Einführung: Die verborgenen Schätze in Christus
In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis – Jahreslosung für das Jahr 2001.
Liebe Schwestern und Brüder, ist Ihnen eigentlich schon einmal aufgefallen, dass die Zeitung viel mehr über Sünde spricht als die Bibel? Betrunkene Autofahrer, Hausfrauen, die den Herd laufen lassen, bis es zu einem Hausbrand kommt, Kinder, die stehlen – eine ganze Fülle von Themen. Die Stuttgarter Zeitung bringt sogar eine ganze Serie über die sieben Todsünden, was durchaus anerkennenswert ist.
Aber wer kann überhaupt verstehen, was Gott weh tut, wenn er Gott nicht kennt? Das ist alles nur vordergründig.
Deshalb hat unser Heiland Jesus Christus uns wissen lassen, wer sein Vater ist und wer auch unser Vater sein soll. Er ist der Vater, der selbst für die Vögel unter dem Himmel sorgt. Wie viel mehr wird er sich um euch kümmern, wenn er für die kleinen Piepmatze sorgt!
Der Vater, bei dem wir nicht viele Worte machen müssen, wenn wir beten, weil er weiß, was wir brauchen, ehe wir ihn bitten. Der Vater, den wir im Vaterunser ansprechen, der uns vom Bösen erlösen kann – wer kann das schon?
Der Vater, der uns heraushalten kann von der Versuchung, der Vater, der Schuld vergeben kann. Nehmen Sie die Gleichnisse Jesu: Immer wieder ist die Rede vom Sämann, vom König oder vom Vater. Diese eine Gestalt steht für unseren himmlischen Vater.
Die Offenbarung des Vaters durch Jesus Christus
Es war das Hauptgeschäft Jesu und ist bis heute seine Hauptaufgabe: Er möchte uns klarmachen, wer der Vater im Himmel ist. „Niemand kennt den Vater“, steht es in Matthäus 11, „nur der Sohn und wem der Sohn ihn offenbaren will.“
Jesus möchte nicht nur Gebete erhören – das ist schön –, oder uns auf schwierigen Strecken unseres Lebens bewahren und in Schwachheit stärken. Vielmehr will er uns den Vater offenbaren.
Seitdem mir das im letzten Jahr klar geworden ist, habe ich ein kleines Merkheft angefangen. Darin habe ich Zusammenhänge und Erkenntnisse festgehalten, die mir Jesus gegeben hat. Unter das Heft habe ich geschrieben: „Meine Kapitalanlagen“. Das sind die Schätze, die erst noch ihren Höhenflug vor sich haben.
Wenn Gott mir seine Logik und die Zusammenhänge in seinem Wort aufschließt, wenn ich ein Gespür dafür bekomme, was ihm wehtut und auch dafür, was vor ihm Recht ist, dann wächst mein Verständnis. „Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt“ (Johannes 1,18).
„Ihr seid meine Freunde“ steht in Johannes 15, „denn alles, was ich vom Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan.“ So viel wird in der Christenheit über Gebetserhörung gesprochen, und das ist auch wichtig. Aber manchmal habe ich die Sorge, dass wir verstockt sind, wenn Jesus uns Zusammenhänge in seinem Wort, göttliche Logik und göttliche Verbindungslinien erkennen lassen will.
Gott will, dass Jesus uns den Vater erkennen lässt.
Die Bedeutung des Glaubens und der Erkenntnis
Elisabeth von Meseritz, die erste evangelische Kirchenlieddichterin, die später den Pfarrer Kruziger heiratete, hat den schönen Vers gedichtet: „Lass uns in deiner Kenntnis und Liebe nehmen zu, dass wir am Glauben bleiben.“
In unserer Welt, die oft durcheinandergeraten ist, ist es besonders wichtig, am Glauben festzuhalten und nicht weggespült zu werden. Gerade bei Gemeindegründungen und Gemeindewachstum ist diese Stärke im Glauben entscheidend.
Der Herr Jesus möchte uns die Geheimnisse des Vaters offenbaren und zugänglich machen, damit wir sie erkennen und fasziniert verstehen können. Jesus hat gesagt, dass das ewige Leben – schöner als der schönste Urlaub – darin besteht, dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, zu erkennen und von diesem Wissen gepackt zu sein.
Die meisten von uns haben schon erlebt, wie viel davon abhängt, wen man als Fremdenführer bekommt – sei es im Omnibus auf einer Urlaubsfahrt oder bei einer Museumsrundreise. Einmal hatten wir in Israel einen Guide, bei dem der ganze Omnibus so fröhlich eingeschlafen ist, dass der Führer schließlich sagte: „Sogar der Chefbuch schläft.“ So etwas gibt es also auch.
Aber es gibt auch Führer, die zwar schlecht Deutsch sprechen, einen aber mitreißen, weil sie von ihrer Faszination erfüllt sind. Jeder Teilnehmer wird gepackt, weil etwas herüberkommt und der Funke überspringt.
Beim Herrn Jesus war das noch viel mehr der Fall. Er hat beim Vater die ganze Herrlichkeit gesehen, die ewige Logik Gottes und die Harmonie in der Welt Gottes. Das möchte er uns verkündigen und zuteilen, damit uns etwas aufgeht.
Es geht nicht nur darum, ein bisschen konfirmandengewiss zu bleiben und froh zu sein, wenn man noch ein paar Liedverse kennt. Vielmehr soll sich unser Glauben vertiefen und lebendig werden.
Die Bedeutung des Jahres für die geistliche Erkenntnis
Liebe Zeit noch einmal, liebe 365 Tage, die vor uns liegen – was für ein Kapitel, das uns Jesus in dieser Zeit aufschließen, offenbaren und erkennen lassen möchte. Es hängt eng zusammen, wenn Sie an den Vers denken, an Elisabeth von Meseritz, verheiratete Kruziger: Lass uns in deiner Kenntnis und Liebe zunehmen!
Erst wenn wir Gott erkennen, kann es auch die Faszination der Liebe geben. Davor heißt es: Du sollst Gott lieben, deinen Herrn von ganzem Herzen. „Ich sollte noch mehr Bibel lesen, ich sollte mehr beten.“ Das Ganze ist so, als ob eine etwas verkeilte Heizung versucht wird, noch einen Grad höher zu drehen, aber es wird nicht viel wärmer.
Erst wenn ich merke, was ich hinauslasse, wenn ich nicht mehr im Gespräch mit dem Vater bin und wie viel Herrlichkeit im Wort Gottes enthalten ist, dann kann ich nicht bloß Gott lieben, sondern dann bin ich gedrungen, ihn zu lieben.
Von Hans von Wedemeyer, dem Schwiegervater von Dietrich Bonhoeffer, wird berichtet: Als er Ruth von Kleist gesehen hat, seine spätere Frau, schrieb er seinen Eltern, „Ich weiß nicht, wie ich sie beschreiben soll, ich weiß eigentlich gar nicht, wie sie aussieht, ich weiß nicht, was sie beruflich macht, ich weiß nicht, wie alt sie ist, ich weiß bloß, dass ich sie heiraten will.“
Verstehen Sie, das ist Liebe, bei der man gar nicht mehr nach Logik sortieren kann. Ein Volkslied heißt: „Das hat eine Schönheit gemacht, hat mich zum Lieben gebracht, mit großem Verlangen.“ Die Liebe entbrennt da, wo wir Gott erkennen.
Und wenn wir herauskommen wollen aus unserem manchmal doch auch sehr wohltemperierten Christsein, wenn wir herauskommen wollen, dann könnte man sagen: Herr Jesus, hilf mir! Mach mich wach, ich möchte Erkenntnisse haben, da sind noch einige Zeiten zu füllen.
Seien Sie in den kommenden 365 Tagen wach und verlangend danach, was Ihnen Jesus zuteilt und was er dann vom Kopf ins Herz geben will. Vielleicht wird es dann so sein, ähnlich wie bei Hans von Wedemeyer: Ich verstehe zwar nicht viel von Gott, aber ich weiß, dass ich keinen Tag meines Lebens ohne diesen Gott zubringen möchte.
Die Gotteserkenntnis als geistliches Schloss
Der große jüdische Gelehrte Maimonides, der um das Jahr 1200 lebte, verwendete das schöne Bild, dass die Gotteserkenntnis wie ein gewaltiges, eindrückliches Schloss auf einem Berg liegt, das eigentlich niemand übersehen kann.
Es gibt viele Menschen, die von ferne stehenbleiben und sagen: Das ist wunderbar, erhebend. Diese Menschen sind beeindruckt von den Werken des Schöpfers und sagen: „Oh großer Gott, wunderbar!“
Dann gibt es Menschen, die von diesem Schloss im Bild angezogen werden und sagen: „Ich möchte das näher ansehen.“ Sie bleiben an den Mauern stehen und schauen hinauf. Diese Menschen sind oft diejenigen, die in der Nähe der Gemeinde Jesu bleiben. Maimonides sprach nicht von der Gemeinde Gottes, denn als Jude wollte er von Jesus nichts wissen.
Es gibt aber auch Menschen, die sagen: „Jetzt möchte ich hinein.“ Sie gehen durch die mächtigen Tore in die Innenhöfe und staunen nach allen Seiten. Sie freuen sich, dass sie im Schloss sein können. Doch sie vergessen oft, dass das Eigentliche hinter den Treppen und Vorhängen liegt.
Maimonides sagt, dort wartet der Hausherr selbst im Audienzsaal auf die Gäste, um sie zu bewirten. Das Wesentliche ist nicht, dass wir in der Nähe Gottes sind oder im Schloss seiner Gemeinde wohnen, sondern dass das geschieht, was die frommen Israeliten gesagt haben: „Ich will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit!“ (Psalm 17,15).
Das Urbild dafür ist Mose, der wie ein Mann mit seinem Freund redet. Er möchte Gottes Stimme vernehmen und es mit ihm persönlich zu tun haben.
Die Suche nach den wahren Schätzen der Weisheit
Wir leben in einer Welt, die sucht – auf der großen Suche nach den Schätzen der Weisheit und der Erkenntnis. Die Menschen suchen nach einer geheimen Formel, nach einem Code, etwa einer einsteinischen Formel, die erklärt, wie die Welt im Innersten zusammenhängt und was das Eigentliche ist.
Doch das Eigentliche ist der lebendige Gott und sein Sohn Jesus Christus. Er ist keine tote Form, sondern derjenige, der mit uns reden will. Er zieht den Vorhang zur Seite, damit wir ihn erkennen und das wahre Leben erfahren. Das wahre Leben besteht darin, dich zu erkennen, du allein wahrer Gott bist.
Warum sagt Paulus dann: „Alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis sind verborgen in Christus“? Das lässt sich sehr deutlich an einem Vergleich zeigen, den Maimonides gebraucht hat: Jesus ist uns ganz nahe gekommen. Wir können ihm begegnen, aber nur dort lässt sich Gott erkennen – in diesem Audienzsaal. Man muss durch die Tore hindurchgehen, man muss bis zu Jesus vordringen. Nirgendwo anders kann man ihn erkennen. Nirgendwo anders gibt es diese Einblicke in Gottes Plan, dieses Verstehen der göttlichen Gedanken und der göttlichen Logik.
Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt: In der Schornbauer-Gemeinde hatten wir eine vornehme alte baltische Dame, die manchmal mitten in der Predigt sagen konnte: „Aha, da will uns Gott helfen, dass uns plötzlich etwas aufgeht.“ Man braucht keinen theologischen Kommentar. Plötzlich redet Jesus mit meinem Herzen und meinem Verstand, sodass ich von ihm durchdrungen werde.
Dem Apostel Paulus gehen die Worte aus, wenn er im Epheserbrief sagt, dass wir „erkennen mögen mit allen Heiligen die Höhe, Breite, Länge und Tiefe“ und die Liebe Christi, die doch alle Erkenntnis übersteigt (Epheser 3,18-19).
Was liegt da noch für ein großes Pensum vor uns? Es ist kein Pensum, bei dem wir selbst graben müssen, um Schätze zu heben. Nein, der Herr Jesus will uns die Schätze der Weisheit und der Erkenntnis schenken, sodass es für uns wirklich erhebend wird.
Ausblick auf ein geistlich erfülltes Jahr 2001
Ein erhebendes Jahr 2001, in dem ich schätze, Gottes Mitwirken zu erfahren und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Ganz falsch liegen diejenigen nicht, die nach einer Formel, nach einem Satz oder nach einem Begriff suchen, in dem die ganze Weisheit und die innersten Zusammenhänge unserer Welt zusammengefasst sind.
Denken Sie doch einmal darüber nach, ob nicht alles, die ganze Weltgeschichte, das Ziel der Wege Gottes komprimiert. Es ist gut, dass die Brücke geschlagen wird, um einen Einblick in die ewige Welt zu ermöglichen.
Der Apostel Paulus hat im 1. Korinther 2 gesagt: Was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat und was in keines Menschen Sinn gekommen ist, das hat Gott bereitet denen, die ihn lieben – jetzt schon und erst recht ewig.
Und denken Sie auch einmal nach: Wenn Sie Lieder singen, tun Sie das auch zu Hause mal meditierend und betend. Aller Weisheit höchste Fülle liegt in dir verborgen. Aber hilft das? Mein Wille, sich auch in solche Schranken zu fügen? Oder das Höchste, das Beste, das gibt er so gern.
Wie sind die Lieder voll mit Worten wie: Gott ist das Größte, das Schönste und das Beste, Gott ist das Süßeste und Allergewisseste, von allen Schätzen der edelste Hort.
Ich möchte Sie, ein bisschen schwäbisch gesagt, glüstig machen, dass wir herauskommen aus der Vordergründigkeit und Gott erkennen.
Jetzt wollen wir ihn darum bitten: Herr, weil das wahr ist, dass aller Weisheit höchste Fülle in dir verborgen ist, dann mach du uns auch Verlangen danach, hungernd und dürstend nach der Erkenntnis. Lass unsere Augen nicht geblendet sein von dem, was wir in einer vergehenden Welt sehen. Lass uns schon hinüberschauen in deine vollendete kommende Welt, voll Gewissheit und voll heiligem Glanz.
Und lass den Glanz dieser kommenden Welt schon auf uns und unseren Weg durch dieses neu geschenkte Jahr fallen. Damit wir nicht bloß das Altwerden und die Schwachheit sehen, sondern dass du uns berufen hast zur ewigen Welt, dass wir dir gleich sein sollen.
Dass wir nicht bloß die Unvollkommenheit deiner Gemeinde und deines Volks sehen, sondern dass du einmal abwischen wirst alle Schmach deines Volkes.
Dass wir nicht bloß dankbar werden dafür, dass du uns gerufen hast, sondern dass wir auch gerüstet sind, mitzuhelfen, dass es zu der Schar aus vielen Nationen, Völkern und Zungen gehört.
Dass wir nicht nur das große Leid, den Hunger und die Not in unserer Welt sehen, sondern dass du uns berufen hast, Licht und Salz der Welt zu sein.
Rüste alle aus, die stellvertretend für uns diesen Dienst tun – in der Mission, in Krankenhäusern, in Sozialstationen, in Altenheimen.
Herr, wir gedenken unserer Brüder und Schwestern, mit denen wir verbunden sind, drüben im Altenheim und in den Häusern unserer Gemeinden.
Du kannst es auch wirken, dass Trauer, wenn sie einbricht, von dir verwandelt wird in ein neues Suchen nach dir, dem Herrn des Lebens. Amen!
Abschlussgebet und Segen
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Ich darf Sie bitten, sich zu setzen.
Die verehrten Geschwister von der michaelhanischen Gemeinschaft haben mich daran erinnert: Bei Michael Hahn ist es ja der Beginn gewesen – diese Zentralschau.
Ich liebe dieses Wort, denn es kann uns Jesus gewähren – über das hinaus, dass wir einzelne Bibelworte lieben. Eine Zentralschau, eine umfassende Schau, die fast unseren ganzen Wortschatz nicht ausreicht, um zu sagen, was wir an unserem Gott haben.
Jesus will die Losung sein.
Da ist ein neues Jahr erschienen aus dem Evangelischen Gesangbuch Nr. 62, die Strophen I bis III.
Wir danken Bruder Sepp Buch herzlich für seinen Dienst heute Morgen. Welch ein Segen, dass er an Grund hat ist.
Nach dem Segen singen wir vom Lied 395 aus dem Evangelischen Gesangbuch die dritte Strophe: „Vertrau den neuen Wegen“.
Ich bitte Sie, zum Segen aufzustehen.
„Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist, Seele und Leib unversehrt, untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist er, der euch ruft, er wird es auch tun. Amen.“