Guten Abend, mein Name ist Karl-Heinz van Heijden. Ein paar Sätze über mich zu sagen, ist meistens nicht ganz einfach. Ich wurde 1948 geboren und bin in der DDR aufgewachsen.
Das Abitur war für mich etwas schwierig – nicht so sehr wegen der schulischen Leistung, sondern wegen meiner Nichtzugehörigkeit zur FDJ. Wie soll ich es sagen? Es ging darum, dass ich nicht an verschiedenen Aktivitäten teilgenommen habe.
Durch Gottes Güte ist es mir dennoch gelungen, das Abitur zu bestehen und anschließend zu studieren. Ich habe vier Jahre Physik in Halle an der Saale studiert, was eine eigenartige Erfahrung war.
Danach wurde ich zum hauptamtlichen Dienst in unserer Freikirche berufen. Dort habe ich mich hauptsächlich mit Jugendarbeit beschäftigt. Schon damals stellte sich natürlich die Frage: Wie ist das mit Schöpfung und Evolution?
Ich musste mich von Anfang an mit dieser Frage auseinandersetzen, weil die Jugendlichen einfach großes Interesse daran hatten.
Persönlicher Hintergrund und erste Auseinandersetzung mit Schöpfung und Evolution
Ich habe damals eine Schrift verfasst, die wir vorsichtig „Seelsorgerliche Hilfe für junge Christen“ genannt haben. Es handelte sich um eine Stellungnahme zum Biologielehrbuch der zehnten Klasse. Ich dachte, das sei das Niveau, das die meisten haben.
Was kann man dazu sagen? Manches, was darin steht, stimmt, anderes wiederum nicht. Wie lässt sich das mit dem, was die Bibel sagt, vereinbaren? Das sind spannende Fragen.
Diese seelsorgerliche Hilfe wurde damals illegal beziehungsweise halblegal vervielfältigt. Ich habe gehört, dass es einige tausend Exemplare geworden sind. Später habe ich versucht, einige Geschichten aufzuschreiben, um dem frommen Volk ein bisschen etwas unterzujubeln. Denn viele sind oft zu faul zum Nachdenken – tut mir leid, aber manchmal ist das so. Es entstanden kleine Geschichten, als ob Tiere von sich selbst erzählen könnten.
Diese Geschichten wurden in verschiedenen Zeitschriften gedruckt, sowohl im Osten als auch im Westen. Irgendwann hat jemand diese Geschichten gesammelt, nämlich Professor Gitt aus Braunschweig, mit dem ich zusammengearbeitet habe. So entstand dieses Büchlein. Damals war es im Osten noch unmöglich, es zu drucken. Es geschah also erst kurz vor dem Ende der DDR. Das war eher ein Management-Projekt.
Inzwischen ist das Büchlein in viele Sprachen übersetzt worden – ich schätze etwa zwölf. Praktisch alle europäischen Sprachen sind dabei, einschließlich Chinesisch, wobei China natürlich nicht in Europa liegt.
Wenn Tiere reden könnten – die Fakten stimmen. Vor ein paar Jahren erhielten wir einen Brief aus Frankreich. Das Büchlein war damals ins Französische übersetzt worden, und man wollte den Nachweis noch einmal haben. „Ihr habt hier so etwas geschrieben, stimmt das überhaupt? Wo ist der Beleg?“ Da musste ich einen Biologen hinzuziehen, weil ich die damals in Wolgast ausgearbeiteten Unterlagen schon irgendwo abgelegt hatte.
Natürlich stimmten die Fakten. Die Geschichte ist natürlich erfunden, denn Tiere können nicht reden. Aber wenn sie reden könnten, würden sie vielleicht etwas erzählen.
Damit sind wir beim Thema. Ich kann Ihnen das Büchlein also empfehlen. Es liegt draußen auf dem Büchertisch, neben einigen anderen, die zum Thema passen.
Ein Freund von mir aus Riesa hat ein Buch geschrieben, das „Was Stammbäume verschweigen“ heißt. Diese beiden Bücher sind sehr einfach zu verstehen – für jeden, der sich mit der Problematik auseinandersetzt.
Ein anderer Freund von mir, Reinhard Juncker, beschäftigt sich mit der Frage: Stammt der Mensch von Adam ab? Nicht vom Affen, sondern von Adam. Auch dieses Buch kann ich durchaus empfehlen. Sie finden alle diese Bücher draußen und können gerne einmal hineinschauen.
Persönliche Lebensumstände und Einführung ins Thema
Zu mir selbst gibt es noch viel zu sagen. Ich habe neun Jahre in Wolgast gelebt und gearbeitet und komme jetzt aus Hammerbrücke im Vogtland, das 700 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Hammerbrücke befindet sich gleich neben der Mulde. Diese war bei uns noch ziemlich zahm; erst weiter unten wurde sie immer schlimmer.
Ja, ich habe eine Frau, zwei Kinder und drei Enkel. Das genügt erst einmal zur Vorstellung.
Ich denke, jetzt können wir mit dem Thema beginnen: Wie hängt das zusammen, Schöpfung und Evolution? Man kann darüber endlos viel reden, vor allem dann, wenn man nicht sehr viel davon versteht. Wenn man irgendwo mal gehört hat, dass es so etwas wie Evolution gibt, sagen die einen das, und man redet dann lauthals darüber. Die anderen sprechen von Schöpfung und behaupten, es sei unmöglich, dass Evolution sein kann, wissen aber gar nicht, was da eigentlich gewesen sein soll.
Aus diesem Grund möchte ich meinen Vortrag heute Abend in drei Teile gliedern. Erstens schauen wir uns den Schöpfungsbericht an, um zu sehen, was dort überhaupt steht und damit wir wissen, wovon wir reden.
Zweitens machen wir uns mit den grundlegenden Prinzipien des wissenschaftlichen Denkens vertraut und klären, wie das überhaupt funktioniert.
Drittens möchte ich zwei wissenschaftliche Modelle gegenüberstellen.
Das ist also ungefähr der Plan.
Der biblische Schöpfungsbericht im Überblick
Zunächst schauen wir uns den Schöpfungsbericht an. Ich möchte ein Stück daraus vorlesen. Es ist also der Anfang der Bibel. Wenn man eine Bibel kauft, die das Alte Testament enthält, beginnt sie mit dem ersten Kapitel vom ersten Buch Mose. Dieses Kapitel lautet so:
Ich habe hier eine moderne Übertragung:
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war formlos und leer, Finsternis lag über der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über dem wogenden Wasser. Da sprach Gott: Es entstehe Licht! Da entstand Licht. Gott sah das Licht, es war gut. Da trennte Gott das Licht von der Finsternis. Das Licht nannte er Tag, und die Finsternis Nacht. Es wurde Abend und wieder Morgen – Tag eins.
Dann sprach Gott: Im Wasser soll eine Wölbung entstehen, eine Trennung zwischen den Wassermassen. So geschah es. Gott machte die Wölbung und trennte die Wassermassen unterhalb der Wölbung von den Wassermassen darüber. Die Wölbung nannte Gott Himmel. Es wurde Abend und wieder Morgen – Tag zwei.
Dann sprach Gott: Die Wassermassen unter dem Himmel sollen sich an einer Stelle sammeln, das Land soll zum Vorschein kommen. So geschah es. Und Gott nannte das trockene Land Erde, die Ansammlung der Wasser aber nannte er Meer. Gott sah alles an, es war gut.
Dann sprach Gott: Die Erde lasse Gras hervorsprossen, Pflanzen und Bäume jeder Art sollen wachsen, Samen und samenhaltige Früchte tragen. So geschah es. Die Erde brachte frisches Grün hervor, alle Sorten samentragender Pflanzen und jeder Art von Bäumen mit samenhaltigen Früchten. Gott sah es an, es war gut. Es wurde Abend und wieder Morgen – Tag drei.
Und so geht das weiter durch den ganzen Schöpfungsbericht. Wir schauen uns auf einer Folie hier die verschiedenen Tage und Werke an, die nun in diesem Zusammenhang aufgezählt werden.
Ich lese noch ein bisschen weiter:
Dann sprach Gott: An der Wölbung des Himmels sollen Lichter erscheinen. Sie sollen Tag und Nacht voneinander trennen, als Zeichen zur Bestimmung von Festzeiten, Tagen und Jahren dienen und als Lichter am Himmelsgewölbe die Erde beleuchten. So geschah es.
Gott machte die beiden großen Lichter: das größere, das den Tag regiert, und das kleinere für die Nacht, und dazu die Sterne. Er setzte sie an das Himmelsgewölbe, damit sie über die Erde leuchten, den Tag und die Nacht regieren und Licht und Finsternis voneinander trennen. Gott sah es an, es war gut. Es wurde Abend und wieder Morgen – Tag vier.
Die Bedeutung der Gestirne für Zeitmessung und persönliche Erinnerung
Wenn ich diesen Abschnitt über den vierten Tag lese, werde ich an eine etwas unangenehme Szene in meinem Studium erinnert. Das war ziemlich am Anfang. Wir mussten ein physikalisches Praktikum in Halle machen. Es war irgendwo auf dem Boden aufgebaut, also im Gebäude der Physik.
Der Doktor, der das physikalische Praktikum leitete, fragte uns: „Meine Damen und Herren, sagen Sie mal, wo kriegen wir eigentlich unsere Zeit her?“ Die Studenten schauten sich ein bisschen betreten an. Jemand erzählte etwas vom Zeitsignal im Radio oder so. Das war natürlich lächerlich. Mir fiel jedoch ein, dass so ein Zeitsignal auch zentral gesendet wird. Manche wussten auch etwas von der Atomuhr.
Der Doktor sagte dann: „Wissen Sie nicht, dass wir unsere Zeit von den Gestirnen bekommen?“ Ich dachte nur: „Oh Mann, was warst du blöd.“ Das steht doch schon in der Bibel, wir haben es eben gelesen. Gott hat diese Zeichen, also die Gestirne, als Zeichen zur Bestimmung von Festzeiten, Tagen und Jahren gesetzt. Unsere Uhren eichen wir letztlich daran.
Deshalb gibt es Tag und Nacht, deshalb gibt es eine Woche, einen Monat und Jahre. Ob man Sonnenjahr oder Mondjahr nimmt, da hat man sich in der Geschichte eine Weile gestritten. Aber das hängt von unseren Gestirnen ab, damit wir vernünftige Zeiten haben.
Dann hat Gott die Tiere geschaffen: alle möglichen Seeungeheuer im Wasser und auch Vögel in der Luft, die wilden Tiere und dann den Menschen. Das lese ich noch: Vers 26 steht das so: „Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen im Ebenbild von uns, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische im Meer, über die Vögel am Himmel, über das Vieh, über die ganze Erde und alles, was auf ihr kriecht.“
Da schuf Gott den Menschen nach seinem Bild, als sein Ebenbild schuf er ihn. Er schuf ihn als Mann und Frau. Gott segnete sie mit den Worten: „Seid fruchtbar und vermehrt euch, füllt die Erde und macht sie euch untertan. Herrscht über die Fische im Meer, über die Vögel am Himmel und über alle Tiere, die auf der Erde leben.“
Gott sagte auch: „Zur Nahrung gebe ich euch alle samentragenden Pflanzen und alle samenhaltigen Früchte von Bäumen überall auf der Erde. Allen Landtieren, allen Vögeln und allen Lebewesen, die auf dem Boden kriechen, gebe ich Gras und Blätter zur Nahrung.“ So geschah es.
Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und es war sehr gut. Es wurde Abend und wieder Morgen – Tag sechs. So entstanden Himmel und Erde mit all ihren Lebewesen.
Am siebenten Tag hatte Gott das Werk vollendet und ruhte von seiner Arbeit aus. Gott segnete den siebenten Tag und machte ihn zu einem besonderen Tag, der ihm geweiht ist. Denn an ihm ruhte Gott, nachdem er sein Schöpfungswerk vollendet hatte.
Soweit der biblische Bericht.
Kontraste zwischen biblischem Bericht und heutiger Weltsicht
Wenn wir den Text überfliegen oder mal so hören, fallen natürlich einige Dinge auf, die dem widersprechen, was man heute zu glauben pflegt. Zum Beispiel die Vorstellung, dass es einen Gott gibt, der alles geschaffen hat. Und dass dieser Gott das sehr schnell gemacht hat – nämlich innerhalb von sechs Tagen. Am siebten Tag hat er sich ausgeruht.
Manchmal hat Gott gesagt, die Erde solle dies oder das hervorbringen, aber oft hat er nur etwas gesagt, und dann ist es passiert. Heute ist man nicht sehr geneigt, dem Ganzen irgendwo zuzustimmen. Man sagt, es könne doch nicht sein, dass Gott das so schnell gemacht hat. Man behauptet, man brauche wenigstens – sagen wir mal – viereinhalb Milliarden Jahre, plus oder minus zwei Monate. Vielleicht auch ein paar Tage, aber so sagt man, das müsse eine riesengroße Zeit gewesen sein.
Nun, in unserem normalen Alltag, wenn man beispielsweise eine Armbanduhr, einen Computer oder einen Roboter findet, glaubt kein Mensch, dass so etwas von alleine entstehen kann. Niemand glaubt, dass es von alleine entsteht, wenn man tausend Jahre wartet. Auch nicht, wenn man hunderttausend Jahre wartet. Glauben Sie das?
Alles, was es auf dieser Erde gibt, alles, was es an Wissenschaft gibt, der wir unseren Wohlstand verdanken, haben wir der Intelligenz von Menschen zu verdanken. Diese Menschen haben sich etwas ausgedacht, gebaut und ausgeführt – oft sehr mühselig – und dann immer mehr verbessert. Nichts von dem, was wir wirklich kennen, ist von allein entstanden.
Aber die kompliziertesten Dinge, die es in dieser Welt gibt – es gibt nichts Komplizierteres als eine einzige lebende Zelle. Als ich in die Schule ging, wusste man noch nicht so viel von Zellen. Es gab Zellkerne, Zellplasma, so ein bisschen, ja. Aber dieses Gebilde, also ein Industriegigant sozusagen, ein Chemiewerk und eine ganze Stadt, ist darin zusammengefasst – so viel, dass man es nur in Superlativen beschreiben kann. Und das soll natürlich von ganz alleine entstanden sein?
Ich möchte nur, dass wir unser Denken vielleicht einmal in eine andere Richtung gehen lassen. Wir sind es gewohnt, einfach alles nachzuplappern, was wir irgendwo gehört haben. Also die Zeit ist natürlich problematisch.
Glaube und Verstand im Umgang mit der Schöpfung
Wie ist das? In der Bibel steht noch ein Satz, und zwar im Hebräerbrief, Kapitel 11, Vers 3: „Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind, so dass das Sichtbare nicht aus Erscheinendem geworden ist.“
Glaube und Verstand bei der Bibel widersprechen sich also nicht, sondern gehören zusammen. Die Bibel sagt, dass wir durch den Glauben auch etwas verstehen. Und dass das nicht so unvernünftig ist, möchte ich heute Abend zu zeigen versuchen.
Mit dem Aufkommen der Evolutionstheorie – das heißt schon ein bisschen früher – gab es Leute, die versucht haben, beides miteinander zu kombinieren. Sie interpretierten die Evolutionsvorstellungen, vor allem die von einer langen, langen Zeit, in die Bibel hinein. Man machte also aus den Schöpfungstagen riesengroße Zeitperioden, zum Beispiel tausend Jahre, und berief sich dabei sogar auf die Bibel.
Es gibt da ein interessantes Bibelwort, das ich gleich zeigen möchte: „Das eine sage ich nicht verborgen, Geliebte, dass beim Herrn ein Tag ist wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag.“
Manche denken, Gott habe das einfach nur umgedreht oder es sei egal, ob es heißt „tausend Jahre wie ein Tag“ oder „ein Tag wie tausend Jahre“. Es wird zwar zweimal dasselbe gesagt, aber es ist nicht dasselbe gemeint.
Gemeint ist: Bei Gott sind tausend Menschenjahre wie ein einziger Tag. Das heißt, was für uns eine riesige Zeitspanne ist, kann Gott mit einem einzigen Tag überblicken. So sagt es die Bibel von Gott. Was für uns lange Zeit ist, kann für ihn sehr kurz sein – und umgekehrt.
Ein einziger Menschentag kann für Gott so sein wie tausend Jahre. Das heißt also: Ein Tag, von dem, was ich heute gemacht habe, wenn ich das in Bruchteilen von Sekunden zerlege, was ich alles getan habe, da summiert sich eine große Menge zusammen, und alle Einzelheiten kennt Gott.
Das sagt die Bibel von Gott. Es meint nur, dass Gottes Zeitrechnung völlig anders ist als unsere. Wir können das einfach nicht miteinander vergleichen.
Die Bibel redet wirklich von sieben Tagen. Es ist unsinnig, da etwas anderes hineinlegen zu wollen. Ich könnte die Beweisführung ganz biblisch machen, aber das sparen wir uns jetzt.
Das Prinzip der Schöpfung und Wunder als Zeitphänomene
Ich möchte Ihnen noch etwas anderes deutlich machen, und zwar das Prinzip Schöpfung. Oh, pardon, hier muss ich ein bisschen ausholen, denn das ist nicht alles so einfach.
Das Prinzip Schöpfung – ich nehme an, die meisten, die schon mal etwas von der Bibel gehört haben, kennen auch Jesus Christus. Sie haben von ihm gehört und gelesen, und Jesus hat Wunder getan, so steht es in der Bibel. Es gibt verschiedene Arten von Wundern.
Es gibt Wunder, die man so beschreiben könnte: Es sind Zusammentreffen bestimmter Ereignisse. Das Wunder besteht darin, dass zu dem vorausgesagten Zeitpunkt genau das eintrifft. Ein Beispiel: Jesus sagt zu Petrus: „Wirf das Netz auf der anderen Seite des Bootes, auf der rechten Seite, aus, und dort werdet ihr genügend Fische fangen.“ Normalerweise gibt es im See Genezareth Fische, auch die Fische, die sie gefangen haben. Das Wunder bestand einfach darin, dass sie zu diesem Zeitpunkt an genau der Stelle waren, wo sie das Netz ausgeworfen haben. Gott hat die Fische nicht neu geschaffen oder so.
Aber es gibt auch Wunder, die Schöpfungswunder sind. Ein Beispiel ist die Hochzeit zu Kana. Das war das erste Wunder, das Jesus getan hat. Dort hat er sechshundert Liter Wasser in Wein verwandelt – und zwar den besten Wein, den es gibt. Sechshundert Liter Wasser in Wein.
Wein und Wasser hängen schon ein bisschen zusammen. Meistens sollte nicht zu viel Wasser im Wein sein. Aber ich erinnere mich noch an meinen Großvater, der Wein angesetzt hat, so Brotwein, wahrscheinlich wegen der Hefe oder so. Das war dann ein großes Glasgefäß, das oben auf dem Schrank stand. Es gab ein kleines Röhrchen, aus dem es dann immer so rauskluckste. Also wasserdicht abgeschlossen, und dann gärte es so lange vor sich hin. Irgendwann war daraus Wein geworden. Wasser und Wein hängen also irgendwie zusammen, aber das braucht seine Zeit.
In dem Wunder, das Jesus getan hat, dauerte diese Zeit höchstens ein oder zwei Minuten. Nämlich von dem Moment an, in dem die Diener praktisch dem, der für das Fest verantwortlich war, das Wasser gegeben hatten.
Jesus hat auch Aussätzige geheilt. Wahrscheinlich waren das Leprakranke, bei denen der Körper schon verstümmelt war. Denn man hat dort meistens kein Empfinden mehr, und so verletzt man sich oft. Die Gliedmaßen werden dann ganz leicht und schnell verstümmelt. Wenn ein Aussätziger geheilt wird, müssen also Millionen von Zellen nachwachsen. Die Heilung dauerte unterschiedlich lang. Manchmal passierte sie gleich.
Einmal waren zehn Aussätzige bei Jesus. Er schickte sie weg und sagte: „Geht und zeigt euch den Priestern.“ Unterwegs bemerkten sie, dass sie gesund waren. Einer von den Zehn war so ergriffen, dass er zurückkehrte, um sich bei Jesus zu bedanken.
Folgender Gedanke ist dabei wichtig: Wenn wir überhaupt an Schöpfung glauben, dann beinhaltet das Prinzip Schöpfung immer eine Zeittäuschung. Verstehen Sie: Normalerweise dauert es lange, bis aus Wasser Wein wird. Normalerweise wachsen Zellen ganz langsam, und auch Brot entsteht nicht so schnell, wie bei der Brotvermehrung.
Wenn es stimmt, dass Jesus solche Wunder getan hat – Schöpfungswunder –, dann geschah das in ganz kurzer Zeit. Man braucht dafür nicht Jahrmillionen, sondern viel kürzere Zeit als auf dem normalen Weg.
In der Physik nennt man so etwas Anfangsbedingungen. Das heißt, die normalen Gesetze gelten dort eigentlich noch gar nicht, sondern sie fangen erst danach an.
Hier noch ein anderes Gedankenexperiment: Stellen Sie sich vor, Sie hätten zusehen können und wären dabei gewesen, als Gott Adam geschaffen hat. Er hat gerade zwei Atemzüge getan. Wie alt hätten Sie ihn geschätzt? Die meisten würden zwanzig oder dreißig Jahre sagen. In Wirklichkeit war er erst zwei Sekunden alt.
Das heißt: Wenn es so etwas wie Schöpfung gibt, dann beinhaltet das Prinzip Schöpfung immer, in jedem Fall, eine Zeittäuschung. Man kann es auch andersherum sagen: Die Zeit wird sozusagen mitgeschaffen.
Wenn Gott Bäume schafft und sie nicht langsam wachsen lässt – könnte es sein, dass man, wenn man sie aufschneidet, vielleicht sogar Jahresringe findet? Wer weiß?
Wenn wir an Schöpfung glauben, ist das mit der Zeit kein Problem mehr. Wenn wir nicht an Schöpfung und Schöpfer glauben, dann muss man eben warten, lange Zeit vergehen lassen und glauben, dass diese Dinge passieren.
Das war der erste Punkt. Wir wollten also über Schöpfung, den Schöpfungsbericht und darüber sprechen, was die Bibel eigentlich sagt.
Die Bibel sagt: Gott hat alles geschaffen. Gott hat es in sehr kurzer Zeit gemacht, nämlich in sechs Tagen. Schöpfung hat sich immer wieder vollzogen, wenn auch ein Wunder passiert ist – wenn Jesus Wunder getan hat, Schöpfungswunder. Dabei gilt immer das gleiche Prinzip: Die Zeit ist im Geschaffenen praktisch mit drin. Der Beobachter von außen denkt immer, das sei viel älter. Aber Gott hat es gerade eben erst geschaffen, als er es geschaffen hat. Das ist das Prinzip.
Wir sollten also nicht mehr in die Bibel hineinlegen, als wirklich darin steht.
Wissenschaftliches Denken und Wahrheitsfindung
Schauen wir uns nun einmal die Prinzipien des wissenschaftlichen Denkens an. Wie funktioniert das überhaupt? Das erste Stichwort lautet biblisches Denken, ganz grob und einfach erklärt. Ich möchte Ihnen hier im Zusammenhang verschiedene Stufen der Wahrhaftigkeit zeigen. Wir gehen der Reihe nach durch.
Die Frage ist: Wie finde ich heraus, ob etwas wahr ist, was mir jemand sagt? Es kann ja sein, dass mich jemand ständig belügt. Er steht dann sozusagen auf der untersten Stufe der Verlogenheit und belügt mich immer, wenn ich ihn frage. Wenn es zufällig ein Lehrer wäre, der verlogen ist, wäre das schlimm für mich, weil ich dann etwas Falsches lernen würde. Das kann normalerweise ausgeschlossen werden, denn es gibt andere Kriterien. Aber es ist ein großes Problem.
Wir brauchen aber auch die obere Stufe. Die Frage ist: Wie finde ich heraus, ob mich jemand nicht belügt? Gehen wir weiter. Die nächste Stufe wäre die der Unwahrhaftigkeit, das heißt Konfliktlügen. Das bedeutet, der Mann oder die Frau lügt nicht ständig, aber wenn ein Konflikt entsteht, zum Beispiel wenn er erwischt wird, denkt er sich Ausreden aus.
Ich weiß nicht, irgendwann stand es mal in einer Zeitung, wie häufig der Deutsche am Tag lügt. Eine horrende Zahl, ich weiß nicht, zweihundert- oder dreihundertmal – sagenhaft! Das kann ich mir kaum vorstellen. Aber woher weiß ich, ob jemand gerade in einem Konflikt lügt? Solche Konflikte passieren auch bei Wissenschaftlern.
Solche Dinge sind sogar in den berühmtesten wissenschaftlichen Zeitschriften der Welt passiert, etwa in „Nature“ oder „Science“. Diese Zeitschriften veröffentlichen Artikel, bei denen der Verfasser wusste, dass er lügt. Dabei werden die Artikel noch kontrolliert und von einigen Professoren gegengelesen, bevor sie veröffentlicht werden – und trotzdem ist es passiert. Woher weiß ich das?
Vielleicht nicht Konfliktlügen, aber wie sieht es mit Unzuverlässigkeit aus? Unzuverlässigkeit ist durchaus eine Form von Lüge. Zum Beispiel, wenn du sagst: „Dann und dann bin ich bei dir“, und dann bist du nicht da. Das ist eine Form von Lüge, weil du etwas versprochen hast und es nicht eingehalten hast.
Oder ein Journalist recherchiert nicht gründlich genug, sondern schreit einfach etwas ab, was er irgendwo gehört hat. Oder er verlässt sich nur auf eine einzige Quelle. Woher weiß ich, ob das stimmt, was in der Zeitung steht? Wie zuverlässig sind Zeitungen und Zeitschriften?
Es ist schon oft passiert, dass Dinge nicht nur in Zeitungen, sondern auch im Fernsehen veröffentlicht wurden – denken Sie an die Hitler-Tagebücher. Das ist zwar schon einige Jahre her, aber immer wieder tauchen solche Fälle auf. Manchmal verdächtigen Politiker diese Zeitungen auch der Falschberichterstattung, vor allem, wenn etwas Schlechtes über den Politiker geschrieben wird.
Wir denken an die Meilenaffäre, die inzwischen fast vergessen ist. Aber all diese Dinge werfen die Frage auf: Woher weiß ich, ob der Wissenschaftler zuverlässig gearbeitet hat? Ob der Journalist sorgfältig recherchiert hat?
In der DDR-Zeit sagte man manchmal, wenn es um Zeitungen ging: „Na ja, das Datum stimmt schon, aber ansonsten...“ Unzuverlässigkeit ist also ein großes Thema.
Eine andere, ähnliche Stufe könnte man die Papageienstufe nennen. Das heißt, man plappert nach, ohne zu prüfen. Man hat etwas irgendwo gelesen oder gehört und gibt es einfach weiter. So entstehen Gerüchte überall.
Wie sieht es mit der Wahrheit aus? Im politischen Bereich nennt man das heute oft „political correctness“. Das bedeutet, es gibt bestimmte Dinge, die zwar richtig sind, aber nicht mehr gesagt werden dürfen, weil es nicht politisch korrekt ist. Obwohl etwas stimmt, wird es nicht ausgesprochen.
Aber wenn eine Sache wahr ist, bleibt sie eigentlich immer wahr, oder?
Wissenschaftliches Denken und Wissenschaftler haben mit all diesen Problemen zu kämpfen, weniger mit den zwei Stufen ganz unten. Die mögen höchstens bei Ihrer Steuererklärung eine Rolle spielen.
Unzuverlässigkeit kann schon eher passieren. Das passiert Schülern, das passiert Studenten. Die Papageienstufe – man plappert gerne nach, manchmal in der Schule, wenn man etwas vorgesagt bekommt, und plappert es blindlings nach. Das kann sehr ins Auge gehen, da gibt es bestimmt diverse Erfahrungen.
Schließlich gibt es noch die sogenannte Autoritätsgläubigkeit. Das heißt, in der Schule habe ich eigentlich kaum eine andere Chance. Ich bin auf Autoritäten angewiesen. Jemand schreibt ein Geschichtsbuch oder ein Biologielehrbuch, und meistens stehen mehrere Titel von Doktoren und Professoren darin. Es sind also Autoritäten, die mir hier etwas darstellen, oder letztlich Lehrer, die mir beibringen, wie man rechnet.
Man zweifelt diese Autoritäten nicht grundsätzlich an. Und in den meisten Fällen sind wir alle, so wie wir hier sitzen, auf diese Autoritäten angewiesen – Sie und ich auch. Wir können nicht alles selbst überprüfen. Wir müssen glauben, was in den Nachrichten gesagt wird. Wir glauben also, dass zum Beispiel ein bestimmter Sender die Wahrheit sagt oder dass ein Professor recht hat.
Aber selbst dann ist noch nichts ganz sicher. Ist das schon Wahrheit?
Wissenschaftliches Arbeiten als Glaubensakt
Wie kommt ein Wissenschaftler zur Wahrheit? Auch ein Wissenschaftler muss glauben, zum Beispiel wenn er eine wissenschaftliche Arbeit durchführt. An einigen Stellen kann er zur mündigen Wahrhaftigkeit gelangen. Das heißt, das, was er gerade untersucht, kann er sehr wohl prüfen; das ist möglich. Er kann also sagen: „Okay, das stimmt hier, ich habe die Versuchsreihe gemacht, und das stimmt alles.“
Um jedoch eine vernünftige Aussage treffen oder eine Theorie aufstellen zu können, benötigt er die Ergebnisse anderer Wissenschaftler. Er muss also in wissenschaftlichen Zeitschriften, anderen wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Versuchsprotokollen nachlesen. Diese Informationen muss er zu einer Theorie zusammenfügen. Auf diese anderen Quellen muss er sich verlassen, er muss ihnen Glauben schenken. Das geht nicht anders.
Ein Wissenschaftler muss glauben, sonst kann er nicht wissenschaftlich arbeiten – zumindest in einem gewissen Maß. Er muss darauf vertrauen, dass die anderen Ergebnisse stimmen. Gerade in den letzten Jahren ist jedoch manches zum Skandal in der wissenschaftlichen Welt geworden, weil Leute wissentlich betrogen haben, geschludert wurde und Ähnliches. Man konnte also nicht vertrauen und ist reingefallen.
Heutzutage sind viele Versuche sehr teuer, und oft benötigt man riesige Apparaturen dafür. Man kann solche Versuche nicht einfach ohne Weiteres nachprüfen. Hier stoßen wir an eine Grenze. Wichtig ist, dass wir verstehen: Auch ein Wissenschaftler muss glauben.
Natürlich kann er sich auch selbst täuschen. Er kann unzuverlässig sein oder seine Versuchsreihe schlampig durchgeführt haben. Alle diese Möglichkeiten bestehen. Woher weiß man also, ob etwas stimmt? Stimmt es, weil alle es sagen? Stimmt es, weil bestimmte Autoritäten es sagen?
Übrigens: An dieser Stelle sind wir als Christen ganz genau. Wir sagen, wir glauben das, was die Bibel sagt. Wir glauben Gottes Wort, vertrauen dieser Autorität und stellen fest, dass man damit sehr gut leben kann.
Herausforderungen bei der historischen Forschung
Okay, wir müssen weiter über die Prinzipien wissenschaftlichen Denkens sprechen. Das waren also die Stufen der Wahrhaftigkeit. Nun gibt es eine ganz andere Sache, die wir verstehen müssen – etwas sehr Einfaches.
Stellen Sie sich vor, das ist das Problem der Geschichte: Hier ist ein Wasserhahn, der ein bisschen tropft. Ich kann messen, dass pro Stunde ein Liter Wasser heraustropft. Unten drunter steht ein Behälter mit Wasser, in dem sich jetzt hundert Liter Wasser befinden. Die Frage lautet: Wie lange tropft der Wasserhahn?
Mathematisch ist die Antwort schnell gefunden: Normalerweise hundert Stunden. Rein mathematisch geht das also. Physikalisch ist das jedoch nicht so einfach. Hundert Stunden stimmen nur, wenn mindestens vier verschiedene Voraussetzungen erfüllt sind. Nennen Sie mir bitte diese Voraussetzungen. Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit die hundert Stunden tatsächlich stimmen?
Erstens: Der Behälter muss am Anfang leer gewesen sein. Wenn er halb voll war, dann wären es nur fünfzig Stunden, ja, okay. Das ist die erste Bedingung.
Was war noch? Ich habe etwas gehört: Der Wasserhahn muss immer gleichmäßig tropfen. Wenn jemand zwischendurch den Wasserhahn aufdreht oder wieder zudreht, stimmt es nicht. Die Tropfgeschwindigkeit muss also konstant sein.
Drittens: Es darf nichts vom Wasser verloren gehen, weder durch Verdunstung noch durch andere Ursachen, zum Beispiel wenn jemand den Behälter anbohrt. Es darf also nichts wegkommen. Das ist die dritte Bedingung.
Viertens: Es darf nichts von außen dazukommen. Niemand darf also einen halben Eimer Wasser hineingekippt haben. Dann stimmt die Rechnung auch nicht.
Das heißt: Hundert Stunden stimmen nur, wenn erstens der Behälter leer war, zweitens kein Wasser aus externen Quellen dazukam, drittens nichts weggekommen ist und viertens die Tropfgeschwindigkeit konstant war.
Das ist das Problem der Geschichte.
Nun, bei hundert Stunden kann ich mich einfach danebenstellen und zugucken. Dann stimmt das noch einigermaßen. Verdunstung ist ja nicht so stark, je nachdem wie kalt es ist oder so. Aber bei zehntausend Jahren wird es schon schwierig.
Verstehen Sie, was ich damit sagen will? Wenn Sie in die Geschichte zurückgehen wollen, können Sie nicht wirklich zurückgehen. Sie können immer nur heute hier sein. Und heute können Sie irgendwelche Messungen machen. Aufgrund dieser Messungen ziehen Sie Rückschlüsse auf die Geschichte.
Aber diese Rückschlüsse können durchaus auch falsch sein. Unter Umständen können sie richtig sein, je nachdem. Aber das ist das Problem der Geschichte.
Schauen wir uns das nochmal an: Hier soll also der Zeitstrahl sein. Die Vergangenheit geht über in die Zukunft. Die Gegenwart ist eigentlich nur ein Strich. Normalerweise sagen wir, die Gegenwart ist unsere Lebenszeit, ein bisschen vereinfacht.
Niemand kann in die Vergangenheit zurückreisen. Es gibt nun mal keine wirkliche Zeitmaschine, und wird es auch in dieser Hinsicht nie geben. Obwohl uns Filme das immer schön zeigen und wie man dann irgendetwas verändern kann. Das ist auch philosophisch eine schwierige Sache, aber immerhin.
Die Vergangenheit ist nicht direkt erforschbar. Man kann nicht zurück. Was ich habe, sind immer nur Dinge, die ich jetzt habe. Ich kann jetzt Beobachtungen machen, Experimente durchführen, Daten sammeln, Fakten zusammentragen. Funde habe ich, Indizien habe ich. Aber immer nur jetzt.
Stellen Sie sich vor, Sie wollen eine Aussage machen, nehmen wir mal an, über Martin Luther. Woher wissen Sie etwas über Martin Luther? Sie haben ihn doch nicht mehr gekannt, oder?
Woher wissen wir etwas über Martin Luther? Ich höre.
Geschichtsschreibung, ja, aber woher hat der Geschichtsschreiber das? Wie bitte? Na ja, aber woher weiß ich denn, dass das Schriftstück keine Fälschung ist? Es gab ja schon genügend Fälschungen, siehe die Hitler-Tagebücher. Die stammen ja nicht von Hitler, sondern wurden erfunden. Könnte doch alles sein.
Was habe ich also in der Hand, wenn ich Aussagen über Martin Luther machen will? Den Mann selbst gibt es nicht mehr. Und jemanden, der ihn gekannt hat, kenne ich auch nicht mehr. Das ist zu lange her.
Also, was habe ich? Sie müssen heute Abend ein bisschen mitdenken, Entschuldigung, Schlafen kann ich Ihnen nicht erlauben.
Ich habe eigene Aufzeichnungen von Martin Luther, also Dokumente. Fremdaufzeichnungen natürlich auch, zum Beispiel Eintragungen im Kirchenbuch. Und es ist unwahrscheinlich, dass alles gefälscht ist. Es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, die man berücksichtigen kann.
Aber es bleibt immer nur eine Wahrscheinlichkeit. Sicher ist es letztlich nicht.
Es gibt Bücher von Martin Luther, also Handschriften von ihm, Bücher, die später gedruckt wurden. Es gibt Briefe von ihm, Briefe gegen ihn, Briefe über ihn – alles aus der damaligen Zeit.
Diese Dinge sind heute irgendwo vorhanden. Diese Dokumente werden in großen Bibliotheken gesammelt. Ich kann nach Wittenberg fahren und mir das anschauen, wo Luther gelebt hat. Manche der Gebäude stehen noch, die Kirche steht noch. Ich kann nach Eisleben fahren, wo er gestorben ist.
Also habe ich immer nur Dinge, die heute da sind, und aufgrund dieser Dinge muss ich Rückschlüsse ziehen. Dabei muss ich einige Voraussetzungen annehmen.
Und da kommen wir wieder zu den vier Voraussetzungen, die wir vorhin beim Wasserhahn genannt haben. Irgendwelche Voraussetzungen muss ich annehmen. Ich muss auch denken, dass die Schriften nicht gefälscht sind. Sie sind es nicht, zum Beispiel.
Aber ganz sicher bin ich nie.
Gehen wir noch weiter zurück, bis zu Jesus. Woher wissen wir etwas über Jesus? Wir haben letztlich nur Dokumente, Handschriften, die über Jesus berichten.
Ich kann diese Dokumente natürlich in Frage stellen und sagen, das ist alles Quatsch, hat jemand erfunden. Okay, dann muss ich aber erklären, warum es dann Tausende von Dokumenten an unterschiedlichen Orten der Erde in unterschiedlichen Handschriften gibt, die letztlich immer wieder dasselbe sagen. Woher kommt das? Das muss ich erklären können.
Aber die Dokumente habe ich heute noch. Daraus kann ich praktisch die Originalschrift rekonstruieren.
Das, was wir heute in der Bibel haben, ist genau das. Und das wissen alle Wissenschaftler, die davon Ahnung haben.
Es gibt also Dinge, die heute noch da sind. Ich kann nach Palästina gehen, Ausgrabungen machen, alles möglich. Und finde bestimmte Dinge, die man eben finden kann, die die Wissenschaft hergibt.
Okay, das Problem der Geschichte, der Vergangenheit: Ich habe also immer nur Dinge, die ich jetzt finde.
Gehen wir noch weiter zurück, sagen wir mal zur Zeit der Saurier. Da habe ich Fossilien, Versteinerungen.
Diese Versteinerungen finde ich aber heute. Und aus den Funden, wo sie sind, in bestimmten Erdschichten oder so, muss ich bestimmte Schlüsse ziehen – nach rückwärts.
Problem ist: Damit ich eine vernünftige Theorie vom Anfang haben kann, brauche ich einige Annahmen, die prinzipiell unbeweisbar sind, also ausserwissenschaftlich.
Denken Sie an diese vier Dinge, die wir vorhin beim Wasserhahn gefunden haben.
Zusammenfassung zur wissenschaftlichen Erkenntnis über Ursprung und Geschichte
Wir machen eine kurze Zusammenfassung, und dann stelle ich Ihnen die zwei Modelle vor.
Die Frage nach der Entstehung der Welt und des Lebens ist streng genommen keine Frage der Naturwissenschaft. Die Naturwissenschaft kann diese Frage nämlich nicht beantworten. Sie befasst sich grundsätzlich mit gegenwärtig ablaufenden Vorgängen, Beobachtungen und Experimenten. Das liegt daran, dass niemand in die Vergangenheit zurückkehren kann.
Deshalb ist die Frage nach der Entstehung der Welt und des Lebens immer eine Frage der Geschichtswissenschaft. Informationen können nur durch historische Dokumente, unmittelbare und mittelbare Zeugen sowie durch Spuren aus der Vergangenheit gewonnen werden.
Das Fazit lautet: Die Frage nach der Entstehung der Welt und des Lebens kann im Rahmen wissenschaftlichen Denkens immer nur mit Wahrscheinlichkeitsaussagen beantwortet werden. Selbst wenn man Ursuppenexperimente durchführt, ist damit noch nicht bewiesen, dass es jemals eine Ursuppe gab. Diese ist ja total hypothetisch.
Übrigens sind alle Ursuppenexperimente gescheitert. Selbst wenn dabei irgendetwas entstehen würde, echtes Leben, was bisher nie gelungen ist, wäre das immer noch kein Beweis, dass es damals so entstanden ist. Es wäre höchstens eine Plausibilität: Wenn es heute so entsteht, könnte es ja damals auch so gewesen sein. Aber wie gesagt, bis jetzt sind alle Versuche gescheitert.
Im Rahmen wissenschaftlichen Denkens haben wir also immer nur Wahrscheinlichkeitsaussagen. Das ist das, was ich oft in Schulbüchern vermisse – oder vermisst habe bis heute. Dort werden Dinge so dargestellt, als ob jemand dabei gewesen wäre und die Evolution das und das gemacht hätte. Dabei hat die Evolution gar nichts gemacht. Sie ist eine reine Theorie.
Man hat bestimmte Funde, und diese deutet man in eine bestimmte Richtung. Das ist alles. Aber gut, bleiben wir einigermaßen sauber beim wissenschaftlichen Denken.
Wissenschaftliche Theorien und Weltanschauungen im Vergleich
Jetzt wird es noch einmal richtig schwierig, also noch einmal alle Kräfte zusammenreißen für den Endspurt. Ich möchte Ihnen erklären, wie eigentlich eine wissenschaftliche Theorie entsteht. Das klingt zunächst etwas kompliziert, ist aber einfacher, als man denkt.
Wir haben hier zwei Wissenschaftler: Der eine ist Atheist, der andere Christ. Beide können natürlich die heute zugängliche materielle Welt wissenschaftlich erforschen. Das ist überhaupt kein Problem. Jeder kann das, egal ob Christ oder nicht. Beide benutzen die gleichen Versuchsanordnungen und Methoden. Dabei gibt es überhaupt keinen Unterschied.
Natürlich hängt es damit zusammen, ob jemand Christ oder Atheist ist, dass er eine bestimmte Weltanschauung hat. Ob er diese von Kind auf von seinen Eltern übernommen hat, ob er sie sich selbst angelesen hat oder ob es eine zufällige Weltanschauung ist, die er irgendwann angenommen hat, spielt keine Rolle. Er hat eine Weltanschauung. Jeder Mensch hat irgendwann eine Weltanschauung. Üblicherweise kommt sie aus einer Quelle: der Philosophie. Ob es eine einfache Philosophie ist, ob er sich an jemanden angehängt hat oder etwas gelesen hat, spielt keine Rolle.
Der Glaube an Gott ist genauso eine Weltanschauung. Der Wissenschaftler, der an Gott glaubt, hat eine Basis für seinen Glauben, nämlich die Heilige Schrift – in unserem Fall als Christ die Bibel. Sein Glaube hat mit seiner wissenschaftlichen Arbeit zunächst nichts zu tun, überhaupt nichts.
Aber es geht weiter: Beide erforschen die heute zugängliche materielle Welt und gewinnen dabei Fakten und Ergebnisse. Das sind einzelne Punkte, Einzelergebnisse, wie ich vorhin sagte, mit mündiger Wahrhaftigkeit. Er kann an einem Punkt bis zur eigentlichen Sachlage durchdringen. Das können wir auch in unserem persönlichen Leben: An bestimmten Stellen können wir überprüfen, ob etwas stimmt oder nicht. Wenn unsere Kinder uns etwas erzählen, können wir das einigermaßen überprüfen. Manche Fakten können wir überprüfen, andere nicht mehr. Da sind wir angewiesen, das zu glauben.
Wo wir es können, können wir also bestimmte Einzelfakten herausgeben, der andere auch. Wenn ich aber jetzt eine wissenschaftliche Theorie oder ein wissenschaftliches Modell aufstelle, gerade wenn es um die Vergangenheit geht, dann muss ich auch Ergebnisse von anderen übernehmen. Sonst geht es nicht, denn ein Ergebnis reicht nicht aus.
Vereinfachend gesagt gibt es hier ein Evolutionsmodell – oder besser gesagt, es gibt viele Evolutionsmodelle, nicht nur eins. Sagen wir also ein Evolutionsmodell: Es werden bestimmte Fakten zusammengezogen, aber nicht alle. Ich habe das hier angedeutet: Zum Beispiel diese Tatsache, diese auch und diese hier passen nicht ins Evolutionsmodell. Es gibt wirklich Fakten in der Geschichte beziehungsweise in der Natur heute, die nicht rein ins Evolutionsmodell passen.
Man muss dann Zusatzannahmen machen oder man lässt diese Fakten einfach weg. Das ist zum Beispiel in Biologielehrbüchern in der Schule so. Es dauert oft Jahre oder Jahrzehnte, bis solche Dinge reinkommen. Es gibt bestimmte Dinge, wie das biogenetische Grundgesetz, das wir noch gelernt haben. Also: Die Keimesgeschichte ist eine kurze Wiederholung der Stammesgeschichte – wer sich noch dunkel daran erinnert. Später sagte man nur noch biogenetische Grundregel. Heute weiß man in der Wissenschaft, dass das eigentlich nichts miteinander zu tun hat, gar nichts.
Es war mehr oder weniger eine Erfindung von Haeckel, der auch einige Fälschungen dafür angefertigt hatte. Übrigens hier dieser mein Freund der...