Herr Jesus Christus, du wirst dein Werk vollenden und deine Heilsgeschichte zu Ende führen.
Wir wollen nicht wundervoll oder neugierig sein bei Dingen, die du uns nicht offenbart hast. Dennoch danken wir dir, dass dein Wort wahr und verlässlich ist – auch in der letzten bösen Zeit.
Du hast uns deinen Geist verheißen. Gerade heute brauchen wir ihn ganz besonders, damit wir nicht Menschen lehren oder Menschengedanken vertreten, sondern dein Wort besser verstehen und begreifen.
Amen!
Einführung zum Thema Heiliger Geist und seine Bedeutung
Wenn wir heute wieder über den Heiligen Geist sprechen, greifen wir auf das zurück, was wir bereits in Johannes 14 behandelt haben. Heute steht Johannes 16, Verse 5 bis 15, auf dem Programm. Ich weiß, dass ich in den fast 28 Jahren, in denen wir hier Bibeltraining anbieten, immer wieder sehr gründlich über das Thema des Heiligen Geistes gesprochen habe.
Früher war ich Fritz Grünzweig sehr dankbar, weil er hier drei Abende hintereinander Bibeltraining zum Heiligen Geist gehalten hat. Früher habe ich auch in der Gemeinde das Buch von Lange empfohlen – ein sehr gründliches Werk, das sich mit den Auseinandersetzungen um die Pfingstbewegung, die Gemeinschaftsbewegung um die Jahrhundertwende und Ähnlichem beschäftigt.
Bei uns ist das Reden über den Heiligen Geist oft sehr verkürzt. Viele Menschen glauben, dass man es sich früher leicht gemacht hat, wenn man bestimmte Entwicklungen geschieden und getrennt hat. Das stimmt nicht. Die Menschen damals haben sich viel mehr Mühe gegeben, die Wahrheit über den Heiligen Geist zu erkennen.
Ich habe lange überlegt, ob ich Ihnen heute anderthalb Seiten eines berühmten Predigers vorlesen soll: Charles Haddon Spurgeon. Er spricht mit großer Schärfe darüber, dass es nicht angeht, wenn Leute Dinge als Gaben Gottes ausgeben, die gar nicht von Gott sind und die von Wort und Schrift eindeutig verurteilt werden. Das war schon 1860 so.
Solange es Christen gibt, mussten sie sich mit menschlich übersteigerten Formen des Geistes auseinandersetzen. In der Reformationszeit gab es große Bewegungen, man muss ehrlich sagen, es waren furchtbare Geister, die losgetreten wurden – auch bei Thomas Müntzer und in der großen Bewegung um den Gottesstaat in Münster, Westfalen, unter Knipperdolling.
Wenn man die Kirchengeschichte verfolgt, sieht man immer wieder eine Gefahr: Menschen geben extreme, übersteigerte Gedanken von frommen Leuten als ihre Geisteserkenntnis aus. Deshalb stelle ich mir immer wieder die Frage: Was wollen die Menschen? Was brauchen sie?
Neulich hat mich ein Hauskreis gebeten, bei ihrer Freizeit noch einmal das Thema aufzugreifen. Ich habe dann vier Seiten nach dem Buch von Fritz Grünzweig mit dem Titel „Das Leiden im Verhältnis“ zusammengestellt. Einfach in einer Gliederung sind dort die wichtigsten Aussagen zum Heiligen Geist zusammengefasst.
Wenn man sich die Zeit nimmt, ist das so eindeutig und klar, dass wir vielleicht diese Doppelseiten auf unserer Druckmaschine ausdrucken und hier auslegen. Dann kann jeder, der möchte, sie mitnehmen.
Es ist einfach wichtig, wenn sich eine Gruppe interessiert, zum Beispiel ein Hauskreis, dann kann man sagen: Wir machen mal ein Vierteljahr oder ein halbes Jahr und nehmen die wichtigsten Aussagen zum Heiligen Geist durch. In der Schrift gibt es zu diesem Thema nur Klarheit. Es gibt keine zweideutigen Aussagen.
Auch wenn man ein Thema wie das Zungenreden betrachtet, muss man wissen, wo es in der Schrift überhaupt vorkommt. Es ist nur ein ganz kleiner Teil der Schrift. Und selbst in diesem Kapitel sagt Paulus ganz deutlich, was er dem Zungenreden vorzieht.
Wir wollen an dieser Stelle Klarheit schaffen, aber nicht, um jemanden anzugreifen oder gegen jemanden zu polemisieren. In diesen bewegten Zeiten ist es wichtig, dass wir klar sehen. Das war ja auch interessant, wie Holthaus das dargestellt hat: Viele Erscheinungen sind Ausdruck des Zeitgeistes.
Ich lese immer den Materialdienst der Zentralstelle für Weltanschauungsfragen. Das ist hochinteressant, wie dort beschrieben wird, dass die ganze Heilungsbewegung hauptsächlich ihre Mitte in der Esoterik hat. Sie kommt nicht aus dem Charismatischen, sondern aus der Esoterik mit ihren Wärmeströmen und Ähnlichem.
Es gab jetzt einen Bericht, dass in der Esoterik vertreten wird: Wenn man ein Auto hat, das nicht mehr läuft, kann man es mit esoterischen Wärmeströmen wieder zum Starten bringen – also nicht nur durch Gebetserhöhung.
Ich bin ein nüchterner Mensch und sage kurz: ab in die Werkstatt. Sicher erleben wir auch Wunder, etwa wenn Frau Hoch ihre Tasche wiederfindet. Aber wir müssen aufpassen, dass wir solche Ereignisse nicht als Offenbarung des Heiligen Geistes deuten, sondern als Zeichen der Güte Gottes.
Das Werk des Heiligen Geistes nach Johannes 16,5-15
Johannes 16,5-15 – Das Werk des Heiligen Geistes
Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat. Und niemand von euch fragt mich: Wo gehst du hin? Doch weil ich das zu euch gesagt habe, ist euer Herz voll Trauer.
Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch – der Beistand, der Anwalt. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden.
Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun – über die Sünde, die Gerechtigkeit und das Gericht. Über die Sünde, dass sie nicht an mich glauben; über die Gerechtigkeit, dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht seht; über das Gericht, dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist.
Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern das sagen, was er hören wird. Und was zukünftig ist, wird er euch verkünden.
Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er es nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird es von dem Meinen nehmen und euch verkündigen.
Die Reaktion der Jünger auf Jesu Abschied und der Sinn des Weggehens
Wir gehen einfach mal den Text Schritt für Schritt durch. Jesus macht den Jüngern einen Vorwurf: Warum fragt mich niemand, wohin ich gehe? Die Jünger waren in diesem Augenblick wie vernagelt. Sie ahnten, dass etwas Schlimmes bevorsteht. Jesus würde sichtbar von ihnen weggenommen werden.
Jesus hätte sich gewünscht, dass sie ihn klipp und klar fragen: Wohin gehst du? Warum? Er hätte gern Auskunft gegeben über das, was uns so sehr interessiert. Er sagt: „Gehe hin, euch die Stätte zu bereiten. Wo ich bin, da soll auch mein Jünger sein.“ Es geht um die Ewigkeit, um die Hoffnung.
Heute habe ich mit meiner Frau darüber gesprochen. Vielleicht ist das der Grund, warum man in unserer modernen Welt Schwerkranke nicht mehr sterben lässt. Der moderne Mensch weiß, dass danach das große Nichts kommt. Er hat keine Hoffnung. Das, was Jesus uns in seinen wunderbaren Abschiedsreden immer zeigt, ist: Ich gehe zum Vater. Es ist nur ein Hinübergehen in eine neue Welt. Ganz herrlich. Es ist nicht einmal eine Papierwand dazwischen. Ich darf hineintreten in seine Gegenwart.
Warum fragt mich niemand, wohin gehst du? Für uns muss das so klar sein: Der Schritt über diese Todesschwelle oder über diese sichtbare Grenze hinweg ist für uns das Allerschlimmste. Es ist die Totalkapitulation all unserer Empfindungen. Ich kann nichts mitnehmen als Halt. Deshalb geht es bei allen Sterbenden auch immer durch diese schwere Not hindurch, bis man sich durchgerungen hat.
Dann ist es wunderbar, dass der Geist Gottes an dieser Stelle auch die Gewissheit schenkt: den Blick darauf, dass er mich verherrlichen wird. Er macht Christus groß im Augenblick, in dem mein irdisches Leben zerbricht. Es ist ein Geheimnis, das Glaubende erfahren können. Ohne den Heiligen Geist kann ich das nicht erleben.
Am Sonntag habe ich den Vers von Paul Gerhardt zitiert: „Mit dem hellen Glaubenslicht erfüllt mich der Geist Gottes, der des Todes Macht zerbricht.“ Genau das! Warum fragt er mich nicht? Jesus gibt uns ganz klare Auskunft. Ich kann die ewige Welt nicht mit meinen Begriffen der Diesseitigkeit verstehen. Schon das Wort „Jenseits“ und „Diesseitigkeit“ ist ein dummes Wort. Alle Begriffe sind ungeeignet.
Was ist Ewigkeit? Wie lange dauert Ewigkeit? Ist sie endlos? Man kann Endlosigkeit nicht denken. Lassen Sie die Begriffe weg! Wir sind geprägt von sehr engem Denken. Wir können nicht einmal Gott verstehen und begreifen. Aber Jesus hat klar gesagt, dass er uns vorangeht, dass er uns die Tür bereitet. Wir dürfen Menschen sein mit einer ganz frohen Ewigkeitshoffnung.
Hoffentlich haben Sie diese Hoffnung, dass Sie abends einschlafen und sagen: Es wäre doch herrlich, ich wache in der Ewigkeit auf. Vor einer Operation können Sie gewiss sein: Ich bin in der Hand Jesu fest geborgen. Das müssen Sie wissen, denn das hat Jesus uns klar machen wollen.
Die Jünger fragen nicht, weil sie dieser Schritt Jesu erschreckt hat, diese Stufe. Jesus geht hinweg. Sie müssen wissen: Für die Jünger war die sichtbare Gegenwart Jesu ganz entscheidend wichtig. Sie kennen es vom auferstandenen Jesus, wie traurig die Jünger waren, die nach Emmaus hinausliefen. Bis sie Jesus erkennen, sind sie traurig. Dann werden sie fröhlich.
Oder wie sie sich eingeschlossen haben. Da heißt es, die Jünger wurden froh, weil sie den Herrn sahen. Die leibliche Nähe Jesu ist sehr wichtig. Und sie haben auch die Kreuzigungsnacht nicht bewältigen können. Jesus ist weggenommen, und sie flohen kopflos davon. Ohne Jesus waren sie verloren.
Sie haben sich gern an ihn geklammert. Denken Sie an den Sturm auf dem Meer: „Wir haben Jesus unter uns.“ Sie haben ihn angesehen, sie hatten ihn. Nun hat Jesus ganz bestimmt und absichtlich die Jünger von diesem sichtbaren Sehen getrennt.
Ich habe auch lange Zeit gedacht, es wäre doch schön, wir könnten heute Jesus sichtbar sehen. Aber das ist nicht wahr. Wenn wir Jesus in seiner irdischen Gestalt sehen würden, wäre das überhaupt nicht erhebend. Warum? Die irdische Gestalt Jesu hat die Zweifelnden ja nicht zum Glauben geführt.
Zum Glauben braucht es ein anderes Licht. Wären Pilatus oder Herodes gläubig geworden, wenn sie Jesus nur gesehen hätten? Jesus sagt hier einen ganz entscheidenden Satz: „Es ist gut, dass ich weggehe.“ Warum? Weil der Beistand, der an die Stelle des sichtbaren Jesus kommt, besser für uns ist als die sichtbare Gestalt des irdischen Jesus.
Der Heilige Geist bedeutet für uns mehr als Jesus in seiner sichtbaren Gestalt. Es ist gut, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, dann kommt der Geist Gottes nicht zu euch, dieser Tröster.
Der Heilige Geist kann viele Dinge tun, die uns der irdische Jesus nicht geben konnte. Und das wird jetzt interessant, dass wir das heute klären und uns auch bewusst machen.
Er wird vor allem diese zurückgelassenen, unsicheren, zweifelnden und schwankenden Jünger im Glauben fester machen, als es der irdische Jesus hätte tun können. Das ist ganz wunderbar. Er wird ihnen den Blick erhellen.
Dann haben wir etwas ganz Wichtiges, was der Heilige Geist tut: Die ratlosen Jünger, die angefochtenen Jünger, die Verzweifelten und Zweifelnden wie Thomas macht er ganz gewiss fest im Glauben. Er macht auch die traurigen Christen wieder fröhlich.
Warum sind sie traurig? Weil die Feindschaft gegen Jesus in der Welt so groß ist. Die Welt gibt ja keinen Raum für Jesus. Aber der Heilige Geist überdeckt das alles und macht das Herz fröhlich. Er macht die Jesu-Singe mutig.
Es geht dabei überhaupt nie um natürlichen Mut oder um ein mutiges Herz, sondern um eine geistliche Frucht der Glaubensforschheit, des Mutes, wie der Philipp später in seinem Lied beschrieben hat: „Gib uns diesen Mut.“
So wie Andreas Volkmann auf der Königstraße unten Zeugnis gibt mit seinen Helfern, so gibt uns das einen Mut, dass wir uns nicht genieren und nicht verstecken, sondern dass wir uns fröhlich bekennen können und dass wir es auch als Gewissheit in unserem Herzen tragen.
Jesus sagt: „Ich will ihn zu euch senden.“ Der Geist Gottes ist der große Ersatz für Jesus, aber er gibt viel mehr, als Jesus seinen Jüngern je geben konnte.
Warum ist der Geist Gottes mehr als der irdische Jesus? Durch den Geist Gottes kann Jesus überall sein. Wenn Jesus in irdischer Gestalt da wäre, könnte er nur in Nazareth oder in Kapernaum sein.
Durch seinen Heiligen Geist kann er überall bei seiner Gemeinde sein. Er kann überall wohnen, im Herzen der Gläubigen. Das ist eine ganz große Verheißung.
Die Aufgabe des Heiligen Geistes: Eröffnung der geistlichen Wahrnehmung
Jetzt wird hier als Werk des Geistes Gottes zuerst gesagt, dass er die Augen auftun wird. Das ist in allen Aussagen, auch bei Paulus, immer ganz wichtig: Der Heilige Geist macht unsere Augen hell. Mit den natürlichen Augen verstehen wir viele Dinge nicht und sehen sie nicht. Der Heilige Geist öffnet uns die Augen.
Normalerweise denken wir immer umgekehrt und meinen, die Sache des Glaubens sei irgendwie dunkel. Das stimmt nicht. Gott hat sich vor der Welt bezeugt. Paulus sagt das am Anfang des Römerbriefs: Eigentlich könnte jeder Mensch Gott erkennen. Aber durch die Sünde sind wir so abgestumpft und irdisch gesinnt, dass wir es nicht erkennen können.
Es gibt keinen Menschen, der sich entschuldigen kann und sagt, Gott habe sich mir nicht offenbart. Gott hat sich auch durch die Schöpfungswerke so klar vor uns offenbart, dass ihn jeder Mensch als den Heiligen Gott fürchten müsste. Aber unsere Augen sind stumpf und blind. Jetzt macht der Heilige Geist die Augen auf.
Hier steht in diesem Jesuswort nur einmal von drei Dingen, die wir besser erkennen. Wir können es aber gleich weiter sagen: Der Heilige Geist gibt das Erkennen, das eben kein Blick mit natürlichen Augen ist, sondern ein Verständnis für Christus.
Interessant ist, dass man mit einem Menschen über die Schöpfungsgeschichte streiten kann. Da hat einer naturwissenschaftliche Bedenken und so weiter. Man streitet eine halbe Nacht lang, sitzt zusammen – das kennen Sie ja alles über irgendwelche Streitfragen. Zwei Tage später passiert es, dass der gleiche Mensch, der unendlich viele Fragen hatte, plötzlich zum Glauben an Jesus kommt. Es geht meist sehr plötzlich.
Wahrscheinlich macht er das oft über die Erkenntnis seiner Schuld fest: „Ich will an Jesus glauben.“ Er sieht plötzlich klar. Dann fragen wir inzwischen mit einem Problem, mit Mitte sechs Tage oder was die Schöpfungsgeschichte sagt, ist kein Problem mehr. Man erlebt es dauernd, dass die Fragen, die vorher da waren, mit einem Moment weg sind.
Ich habe Leute getroffen, die waren schlicht Christusgläubig und drei Tage vorher haben sie noch vertreten, dass sie vielfach wiedergeboren würden in der Seelenwanderung. Aber plötzlich, wenn sie Klarheit haben von Christus – und zwar nur von Christus her – öffnet der Heilige Geist die Klarheit. Man versteht plötzlich alle anderen Zusammenhänge. Es ist wie der Schlüssel, durch den man Zugang bekommt. Das macht der Heilige Geist.
Hier wird erwähnt, dass er die Augen über die Sünde aufmacht. Jetzt müssen wir gleich aufpassen: Wir denken bei Sünde immer an Einzelübertretungen. Das war auch sicher das jüdische Denken. Sünde ist das Übertreten des Gesetzes. Aber hier steht: Was ist die Sünde? Dass sie nicht an Jesus glauben.
Die schlimmste Sünde der Welt ist, dass Christus sich bezeugt hat, an ihnen viele Menschen wissen von Christus, und das Schlimmste ist, dass man diesen Christus, in dem alle Weisheit Gottes liegt, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, verwirft. Die einzelnen Übertretungen oder das Verwerfen der Tugend oder der Moral sind nur Einzelstücke.
Das Schlimme ist, dass der moderne Mensch sich an irgendetwas klammert und sagt: „Ich weiß, wie ich recht leben muss.“ Und er verwirft Christus, der doch seinem Leben erst die Mitte geben könnte. Erst wenn der Mensch durch den Heiligen Geist merkt, was eigentlich Sünde ist – nicht, dass ich hier einmal vielleicht nicht die Wahrheit gesprochen habe oder ein paar schmutzige Gedanken hatte –, sondern dass ich Christus, die Liebe Gottes, der mich sucht und mein Heiler ist, verwerfe, dann hat er begriffen, was Glauben ist.
Und genauso: Was ist Gerechtigkeit? Für die Juristen ist das ja schwierig. Manchmal wird man ja verrückt an den Juristen. Für sie ist Gerechtigkeit immer bloß das, was in den Büchern steht. Manchmal sagt man: „Aber es ist doch ein Quatsch, was in den Büchern steht, und die Gesetze sind doch unmenschlich.“ Das interessiert den Richter aber sehr wenig. Er muss nach den Gesetzen gehen.
Es gibt auch immer wieder die Frage, was richtig ist. Ob sie Serbe oder Albaner sind, die Gerechtigkeit sieht für sie ganz anders aus. Die glauben ja daran. Das ist ja das Schlimme in unserer Welt.
Was ist mit Gerechtigkeit gemeint? Das ist das Recht, das Gott in Jesus offenbart. Wie Gott für die Welt eintritt, wie seine Liebe sich bezeugt, wie er Verlorene sucht. Gerechtigkeit ist nicht ein Paragraphenzungel. Es ist die Gerechtigkeit, die im Evangelium enthüllt wird, dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist und zurückkehren darf.
Es fällt uns immer wieder schwer, das Evangelium in dieser großen Weite zu verkünden. Die meisten Menschen denken, wir wollten denen bloß irgendein paar Übertretungen nachweisen, weil sie sagen: „Du hast doch irgendwo noch einen miesen Charakter in deinem Leben.“ Aber es ist so schön, dass Jesus nochmals sagt, es geht auch darum, dass der Heilige Geist uns die Schau gibt.
Jesusverwerfen ist die Grundhoheit eines Lebens. Gerechtigkeit ist das, was Gott wiederherstellen will: unsere schöpfungsmäßige Schönheit und das Gericht – natürlich auch das Endgericht. Aber es ist ja viel mehr, dass der Teufel gerichtet ist.
Der Heilige Geist macht uns klar: Der Teufel kann seit dem Ostersieg Jesu nichts mehr gegen Jesus tun. Deshalb tut es uns weh, dass der Teufel noch so viel zerstören kann. Das wissen Sie aus Ihrem eigenen Herzen, wie viel Macht er hat. Aber wir sollten deshalb im Sieg Jesu ihm trotzen und sagen: Halt, stopp!
In den Osterliedern singe ich so gern mal auf mein Herz: „Die Nacht ist hin, scheu weder Teufel, Welt noch Tod noch der Hölle Rach.“ Du kannst doch machen, was du willst. Und wenn alle Teufel da sitzen, wenn die Dämonen in Stuttgart, wie Luther gesagt hat, wie Dachziegel wären, fürchte ich sie nimmer.
Er ist gerichtet. Ein Wörtlein kann ihn fällen. Das ist wieder so herrlich in einem Lied ausgedrückt. Er ist gerichtet, und für die Jesusgemeinde ist wichtig, dass sie im Heiligen Geist weiß, durch den Heiligen Geist, dass Jesus der Sieger ist.
Und wenn sie mich mit dem Sagen austragen, ich bin in den Händen Jesu geborgen. Der Feind kann nichts mehr, als was Gott ihm zulässt. In dieser Welt zerstört er sicher durch Anfechtung. Warum darf er noch so viel verwüsten und zerstören?
Unsere Silvia Hochstrasse hat erzählt, wie sie vor zwei Tagen diese Schweizer Missionarin in Angola beerdigt haben. Warum dürfen das die Kriminellen? Und noch so eine liebe Frau, die 25 Jahre ihres Lebens dort in diesem schrecklichen Land dem Herrn gedient hat, wurde zugerichtet und ihr Körper verstümmelt.
Das ist ein Rätsel, das wir erst noch aufwachen müssen. Trotzdem: Er ist der gerichtete Fürst dieser Welt. Er ist nicht mehr Fürst dieser Welt, sondern wir dürfen das Reich Gottes ausbreiten und ihm dienen.
So sagt Jesus: Das wird der Heilige Geist tun – er wird euch informieren und erleuchten. Das Wort „erleuchten“ ist ein biblisches Wort. Sie wissen das immer aus meinem Hochzeitstext, unserem Hochzeitstext genauer gesprochen: Epheser 1, „Er erleuchtet die Augen eures Herzens, dass ihr erkennen mögt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid.“
Wunderbar, dass er sehen könnte: Es ist der Geist Gottes, der uns erleuchtet. Wunderbar von Luther aufgenommen in der Erklärung, die lutherische Auslegung im Katechismus ist super. Das wollten wir mal her tun.
Der Hensler hat wieder den lutherischen Katechismus aufgelegt und sagte uns neulich, ich weiß nicht, wie viel, aber er hat eine Riesensumme herausgegeben, hunderttausend oder so. Das ist wieder schön. Da gibt es ein Taschenbuch, wenn Sie sich einfach wieder einprägen wollen.
Die lutherische Auslegung ist so super, Sie kennen die Gebotsauslegung, die klassische. Da heißt es beim Heiligen Geist: „Der mich mit seinen Gaben erleuchtet.“ Also er gibt mir einen neuen Sinn für die göttlichen Dinge.
Im 2. Korintherbrief sagt Paulus, Kapitel 3: Ohne den Geist Gottes kann ich göttliche Dinge nicht verstehen. Ich muss von der Welt Gottes Herzen erst den Blick dafür bekommen, sonst stehe ich wie ein Ochs vor dem Berg.
Die Rolle des Heiligen Geistes als Lehrer und Bewahrer der Offenbarung
Und jetzt kommen noch die letzten Aussagen, die ganz wichtig sind. Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Was ist dieses „Jetzt“? Das ist vor der Kreuzigung.
Aber der Geist der Wahrheit wird kommen. Wann kommt er? Er kommt mit dem Pfingsttag. Man darf es aber nicht zu eng auf den Pfingsttag festlegen. Sie erinnern sich, was man am Sonntag als Schriftlesung oder als Eingangslesung hat: Wie Jesus seine Jünger anbläst: „Nehmt hin den Heiligen Geist.“ Mit dem auferstandenen Christus ist der Heilige Geist seiner Gemeinde gegeben.
Wenn Sie wissen wollen, wie man den Heiligen Geist bekommt, kommen wir am Sonntag ganz simpel bei Johannes 7 durch den Glauben darauf: „Wer an mich glaubt, wird trinken, und von dem werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Ganz klar, bei Jesus wird gesagt, wie man den Geist Gottes bekommt. Keine Handauflegung nötig, kein Fluidum, keine Erregungszustände. Der Geist Gottes wird dem Glaubenden geschenkt.
Oder Jesus sagt auch dem Beter: Wie die Kinder um Brot schreien, dem wird der Vater den Heiligen Geist geben, wenn er darum bittet. Also, wie ich den Geist Gottes bekomme. Aber jetzt wird er hier „Geist der Wahrheit“ genannt. Das heißt, der Heilige Geist führt in die Wahrheit hinein, er macht uns sicher.
Lessing hat ja in der deutschen Aufklärung immer gesagt, dass die Wahrheit nur für Gott allein wäre; für uns gäbe es nur die Sehnsucht nach Wahrheit. Es gibt so ein schönes Lessing-Wort, das immer zitiert wird: „Wenn Gott in der einen Hand die reine Wahrheit, in der anderen Hand nur die Sehnsucht nach Wahrheit hält, ich würde ihm demütig in die Hand fallen, wo die Sehnsucht nach Wahrheit drin ist.“ Die reine Wahrheit ist für dich, Gott allein.
Das klingt sehr demütig, aber Jesus ist angetreten mit dem großen Anspruch, seiner Gemeinde die Wahrheit zu geben. Er, der sagt: „Ich bin die Wahrheit.“ Und da trennt sich Evangelium und die deutsche Geistesgeschichte – so leid es uns ist, auch Goethe. Es geht um eine Wahrheit und darum, dass ich in vielen geistlichen Dingen die Wahrheit erkenne.
Die Grenze eines Pluralismus ist dort erreicht, im Evangelium, bei Jesus und seinen Worten. „Der wird euch in alle Wahrheit leiten“, das heißt, er wird euch immer tiefere Erkenntnis schenken. Wie bekomme ich diese Erkenntnis? Nicht über Träume, sondern nach der Schrift.
Sie müssen immer wissen: Auch im Alten Testament war das noch anders, wie die Propheten durch den Geist erleuchtet wurden, als im Neuen Testament. Im Neuen Testament, so hatten wir es neulich in Johannes 5, wie es heißt: „Ich habe ihnen dein Wort gegeben“, sagt Jesus zum himmlischen Vater. „Dein Wort“ – das ist die Offenbarung, das geoffenbarte Wort, das Evangelium.
Und das ist jetzt wichtig, dass wir wissen: Dieses Wort macht uns der Heilige Geist immer klarer und heller, je länger wir in der Schrift lesen. Man kann das Bibelwort nur durch den Heiligen Geist erkennen. Das ist ein kleines Problem für die Theologen unter uns, die bald ins Studium gehen. Ich kann das Wort Gottes historisch, geografisch, kritisch und was weiß ich lesen, aber erschließen tut es sich immer nur durch den Heiligen Geist.
Und es ist ja auch wunderbar, dass etwa ein Theologe nicht mehr Erkenntnis vom Wort Gottes hat als viele Hauskreisleiter oder Leute, die Gemeinschaftsstunden halten, weil es eben immer am Geist hängt, an der Geisterkenntnis. Es war immer schön, wenn Leute wie Professor Karl Heim gerne zu Laien hingesessen sind – das Wort Laie ist kein Quatsch – und gesagt haben, wie der Friedrich Mayer in Münsingen, der hat ihnen geholfen. Und Professor Heim hörte zu und sagte: „Jawohl, weil der Geist Gottes enthüllt das.“
Deshalb wollen wir ernst machen mit dem allgemeinen Priestertum aller Gläubigen. Wir sind alle geistlich begabte Leute. Oder wie Manfred Hausmann in unserer Kirche einmal gesagt hat: „Jeder ist mündig mit der Bibel in der Hand.“ Mündig, weil wir Zugang zu Gott haben, und der Heilige Geist erklärt uns das Wort Gottes.
Ohne den Heiligen Geist kann ich es nicht verstehen, bleibt es mir ein Rätsel, bleibt mir vielleicht sogar widersprüchlich. Je mehr ich aber um den Geist der Wahrheit bitte, desto mehr wird er mich in alle Wahrheit hineinleiten. Wenn Sie mal so eine Stelle haben wollen, 1. Korinther 4,6, wo Paulus das auch sagt: „Nicht über das hinaus, was geschrieben steht.“ Für Paulus war das eine Grenze.
Ich erlebe es sehr häufig, wenn wir über dieses Thema reden, dass jetzt sicher unter uns manche sind, die sagen: „Ja, aber warum kann der Heilige Geist uns nicht heute neue Botschaften übermitteln?“ Na sicher, er könnte. Aber weil Jesus klar gesagt hat, er tut es nicht.
Warum hat er es klar gesagt? „Er wird euch verkünden, was noch kommt, aber er wird es von dem Meinen nehmen.“ Im Vers 15: Was ist das „Meine“? Das, was Christus gesagt hat, das, was Christus geoffenbart hat. Der Heilige Geist führt nicht über Christus hinaus.
Es war den Lehrern der Kirche schon im Altertum, der alten Kirche – katholisch und evangelisch kann man da ja nicht trennen – ganz wichtig zu sagen, dass der Heilige Geist nie von sich reden will. Deshalb ist es natürlich Unsinn, wenn Leute Sorgen haben und sagen: „Ich habe noch nie zum Heiligen Geist gebetet.“ Er ist doch keine Konkurrenz.
Sondern wenn Jesus sagt: „Vater, ich habe ihnen alles gegeben, was du mir gegeben hast“, dann hat Jesus nicht ein Wörtchen hinzugefügt, was über das hinausgeht, was der Vater will. Und der Heilige Geist erst recht nicht. Er will kein einziges Jota zu dem hinzufügen, was Jesus im Auftrag des Vaters geoffenbart hat.
Es ist nur ein Gott und Herr, aber der Heilige Geist kommt zu uns. Wir kommen mit dem Heiligen Geist selbst in Verbindung, und es ist gut, dass der Heilige Geist nicht nur eine Kraft ist, sondern Gott selbst in einer ganz anderen Weise.
Deshalb ist es wichtig zu begreifen, warum der Heilige Geist uns nicht plötzlich neue Offenbarungen geben kann. Wir stehen auch nicht nach zweitausend Jahren anders da als die Apostel. Mit den Aposteln ist die Offenbarung abgeschlossen.
Wie es am Ende der Offenbarung heißt: „Wer etwas hinzufügt oder wegnimmt, der wird weggetan, der hat keinen Anteil mehr am Reich Gottes.“ Und das verstehe ich nicht, dass man das heute so leicht überspielt und sagt: „Aber das könnte doch trotzdem vielleicht eine neue Offenbarung sein.“
Die kann noch so mystisch in irgendeiner Sprache sein, die da irgendwelche Laute ausstößt und eine Person prophetisch macht. Aber schon bei dieser Rede ist es interessant: Eine Zungenrede wird von jedem anders übersetzt, auch von geistbegabten Charismatikern.
Ich habe ja immer wieder Charismatiker gefragt, weil bei uns in der Stiftskirche war ja auch einer dreimal, der fast eine Konfirmation platzen ließ und seine Auftritte hatte. Da habe ich gefragt: „Habt ihr nicht jemanden, der es übersetzen kann?“ Dann sagt man: „Man darf es nicht vom Tonband abspielen, weil jeder Geistbegabte, der die Geistesrede übersetzt, sie anders übersetzt.“
Da sage ich: „Warum brauchen wir sie denn überhaupt? Da kann ich ja gleich aus dem Geist reden, so wie ich Ihnen heute versuche, das Wort auszulegen.“ Und das war Paulus wichtig. Er sagte: „Dann redet doch nüchtern.“
Ich sage noch einmal: In der Pfingstgeschichte war es ganz anders. Gott hat gezeigt, dass er in den irdischen Sprachen verherrlicht werden will, dass wir Gottesdienste halten in Grönländisch, in Chinesisch und in all den Sprachen. Das macht ein Jude nicht. Ein Jude redet nur Hebräisch im Gottesdienst, im Gebet. Da hat es einen Sinn gehabt, da haben die Leute auch verstanden, dass es ihre Sprache war.
Heute sind es unverständliche Laute. Was bringt das? Ich kann den Leuten nur sagen: Es klingt ganz toll, dann läuft eine Gänsehaut den Rücken herunter. Aber das Wichtige ist, dass der Heilige Geist uns das Wort Jesu verständlich machen will und dass er es uns verdeutlicht.
Es war mir wichtig, dass Sie einmal sehen, warum es hier heißt: „Von dem Meinen wird er das nehmen.“ Und was wird der Heilige Geist nun in Vers 14? Das ist wichtig: Er wird mich verherrlichen.
Fritz Grünsmer hat immer gesagt, er ist ein Scheinwerfer, der Jesus groß anstrahlt. Jetzt prüfen Sie alle die Auftritte. Ich bin als junger Student zum Tommy Hicks auf der Killesberg gegangen und war eigentlich schockiert. Man sollte nie allein hingehen. Sie sollen kritische Leute dabei haben, die ihrem Glauben erfahren sind, und dann sollen sie es anschauen.
Aber ist da Christus wirklich im Mittelpunkt? Ich war damals erschüttert, wie dann die Krankenheilungen kamen und eine Mutter mit einem mongoloiden Kind weinte und aus der Versammlung wegzog: „Der Herr hat mich verlassen.“ Sie war trostlos.
Ich kenne auch Leute, die aus solchen Gemeinden ausgestoßen wurden. Wir hatten eine ganz treue Christin hier in unserem Bibeltraining, die mit Hass gegen Christus gestorben ist, weil sie aus der charismatischen Gemeinde flog, weil sie nicht geheilt wurde von ihrem Krebs. Das sind ganz notvolle Dinge, wo man schuldig wird an Menschen.
Denn da gehört gerade der Beistand Jesu her, der Beistand Jesu, der mit dem Geringen und dem Schwachen ist und der einen auch dann, wenn es zum Sterben geht, fröhlich hinüberziehen lässt.
Also hier steht ganz klar: Er wird nicht aus sich selbst reden. Im Vers 13 bringt der Heilige Geist keine neuen Offenbarungen. Er greift nur auf das zurück, was er von Christus hört und das, was Christus vom Vater hat. Es gibt keine neue Offenbarung, und das wird er euch verkündigen.
Ist Ihnen der Text einfach klar vom Vers 13, was hier steht? „Er wird mich verherrlichen.“ Der Heilige Geist hat nur ein Thema. Er hat kein Thema der Krankenheilung oder Zungenrede. In allem will er Christus groß machen.
Was will er bei Christus groß machen? Der dir alle deine Sünden vergibt. Das ist ein ganz großes Christuswerk, der mir eine Ewigkeitshoffnung schenkt, der niemand hinausstößt, der zu ihm kommt. Das macht der Heilige Geist groß.
Der Heilige Geist tut nicht irgendwelche Geheimnisse ergründen, wenn der dritte Weltkrieg ausbricht. Das ist nicht seine Art. Er hat eine ganz starke Christusbeziehung.
Bei allen Prophetien, die heute irgendwo kommen – es ist ja immer blöd, man muss abwarten. Ich weiß nur, wie mir hier in der Gemeinde Leute nach dem Gottesdienst einen nach dem anderen angesprochen haben, wie der Spitzer damals das Berliner Stadion füllen will. Man muss halt warten, bis in dem Stadion für 80 Menschen bloß 12 drin waren, und die Prophetie hat eben anders geklungen.
Ich habe auch damals das Tonband angehört. Wir kannten den Spitzer gut, er war ein Schwabe aus Göppingen. Aber es war eine wahnsinnige Unruhe. Da sind Leute gekommen und haben gesagt: „Mit Ihnen kann der Segen Gottes nicht mehr sein, wenn Sie das heute im Gottesdienst nicht abkündigen.“
Nein, wir wollen uns nicht von allen menschlichen Sachen wild machen lassen. Wir haben doch unheimlich viel erlebt von Neresheim und was alles, wie viel hier durch die Jahrzehnte hindurchgegangen ist.
Es kommt in immer neuen Wellen, weil es eine Gratwanderung ist zwischen einer erstarrten Kirche, wo man bloß noch in Ritualen lebt, und einer Kirche, in der man auch Freiheit hat. Aber wir wollen immer auf die biblischen Leitlinien achten.
Der Heilige Geist also nochmals: Er redet nur das, was Christus geredet hat, was der Vater Christus geoffenbart hat. Er macht immer Christus groß. Von dem Meinen nehmen wir das.
Er macht uns persönlich bezogen. Wir sagen: Das gilt mir und deutet auf Christus hin.
Heiliger Geist – ganz wunderbar. Auch wenn ich dann die Geschichten in der Apostelgeschichte lese, genau das Gleiche. In der Pfingstgeschichte bohrt es ihnen das Herz ins Gewissen und macht ihnen die Vergebung Christi groß. Sie erschrecken: Wie können sie ihr Leben vor Gott in Ordnung bringen? Beim Cornelius in Ephesus.
Es stehen zwar wunderliche Geschichten drin, wie die Taschentücher, die Paulus aus der Hose stibitzt hat, auf die Kranken gelegt wurden. Aber das war ja gar nicht die Wirkung des Geistes, das war noch alte Magie.
Und es gibt ja allerhand Dinge, wo der Herr wirkt. Auch die blutschüssige Frau war sicher noch sehr im magischen Denken, als sie Jesus berührte.
Aber dann kommt es in Ephesus dazu, dass der Geist Gottes die Leute klar macht: Sie müssen Zauberei ablehnen. Sie werfen ihre Bücher ins Feuer und verbrennen sie.
So ist eine Apostelgeschichte immer der Geist der Wahrheit, der die Christen weiterführt und leitet.
Deshalb brauchen wir keine neuen Offenbarungen, aber was wir immer neu erkennen müssen, ist der Geist Gottes.
Die Herausforderung, das Wort Gottes verständlich zu machen
Und jetzt noch ein ganz kurzes Wort. Wenn uns immer wieder die Frage beschäftigt: Wie kann ich das Wort einem Menschen verständlich machen? Ich selbst kann es überhaupt nicht. Die Menschen sind dann so lieb und sagen: „Sie müssen vielleicht mal einen Besuch machen.“ Aber ich kann es auch nicht besser erklären. Es ist ein Geheimnis des Geistes Gottes. Man steht dem so hilflos gegenüber.
Dann erlebt man es überwältigend, zum Beispiel gerade bei Konfirmanden. Es ist ja immer so, wenn man das spürt – diese Ablehnung. Wenn man dann mit einem jungen Menschen redet, von dem man weiß, dass er einen ganz schrecklichen Weg geht, betet man für ihn und sagt: „Jetzt!“ Und plötzlich hat man die Gelegenheit. So war es vorhin bei mir. Ich konnte Jungs und Mädchen ansprechen, und ich sagte: „Mir graut’s, Herr, jetzt lass doch das Wort wirken!“ Ich habe noch aus der Bibel vorgelesen und dafür gebetet. Und dann – na ja, es wird durchsichtig und weg war sie. Er kann doch durch seinen Geist bohren, sodass er nicht durch alle Untiefen geht.
Das ist doch eine wunderbare Sache: Wir sind nur Beter. Wir können gar nichts machen, auch wenn wir mit dem Vorschlaghammer draufhauen. Es kommt nicht darauf an, welche Musik wir machen oder ob wir die Sprache der jungen Leute sprechen. Ich glaube nicht, dass die äußeren Dinge so wichtig sind.
Ich glaube nur, dass wir selbst in der Wahrheit stehen müssen, echt sein und dem anderen Menschen so ehrlich begegnen können. Dann erleben wir oft wunderbar, wie wir gesegnet werden – auch in ganz schwachen Diensten, vielleicht von ganz schwachen Menschen. Das ist bei Gott gar nicht wichtig.
Der Geist Gottes ist eine wunderbare Kraft und Macht. Er macht Menschen fest und unüberwindlich. Und das Schöne, was wir am Sonntag erleben, ist, dass er unseren Charakter verändert, dass er Liebe schafft. Er nimmt unser böses Herz weg und arbeitet an uns. Das ist etwas viel, viel Größeres, als wenn ein Bein zwei oder drei Zentimeter länger ist.
Das macht auch der Chiropraktiker, wenn er richtig an die Wirbelsäule greift. Aber das Entscheidende, was der Geist Gottes bewirken kann, ist viel größer. Ich bestreite nicht, dass wir unzählige Wunder erfahren.
Wir könnten unser ganzes Werk mit den vielen Mitarbeitern draußen nicht tun, wenn wir nicht real wüssten, dass Gebet die entscheidende Hilfe ist. Eine Kollegin von uns, die jetzt von unserer Silvia Hochstrasser betreut wird, wurde umgebracht. Wenn Sie wüssten, was für eine zarte und feinfühlige Frau sie ist und wie sie das in der trostlosen Einsamkeit Angolas bewältigt – dort, wo der Bürgerkrieg seit Monaten wieder tobt.
Wenn ich wirklich daran glaube, dass der Herr lebt und seiner Gemeinde beisteht, dann leben wir von Wundern. Aber wir wollen diese Wunder dort sehen, wo sie der Heilige Geist auch macht. Wir wollen nicht mit irgendwelchen menschlich erregenden Dingen hausieren gehen.
Oft sind viele dieser Geschichten auch nicht nachprüfbar. Wir wollen nur Wunder erzählen, die wir auch überprüfen können. Und da erleben wir vieles zur Ehre Gottes.
Totenauferweckungen schenkt uns der Herr jetzt nicht. Diese werden wir erst erleben, wenn wir durch die Todesschranke hindurchgehen. Wir leben noch in der Diesseitszeit, auch wenn die Auferstehung Jesu diese Zeit durchbrochen hat.
Bei den Aposteln gab es solche Wunder, aber in der heutigen Zeit sind alle Versuche, wie sie in Württemberg bei charismatischen Gruppen häufig vorkamen, nicht erfolgreich. Dort sitzt man eine Nacht lang vor dem Sarg und betet, in der Hoffnung, eine Auferweckung zu erleben.
Wir haben vom Herrn eine Prophetie erhalten. Wir haben auch große Not erlebt in der Gemeinde, auch bei Kindern. Dann schreiben plötzlich Gruppen irgendwo im Wels oder in Schottland und sagen: „Wir haben vom Herrn eine Prophetie, dass das Kind nicht stirbt.“
Das ist sehr schwer, denn man muss den Eltern sagen: „Hört nicht auf diesen Geist, das ist nicht der Heilige Geist.“ Das ist ein Menschengeist, verständlich, aber er macht euch mehr Not, als dass er euch hilft. Stattdessen sollt ihr euch im lebendigen Gott bergen und sagen: „Dein Wille geschehe!“
Wir haben sehr viel Auseinandersetzung an dieser Stelle. Man muss darüber wachen, ob das, was gesagt wurde, nur aus fleischlicher Leidenschaft kam oder ob es wirklich wichtig ist, dass reife Christen wachsen, sich prüfen und erkennen, was das Werk des Heiligen Geistes ist.
Wir wollen, dass in unseren Kirchen und Gemeinschaften der Heilige Geist mächtig wirkt, dass Menschen zum Glauben kommen und dass Erwägungen geschehen. Der Geist Gottes soll machtvoll wirken können. Ja, das wollen wir ganz groß erbitten.
Aber wir wollen keine menschlichen Kunststücke machen, die nur die Nerven erregen, aber nicht vom Geist Gottes sind.