Offenbarung 10 – Der Engel mit dem Büchlein
In Offenbarung 10 erscheint ein mächtiger Engel, der vom Himmel herabsteigt. Er ist mit einer Wolke bekleidet, ein Regenbogen umgibt seinen Kopf, sein Gesicht strahlt wie die Sonne, und seine Füße gleichen Säulen aus Feuer. In seiner Hand hält er ein kleines Buch, das geöffnet ist.
Der Engel stellt seinen rechten Fuß auf das Meer und den linken auf die Erde. Mit lauter Stimme ruft er dreimal, und wenn er das dritte Mal ruft, erschüttern Donner, Stimmen und Blitze den Himmel. Nachdem der Engel gerufen hat, schweigt er.
Dem Apostel Johannes wird gesagt, er solle das kleine Buch nehmen und es essen. Es wird ihm süß im Mund, aber bitter im Bauch. Diese Erfahrung symbolisiert die Freude und zugleich die Schwierigkeiten, die mit der Verkündigung der göttlichen Botschaft verbunden sind.
Der Engel erklärt, dass die Geheimnisse Gottes zu einer bestimmten Zeit erfüllt werden sollen. Johannes wird angewiesen, nicht mehr über die Dinge zu schreiben, die in der nahen Zukunft geschehen sollen, sondern sich auf die gegenwärtige Zeit zu konzentrieren.
Diese Vision zeigt die Bedeutung des göttlichen Wortes und die Verantwortung, die mit seiner Verkündigung einhergeht. Das kleine Buch steht für die Offenbarung Gottes, die sowohl Freude als auch Herausforderung für den Verkünder bedeutet.
Einführung und Hinweise zur Offenbarung
Bevor Sie vielleicht aufhören zu lesen, möchte ich noch einmal sagen: Wenn Sie Interesse haben, die Offenbarung selbst noch einmal nachzulesen, ist das durchaus sinnvoll.
Es ist nicht ungewöhnlich, wenn man nicht alles sofort versteht. Eine gute Hilfe ist die Erklärungsbibel, zum Beispiel die Lutherbibel, die ausgezeichnet von Fritz Grünzweig bearbeitet wurde.
Im Henslach-Verlag gibt es zudem einen zweibändigen Kommentar, ebenfalls von Fritz Grünzweig. Wenn Sie weitere Auslegungen suchen, sind die Werke von Schnebel sehr empfehlenswert, ebenso die von Mag. Helmut Frey.
Die Erklärungsbibel bietet Ihnen jedoch grundsätzlich ausreichend Informationen über alles, was Sie wissen müssen.
Die Erscheinung des Engels und das geöffnete Büchlein
Und ich sah einen anderen starken Engel vom Himmel herabkommen, begleitet von einer Wolke. Auf seinem Haupt war ein Regenbogen, sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Füße waren wie Feuersäulen.
Er hielt in seiner Hand ein geöffnetes Büchlein. Dabei setzte er seinen rechten Fuß auf das Meer und den linken auf die Erde. Mit großer Stimme schrie er, wie ein Löwe brüllt. Als er schrie, erhoben die sieben Donner ihre Stimme.
Nachdem die sieben Donner gesprochen hatten, wollte ich das, was sie gesagt hatten, aufschreiben. Doch ich hörte eine Stimme vom Himmel zu mir sprechen: „Versiegle, was die sieben Donner geredet haben, und schreibe es nicht auf.“
Der Engel, den ich auf dem Meer und auf der Erde stehen sah, hob seine rechte Hand zum Himmel und schwor bei dem, der lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit – der den Himmel geschaffen hat und alles, was darin ist, die Erde und alles, was darin ist, das Meer und alles, was darin ist –, dass von nun an keine Zeit mehr sein wird.
Er sagte weiter: „In den Tagen, wenn der siebte Engel seine Stimme erheben und seine Posaune blasen wird, dann wird das Geheimnis Gottes vollendet sein, so wie er es seinen Knechten, den Propheten, verkündet hat.“
Die Stimme vom Himmel sprach abermals zu mir: „Geh hin, nimm das offene Büchlein aus der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf der Erde steht.“
Ich ging zu dem Engel und sagte zu ihm: „Gib mir das Büchlein.“ Er antwortete: „Nimm es und verschlinge es! Es wird dir bitter im Magen sein, aber in deinem Mund wird es süß sein wie Honig.“
Ich nahm das Büchlein aus der Hand des Engels und verschlang es. Es war süß in meinem Mund wie Honig, doch nachdem ich es gegessen hatte, wurde es mir bitter im Magen.
Dann wurde mir gesagt: „Du musst abermals weissagen von Völkern, Nationen, Sprachen und vielen Königen.“
Verständnis der Offenbarung und die Einteilung der Endzeit
Nicht verzagen – Verständnis der Offenbarung erfordert, sich einige Dinge immer wieder klarzumachen.
In der Offenbarung haben wir zuerst von den sieben Siegeln der Weltgeschichte gehört. Diese Siegel beschreiben die allgemeine Geschichte mit Hungersnot, Krieg, Teuerung und all den anderen Ereignissen. Es waren ja die Siegel.
Nach den Siegeln der Weltgeschichte folgen die Posaunen, die die letzte böse Zeit ankündigen. Die Offenbarung unterscheidet in der letzten Zeit noch die Endzeit. Die Endzeit ist geprägt von der Herrschaft des Antichristen.
Wir stehen jetzt an der Wende von der letzten Zeit zur Endzeit – das klingt zwar verwirrend mit den Begriffen, aber ich weiß auch nicht, ob man das zeitlich klar auseinandernehmen kann. Wir spüren immer wieder, wie die Bedrohungen zunehmen. Heute haben wir schon so stark mit Verwirrung zu kämpfen, auch durch geistliche Einflüsse und Denkweisen, dass wir immer wieder sagen: „Ja, so haben wir das beim letzten Mal verstanden.“
Ich habe mich gefreut, dass bei vielen von Ihnen das auch ziemlich viel Resonanz ausgelöst hat. In der Tat zeigt sich in Kapitel 9 die große geistige Verwirrung, die vor uns liegen wird. Diese Verwirrung geht von dämonischen Gewalten aus, die alle Werte zerstören und die Menschen völlig durcheinanderbringen.
Das ist das Rätsel, das uns beim letzten Mal bewegt hat: Wie kann es überhaupt geschehen, dass Menschen nicht mehr wissen, was zum Leben gut ist? Und wie sie am Leben verzweifeln.
Wir wollen deshalb immer nur anhalten und bitten: Herr, bewahre uns auch vor all diesen Verwirrungen. Niemand soll denken, er könne sich durch seine clevere Art schützen. Es ist ein Wunder der Bewahrung Gottes, wenn er uns durch diese Zeit hindurchträgt.
Symbolik des Engels und Bedeutung der Wolke, des Regenbogens und der Sonne
Es ist immer wieder interessant, wie gerade Lieder, die wir gerne singen, auch nach 500 Jahren noch in dieser letzten bösen Zeit so passend sind. Vor 500 Jahren haben die Menschen bereits die große Not empfunden. Diese Mächte sind also schon lange lebendig.
Wir wollen unsere Kinder auch auf ihr eigenes Leben vorbereiten. Dabei geht es nicht nur darum, dass sie taugliche Bürger in dieser Welt werden, sondern dass sie sich in den schweren Prüfungen bewähren, die auf uns zukommen.
Beim letzten Mal haben wir im Kapitel 9, Vers 21, abgeschlossen mit der Feststellung, dass die Menschen nicht Buße tun, sich also nicht bekehren. Es ist interessant, wie die Bibel immer wieder das Wort „Bekehrung“ verwendet. Jesus benutzt in seiner Verkündigung häufig das Wort, das bei Luther mit „Busetun“ übersetzt wurde. Es bedeutet eine Wendung zu vollziehen.
Das ist wichtig, denn darin zeigt sich die schreckliche Macht der Verblendung: Diese Menschen sind nicht bereit, auch nur einzugestehen, dass ihr Tun falsch ist. Sie beharren darauf. Und trotz dieser großen Not geht die Geschichte Gottes weiter.
Johannes sieht einen starken Engel vom Himmel herabkommen. Dieser Engel ist ein Bote Gottes. Er wird von einer Wolke begleitet. Solche Bilder kennt man aus der Bibel: Die Wolke, die das Volk Israel in der Wüste führte, die Wolke bei der Verklärung Jesu und bei seiner Himmelfahrt, als eine Wolke ihn vor den Augen der Jünger hinwegnahm. Die Wolke ist ein Symbol für die Sendung durch Gott.
Der Engel kommt von Gott her. Schön beschrieben ist der Regenbogen auf seinem Haupt. Seit der Zeit Noahs ist der Regenbogen das Zeichen der Güte und Gnade Gottes. Heute muss man vorsichtig sein, wenn man den Regenbogen benutzt, denn New-Age-Anhänger kleben ihn gerne auf ihr Auto. In der Bibel aber steht der Regenbogen als Zeichen der Güte Gottes.
So ist diese Offenbarung gemeint. Sein Angesicht gleicht der Sonne. In der Bibel ist das immer ein Bild für die Wahrheit, die daraus spricht. Der Strahlenglanz steht für die Wahrheit, die uns so entgegenleuchtet, dass man nicht hineintreten kann.
Seine Füße sind wie Feuersäulen. Das symbolisiert das Gericht Gottes, das alles Gottlose zerstört.
Das Büchlein als Symbol des göttlichen Plans
Und er hatte in seiner Hand ein Büchlein, das war aufgetan. In diesem Büchlein steht der Ablauf der letzten Periode der Weltgeschichte.
Es ist tröstlich für uns zu wissen, dass Gottes Plan festgeschrieben ist. Gott überlässt die Weltgeschichte nicht diesen dämonischen Gewalten. Sie dürfen den Menschen etwas antun, aber nur den Menschen, die nicht das Versiegelungszeichen haben, die nicht unter der Bewahrung des Blutes Jesu stehen. Nur dort haben sie Raum.
Das Büchlein deutet an, dass die letzte Zeit, so dunkel sie auch ist – mit dem Antichristen, der Verfolgung und allem, was noch kommt – bei Gott schon ihr Ziel, ihre Begrenzung und ihre Mitte hat. Ich bin also auch fest davon überzeugt, dass diese Trostschrift der Offenbarung uns klar und deutlich Wahres offenbart, das wir durch diesen Lauf der Zeit hindurch wissen müssen.
Wir brauchen uns deshalb nicht zu ängstigen, wenn wir nur bei Gott bleiben und bei seinem Wort bleiben. Er weiß, wie viel er uns auflegen kann, und er wird uns nichts auflegen, was zu schwer ist.
Das ist das kleine Büchlein, das offen liegt. Es ist nicht mehr verschlüsselt, was jetzt kommt, und es ist ein kleines Büchlein – es ist nicht mehr viel Zeit. Dieses kleine Büchlein behandelt jetzt die Endzeit.
Die Ausleger der Offenbarung legen eigentlich immer Wert darauf, dass man unterscheiden soll zwischen der letzten Zeit und der Endzeit. Denn mit der Endzeit ist in der Offenbarung eigentlich nur das angesprochen, was in der Zeit des Antichristen passiert, in dieser letzten schweren Trübsal.
Die Bedeutung der Füße des Engels auf Meer und Erde
Und dieser Engel setzt seinen rechten Fuß auf das Meer und den linken auf die Erde.
Es ist ja ein bisschen schwierig mit den Bildern. Nun werden Sie mir sagen: Wie ist das überhaupt so, dass man das so deuten kann? Ist das nicht alles Spekulation? Meine liebe Tochter Johanna war ja in der Gemäldegalerie in der Stadt als Aufsicht, damit die ganzen Bilder nicht geklaut wurden. Stuttgart hat diese Aufgabe meiner Tochter zu verdanken.
Dort war sie auch ein paar Tage bei den alten Meistern. Abends hat sie uns immer wieder erzählt, wie grauselig diese Werke sind, so viele Symbole sind darin enthalten. Das werden Sie etwa merken, wenn Sie ein bisschen etwas von Kunst verstehen, wie früher die Gemälde viel mehr solche Symbole verwendet haben.
Das ist eine ganz lange Tradition, wie diese Symbole – nennen wir nur den Regenbogen – in der Bilderwelt unserer Künstler Verwendung fanden. Es ist also nicht nur eine Spekulation, sondern hat eine tiefe Bedeutung, die man sehr genau verstehen kann. Nur sind wir heute solche Realisten geworden, dass wir alles vom Fotobild her deuten und gedruckt haben wollen.
Früher haben das die Menschen auch gut verstanden. Denken Sie an alte Altarbilder, wo man das sehen konnte. Deshalb interessiert es uns jetzt: Was ist gemeint? Was sieht Johannes, wenn er das so beschreibt? Gott muss ja irgendwie die Vorgänge, die kommen, übersetzen, und das kann er nur in Symbolen tun, die wir verstehen.
Das Meer ist in der Offenbarung nicht das Ozeanmeer und auch nicht der Bodensee, sondern immer das wild tobende Völkermeer. Das ist schon ein toller Begriff. Diese große Schar der Nationen und Völker, ein Schmelztiegel der Völker, sagen wir ja gern. Wenn man etwa nach Südamerika kommt, ist man immer wieder erstaunt, wie das in den Völkern, besonders in Brasilien, gelingt, diese ganzen Rassen zusammen zu verschmelzen.
Was ist das? Die ganze Verschiedenheit. Und dann sehen Sie es wieder in Afrika an den ungeheuren Spannungen der Völker, die miteinander ringen. Das Bild, das in der Offenbarung für dieses wellenschlagende Meer gebraucht wird, war immer wieder der Ablauf der Weltgeschichte, das Ringen der Völker miteinander.
Und jetzt wird gesagt: Der Bote Gottes stellt seinen Fuß auf dieses wild tobende Völkermeer. Das kommt erst am Ende der Zeit zur Ruhe. Die Bibel sagt das ja nach der Offenbarung dort, wo das gläserne Meer ist. Erst vor dem Thron Gottes werden die Nationen durchsichtig sein.
Da wird es nicht mehr eine aufgewühlte Brühe sein wie ein Ozean, der dauernd kämpft und ringt miteinander, sondern dort ist es ein gläsernes, durchsichtiges Meer. Das ist die Symbolsprache vom Meer und von den Völkern. Wir müssen also damit rechnen, dass die Spannungen mit den Nationen bleiben, übrigens so, wie es Jesus auch prophezeit hat.
Und was ist es dann, den Fuß auf die Erde zu setzen? Karl Hartenstein hat eine ganz ausgezeichnete Auslegung der Offenbarung geschrieben. Ich habe Karl Hartenstein schon am Sonntag in der Predigt in der Frage Israel zitiert.
Das wird uns am nächsten Dienstag sehr beschäftigen. Da geht es nur um Israel in Kapitel 11 der Offenbarung, noch einmal die Israel-Frage. Karl Hartenstein sagt – und da sind ihm auch viele gefolgt, wie Fritz Grünzweig – der Fuß auf die Erde ist die Kultur.
Die Kultur, die sich ja nie unter die Herrschaft Gottes richtig gegeben hat, die immer im Aufruhr blieb und die immer ohne Gott sich gestalten wollte. Es gab ja wenig Kultur, die wirklich unter den Gehorsam Gottes kam. Am Ende der Zeit, wo noch einmal die Gottesherrschaft auch über diese Kultur sich ausbreitet, ...
Der Ruf des Engels und die sieben Donner
Und er schrie mit großer Stimme, wie ein Löwe brüllt. Was ist dieses Schreien? Es ist der Busruf Gottes! Noch einmal wird die Welt gerufen!
Als er schrie, erhoben die sieben Donner ihre Stimme. Es ist ein Ruf, der die Welt noch einmal zur Besinnung bringen soll. Doch immer wieder wird es uns schwer, darüber nachzudenken. Über diesem Rufen Gottes verhärtet sich auch die Welt und nimmt das Angebot Gottes zur Umkehr nicht an. Es bleibt so, dass sie nichts hören wollen.
Ich könnte viele Stellen anführen, an denen von diesem Rufen Gottes die Rede ist. Es geht schon zurück bis zu den Propheten. Zum Beispiel Jeremia 25. Ich lese daraus Vers 30 und 31:
„Der Herr wird brüllen aus der Höhe und seinen Donner hören lassen aus seiner heiligen Wohnung. Er wird brüllen über seine Fluren hin, wie einer, der die Kelter tritt, wird er seinen Ruf erschallen lassen über alle Bewohner der Erde hin.“
Das war natürlich auch etwas, das Johannes im Hintergrund verstand, als er diese Bilder sah. Sein Schall wird dringend bis an die Enden der Erde gehen. Der Herr will mit den Völkern rechten und mit allem Fleisch Gericht halten.
Das ist so wichtig: Gott hat die Welt noch einmal zur Verantwortung gerufen. Und als die sieben Donner geredet hatten, wollte ich es aufschreiben. Doch da hörte ich eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: „Versiegle, was die sieben Donner geredet haben, schreibe es nicht auf.“
Das kann ich Ihnen jetzt auch nicht auslegen, weil es versiegelt ist. Was war in diesen Donnerstimmen noch einmal drin für die Völker? Wir müssen abwarten, was diese sieben Gerichtsrufe noch einmal sind, die Gott der Welt zurufen lässt. Warum sie versiegelt sind, weiß ich nicht. Niemand weiß es.
Das Ende der Zeit und das Geheimnis Gottes
Und nun machen wir im fünften Vers weiter. Der Engel, der auf dem Meer steht, der Gerichtsbote, sagt im Vers 6: Es soll hinfort keine Zeit mehr sein. Jetzt ist die Zeit der Buße vorbei, nach dem letzten siebenmaligen Donnerrufen Gottes.
Das ist wichtig: Der Bußruf Gottes ist beschränkt. In der Bibel werden ja zwei Worte für Zeit verwendet. Hier geht es um die Chronoszeit, um den Chronometer. Die Zeit ist jetzt abgelaufen. Jetzt ist die Uhr rum, jetzt war für diese Welt die Gelegenheit, zu Gott zurückzukommen. Es wird keine Zeit mehr sein, kein Raum mehr, um umzukehren. Die Völker gehen jetzt in das Gericht Gottes hinein.
Es ist mir immer wieder eine Frage, wie Leute diese völlig unbiblische Meinung von der Allversöhnung vertreten können. Es ist doch immer wieder in der Bibel so schwer, dass das Gericht kommt. Darum wollen wir uns rechtzeitig auch zur Buße bereitmachen, damit wir unser Leben retten und die Gnade Gottes annehmen. Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verstockt eure Herzen nicht.
In den Tagen heißt es im Vers 7: Wenn der siebte Engel seine Stimme erheben und seine Posaune blasen wird, dann ist vollendet das Geheimnis Gottes. Was ist damit gemeint?
Jetzt, interessant, wir haben gerade am Sonntag über den Römerbrief Kapitel elf gepredigt, wo Paulus im Vers 25 sagt: „Ich sage euch ein Geheimnis.“ Genau das Gleiche meint er hier. Paulus spricht ein paarmal von einem Geheimnis. Was meint er damit? Das Geheimnis, das ihm anvertraut ist, nämlich dass Gott Paulus gezeigt hat, die Zeit zu nutzen. Die Verwerfung des Evangeliums durch die Juden soll er zur Heidenmission verwenden.
Wir haben am Sonntag gesagt, dass die Zeit beschränkt sei. Leider hatte ich vergessen zu sagen, dass die Fülle der Heiden natürlich nur die Vertreter aus den Nationen meint. Es werden nicht alle gerettet, leider. Bis aus allen Völkern die Vertreter gerufen sind, die Gott erwählt hat, und dann ist die Zeit der Heiden vorbei.
Genau dasselbe sagt hier die Offenbarung: Die Zeit ist vorbei, das Geheimnis ist vollendet. Das Geheimnis ist, dass Gott aus der Ablehnung des jüdischen Volkes Heil für die Heidenvölker geschaffen hat. Das kennen Sie auch aus dem Epheser- und Kolosserbrief, wo Paulus immer wieder darauf hinweist, dass ihm das Geheimnis Gottes offenbart wurde.
Damit meint er nicht etwas ganz Kompliziertes, sondern etwas, was die Juden nicht verstehen konnten und was ihm so klar war: Dass Gott in seiner Gnade aus der Ablehnung der Juden Heil für die Welt schafft.
Und das war ja auch am Sonntag hoffentlich für Sie wieder eindrücklich, wie Paulus sagt, dass die Christen gar keinen Grund haben, sich über die Juden zu erheben oder zu meinen, weil sie gehorsam geworden seien, seien sie mehr wert. Sondern Gott wird sich Israel wieder zuwenden, und dann wird die Zeit der Heiden eben zum Ende kommen.
Es ist jetzt wichtig, dass wir die Zeit nutzen, die da ist. Es ist eine große Zeit, in der wir leben, eine Zeit der Weltmission und Weltevangelisation. Dabei muss man überhaupt nichts abbrechen an den wichtigen Taten der Hilfe, der Nächstenliebe und allem Möglichen. Aber es ist wichtig, dass Menschen über alle irdischen Gaben hinaus Jesus als Heiland finden.
Das können wir niemandem verschweigen, und das ist unsere Aufgabe: dass wir es Kindern und Kindeskindern verkündigen. Wenn wir hören, dass heute Nacht Kinder geboren wurden, dann wollen wir auch als Gemeinde dafür ringen, dass sie in die Fußstapfen des Glaubens Abrahams treten. Sonst wären sie besser nicht geboren.
Das ist das Geheimnis, das Mysterium, wie Paulus es nennt. Also nichts Kompliziertes, sondern etwas, das man nur im Glauben verstehen kann, aus der Heilsgeschichte heraus. Der Heilsplan – das war das richtige Wort – der Heilsplan ist verwendet.
Das offene Büchlein essen als Symbol der Aufnahme der Botschaft
Vers 8 machen wir weiter, und nun kommt die Stimme vom Himmel wieder und sagt: Nimm das Büchlein, das offene Büchlein, und iss es!
Es ist ja alles Symbolsprache. Was bedeutet das? Die Botschaft für die letzte Zeit soll Johannes essen. Wir sagen ja auch, dass man etwas verschlingt, liest, also aufnimmt – natürlich wieder als Symbol.
Aber es ist vielleicht auch schön damit zum Ausdruck gebracht, dass wir die Botschaft so zu eigen machen sollen und in uns aufnehmen, als unser eigenes. Es wäre ja schlimm, wenn wir unser Zeugnis für Jesus nur als etwas Auswendig Gelerntes verkündigen würden.
So muss Johannes nun das, was er verkündigt, aus seinem Innersten herausgeben. Man kann nur davon ausgehen, dass ihr Glaubenszeugnis ganz aus ihnen herauskommt und dass sie das Wort Gottes aufgenommen haben, das Brot des Lebens, das er ihnen anbietet.
Jetzt ist interessant: Das wirkt auf eine doppelte Weise.
Es war ihm süß wie Honig. Das Wort Gottes in der letzten Zeit ist ihm ein Trost, eine Labsal, eine Erquickung, eine Stärkung. So wie es uns schon beim Losungslesen und beim Bibellesen geht: Wir sagen, ach ja, dein Wort ist herrlich, ich bin wieder erquickt, es macht mich wacker, ich habe wieder Mut, ich habe wieder Freude, ich kann wieder durchatmen, ich bin wieder richtig erfrischt durch dein Wort.
Auf der anderen Seite krimmt es auch in unserem Bauch und wird uns bitter. Das Wort wird uns immer wieder etwas, das bis zum Innersten durchdringt und Mark und Bein entscheidet.
Das Wort Gottes ist immer auch etwas, das uns aufregt, das uns Wunden schlägt und das uns Fehler ins Licht zieht. Und das muss erlitten werden mit dem Wort.
Mit dem Wort muss man leben, man muss das Süße nehmen und das Bittere. Das ist eine schöne Beschreibung dessen, was das Wort Gottes bewirken will.
Mir wurde gesagt: Du musst abermals weissagen, du musst abermals weissagen. Jetzt hast du dieses Wort aufgenommen, jetzt geh und rede noch einmal zu den Völkern.
Es ist zuerst nicht bloß ein Reden von den Völkern, von den Königen und von den Nationen, sondern auch vor den Nationen. Damit wird es auch ein Urteilsspruch über sie.
Die Herausforderung der Verkündigung und die Bedeutung des Gerichts
Wir müssen uns immer bewusst sein: Wenn wir mit Menschen über das Wort Gottes sprechen und ihnen die Botschaft Jesu übermitteln, wirkt das immer auch als Gericht. Es führt zu Ablehnung, aber auch zu Annahme.
Ich kann das Wort Gottes nie gleichgültig vermitteln. Ich weiß sehr wohl, dass manche Menschen unsere Kirche verlassen und sich entschieden haben: Nein, so nicht. Sie wenden sich dann ganz anderen, oft heidnischen Dingen zu.
Das ist für uns schwer, weil wir bedrückt sind und uns fragen, ob wir etwas falsch gemacht haben. Besonders leiden diejenigen darunter, die jemanden eingeladen haben. Doch auch Johannes musste das immer wieder ausrichten und den Menschen erneut sagen: Man darf nicht erwarten, dass man das Wort immer so vermitteln kann, dass die Leute es sofort annehmen und auf der Schwelle begeistert sind.
Wir haben die Aufgabe, das Wort weiterzusagen – auch als Gericht, nicht nur zum Trost. Wir müssen den Menschen sagen, was Gott von ihnen will.
Mir fällt es oft schwer, das klar und deutlich zu sagen, besonders wenn ich Menschen gegenüberstehe, die Gott ablehnen und vielleicht sogar lästern. Am Sonntag habe ich darüber gesprochen, dass Menschen das oft sogar noch auf dem Sterbebett tun. Sie zeigen dann eine Hartnäckigkeit, einen Spott und Hohn, der einem kalt den Rücken runterläuft.
Dann stellt sich die Frage: Sagen wir ihnen, dass Gott sich nicht spotten lässt, und bewahren dabei noch menschliche Herzlichkeit? Wir wollen das ja nicht im Zorn sagen, sondern als ein Wort, bei dem man die Betroffenheit spüren kann.
Diesen Dienst haben wir in einer verkehrten Welt.
Abschluss und Ausblick
Es soll uns nicht durcheinanderbringen, dass unsere Zeit, in der wir leben, eine verrückte Zeit geworden ist, in der wirklich die dämonischen Gewalten alles in ihrer Hand zu haben scheinen.
Wir müssen wissen, dass Gottes Boten schon den Fuß auf dieses tobende Völkermeer setzen, auch auf diese Kultur, die sich gegen Gott im Aufruhr befindet. Die Stimme Gottes schallt noch einmal über die Welt hinweg.
Ich halte es für wichtig, dass noch Zeit zur Buße ist und noch Zeit zur Umkehr bleibt. Wenn Sie das wissen wollen: Das bezieht sich auf Daniel 12, insbesondere Vers 6, und auch auf die Parallelstellen, die deutlich machen, warum man zu dieser Auslegung kommt. Das sind keine erfundenen Dinge.
Mir ist es wichtig, dass wir die Zeit zur Evangelisation nutzen.
Das war heute zum Engel mit dem Büchlein. Nächstes Mal wollen wir mit Kapitel 11 weitermachen, zu den beiden Zeugen.
Außerdem haben wir vorhin vergessen zu erwähnen, dass morgen früh um 6:30 Uhr im Chor der Stiftskirche die Gebetsgemeinschaft der Evangelischen Allianz Stuttgart zusammenkommt. Es ist ein kleiner Kreis von zehn bis fünfzehn Leuten, aber ich meine, es liegt ein besonderer Segen darauf.
Leider sind die Gebetskreise klein. Wenn Sie keinen Gebetskreis haben, möchte ich sagen: Dann fehlt Ihnen viel. Es ist schön, wenn man miteinander betet.
