Herzlich willkommen zum Podcast der Eva Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Povileit.
Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein anregen und zugleich zum theologischen Denken herausfordern.
Auch Christen werden krank oder sogar schwer krank. Die Bibel zeigt uns einen Weg, wie Christen mit schwerer Krankheit umgehen können. Sie haben das Privileg, sich nicht so stark verletzen zu müssen, wie sie es in der Bibel verstanden haben. Dazu gehört auch, die Ältesten der Gemeinde zu sich zu rufen. Um dieses Privileg beziehungsweise um diesen Auftrag an jede Gemeinde nach Jakobus 5 geht es in diesem Podcast.
Thomas, warum können Christen nicht immer gesund sein?
Ja, das wäre ja super, wenn Menschen immer gesund wären. Aber auch Christen sind Menschen und leiden unter den Folgen des Sündenfalls. Eine dieser Folgen ist, dass wir sterben müssen. Dazu gehört auch, dass wir krank werden. Krankheit und Tod gehören zusammen.
Wenn Christen sterben, aber nie krank sind, dann müssten sie ja alle am Herzinfarkt sterben. Wenn also jemand am Herzinfarkt stirbt, kann man vermuten, dass es ein Christ gewesen sein könnte.
Manche Christen haben Probleme damit, zu akzeptieren, dass man krank sein kann.
Das stimmt. Manche Christen glauben, dass Christen nicht krank werden oder immer gesund sein müssen. Wenn dann doch Krankheit ins Leben tritt, gehen sie oft zu Heilungsgottesdiensten, um sich gesund beten zu lassen. Oder sie widerstehen Krankheitsmächten und hoffen, dass sie so auf jeden Fall gesund werden.
Andere Christen gehen ganz normal zum Arzt.
Ja, das ist in der Regel so. Ich glaube, die meisten Christen gehen zum Arzt, und das ist auch richtig so. Es gibt aber auch Christen, die nicht zum Arzt gehen, weil sie denken, dass sie Gott nicht wirklich vertrauen, wenn sie zum Arzt gehen. Dabei ist der Herr ja auch ein Arzt.
Die meisten Christen gehen zum Arzt. Manche sitzen fast nur beim Arzt, weil sie vor allen möglichen Krankheiten geheilt werden wollen oder weil sie sich nur schwer mit manchen Krankheiten abfinden können. Vielleicht gehören diese Krankheiten auch zum Alter dazu. Wenn man achtzig Jahre alt ist und einem einige Sachen wehtun, dann gehört das vielleicht einfach dazu.
Manchmal bringt Gott aber auch Krankheitszeiten in unser Leben, weil er uns prägen oder verändern möchte. Eine Leidenszeit kann sehr hilfreich sein. Das ist etwas, das wir heute oft schwer aus Gottes Hand annehmen können.
Ich erinnere mich an ein Lied, das Bonhoeffer gedichtet hat. Dort heißt es:
„Und reichst du uns den Kelch, den Bittern des Leids gefüllt bis an den höchsten Rand, so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern aus deiner guten und geliebten Hand.“
Das klingt natürlich relativ leicht, aber es bleibt eine Herausforderung, das auch wirklich zu leben.
Wir sprechen heute über das Jakobusgebet aus Jakobus 5, das Christen dabei helfen soll, mit Krankheit umzugehen. Was darf man unter diesem Gebet verstehen?
Das Jakobusgebet heißt so, weil es im Jakobusbrief steht. Man braucht also nicht immer jemanden namens Jakobus, der es spricht. Das wäre in manchen Gemeinden auch schwierig.
Ich lese es vielleicht mal vor. Es steht in Jakobus 5,13-16: „Leidet jemand unter euch, der bete. Ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen. Ist jemand krank unter euch, der rufe die Ältesten der Gemeinde zu sich, und sie mögen über ihm beten und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn. Das Gebet des Glaubens wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten. Wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden. Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Viel vermag eines gerechten Gebet in seiner Wirkung.“
Im Grunde genommen ist das Jakobusgebet hier Gottes Handlungsanweisung, wie wir mit Krankheiten in unserem Leben umgehen können. Zuerst allgemein und dann speziell mit Einbeziehung der Ältesten.
Kann man sagen, um welche Krankheiten es geht? Geht es um jeden kleinen angeschlagenen Fuß oder Ähnliches? Das steht nicht ausdrücklich drin. Es ist immer gut zu sagen, dass man nicht mehr weiß, wenn der Text es nicht hergibt. Aber hier steht, dass die Leute leiden. Deshalb nehme ich einfach mal schwere Krankheiten an, denn das klingt wirklich nach Leid.
Das können natürlich nicht nur körperliche Leiden sein, sondern auch seelische Krankheiten oder akute oder chronische Krankheiten. Ich glaube, das sind die typischen Fälle, bei denen man auf das Jakobusgebet zurückgreift.
Eine Frage, die sich stellt: Es heißt ja, die Ältesten der Gemeinde soll man zu sich rufen. Also holt man sie privat nach Hause?
Im Heilungsdienst Jesu kamen sehr viele Kranke zu ihm. Das stimmt. Daraus würde ich indirekt schließen, dass die Person bettlägerig war und sich gar nicht mehr bewegen konnte.
Das ist eine Frage. Es geht um eine schwere Krankheit, ja. Aber in der Praxis sieht es auch so aus, dass die Leute sich durchaus noch bewegen können, wenn die Ältesten zu ihnen nach Hause kommen, um zu beten. Ich glaube nicht, dass man grundsätzlich voraussetzen kann, nur wer bewegungsunfähig ist, darf die Ältesten rufen. Das wollte ich damit nicht ausdrücken.
Im Vergleich zu Jesu Heilungsdienst, bei dem sogar Gelähmte zu ihm gebracht wurden, aber auch andere selbst zu ihm liefen, ist das eine andere Situation.
Eine weitere Frage wäre, wie oft man das praktizieren muss. Ja, ich glaube, man darf die Ältesten rufen, so steht es ja auch drin.
Welche Frage stellst du jetzt? Ob man wegen jedem Schnupfen die Ältesten ruft? Das brauchen wir jetzt nicht zu diskutieren. Wenn du von Leid sprichst, würde ich einen Schnupfen ausschließen, außer es handelt sich um eine chronische Krankheit. Das gibt es ja auch.
Wir wollen da nicht zu streng sein. Aber wenn man wegen jeder Kleinigkeit die Ältesten rufen würde, hätte man ja nicht unbegrenzt Älteste. Das wäre organisatorisch gar nicht möglich. Also muss das schon eingegrenzt sein.
Okay, also wir haben eine Situation mit Krankheit. Jetzt ist es möglich, hier jemanden zu rufen. Oder vorher steht erst mal: Wenn er krank ist, soll er beten und Psalmen singen. Gehört das jetzt schon zum Jakobusgebet, oder ist das noch im Vortext? Wie würdest du es sehen?
Nein, ich würde es in den Vortext hineinverlagern, dass es so ein grundsätzlicher Rat ist, wie ich mit Krankheit umgehen darf. Also: Ich kann beten, Gott um Hilfe bitten und mir, wie es in einem Buchtitel auch so schön heißt, mit Liedern den Kummer von der Seele singen. Es sind ja oft gerade alte Glaubenslieder, die sehr einprägsam sind und bei denen man sich verschiedene geistliche Wahrheiten noch mal ins Gedächtnis ruft. Und es kann wirklich helfen, dass sie mir in der Krankheit doch ein großer Trost sind.
Und wenn man das getan hat, was ist jetzt das Besondere an diesem sogenannten Jakobusgebet? Das ist ja noch mal unterschieden von dem, was du selber machst. Dieses Beten und, wenn du guten Mut hast, Psalmen singen, das machst du selber. Aber das Gebet machst du ja nicht selber.
Richtig. Also das Besondere ist natürlich, dass die Ältesten bei mir zuhause auftauchen – und nicht, weil sie selber vorbeikommen, sondern weil ich sie gerufen habe, damit sie mit mir nach Jakobus beten. Und das ist ja eine kleine Veranstaltung hier. Es geht nicht um diesen großen Heilungsgottesdienst, sondern um ein Gebet im kleinen Kreis. Es wird auch noch deutlich: Der Kranke kennt seine Ältesten, und sie kennen ihn. Das heißt, der Kranke ist hier kein Gemeindehopper, also heute hier, morgen dort, sondern es ist ein Gebet, das wirklich in die Gemeinde hineingehört. Also das nehme ich noch mal als Zusatzinformation mit.
Und was ist jetzt hier der Unterschied zu einem Gebet, das bei einem Krankenbesuch stattfindet? Das klingt ja hier doch deutlich offizieller, weil er praktisch die Ältesten anfordert. Das ist ja ein offizieller Akt, kann man sagen.
Ja, das sind zwei verschiedene Dinge. Natürlich kann ich jemanden in seiner Krankheit besuchen. Am Schluss dieses Besuches, so machen wir es in der Regel, beten wir auch mit dieser Person. Aber hier ist es, wie du es eben sagtest, auch so ein offizielles Gebet. Und es ist so offiziell, weil es bei Jakobus hier so offiziell steht.
Im Grunde genommen bringt der Kranke durch das Gebet ja zum Ausdruck: Ich will meine erste Hilfe für diese Krankheit von Gott eben erwarten. Und das drücke ich aus durch das Jakobusgebet, dass ich meine Hoffnung eben nicht zuerst auf den Arzt setze. Da müssen wir uns vielleicht auch reflektieren. Oft ist es doch so, dass wir von einem Arzt zum anderen laufen und ganz vergessen, dabei zu beten.
Hier nimmt jemand ganz bewusst die Ältesten und sagt: Kommt bitte, betet mit mir! Denn in dieser Krankheit kann Gott mir helfen. Ich will meine erste Hoffnung eben auf ihn setzen. Das heißt, dieses Jakobusgebet rückt bei der Krankheit Gott in den Mittelpunkt. Da gehört Gott eben auch hin, in die Mitte. Und ich weiß, dass ich mich auch in dieser Krankheit in Gottes Hand geborgen wissen darf. Was, denke ich, sehr wichtig ist.
Wir haben ja als Familie viele Krankenhausaufenthalte hinter uns, die ich immer als sehr zehrend oder auslaugend empfunden habe. Allein die Luft und das Flimmern und die Geräusche – es piept ja immer im Krankenhaus. Da kommst du ja nie zur Ruhe. Und andere äußere Dinge: Man ist natürlich immer von einem zum Nächsten. Dann kommt vielleicht noch ein Notfall rein und Ähnliches.
Das heißt, es hilft wirklich, das Geistliche dahinter zu sehen. Von diesem ganzen Krankheit, Tod vielleicht sogar, Ungewissheit, Angst, Betriebsamkeit, Hektik, verschiedenen Meinungen usw. hin zu Gott zu kommen.
Wie darf ich mir nun konkret vorstellen, wie so ein Gebet abläuft? Man kommt natürlich an, klingelt, wird reingelassen und so weiter. Dann spricht man mit dem Kranken, hört ihm zu – und zwar ziemlich genau. Manchmal kann man dabei schon Ursachen für die Krankheit herausfinden.
Ein befreundeter Pastor erzählte zum Beispiel, dass er zu einer Frau gerufen wurde, die immer Stimmen hörte. Die Frage war: Handelt es sich um eine psychische Krankheit oder um eine okkulte Belastung? Es war jedoch keines von beidem. Durch das genaue Zuhören wurde schnell klar, dass die Stimmen nur Nebenwirkungen von anderen Medikamenten waren. Diese hatten die Symptome ausgelöst.
Wie erkennt ein Pastor so etwas? Ist er Mediziner oder was? Nein. Er hat einfach mit der Frau gesprochen und sich dann einen Zettel zeigen lassen, auf dem stand, dass als Nebenwirkung eben Stimmenhören auftreten kann. Das war dann tatsächlich der Fall. Aber das war natürlich nur ein Beispiel.
Normalerweise redet man dann über die Krankheit und fragt sich: Gibt es eine geistliche Ursache für deine Krankheit? Das ist eine ganz wesentliche Frage. Hier wird ja auch oft eine Verbindung zu Sünde hergestellt. Bedeutet das nun, dass jede Krankheit eine geistliche Ursache hat und ich schuld an meiner Krankheit bin?
Nein, das ist nicht so. Wir hatten mal eine Situation, in der ich die Ältesten gerufen habe – nicht zum Gebet, sondern zur Ermahnung. Eine Schwester wollte uns unbedingt erklären, dass unser Sohn, der an Epilepsie litt, einen Dämon habe. Da war meine Toleranzgrenze überschritten.
Du sagst also, es ist zwar von Sünde die Rede, aber nicht jede Krankheit ist Sünde oder kommt von Satan. Es gibt ja auch alles Mögliche. Ja, das gibt es alles, aber auf gar keinen Fall ist das die Regel. Man fragt vielmehr: Gibt es hier einen geistlichen Zusammenhang?
Ich glaube, das macht Jakobus deutlich, wenn er sagt, dass man zumindest danach fragen soll. Es kann aber auch sein, dass es gar keinen geistlichen Zusammenhang gibt.
Ich kenne zum Beispiel einen normalen Arzt, der sagte, wenn junge Leute mit Magenbeschwerden zu ihm kamen, setzte er sich auf den Stuhl und sagte: „Junge, Mädchen, erzähl mir mal, wo du Probleme hast“, anstatt ihnen nur Medikamente zu geben. Er hat verstanden, dass es eine tiefere Ursache geben kann.
Wenn ich als Pastor oder Ältester zu jemandem komme, frage ich auch: Gibt es hier eine tiefere Ursache, vielleicht Bitterkeit oder Ähnliches, die zu den Beschwerden führt? Aber das muss überhaupt nicht der Fall sein.
In der Bibel haben wir zum Beispiel Miriam oder Gehasi, die Aussatz hatten. Das war eine geistliche Ursache. Sie waren rebellisch, und das war praktisch ein Gericht Gottes. Genau, es war ein Gericht Gottes.
Sehr oft kann man aber gar nichts greifen, und dann muss man auch nicht danach suchen. Es ist wichtig, dass im Vers 15 steht: „Wenn er Sünden begangen hat.“ Das heißt, es muss nicht so sein, dass jemand gesündigt hat. Viele Krankheiten sind eben nicht durch Sünde verursacht.
Aber es gibt welche, bei denen das der Fall ist. Im 1. Korinther 11,30 heißt es zum Beispiel, dass einige durch das unachtsame Essen des Abendmahls entschlafen sind, weil sie falsche Normen hatten. Krankheit kann also auch eine Folge von Sünde sein. Das sollte man auf keinen Fall außen vorlassen.
Man lässt es nicht außen vor, aber es gibt auch Paulus in 2. Korinther 12, der nicht wusste, warum er durch eine Leidensstrecke gehen musste. Er hat Gott dreimal gebeten, seinen „Stachel im Fleisch“ wegzunehmen. Gott antwortete ihm, dass seine Gnade genügt.
Manchmal müssen wir also sagen: Wir wissen nicht, warum es so ist. Aber du hast recht, manchmal gibt es geistliche Zusammenhänge – meiner Erfahrung nach aber eher selten.
Wenn jemand Sünden begangen hat und es nicht sagen kann, wie geht man dann weiter?
Zunächst betet man einfach um Vergebung – das ist der erste Schritt. Danach betet man ernsthaft dafür, dass Gott in die Situation eingreift. Man bittet darum, dass er heilt oder dem Kranken die Kraft gibt, diese Krankheitsnot zu tragen.
Du hast vorhin gefragt, wie das Gebet abläuft. Bei diesem offiziellen Gebet beten in der Regel mehrere Älteste, meistens zu zweit. Ein einzelner Ältester wird aus verschiedenen Gründen eher nicht eingesetzt. Während des Gebets haben wir Öl dabei und salben den Kranken, so wie es in der Bibel beschrieben ist.
Wir sehen das Salben als eine Bekräftigung des Gebets für den Kranken. Es soll dem Kranken bewusst machen, dass Älteste für seine Krankheit beten und er seine Hoffnung wirklich auf Gott setzen möchte. Das Ölsalben verstehen wir als Symbol und nicht als medizinischen Akt.
Der medizinische Begriff für Ölsalben ist nicht der rituelle Begriff, der hier gemeint ist. Das Salben erfolgt im Namen des Herrn, was die symbolische Bedeutung unterstreicht.
Was ist denn die Symbolik dahinter? Ich kenne die Symbolik vor allem von der Einsetzung von Königen und Priestern. Dort bedeutet die Salbung eine Segnung, ein Aussondern für Gott. Das heißt praktisch: Gott kommt dir jetzt entgegen, und auch in deiner Krankheit liegt seine Hand auf dir, ähnlich wie bei einer Salbung.
Im Text steht nicht genau, wie das gemacht wird, und ich weiß auch nicht genau, was ich sagen soll. Auf jeden Fall mache ich mich eins mit der Not des anderen – das geschieht auch durch das Gebet selbst. Das Salben ist jedoch eine Art Verstärkung, die Gott hier selbst gegeben hat. Deshalb setzen wir es auch so um.
Ich bin jetzt etwas detailverliebt: Salbst du dann auf dem Kopf, wie es bei Priestern und Königen im Alten Testament war, oder an der kranken Stelle? Ich salbe auf dem Kopf, also rein symbolisch.
Das Wichtige ist, dass Gott demjenigen, der die Kraft bekommt, sein Leid aus Gottes Hand zu nehmen. Wie Gott letztlich eingreift, können wir nicht vorschreiben – das geschieht nach unserem Gebet auf seine Weise.
Dieses Gebet ist in den Gemeinden nicht unbedingt sehr weit verbreitet, denke ich. Man hört es zwar, klar, es gibt bestimmte Richtungen mit großen Heilungsgottesdiensten, bei denen ganze Hallen gefüllt sind. Aber dass dieses Gebet auch privat regelmäßig gepflegt wird, davon höre ich in manchen Gemeinden eigentlich kaum etwas.
Wurde es denn schon in Anspruch genommen? Wenn ja, wie? Gibt es Erfahrungen, die man teilen kann? Natürlich sollte man nicht alles erzählen, aber...
Es kommt immer wieder vor, dass Menschen dieses Gebet in Anspruch nehmen. Dabei ist es ganz unterschiedlich, wie Gott eingreift. Für mich persönlich war eine Erfahrung besonders eindrücklich: Wir haben einmal für eine ältere Frau gebetet, die an einer Spinalstenose litt. Das bedeutet, dass die Nerven in der Wirbelsäule eingeklemmt waren. Wenn die Nerven eingeklemmt sind, kann man das nicht einfach durch Gymnastik lösen. Nach dem Gebet wurde ihr Zustand deutlich besser. Für mich war das ein klares Zeichen, dass Gott eingreift.
Ich erinnere mich auch an eine Frau, für die wir nach ihrer Krebserkrankung gebetet haben. Es sieht wirklich gut aus bei ihr. Natürlich war sie beim Arzt, wurde operiert und erhielt weitere Behandlungen. Trotzdem haben wir unsere Hoffnung auf Gott gesetzt.
Oder ich denke an einen Jungen, der chronische Bauchschmerzen hatte. Niemand wusste genau, was die Ursache war. Wir haben bewusst für ihn gebetet. Heute hat er kaum noch Beschwerden, obwohl er die Schmerzen lange Zeit hatte.
Aber es gibt auch Fälle, in denen die Heilung nicht so greifbar ist. Zum Beispiel haben wir für eine Person gebetet, die unter enormer Kraftlosigkeit und Erschöpfung litt. Das war schwer zu fassen, und ein Teil davon ist auch geblieben.
Ich kann also nicht sagen, dass ich bete und dann ist die Person hundertprozentig gesund. Aber wir wollen uns, so verstehen wir es, wirklich Gott anvertrauen und ihn darum bitten, dass er eingreift.
Du hast vorhin gesagt, dass dieses Gebet nicht so verbreitet ist. Das stimmt, denke ich. Man hört es nicht so häufig. Das hat wohl mehrere Gründe.
Ein wesentlicher Grund ist, dass kaum darüber gepredigt wird. Was ich nicht kenne, kann ich auch schwer anwenden. Das müssen wir uns selbst anrechnen und öfter mal darüber predigen.
Ein weiterer Grund ist die Angst, was passiert, wenn man betet und nichts geschieht. Dass man Gott dadurch ein Stück weit blamiert. Man betet, und es passiert nichts.
Was würdest du denn unter „nichts passiert“ verstehen? Keine Heilung?
Ja, genau. Zum Beispiel, jemand behält seine Schmerzen, es wird nicht besser oder vielleicht sogar schlimmer.
Im Jakobusbrief steht ja: „Das Gebet des Glaubens wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten.“ Das klingt ziemlich vollmundig.
Die Frage ist natürlich, was diese Rettung genau bedeutet. Für mich kann das auch heißen, dass jemand besser mit seiner Krankheit umgehen kann.
Ich glaube, diese Angst, dass nichts passiert, ist verständlich. Was ist, wenn der Herr nicht eingreift, wenn es nicht offensichtlich ist, dass er rettet?
In manchen Gemeinden hört man dann: „Du glaubst einfach zu wenig.“ Das setzt die Betroffenen unter enormen Druck.
Hier möchte ich wirklich Mut machen: Wenn keine Heilung geschieht, dann ist das Gottes Sache und nicht meine.
Aber wenn ich dieses Gebet nicht anwende, obwohl Gott es mir anbietet, dann ist das meine Unterlassung als Kranker.
Verstehst du, was ich meine?
Unterlassung würde ich nicht so nennen, aber ich verstehe, was du meinst.
Gott bietet mir an, dass ich das Gebet in Anspruch nehmen kann, ohne mir Sorgen machen zu müssen, was passiert, wenn er nicht eingreift.
Natürlich gibt es auch Leute, die sagen: „Ich will kein Heilungscharismatiker sein. Ich möchte nicht in einen Topf mit denen geworfen werden.“
Aber die Praxis ist sehr unterschiedlich. Gott hat es ja im Jakobusbrief gesagt, und deshalb darf ich das auch in Anspruch nehmen.
Dass es an anderer Stelle missbraucht wird, darf mich nicht davon abhalten, es richtig zu gebrauchen.
Was die Heilung betrifft: Du hast vorhin Paulus zitiert, der dreimal gebetet hat, dass Gott ihm seine Krankheit nimmt.
Paulus hat nicht gesagt: „Du hast gesündigt, deshalb nehme ich die Krankheit nicht weg.“ Stattdessen sagt er: „Lass dir an meiner Gnade genügen. Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
Das bedeutet, seine Krankheit diente letztlich zur Verherrlichung Gottes.
Manchmal denke ich, dass Krankheit, auch wenn sie Folge der Sünde ist, vielleicht das Beste sein kann, was einem passiert.
Ich glaube, ich darf das aus meiner Biografie heraus sagen: Krankheit kann in manchen Fällen eine Gnade sein.
Das heißt, wir haben heute darüber gesprochen, auch um zu ermutigen. In der Bibel steht, dass ihr keine Hemmung haben müsst, die Ältesten zu rufen. Ich glaube, in unseren Kreisen macht das kaum jemand täglich, also dass jemand sagt: Heute habe ich Schnupfen und rufe die Ältesten, oder heute habe ich dies und jenes. Wahrscheinlich ist es eher so, dass man sich scheut, die Ältesten zu rufen, und es zu wenig macht.
Was würdest du übrigens zu mehrmaligem Rufen sagen? Bisher haben wir immer nur einmal gebetet, also die Ältesten gerufen. Der Text lässt es aber offen. Das heißt, es ist durchaus möglich, die Ältesten auch mehrfach zu rufen, immer wieder. Gerade bei chronischen Krankheiten gibt es ja oft Situationen, in denen es wirklich bergab geht.
Beim Jonas, ich habe vorhin noch einmal mit meiner Frau darüber gesprochen, wie es bei uns war und wie wir es gemacht haben: Wir haben die Ältesten einmal früh gebeten, über Jonas zu beten. Das war ein ziemlicher Akt, weil sie das nicht gewohnt waren und es schwierig war, sie so weit zu bekommen. Öl zu verwenden, war gleich gar nicht möglich, das ging nicht. Aber man erlebt ja immer wieder krisenhafte Situationen. Da wäre es durchaus überlegenswert, die Ältesten mehrfach zu rufen.
Einmal, das muss ich sagen, war es nicht ganz schriftgemäß, aber meine Frau hat mitten in der Nacht selbst Öl genommen und ihn gesalbt, obwohl sie keine Älteste ist. Das war natürlich nicht als Ersatz gedacht, sondern als ein inneres Hinwenden zu Gott. Genau darum geht es vor allem.
Ich denke, es ist durchaus möglich, mehrfach zu beten, gerade bei chronischen Krankheiten und schweren Verläufen. Man kann immer wieder neu sagen – so wie du es auch im Glauben machst: Du musst manches immer wieder neu aufnehmen und sagen: Herr, ich gebe mich dir wieder neu in dieser Situation hin. So kannst du sagen: Ich will dem Herrn vertrauen und halte daran fest. Das ist für mich immer wieder ein Anker, an dem ich festhalte.
Was mir jetzt Mut macht, wenn ich diesen Text anschaue, ist: Gott denkt an die Kranken. Auf jeden Fall! Er denkt an die Schwerkranken und an die anderen Kranken. Wenn man vorher fragt, ab wann man das machen darf – wenn es dir eine Last ist, dann rufe einfach die Ältesten. Es gibt keine genaue Definition und keine Scheu. Man darf Gott in seiner Situation einbeziehen. Er hat Älteste als Hirten der Herde gegeben, um auch für die Kranken zu sorgen und sie zu segnen.
Das Salben ist eine Art der Segnung, ein Gebet für sie und eine Fürbitte vor Gott. Das ist ein Vorrecht. Ich finde es sehr schön, dass Gott nicht nur mit den Starken und Großartigen geht, denen es immer gut geht, sondern dass er auch Vorsorge für die Schwachen und Kranken getroffen hat. Er will für sie sorgen und hat deswegen extra diese offizielle Form gegeben, um seine Liebe noch einmal zu zeigen.
Das ist doch eine schöne Zusammenfassung von dir. Damit sind wir auch am Ende des Podcasts der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns unter podcast@efa-stuttgart.de. Wir wünschen euch Gottes Segen, Gesundheit und dass ihr getragen werdet, wenn ihr in der Krankheit seid. Ansonsten wünschen wir euch alles Gute, bis wir uns wieder hören.