Einführung: Gesundheit von Körper, Seele und Geist im Glauben
Wir haben gestern damit begonnen, darüber zu sprechen, dass wir gesund werden sollen – an Körper, Seele und Geist.
Einerseits sagt die Bibel, dass wir durch Glauben gesund werden. Jesus sagt immer wieder: „Dein Glaube hat dich geheilt.“ Andererseits kann der Glaube auch krank machen, wenn es ein ungesunder Glaube ist. Religiöse Neurosen, wie wir es genannt haben, gibt es ebenfalls.
Im Titusbrief lesen wir, dass Paulus dem Titus schreibt, er solle im Glauben gesund werden. Wir sollen eine gesunde Lehre haben und eine gesunde Rede. Außerdem wissen wir aus dem zweiten Buch Mose, dass Gott unser Arzt ist und uns heilen will.
Nun stellt sich die Frage: Wie heilt Gott? Wie geschieht das? Heilung ist immer umfassend – nicht nur körperlich, nicht nur seelisch und nicht nur geistlich. Gott will alle drei Bereiche gesund machen.
Übrigens, was ich jetzt mit euch hier mache, ist eine Premiere. Zum ersten Mal benutze ich PowerPoint bei einer Winterfreizeit. Ich bin eigentlich kein Computerfan. Für mich ist der Computer nur ein Gerät zum Schreiben, und ich weiß nicht viel darüber. Aber Simon hat mir ein paar Sachen gezeigt, und das hier habe ich selbst gemacht – das ist schon etwas Besonderes.
Bisher hat Simon mir das manchmal gemacht, aber das hier ist mein Werk. Ich weiß sogar, welchen Knopf ich drücken muss, um zur nächsten Seite weiterzuschalten.
Auf jeden Fall habe ich bei einer Bibelschule mal die Bibelschüler gefragt, ob PowerPoint ihnen eine Hilfe ist. Sie haben gesagt: unbedingt, es ist viel hilfreicher.
Ich unterrichte ja relativ viel. Zum Beispiel habe ich im November in zwei Wochen 45 Mal gepredigt, an sieben verschiedenen Orten. Da hat man eben diese Predigten, und wenn sie mit Folien unterstützt sind, sagen die Leute, dass es ihnen hilft, den Inhalt besser zu behalten. So mache ich es auch mit euch.
Die Herausforderung der Authentizität im Glauben
Eine Sache, die ich in meinem Leben immer wieder feststelle, ist folgende: Als Prediger gibt es eine Voraussetzung, die ich erfüllen sollte. Es wäre zumindest gut, wenn ich immer nett bin. Von einem Prediger wird erwartet, dass er nett ist – das ist einfach so.
Das gilt auch im Gastgewerbe. Wenn man irgendwo hineingeht, erwartet man, dass die Leute nett zu einem sind, zum Beispiel auch am Dauernhof. Ich nehme an, wenn ihr hierherkommt, erwartet ihr ebenfalls, dass die Menschen nett sind. Und diese Erwartung ist ja auch richtig.
Meistens sind wir auch nett, weil uns das hilft zu überleben. Wenn ich als Prediger nicht nett bin, wird mich niemand mehr zum Predigen einladen. Ich muss also nett sein. Wenn ich als Buchautor nicht nett bin, kauft niemand mehr meine Bücher – das ist ebenfalls nicht gut.
Das Problem ist jedoch, dass das, was man äußerlich öffentlich zeigt, leicht von dem abweichen kann, was wirklich im Herzen ist. Das ist eine lebenslange Prüfung, eine Sache, der wir uns jeden Tag neu unterziehen müssen.
Gerade wenn man eine öffentliche Person ist, ist es leicht möglich, dass man zwei verschiedene Seiten hat: die eine, die man zeigt, und die andere, die man im Herzen wirklich ist. Ich glaube, das gilt für jeden, bei manchen vielleicht etwas stärker als bei anderen.
Die Gefahr besteht darin, dass man zu zwei verschiedenen Personen wird. Das nennt die Bibel ungesund. Es ist ein ungesundes Herz oder eine ungesunde Seele.
Im Jakobusbrief wird gesagt, dass der Mensch „psychē dúalē“ ist, was im Deutschen oft mit „wankelmütig“ übersetzt wird. Wörtlich bedeutet es aber „zwei Seelen“. Das ist eine ungesunde Sache.
Ein Mensch, der zwei Seelen hat – der äußerlich so ist, aber im Herzen tatsächlich anders denkt – hat einen Namen, den Jesus uns gegeben hat: einen Heuchler. Ein Heuchler gibt nach außen etwas vor, was er innerlich aber nicht ist.
Jesus und die Ablehnung von Heuchelei
Es scheint, wenn ich die Evangelien durchlese, dass Jesus mit allem leben konnte, aber nicht mit Heuchelei. Ganz interessant: Zur Heuchelei hat Jesus die härtesten und geradesten Worte gefunden.
Es ist auch so: Wenn wir vor Gott stehen, dann trifft der Vers aus 1. Samuel 16,7 zu: Der Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an.
Seht ihr, die meisten von euch kennen mich nur oberflächlich. Ihr kennt mich von irgendwelchen Konferenzen, hier vom Dauernhof oder als Skilehrer. Ich kann euch etwas vorspielen. Das gelingt mir bestimmt eine Woche lang, weil ich euch nicht so nahe kenne, nur einige wenige von euch.
Schwieriger wird es schon bei den Leuten, mit denen man dauernd lebt. Aber auch da kann man etwas vorspielen. Der Mensch sieht, was vor Augen ist, also wie ich mich gebe. Gott aber sieht viel mehr, er sieht das Herz an.
Ein Spruch, den wir auch in der Speise im Gastzimmer haben, stammt aus Sprüche 4,23: Mehr als alles, was man sonst bewahrt, behüte dein Herz. Warum? In ihm entspringt die Quelle des Lebens.
Die Bibel fordert uns ganz klar auf, unser Herz zu bewahren und nicht zwei Herzen oder zwei Seelen zu haben. Das bedarf Mut und erfordert, dass wir das Wort Gottes ernst nehmen.
Es ist auch so: Menschen können wir etwas vortäuschen. Das können wir alle, und wir tun es alle – ob du es glaubst oder nicht, ob du es willst oder nicht, mehr oder weniger tun wir das alle. Wir täuschen etwas vor, und wenn sie dann herausfinden, wie wir wirklich sind, sind sie oft sehr enttäuscht.
Übrigens ist es eine gute Botschaft – ich weiß nicht, ob es gut oder schlecht ist, es ist eine Tatsache: Du kannst Gott niemals enttäuschen.
Ich weiß nicht, ob du das gewusst hast, aber Gott ist nie enttäuscht von dir. Denn damit Gott von dir enttäuscht wäre, müsste er sich zuerst in dir getäuscht haben. Aber du kannst Gott nie täuschen, und darum ist er nie enttäuscht. Menschen kann ich täuschen, und wenn ich dann auffliege, sind sie enttäuscht. Gott nie, weil Gott unser Herz kennt.
Die Unvermeidlichkeit der Herzenswahrheit
Wir sehen das, was vor Augen ist. Die Sache ist nun die: Wir sind nicht immer in der Lage, unser Herz zu überspielen, das heißt, so zu tun, als wären wir anders.
Wir können eine Zeit lang und unter bestimmten Umständen etwas Äußeres vorspielen, und es gelingt uns auch. Aber früher oder später kommt der Zeitpunkt, an dem das nicht mehr funktioniert. Dann überholt unser Herz unser Verhalten, und es wird sichtbar, wer wir wirklich sind.
Ihr kennt das: Es passiert immer wieder, dass zum Beispiel ein geistlicher Leiter, ein Prediger oder jemand Ähnliches durch viele Menschen gesegnet wird. Viele halten ihn hoch. Und dann hört man plötzlich, dass dieser Mensch aus einem Bordell gekommen ist oder seine Ehe gebrochen hat. Die Menschen sind entsetzt und sagen: „Ich hätte nie gedacht, dass der so etwas tun kann.“
Oder man ist in einem christlichen Verein engagiert. Die geistliche Arbeit läuft gut, alles scheint in Ordnung zu sein. Doch dann geschehen Dinge, die so unchristlich sind – in Kirchengemeinden, in christlichen Werken. Man fragt sich: Wie kann das sein? Warum redet jemand plötzlich so, wo er doch fünf Jahre lang anders gesprochen hat?
Oder ein anderes christliches Werk läuft gut, und dann hört man, dass 50 Euro unterschlagen wurden. Man fragt sich, wie das geschehen konnte.
Wisst ihr, warum das passiert? Aus einem ganz einfachen Grund: Wir konnten unser Verhalten nicht mehr aufrechterhalten. Das, was wir wirklich sind, hat uns überholt.
Wir sind oft schockiert. Gott ist es nicht, denn Gott kennt unser Herz.
Das religiöse Doppelleben und Jesu Kritik an den Pharisäern
Ich möchte eine Passage vorlesen, die Jesus so nennt – oder wie ich es nenne – mehr oder weniger das religiöse Doppelleben. Schlagt mal Matthäus 15 auf. Übrigens kann es gut sein, dass der ein oder andere diese Botschaft oder eine ähnliche schon einmal gehört hat. Ich habe sie letztes Jahr mal vorbereitet, aber sie dient mir heute Abend für die nächsten zwei Abende, die ich im Herbst erarbeitet habe.
Ich habe immer im Herbst einen einheimischen Bibelkurs im November. Dort habe ich drei Abende mit jeweils zwei Stunden. Auch heuer war es fantastisch, so viele wie dieses Jahr kamen noch nie: 170 Teilnehmer. Wir hatten hier keinen Platz mehr, alles einheimisch, Schlappen, wirgern, so alles wunderbar. Dort haben wir dieses Thema behandelt.
Damit ihr die nächsten zwei Abende, für die, die dies nicht gehört haben, besser einordnen könnt, mache ich diese Stunde. Und übrigens entschuldige ich mich nie dafür, wenn ich etwas wiederhole. Meistens kapiere ich erst die Wahrheit, wenn ich es fünfmal gepredigt habe. Ja, genau, das stimmt wirklich. Manchmal brauche ich relativ lange, aber das ist kein Problem.
In Matthäus 15 spricht Jesus über das religiöse Doppelleben der bibeltreuen Pharisäer. In Matthäus 15,1 kommen Pharisäer und Schriftgelehrte von Jerusalem zu Jesus und sagen: „Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Ältesten? Denn sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen.“
Was war ihr Problem? Ihr Problem war, dass die Jünger Jesu sich beim Essen nicht die Hände wuschen. Das ist in der jüdischen Kultur extrem wichtig, gar keine Frage. Aber für sie war das der Maßstab, ob jemand bibelgläubig ist oder nicht. Sie sagten, wer sich nicht die Hände wäscht, ist der Tora untreu, also ein bibeluntreuer Mensch. Das war ihr Maßstab.
Jesus überführt sie ihrer Heuchelei. Dann sagt er weiter unten im Vers 7: „Ihr Heuchler, treffend hat Jesaja über euch geweissagt, indem er spricht: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit entfernt von mir.“
Seht ihr, das ist es: Es ist das äußere Verhalten, die Lippen, das, was ich sage. Aber ihr Herz, das, was sie wirklich sind, ist weit entfernt davon. Lippen und Herz sind weit auseinander. Das war das Problem, das Jesus hier entlarvt.
Im Vers 9 sagt er weiter: „Vergeblich beten sie mich an, indem sie Lehren der Menschengebote lehren.“ Und wisst ihr, das Traurige ist: Wenn wir nur äußerlich Gott bekennen, aber unser Herz völlig woanders ist, dann ehren wir Gott vergeblich. Das ist es, was Jesus hier sagt.
Dann ruft Jesus im Vers 10 die Volksmenge herbei und spricht zu ihnen: „Hört und versteht: Nicht, was in den Mund hineingeht, verunreinigt den Menschen.“ Jesus sagt, die ungewaschenen Hände sind nicht das Problem, sondern das, was aus dem Mund herauskommt, verunreinigt den Menschen.
Und dann sagt Jesus im Vers 18: „Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen hervor und verunreinigt den Menschen. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerungen.“
Diese Dinge sind es, die den Menschen verunreinigen, aber mit ungewaschenen Händen zu essen verunreinigt den Menschen nicht. Jesus sagt, das Problem ist unser Herz. Aus dem Herzen kommen böse Gedanken.
Übrigens ist das hochinteressant, denn deine Gedanken kommen nicht von deinem Denken, sondern von deinem Herzen – wenn Jesus Recht hat, und ich glaube, er hat Recht. Aus eurem Herzen kommen die bösen Gedanken.
Ich kann euch das ganz leicht beweisen: Ihr alle hört heute Abend genau dieselbe Botschaft. Jeder von euch bekommt genau dieselbe Information. Aber jeder von euch geht raus und denkt etwas anderes. Wisst ihr warum? Weil ihr nicht nur logisch, rational mit dem Hirn denkt, sondern mit eurer Einstellung, mit eurer Haltung.
Damit denkt ihr. Und das bestimmt, wie wir denken. Es ist unser Herz, nennt es die Bibel.
Vier Herzenskrankheiten, die Heilung brauchen
Nun ist es so, dass die Bibel vier Bereiche besonders hervorhebt, die unser Herz krank machen. Diese vier Bereiche sind sehr anschaulich beschrieben.
Wenn ich sie jetzt nenne, gibt es niemanden im Raum, der sagt, er habe keine Ahnung, wovon ich heute rede. Ihr wisst genau, wovon ich spreche. Es ist nicht kompliziert. Das ist gut, besonders nach einem Tag, an dem man etwas müde ist. Denn das kann jeder leicht nachvollziehen.
Wir sprechen über gesund werden im Glauben. Vier Dinge machen unser Herz kaputt. Natürlich gibt es noch mehr, aber über diese vier möchte ich heute reden: Schuld, Zorn, Gier und Neid. Das sind die vier Dinge, die unser Herz krank oder kaputt machen.
Schuld
Nur ganz kurz: Erstens bedeutet Schuld, dass ich jemandem etwas schulde. Wenn ein Mensch schuldig ist und Schuld mit sich herumträgt, dann weiß er, dass er dem anderen eigentlich etwas schuldet. Er schuldet eine Erklärung, eine Entschuldigung oder eine Wiedergutmachung.
Doch oft traut er sich nicht, dies zu tun, weil es ihm zu peinlich ist. Wenn der andere herausfindet, was er getan hat, wird er ihn nie mehr ernst nehmen. Er wird schockiert sein. Diese Schuld belastet den Menschen sehr.
Der Grund, warum er die Schuld nicht bekennt, ist die Angst. Deshalb behält er diese Schuld lieber für sich. Menschen, die Schuld haben, tragen ein kleines Geheimnis mit sich herum, das sie niemandem erzählen. Sie lügen sogar, wenn jemand diesem Geheimnis nahekommt, damit es nicht entdeckt wird. Das ist Schuld.
Wenn in einer Firma oder in einem Team jemand Schuld mit sich herumträgt, entsteht immer eine Atmosphäre des Misstrauens. Man traut dem anderen nicht ganz. Egal, wo man arbeitet: Wenn dort jemand schuldig ist, kann man über gewisse Themen sprechen, aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Weiter nicht, denn da gibt es ein Geheimnis, das nicht gelüftet werden darf.
Zorn
Der zweite Punkt, der unser Herz krank macht, ist Zorn. Schuld sagt: Ich schulde dir etwas. Zorn sagt: Du schuldest mir etwas.
Übrigens hat Zorn einen ganz einfachen Ursprung. Ich weiß genau, wann du zornig bist, und ich weiß genau, wann ich zornig bin. Ich bin dann zornig, wenn ich nicht kriege, was ich will. Punkt. Und du auch. So sind wir nun einmal gestrickt.
Ja, die Frauen sagen vielleicht: „Nein, ich bin nur aufgeregt.“ Aber das ist im Prinzip dasselbe – nur ein netteres Wort.
Zornige Menschen sind verletzte Menschen. Sie wurden irgendwo verletzt, und weil sie verletzt wurden, glauben sie, dass derjenige, der sie verletzt hat, ihnen etwas schuldet.
Zornige Menschen sagen: Dieser Mensch hat mir etwas genommen, und darum schuldet er mir etwas.
Ich nehme mir ein Beispiel, weil das in der Seelsorge regelmäßig vorkommt: Ein Mann sagt: „Mein Vater hat meine Familie, meine Mutter verlassen, als ich zwölf Jahre alt war. Er ist mit einer anderen Frau abgehauen. Damit hat mein Vater mich beraubt – der schönen Weihnachtsfeste, der Geburtstage. Mein Vater hat mir meine Kindheit geraubt, und darum schuldet er mir etwas. Deshalb habe ich ein Recht, zornig auf ihn zu sein.“
So funktioniert das. Jemand schuldet dir etwas, und darum bist du zornig. Es geht um eine Schuld, die zurückbezahlt werden muss.
Wenn du in einer Firma oder auch in einer Familie bist, in der jemand Zorn mit sich herumträgt, dann versucht diese Person immer, das zurückzuzahlen. Wenn die Gelegenheit kommt, zahlt sie es dir zurück – verbal oder auf andere Weise.
Das sind zornige Menschen.
Gier
Das Dritte, was unser Herz zerstört, ist die Gier. Schuld sagt: „Ich schulde dir etwas.“ Zorn sagt: „Du schuldest mir etwas.“ Die Gier hingegen sagt: „Ich schulde mir etwas.“
Der gierige Mensch behauptet: „Ich habe das und das verdient, aus diesem und jenem Grund. Das steht mir zu, ich schulde mir etwas.“ Gier ist wahrscheinlich der am besten getarnte Feind des Herzens, weil niemand gerne zugibt, dass er gierig ist.
Wenn du gierig bist, gehst du nicht herum und sagst: „Ich bin gierig.“ Denn wir wissen, dass das eher hässlich ist, und deshalb sagen wir es nicht so offen. Stattdessen verwenden wir lieber andere Ausdrücke, zum Beispiel wenn es ums Geld geht. Man kann in verschiedenen Bereichen gierig sein. Wenn es ums Geld geht, sagen wir oft: „Ich bin vorsichtig, wie ich mein Geld ausgebe. Ich lasse mich nicht ausnutzen.“ Das klingt netter, aber im Prinzip ist es meistens Gier. Wir sprechen nur anders darüber, weil wir wissen, dass Gier nicht schön ist.
Oder wir sagen: „Ich muss ja vernünftig mit meinem Geld umgehen, ich muss ja aufpassen.“ Auch das kann Gier sein, nur etwas netter umschrieben.
Gierige Menschen lassen dich nie wissen, wie viel sie haben, weil sie immer Angst haben, weniger zu besitzen als andere. Das ist ein typisches Zeichen. In einer Firma oder auch in der Familie schaffen sie eine Atmosphäre der Geheimnistuerei.
Ein gieriger Mensch fragt sich immer: „Arbeitet der andere weniger als ich? Vielleicht verdient er sogar mehr.“ Oder: „Verdient der andere mehr als ich?“ Es wird ständig abgewogen. Das ist ein Zeichen dafür, dass jemand mit Gier kämpft.
Eifersucht und Neid
Und dann noch das Vierte und Letzte für uns jetzt ist Eifersucht oder Neid.
Wenn die Schuld sagt: „Ich schulde dir etwas“, der Zorn sagt: „Du schuldest mir etwas“, und die Gier sagt: „Ich schulde mir etwas“, dann sagt die Eifersucht oder der Neid zu Gott: „Du schuldest mir etwas.“
Das zeigt sich, wenn du zu Gott sagst: „Du schuldest mir einen Körper, ein Aussehen wie sie hat, aber doch nicht das hier. Du schuldest mir etwas, Gott. Das habe ich mir nie ausgesucht, das will ich nicht.“ Und darum bist du eifersüchtig, wenn jemand anders besser aussieht.
Eifersucht sagt: „Gott, du schenkst den anderen so viel und mir so wenig. Ich bin immer der Zweite. Gott, du schuldest mir etwas, damit ich auch mal Erster bin.“
Der gierige oder neidische Mensch glaubt immer, er sei schlechter dran als andere, und deshalb schuldet Gott ihm etwas.
Übrigens, wenn du wissen willst, ob du ein Problem hast, ob dein Herz ein Problem mit Neid hat, ist das ganz einfach herauszufinden. Wenn du dich heimlich darüber freust, wenn jemand, der erfolgreicher ist als du, total versagt – man nennt das im Deutschen Schadenfreude – und das in deinem Herzen ist, dann hast du Neid. Das ist ein ganz klares Zeichen.
Neid kommt vom Vergleichen. „Ich will besser sein als der andere.“ Kierkegaard hat das so schön gesagt: „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“
Neid wird kaum ermutigen. Wenn du in einer Firma oder in einer Familie bist, wo Neid herrscht, wird ganz wenig ermutigt. Die Fehler werden dir sofort gezeigt. Das ist ein Zeichen, dass in diesem Umfeld Neid herrscht.
Die gute Botschaft: Heilung durch Jesus
Die Bibel liefert eine klare Analyse unserer Probleme. Das Besondere an Jesus ist, dass Er unser Arzt ist. Er gibt uns nicht nur die Diagnose, sondern auch die Therapie. Er zeigt uns, wie wir durch seinen Geist auch in unserer Seele gesund werden können.
Die schlechte Botschaft ist: Ich kenne dich zwar nicht, aber eines weiß ich sicher. Du und dein Herz kämpft mehr oder weniger mit Schuld, Zorn, Gier und Neid. Falls du das nicht tust, wirst du es später an dir selbst bemerken. Ich möchte dich trotzdem kennenlernen. Es ist ein menschliches Problem.
Das liegt nicht daran, dass du schlechter oder besser als andere bist – wir sind einfach so gestrickt. Es hängt auch davon ab, wie du aufgewachsen bist und ob du bedingungslos geliebt wurdest oder nicht. Das bestimmt das Ausmaß unseres Neids, unserer Gier und so weiter. Das ist ganz klar.
Das ist die schlechte Botschaft: Wir alle haben ein krankes Herz. Aber die gute Botschaft ist, dass wir uns nicht von diesen vier Dingen bestimmen lassen müssen. Noch besser ist die Nachricht, dass es relativ einfach ist, diese vier Feinde loszuwerden.
Ich muss jedoch etwas dazu sagen: Es ist nicht leicht. Es ist sogar so, dass unser eigenes Herz uns im Weg steht. Deshalb ist es uns ohne Hilfe unmöglich, diese vier Feinde zu besiegen. Dazu brauchen wir Jesus. Ohne dass Jesus eingreift und uns die Freiheit schenkt, können wir es nicht schaffen.
Was ich gerade gesagt habe, ist genau das, was zählt. Übrigens, wenn ihr wollt, könnt ihr das von Simon herunterladen. Er kann das bereitstellen.
Nun zur guten Botschaft: Was sagt uns Jesus, wie wir mit diesen vier Feinden umgehen können? Mit seinem Geist und seiner Kraft – nicht mit unserer eigenen. Wenn du Pädagoge oder Psychologe bist oder dich ein wenig damit auskennst, wirst du mir in allem zustimmen, was ich sage – egal, ob du gläubig bist oder nicht. Denn das, was ich jetzt sage, wird von Pädagogik und Psychologie ganz klar bestätigt.
Übrigens findest du gute Pädagogik und Psychologie immer in der Bibel. Das fasziniert mich so am Wort Gottes. Das Problem ist nur, dass die Psychologie dir nicht die Kraft gibt, das umzusetzen. Das ist der Unterschied. Dazu brauchen wir den Geist Jesu Christi.
Praktische Schritte zur Heilung der Herzenskrankheiten
Umgang mit Schuld
Nun, erstens: Was ist die Lösung, wenn ich mit Schuld belastet bin? Die Antwort darauf hättet ihr alle gewusst oder die meisten von euch. Ich muss sie bekennen. Schlagt mal Psalm 32, Verse 1 bis 5 auf.
Psalm 32, Verse 1 bis 5: Da ist David, der damals Ehebruch mit Bathseba begann und es verheimlichte. Lesen wir, wie es ihm dabei ging. Er hatte Schuld, er war belastet. Da lesen wir:
„Glücklich der, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde zugedeckt ist! Glücklich der Mensch, dem der Herr die Schuld nicht zurechnet und an dessen Geist kein Trug ist. Als ich schwieg, zerfielen meine Gebeine durch mein Gestöhn den ganzen Tag; denn Tag und Nacht lastete auf mir deine Hand. Mein Saft wurde verwandelt in Sommergluten. Da bekannte ich dir meine Sünde und deckte meine Schuld nicht zu. Ich sagte: Ich will dem Herrn meine Übertretungen bekennen.“
Schuld, die du geheim hältst, das Geheimnis, das du mit dir herumträgst, erdrückt dich. Es raubt dir alle Kraft und alle Freude im Leben. Es belastet dich. Darum sprechen wir auch von Schuldenlast.
Schuld ist eine Last, die du trägst und die dich erdrückt. Und das Schöne an Jesus ist: Er nimmt sie uns ab. Wisst ihr, was das Komische ist? Oft glauben wir, ein Christ sei ein armer Kerl. Wenn er schuldig ist, muss er das bekennen und alles tun, was nötig ist. Im Gegenteil: Als Christ darf ich bekennen und kann die Schuld loswerden. Das ist eines der größten Vorrechte, die es gibt. Ich muss meine Schuld nicht mittragen. Ich kann sie ablegen, bekennen und abgeben.
Eine Frage, die ich oft bekomme, ist: Wie ist es, wenn ich Schuld habe? Genügt es, wenn ich die Schuld Gott bekenne? Ist es dann erledigt, oder muss ich sie auch vor Menschen bekennen?
Nun, es kommt darauf an, ob es eine private oder eine öffentliche Schuld ist. Das heißt, ob andere Menschen betroffen sind oder nicht.
Ich glaube, es kam bisher zwei- oder dreimal vor, dass jeweils junge Männer nach einer Predigt zu mir kamen und sagten: „Hans-Peter, ich muss um Entschuldigung bitten.“ Ich antwortete: „Komisch, wir haben uns doch noch nie gesehen.“ Dann sagten sie: „Weißt du, als ich da saß und zuhörte, hatte ich so Neid oder Aggression oder was auch immer. Ich möchte mich entschuldigen.“
Ich sagte: „Es ist nett, dass du das sagst, aber das kannst du mit Gott ausmachen. Ich weiß ja gar nichts davon, das brauchst du mir nicht zu sagen. Aber wenn du mir nach der Predigt eine runterhaust, weil sie dir nicht gefallen hat, dann genügt es nicht, wenn du heute Abend zu Gott sagst: ‚Vergib mir, ich habe ihn geschlagen.‘ Dann wäre es gut, wenn du auch zu mir kommst und sagst: ‚Es tut mir leid.‘ Denn das sollte man nicht unbedingt tun.“
Zum Zweiten: Es gibt auch andere Bibelstellen, die das belegen. Jakobus 5,16 gefällt mir besonders. Dort heißt es: „Bekennt einander die Sünden, damit ihr geheilt werdet.“ Jakobus Kapitel 5.
Der Apostel sagt also: Bekennt einander die Sünden, damit Heilung geschieht. Denn es geht nicht nur um die Heilung des Leibes (Soma). Es geht auch um die Heilung der Psyche – psychosomatische Heilung in diesem Fall.
Umgang mit Zorn
Das Nächste: Was tun wir mit Zorn? Was ist die Lösung für Zorn? Nun, die Antwort ist, wie ich schon gesagt habe, extrem einfach: Du musst einfach vergeben. Und das wissen wir. Allerdings steht oft unser eigenes Herz im Weg, und wir sind nicht immer in der Lage, es zu tun.
Im Vaterunser beten wir: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Schauen wir dazu mal in den Epheserbrief, Kapitel 4. Paulus schreibt dort einiges über Zorn.
In Epheser 4,26-27 heißt es: „Zürnet, und sündigt nicht; die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn, und gebt dem Teufel keinen Raum.“ Das bedeutet, dass du deinen Zorn noch am selben Tag bereinigen sollst, bevor die Sonne untergeht. Sprich es aus und vergib.
Weiter lesen wir in Epheser 4,31: „Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan.“ Wisst ihr, was Paulus hier sagt? Er fordert uns auf, Wut und Zorn einfach wegzutun. Aber wie soll das so einfach gehen, „weggetan“? Die Antwort findet sich im nächsten Vers.
In Epheser 4,32 schreibt Paulus: „Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.“ Warum können wir vergeben? Weil Christus uns vergeben hat und uns befähigt, zu vergeben. Das ist das Geheimnis. Aus eigener Kraft ist es schwierig bis unmöglich. Wir brauchen dazu Jesus und seine Vergebung.
Übrigens: Was ist Vergebung? Vergebung bedeutet, dass eine Person dir etwas schuldet. Ich gehe zurück zum Vater. Mein Vater hat mir meine Kindheit geraubt. Aber Vergebung sagt: „Vater, du schuldest mir meine Kindheit nicht länger, die du mir genommen hast.“ Vergebung benennt, was falsch gelaufen ist, und streicht die Schuld. Sie ist weg. Das ist Vergebung.
In der Realität wissen wir: Wenn du zornig bist, wenn dich jemand verletzt hat, dann vergibst du ihm, weil du weißt, dass es richtig ist – nicht, weil du dich danach fühlst. Übrigens wirst du dich kaum je danach fühlen, zu vergeben. Das ist die absolute Ausnahme. Deine Gefühle sagen immer: „Dieser Trottel, was der mir angetan hat!“ Wenn du wüsstest, was der mir angetan hat! So spricht dein Herz.
Aber dein Verstand sagt: „Ich will gesund werden, und darum vergebe ich ihm.“ Seht ihr, die Sache ist die: Wenn du zornig bist auf jemanden, haben wir bei uns ein Sprichwort, das heißt: „Du trägst ihm etwas nach.“ Wer trägt die Last? Du trägst sie, du, der du nicht vergibst. Jeden Tag trägst du diese Last.
Das Angebot Gottes ist: Du kannst die Last ablegen. Du kannst vergeben. Aber das ist ein Willensakt, kein Gefühlsakt. Du wirst vergeben, und am nächsten Tag siehst du den Menschen wieder und denkst: „Was der mir angetan hat, den kann ich nicht vergeben.“ Dann vergib wieder.
Das ist ein Lebensstil. Einmal hat Petrus Jesus gefragt: „Wie oft soll ich vergeben? Siebenmal?“ Jesus antwortete: „Nein, nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal.“ Es ist normal, dass das Gefühl hochkommt: „Ja, ich habe ihm zwar im Kopf vergeben, aber nicht wirklich.“ Doch du hast wirklich vergeben. Nur dein Gefühl ist noch nicht so weit.
Es ist so: Wenn du dich entscheidest, willentlich zu vergeben, ist dein Wille hier, dein Gefühl aber noch dort. Du sagst: „Der verdient die Vergebung gar nicht, der soll leiden.“ Das Problem ist: Du leidest. Das ist das Paradox.
Wenn du dann willentlich immer wieder vergibst, geschieht Folgendes: Dein Gefühl kommt immer näher an deine Willensentscheidung heran. Es kann der Moment kommen – muss nicht, aber kann –, in dem du den Menschen ansiehst und wirklich Liebe empfindest.
Ich habe das selbst erlebt und weiß darum, dass es wahr ist.
Übrigens: Bei all diesen Dingen, ob es um Schuld, Bekennung oder Vergebung geht, geht es nicht darum, wie du dich danach fühlst. Wir sollten unser Herz trainieren und üben.
Ich mache zum Beispiel gerne Sport, aber ich fühle mich nicht immer danach. Manchmal komme ich nach Hause, und alles, was ich will, ist ein Bier, Chips und irgendein Western im Fernseher – einfach entspannen. Das ist, was ich will.
Aber manchmal kann ich ein paar Tage fast nichts tun, ich bin ein fauler Hund. Dann überwinde ich den inneren Schweinehund, wie man bei uns sagt. Ich ziehe meine Laufklamotten an, gehe raus, gegen mein Gefühl total, laufe los und wieder zurück.
Und wisst ihr was? Ich habe meine Muskeln trainiert.
Ob du dich danach fühlst, zu vergeben oder nicht, ist irrelevant. Indem du es tust, trainierst du dein Herz. Dein Herz wird gesund.
Umgang mit Gier
Das dritte Thema lautet: Was tun wir mit Gier? Die Antwort darauf ist ziemlich einfach: Gib großzügig!
Hier steht auch geschrieben: „Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ Wenn es ums Geld geht, sagt Paulus, dass die Liebe zum Geld die Wurzel allen Übels ist – nicht das Geld selbst.
Ich kenne Menschen, die sehr viel Geld haben, aber wenig Liebe zum Geld. Sie geben es extrem großzügig. Andererseits kenne ich Leute mit viel Geld, die Geld sehr lieben und nie genug davon haben. Ebenso kenne ich Menschen mit wenig Geld, die Geld lieben und geizig sind. Und dann gibt es auch Menschen mit wenig Geld, die Geld nicht so sehr lieben und trotzdem großzügig geben.
Das heißt: Nicht die Menge des Geldes ist ausschlaggebend, sondern es ist eine Herzenssache, wie wir damit umgehen. Es geht um Habsucht. Übrigens ist Apostelgeschichte 20,35 ein Jesuswort, in dem wir lesen: „Geben ist seliger als Nehmen.“ Glauben wir das eigentlich als Christen? Oder ist es nur ein nettes Wort?
„Selig“ bedeutet übrigens „glücklich“. Was Jesus sagt, ist: „Geben macht dich glücklicher als Nehmen.“ Das ist interessant. Ich bin mir nicht sicher, ob wir das wirklich glauben, aber ich glaube, es stimmt.
Wenn ich Probleme habe, wenn mein Herz Probleme mit Gier hat, dann ist die einzige Lösung: Du musst großzügig geben lernen – und zwar so, dass es wehtut. Denn nur Großzügigkeit bricht die Macht der Gier in deinem Herzen, sonst gar nichts.
Ganz interessant ist nur das Geben. Befreit uns von Gier! Wenn ich dich jetzt fragen würde: Willst du ein gieriger Mensch sein? Würdest du sagen: Nein, auf keinen Fall. Dann gib! Vielleicht kennst du jemanden in deiner Straße oder in deiner Kirche, der ganz wenig hat. Dann gib mal tausend Euro – das bringt dich nicht um.
Und weißt du, was dann geschieht? Wenn man lernt, das zu tun, ist es erstens eine große Freude, und zweitens wird dein Herz immer schöner.
Wenn du an die Menschen denkst, die du kennst: Was sind das für schöne Menschen, die du gerne hast? Das sind großzügige Menschen. Die hast du gerne. Bei wem halten wir Abstand? Bei gierigen Menschen, bei leidischen Menschen. Die Frage ist: Was sind wir selbst?
Frag mal jemanden, der dich gerne hat. Es ist gut, das zu tun und ehrliche Antworten zu bekommen. Ich muss ehrlich sagen: Wenn man so etwas vorbereitet, ist das ganz schön schwer. Denn ich finde mich ja überall wieder. Bei jedem Punkt finde ich mich.
Was die Gier betrifft, glaube ich, dass Geld bei mir nicht so das Problem ist – das haben meine Frau und ich über die Jahre gelernt. Es macht uns große Freude zu geben. Aber oft ist es die Zeit, bei der man auch gierig sein kann. Zeit für mich, für mich, für mich – und da muss man lernen, auch großzügig zu sein.
Umgang mit Eifersucht und Neid
Dann noch das Letzte: Was ist die Lösung für Eifersucht oder Neid? Die Antwort ist nicht kompliziert: Feiere den Erfolg des Anderen.
Im 1. Petrus 2, Vers 1 steht so ein gutes Wort. Dort sagt der Apostel ganz klar: „Legt nun ab alle Bosheit und allen Trug und Heuchelei und Neid und alles üble Nachreden.“ Paulus sagt also: Hast du ein Problem mit Neid? Du weißt was, es ist nicht so schwierig – leg es ab.
Ja, aber wie, Petrus, wie geht das jetzt wieder? Die Antwort findet sich im Hebräer 3, Vers 13, wo es schön formuliert ist. Ich nehme es mal als biblisches Wort: „Ermuntert oder ermutigt einander jeden Tag, solange es heute heißt, damit niemand von euch verhärtet werde durch den Betrug der Sünde.“
Was müssen wir also tun, um Neid und Eifersucht loszuwerden oder einzudämmen? Ich muss den anderen loben, ermutigen und den Erfolg des anderen feiern. Das heißt, ich muss zum anderen gehen und ihm sagen: „Das hast du echt super gemacht, gut gemacht, fantastisch!“
Einfach, wenn ein anderer Erfolg hat, den Erfolg des anderen feiern. Und es genügt nicht, dies nur zu denken oder zu sagen: „Das hat er echt gut gemacht“, aber es für sich zu behalten, weil man denkt, sonst wird er ja stolz. Das ist ein völlig unbiblisches Denken.
Wir müssen den Mund auftun, es muss über unsere Lippen kommen, der andere muss es hören, weil sonst weiß er es ja nicht. In der Praxis sollte das eigentlich so aussehen: Wenn du eine Firma hast und die gerade nicht so gut läuft – aus welchen Gründen auch immer – und drei Straßen weiter ist eine ähnliche Firma, die blüht, dann rufst du an und sagst: „Ich wollte dir nur mal sagen, gratuliere, dass deine Firma so gut läuft, finde ich super.“
Das wäre normales christliches Leben. Dasselbe gilt für Christengemeinden: Wenn du vielleicht in einer Gemeinde bist, vielleicht sogar der Pfarrer oder Prediger einer Gemeinde, wo sonntags halb so viele Leute kommen, sagen wir 40, und drei Straßen weiter ist eine junge Gemeinde, in der jeden Sonntag 300 Menschen sind, dann weißt du, was du tun sollst: Den Pfarrer anrufen und sagen, „Ich freue mich so, dass Gott euch so segnet und ihr so einen Zuspruch von Menschen habt.“
Das wäre normales christliches Leben. Aber wisst ihr, was unter Christen oft ist? So viel Neid, so viel Eifersucht, so viel Gier, so viel Missgunst. Seht ihr, hier ist unser Herz krank. Und hier lesen wir, dass wir gesund werden sollen im Glauben, damit unsere Seele gesund wird und der Glaube uns heilen kann.
Es ist eine Entscheidung zu sagen: Ja, ich will nicht mehr eifersüchtig sein, ich will das tun, was recht ist. Wenn da eine ist, die doppelt so hübsch ist wie du, hast du zwei Möglichkeiten: zu sagen „Ja, die blöde Dusse da drüben“ oder du gehst hin und sagst: „Das Kleid steht dir wirklich gut.“ Du musst dich nicht danach fühlen. Du musst dein Herz trainieren.
Darum geht es. Seht ihr, manchmal reden wir unter Christen über hohe theologische Wahrheiten, und wir haben nicht mal gelernt, die einfachsten täglichen Dinge eines christlichen Lebens zu leben. Das tut mir oft weh. Wir reden über die großen geistlichen Dinge und wissen am Morgen nicht mal, dass man „Guten Morgen“ sagt, wenn man reinkommt.
Es ist auch der Ort der Katastrophe: die einfachsten normalen Dinge, den anderen zu zeigen, dass ich lebe und ihn wertschätze.
Noch ein letzter Zusatz: Es kann sein, dass jemand sagt: „Ja, ich will ein großzügiger Mensch sein, ich will das sein, ich weiß, es ist richtig.“ Und dann sagt Gott: „Okay, dann gib einmal tausend Euro dieser Mutter mit den Kindern, die ziemlich wenig hat.“ Und du sagst: „Na ja, Gott, zuerst musst du mein Herz großzügig machen, dann werde ich geben.“
Gott sagt: „Na, gib, und dann wirst du ein großzügiges Herz kriegen.“ Sieh dir an, wenn du lernst, das zu tun, was recht ist, mit der Hilfe Gottes, mit der Hilfe des Geistes Jesu in dir, dann wirst du zwei Jahre später in den Spiegel schauen und einen großzügigen Menschen sehen.
Ich liebe einen Vers im 1. Timotheus 4,7, der heißt im Deutschen: „Übt euch in der Gottesfurcht.“ Im Englischen ist es noch schöner: „Train yourself to be godly.“ Es ist eine Übung, tägliche Übungen, wie Gott an und mit uns arbeitet. Es geht nicht über Nacht.
Eine weitere Gefahr besteht darin, dass du jetzt hier sitzt und sagst: „Die CD kaufe ich, weil die braucht mein Ehemann oder wer auch immer.“ Dann hast du es auch missverstanden, denn es geht um dein Herz und um mein Herz. Ich brauche das, und ich muss lernen, damit umzugehen.
Abschluss: Ermutigung zur Herzensheilung
Und darum als Abschluss: Wenn du ein Geheimnis mit dir herumträgst, das niemand kennt, und du Angst hast, es zu bekennen, weil du fürchtest, dass es jemand herausfindet, dann möchte ich dich ermutigen, es diese Woche jetzt zu bekennen. Am Tauernhof ist genug Platz für solche Dinge. Lass deine Schuld hier, rede mit jemandem darüber und bete. Nimm sie nicht mit nach Hause.
Wenn du zornig oder enttäuscht bist, wenn dir etwas besser gefällt oder du auf jemanden wütend bist – wusstest du, dass du ganz leicht erkennen kannst, ob du zornig bist? Wenn du nachts im Bett heimliche Diskussionen mit der betreffenden Person führst und dabei immer gewinnst, ist das ein Zeichen für Zorn. Dann vergib. Vergib vor Gott, und wenn es einen Menschen betrifft, ruf ihn an oder schreibe ihm eine E-Mail und vergib ihm. So hörst du auf, die Last mit dir herumzutragen.
Bist du gierig? Vielleicht sagst du: „Hans-Peter, du hast keine Ahnung, ich bin in einer armen Familie groß geworden, wir mussten immer sparen.“ Das mag sein, und es ist gut, sorgfältig zu leben. Aber es ist trotzdem eine Herzenssache, ob ich gebe oder ob ich neidisch bin. Es kommt nicht darauf an, wie viel ich gebe, sondern ob ich es tue.
Beneidest du jemanden? Beneidest du Menschen, die schöner, besser oder erfolgreicher sind als du? Weißt du, wie man das erkennt? Menschen, die neidisch sind, fühlen sich meistens unwohl unter populären Menschen, denn diese sind ja alle schöner, besser und schneller. Dann fühlt man sich unbeholfen und unwohl – das ist oft Neid. Stattdessen könntest du für sie beten und ihnen ein Kompliment machen.
Wenn das so ist, dann lerne einfach, auf diese Menschen zuzugehen und ihnen ein Kompliment zu machen – auch wenn du dich in dem Moment nicht danach fühlst.
Und noch ein Letztes: Die unterschwellige Motivation für all die vier genannten Dinge ist immer Angst. Ich habe Angst, die Wahrheit zu bekennen, weil ich fürchte, meinen Ruf zu verlieren. Ich habe Angst zu vergeben, weil ich nicht noch einmal verletzt werden will. Ich habe Angst, großzügig zu sein, weil ich dann zu kurz kommen könnte. Ich habe Angst, den Erfolg anderer zu feiern, weil ich dann nicht mehr im Mittelpunkt stehe.
Die Motivation ist immer Angst. Angst ist kein guter Motivator. Angst lähmt Menschen und hindert uns daran, gesund zu werden.
Doch in all dem seid euch gewiss: Wir haben Jesus. Ein lieber, alter Pfarrer hat einmal gesagt: Jesus ist der geheime Motor in unserem Leben, und er befähigt uns.
Wenn Jesus sagt: „Vergib“, dann kann ich vergeben. Wenn Jesus sagt: „Bekenne“, dann kann ich bekennen. Wenn Jesus sagt: „Gib“, dann kann ich geben. Und wenn Jesus sagt: „Mach Komplimente, ermutige“, dann kann ich ermutigen.
Das ist die gute Botschaft dieses Evangeliums. Wir müssen nicht das bleiben, was wir sind. Wir dürfen Schritt für Schritt gesunden. Ich bin der Herr, euer Arzt, und Gott will, dass wir gesund werden an Körper, Seele und Leib.
Gebet zum Abschluss
Lieber Vater, ich danke dir jetzt für dein gutes Wort. Ich danke dir, dass du klar zu uns redest – durch die Bibel, durch Jesus Christus und durch deinen Heiligen Geist.
Danke, Herr, dass wir wissen, was recht ist. Es ist nicht nur klar, es ist auch logisch und nachvollziehbar. Und doch steht unser eigenes Herz oft im Wege, weil wir stolz sind, weil wir neidisch sind und missgünstig.
Herr, vergib uns das und schenke uns, dass wir weitergehen können. Hilf uns, unser Herz zu trainieren und aus deiner Kraft heraus zu bekennen, zu vergeben, zu geben und zu ermutigen.
Nur du kannst uns das schenken. Wir wollen uns darauf einlassen und dir vertrauen, dass du es gut mit uns meinst. Amen.
