Einführung in das Werk und die Gedanken von C.S. Lewis
Der vor 50 Jahren verstorbene englische Literaturprofessor C.S. Lewis ist sicherlich den meisten von uns gut bekannt. Viele kennen sein evangelistisches Buch „Pardon, ich bin Christ“. Noch viel mehr unter uns, nehme ich an, kennen die Verfilmung oder zumindest die Bücher – die Kinderbücher, die er geschrieben hat, die „Chroniken von Narnia“.
Allerdings hat er noch eine Menge anderer Bücher geschrieben. Darunter ist ein Buch, das ich persönlich ganz besonders toll finde, gerne lese und schon mehrmals gelesen habe. Ich denke, es ist nicht nur spannend, sondern auch sehr lehrreich. Es trägt den interessanten Titel „Dienstanweisungen für einen Unterteufel“. Vielleicht kennt der eine oder andere dieses Buch.
„Dienstanweisungen für einen Unterteufel“ ist eigentlich eine Sammlung von rein fiktiven Briefen. Wenn du die Folie mal gibst, dann haben wir gleich auch den Hinweis: Es sind genau fiktive Briefe, die der erfahrene Teufel Onkel Screwtape seinem jungen Neffen Wormwood schreibt. Onkel Screwtape gibt alle möglichen Anweisungen, wie dieser Unterteufel, dieser Nachwuchsteufel, seinen Patienten – das ist ein Christ, sein Patient heißt Mr. Spike – von Christus wegbringen kann.
Es ist faszinierend, weil C.S. Lewis wirklich tiefe Einblicke darin hat, wie Satan agiert. Ein Rat, den Onkel Screwtape immer wieder gibt, ist, nicht direkt das Evangelium in Frage zu stellen und nicht direkt Christus anzugreifen. Das merkt der Patient. Nein, man muss subtiler vorgehen. Man muss ein bisschen von hinten herum agieren, die Aufmerksamkeit auf andere Dinge lenken und einfach Christus aus dem Blick verlieren. Das ist viel effektiver.
In der Tat denke ich, dass dies bis heute eine ganz wesentliche Strategie ist, die Satan gebraucht, um Menschen von Gott wegzubringen, uns von unserem Herrn Jesus Christus zu trennen. Doch in seiner großen Liebe und Fürsorge wird Gott das nie geschehen lassen. Gott hält uns fest in seiner Hand, er schützt uns und bringt uns sicher ans Ziel.
Und er tut das, denke ich, auf mindestens zwei Weisen: Zum einen stellt er uns immer wieder durch sein Wort, durch das innere Wirken des Heiligen Geistes und durch die Gemeinschaft mit anderen Christen das Evangelium vor Augen. So können wir uns immer wieder auf den besinnen, für den allein es sich zu leben lohnt.
Zum anderen warnt uns Gott ganz direkt vor den Verführungen von Onkel Screwtape. Genau das tut Gott durch den Abschnitt, den wir heute betrachten wollen: durch die Verse 16 bis 19 im zweiten Kapitel des Kolosserbriefs.
Letzte Woche haben wir den anderen Teil gesehen. Wir haben betrachtet, wie uns Gottes Wort Christus vor Augen stellt, in dem wir alles haben. Wer letzte Woche bei der Taufe und beim Gemeindefest dabei war und die Predigt vorher auch noch gehört hat, erinnert sich vielleicht noch. Wir haben in den Versen 9 bis 15 bedacht, dass wir, wenn wir zu Christus gehören, Anteil haben an der Fülle Gottes, die leibhaftig in Christus wohnt.
Wir haben nicht nur gesehen, dass wir die Fülle haben, wenn wir zu Christus gehören, wir haben auch gesehen, dass wir in ihm vollkommene Veränderung haben. Er hat unsere Herzen beschnitten, er hat uns wirklich neu gemacht und uns ein neues, ewiges Leben gegeben, obwohl wir vormals noch tot waren in unseren Sünden.
Zum Dritten haben wir gesehen, dass er uns frei gemacht hat. Wir haben Freiheit in ihm von aller Schuld. Kilian hat das ebenso schön gebetet: Wir sind befreit, er hat unseren Schuldbrief ans Kreuz geheftet. In ihm haben wir die Vergebung unserer Sünden, er hat unsere Schuld gesühnt.
Und das Vierte, was wir gesehen haben, ist, dass wir in ihm den sicheren Sieg haben. Er hat bereits über alle Mächte und Gewalten triumphiert. So dürfen wir wissen, dass wir, wenn wir in Christus sind, mit ihm auf der Seite des Siegers stehen.
Paulus betont das, denke ich, gerade in dem Brief an die Kolosser besonders stark. Diese Fülle, die wir in Christus haben, diesen Vorrang von Christus, weil die Kolosser in einer besonderen Gefahr standen. Das hatte Paulus schon in Vers 8 angedeutet, wo er sagt: „Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und Lehren, die auf Menschenweisheit und auf den Mächten der Welt basieren und nicht auf Christus.“
Ab Vers 16 geht er nun konkreter auf diese rein menschlichen, philosophischen, leeren Trugschlüsse ein. Das heißt, nachdem er uns die Fülle gezeigt hat, die wir in Christus haben können, kommt er jetzt und warnt uns vor falschen Lehrern und ihren falschen Lehren – ganz im Sinne des Sprichworts: „Eine Gefahr erkannt ist eine Gefahr gebannt.“
Onkel Screwtape ist heute noch aktiv und hat weiterhin das Anliegen, uns von Christus wegzubringen. So möchte ich uns diese Verse lesen und dann auslegen, in der festen Hoffnung, dass es uns helfen wird, diesen Versuchungen zu widerstehen und immer wieder zurückzukommen zu Christus, in dem wir alles haben.
Ich lese uns noch einmal die Verse 16 bis 19:
„So lasst euch nun von niemandem ein schlechtes Gewissen machen wegen Speise und Trank oder wegen eines bestimmten Feiertages, Neumondes oder Sabbats. Das alles ist nur ein Schatten des Zukünftigen, leibhaftig aber ist es in Christus. Lasst euch den Siegespreis von niemandem nehmen, der sich gefällt in falscher Demut und Verehrung der Engel und sich dessen rühmt, was er geschaut hat, und ist ohne Grund aufgeblasen in seinem fleischlichen Sinn. Und hält sich nicht an das Haupt, von dem her der ganze Leib durch Gelenke und Bänder gestützt und zusammengehalten wird und wächst durch Gottes Wirken.“
Ich denke, dieser Text gliedert sich sehr offensichtlich in zwei Abschnitte. Zweimal kommt dieser Aufruf vor: in Vers 16 „So lasst euch nun“ und dann in Vers 18 „Lasst euch“. Dieser zweimalige Aufruf leitet wirklich zwei unterschiedliche Abschnitte ein.
In den Versen 16 und 17 sehen wir die Gefahr von Gesetzlichkeit, von einem Wegschauen von Christus hin zum Gesetz, zu den Lehren des Alten Testaments. Paulus warnt hier konkret vor einem Missverstehen der Bibel, vor einem Missverstehen der biblischen Lehren, konkret des zeremoniellen Gesetzes.
In den Versen 18 und 19 warnt Paulus vor dem, was geschieht, wenn wir die Bibel missachten und uns Dingen zuwenden, die unbiblisch sind – außerbiblischen Lehren und Praktiken. Auch das kann uns von Christus trennen.
So wollen wir das jetzt im Detail etwas mehr anschauen und immer wieder zurückschauen zu dem, in dem wir alles haben: zu Christus.
Zuerst sind die Verse 16 und 17 und die Warnung des Paulus vor Gesetzlichkeit. Offenbar gab es in Kolossä Menschen, die den Christen ein schlechtes Gewissen machen wollten. Sie drohten ihnen vielleicht sogar, dass sie das Heil nicht erlangen würden, wenn sie sich nicht an bestimmten Gesetzen und Regeln orientierten.
Dabei ging es wohl um besondere Aspekte des zeremoniellen Gesetzes, die wir im Alten Testament finden. Konkret geht es hier um Speisevorschriften und das Halten bestimmter Feiertage.
Diese Warnung ist für uns nicht im ersten Moment so relevant, denn wir haben wahrscheinlich weniger die Tendenz, das Neumondfest zu feiern – falls wir überhaupt wissen, was das ist.
Deswegen will ich diesen Text einfach mal auf uns anwenden und sagen: Was Paulus uns hier letztendlich sagt, ist: Lasst euch von niemandem ein schlechtes Gewissen machen wegen eines Glases Wein oder Bier oder weil ihr am Karfreitag Fisch gegessen habt oder womöglich am Sonntag gearbeitet habt.
Nun, es gibt viele gute Gründe, bestimmte Regeln zu beachten – keinen Alkohol zu trinken vielleicht oder den Sonntag wirklich zum Ruhetag zu machen. Aber wenn einer kommt und sagt, das ist heilsentscheidend, das ist absolut notwendig, dann glaubt er der Lüge von Onkel Screwtape.
Es gibt nichts, was wir tun müssen, um gerettet zu werden. Ich weiß nicht, was das in deinem Leben konkret ist. Vielleicht ist es nicht das Halten des Sabbats oder das Nicht-Alkohol-Trinken. Vielleicht ist es das „Ich muss meine stille Zeit machen“ oder etwas anderes – füll es für dich selbst aus.
Falsche Lehrer sagen, es gibt Dinge, die wir tun müssen. Wahrscheinlich haben sie nie gesagt, dass man nur dadurch gerettet wird. Wahrscheinlich haben sie gesagt: Ja, man braucht Christus auch, aber es gibt Dinge, die wir noch tun müssen. Wir müssen irgendetwas machen, Regeln einhalten, das Gesetz erfüllen – und das ist vollkommen falsch.
Das Gesetz war niemals dazu da, uns in irgendeiner Weise zum Heil zu bringen. Es hat noch nie ein Mensch durch das Halten des Gesetzes bei Gott Annahme gefunden. In der Tat hat noch nie ein Mensch das Gesetz gehalten – weder Israel noch du oder ich. Wir alle sind Gesetzesbrecher.
Genau das will das Gesetz uns vor Augen führen. Eine Funktion des Gesetzes ist es, uns zu zeigen, dass wir Sünder sind und einen Retter brauchen.
Das Gesetz wurde von Anfang an mit Anordnungen gegeben, die uns zum einen zeigen, dass wir Gesetzesbrecher sind, zum anderen die Heiligkeit Gottes offenbaren.
Dazu gehörte vom ersten Tag an die Aufforderung, regelmäßig Opfer zu bringen. Die Opfer konnten regelmäßig festgelegt werden, weil es keine Frage war, ob sie notwendig werden würden. Ganz gewiss brauchten Israel und wir Opfer, weil Israel schon bei der Gesetzgebung wusste, dass sie das Gesetz nicht halten würden.
Sie brauchten etwas, das Gott wieder besänftigt und den Frieden wiederherstellt. So war das mit dem Gesetz und den Opfern.
Dann kam Jesus Christus. Er war das ein für alle Mal vollbrachte Opfer, das perfekte Opfer. Er allein hat das Gesetz komplett erfüllt, er war vollkommen gerecht. Er ist der Einzige, der das Gesetz gehalten hat.
Und dann starb er, der eine Gerechte, stellvertretend für alle anderen, für uns Gesetzesbrecher. Er starb am Kreuz, um unsere Schuld, die wir durch unsere gesetzesbrecherischen Aktivitäten auf uns geladen haben, von uns zu nehmen.
Christus hat unsere Schuld bezahlt und uns seine Gerechtigkeit zugerechnet, wenn wir im Glauben zu ihm kommen. So können wir Gesetzesbrecher vor Gott bestehen.
Das Gesetz weist uns auf Christus hin, auf den wir allein hoffen und der allein Rettung bringen kann. Das Gesetz kann niemand retten. Rettung gibt es allein in Christus.
So ist das Gesetz letztendlich das, was Paulus in Vers 17 betont: „Das ist alles nur ein Schatten des Zukünftigen, leibhaftig aber ist es in Christus.“
Das ist die Funktion des Gesetzes im Hinblick auf unsere Erlösung. Das Gesetz hat verschiedene Funktionen, aber im Hinblick auf unsere Erlösung ist seine Funktion, uns auf Christus hinzuweisen, den wir alle so dringend brauchen und der für uns alles getan hat.
Die Irrlehrer in Kolossä machten etwas völlig Verrücktes: Sie sagten, schaut weg von Christus und schaut hin zum Schatten! Schaut euch den Schatten an!
Dabei ist es genau umgekehrt: Wir sollen Christus anschauen, auf ihn schauen und ihn erkennen.
Das ist ein bisschen so, als ob jemand, den du besonders lieb hast, lange verreist ist und du hast ein Foto von ihm. Abends schaust du das Foto an, denkst an die Person und freust dich.
Dann ist der Tag gekommen, an dem dein Freund, deine Freundin oder dein Ehepartner zurückkommt. Du stehst am Flughafen oder Bahnhof und das Tor geht auf. Die Person kommt heraus, dir entgegen.
Wer würde da das Foto herausnehmen und anschauen? Das wäre doch bescheuert, oder?
Paulus sagt: Schaut nicht auf den Schatten! Dieser Schatten weist euch auf das Tatsächliche hin. Sein Schatten ist zukünftig, leibhaftig aber ist es in Christus.
Das ist Onkel Screwtapes Strategie: Er will, dass wir die Schatten betrachten, aber nicht Christus.
Er will, dass wir uns abmühen, das Gesetz zu halten, obwohl Christus schon alles getan hat. Er behauptet, wir müssten noch etwas tun für unsere Erlösung.
Wir müssen uns immer wieder neu auf das Evangelium besinnen – darauf, dass Christus für uns alles getan hat, als er sein Leben stellvertretend für uns gegeben hat, als er siegreich über unsere Sünde und unseren Tod auferstanden ist und uns so ewiges Leben gebracht hat.
Ich kann dir versprechen: Dein Anteil an deiner Erlösung wird niemals Null Prozent übersteigen, niemals! Du kannst dich so sehr anstrengen und alle Gesetze halten – dein Anteil an deiner Erlösung wird niemals mehr als null Prozent sein.
Wenn du meinst, das könnte anders sein, wenn du denkst, du kannst irgendetwas tun, das Anteil an deiner Erlösung oder an deiner Annahme bei Gott haben kann, dann möchte ich dir sagen: Du nimmst dich selbst zu wichtig und achtest das, was Christus für dich getan hat, zu gering.
Wenn du jetzt sagst: „Dann spielt es ja keine Rolle, was ich tue. Dann kann ich machen, was ich will, wenn Christus alles getan hat“, dann hat Onkel Screwtape schon wieder dein Ohr.
Onkel Screwtape liebt nämlich nicht nur Gesetzlichkeit, er liebt auch Gesetzlosigkeit. Und er springt ganz schnell auf die andere Seite.
Aber dann möchte ich dich daran erinnern, was wir letzte Woche bedacht haben und was Philipp uns vorhin gelesen hat: Wahre Christen haben eine Beschneidung ihres Herzens erlebt. Wahre Christen haben eine komplette Veränderung erfahren.
Sie haben ein neues Verlangen, eine neue Liebe. Wahre Christen haben erkannt, dass Gott sie liebt, dass er sie so sehr liebt, dass er seinen Sohn Jesus Christus für sie dahingegeben hat.
Sie vertrauen darauf, dass Gott sie so sehr liebt, dass er bereit ist, seinen Sohn zu opfern.
Ein Christ, der die Liebe Gottes erfahren hat, weiß, dass das Gesetz, so wie wir es heute haben, dass alle Gebote Gottes, die er uns gibt, zwar niemals der Weg sind, um bei Gott Annahme zu finden, aber die logische Konsequenz sind, wenn wir bei Gott Annahme gefunden haben, weil wir darauf vertrauen, dass Gott es gut mit uns meint.
Das war übrigens schon in Israel die Funktion des Gesetzes.
Es ist ganz interessant nachzulesen, wann das Gesetz gegeben wurde und wem. Es wurde dem Volk Gottes gegeben, den Menschen, die zu Gott gehörten. Israel wurde es gegeben.
Es wurde Israel gegeben, nachdem Gott dieses Volk zu seinem Volk gemacht hatte. Er hat es sich erwählt und dann aus der Sklaverei in Ägypten herausgerettet.
Nachdem er das Volk für sich erwählt und gerettet hatte, sagte Gott: „Hier ist jetzt mein Gesetz. Dieses Gesetz ist der Weg zum Segen. Haltet es, und ihr werdet den Segen ererben.“
So ist das heute noch. Das Gesetz haben wir heute, weil es uns den Weg weist zum maximal glücklichen, erfüllten Leben.
Von daher ist das Gesetz nie etwas, wo wir sagen: „Oh, wo ist die Grenze, wie nah kann ich an die Grenze noch gehen, um gerade noch so innerhalb der Grenzen zu sein?“
Das ist ein Verkennen der Tatsache, dass Gott uns einen guten Weg weist.
Es funktioniert ganz anders: Ich erkenne Gott in seiner Herrlichkeit und seiner Liebe zu mir und strebe dahin. Da interessieren mich die Grenzen nicht.
Ich brauche kein Gesetz für die Grenzen, ich brauche eine Wegweisung zum Segen. Dafür hat Gott uns das Gesetz gegeben.
Andererseits sind wir oft schwach, nicht wahr? Wir tun nicht immer das, was wir tun sollten. Unsere Liebe zu Christus ist nicht ungeteilt. Ich glaube, wir alle kennen das.
So können wir alle gut verstehen, was Paulus im Römerbrief Kapitel 7 beschreibt. Er weiß selbst, dass er immer wieder Dinge tut, die er gar nicht tun will, und dass er in seinem Fleisch, in seiner alten Gesinnung, immer wieder zur Sünde hingeht.
Das sind dann wieder die Momente, in denen Onkel Screwtape kommt und sagt: „Schau mal, was für ein schlechter Kerl du bist. Du glaubst ja gar nicht richtig an Gott, sonst hättest du das nicht getan. So kannst du nicht zu Gott kommen. So wird Gott dich nicht annehmen. Du wirst nicht einfach Vergebung finden, wenn du immer wieder diese Dinge tust.“
Screwtape lügt. Christus steht da mit durchbohrten Händen und sagt: „Komm zu mir, komm immer wieder. Ist nicht die eine Sünde zu viel? Komm immer wieder zu mir. Ich nehme dich in meinen liebenden Arm. Wenn du an mich glaubst, wenn du ernsthaft zu mir zurückwillst, wird dich niemand daran hindern. Ich werde meine Arme offen halten und dich liebevoll wieder in meine Arme nehmen.“
Bei Christus warst du noch nie aufgrund deiner guten Werke, du bist immer nur aufgrund seiner Gnade angenommen worden.
Darum: Lasst euch von niemandem ein schlechtes Gewissen machen wegen Speise oder Trank, wegen eines bestimmten Feiertages, Neumondes, Sabbats oder irgendwelcher anderer Gesetze, Regeln oder menschlicher Werke.
Ja, liebe Gemeinde, ich denke, wir sollten die Ermahnung von Paulus ernst nehmen. Wir alle haben in uns diese Tendenz zur Gesetzlichkeit immer wieder.
Unser Stolz treibt uns dazu, etwas für unsere Erlösung tun zu wollen. Wir wollen etwas haben, womit wir vor Gott angeben können, was wir ihm zeigen können.
Aber es gibt noch einen Weg: zu kapitulieren, anzuerkennen, dass wir nichts tun können. Alles, was wir tun können, ist zu Gott zu kommen, denn er hat alles für uns getan.
Unsere Rettung ist immer aus Gnade allein.
Ich möchte dich fragen: Was meinst du? Warum sollte Gott dich annehmen? Auf welcher Basis meinst du, vor ihm, dem Heiligen, dem vollkommen gerechten Gott, bestehen zu können?
Es gibt nur einen Weg: die totale Kapitulation, das Töten unseres Stolzes, das Bekennen unserer Unfähigkeit.
Dann dürfen wir uns auf ihn werfen und allein die Vergebung unserer Schuld empfangen und Annahme bei Gott finden.
Ich hoffe, dir ist klar: Ich predige heute das Evangelium dir, Christ. Das ist nicht das Evangelium für Nichtchristen, sondern für uns Christen.
Das ist das, was wir immer wieder hören müssen, damit wir immer wieder zu dem hinkommen, bei dem allein wir sicher sind und Geborgenheit haben – damit wir nicht vom Weg abkommen.
Ja, und wenn du heute hier bist und noch nie zu Christus gekommen bist, dann ist dies auch die gute Nachricht für dich:
Gib deinen hoffnungslosen Kampf auf, irgendwie gut genug sein zu wollen, um vor dem Gott, den du vielleicht gar nicht so genau kennst, bestehen zu können.
Dieser Gott hat sich uns offenbart in der Bibel. Dieser Gott ist in Jesus Christus zu uns gekommen. Er hat alles getan, alles, was nötig war, damit du zu ihm kommen kannst und bei ihm wahre Freiheit und Erfüllung finden kannst.
Komm zu ihm! Bei ihm allein findest du alle Fülle, wirkliche Veränderung, wirkliche Freiheit und tatsächlichen Sieg. Lass Christus dein Herr sein – du wirst keinen Besseren finden.
Das ist die erste Ermahnung, die Paulus uns gibt: die Warnung vor Gesetzlichkeit, damit wir zurückschauen auf den, der das Gesetz erfüllt hat.
Dann kommt Paulus in den Versen 18 und 19 auf eine zweite Gefahr zu sprechen.
War es eben ein Missverstehen der biblischen Lehre, ein Missverstehen des Gesetzes, so warnt er jetzt vor einem Missachten der biblischen Lehre, einem Zuwenden zu unbiblischen Praktiken und Lehren, die uns von Christus ablenken sollen.
Ich möchte uns die Verse 18 und 19 noch einmal vorlesen:
„Lasst euch den Siegespreis von niemandem nehmen, der sich gefällt in falscher Demut und Verehrung der Engel und sich dessen rühmt, was er gesehen, ja geschaut hat, und ist ohne Grund aufgeblasen in seinem fleischlichen Sinn und hält sich nicht an das Haupt, von dem her der ganze Leib durch Gelenke und Bänder gestützt und zusammengehalten wird und wächst durch Gottes Wirken.“
In Vers 16 hatten wir betrachtet, dass Christus den Sieg errungen hat. Dort heißt es, er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet, sie öffentlich zur Schau gestellt und einen Triumph aus ihnen gemacht – Christus.
Wenn wir aus Gnade allein durch den Glauben an den Retter und Herrn Jesus Christus zu ihm gehören, dann stehen wir auf der Seite des sicheren Siegers. Der Siegespreis ist uns gewiss.
Jetzt kommen diese falschen Lehrer in Kolossä und wollen die Sieger von dem, in dem der Siegespreis ist, wegbringen. Sie wollen die Menschen auf die Verliererstraße führen.
Paulus sagt: Es wäre doch verrückt, lasst euch von ihnen nicht täuschen, lasst euch nicht berauben! Der Siegespreis ist euer.
Die falschen Lehrer zeichneten sich durch falsche Demut aus, wie es hier heißt. Sie wussten nicht genau, was sie lehrten oder taten.
Sie verehrten Engel anstatt sich an das Haupt der Gemeinde zu halten. In ihrer falschen Demut spielten sie vor, besondere Erfahrungen, Erlebnisse oder Kenntnisse zu haben, die sie etwas Besonderes machen.
Paulus sagt das so schön: Sie waren ohne Grund aufgeblasen in ihrem fleischlichen Sinn.
Wir wollen diese beiden Aspekte noch kurz bedenken.
Erstens: Die Irrlehrer verehrten Engel. Ich bitte nun die Christen in Kolossä, sich davor zu hüten.
Das mag im ersten Moment sehr demütig klingen: „Wer bist du schon? Wer bist du, dass Jesus Christus jetzt Zeit für dich aufopfern muss?“
„Kannst du nicht eine Stufe tiefer gehen? Geh doch mal zu den Engeln.“
Engelanbetung, Engelverehrung ist doch auch schon mal etwas. Lass Christus in Ruhe, der hat genug zu tun. Oder geh zu Maria oder finde irgendwelche anderen Heiligen.
Geh aber nicht zu Christus! Den wollen wir doch nicht belästigen, der ist viel zu heilig.
Das ist, was Onkel Screwtape will: Er will dieses Denken in unserem Kopf. Er liebt es, uns von Christus wegzubringen, zu irgendwelchen niederen Mächten und Autoritäten.
Dann binden wir uns an irgendetwas oder jemanden anderen. „Ach, du brauchst nicht zu Christus gehen, du brauchst nicht sein Wort zu lesen. Ich hasse hier den Prediger, häng dich an den dran, das reicht!“
Das ist falsch, das ist Blödsinn, das ist gefährlich. Es gibt nur einen Weg.
Jesus Christus nimmt das für sich in Anspruch. Er sagt nicht: „Geh zu deinem Prediger oder zu Maria oder zu irgendeinem Heiligen oder zu irgendetwas anderem, nicht mal zu einem Engel.“
Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“
Paulus erklärt uns später: „Na gut, mein Weg ist Jesus der Weg, aber dann können wir ja über Mittler irgendwie zu ihm kommen.“
Und hier: „Nee, nee, das bin auch ich!“
Es gibt nur einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich den Menschen Christus Jesus, heißt es im ersten Timotheusbrief.
Er hat sich selbst gegeben für alle zur Erlösung.
Das heißt, jede Verehrung von Engeln oder von irgendwelchen anderen Wesen oder Mächten ist letztendlich Gotteslästerung.
Alle Ehre gebührt allein Christus, unserem Herrn.
Ich hoffe, keiner von uns steht in der Gefahr, sich an irgendwelche niederen Mächte zu hängen, sich auf andere Mittler einzulassen oder Dinge zu gebrauchen, anstatt zu Christus zu kommen.
Lasst uns Christus allein die Ehre geben!
Der zweite Aspekt, auf den Paulus hier eingeht, ist ein weiterer Punkt, der sich in falscher Demut äußert.
Diese Leute rühmten sich der Dinge, die sie geschaut hatten, und wollten den Kolossern wohl einreden, dass sie besondere Erkenntnisse oder Erfahrungen brauchen.
Das macht sie zu etwas Besserem, zu etwas Besonderem.
Paulus hält dem entgegen, dass keiner von uns jemals mehr wert sein wird in Gottes Augen, weil er besondere Erfahrungen gemacht hat.
Wer das denkt, sagt Paulus in deutlicher Sprache, ist ohne Grund aufgeblasen in seinem fleischlichen Sinn.
Denn eines lehrt die Bibel immer wieder und ganz deutlich: Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn.
Ich glaube, dieser Aspekt kommt etwas näher in unser Leben hinein.
Wie ist das bei uns? Wie ist das bei dir?
Ist dein Leben geprägt von Demut? Gibt es Hoffnung und ein Rühmen in Christus Jesus allein?
Gibt es Dinge, auf die du besonders stolz bist, wo du dir etwas einbildest und denkst: „Jetzt wird Gott mich aber mehr mögen, jetzt wird er mich höher achten, jetzt bin ich mehr wert als jemand anderes“?
Ich denke, wir tun gut daran, uns immer wieder die Ambition des Apostels Paulus zu eigen zu machen, der den Christen in Galatien schrieb:
„Es sei aber fern von mir, mich zu rühmen, außer des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.“
Abgesehen davon, wie die Welt über uns denkt, ist das nebensächlich.
Was zählt, ist Jesus Christus. In ihm allein wollen wir uns rühmen.
Was uns niemals fehlen wird, sind besondere Erlebnisse und Erfahrungen.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Gott schenkt uns manchmal solche Erlebnisse und Erfahrungen. Das kann sehr hilfreich sein und uns ermutigen, bestimmte Situationen voranzubringen.
Wir sollten das dankbar zur Kenntnis nehmen, aber demütig bleiben.
Wir sollten uns davor hüten, zu denken: „Ich bin der mit der besonderen Erfahrung, ich bin der, der etwas Besonderes erlebt hat, schaut auf mich!“
Das möchte Onkel Screwtape. Er will, dass wir immer wieder auf uns selbst schauen.
Darum geht es leider oft: Augen weg von Christus und hin auf uns selbst.
Gottes Wort sagt uns: Vorankommen wirst du nur, wenn du lernst, die Augen von dir selbst wegzunehmen und auf Christus hin auszurichten.
Denn nur im Schauen auf ihn werden wir wirklich verändert.
Nur im Schauen auf ihn werden wir ihm ähnlich.
Wenn wir auf ihn schauen, sehen wir den, der sich erniedrigt hat, der in aller Demut Mensch geworden ist und gehorsam war bis zum Tod am Kreuz.
Dann sehen wir den Weg, den dieser demütige Christus gegangen ist.
Und dann sehen wir, was Gott daraus macht: Gott der Vater hat ihn erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist.
Dass in dem Namen Jesus sich beugen sollen alle Knie, die im Himmel und auf Erden sind und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes des Vaters.
Ich hoffe, wir sehen, wie sehr wir ihn brauchen, weil er unserem Leben immer wieder die richtige Korrektur und Richtung gibt.
Onkel Screwtape will uns vom richtigen Weg abbringen.
Er betont die Wichtigkeit des Gesetzes und von Moral, er betont die Bedeutung von Erfahrungen und flüstert uns ins Ohr, dass es außerhalb von Christus noch so viel mehr zu erkennen gibt.
In dem einen will er nur eins: Er will uns von Christus lösen.
Er will uns von dem lösen, von dem Paulus hier in Vers 19 sagt, dass er das Haupt ist, von dem her der ganze Leib durch Gelenke und Bänder gestützt und zusammengehalten wird und wächst durch Gottes Wort.
Was Paulus uns hier deutlich machen will, ist: Wenn wir uns vom Haupt lösen, wie diese Irrlehre es getan hat und wie die Kolosser es an ihrem Pfarrstand tun sollten, dann zerfällt alles. Dann gibt es kein Wachstum mehr.
Es ist ein bisschen so, wie vielleicht kennt ihr den Bericht: Ich habe das selbst noch nie live gesehen, aber es muss ein ganz interessanter Anblick sein, dass wenn man einem Huhn den Kopf abschlägt, es noch eine ganze Strecke weiterläuft und gar nicht merkt, dass der Kopf weg ist.
Irgendwann fällt es um und ist tot.
So ist das mit Christen, die den Kontakt zum Haupt verlieren, mit Gemeinden, die den Kontakt zum Haupt verlieren.
Wir werden das vielleicht für eine Zeit gar nicht so richtig merken. Aber irgendwann ist das wirklich ihr Leben weg.
Irgendwann stellen wir fest, da gibt es kein Wachstum mehr, es geht bergab.
Die Kirchengeschichte ist voll von solchen Beispielen.
Es gab Gemeinden, die meinten, sie kennen das Evangelium, man müsse es nicht mehr verkündigen. Irgendwann konnte es eigentlich keiner mehr.
Dann verkündete man noch Morallehren, die waren irgendwann zu anstrengend, dann wurden sie heruntergeschraubt.
Irgendwann hatte man eigentlich nichts mehr zu sagen, und man war noch da.
Gibt es heute noch solche Kirchen? Tot, das Haupt ist weg.
Es ist wie das Huhn, das noch durch die Gegend läuft und irgendwann tot umfällt.
Nur wenn wir eng mit dem Haupt verbunden bleiben, wird der Leib Christi wirklich gestützt und zusammengehalten und wächst.
Das tut nicht durch unsere Anstrengungen, sondern durch Gottes Wirken in uns.
Er gibt uns die Kraft zum Wachsen und das Ziel, auf das hin wir leben, das sich lohnt.
Das ist die Ermahnung des Paulus.
Ich möchte schließen mit einigen Fragen und Herausforderungen an dich und an uns alle:
Glaubst du, dass deine Annahme bei Gott in irgendeiner Weise mit dir zu tun hat? Mit irgendetwas, das du getan hast oder nicht getan hast? Mit bestimmten Grenzen, die du nie überschritten hast, weil dein Leben im Großen und Ganzen innerhalb der biblischen Moral gelebt wird?
Glaubst du, dass es in deinem Leben irgendetwas gibt, das dich in Gottes Augen hervorhebt oder besonders macht?
Diese Gedanken kommen von Onkel Screwtape, und Onkel Screwtape lügt.
Lasst uns nicht auf uns selbst schauen, auf unsere Werke oder auf unsere Erfahrungen.
Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender unseres Glaubens, der, obwohl er Freude haben konnte, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.
Dann lasst uns tun, was unser guter Herr uns sagt, denn in ihm haben wir alles, was wir brauchen.
Ich möchte beten:
Lieber Vater, danke, dass du uns in deinem Wort klar den Weg weist auf Jesus Christus hin.
Danke, dass wir wissen dürfen, dass wir in ihm alle Fülle haben, dass wir allein in ihm die Veränderung haben, die uns aus dem Zustand des geistlichen Todes versetzt in dein Reich hinein, dass wir deine Kinder werden können.
Danke, dass wir in dir die Freiheit haben, die Freiheit von aller Schuld.
Danke, dass wir in dir den Sieg haben und dass dieser Sieg gewiss ist.
Vergib uns, dass wir immer wieder wegschauen von dir.
Vergib uns unseren Stolz, der meint, noch etwas tun zu können, um vor dir bestehen zu können.
Vergib uns, dass wir uns so leicht ablenken lassen und auf die Dinge in dieser Welt schauen, als ob sie mehr zu bieten hätten als du.
Herr, vergib uns für all unsere Irrwege.
Herr, danke, dass du uns ermahnst durch dein Wort und danke für die Wegweisung, die du uns gibst.
Herr, wir bitten dich, dass du in uns mächtig wirkst und uns immer mehr veränderst, dass wir immer mehr auf dich schauen und im Schauen auf dich immer mehr verwandelt werden in dein Ebenbild hinein – von einem Grad der Herrlichkeit zum nächsten.
So beten wir im Namen unseres einen Herrn, Jesus Christus. Amen.
Die Warnung vor Gesetzlichkeit und falschen Regeln
Und so möchte ich uns diese Verse lesen und auslegen, in der festen Hoffnung, dass sie uns helfen werden, der Versuchung zu widerstehen und immer wieder zu Christus zurückzukehren, in dem wir alles haben.
Ich lese uns noch einmal die Verse 16 bis 19:
„So lasst euch nun von niemandem ein schlechtes Gewissen machen wegen Speise und Trank oder wegen eines bestimmten Feiertages, Neumondes oder Sabbats. Das alles ist nur ein Schatten des Zukünftigen, leibhaftig aber ist es in Christus. Lasst euch den Siegespreis von niemandem nehmen, der sich gefällt in falscher Demut und Verehrung der Engel und sich dessen rühmt, was er geschaut hat, und ist ohne Grund aufgeblasen in seinem fleischlichen Sinn. Und hält sich nicht an das Haupt, von dem her der ganze Leib durch Gelenke und Bänder gestützt und zusammengehalten wird und wächst durch Gottes Wirken.“
Ich denke, dass sich dieser Text sehr offensichtlich in zwei Abschnitte gliedert. Zweimal kommt der Aufruf „so lasst euch nun“ vor: einmal in Vers 16 und dann in Vers 18. Dieser zweimalige Aufruf leitet wirklich zwei unterschiedliche Abschnitte ein.
In den Versen 16 und 17 sehen wir die Gefahr der Gesetzlichkeit, das Wegschauen von Christus hin zum Gesetz, zu den Lehren des Alten Testaments. Paulus warnt hier konkret vor einem Missverstehen der Bibel, vor allem der biblischen Lehren, konkret des zeremoniellen Gesetzes.
In den Versen 18 und 19 warnt Paulus dagegen vor dem, was geschieht, wenn wir die Bibel nicht mehr nur missverstehen, sondern missachten. Wenn wir uns Dingen zuwenden, die unbiblisch sind, außerhalb biblischer Lehren und Praktiken. Auch das kann uns von Christus trennen.
So wollen wir das jetzt im Detail etwas näher anschauen und dabei immer wieder zurückblicken auf den, in dem wir alles haben: auf Christus.
Die Gefahr der Gesetzlichkeit
Zuerst sind die Verse sechzehn und siebzehn zu betrachten, in denen Paulus vor Gesetzlichkeit warnt. Offenbar gab es in Kolossä Menschen, die den Christen ein schlechtes Gewissen machen wollten. Sie drohten ihnen vielleicht sogar, dass sie das Heil nicht erlangen würden, wenn sie sich nicht an bestimmte Gesetze und Regeln halten. Dabei ging es wohl um besondere Aspekte des zeremoniellen Gesetzes aus dem Alten Testament. Konkret betraf dies Speisevorschriften und das Einhalten bestimmter Feiertage.
Diese Warnung ist für uns im ersten Moment vielleicht nicht so relevant, denn wir haben wahrscheinlich weniger die Tendenz, das Neumondfest zu feiern – falls wir überhaupt wissen, was das ist. Deshalb möchte ich diesen Text ein wenig auf uns übertragen und sagen: Was Paulus hier letztendlich sagt, ist: Lasst euch von niemandem ein schlechtes Gewissen machen wegen eines Glases Wein oder Bier, oder weil ihr am Karfreitag Fisch gegessen habt oder womöglich am Sonntag gearbeitet habt.
Es gibt viele gute Gründe, bestimmte Regeln zu beachten – zum Beispiel keinen Alkohol zu trinken oder den Sonntag wirklich als Ruhetag zu halten. Aber wenn jemand kommt und sagt, das sei heilsentscheidend, das sei absolut notwendig, dann glaubt er der Lüge von Onkel Screwtape. Es gibt nichts, was wir tun müssen. Und ich weiß nicht, was das in deinem Leben konkret ist. Vielleicht ist es nicht das Halten des Sabbats oder der Verzicht auf Alkohol. Vielleicht ist es, dass du deine stille Zeit machen musst – oder du füllst das für dich selbst aus.
Falsche Lehrer behaupten, es gäbe Dinge, die wir tun müssen. Wahrscheinlich haben sie nie gesagt, nur dadurch ist man gerettet. Wahrscheinlich haben sie gesagt: Ja, man braucht Christus auch, aber es gibt Dinge, die wir noch tun müssen. Wir müssen auch irgendetwas machen, irgendwelche Regeln einhalten, das Gesetz erfüllen. Und das ist vollkommen falsch.
Das Gesetz war niemals dazu da, uns in irgendeiner Weise zum Heil zu bringen. Noch nie hat ein Mensch durch das Halten des Gesetzes bei Gott Annahme gefunden. Tatsächlich hat noch nie ein Mensch das Gesetz gehalten – weder Israel, noch du oder ich. Wir alle sind Gesetzesbrecher. Genau das will das Gesetz uns vor Augen führen. Eine Funktion des Gesetzes ist es, uns zu zeigen, dass wir Sünder sind und dass wir einen Retter brauchen.
Das Gesetz wurde von Anfang an mit Anordnungen gegeben, die uns zum einen zeigen, dass wir Gesetzesbrecher sind, zum anderen die Heiligkeit Gottes offenbaren. Außerdem ging es vom ersten Tag an mit der Aufforderung einher, regelmäßig Opfer zu bringen. Die Opfer konnte man regelmäßig festschreiben, weil es keine Frage war, ob sie notwendig würden – ganz gewiss brauchten Israel und alle Menschen Opfer. Israel wusste schon, als das Gesetz gegeben wurde, dass sie es nicht halten würden. Sie brauchten etwas, das Gott wieder besänftigt und den Frieden wiederherstellt.
So war das mit dem Gesetz und den Opfern. Dann kam Jesus Christus, und er war das ein für alle Mal vollbrachte Opfer, das perfekte Opfer. Er allein hat das Gesetz komplett erfüllt. Er war vollkommen gerecht, der einzige, der das Gesetz gehalten hat. Und dann starb er, der eine Gerechte, stellvertretend für alle anderen – für uns Gesetzesbrecher. Er starb am Kreuz, um unsere Schuld zu tragen, die wir durch unsere gesetzesbrecherischen Handlungen auf uns geladen haben. Er nahm diese Schuld von uns.
Christus hat unsere Schuld bezahlt und uns seine Gerechtigkeit zugerechnet, wenn wir im Glauben zu ihm kommen. So können wir als Gesetzesbrecher vor Gott bestehen. Das Gesetz weist uns also auf Christus hin, auf den wir allein hoffen und in dem wir allein Rettung finden können. Das Gesetz kann niemand retten. Rettung gibt es allein in Christus.
So betont Paulus in Vers 17, dass das Gesetz nur ein Schatten des Zukünftigen ist, leibhaftig aber ist es in Christus. Das ist die Funktion des Gesetzes im Hinblick auf unsere Erlösung. Das Gesetz hat verschiedene Funktionen, aber im Hinblick auf unsere Erlösung ist seine Funktion, uns auf Christus hinzuweisen, den wir alle dringend brauchen und der für uns alles getan hat.
Diese Irrlehrer in Kolossä machten etwas völlig Verrücktes: Sie sagten, man solle wegschauen von Christus und stattdessen auf den Schatten achten. Dabei ist es genau andersherum. Das Gesetz soll uns dazu bringen, Christus anzuschauen, auf ihn zu schauen und ihn zu erkennen.
Das ist ein bisschen so, als wenn jemand, den du besonders liebst, lange verreist ist. Du hast ein Foto von dieser Person und schaust es dir abends an, denkst an sie und freust dich. Dann kommt der Tag, an dem dein Freund, deine Freundin oder dein Ehepartner zurückkommt. Du stehst am Flughafen oder Bahnhof, das Tor öffnet sich, und die Person kommt heraus. Würdest du dann das Foto herausholen und dir das Foto anschauen? Das wäre doch bescheuert, oder?
Paulus sagt: Schaut nicht auf den Schatten. Dieser Schatten weist euch auf das Tatsächliche hin. Sein Schatten ist zukünftig, leibhaftig aber ist es in Christus. Das ist Onkel Screwtapes Strategie. Er will, dass wir die Schatten betrachten, bloß nicht Christus. Er will, dass wir uns abmühen, das Gesetz irgendwie zu halten, obwohl Christus schon alles getan hat. Und er behauptet, wir müssten für unsere Erlösung noch etwas tun.
Wir müssen uns immer wieder neu auf das Evangelium besinnen: Christus hat für uns alles getan, als er sein Leben stellvertretend für uns gab. Er ist siegreich über unsere Sünde und unseren Tod auferstanden und bringt uns ewiges Leben.
Ich kann dir versprechen: Dein Anteil an deiner Erlösung wird niemals null Prozent übersteigen, niemals! Du kannst dich so sehr abmühen und alle Gesetze halten, wie du willst, aber dein Anteil an deiner Erlösung wird niemals mehr als null Prozent sein. Wenn du denkst, das könnte anders sein, wenn du glaubst, dass du irgendetwas tun kannst, das Anteil an deiner Erlösung oder deiner Annahme bei Gott haben kann, dann nimmst du dich selbst zu wichtig und schätzt das, was Christus für dich getan hat, zu gering ein.
Wenn du jetzt sagst: „Dann spielt es ja keine Rolle, was ich tue, wenn Christus alles getan hat“, dann hat Onkel Screwtape schon wieder dein Ohr. Er liebt nicht nur die Gesetzlichkeit, sondern auch die Gesetzlosigkeit. Er liebt es, schnell auf die andere Seite zu springen.
Aber ich möchte dich daran erinnern, was wir letzte Woche bedacht haben und was Philipp uns vorhin vorgelesen hat: Wahre Christen haben eine Beschneidung ihres Herzens erlebt. Sie haben eine komplette Veränderung erfahren. Sie haben ein neues Verlangen, eine neue Liebe. Wahre Christen haben erkannt, dass Gott uns liebt – so sehr, dass er seinen Sohn Jesus Christus für uns dahingegeben hat.
Sie vertrauen darauf, dass Gott uns so sehr liebt, dass er bereit ist, seinen Sohn zu opfern. Wir sind nicht von Regeln erdrückt, die schlecht für uns sind. Wer Christus nachfolgt und die Liebe Gottes erfahren hat, weiß, dass das Gesetz, so wie wir es heute haben, niemals der Weg ist, um bei Gott Annahme zu finden. Aber es ist die logische Konsequenz, wenn wir bei Gott Annahme gefunden haben, weil wir darauf vertrauen, dass Gott es gut mit uns meint.
Das war übrigens schon in Israel die Funktion des Gesetzes. Es ist interessant nachzulesen, wann das Gesetz gegeben wurde und wem. Es wurde dem Volk Gottes gegeben, den Menschen, die zu Gott gehörten. Israel wurde das Gesetz gegeben, nachdem Gott dieses Volk zu seinem Volk gemacht hatte. Er hatte es erwählt und es aus der Sklaverei in Ägypten herausgeführt. Nachdem er das Volk erwählt und gerettet hatte, sagte Gott: „Hier ist mein Gesetz.“ Dieses Gesetz ist der Weg zum Segen. Haltet es, und ihr werdet den Segen ererben.
So ist das heute noch. Wir haben das Gesetz, weil es uns den Weg weist zu einem maximal glücklichen, erfüllten Leben. Deshalb ist das Gesetz niemals etwas, bei dem wir fragen: „Wie nah kann ich an die Grenze gehen, um gerade noch innerhalb der Grenzen zu sein?“ Das verkennt die Tatsache, dass Gott uns einen guten Weg weist. Es funktioniert anders: Ich erkenne Gott in seiner Herrlichkeit und seiner Liebe zu mir und strebe dahin. Dabei interessieren mich Grenzen nicht. Ich brauche kein Gesetz für die Grenzen, sondern eine Wegweisung zum Segen. Dafür hat Gott uns das Gesetz gegeben.
Andererseits sind wir oft schwach, nicht wahr? Wir tun nicht immer, was wir tun sollten. Unsere Liebe zu Christus ist nicht ungeteilt. Ich glaube, wir alle kennen das. So können wir gut verstehen, was Paulus im Römerbrief Kapitel sieben beschreibt: Er weiß von sich, dass er immer wieder Dinge tut, die er gar nicht tun will, und dass er in seinem Fleisch, in seiner alten Gesinnung, immer wieder zur Sünde neigt.
Das sind die Momente, in denen Onkel Screwtape kommt und sagt: „Schau mal, was du für ein schlechter Kerl bist. Du glaubst ja gar nicht richtig an Gott, sonst hättest du das nicht getan. So kannst du nicht zu Gott kommen. So wird Gott dich nicht annehmen. Du wirst nicht einfach Vergebung finden, wenn du immer wieder diese Dinge tust.“
Screwtape lügt. Christus steht da mit durchbohrten Händen und sagt: „Komm zu mir, komm immer wieder. Ist nicht die eine Sünde zu viel? Komm immer wieder zu mir. Ich nehme dich in meinen liebenden Arm. Wenn du an mich glaubst und ernsthaft zu mir zurückwillst, wird dich niemand daran hindern. Ich werde meine Arme offen halten und dich liebevoll wieder in meine Arme nehmen. Bei mir warst du noch nie aufgrund deiner guten Werke. Bei mir bist du immer nur aufgrund meiner Gnade.“
Darum: Lasst euch von niemandem ein schlechtes Gewissen machen wegen Speise oder Trank, wegen eines bestimmten Feiertages, Neumondes, Sabbats oder wegen irgendwelcher anderer Gesetze, Regeln oder menschlicher Werke.
Ja, liebe Brüder und Schwestern, ich denke, wir sollten die Ermahnung von Paulus ernst nehmen. Wir alle haben in uns die Tendenz zur Gesetzlichkeit. Unser Stolz treibt uns dazu, etwas für unsere Erlösung tun zu wollen. Wir wollen etwas haben, womit wir vor Gott angeben können, was wir ihm zeigen können.
Aber es gibt noch einen anderen Weg: zu kapitulieren, anzuerkennen, dass wir nichts tun können. Alles, was wir tun können, ist, zu Gott zu kommen, denn er hat alles für uns getan. Unsere Rettung ist immer aus Gnade allein.
Ich möchte dich fragen: Warum sollte Gott dich annehmen? Auf welcher Basis meinst du, vor ihm, dem Heiligen, dem vollkommen gerechten Gott, bestehen zu können? Es gibt nur einen Weg: die totale Kapitulation, das Töten unseres Stolzes, das Bekennen unserer Unfähigkeit. Dann dürfen wir uns auf ihn werfen, indem wir allein die Vergebung unserer Schuld haben und Annahme bei Gott finden.
Ich hoffe, dir ist klar, dass ich heute dir, Christ, das Evangelium predige. Das ist nicht das Evangelium für Nichtchristen, sondern für uns Christen. Das ist das, was wir immer wieder hören müssen, damit wir immer wieder zu dem zurückkommen, bei dem allein wir sicher sind und Geborgenheit haben – damit wir nicht vom Weg abkommen.
Und wenn du tatsächlich heute hier bist und noch nie zu Christus gekommen bist, dann ist dies auch die gute Nachricht für dich: Gib deinen hoffnungslosen Kampf auf, irgendwie gut genug sein zu wollen, um vor dem Gott, den du vielleicht gar nicht so genau kennst, bestehen zu können.
Dieser Gott hat sich uns in der Bibel offenbart. Er ist in Jesus Christus zu uns gekommen. Jesus hat alles getan, alles, was nötig war, damit du zu ihm kommen kannst und bei ihm wahre Freiheit und wahre Erfüllung finden kannst.
Komm zu ihm. Bei ihm allein findest du alle Fülle, wirkliche Veränderung, wirkliche Freiheit und tatsächlichen Sieg. Lass Christus dein Herr sein. Du wirst keinen Besseren finden.
Die Gefahr der Ablenkung durch falsche Demut und Engelverehrung
Das ist die erste Ermahnung, die Paulus uns gibt: die Warnung vor Gesetzlichkeit, damit wir zurückblicken auf den, der das Gesetz erfüllt hat.
In den Versen 18 und 19 spricht Paulus dann eine zweite Gefahr an. Zuvor ging es um ein Missverstehen der biblischen Lehre, um ein falsches Verständnis des Gesetzes. Nun wendet er sich einer anderen Gefahr zu: dem Missachten der biblischen Lehre, dem Abwenden hin zu unbiblischen Praktiken und Lehren, die uns von Christus ablenken sollen.
Ich möchte uns die Verse 18 und 19 noch einmal vorlesen:
„Lasst euch den Siegespreis von niemandem nehmen, der sich gefällt in falscher Demut und Verehrung der Engel und sich dessen rühmt, was er gesehen, ja geschaut hat. Und ist ohne Grund aufgeblasen in seinem fleischlichen Sinn und hält sich nicht an das Haupt, von dem her der ganze Leib durch Gelenke und Bänder gestützt und zusammengehalten wird und wächst durch Gottes Wirken.“
In Vers 16 hatten wir betrachtet, dass Christus den Sieg errungen hat. Dort heißt es, er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet, sie öffentlich zur Schau gestellt und einen Triumph aus ihnen gemacht. Das bedeutet: Wenn wir aus Gnade allein durch den Glauben an den Retter und Herrn Jesus Christus zu ihm gehören, zu Christus gehören und in Christus sind, dann stehen wir auf der Seite des sicheren Siegers. Der Siegespreis ist uns gewiss.
Jetzt aber kommen diese falschen Lehrer in Kolossä, die die Sieger von dem wegbringen wollen, in dem der Siegespreis liegt. Sie wollen die Menschen auf die Seite der Verlierer bringen, sie auf eine Verliererstraße führen. Paulus sagt, das wäre doch verrückt. Lasst euch von ihnen nicht täuschen und nicht berauben! Der Siegespreis gehört euch.
Die falschen Lehrer zeichneten sich durch falsche Demut aus, wie es hier heißt. Sie wussten nicht genau, was sie lehrten oder taten. Statt sich an das Haupt der Gemeinde zu halten, verehrten sie Engel. In ihrer falschen Demut stellten sie sich als besonders dar, weil sie behaupteten, Erfahrungen gemacht, Erlebnisse gehabt und besondere Kenntnisse besessen zu haben. Paulus beschreibt das so schön: Sie waren aufgeblasen in ihrem fleischlichen Sinn.
Man möchte auch diese beiden Aspekte noch kurz bedenken: Die Irrlehrer verehrten Engel. Ich möchte die Christen in Kolossä dazu aufrufen, sich das bewusst zu machen. Das mag im ersten Moment sehr demütig klingen. Aber mal ehrlich: Wer seid ihr denn schon? Wer bist du, dass Jesus Christus jetzt Zeit für dich aufopfern muss? Kannst du nicht eine Stufe niedriger gehen? Geh doch mal zu einem Engel! Engelverehrung ist doch auch schon mal etwas. Lass Christus mal in Ruhe, der hat genug zu tun. Oder geh zu Maria oder finde irgendwelche anderen Heiligen. Aber geh nicht zu Christus. Den wollen wir doch nicht belästigen, der ist viel zu heilig, um ihn zu erreichen.
Genau das ist es, was Onkel Screwtape will. Er will dieses Denken in unserem Kopf. Er liebt es, uns von Christus wegzubringen, hin zu niederen Mächten und Autoritäten. Dann bindet er uns an irgendetwas oder irgendjemanden anders.
Ach, du brauchst nicht zu Christus zu gehen, du brauchst nicht sein Wort zu lesen. „Ich hasse hier den Prediger, häng dich an den dran, das reicht!“ Das ist falsch, das ist Blödsinn, das ist gefährlich. Es gibt nur einen Weg. Jesus Christus nimmt das für sich in Anspruch. Er sagt nicht: Geh zu deinem Prediger oder zu Maria oder zu irgendeinem Heiligen oder zu irgendetwas anderem, nicht mal zu einem Engel. Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“
Paulus erklärt uns später: „Na gut, Jesus ist der Weg, aber dann können wir ja über Mittler irgendwie zu ihm kommen.“ Aber hier heißt es: „Nee, nee, das bin auch ich.“ Es gibt nur einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich den Menschen Christus Jesus, wie es im 1. Timotheus 2,5 heißt. Er hat sich selbst gegeben für alle zur Erlösung.
Das heißt: Jede Verehrung von Engeln oder irgendwelchen anderen Wesen oder Mächten ist letztendlich Gotteslästerung. Alle Ehre gebührt allein Christus, unserem Herrn.
Ich hoffe, keiner von uns steht in der Gefahr, sich an niedere Mächte zu hängen, sich auf andere Mittler einzulassen oder irgendwelche Dinge zu gebrauchen, anstatt zu Christus zu kommen. Wir sollten keine Bilder verehren oder sonst etwas, das uns in den Sinn kommt.
Lasst uns Christus allein die Ehre geben!
Die Gefahr des Hochmuts durch besondere Erfahrungen
Der zweite Aspekt, auf den Paulus hier eingeht, ist eine falsche Demut, die sich zeigt darin, dass sich diese Leute rühmten wegen der Dinge, die sie gesehen hatten. Wahrscheinlich wollten sie den Kolossern einreden, dass sie noch besondere Erkenntnisse und Erfahrungen brauchten. Das solle sie zu etwas Besserem, zu etwas Besonderem machen.
Paulus hält dem entgegen, dass keiner von uns jemals mehr wert sein wird in Gottes Augen, nur weil er besondere Erfahrungen gemacht oder besondere Erlebnisse gehabt hat. Wer das denkt, sagt Paulus in relativ deutlicher Sprache, ist ohne Grund aufgeblasen in seinem fleischlichen Sinn.
Denn eines lehrt die Bibel immer wieder und ganz deutlich: Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn. Ich glaube, dieser Aspekt kommt vielleicht etwas näher an unser Leben heran. Wie ist das bei uns? Wie ist das bei dir? Ist dein Leben geprägt von Demut? Gibt es Hoffnung und ein Rühmen allein in Christus Jesus?
Gibt es Dinge, auf die du besonders stolz bist, bei denen du dir etwas einbildest? Denkst du etwa: Jetzt wird Gott mich mehr mögen, jetzt wird er mich höher achten, jetzt bin ich mehr wert als jemand anderes? Ich denke, wir tun gut daran, uns immer wieder die Ambition des Apostels Paulus zu eigen zu machen. Er schrieb den Christen in Galatien – und wohlgemerkt, Paulus hätte viel gehabt, wofür er sich hätte rühmen können: „Es sei aber fern von mir, mich zu rühmen als allein des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.“
Außer dem, was die Welt denkt, wie wir vor der Welt dastehen, ist alles nebensächlich. Was zählt, ist Jesus Christus. In ihm allein wollen wir uns rühmen.
Was uns niemals fehlt, sind besondere Erlebnisse und Erfahrungen. Um nicht falsch verstanden zu werden: Gott schenkt uns manchmal solche Erlebnisse und Erfahrungen. Das kann sehr hilfreich sein und uns ermutigen, bestimmte Situationen vielleicht sogar einen Schritt voranbringen. Wir sollten das dankbar zur Kenntnis nehmen, aber darüber demütig bleiben.
Wir sollten uns davor hüten, zu denken, wir wären jetzt etwas Besonderes. „Ich bin der mit der besonderen Erfahrung, ich bin der, der etwas Besonderes erlebt hat, schaut auf mich!“ Das möchte Onkel Screwtape, der möchte, dass wir immer wieder auf uns selbst schauen. Darum geht es doch leider nicht. Augen weg von Christus und hin auf uns selbst.
Gottes Wort sagt uns: Vorankommen wirst du in deinem Leben nur, wenn du lernst, die Augen von dir selbst wegzunehmen und auf Christus hin auszurichten. Denn nur im Schauen auf ihn werden wir wirklich verändert. Nur im Schauen auf ihn werden wir ihm ähnlich.
Und wenn wir auf ihn schauen, dann sehen wir, dass Stolz nie ein guter Weg ist. Was sehen wir, wenn wir auf Christus schauen? Wir sehen den, der sich erniedrigt hat, der in aller Demut Mensch geworden ist und gehorsam war bis zum Tode am Kreuz.
Dann sehen wir den Weg, den dieser demütige Christus gegangen ist. Und wir sehen, was Gott daraus macht: Gott, der Vater, hat ihn erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist. Dass in dem Namen Jesus sich beugen soll alle Knie, die im Himmel und auf Erden sind und unter der Erde sind. Und alle Zungen sollen bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.
Ich hoffe, wir sehen, wie sehr wir ihn brauchen, wie sehr wir ihn brauchen, weil er unserem Leben immer wieder die richtige Korrektur, die richtige Richtung gibt. Onkel Screwtape will uns vom richtigen Weg abbringen. Er betont die Wichtigkeit des Gesetzes und von Moral, er betont die Bedeutung von Erfahrungen und flüstert uns ins Ohr, dass es außerhalb von Christus noch so viel mehr zu erkennen gibt.
Und in dem einen hat er nur eins hier: Er will uns von Christus lösen. Er will uns von dem lösen, von dem Paulus hier in Vers 19 sagt, dass er das Haupt ist, von dem der ganze Leib durch Gelenke und Bänder gestützt und zusammengehalten wird und wächst durch Gottes Wort.
Das heißt, was Paulus uns hier deutlich machen will, ist: Wenn wir uns vom Haupt lösen, wie diese Irrlehre es getan hat und wie die Kolosser an ihrem Pfarrstand es tun sollen, wenn wir uns von diesem Haupt lösen, dann zerfällt alles. Dann gibt es kein Wachstum mehr.
Es ist ein bisschen so, wie vielleicht kennt ihr den Bericht – ich habe das selber noch nie live gesehen, aber es muss ein ganz interessanter Anblick sein –, dass wenn man einem Huhn den Kopf abschlägt, das Huhn noch eine ganze Strecke weiterläuft. Es merkt gar nicht, dass der Kopf weg ist. Irgendwann fällt es um und ist tot.
So ist das mit Christen, die den Kontakt zum Haupt verlieren, mit Gemeinden, die den Kontakt zum Haupt verlieren. Auch wir werden das vielleicht für eine Zeit gar nicht so richtig merken. Aber irgendwann ist das wirklich ihr Leben weg. Irgendwann stellen wir fest, da gibt es kein Wachstum mehr, es geht bergab.
Die Kirchengeschichte ist voll von Gemeinden, die irgendwann meinten, sie kennen ja das Evangelium, man müsse es nicht mehr verkündigen. Und irgendwann konnte es eigentlich gar keiner mehr. Dann hat man noch Morallehren verkündigt, und die waren irgendwann auch zu anstrengend. Dann hat man sie heruntergeschraubt. Und irgendwann hatte man eigentlich gar nichts mehr zu sagen, und man war noch da.
Gibt es heute noch solche Kirchen? Tot. Das Haupt ist weg. Es ist wie das Huhn, das noch durch die Gegend läuft. Irgendwann fällt es tot um.
Nur wenn wir eng mit dem Haupt verbunden bleiben, wird der Leib Christi wirklich gestützt und zusammengehalten, und er wächst. Wer tut das nicht durch unsere Anstrengungen, sondern durch Gottes Wirken in uns. Denn er gibt uns die Kraft zum Wachsen und das Ziel, auf das hin zu leben sich lohnt.
Das ist die Ermahnung des Paulus.
Ich möchte schließen mit einigen Fragen, mit einigen Herausforderungen an dich und an uns alle: Glaubst du, dass deine Annahme bei Gott in irgendeiner Weise mit dir zu tun hat? Mit irgendetwas, das du getan hast oder nicht getan hast? Mit bestimmten Grenzen, die du nie überschritten hast, weil dein Leben im Großen und Ganzen innerhalb der biblischen Moral gelebt wird?
Glaubst du, dass es in deinem Leben irgendetwas gibt, das dich in Gottes Augen hervorhebt, etwas Besonderes macht?
Diese Gedanken kommen von Onkel Screwtape, und Onkel Screwtape lügt. Lasst uns nicht auf uns selbst schauen, auf unsere Werke, auf unsere Erfahrungen. Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender unseres Glaubens, der, obwohl er Freude haben konnte, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.
Und dann lasst uns tun, was unser guter Herr uns sagt, denn in ihm haben wir alles, was wir brauchen.
Ich möchte beten:
Lieber Vater, danke, dass du uns in deinem Wort klar den Weg weist auf Jesus Christus hin. Danke, dass wir wissen dürfen, dass wir in ihm alle Fülle haben, dass wir allein in ihm die Veränderung haben, die uns aus dem Zustand des geistlichen Todes versetzt in dein Reich hinein, dass wir deine Kinder werden können.
Danke, dass wir in dir die Freiheit haben, die Freiheit von aller Schuld. Danke, dass wir in dir den Sieg haben und dass dieser Sieg gewiss ist.
Vergib uns, dass wir immer wieder wegschauen von dir. Vergib uns unseren Stolz, der meint, noch etwas tun zu können, um vor dir bestehen zu können. Vergib uns, dass wir uns so leicht ablenken lassen und auf die Dinge in dieser Welt schauen, als ob sie mehr zu bieten hätten als du.
Herr, vergib uns für all unsere Irrwege. Herr, danke, dass du uns ermahnst durch dein Wort, und danke für die Wegweisung, die du uns gibst.
Herr, so wollen wir bitten, dass du in uns mächtig wirkst und uns immer mehr veränderst, dass wir immer mehr auf dich schauen und im Schauen auf dich immer mehr verwandelt werden in dein Ebenbild hinein, von einem Grad der Herrlichkeit zum nächsten.
Und so beten wir im Namen unseres einen Herrn Jesus Christus. Amen.
Abschlussfragen und Gebet
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