Einführung: Warnung vor Habsucht
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 515: Warnung vor Habsucht, Teil I.
In der letzten Episode ging es um die Bitte eines Mannes, der Jesus auffordert, ihn in einer Erbstreitigkeit zu unterstützen. Jesus weigert sich und fährt dann fort.
Lukas 12,15: Er sprach aber zu ihnen: „Seht zu und hütet euch vor aller Habsucht, denn auch wenn jemand Überfluss hat, besteht sein Leben nicht aus seiner Habe.“
Jesus spricht hier zu allen Menschen. Was er hier sagt, ist ein dem menschlichen Leben zugrunde liegendes Prinzip: Hütet euch vor aller Habsucht. Das Gebot lautet also: Pass auf, dass du nicht, vielleicht ohne es richtig zu merken, habsüchtig wirst. Deshalb die doppelte Betonung: Seht zu und hütet euch.
Das Problem der Habsucht ist eines der ganz großen Probleme der Menschheit. Es betrifft wirklich jeden Menschen, und niemand ist dagegen immun. Dabei dreht sich Habsucht nicht nur um Geld. Es ist ganz allgemein der Wunsch nach mehr – mehr als ich gerade habe.
Habsucht ist das Gegenteil von Genügsamkeit, von Großzügigkeit und von Zufriedenheit mit dem, was Gott mir zugedacht hat.
Die biblische Perspektive auf Habsucht
Schauen wir uns einige zentrale Aussagen der Bibel zu diesem Thema an, die man aufgrund der Bedeutung des Problems eigentlich fast alle auswendig lernen sollte.
1. Timotheus 6,10: „Denn eine Wurzel alles Bösen ist die Geldliebe.“ Nach dieser haben einige getrachtet und sind vom Glauben abgeirrt. Sie haben sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt. Die Liebe zum Geld führt zu allen möglichen anderen bösen Verhaltensweisen. Der Habgierige verletzt sich selbst und verliert am Ende den Glauben.
Warum ist Habgier so gefährlich? Die Antwort lautet: Weil Geld oder Besitz zum Gottersatz wird. Das Herz geht verloren im Streben nach mehr. Man kann eben nicht dem Mammon und Gott zugleich dienen. So etwas ist unmöglich. Deshalb wird Habgier in der Bibel auch als Götzendienst bezeichnet.
Kolosser 3,5: „Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Begierde und Habsucht, die Götzendienst ist.“ Hier sehen wir es klar: Habsucht ist Götzendienst. Die Gier wird zum Gott und tritt damit in Konkurrenz zu dem Gott, dem wir als Christen eigentlich verpflichtet sind.
Das ist wie eine Rückkehr ins Heidentum. Denn wie wird der typische Heide beschrieben? Römer 1,29: „Erfüllt mit aller Ungerechtigkeit, Bosheit, Habsucht.“ Der Lebenssinn vieler Heiden besteht hauptsächlich darin, immer mehr zu bekommen, sich noch mehr und noch bessere Dinge leisten zu können. Zufriedenheit mit dem, was man hat, beziehungsweise mit dem, was Gott zugedacht hat, fehlt ihnen völlig.
Der Gegenentwurf zur Habsucht: Genügsamkeit
Der Gegenentwurf zur Habsucht lautet in Hebräer 13,5: Der Wandel sei ohne Geldliebe. Begnügt euch mit dem, was vorhanden ist, denn er hat gesagt: „Ich will dich nicht aufgeben und dich nicht verlassen.“
Begnügt euch mit dem, was vorhanden ist – das ist der Gegenentwurf. Dies ist auch ein Gebot, quasi die praktische Anwendung von „Seht zu und hütet euch vor aller Habsucht“. Hier geht es um Genügsamkeit, die Freude an dem, was ich habe, ohne den Drang nach mehr.
In 1. Timotheus 6,6-8 heißt es: „Die Gottesfurcht mit Genügsamkeit aber ist ein großer Gewinn, denn wir haben nichts in die Welt hereingebracht, sodass wir auch nichts hinausbringen können. Wenn wir aber Nahrung und Kleidung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen.“
Wieder wird der Gedanke betont, dass wir uns genügen lassen sollen. Worin besteht ein großer Gewinn? Nicht in noch mehr Geld, sondern in Gottesfurcht mit Genügsamkeit. Leben und Lebensqualität dürfen nicht über den Besitz definiert werden. Leben besteht nicht in den Dingen, sondern in den Beziehungen, die ich habe – vor allem in der Beziehung zu Gott, also in der Gottesfurcht.
Ich bin nicht dazu gemacht, dem Mammon zu dienen, sondern dazu, Gott zu dienen, ihn zu verherrlichen, ihn zu genießen und seinen Willen zu tun. Das ist Leben. Deshalb kann der Prediger das Menschsein so beschreiben: „Fürchte Gott und halte seine Gebote“ (Prediger 12,13).
Wahres Leben im Blick auf Gott
Der Fokus echten Lebens liegt nicht auf der Entwicklung des Aktiendepots oder auf dem Anhäufen von Wohlstand. Wahres Leben hängt an Gott, an seiner Vergebung, seinen Werten, seinen Geboten und seiner Belohnung.
Wahres Leben ist Reaktion – Reaktion auf die unerhörte Güte Gottes. Ein wirklich reiches Leben ist reich im Blick auf Gott.
Das ist jedenfalls das Fazit des Gleichnisses, das Jesus jetzt erzählt. Dort heißt es abschließend in Lukas 12,21: „Ein Dummkopf ist der, der für sich Schätze sammelt und nicht reich ist im Blick auf Gott.“
Lasst uns das bloß nie vergessen: Ein wahrhaft reiches Leben ist reich, weil es eine tiefe und lebendige Beziehung zu Gott hat. Es ist reich, weil diese Beziehung zu Gott als Fokus alle anderen Beziehungen und die Ewigkeit prägt.
Das Gleichnis vom reichen Mann mit der grossen Ernte
Aber fangen wir mit dem Gleichnis an. Lukas 12,16: Er sagte aber ein Gleichnis zu ihnen und sprach: Das Land eines reichen Menschen trug viel ein.
Im Zentrum steht ein reicher Mensch, wir würden sagen ein Großgrundbesitzer. Und der hat ein Luxusproblem, nämlich eine richtig gute Ernte. Das Land eines reichen Menschen trug viel ein. In einer Agrargesellschaft ist dieser Mensch der Inbegriff eines von Gott gesegneten Mannes. Und irgendwie stimmt das ja auch. Ich habe als Bauer das Wetter und die Schädlinge nicht in der Hand. Und hier lief ein Jahr lang alles richtig gut, so gut, dass die vorhandenen Lagerflächen nicht reichen.
Lukas 12,17-18: Und er überlegte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Denn ich habe nicht, wohin ich meine Früchte einsammeln soll. Und er sprach: Dies will ich tun: Ich will meine Scheunen niederreißen und größere bauen und will dahin all mein Korn und meine Güter einsammeln.
Erst einmal klingt das gar nicht dumm. Aber wir bekommen hier zwischen den Zeilen auch etwas von dem Denken des reichen Menschen mit. Und es fällt eben auf, wie er von „seinem Eigentum“ spricht: meine Früchte, meine Scheunen, mein Korn, meine Güter. Das ist alles seins, zumindest denkt er das. Es ist ihm eben gerade nicht von Gott anvertraut. Deshalb denkt er auch kein bisschen daran, etwas von seinem Wohlstand mit anderen zu teilen.
Das wäre ja auch eine interessante Idee, oder? Hey, die Ernte war so gut, da will ich doch mal dafür sorgen, dass im nächsten Jahr keiner in meiner Gegend Hunger leiden muss. Danke, Gott, dass du mir eine so tolle Möglichkeit schenkst, den Armen zu dienen.
So im Sinne von Sprüche 11,24-26: Da ist einer, der ausstreut, und er bekommt immer mehr. Und einer, der mehr spart, als recht ist, und es gereicht ihm nur zum Mangel. Wer gern wohltut, wird reichlich gesättigt, und wer andere tränkt, wird auch selbst getränkt. Wer Getreide zurückhält, den verwünschen die Leute, aber Segen kommt auf das Haupt dessen, der Getreide verkauft.
Das ist der Segen der Großzügigkeit. Und wenn man schon den verflucht, der nicht mit Grundnahrungsmitteln spekuliert, wie viel mehr würde man den feiern, der gern wohltut?
Eine große Ernte, das ist nicht nur ein logistisches Problem – wohin mit all dem Zeugs? Das ist vor allem ein moralisches Problem. Wie kann ich meinen Wohlstand als Gottesverwalter so einsetzen, dass mein Tun Gott gefällt? Das ist die eigentliche Frage.
Abschluss und Ermutigung
Was könntest du jetzt tun? Nimm dir vor, die Bibelverse über Habsucht auswendig zu lernen. Sie sind wirklich wichtig.
Das war's für heute. Mein Tipp: Lern Englisch! Es gibt sehr viel gutes geistliches Material in dieser Sprache.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
