hand nimmt und seinen Frieden gibt.
Herr, wir gehen zum Essen. Beten wir: Lass uns dich nicht vergessen, denn du bist das Lebensbrot. Amen.