Einführung in die Begegnung mit dem Auferstandenen
Denn in der Zeit zwischen Ostern und Christi Himmelfahrt wollen wir eine kleine Predigtserie machen, in der wir betrachten, wie der Auferstandene seinen Jüngern begegnet. Lars Güll hat letzte Woche damit begonnen und uns die Begegnung des auferstandenen Jesus mit dem zweifelnden Thomas gezeigt.
Heute wollen wir uns dem Bericht zuwenden, den wir gerade gehört haben: der Begegnung des auferstandenen Jesus mit den Emmaus-Jüngern. Wir werden sehen, dass auch sie durch diese Begegnung grundlegend verändert werden, so wie der zweifelnde Thomas zum gläubigen Thomas wurde.
Den Predigttext haben wir gerade gehört. Wir wollen uns den Versen 13 bis 35 aus dem 24. Kapitel des Lukas-Evangeliums zuwenden und diesen Predigttext in drei Abschnitten betrachten.
Am Anfang und am Ende dieses Textes steht wirklich der Blick auf die Emmaus-Jünger. Wir erhalten einen Einblick in ihre Gedanken und Emotionen. Dazwischen, in den Versen 25 bis 31, verschiebt sich die Perspektive etwas. Hier liegt der Fokus auf Jesus und dem, was er sagt und tut. Dieses Handeln verändert alles.
Wir sehen, dass die Emmaus-Jünger, die zuvor traurig und verwirrt waren, plötzlich zu frohen und mutigen Zeugen werden. Es ist mein Gebet, dass uns dieser Text und diese Betrachtung ebenso verändern.
Die Emmaus Jünger auf dem Weg: Trauer und Verwirrung
Wir wollen also diese drei Abschnitte betrachten und anschließend genauer fragen, was wir aus diesen Begebenheiten lernen können.
Zuerst betrachten wir die Verse 13 bis 24. Das ist der Bericht von zwei Jüngern, die auf dem Weg sind. Sie haben Jerusalem verlassen und sind traurig über das, was dort geschehen ist. Sie sind verwirrt über das, was ihnen gesagt wurde, und sie gehen nun zu dem kleinen Örtchen Emmaus. Vielleicht war das der Ort, aus dem sie gekommen waren. Vielleicht sind alle Hoffnungen zerstört, und sie kehren einfach nach Hause zurück.
Auf dem Weg reden sie über das, was sie erlebt haben. Plötzlich taucht ein Mann auf – Jesus. Doch sie erkennen ihn nicht. Dieser scheinbar Fremde stellt ihnen Fragen: „Worüber redet ihr?“ Die Jünger beginnen, einen Bericht zu geben. Sie erzählen von Jesu Kommen, von ihren Hoffnungen, aber auch von seiner Kreuzigung. Sie erklären, wie dadurch alle ihre Hoffnungen zerstört worden waren.
Sie berichten von Jesu mächtigen Taten und von seinen außergewöhnlichen, vollmächtigen Worten. Sie waren überzeugt, dass er ein Prophet war, doch ihre Hoffnung war, dass er mehr sei. Sie hofften, so heißt es in Vers 21, er sei es, der Israel erlösen werde. Doch diese Hoffnung war zerstört. Mit der Kreuzigung war alles zu einem dramatischen Ende gekommen – alle Hoffnung war kaputt.
In ihrer Messias-Erwartung war kein Platz für das Kreuz. Sie kannten das Alte Testament. Sie wussten, dass eines Tages einer kommen würde, um das Volk zu erlösen. Als sie Jesus sahen und erlebten, wuchs in ihnen die Hoffnung, er könnte es sein.
Am Palmsonntag zog Jesus in die Stadt ein, und die Menschen waren voller Erwartung. Sie jubelten ihm zu und dachten: Jetzt kommt der Messias! Jetzt werden die Feinde besiegt, jetzt wird das Reich aufgerichtet, jetzt kommen Herrlichkeit und Fülle. Doch dann folgte nicht die Thronbesteigung, sondern die Kreuzigung. Was für ein Drama! Alle Hoffnungen wurden jäh zerstört.
Ich weiß nicht, ob Sie das schon einmal erlebt haben: Sie sind voller Hoffnung in Bezug auf etwas in Ihrem Leben. Und dann wird diese Hoffnung plötzlich zerstört. Es hat sich nicht erfüllt, die Hoffnung war vollkommen vergebens. Tiefe Trauer und Verzweiflung machen sich breit. Für unvorstellbar groß muss der Schmerz dieser Jünger gewesen sein.
Und dann, am dritten Tag, diese verwirrenden und erschreckenden Berichte: Einige Frauen behaupten, der Leichnam sei weg, und ein Engel sei dort gewesen, der gesagt habe, Jesus lebe. Vielleicht keimte ein ganz kleines bisschen Hoffnung auf. Einer oder zwei liefen zum Grab und fanden den Leichnam nicht. Sie sahen ihn nicht.
Das ist das, was diese Emmaus-Jünger berichten. Für uns ist dieser Bericht fast ein bisschen witzig: Wem stehen sie gegenüber? Dem Herrn Jesus Christus. Und sie sagen ihm, er sei tot, ihn fanden sie nicht. Aber da ist er.
Jesus öffnet die Schrift und offenbart sich
Und so ergreift jetzt dieser scheinbar Fremde das Wort, um ihnen das zu offenbaren, was sie nicht erkennen. Er tut dies in den Versen 25 bis 31 und zwar auf zweierlei Weise.
Interessant ist, womit er beginnt. Er könnte sich ja nun offenbaren und sagen: „Ihr Lieben, schaut mich an, ich bin's!“ Aber er wählt einen anderen Weg. Er öffnet ihnen erst die Schrift, damit sie ihn nicht von Angesicht zu Angesicht erkennen, sondern ihn aus der Schrift erkennen. Er zeigt sich ihnen im Wort Gottes. Erst dann ist es an der Zeit, dass er sich auch leibhaftig zu erkennen gibt.
So wollen wir uns diesen beiden Abschnitten in diesem Mittelteil zuwenden und etwas darüber nachdenken. In den Versen 25 bis 27 hilft Jesus den Jüngern, die Bibel richtig zu verstehen. Er hilft ihnen also zuerst, ihn in der Schrift zu erkennen. Vor allem will er, dass die Jünger erkennen, dass das, was sie für eine Katastrophe halten – die Kreuzigung – keine Katastrophe ist. Sie haben die Fakten richtig erkannt, aber falsch gedeutet.
So spricht Jesus zu den Jüngern und sagt ihnen, sie hätten es einfach nicht verstanden. Dabei wählt er keine zimperlichen Worte. Er sagt: „Oh, ihr Toren zu trägen Herzens! All dem zu glauben, was die Propheten geredet haben, musste Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen.“ Er begann bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war.
Jesus erklärt hier, dass das grundlegendste Problem der Jünger war, dass sie nicht all dem geglaubt hatten, was die Propheten geredet haben. Nur am Rande sei bemerkt, dass Jesus hier die klare Erwartung hat, dass Menschen das ganze Wort Gottes glauben, dass sie all dem glauben, was geschrieben steht.
Hier gibt es keinen Raum für eine kritische Textbetrachtung. Er hat ganz klare Worte für diejenigen, die vielleicht nicht alles glauben. Er sagt: „Ihr Toren! Ihr seid Dummköpfe, wenn ihr nicht all dem glaubt, was die Propheten geredet haben.“
Nachdem er jetzt etabliert hat, dass die Schrift wirklich zuverlässig, absolut glaubwürdig und wahr ist und geglaubt werden sollte, tut er etwas Faszinierendes: Er macht mit den Emmaus-Jüngern ein Bibelstudium. Anhand ihrer Bibel, des Alten Testaments, zeigt er ihnen, dass er die Kreuzigung erleiden musste. Verrat, Verhaftung, Verspottung, Kreuzigung – das musste geschehen. Es geschah nach der Schrift, wie der Apostel Paulus später erklärte.
Jesus möchte, dass die Jünger verstehen, dass die Schrift uns ein klares Bild zeigt: immer erst Leiden, dann Herrlichkeit. Es war ihm wichtig, dass die Jünger die Bibel richtig verstehen. Er geht die Bibel durch. Er fing an bei Mose und allen Propheten.
Das klingt für uns jetzt so, als hätte er den Anfang und das Ende des Alten Testaments genommen. Aber in der jüdischen Bibel hatte das einen anderen Aufbau. Dort gab es zuerst die fünf Mose-Bücher, das heißt erst kommt Mose, die Tora, das Gesetz. Dann kamen die Propheten, die Nevi'im.
Die Propheten in der jüdischen Bibel umfassen mehr als bei uns. Wir haben ja die fünf großen und die zwölf kleinen Propheten. In der jüdischen Bibel ist der zweite Teil der Bibel, die Propheten, ein Bereich, der erst die Bücher Josua, Richter, 1. und 2. Samuel, 1. und 2. Könige und dann die ganzen Propheten umfasst – mit Ausnahme von Daniel und den Klageliedern Jeremias.
Er beginnt also mit dem ersten Teil, den Mosebüchern, und dann dem zweiten Teil, den Propheten. Offensichtlich setzt er das Wort bis hinein in die Schriften, das heißt, er geht das ganze Alte Testament durch und legt ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt ist.
Nun ist es sicher nicht so, dass die Jünger das Alte Testament nicht kannten. Ich würde mutmaßen, dass die Emmaus-Jünger ihr altes Testament wahrscheinlich besser kannten als die meisten von uns. Aber sie brauchten Hilfe in der Schriftauslegung. Sie lasen das Alte Testament, hatten aber noch nicht den Schlüssel zu einem tiefen Verständnis.
Deswegen hatten sie Messias-Erwartungen, die inkorrekt waren und nicht zutreffend. Jesus zeigt ihnen nun den Schlüssel. Er zeigt ihnen, wie alles, was die Schrift bezeugt, wirklich ihn offenbart und auf ihn hinweist. Die Jünger hätten eigentlich durch das Lesen des Alten Testaments erkennen sollen, dass alles so kommen musste, wie es gekommen war.
Jesus hatte das schon zu Lebzeiten erklärt, im Johannes-Evangelium, Kapitel 5. Dort rügt Jesus die Juden dafür, dass sie das Alte Testament mit der falschen Fragestellung lesen und nicht erkennen, dass er der ist, von dem die ganze Schrift zeugt.
In Johannes 5,39 sagt er zu den Juden: „Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin, und sie ist die, die von mir zeugt.“
Alle Verheißungen der Bibel finden in ihm ihr Ja und Amen, wie es im 2. Korinther 1,20 heißt. Die ganze Schrift weist auf ihn hin. So ist die ganze Schrift, das Alte Testament, aber letztendlich die ganze Bibel, eben nicht eine Ansammlung von mehr oder minder unabhängigen Berichten und Büchern.
Sie hat eine große Geschichte und zeigt uns in allen Dingen Verheißungen Gottes, die in Jesus Christus ihre Erfüllung finden und die in seiner Wiederkehr ihre letztendliche Erfüllung finden.
Lesen wir das Alte Testament so? Lesen wir unsere Bibel so? Fragen wir uns, was das, was wir gerade lesen, mit Jesus zu tun hat? Wie hängt das alles zusammen? Wie fügt sich dieser Bericht ein in die große Geschichte der Bibel?
Jesus will den Emmaus-Jüngern helfen, ihre Bibel richtig zu verstehen. Wenn sie das tun, werden sie erkennen, dass alles genauso kommen musste. Es ist nicht schiefgegangen, es gibt keinen Grund zur Trauer.
Alles ist genauso gekommen, wie es kommen musste. Seine Kreuzigung gehört dazu. Das stellt nicht in Frage, ob er der Messias ist, sondern bestätigt, dass er der Messias ist. Gott hat alles im Griff, er hat alles unter Kontrolle.
Die leibhaftige Offenbarung und die Reaktion der Jünger
Erst nachdem die Jünger das Wort Gottes verstanden hatten, begannen sie zu begreifen, dass das Kreuz keine Katastrophe war. Sie erkannten, dass es geschehen musste und, wie wir vorhin gesungen haben, ein Sieg ist. Darin liegt Kraft. Erst dann waren sie bereit, Jesus auch leibhaftig zu erkennen. Bis dahin erkannten sie ihn nicht.
Das lag nicht daran, dass der auferstandene Jesus völlig anders aussah als zuvor. Es lag auch nicht daran, dass die Jünger besonders dumm waren. Fakt ist, wie Vers 16 sagt: Ihre Augen wurden gehalten, sodass sie ihn nicht erkannten. Gott wollte ganz bewusst, dass sie ihn nicht leibhaftig erkennen, bevor sie ihn in der Schrift erkannt hatten.
Erst nachdem sie erkannt hatten, wo Christus im niedergeschriebenen Wort Gottes zu finden ist, waren sie bereit, das fleischgewordene Wort Gottes leibhaftig zu erkennen. Davon lesen wir dann ab Vers 28: Sie kam nahe an das Dorf, wo sie hingingen, und er stellte sich, als wolle er weitergehen. Sie nötigten ihn und sprachen: „Bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.“ Er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben.
Als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Doch er verschwand vor ihnen. Das ist interessant: Als Jesus das Brot nahm, dankte, es brach und es ihnen gab, erkannten sie ihn.
Es mag sein, dass es eine typische Art und Weise gab, wie Jesus das tat. Er hatte immer wieder das Brot gebrochen, gedankt und es den Jüngern gegeben. Sicherlich haben sie oft zusammen gegessen. Als Rabbi und Herr war er sicherlich derjenige, der immer das Brot brach und dankte. Er tat es regelmäßig, etwa als er die Fünftausend und später die Viertausend speiste. Auch bei der Einsetzung des Abendmahls hatte er es getan.
Ich denke nicht, dass es hier eine Abendmahlsfeier war, aber es war ein Abendbrot, und Jesus tat, wie er es immer tat. Vielleicht war da etwas, woran sie ihn erkannten. Letztendlich ist es aber so, dass Gott hier eingreift. Gott sagt: Jetzt ist es an der Zeit, dass sie ihn erkennen. Ihre zuvor gehaltenen Augen werden geöffnet, und sie erkennen ihn.
Doch was geschieht dann? Der nächste Rückschlag: Er verschwindet. Kaum erkennen sie ihn, ist er wieder weg. Ich weiß nicht, was die Jünger auf dem Herzen hatten, aber ich nehme an, dass sie, nachdem sie begriffen hatten, dass er für tot gehalten wurde, ihn gerne umarmt hätten. Sie hätten ihm gerne gesagt, wie sehr sie ihn lieben, und sie hatten sicher viele Fragen. Doch kaum erkennen sie ihn, ist er wieder weg.
Das ist die normale Reaktion, wenn Menschen einen tot Geglaubten wiedersehen: Sie wollen ihn nicht loslassen. Ich musste an die Bilder vor zweieinhalb Jahren denken, als verschüttete Grubenarbeiter in Chile, die zunächst für tot gehalten wurden, nach vielen Wochen entdeckt und schließlich nach noch mehr Wochen befreit wurden. Als sie nach etwa zehn Wochen an die Erdoberfläche zurückkehrten, wurden sie von ihren Verwandten umarmt, Tränen flossen, und man ließ sie nicht mehr los.
Hier erkennen die Jünger ihren geliebten Herrn, den liebevollsten, barmherzigsten und wunderbarsten Menschen aller Zeiten. Kaum erkennen sie ihn, ist er wieder weg. Doch es macht sich keine Trauer breit. Man hätte denken können, dass sie nach diesem Erlebnis wieder dort sind, wo sie zuvor waren: traurig und verwirrt. „Wieder weg, schon wieder weg. Wo ist er hin? Was ist passiert? Haben wir das alles nur geträumt?“
Doch das Gegenteil ist der Fall.
Die Verwandlung der Jünger und ihre Zeugenschaft
Aus den eben noch so traurigen und verwirrten Jüngern werden hier auf einmal Menschen, deren Herzen brennen und die voller Begeisterung sind. Davon lesen wir ab Vers 32. Sie sprachen untereinander: „Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Weg und uns die Schrift öffnete?“
Und sie standen auf zu derselben Stunde, kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren. Diese sprachen: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon ist ihm erschienen.“
Und sie sagten: „Ja“, und erzählten, was auf dem Weg geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, als er das Brot brach. Faszinierend ist, dass die Jünger jetzt völlig verändert sind. Ihre Herzen brennen, und sie tun etwas Verrücktes – etwas völlig Verrücktes.
Eben noch hatten sie diesen scheinbar Fremden hineingebeten: „Es wird dunkel, es ist gefährlich draußen, komm rein, bleibe über Nacht hier, geh nicht im Dunkeln weiter.“ Es war damals gefährlich, auf den Wegen im Dunkeln zu gehen.
Doch deutlich später am Abend, nachdem sie gegessen hatten, machen sie sich auf den Weg und gehen den ganzen Weg zurück, mitten in der Nacht. Es gibt kein Halten mehr für sie.
Sie sagen: „Als Jesus uns die Schrift öffnete, ist jetzt alles klar. Wir brauchen ihn nicht mehr leibhaftig, denn wir verstehen jetzt alles. Wir verstehen, dass er sterben musste, dass das alles geschehen musste und dass er auferstehen musste. Wir verstehen, dass es jetzt noch nicht Zeit ist, für ihn mit uns zu sein.“
Sie können nicht mehr schweigen über das, was sie erlebt haben. So rennen sie zurück. Doch bevor sie den Jüngern erzählen können, was sie erlebt haben, vielleicht kommen sie durch die Tür, außer Atem, und bevor sie überhaupt anfangen können zu reden, schreien die Jünger ihnen zu: „Der Herr ist auferstanden!“
Zur gleichen Zeit gab es eine andere Begegnung: Simon Petrus hat Jesus getroffen und es den Jüngern erzählt. Wahrscheinlich – wir werden das später in den nächsten Wochen betrachten – haben noch nicht alle Jünger das wirklich geglaubt. Aber einige zumindest waren voller Hoffnung und Begeisterung.
Die Emmaus-Jünger hören das und sagen: „Jawohl, der Herr ist wahrhaftig auferstanden!“ Sie berichten dann von allem, was sie erlebt hatten und wie Jesus ihnen die Schrift ausgelegt hatte.
Sie sind veränderte Menschen: Aus diesen traurigen, verwirrten, verängstigten Menschen, die auf dem Weg nach Hause waren und aufgeben wollten, sind mutige Christusbekenner geworden.
Sie erkennen jetzt: Gott hat alles im Griff. Die Kreuzigung musste geschehen und die Auferstehung auch. Denn das Leiden kommt vor der Herrlichkeit, aber sie wissen darum: Die Herrlichkeit wird kommen.
Das ist die Geschichte der Emmaus-Jünger.
Bedeutung für unser Leben heute
Was hat das mit uns zu tun? Was sollten wir aus diesem Bericht lernen? Für diejenigen unter uns, die Jesus vielleicht noch nicht richtig kennen, habe ich im Vorfeld gebetet. Ich wünsche mir, dass sie Christus erkennen, dass ihnen die Augen geöffnet werden und sie ihn wahrhaftig erkennen.
Und zwar nicht, weil er plötzlich am Wegesrand auftaucht und vor ihnen steht, sondern weil sie ihn in der Offenbarung der Schrift erkennen. Die ganze Schrift ist ein Wegweiser auf den Retter und Herrn Jesus Christus hin. Das Wort Gottes beschreibt uns wahrhaftig die Geschichte von Gott mit dem Menschen. Es beschreibt die Weltgeschichte.
Die Bibel beginnt bei der Schöpfung und endet am Ende aller Dinge, bei der Umgestaltung dieser Welt hin zu einer neuen Schöpfung. Sie zeigt uns den Weg, wie Gott die Menschen geschaffen hat und was sein Plan mit ihnen ist: dass die Menschen mit Gott leben, sich an ihm erfreuen, unter seiner guten Herrschaft leben und erkennen, dass er sie segnen will und diesen Segen erleben.
So war es mit den ersten Menschen. Doch diese haben sich von Gott abgewandt und ihm nicht vertraut. Durch dieses Abwenden von Gott mussten die Menschen seine Gegenwart verlassen und gerieten aus dem Bereich des Segens unter den Fluch. Das ist das, was wir heute alle erleben. Wir leben in einer Welt voller Leiden, Schmerzen, Traurigkeit und Verwirrung.
Aber in seiner großen Liebe lässt Gott das nicht so. Er sagt nicht: „Okay, ihr habt die Chance verpasst, ihr habt es verbockt.“ Er kommt zu uns Menschen. In Jesus Christus kommt er voller Liebe und Barmherzigkeit. Jesus lebt so, wie wir hätten leben sollen.
Dann tut er, was die ganze Schrift schon bezeugt hat: Schon im Fluch, als die ersten Menschen die Gegenwart Gottes verlassen mussten, gab es das Versprechen, dass eines Tages ein Nachkomme der Frau kommen wird und den Kopf der Schlange zertreten wird. Eines Tages wird das, was hier schiefgegangen ist, wiederhergestellt werden.
So kommt Jesus. Er wird in die Ferse gebissen, er hängt am Kreuz und muss leiden. Das musste geschehen. Aber er siegt am Kreuz. An dem Kreuz ist die Kraft, hier ist der Sieg. Der Kopf der Schlange ist zertreten, Tod und Sünde sind besiegt. Und wir können mit ihm Sieger sein.
Alles, was es dazu braucht, ist, dass wir im Glauben zu ihm kommen und ihn als unseren Retter und Herrn anerkennen. Deshalb möchte ich ermutigen: Wenn du noch Zweifel an Jesus Christus hast, ob er wirklich der Herr deines Lebens sein darf, komm zu ihm. Studiere ihn in der ganzen Schrift und erkenne, dass nur bei ihm wahre Freude und wahrer Friede zu finden sind.
Wenn du Fragen hast, dann komm nachher auf mich zu. Ich stehe an der Tür und du bist die Person, mit der ich heute am liebsten sprechen möchte. Komm zu mir und rede mit mir. Vielleicht darf ich für dich beten, dass der Herr dir die Augen öffnet, du ihn wirklich erkennst und erkennst, wie gut es ist, bei ihm zu sein.
Ich wünsche mir, dass dein Herz brennt und du froh wirst. Das ist mein Wunsch für diejenigen unter uns, die Christus vielleicht noch nicht ganz erkannt haben.
Ermutigung für Gläubige in Zeiten des Leidens
Für die vielen unter uns, die Christus kennen, hat der Text viel zu sagen. Wir wissen, dass er wahrhaftig auferstanden ist, das bekennen wir. Und doch kann es passieren, dass wir Leid erleben – Dinge, die Zweifel aufkommen lassen, ob er wirklich alles im Griff hat und ob er es wirklich gut mit uns meint.
Ich weiß aus vielen Gesprächen, dass sich so mancher hier unter uns damit schwer tut. Vielleicht erlebt er gerade jetzt Leid oder hat kürzlich Leid erfahren. Dieses Leid mit dem Glauben an einen guten und allmächtigen Gott in Einklang zu bringen, fällt nicht immer leicht.
Aber ich hoffe, dass dieser Text ermutigt, weil dein Leiden ins Bild passt. Wir alle leben noch in dieser Phase der großen Geschichte. Wir leben noch in einer Zeit, in der das Leiden dazugehört. Das ist die Konsequenz des Sündenfalls. Dieses Leiden ist nicht aufgehoben, es ist noch hier.
Doch nach dem Leiden kommt die Herrlichkeit. Es ist auch nicht so, dass die Emmaus-Jünger jetzt, nachdem sie Jesus erkannt haben, ein besseres Leben führen. Rein menschlich betrachtet wäre es für sie einfacher gewesen, ihren Weg nach Hause fortzusetzen, ihr Leben so weiterzuleben wie vor der Begegnung mit Jesus. Dann wäre alles in Ordnung gewesen.
Aber sie wurden zu begeisterten Jüngern Jesu, die den Auferstandenen bekennen. Und wir wissen, was mit diesen Menschen geschehen ist. Aus Jerusalem wurden sie ausgewiesen, sie wurden verfolgt, einige wurden getötet. Sie lebten nun unter ständiger Bedrohung.
Doch sie lebten so, weil sie wussten, dass dieses zeitliche Leiden nicht wert ist, verglichen zu werden mit der Herrlichkeit danach. Und diese Herrlichkeit gibt es nur durch Jesus. Deshalb halten sie an ihm fest.
Das ist mein Wunsch für dich, wenn du durch Zeiten des Leidens gehst: Er ist für dich. Er wird dich durch die finsteren Täler dieses Lebens führen.
Im Wochenspruch haben wir über den guten Hirten nachgedacht. Psalm 23 zeigt uns diesen guten Hirten. Er tröstet uns, aber er erspart uns nicht den Weg durchs finstere Tal. Doch er bringt uns durch dieses Tal hindurch hin zur Fülle, zu einem Ort, wo wir bleiben dürfen – in der Gegenwart des Herrn, immerdar.
Auf das Leiden folgt die Herrlichkeit.
Hoffnung und Auftrag für die Gemeinde
Manche unter uns haben vielleicht das gegenteilige Problem: Sie kommen mit dem Leidengut klar, haben aber die Herrlichkeit aus dem Blick verloren. Auch dich möchte ich ermutigen: Vertraue darauf, dass alles geschehen musste. Die Jünger haben das erkannt und verstanden das Kreuz.
Wenn wir jedoch unsere ganze Bibel lesen, wissen wir auch, dass nach dem Kreuz noch mehr kommt. Das ist es, was Jesus den Jüngern erklärt: Musste das nicht alles geschehen? Damit meint er das Kreuz und das Einziehen in seine Herrlichkeit. Verliere das Ziel deines Glaubens nicht aus dem Blick. Nur so wirst du Christus froh und mutig nachfolgen können.
Alles Leid wird ein Ende haben, und dann kommt eine Zeit vollkommener Liebe und vollkommener Freude – eine Zeit, in der Friede herrscht. Diese Hoffnung löscht erfahrenes Leid nicht aus, nicht wahr? Aber sie hilft uns, alles Leid und alle Schwierigkeiten richtig einzuordnen.
Dazu möchte ich uns ermutigen. Ich möchte uns ermutigen, immer wieder mit Gottes Wort in der Hand Perspektive für unser Leben zu bekommen und Trost in dem zu finden, was es uns sagt. Wir sollten uns gegenseitig damit zusprechen.
Gerade die, die heute vielleicht stark und frohgemut sind – gerade du hast heute vielleicht die Kraft, die innere Freude, den Frieden und die Zuversicht, die anderen fehlen. Sprich ihnen diese zu, nimm sie mit, lass sie teilhaben, weine mit den Weinenden, trage sie hindurch und weise sie auf das Ziel ihres Glaubens hin!
Ich glaube, wenn wir diese Zuversicht und Hoffnung haben, dann werden unsere Herzen wieder brennen. Dann werden wir diesen Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, der eines Tages wiederkommen wird, verkünden. Denn aus einem vollen Herzen wird der Mund reden – das zeigen uns die Emmausjünger.
Wir können diese Zuversicht nicht nur mit unseren Lippen bekennen, sondern auch vorleben. Dort, wo diese Welt verzweifelt ist, dort, wo sie unruhig wird, dürfen wir tiefen Frieden haben. Gott hat alles im Griff. Er tut, was geschehen muss. Er führt uns hindurch, durch jedes Tal, hin zu einem guten Ort.
Wir dürfen gewiss sein, dass nichts geschieht, was Gott nicht im Griff hat. Wir werden nicht immer verstehen, warum die Dinge so passieren, wie sie passieren. Aber wir dürfen darauf vertrauen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen werden.
Gott tut, was er sich vorgenommen hat, und er tut uns Gutes, weil er uns liebt. So ist es meine Hoffnung, dass wir durch diese Botschaft und durch das Beispiel der Emmausjünger ermutigt werden. Dass wir nicht mehr traurig und verwirrt sind, sondern selbst wenn wir vieles nicht verstehen, mit brennendem Herzen festhalten an diesem Herrn, der wahrhaftig auferstanden ist, der lebt und der wiederkommen wird. Amen!
Schlussgebet
Himmlischer Vater, danke, dass du alles in deiner Hand hältst und alles im Griff hast. Wir müssen nicht zweifeln oder verzweifeln, sondern dürfen wissen, dass du alles gut machst.
Vieles in unserem Leben verstehen wir nicht, Herr. So manches Leid lässt uns zweifeln. Du weißt, dass wir oft schwach sind und unser Glaube manchmal wankt. Erstärke uns immer wieder neu im Glauben. Gib uns immer wieder Perspektive. Sprich zu uns durch dein Wort und offenbare uns, dass du einen guten Plan hast.
Zeige uns, dass du diesen Plan ausführen wirst und dass alle, die an dich glauben und dir nachfolgen, eines Tages die Herrlichkeit erleben werden. Danke für diese großartige Perspektive. Danke, dass du tust, was du dir vorgenommen hast.
Gepriesen seist du dafür. Amen.