Versammlung unter dem Kreuz und Lobgesang
Wir versammeln uns heute unter dem Kreuz Jesu. Wir freuen uns, dass uns hier das Leben geschenkt wird. Christus ist für alle gestorben, damit die, die leben, nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist.
Wir wollen das Lied vom großen Schmerzensmann singen, Nummer 66. Dabei singen wir die Verse 1 bis 4.
Wir blicken auf dich, Lamm Gottes, das du die Sünde der Welt trägst. Wir wissen, wie viel es dich gekostet hat, damit wir erlöst sind. Herr, vergib uns unsere Trägheit und unsere Oberflächlichkeit, mit der wir über so viele Schäden unseres Lebens oft hinweggehen.
Wir können dir nur bewegt danken, dass du uns seit vielen Jahren nachgegangen bist, uns in deiner Liebe gesucht hast und dass du damals in deinem Leiden und Sterben auch an uns gedacht hast. Als du riefst: „Es ist vollbracht!“
Gib uns jetzt, dass wir wach werden, deine Liebe erkennen und dass deine Liebe uns bewegen kann, dir ganz von Herzen zu dienen. Lass zu, dass du unser Leben, unseren Leib und alles, was wir tun, verändern kannst. Hilf uns, Menschen deines Wohlgefallens zu werden.
Wir bringen alles, was uns bedrückt und belastet, zu dir und legen es in der Stille bei dir ab. Wir danken dir, dass dein Blut uns reinmacht von aller Sünde. Amen.
Lobpreis durch den Chor und biblische Lesung
Wir hören den Chor. Was für wissenswerte Taten bist du geraten? Du hast doch wohl die Uhr! Ich habe dies verschuldet, was du erduldest. Wie wunderbar ist doch diese Strahlung! Heute ist es Zeit, die Zeit zu verbringen. Ich erhebe die Lust und Freuden, und du musst leiden.
Wir lesen aus dem Philipperbrief Kapitel 2, Vers 5 und folgende. In diesen Tagen haben wir so oft in die Bibel hineingeblickt, auch während unserer Bibelwoche, und immer wieder Neues entdeckt.
Die Geschichte des Leidens Jesu ist eine Freudenbotschaft der Welterlösung. Auch in diesem Abschnitt fällt der Blick auf die kommende Weltherrschaft Jesu Christi. In der Offenbarung wird Christus stets in seiner ganzen Größe als Weltenherrscher dargestellt – mit den Wundmalen.
Das Lamm, das geschlachtet ist, ist das höchste Ehrenzeichen Jesu. Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht: Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, gottgleich zu sein. Stattdessen entäußerte er sich selbst, nahm Knechtsgestalt an, wurde den Menschen gleich und erschien als Mensch.
Er erniedrigte sich selbst und war gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöht und ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist. So sollen sich im Namen Jesu alle Knie beugen – derer, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind. Alle Zungen sollen bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.
Das Kreuz als Zeichen der Erlösung
Du hast das Kreuz auf dich genommen – die schwere Schuld der ganzen Welt. Wenn Not und Ängste auf uns zukommen, sei es dein Kreuz, Herr, das uns trägt. Wie ein Damm hast du die Schuld der Welt getragen, die auf deinem Kreuz stand.
Doch du wirst auferstehen, lehren und über alles herrlich sein. Präge uns dein Angesicht ein, damit Empathie in unser Herz einzieht.
I don't need your help!
Wie das Anbetungslied, das gerade der Chor gesungen hat, wollen wir jetzt auch ein Lied des Gekreuzigten singen: "O Haupt voll Blut und Wunden", 63, die Verse 1 sowie 3 und 4 (63, 1, 3 und 4).
Passionsgeschichte nach Johannes
Wir lesen in der Passionsgeschichte nach dem Johannesevangelium, Kapitel 19, und dort im sechzehnten Vers das Ende:
Sie nahmen Jesus, und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte.
Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz. Es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der König der Juden. Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache.
Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: "Schreib nicht: Der König der Juden, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der Messias oder König der Juden." Pilatus antwortete: "Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben." Das war ein richtiger Bürokrat, der wusste, wie man Geschäfte erledigt.
Als aber die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch das Gewand. Das aber war ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück. Da sprachen sie untereinander: "Lasst uns das nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll."
So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt: "Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen." Das taten die Soldaten.
Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seine Mutterschwester Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Diese Maria von Magdala wird uns am Ostermorgen noch beschäftigen.
Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: "Frau, siehe, das ist dein Sohn." Danach spricht er zu dem Jünger: "Siehe, das ist deine Mutter." Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.
Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: "Mich dürstet." Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie füllten einen Schwamm mit Essig und steckten ihn auf einen Ysserbruch und hielten es ihm an den Mund.
Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: "Es ist vollbracht," und neigte das Haupt und verschied.
Die Not der Gottesferne am Ende des Jahrtausends
Am Ende dieses Jahrtausends, in dem wir leben, bewegen uns viele Nöte. Wenn Sie mich jedoch fragen, was wohl die schlimmste Not am Ende dieses Jahrtausends ist, zögere ich keinen Augenblick: Man möchte sagen, die meisten Menschen haben Gott verloren.
Viele Menschen stellen Fragen, sind sehr unsicher und sagen, sie wissen nicht einmal, ob es einen Gott gibt. Sie wissen nicht einmal, wo sie ihn suchen sollten, obwohl sie nicht leugnen können, dass sie heimlich eine Sehnsucht nach Gott haben. Diese Sehnsucht sitzt ganz tief in uns. Oft kommt dann der Schrei heraus: Wo ist denn Gott? Wo finde ich ihn?
Dann fragt man nach den Rätseln des Lebens. Tatsächlich werden die vielen Schwierigkeiten unseres Lebens so schlimm und untragbar schwer, wenn man Gott verloren hat. Wenn man am Grab steht, oder wenn man vom Arzt erfährt, dass die Krankheit nicht mehr geheilt werden kann, wenn man schwere Enttäuschungen erlebt, wenn man mit seinen Krisen nicht mehr fertig wird, oder wenn man selbst mit wachem Auge seinem eigenen Sterben entgegengeht – all das ist nicht mehr zu bewältigen, wenn man Gott nicht kennt.
Heute können Sie viele Leute fragen. Und das ist bezeichnend für unsere Zeit: Niemand kann Ihnen eine Auskunft geben. Fragen Sie die Philosophen, keiner weiß, was genau ist. Fragen Sie die Künstler, lesen Sie die Romane, schauen Sie ins Fernsehen – Sie können schauen, wo Sie wollen, alle sind sich unsicher. Sie können nur mit Ihnen Fragen erörtern oder zweifeln, bedenken, aber keiner kann Ihnen eine Antwort geben.
Darum nehmen wir heute Morgen die Bibel in die Hand, das Wort Gottes. Man kann Gott nur über sein Wort finden. Gott redet zu Ihnen durch sein Wort. Und es ist wahr und gewiss, was er spricht. Probieren Sie es! Suchen Sie Gott über sein Wort, in der Stille über Ihren Lebensrätseln. Sie werden auf einmal merken: Sein Wort ist wahr, trügt nicht und hält gewiss, was es verspricht – im Tod und auch im Leben.
So ist es Jahrhunderten vor uns, Generationen vor uns allen gegangen. So geht es heute vielen Menschen, die beglückt sagen: Wir haben es gefunden, wir haben es entdeckt, wir haben den Herrn entdeckt in seiner Liebe. Das ist wirklich wahr: Gott hat sie geschaffen, Gott hat sie gewollt, ihr Leben gewollt, Gott sucht sie.
In der berühmten Karfreitagspredigt, die einst Ludwig Hofacker gehalten hat, hat er damals so begonnen – ich sage das jetzt mit meinen Worten: Er hat gesagt, dass Gott die Welt geschaffen hat. Das war eigentlich gar nichts Besonderes. Da hat Gott nur gesprochen, den Befehl, und dann war die ganze Welt in ihrer Weite geschaffen. So groß ist Gott.
Und die Auferstehung, sagt Hofacker, ach, das war doch klar. Wie soll der Tod auch den Fürsten des Lebens halten können? Er musste ja auferstehen, ganz einfach.
Aber eines, mit dem wird man nie fertig: Er sagt, wir werden noch in Ewigkeit darüber nachsinnen und es nicht verstehen. Das ist zu wunderbar und zu groß: Dass sich der ewige Gott, der die Himmel und die Erde geschaffen hat, sich herunterbeugt und die ganze schreckliche Not dieser zerrissenen Welt, dieses Leiden, dieses Unrecht, die Gemeinheit und die Bosheit auf sich nimmt, mit seinem Leib trägt und dafür in den Tod geht. Das ist so ungeheuer und so groß!
Die Gottesferne als zerstörerischer Virus
In den letzten Tagen, wenn man Radio gehört hat, hört man immer nur Nachrichten über den Rinderwahnsinn. Das bewegt die Menschen sehr.
Verzeihen Sie meinen Übermut, aber ich kenne Millionen Menschen auf der Welt, die niemals im Leben Fleisch essen können. Ich habe mir gedacht: Wenn man nur diese Hunderttausenden von Rindern jeder afrikanischen Familie schenken würde, bevor man sie alle verbrennt, würden viele Menschen auf der Welt das Risiko gern übernehmen.
Doch dann sagt jemand: „Ich nehme vielleicht die Infektion in Kauf.“ Wäre das nicht eine Verharmlosung? Ich weiß, die Fachleute haben längst erklärt, wie gefährlich so ein Virus ist! Ich möchte ja auch nicht am Ende meines Lebens wie ein verrücktes Rind umherhüpfen. Das ist furchtbar, was so ein Virus anrichtet.
Jetzt werden Hunderttausende von Rindern geschlachtet. Wir sind sehr sensibel, wenn es um unseren eigenen Körper geht. Warum sind wir dann immer so oberflächlich, wenn es um einen Virus geht, der fast jede Ehe zerstört? Der das Zusammenleben der Menschen zur Hölle macht? Der das menschliche Antlitz verdunkelt und zu grausamen Taten führt?
Schauen Sie doch ein Kind an, wenn es geboren wird. Was kommt am Ende aus dem Menschenleben für böse Dinge hervor? Die eine Not, unsere Gottesferne, ist der Virus, der unsere Welt zerstört.
Gott hat von Anfang an immer diese eine Not als die große Not unseres Lebens genannt, die er bekämpfen will und muss. Er will durch die Gottesferne unseres Lebens hindurchdringen, sucht uns in seiner Liebe und möchte uns finden und retten.
Das wird dort beschrieben, wie Jesus den Weg zum Kreuz geht.
Die Bedeutung des Kreuzes und Jesu Leiden
Zuerst möchte ich das hervorheben, was Pilatus auf das Täfelchen schreiben ließ: Der König, der König der Schmerzen. Es ist ja grauenhaft, was dort geschieht. Im gesamten Altertum ist nur einmal eine Hinrichtung, eine Kreuzigung, mit all ihren Gemeinheiten beschrieben worden – und das war, als Jesus starb.
Man hat Mühe, das wirklich ganz auf sich wirken zu lassen: Wie sie diesen Wehrlosen hingerichteten, wie sie ihn schmähen, verhöhnen und verlachen. Das tut uns richtig weh, weil wir mitfühlen können. Manche von Ihnen haben in ihrem Leben viel, viel Schweres erlitten. Das darf in diesem Augenblick aufwachen, damit wir mitempfinden können, was das alles bedeutet.
Sie nahmen ihn und pressten ihn. Vielleicht war jemand von ihnen mal in der Gefangenschaft des Krieges oder wurde vergewaltigt oder hat anderes Schlimmes erlebt und sagt: Ich kann das mitfühlen, wie das ist. Und bei Jesus war es noch viel furchtbarer.
Doch nicht alles, was mit diesem Kreuz geschah, steht schon am Anfang. Im Vers 16 heißt es: „Und sie nahmen ihn“ – das ist Gerichtssprache. Die Gerichtsdiener, die Vollstreckungsbeamten packen ihn. Wir reden hier von der Passion, von dem, was Jesus erleidet, was ihm angetan wird.
Dann wird fortgeführt: „Und er trug sein Kreuz.“ Damit will der Evangelist sagen, dass Jesus nicht nur das erlitten hat, sondern dass er es absichtlich, ja trotz allem, was geschehen ist, freiwillig auf sich genommen hat. Er nahm den Kreuzespalken und sagt Ja.
Sie wissen es ja aus der Geschichte von Gethsemane, wie Jesus mit dem Vater gerungen hat. War ihm das selbst nicht klar? Ich dachte in diesen Passionstagen beim Hören der Bibelwoche: Sie brauchen nicht zu grübeln, wie Sie das Geheimnis des Todes Jesu verstehen wollen, wenn Jesus selbst lange gebraucht hat, bis er beim Vater begriffen hat: Es muss sein, es gibt keine andere Lösung.
Durch diese schreckliche Gottesferne, durch die Not der Verstrickung in Schuld und Sünde kann kein Mensch zu Gott vordringen. Da gibt es keine Erlösung. Deshalb nimmt er das auf sich und sagt zum Vater: Ja, ich möchte es tragen, ich möchte das auf mich nehmen.
Und da standen viele Menschen um das Kreuz und schüttelten den Kopf. Ich wäre auch dabei gewesen. Ist Ihnen nicht auch schon fast über die Lippen gekommen: „Ja, aber bitte, wenn ein Gott im Himmel ist, warum lässt er denn so etwas zu? Wenn das ein Gott der Liebe ist, kann er doch seinen Sohn nicht so leiden lassen. Und wenn Jesus alle Macht hat, dann soll er doch ein Wunder tun!“
Dass Jesus sich erniedrigt und sich diesem unheimlichen Tiefpunkt beugt – er nimmt die ganze Schuld und alles auf sich –, das ist so furchtbar und doch so wunderbar. Er ist der König der Schmerzen, weil er mein König sein will, mein Herr! Er wirkt wunderbar in meinem Leben.
Sie können ihn heute finden: Er ist der gute Hirte, der bei Ihnen steht, nicht nur in Ihrer Sterbestunde. Sie können ihn anrufen, er kümmert sich um Sie. Er trägt die Dornenkrone als ein Zeichen, dass er für Menschen wie uns gestorben ist – für Menschen, die dem Herrn täglich eine Menge Schuld bringen.
Umgang mit dem Kreuzsymbol und die wahre Bedeutung
Vor ein paar Monaten hat es uns sehr bewegt, dass eine Familie im schönen Bayernland es nicht ertragen konnte, dass ein Kruzifix aufgehängt wurde.
Ich würde sagen, dann hängen wir es eben ab. Es ist auch nicht nötig, Leute zu provozieren. Es reicht doch schon, dass wir viel Schmutz sehen müssen, wenn wir am Kiosk vorbeigehen oder an den Reklametafeln. Man muss in der Welt vieles ansehen, aber es gibt Menschen, die sich am gekreuzigten Jesus ärgern – sollen sie doch! Wir wollen sie nicht provozieren. Mich ärgert das auch nicht, ob das Symbol und das Kreuzeszeichen so wichtig sind.
Viel schlimmer ist mir, dass viele Christen nur noch das Symbol sehen und ganz vergessen haben, dass Jesus, der Sohn Gottes, für meine Schuld zu Tode geblutet hat. Und das ist seine wunderbare Liebe. Ich weiß nicht, ob jeder, der ein Kreuz um den Hals trägt, daran denkt. Das erinnert mich an den Fluch, den Jesus für mein Todesleben getragen hat.
Ich leide oft darunter, wie in den Kirchen das Kreuz Jesu umgedeutet wird. Es wird so dargestellt, als sei es ein Heldengedenktag oder ein Volkstrauertag, bei dem ein paar Kreuze aufgestellt werden. Oder wie das Kreuz am Straßenrand, das an Unfalltote erinnert. Manche hängen sogar einen armen Indio ans Kreuz und sagen: „Das ist der moderne Christus.“ Nein, der erlöst mich nicht.
Das Wunder ist: Der, der am Kreuz hängt, ist der König – mein König und Herr, der Messias Jesus, der kommen wird, um die Welt zu richten. Ich will ihn anbeten, ihn preisen und mich an seiner Macht und Größe freuen.
Die Kraft des Kreuzes im Glauben
Es gab einen sehr berühmten Evangelisten, der noch bedeutender war als Billy Graham. Er hieß Paulus. Paulus diskutierte mit Freidenkern, Philosophen und Zweiflern. Dabei stellte er fest: Das Wort vom Kreuz, also die Predigt über das Kreuz, ist für viele Menschen nichts als Quatsch. Für andere wirkt es wie eine dumme und ärgerliche Geschichte.
Denjenigen aber, die gerettet werden, wird das Kreuz Jesu zu einer Gotteskraft. Es wird zu einer Kraft, die sie täglich fröhlich macht, stark hält, aufrichtet und ermutigt. Sie wissen: Gott ist bei ihnen, der König der Schmerzen, der sein Leben für sie gegeben hat.
Etwas anderes möchte ich noch unterstreichen. Wir haben schon oft über diesen Abschnitt gepredigt. Dabei haben wir über die Worte Jesu am Kreuz gesprochen und andere Dinge herausgegriffen. Was ich heute hervorheben möchte, ist, wie wunderbar die Bibel ist.
Ich will mit niemandem streiten, aber ich kenne die oft verächtlich behandelte Bibel gut. Ich kenne auch Leute, die über die Bibel allerlei lose Sprüche machen. Sie sollten einfach einmal probieren und die Bibel testen. Alle, die schlecht über die Bibel reden, kennen sie gar nicht wirklich. Deshalb reden sie auch so schlecht über sie.
Wer die Bibel wirklich kennt, weiß um das Wunderbare des Gotteswortes. Dann sind die Menschen bewegt und ergriffen. Oft werden sie ganz erfüllt von einem Wort, das so groß ist, dass es alles aufwiegt, was sie bedrückt und belastet.
In der Passionsgeschichte wird erzählt, was die Evangelisten wohl erst später richtig entdeckt haben. Sie sind wahrscheinlich erst darauf gestoßen – so wie Jesus auch einmal sagte: „Wer es liest, der merke darauf.“ Dann merken sie: Genau so buchstäblich hat sich alles erfüllt.
Wären wir großzügig, hätte Gott uns vielleicht erlaubt, dass er es ein wenig frei interpretiert erfüllt. Aber Gott legt so großen Wert auf unseren Willen, dass er sagt, er erfüllt sein Wort bis ins kleinste Detail. Das werden Sie erleben. Sie können sich darauf verlassen.
Es ist so wunderbar, dass Gott uns zu unserem Heil sein Wort gegeben hat. Dieses Wort ist nicht von Menschen erfunden, sondern von Gott selbst. Wenn er uns sein Wort gibt, will er uns nichts Ungewisses geben, sondern etwas ganz Gewisses – im Leben und im Sterben.
Selbst in solchen Kleinigkeiten, wie der Unterwäsche Jesu, dem Rock, will man kaum darüber sprechen. Und doch wird später darüber gewürfelt. Das gibt es doch nicht, dass das im Psalm 22 steht! Als Jesus Durst hatte – was eigentlich ungewöhnlich ist, denn Jesus konnte viel Durst ertragen, wie damals bei der Frau in Samaria am Brunnen, wo er nicht einmal Speise wollte – ruft er dennoch: „Ich habe Durst“, damit die Schrift erfüllt wird. Die Schrift muss erfüllt werden.
Und plötzlich merkt man: Das ist ein ganz langer Heilsplan. Wir haben das auch in diesen Tagen der Passionswoche noch einmal gehört.
Gottes Sorge um die Menschheit und die Erlösung
Ich will Ihnen klarmachen: Seit der Erschaffung der Welt bekümmert Gott das. Uns lässt das jedoch oft sehr kalt. Wir haben noch Jahre vor uns und kümmern uns nicht um die Schuld unseres Lebens.
Man kann sogar bis zur Todesstunde frech leben: „Ich bin reich, mir macht das nichts aus, alle Menschen sind schlecht, aber ich habe mir nichts vorzuwerfen.“
Doch Gott sorgt sich darum, wie er die Last meines Lebens tragen kann. Er sendet seinen Sohn. Dann sind all die großen Worte da, wie sie schon der Prophet Jesaja ruft: „Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, die Herrschaft ruht auf seiner Schulter.“
Schon mit der Geburt Jesu, als Jesus in Bethlehem im Stall geboren wird und in der Krippe liegt, zeigt sich dies. Damit Menschen merken: In deiner Niedrigkeit sucht dich Gott, auch in deiner Gottesferne.
Ich darf es heute einfach so ausrufen, wie es das Wort Gottes tut: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“
Und manche fragen: „Ist das wirklich wahr, wo mein Leben doch so viele ungeklärte Rätsel hat?“ Ja, weil die Wundmale Jesu ihnen bezeugen, dass er sie tragen will und für sie sein Leben lässt.
Das Ende am Kreuz und die Vollendung des Heilsplans
Noch ein letztes: Es ist vollbracht!
Die Atemnot der Gekreuzigten ist schrecklich. Ich möchte Ihnen das gar nicht im Detail beschreiben. Alle Gekreuzigten sind erstickt. Stellen Sie sich vor, wie Jesus in seinen letzten Atemzügen für uns da ist. Er kann nicht mehr schreien, aber er spricht, damit wir es wissen: „Es ist vollbracht.“
Das hat er gesagt. Es ist vollendet, es ist ans Ziel gebracht. Dieser göttliche Heilsplan ist zu Ende gekommen. Es muss nichts mehr hinzugefügt werden.
Das gilt nicht nur für diejenigen, die jetzt wenigstens ein paar Tage ziemlich fehlerfrei leben oder es ernst meinen. Lukas erzählt uns ja auch von dem einen Kriminellen, der neben Jesus hängt – dem Mörder, der es schafft und gerettet wird.
Es ist vollbracht – eine Erlösung ist da.
Das ist die Botschaft, die Christen in die Welt hinausrufen müssen: Es gibt Erlösung, es gibt Hoffnung, es gibt Ewigkeit, es gibt Befreiung, und man kann heute zu Gott finden.
Was muss man tun? Gar nichts anderes, als diese Versöhnung zu ergreifen.
Doch das wird manchmal vergessen. Ich habe manchmal Sorge, dass das versäumt wird. Aber alles ist vollbracht. Dann geht man nach Hause, als ob man sagt: Das Parlament in Bonn hat etwas beschlossen. Na gut, dann wird es im Amtsblatt veröffentlicht, und dann wird es in Geltung sein.
Ich muss es ergreifen.
Der Apostel Paulus hat gesagt: „Lasst euch versöhnen mit Gott.“ Hast du diese Erlösung ergriffen? Hast du die ausgestreckte Hand Jesu für dein Leben ergriffen? Hast du Gott heute gefunden?
Die Kreuzesgeschichte als Schlüssel zum Glauben
Jetzt habe ich natürlich, wie ich es gerne tue, in meinem Forschersinn gesucht. Es hat mich interessiert, wie das in den vielen Missionsgebieten war, dort, wo andere Religionen vorherrschen, wie zum Beispiel der Islam und der Buddhismus. Wie haben die Missionare dort gearbeitet? Was haben sie von Jesus gepredigt?
Man kann ja auch mit Leuten über Gott reden und sagen: Du musst Gott lieben und vertrauen. Das ist interessant. Die Missionare wussten alle, dass man zum Glauben nur über die Kreuzesgeschichte kommt. Also sage ich Ihnen noch einmal: Man findet Gott anders nicht als über die Kreuzesgeschichte. Man kann alles andere in der Bibel studieren, die Schöpfungsgeschichte oder das Weltende, aber zum Glauben kommt man nur über die Kreuzesgeschichte. Das ist der Angelpunkt und der Drehpunkt.
Wie Ludwig Hofacker gesagt hat, ist das das Geheimnis, wo ich Gottes Liebe an sich greifen kann. Interessant ist, dass alle Missionare dieselbe Erfahrung gemacht haben, die Sie auch machen. Wenn Sie heute Mittag mit anderen Menschen reden, dann lässt das die Leute kalt. Die Leute sagen: Das ist eine dumme Geschichte. Das hat auch Paulus erlebt. Das ist doch Quatsch. Warum hat Gott seinen Sohn so sterben lassen? Ha, das ist mal ein schöner Gott.
In allen Missionsländern war das so. Es gab einen Missionar, der nach Java ausgereist ist. Er war ganz erfüllt und sagte, er erzähle den Leuten die Geschichte vom verlorenen Sohn. Nach Jahren ist er zurückgekehrt und sagte, er habe keinen Menschen bewegt. Es habe ihn bewegt, aber die Menschen nicht.
Was machen wir jetzt? So war es doch bei Ihnen auch. Wir haben ein hartes Herz und eine Eigenart, immer das Falsche zu hören. Als die ersten Missionare zu den Eskimos kamen, war der Däne Hans Egede der Erste. Es war furchtbar, was sie durchgemacht und durchlitten haben. Frau Egede pflegte die Eskimos in ihren Krankheiten und ist daran gestorben. Egede selbst wurde krank.
Dann kam ein Herrnhuter Missionar, der weiterarbeitete, nachdem viele Jahre vergangen waren. Herr Beck erzählte: Es war wunderbar. Eines Abends las ich in einem Iglu die Geschichte von Gethsemane vor. Zum ersten Mal liefen den Eskimos die Tränen herunter. Sie waren bewegt und fragten: Ist das wahr? Hat Gott uns so lieb?
Der Missionar sagte: Jetzt war der Durchbruch da.
Erneuerung des Glaubens durch das Kreuz
Wenn es heute um eine Erneuerung unserer Christenheit geht, um unser Gemeindeleben und unser Glaubensleben, dann ist nur eines nötig: dass wir erkennen, was Jesus uns in seinem Leiden und Sterben schenkt.
Wir sollen sehen, wie sehr er uns liebt, wie er alle Schuld unseres Lebens getragen hat, alles, was sich angehäuft hat. Wie er uns heute Frieden gibt und uns festhält. Das können wir nur am Kreuz erkennen, denn dort sehen wir, dass uns nichts mehr aus seiner Hand reißen kann. Amen!
Nun singen wir vom Lied 63, „O Haupt voll Blut und Wunden“, zuerst den Vers sechs und dann die beiden letzten, die Verse neun und zehn.
Jesus Christus, du Lamm Gottes, du hast auch unsere Schuld getragen: das, was wir absichtlich gegen dein Wort getan haben, und das, was wir unabsichtlich begangen haben. Die Dinge, die uns bewusst sind, und die unbewussten.
Wir danken dir, dass du eine so wunderbare, vollkommene Erlösung geschaffen hast, dass alles, was wir unter dein Kreuz legen, für immer weggetan ist. Dass es nie mehr zur Sprache kommt, sondern in die Tiefe des Meeres versenkt ist.
Herr, hilf uns jetzt, Frieden unter deinem Kreuz zu finden und Freude daran zu haben, dich als König und Herrn auch für unser Leben anzunehmen.
Hilf uns, im Gehorsam gegen dich auch unser Kreuz zu tragen. Du führst manche von uns auf dem Passionsweg. Dort wollen wir deine Stärkung und Ermutigung erfahren und dir danken, dass es zum Siegesweg wird. Denn du legst uns nichts auf, was zu schwer ist, als dass wir es tragen könnten.
Fürbitten und Gebet
Wir wollen jetzt besonders für alle bitten, die leiden, die krank sind, die verzagt sind und im Leben keinen Mut mehr haben.
Wir bitten dich auch für die vielen Krisengebiete in der Welt: Stärke deine Gemeinde, damit sie dein herrliches Evangelium verkünden kann.
Dann bitten wir für unser Volk, für unsere Stadt und für die Menschen, die uns ganz besonders wichtig sind – in der Nachbarschaft und in der Familie. Du selbst musst die Augen öffnen für dein Evangelium, damit sie dich erkennen können.
Erwecke deine Gemeinde und das Zeugnis, das verkündigt wird, die Predigt deines Wortes. Lass sie Menschen wieder erwecken und zum Glauben führen.
Gib neues Leben! Du hast unser Land über Jahrhunderte gesegnet. Gib auch heute wieder Aufbrüche des Glaubens, damit du deine Gemeinde sammeln kannst – aus allen Nationen, Völkern und Sprachen.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Vom Lied 66 noch die beiden letzten Verse fünf und sechs.
Hinweise und Abschlusssegen
Auf Ihren Plätzen liegt der neue Übersichtszettel über unsere Veranstaltungen. Wer jetzt keinen hat, kann ihn bitte mitnehmen. So bleiben Sie informiert.
Die Ostergottesdienste sind noch auf dem alten Zettel vermerkt. Dieser liegt hinten aus für diejenigen, die ihn noch nicht haben. Bitte nehmen Sie ihn mit, denn an Ostern sind die Gottesdienste etwas anders, zum Beispiel am zweiten Feiertag und so weiter.
Ich möchte Sie noch auf etwas Besonderes hinweisen: Wir freuen uns, dass wir noch in diesem Monat den Besuch eines Ehepaars aus Tel Aviv haben. Die Frau ist Sopranistin an der Oper in Tel Aviv. Sie ist Jüdin, ebenso wie ihr Mann. Sie singen Lieder, wie es die Christen der Juden gerne sagen: Sie sind messianische Juden.
Sie glauben an Jesus als den Messias und König. Es sind christusgläubige Juden, die leidenschaftlich Jesus bezeugen. Hinten liegen auch gelbe Zettel aus, die auf dieses Konzert hinweisen. Es steht aber auch auf dem weißen Notizzettel.
Es ist mir wichtig, dass in Ihrem Umfeld alle davon erfahren. Es ist nicht nur wichtig, sondern sehr wichtig, dass alle, die daran interessiert sind, davon wissen. Die Besucher kommen aus verschiedenen Gegenden unserer Stadt. Bitte machen Sie das Konzert auch dort bekannt. Es ist schön, wenn wir diese besondere Gelegenheit in unserer Stadt verbreiten können.
Das heutige Opfer ist von der Kirchenleitung für die Aktion Hoffnung für Osteuropa bestimmt.
Nun wollen wir uns unter den Segen des Gekreuzigten stellen:
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.