Am Donnerstag, dem 21. November dieses Jahres, wurde die Lucy – so heißt die Weihnachtsbeleuchtung an der Bahnhofstrasse in Zürich – eingeschaltet. Gleichzeitig öffneten die verschiedenen Weihnachtsmärkte im Hauptbahnhof, am Bellevue, auf dem Münsterplatz und auch in Albisrieden, wo gestern ein Weihnachtsmarkt stattfand, der nur einen Tag dauerte.
Unverkennbar sind wir in der Adventszeit angekommen. Jedes Jahr beschäftigen wir uns in dieser Zeit mit biblischen Texten zur Geburt Jesu. Weihnachten ist ja das Geburtstagsfest für Jesus.
Es wäre immer wieder interessant, wenn man die Leute befragen würde, was sie eigentlich an Weihnachten feiern. Manchmal sind die Antworten fast traurig. Trotzdem ist Weihnachten das Fest zur Geburt Jesu, an dem Gott die Menschen besucht. So habe ich diese dreiteilige Serie beschrieben.
Bevor Jesus geboren wurde, begegnete Gott einer jungen Frau. Und das geschah folgendermaßen.
Die Ankündigung an Maria: Ein unerwarteter Besuch
Im sechsten Monat der Schwangerschaft sammelte Gott den Engel Gabriel zu einer unverheirateten jungen Frau, die in Nazareth, einer Stadt in Galiläa, wohnte. Sie hieß Maria, war noch unberührt und mit Joseph, einem Mann aus dem Hause Davids, verlobt.
„Sei gegrüßt, dir ist heute eine hohe Gnade zuteil geworden“, sagte Gabriel zu ihr, als er hereinkam. „Der Herr ist mit dir.“ Maria erschrak zutiefst, als sie so angesprochen wurde, und fragte sich, was dieser Gruß zu bedeuten habe.
Da sagte der Engel zu ihr: „Du brauchst dich nicht zu fürchten, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Du wirst schwanger werden und deinen Sohn zur Welt bringen. Dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und wird Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Stammvaters Davids geben. Er wird für immer über die Nachkommen Jakobs herrschen, und seine Herrschaft wird niemals aufhören.“
„Ja, wie soll das zugehen?“, fragte Maria den Engel. „Ich bin doch noch gar nicht verheiratet.“
Er gab ihr zur Antwort: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind, das du zur Welt bringst, heilig sein und Gottes Sohn genannt werden.“
Und er fügte hinzu: „Auch Elisabeth, eine Verwandte, ist schwanger und wird noch in ihrem Alter einen Sohn bekommen. Von ihr hieß es, sie sei unfruchtbar. Jetzt ist sie im sechsten Monat, denn für Gott ist nichts unmöglich.“
Da sagte Maria: „Ich bin die Dienerin des Herrn. Was du gesagt hast, soll mit mir geschehen.“ Hierauf verließ sie der Engel.
Die Bedeutung des Engelsbesuchs im historischen Kontext
Das können natürlich alle Frauen, die schwanger sind, gut nachempfinden. Für mich ist das schwieriger vorstellbar.
Es waren ungefähr sechs Monate vergangen, seit der Engel Gabriel im Tempel in Jerusalem erschienen war. Er überraschte den Priester Zacharias mit der Nachricht, dass seine Frau, obwohl sie nicht mehr zeugungsfähig war, ein Kind bekommen werde – ihr erstes Kind. Dieses Kind sollte das Kommen des erwarteten Retters, des Messias, vorbereiten. Wie ein Herold würde er vorangehen und ankündigen, dass nun der König komme, von dem die Propheten gesprochen hatten.
Wenn es in Israel einen Ort gab, an dem man erwarten konnte, dass Gott oder ein Engel in Erscheinung treten würde, dann war es der Tempel in Jerusalem. Schließlich verstand man den Tempel als den Wohnort Gottes, einen Ort, an dem Gottes Gegenwart besonders intensiv war.
Sechs Monate später erschien derselbe Engel in Nazareth. Nazareth lag im Land Galiläa. Hier haben wir Jerusalem in Judäa, dort Samaria und Galiläa. Nazareth lag also in Galiläa.
Dort wohnten nicht die besseren Leute. Mit „besseren Leuten“ sind vermögende und einflussreiche Menschen gemeint. Niemand erwartete, dass Gott in Nazareth etwas Außerordentliches und Einzigartiges bewirken würde. Es war ein normaler, unbedeutender Ort.
Als Philippus Nathanael erzählte, dass Jesus von Nazareth der erwartete und ersehnte Retter Israels sei, erwiderte dieser nur: „Was kann aus Nazareth Gutes kommen?“ Ähnlich könnte man auch fragen: Was kann aus Schlieren oder Seebach Gutes kommen? Für die Pharisäer schien es sowieso klar zu sein, dass Jesus nicht der Messias sein konnte, weil er aus Galiläa kam. Sie waren überzeugt, dass aus Galiläa kein Prophet kommen könne.
Die Herkunft Marias und die königliche Verheissung
Doch in Nazareth wohnte Maria. Sie war mit Joseph verlobt, der ein Nachkomme des großen israelitischen Königs David war. Eigentlich war er ein Prinz. Sein Bürgerort, die Stadt seines Vaters, war Bethlehem.
Man wusste in Israel, dass einer der Nachkommen Davids einmal den von Gott angekündigten ewigen König hervorbringen würde. Dieser König würde den Thron Davids besteigen, das ewige Königreich aufrichten und bis in alle Ewigkeit regieren. Darauf wartete Israel. Es war keine Frage, ob das kommen würde oder nicht, sondern nur, wann es geschehen würde.
Und genau hier begann es, in dieser damals unbedeutenden Stadt. In Nazareth begegnete der Engel Gabriel einer jungen Frau, die in ärmlichen Verhältnissen lebte. Er überraschte Maria mit den Worten: „Sei gegrüßt, dir ist eine hohe Gnade zuteil geworden, der Herr ist mit dir.“
Maria erschrak – allerdings nicht wegen der Erscheinung des Engels, was eigentlich erstaunlich ist. Sie erschrak zutiefst, als sie so angesprochen wurde, und fragte sich, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Sie machte sich Gedanken über die Worte, die sie hörte, und erschrak über deren Bedeutung.
Wäre Gabriel als Lichtgestalt erschienen, so wie wir das in den meisten Bildern zu dieser Szene sehen oder in Theatern dargestellt wird, wäre sie vermutlich über die Erscheinung des Engels erschrocken. Plötzlich hätte ein helles, strahlendes Licht den Raum erhellt. Doch Maria erschrak nicht über die Erscheinung des Engels, sondern über seine Worte.
Gabriel beruhigte sie: „Du brauchst dich nicht zu fürchten, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden.“ Der Engel war nicht gekommen, um ein Gericht anzukündigen. Er war gekommen, um dieser einfachen Frau aus Nazareth zu sagen, dass Gott sie freundlich ansieht und eine gute Absicht mit ihr hat.
Warum sich Gott für Maria entschieden hatte, wissen wir nicht. Und Gabriel scheint es ihr auch nicht gesagt zu haben. Hauptsache war, dass sie Gnade bei Gott gefunden hatte. Das ist typisch für Gottes Handeln. Oft wählt er Menschen für wichtige Aufgaben, die wir niemals wählen würden.
Es trifft zu, was Paulus den Korinthern schreibt: Was in dieser Welt unbedeutend und verachtet ist und was den Menschen nichts gilt, das hat Gott erwählt, damit ans Licht kommt, wie nichtig das ist, was bei ihnen etwas gilt. So sollen wir endlich begreifen, dass das, was wir als wichtig erachten, unbedeutend ist und dass das, was in Gottes Augen bedeutend ist, von großer Wichtigkeit ist (1. Korinther 1,26-29).
Das demonstrierte Gott durch das ganze Geschehen um die Geburt seines Sohnes. Gott wird auch in deinem Leben Geschichte schreiben, denn er hält nicht Ausschau nach besonders angesehenen Menschen. Er arbeitet mit ganz normalen Menschen, die ihm Vertrauen schenken. Das ist das Einzige, worauf es ankommt.
Du musst kein Ansehen haben und keine hohe Ausbildung besitzen. Gott sucht sich immer Menschen, die demütig sind und ihm vertrauen.
Die Verheissung des einzigartigen Kindes
Gabriel erklärt Maria, was es bedeutet, dass sie bei Gott Gnade gefunden hat. Sie wird ein Kind bekommen – ein einzigartiges Kind. Du wirst schwanger werden und deinen Sohn zur Welt bringen. Dem sollst du den Namen Jesus geben.
Vielleicht hat Maria noch nicht wirklich begriffen, was das genau bedeutet. Sie wird einen Sohn zur Welt bringen, das ist gut möglich, denn sie ist jung und wird bald heiraten. Das ist für sich genommen nicht unbedingt bemerkenswert. Dass das Geschlecht des Kindes vorausgesagt wurde, war in jener Zeit vielleicht etwas Besonderes, denn es gab noch keinen Ultraschall. Auch der Name war bereits festgelegt, was ebenfalls ungewöhnlich war.
Gabriel erklärt weiter: Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Stammvaters David geben. Nun wird Maria vermutlich langsam realisieren, dass sie in ihrem Leib das Kind tragen wird – die Mutter des langersehnten Königs von Israel.
Stellt euch das einmal vor: Sie wird den König in sich tragen, der den ewigen Thron Davids besteigen und für immer regieren wird. Sie ist die Frau, über die der Prophet Jesaja vor Hunderten von Jahren geschrieben hat. Die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Diesen wird sie Immanuel, „Gott mit uns“, nennen.
Ich weiß zwar nicht, ob Maria in diesem Moment an diese Prophezeiung dachte. Aber ich denke, sie ahnte, wie großartig und ehrenvoll die Aufgabe ist, die ihr Gott anvertraut hat. Sie wird die Mutter des Schöpfers von Himmel und Erde sein. Der Schöpfer kommt in ihren Leib – das ist unfassbar.
Die königliche Würde Jesu trotz Kreuzigung
Vielleicht fragen sich einige, warum man von Jesus als König spricht und davon, dass er auf dem Thron Davids regieren wird. Jesus wurde doch am Kreuz hingerichtet. Ja, genau. Warum ist er dann König, wenn er nicht regierte?
Das ist eine gute Frage, die auch Pilatus hatte, der römische Vertreter in Israel, der das römische Reich vertrat. Ihn interessierte das ebenfalls. Bevor er das Todesurteil über Jesus sprach, fragte er ihn: „Bist du der König der Juden?“ Jesus antwortete ihm eindeutig: „Das Reich, dessen König ich bin – also ich bin ein König – ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, dann hätten meine Diener für mich gekämpft, damit ich nicht den Juden in die Hände falle. Nun ist aber mein Reich nicht von dieser Erde.“
Hier wird explizit von der Erde gesprochen, also nicht von der Welt im Allgemeinen. Kosmos und Erde sind spezielle Begriffe. Die Erde ist das, worauf wir jetzt stehen.
Pilatus fragte nochmals erstaunt: „Dann bist du also tatsächlich ein König? Interessant, bist du tatsächlich ein König?“ Jesus antwortete ihm ganz unmissverständlich: „Du hast recht, ich bin ein König. Ich bin in die Welt gekommen, um für die Wahrheit Zeugnis zu geben. Dazu bin ich geboren. Jeder, der auf der Seite der Wahrheit steht, hört auf meine Stimme.“
Jesus ist König. Er ist der König der Könige. Er ist einflussreicher und mächtiger als irgendein König je war und sein wird. Er wird mächtiger sein als die mächtigsten Menschen, die es je auf dieser Erde gab.
Jesus wird jedoch nicht auf dieser von der Sünde verfallenen Welt König sein. Er wird den Thron Davids in der kommenden neuen Welt besteigen und dort für immer regieren.
In der Offenbarung steht, dass das Lamm – ein Begriff für Jesus – siegen wird. Denn es ist Herr über alle Herren und Könige, über alle Könige. Mit ihm werden alle siegen, die bei ihm sind, alle, die ihm vertrauen, alle, die ihm nachfolgen.
Jesus ist der ewige König und wird sein Königreich auf der neuen Erde endgültig und sichtbar aufrichten.
Marias berechtigte Zweifel und die Erklärung des Engels
Ist das nicht eine einzigartige Ankündigung? Einer einfachen Frau, die in ärmlichen Verhältnissen lebt, wird gesagt, dass sie den König aller Könige in sich tragen wird. Ist das nicht ein sympathischer Gott, dem Äußerlichkeiten, Ruhm und Ansehen nicht wichtig sind? Ein Gott, der keine Schlösser braucht, um sein Werk auszuführen?
Natürlich beschäftigte Maria eine zentrale Frage, die wir alle stellen würden, nehme ich jetzt mal an: Wie soll das zugehen? Ich bin noch gar nicht verheiratet. Eine berechtigte Frage, oder? Wie soll ich ein Kind empfangen, wenn ich nicht verheiratet bin?
Ehrlich gesagt, heute kann man diese Frage kaum noch verstehen. Warum sollte Maria kein Kind bekommen, wenn sie nicht verheiratet ist? Wer wartet denn bis zur Hochzeit? Heute heiraten viele erst, wenn sie ein Kind bekommen. „Ah, wir bekommen ein Kind, dann heiraten wir.“ Bei uns scheint es schon fast selbstverständlich zu sein, dass man mit jemandem ins Bett geht, ohne zu wissen, ob man diese Person je heiraten möchte oder wird. Das überlegt man meistens nachher – oder oft gar nicht.
Nun, es ist zu hoffen, dass unter Christen andere Verhaltensweisen gelten und praktiziert werden. Es ist zu hoffen, dass sich Christen nicht daran orientieren, was die Gesellschaft akzeptiert und toleriert, sondern danach fragen, was Gott gefällt.
Jedenfalls war es zur Zeit von Joseph und Maria so, dass man mit großer Sicherheit davon ausgehen konnte, dass Verlobte noch keinen Geschlechtsverkehr hatten. Deshalb antwortet Maria dem Engel Gabriel – und so steht es im griechischen Grundtext – nicht einfach mit „Ich bin nicht verheiratet“. Das ist zwar keine schlechte Übersetzung, aber sie sagt noch etwas viel Deutlicheres. Sie sagt: „Ich weiß von keinem Mann“ oder man könnte auch übersetzen: „Ich habe noch keinen Mann erkannt.“
Damit macht sie eine ganz klare Aussage. Sie sagt nämlich nicht, dass sie Maria vergessen hätte, dass sie mit Joseph verlobt war. Sie kannte einen Mann und wusste, den will ich heiraten. Aber diese Redewendung „Ich weiß von keinem Mann“ oder „Ich habe noch keinen Mann erkannt“ bedeutet, dass sie noch mit keinem Mann im Bett war, schlicht und ergreifend. So hat man damals so etwas ausgedrückt.
Übrigens finden wir diese Redewendung bereits im ersten Buch Mose. Dort heißt es, dass Adam seine Frau erkannte, und sie wurde schwanger und gebar ein Kind. Das zeigt die Verwendung dieses Begriffs. Adam hat seine Frau nicht nur angeschaut, sondern noch mehr ist passiert. Adam erkannte seine Frau, und sie wurde schwanger und gebar ein Kind.
Maria sagte damit ganz deutlich, dass sie noch Jungfrau war. Hätte sie bereits mit Joseph geschlafen, hätte sie vermutlich gefragt: „Bin ich jetzt schon schwanger geworden?“ oder so etwas in dieser Richtung.
Nun erklärt ihr der Engel, wie das Kind in ihr gezeugt werden wird: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten.“ Gott selbst wird dieses Kind in ihrem Leib zeugen. Das war ein geheimnisvoller Vorgang, ein Schöpfungsakt Gottes.
Wie bei der Schöpfung gebietet Gott, und es geschieht. Gott spricht, und es geschieht. Er gibt einen Befehl, und schon ist er ausgeführt. Bis zum heutigen Tag ist das so: Gott spricht, und es geschieht. Gott hat hier gesprochen, und es ist geschehen.
Es ist nicht so wie in der antiken Literatur, dass Gott quasi ein intimes Verhältnis gehabt hätte. In der Antike glaubte man teilweise, dass man mit Göttern schlafen kann, und ging dafür in die Tempel. Meistens waren es keine Götter, sondern Priester, die sich als Götter ausgaben. Aber das ist ein Thema für sich.
Gott hat das bestimmt nicht so gemacht. Es war kein intimer Akt, sondern ein Schöpfungsakt Gottes. Er hat gesprochen, und es ist geschehen. Bis zum heutigen Tag ist das so: Gott spricht, und es geschieht.
Der Hauptmann, der Jesus um die Heilung eines Dieners bat, hatte das begriffen. Er sagte zu Jesus: „Nein, du musst nicht zu mir kommen, sprich nur ein Wort, und mein Diener wird gesund.“ Das könnte auch eine Bitte in deinem Leben sein, wenn du durch eine innere Not gehst. Du könntest vielleicht Gott einfach mal sagen: „Gott spricht doch nur ein Wort, und es wird geschehen.“
Die Heiligkeit Jesu und die Bestätigung durch Elisabeths Schwangerschaft
Weil Gott das Kind in Maria erzeugte, sagt Gabriel, wird auch das Kind, das sie zur Welt bringt, heilig sein und Gottes Sohn genannt werden. Wäre Jesus ganz normal gezeugt worden, also durch Joseph, wäre er ein ganz normaler Mensch gewesen. Vielleicht wäre aus ihm ein großer Prophet geworden, aber nicht mehr.
Doch Jesus ist Gottes Sohn, weil er von Gott gezeugt wurde. Das ist in der christlichen Lehre von großer Bedeutung. Deshalb ist er im wörtlichen Sinn Sohn Gottes. Das ist nicht nur ein Ehrentitel, sondern tatsächlich ist er der Sohn Gottes. Gott hat ihn durch sein Wort gezeugt. Er ist wesensmäßig der Sohn Gottes, mit Gott sozusagen blutsverwandt. Das ist elementar in der christlichen Lehre. Wer ihn sieht, sieht den Vater. Im Hebräerbrief lesen wir, dass er das vollkommene Abbild von Gottes Herrlichkeit ist, der unverfälschte Ausdruck seines Wesens.
Um Maria in ihrem Glauben zu stärken, erzählte Gabriel, dass Elisabeth, eine Verwandte von ihr, ebenfalls schwanger wurde, obwohl sie schon in einem Alter war, in dem man normalerweise keine Kinder mehr bekommen kann. Daran könne Maria sehen, dass für Gott nichts unmöglich sei. Es werde geschehen, wie Gabriel es ihr gesagt habe.
Das ist die einzigartigste Empfängnis aller Zeiten. Sie wird sich nicht wiederholen und war vorher nie geschehen. Maria musste sofort klar sein, welche Folgen diese Schwangerschaft für sie haben würde. Was würden die Leute über sie denken, wenn sie als unverheiratete Frau schwanger würde? Die Leute würden denken, sie sei eine Hure, schlicht und ergreifend, so war die damalige Kultur.
Und wie sollte sie Joseph erklären, warum sie schwanger sei? Wie kann eine Frau einem Mann erklären, dass sie schwanger geworden ist, ohne mit einem Mann geschlafen zu haben? Das ist schwierig! Würde er ihr glauben, dass sie mit keinem anderen Mann geschlafen hatte? Würde er glauben, dass Gott sie erwählt hat? Kann das überhaupt jemand erfassen?
Das war dann auch schwierig. Der Engel Gottes klärte die Sache bei Joseph noch schnell. Das war ja ein Riesending: Sie empfängt den Sohn Gottes.
Marias Bereitschaft und das Vorbild ihres Glaubens
Was auch immer Marie beschäftigte, für sie war eines klar: Sie wollte sich dem Willen Gottes fügen, egal welche Folgen das für ihr Leben haben würde. Sie wollte Gottes Willen tun und sich nicht querstellen oder ungehorsam sein.
Das könnte auch der Grund sein, warum Gott sie auserwählte – weil sie aus tiefstem Herzen das tun wollte, was Gott gefällt. So antwortet sie dem Engel Gabriel: „Ich bin die Dienerin des Herrn. Was du gesagt hast, soll mit mir geschehen.“
Diese Aussage gehört für mich zu den berührendsten in der Bibel. Wenn wir Maria würdigen wollen, dann tun wir das, indem wir ihre Hingabe uns zum Vorbild nehmen. Wir dürfen und sollen Maria nicht anbeten, denn das würde Gott nicht gefallen. Aber wir sollen ihrem Glauben nacheifern.
Sie ist uns ein Vorbild für Selbstverleugnung. Maria schaute nicht darauf, was für sie das Beste und Bequemste gewesen wäre. Stattdessen tat sie das, was Gott gefällt. Anders gesagt, sie wusste, dass es das Beste ist, das zu tun, was Gott gefällt.
Vielleicht müssen wir das wieder einmal lernen: Nicht im Vordergrund unseres Lebens sollte stehen, immer das zu tun, was uns am besten gefällt. Vielmehr sollten wir begreifen, dass uns das, was Gott am besten gefällt, auch am besten tut und für uns das Beste ist.
Bist du bereit, das zu tun, was Gott von dir möchte? Das zu tun, was ihm gefällt? Dann kannst du Gott sagen: „Hier bin ich, was du sagst, soll mit mir geschehen.“
Gottes Besuch bei den Menschen: Ein einmaliges Ereignis mit Zukunftshoffnung
Gott kam zu einer jungen Frau, die in sehr bescheidenen Verhältnissen lebte, und ehrte sie mit der Aufgabe, den Schöpfer des Himmels und der Erde, den König aller Könige, in sich zu tragen. Alles, was geschah, als Gott zu dieser jungen Frau kam, war einmalig und einzigartig.
Das sollte uns eigentlich nicht überraschen. Wenn Gott die Menschen besucht, müssten wir uns eher wundern, wenn nichts Außerordentliches geschieht. Viele von uns wissen, dass Gott die Erde noch einmal besuchen wird. Doch dann wird Jesus, wie Samuel es schon am Anfang gesagt hat, nicht mehr als Säugling kommen, sondern in Macht und Herrlichkeit.
Dieses zweite Kommen wird genauso einmalig und einzigartig sein wie sein erstes Kommen. Paulus schreibt darüber an die Christen in Thessalonich: Der Herr Jesus selbst wird vom Himmel herabkommen. Ein lauter Befehl wird ertönen, ebenso die Stimme eines Engelfürsten und der Schall der Posaune Gottes werden zu hören sein.
Daraufhin werden zuerst die Menschen auferstehen, die im Glauben an Christus gestorben sind. Danach werden wir, die Gläubigen, die zu diesem Zeitpunkt noch am Leben sind, mit ihm zusammen und mit den Auferstandenen in den Wolken emporgehoben, dem Herrn entgegen. Dann werden wir alle für immer, also in alle Ewigkeit, bei ihm sein.
Auf diesen Tag können wir uns freuen. Wir warten ja, denke ich, und hoffe ich, nicht mehr auf das Kind in der Krippe. Das Kind in der Krippe ist erwachsen geworden und jetzt in der Herrlichkeit bei seinem Vater. Wir warten auf unseren König, der in Macht und Herrlichkeit zu uns kommen wird.
Was für ein Tag wird das sein!
Gebet des Dankes für Gottes Wirken
Ich bete mit uns. Ich möchte dir danken, Vater, dass du deinen Sohn in diese Welt gesandt hast.
Ich danke dir, dass du es so gemacht hast, dass wir sehen können: Das muss einfach etwas ganz Besonderes sein. Es ist keine normale Empfängnis, sondern trägt deine Handschrift. Du besuchst uns Menschen.
Aus Liebe zu uns bist du gekommen, und dafür möchte ich dir danken.
Ich möchte dir auch danken, dass für dich das Ansehen einer Person nicht so wichtig ist. Du wirkst immer wieder mit Menschen zusammen, die kaum beachtet werden. Doch du beachtest sie, weil du unsere Herzen siehst.
So möchten wir dir danken, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, der sich über uns Menschen erbarmt. Das hast du gezeigt, indem du deinen Sohn in diese Welt gesandt hast. Amen.
