Einführung in die Predigtserie und Überblick über den Römerbrief
Ich freue mich, dass wir ab heute im Sonntagabend-Gottesdienst eine Predigtserie beginnen, die uns eine ganze Weile beschäftigen wird. Wir wissen nicht genau, wie weit wir damit gehen oder wie lange wir das machen werden. Aber wir werden den Römerbrief in ganz kleinen Abschnitten durchgehen, sodass die Predigten hoffentlich maximal 25 Minuten, auf keinen Fall über 30 Minuten lang sein werden. Die Trainings wissen genau, warum das so ist. Alle anderen können das gerne mal versuchen herauszufinden.
Der Römerbrief wurde vom Apostel Paulus geschrieben. Gleich zu Beginn des Briefs – und heute werden wir uns nur den Briefanfang anschauen – schreibt er, mit welchem Ziel er schreibt und mit welchem Ziel er das Evangelium verkündet. Was meint ihr, was ist das Ziel des Evangeliums? Es gäbe jetzt viele richtige Antworten und auch viele falsche. Paulus nennt einen ganz besonderen Aspekt, und darüber wollen wir nachdenken. Er kommt darauf sowohl in seiner Briefeinleitung als auch im Briefschluss zu sprechen.
Ich möchte die ersten sieben Verse dieser zugegebenermaßen sehr langen Briefeinleitung lesen: Römer 1, Verse 1 bis 7. Das ist der längste Briefanfang von allen Paulusbriefen – mit Abstand der längste. Und er hat, wie immer bei allen Paulusbriefen, drei Teile: Der Schreiber stellt sich vor, sagt, wer der Empfänger ist, und sendet einen Gruß.
Ich lese uns Römer 1 ab Vers 1: „Paulus, ein Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel, ausgesondert zu predigen das Evangelium Gottes, das er zuvor verheißenen hat durch seine Propheten in der Heiligen Schrift von seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn, der geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch und nach dem Geist, der heiligt, eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft durch die Auferstehung von den Toten. Durch ihn haben wir empfangen Gnade und Apostelamt, in seinem Namen den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden.“
Bis hierhin merken wir: Das war alles nur, wer Paulus eigentlich ist und was er tut. Dann kommt er darauf zu sprechen, wer der Empfänger des Briefes ist, nämlich die Heiden, unter denen das Evangelium aufgerichtet werden sollte. Er sagt in Vers 6: „Zu denen auch ihr gehört, die ihr berufen seid von Jesus Christus, an alle geliebten Gottes und berufenen Heiligen in Rom.“
Schließlich folgt der typische Gruß, den wir in ganz vielen Paulusbriefen finden: „Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“
Ich möchte mit uns heute nicht auf den Gruß eingehen. Über den haben wir immer mal wieder nachgedacht, wenn wir Paulusbriefe betrachtet haben. Wer darüber nachdenken möchte, kann einfach ins Predigtarchiv gehen. Die letzte Predigtserie war der Epheserbrief, dort haben wir die Briefeinleitung betrachtet. Ich erinnere mich noch gut daran, ich habe sie gepredigt und erklärt. Das werden wir heute nicht besprechen.
Über die Römer wollen wir auch nicht so intensiv nachdenken. Das wird in den nächsten Wochen noch ausführlicher der Fall sein, wenn wir betrachten, was es mit der Gemeinde dort auf sich hat.
Paulus und sein Dienst als Grundlage des Evangeliums
Der längste Teil und der Fokus am Anfang dieses Briefes liegen auf Paulus und seinem Dienst. Darüber möchte ich mit uns nachdenken. Dabei werden wir vier Punkte betrachten. Heute ist es bereits die zweite Predigt mit vier Punkten. Ich hoffe, ich bringe damit niemanden durcheinander, der sagt, hier gäbe es immer nur Predigten mit drei Punkten.
Wir lesen zuerst vom Boten des Evangeliums. Wenn ihr mitschreiben wollt: Das sind die vier Punkte vom Boten des Evangeliums, von der Verheißung des Evangeliums, vom Fokus des Evangeliums und vom Ziel des Evangeliums. Ja, das sind die vier Punkte: vom Boten, von der Verheißung, vom Fokus und vom Ziel.
Da vier Punkte am Sonntagabend ziemlich viel sind, bete ich mit uns, dass Gott uns hilft: Himmlischer Vater, so bitten wir dich, dass du mir Stimme gibst, damit ich dein Wort predigen kann. Gib uns Ohren zum Hören und Herzen, die dein Wort freudig aufnehmen. Mach uns auch zu Boten des Evangeliums, damit dein Evangelium zuerst in uns sein Ziel erreicht und dann durch uns auch in anderen. Das erbitten wir in Jesu Namen, Amen.
Wir lesen hier gleich zu Beginn vom Boten des Evangeliums. Paulus beschreibt sich als Knecht Christi Jesu. Das ist eine ziemlich demütige Selbstbeschreibung. Diese Selbstbeschreibung, die Paulus hier von sich gibt, trifft im Prinzip auf jeden von uns zu, wenn wir Jesus Christus als Herrn haben. Wenn Jesus dein Herr ist, dann bist du sein Knecht. Ich hoffe, du kannst das so von dir sagen: Ich erkenne, dass meine Bestimmung hier auf Erden ist, ein Knecht Christi zu sein, ein Diener des Herrn Jesus Christus, für ihn zu leben und ihm zu dienen.
Paulus sagt das über sich, aber dann fährt er fort und nennt sich berufen zum Apostel. Ein Apostel ist ein von Gott gesandter Bote. Gott hatte Paulus, wie er dann sagte, ausgesondert, um das Evangelium Gottes zu predigen. Er war also ein Bote, den Gott eingesetzt und ausgesondert hatte, mit der Aufgabe, das Evangelium Gottes zu verkündigen – das Evangelium, das von Gott kommt.
Evangelion ist ein griechisches Wort, das in die deutsche Sprache Eingang gefunden hat. Es bedeutet so viel wie gute Nachricht oder frohe Botschaft. Paulus wurde von Gott in besonderer Weise berufen und ausgesondert, nun als Botschafter eine frohe Botschaft zu verkünden, damit viele Menschen sie hören können.
Wenn wir von uns selbst sagen, wir sind Knechte Jesu Christi, so sind wir nicht in gleicher Weise Apostel. Doch sind wir in gewisser Weise auch berufen, Botschafter des Evangeliums zu sein – Botschafter an Christi Statt. Von daher hoffe ich, dass das, was Paulus hier tut, wenngleich er es auf ganz besondere Art und Weise tut, auch uns herausfordert. Wir sollten uns fragen: Bin ich bereit, mich Gott so zur Verfügung zu stellen, ein Knecht Christi Jesu zu sein und eine gute Botschaft den Menschen zu verkünden, die sie hören müssen?
Denn bis heute gibt es viele Menschen, die diese frohe Botschaft, das Evangelium, nicht kennen. Gott möchte, dass Menschen diese frohe Botschaft hören. Deshalb hat er einst Männer wie Paulus ausgesondert und eingesetzt als Apostel. Durch sie wurden die Grundlagen gelegt. Alle, die dann durch Paulus und durch seine Nachfolger erreicht wurden, sind ausgesandt worden, damit sich die Zahl der Christen immer weiter ausbreitet und multipliziert.
Auch wir sollten Botschafter des Evangeliums sein, denn diese Botschaft muss gehört und geglaubt werden, damit Menschen gerettet werden.
Die Verheißung des Evangeliums im Alten Testament
Diese gute Nachricht, diese frohe Botschaft, ist nicht neu. Nachrichten sind normalerweise neu, doch diese Nachricht ist für viele Menschen fremd. Deshalb ist sie für sie neu. Es handelt sich jedoch um eine Botschaft, die tatsächlich schon lange angekündigt wurde – noch bevor der Apostel Paulus dafür ausgesondert wurde.
Paulus macht das im weiteren Verlauf deutlich. Er kommt zur Verheißung des Evangeliums in Vers 2. Dort schreibt er von dem Evangelium Gottes, das er predigen soll, und sagt, dass Gott es zuvor durch seine Propheten in der Heiligen Schrift verheißen hat. Schon die Propheten des Alten Testaments haben diesen Rettungsplan Gottes angekündigt.
Manche Christen meinen, das Alte Testament habe für uns keine Bedeutung, weil die Botschaft im Alten Testament anders gewesen sei und es einen anderen Heilsweg gegeben habe. Doch das entspricht nicht der biblischen Botschaft. Paulus sagt, dass schon die Propheten im Alten Testament das verheißene verkündet haben, was er dann selbst verkündigt hat.
Das zeigt eine große Einheit in der gesamten Schrift. Das Alte Testament weist auf das Evangelium hin und verheißt es, und das Neue Testament verkündet es dann. Ich hoffe, du liest dein altes Testament auf diese Weise. Ich hoffe, du liest deine Bibel als ein Buch, das aus 66 Büchern besteht und eine Botschaft hat: das Evangelium, das durch die Propheten verheißen wurde.
Der Fokus des Evangeliums: Jesus Christus als Sohn Gottes und Nachkomme Davids
Im Zentrum dieses Evangeliums, dieser guten Nachricht, steht der Herr Jesus Christus. Das ist der Fokus des Evangeliums, wie in den Versen 3 und 4 deutlich wird.
Ich lese nochmals ab Vers 1: Paulus, ein Knecht Jesu Christi, berufen zum Apostel, ausgesondert, um das Evangelium Gottes zu predigen, das er zuvor durch seine Propheten in der Heiligen Schrift verheißt hat. Dort ist es niedergeschrieben worden von seinem Sohn, Jesus Christus, unserem Herrn, der geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch und nach dem Geist, der heiligt, eingesetzt als Sohn Gottes in Kraft durch die Auferstehung.
Schon in seinem Gruß am Anfang des Briefes beginnt Paulus, das Evangelium zu verkünden. Er kann gar nicht anders, als Jesus zu verkündigen. Und er tut es hier: Er ist der Sohn Gottes. Je nach Bibelübersetzung, die man hat, steht dort „von seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn“. In der Lutherübersetzung steht „Jesus Christus, unser Herr“ eigentlich erst am Ende von Vers 4. Diese kleine Verschiebung spielt keine große Rolle.
Wir können einen Moment darüber nachdenken, was das bedeutet. Hier ist die Botschaft, dass Gott einen Sohn hat, einen ewigen Sohn. Dieser Sohn ist Jesus Christus. Das allein ist schon eine wichtige Aussage, denn Christus ist nicht der Nachname von Jesus. Christus ist ein Titel. Es ist die griechische Übersetzung von Messias. Er ist der, der verheißene Retter.
Paulus sagt: Das ist der verheißene Messias, der Christus, Jesus Christus. Das heißt, Gott wird Mensch. Gott der Sohn, der Sohn Gottes, wird Mensch in Jesus. Er ist der Christus und er ist der Herr, der Herr über alle.
Über diesen Sohn, über Gottes Sohn, erklärt uns Paulus nun einige bedeutsame Dinge. Er sagt, dass er geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch. Damit weist er darauf hin, dass Jesus ein Nachkomme des großen Königs David ist. Tatsächlich hatten die Propheten im Alten Testament schon verheißen, dass David einen Nachkommen haben würde, der für alle Ewigkeit auf seinem Thron sitzen würde – ein ewiger König.
Wer das Alte Testament kennt, weiß, dass David der beste König war, den Israel je hatte. Er war kein vollkommener König, hatte auch schwierige Phasen in seinem Leben, aber grundsätzlich war er ein guter König, der das Volk gut regiert hat. Unter David wurde das Reich aufgerichtet, und als David starb, war das Reich in Frieden. Israel war eins, vereint und im gelobten Land unter diesem großen König.
Doch danach ging es bergab. Sein Nachfolger war Salomo. Unter Salomo wurde zwar noch ein Tempel gebaut, aber letztlich wurde das Reich nach Salomo geteilt. Von da an ging es bergab. Die Menschen sehnten sich zurück und sagten: Wäre es doch nur so wie einst unter David. Immer wieder erinnerten sie sich daran, dass Gott David verheißen hatte, dass sein Nachkomme für alle Ewigkeit regieren würde.
So entstand die große Erwartung, dass der Nachkomme Davids kommen würde. Und hier lesen wir, dass er gekommen ist. Jesus Christus ist dieser Nachkomme Davids. Er ist der verheißene Herr und König.
Interessanterweise heißt es hier „nach dem Fleisch“. Das ist wirklich bedeutend. So großartig schon allein der Gedanke ist, dass Jesus der Nachkomme Davids ist, dieser verheißene wunderbare König, so sollte es uns noch mehr in Erstaunen versetzen, dass der Sohn Gottes Fleisch wurde.
Das ist die wahrhaft frohe Botschaft: Der mächtige, ewige König wird Mensch, er kommt zu uns. Es ist wichtig, dass wir uns nie zu sehr an diese großartige Botschaft gewöhnen. Gott, der Schöpfer aller Dinge, der ewige Gott, wird Mensch, nimmt Fleisch an. Er wird einer von uns, erniedrigt sich, um mitten unter uns zu leben.
Der ewige Sohn Gottes kommt. Er kommt zwar als Nachkomme Davids, aber letztlich, um ein einfaches, bescheidenes Leben zu führen – ein Leben im perfekten Gehorsam gegenüber Gott. Er besteigt keinen Thron, wie die Menschen es erwartet hatten. Stattdessen kommt er an ein Kreuz, an dem er geschlagen wird. Dort stirbt er.
Das ist das wirklich Erstaunliche: Der ewige Gott wird Mensch, erniedrigt sich noch weiter und lässt sich für uns kreuzigen, um die gerechte Strafe für unsere Schuld auf sich zu nehmen. Nach dem Fleisch gekommen und gestorben.
Dann sagt Paulus weiter: „Und nach dem Geist, der heiligt, eingesetzt als Sohn Gottes in Kraft durch die Auferstehung von den Toten.“ Paulus entfernt sich hier ganz von der bloßen Briefeinleitung und sagt: „Moment, ich muss das noch sagen.“ Er betont: Dieser Jesus, von dem ihr wisst, dass er gekreuzigt wurde, ist auferstanden, er lebt.
Es klingt vielleicht etwas verwirrend, denn man könnte denken, er sei erst durch die Auferstehung Sohn Gottes geworden. Aber wir wissen, dass es genau andersherum ist: Er war ewig Sohn Gottes und wurde erst Mensch. Der ewige Christus wurde Mensch, wurde Jesus, der Mensch Jesus.
Gerade als Mensch wurde Gott oft nicht als solcher erkannt. Die Menschen verkannten ihn, missachteten ihn und schlugen ihn letztlich ans Kreuz. Aber in dem Moment, in dem er von Gott durch seinen Geist auferweckt wurde, erkannten alle: Das ist wahrhaft Gottes Sohn.
Hier wird sichtbar: Er hat den Tod überwunden, er ist der lebendige Herr. Deshalb wird er hier in Kraft eingesetzt. Er wird nicht zum Sohn Gottes, sondern als Sohn Gottes eingesetzt. Er kommt zu seinem Vater, sitzt nun zur Rechten des Vaters und wird von dort eines Tages kommen, um die Lebenden und die Toten zu richten.
Was Paulus uns hier sagt, ist: Schaut, ich bin gekommen, um eine frohe Botschaft zu verkündigen – eine Botschaft, die die Propheten schon verheißt haben. Diese Botschaft findet ihren Fokus in Jesus, dem Christus, dem Sohn Gottes, dem Herrn, dem Nachkommen Davids, der eingesetzt ist in Macht und Herrlichkeit als Sohn Gottes, der regiert.
Das ist der Fokus des Evangeliums. Wenn wir Botschafter des Evangeliums sein wollen, dann sollte dieser Fokus auch immer unser Fokus sein. Wir wollen über Jesus reden – über Jesus, den menschgewordenen Gott, der für uns gestorben ist, den Tod überwunden hat und lebt.
Das ist es, was Paulus hier gleich zu Beginn verkündet und was er im weiteren Verlauf seines Briefes immer weiter verkünden wird.
Das Ziel des Evangeliums: Den Gehorsam des Glaubens aufzurichten
Und dann erklärt er, wozu das alles dient, was eigentlich sein großes Ziel ist und warum er nun diese frohe Botschaft predigt. Dazu sagt er in Vers 5: „Durch ihn haben wir Gnade und Apostelamt empfangen, in seinem Namen den Gehorsam des Glaubens aufzurichten.“ Das ist das Ziel: den Gehorsam des Glaubens aufzurichten.
Tatsächlich ist das, was Paulus hier sagt, so bedeutend, dass er es ganz am Ende seines Briefes noch einmal wiederholt. Wenn ihr einmal ganz kurz ganz ans Ende des Briefes gehen wollt – und übrigens als Empfehlung: Wenn ihr ein Buch der Bibel lest, lohnt es sich immer, den Anfang und das Ende zu lesen. Dort bekommt man oft schon eine Beschreibung, worum es gehen wird beziehungsweise worum es gegangen ist.
Das ist so, wie ich es mal in einem Marketingseminar gelernt habe. Dort hieß es: Say what you wanna say, say it, say what you said. Also ein kleiner freier Rat hier für alle Marketing-Experten: Erst sagen, was du sagen willst, dann es sagen und zum Schluss noch einmal wiederholen, was du gesagt hast. Dann wissen die Leute, was du meinst.
Paulus macht das hier auch. Er kündigt das Evangelium an, sagt es schon mal, erklärt es dann elf Kapitel lang, fügt noch ein bisschen anderes hinzu und sagt es am Ende noch einmal. Ganz am Ende schreibt er:
„Dem aber, der euch stärken kann gemäß meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus“ – klingt vertraut, oder? – „durch die das Geheimnis offenbart ist, das seit ewigen Zeiten verschwiegen war, nun aber offenbart und kundgemacht ist durch die Schriften der Propheten nach dem Befehl des ewigen Gottes, den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden. Dem Gott, der allein weise ist, sei Ehre durch Jesus Christus in Ewigkeit. Amen.“
Darum geht es: den Gehorsam des Glaubens aufzurichten. Aber was genau ist das? Meine letzten Minuten will ich darüber mit euch nachdenken: Was ist der Gehorsam des Glaubens?
Nun, wir sehen hier zwei Begriffe: Gehorsam und Glauben. Und wir sehen, dass der Gehorsam aus dem Glauben fließt. Manche Übersetzungen sprechen auch vom Glaubensgehorsam.
Das Erste also, was Paulus aufrichten will, ist der Glaube. Er will, dass die Menschen anfangen, an Jesus Christus zu glauben. Er verkündigt Jesus Christus, und das tut er dann im ganzen Brief. Er kündigt das nicht nur an, er macht es auch. Elf Kapitel lang beschreibt Paulus im Detail, wie wir das in keinem anderen Bibelbuch finden: wer Jesus Christus ist, wozu er gekommen ist und was er für uns getan hat.
Elf Kapitel, die uns mit hineinnehmen sollen in die Anbetung unseres Herrn. Elf Kapitel, die uns hoffentlich in den nächsten Wochen, Monaten oder vielleicht Jahren in Staunen versetzen über die Herrlichkeit unseres Herrn. Das Ziel ist, dass wir ihn immer mehr erkennen, ihn immer besser kennenlernen und unseren Glauben, unser Vertrauen und unsere Liebe zu ihm stärken.
Wie Simon vorhin gesagt hat: Das Schöne bei der Voko war, dass man sich besser kennengelernt hat. Manchmal lernt man sich dann noch mehr schätzen. Manchmal entstehen sogar Beziehungen in der Gemeinde. Keine Ahnung, was in der Woku passiert ist. So funktioniert das: Man sieht jemanden, lernt sich kennen, dann besser kennen und irgendwann ist man verliebt.
Nun, das Problem bei uns Menschen ist: Wenn man sich noch ein bisschen besser kennenlernt, sieht man auch die Ecken und Kanten. Aber seht ihr, wenn man Jesus Christus immer besser kennenlernt, hat er keine Ecken und Kanten. Er ist so herrlich. Du schaust auf ihn, kommst ihm näher, siehst mehr von ihm und erkennst ihn besser. Und dann sagst du: „Boah, der ist ja noch viel besser, als ich gedacht habe!“ Selbst das, was dir am Anfang vielleicht noch ein bisschen komisch vorkam, wird klarer: „Oh nein, das ist herrlich!“ Und das verstehst du vielleicht noch nicht so genau, aber es ist wunderbar.
Und genau das möchte Paulus: dass wir Jesus mehr erkennen. Ich kann dir sagen, du kannst nicht aufhören, Jesus besser kennenzulernen. Du brauchst nichts anderes, sondern mehr von ihm. So wachsen wir im Glauben, im Vertrauen auf ihn, und wir erkennen ihn in seiner Herrlichkeit, in seiner wunderbaren Liebe für uns.
Und seht ihr, dann sagt Paulus in Kapitel 12, Vers 1: „Nun, in Anbetracht der großen Barmherzigkeit Gottes, sollen wir auch für ihn leben.“ Der Gehorsam fließt fast zwangsläufig aus dem Glauben heraus. Denn wenn ich weiß, dass er wirklich so wunderbar ist, vollkommen weise, voller Liebe, unendlich gut mit mir meint und er sagt: „Matthias, ich sag dir, das ist der Weg“, dann will ich sagen: „Ich komme mit!“ Das ist Gehorsam des Glaubens.
Wenn du also gerade ringst mit der Frage: Wie kann ich Jesus nachfolgen? Schaffe ich das? Ich will mehr Gehorsam, ich will die Sünde in meinem Leben weniger Raum geben, ich will dagegen ankämpfen, dann sage ich dir eins: Du kannst es versuchen, einfach mit ganz viel Selbstdisziplin. Und das geht vielleicht für eine Zeit gut. Aber irgendwann wirst du müde, und es wird immer nur anstrengend sein. Du wirst schauen und sagen: „Reicht’s, war’s genug?“ Und du wirst das erleben, was Olga vorhin gesagt hat: Du wirst ausbrennen.
Oder du schaust auf Jesus, erkennst ihn mehr und merkst: Es lohnt sich, mit ihm zu leben. Gehorsam funktioniert am besten, wenn dein Herz es will, wenn dein Herz es wirklich will.
Ihr Lieben, deswegen predigt Paulus den Römern im Römerbrief das Evangelium von Jesus Christus, damit sie ihn mehr erkennen. Und das ist der Weg, wie er den Gehorsam des Glaubens aufrichtet.
Ich weiß nicht, was du vorhin gedacht hast, was das Ziel des Evangeliums ist. Vielleicht hast du gedacht: Anbetung Gottes. Ja, Gott sagt uns, wir sollen ihn anbeten. Wie wirst du in der Anbetung Gottes wachsen? Indem du ihn mehr liebst, ihn besser erkennst. Dann wirst du tun, was er sagt, nicht weil du musst, sondern weil du willst.
Was auch immer du gedacht hast, wohin das Ziel des Evangeliums führt: Wenn es biblisch war, kann ich dir garantieren, es ist die logische Konsequenz von Wachstum in der Erkenntnis unseres Herrn. Daraus wird das fließen, was er uns befohlen hat zu tun. Und das mündet in der Anbetung, in einem Leben, das Gott hingegeben ist. Es mündet darin, dass wir anderen das Evangelium verkündigen, weil wir davon erfüllt sind.
Paulus war ein Bote dieses Evangeliums, verheißen durch die Apostel, von Jesus Christus, dem Herrn, dem Sohn Gottes. Mein Gebet für uns ist, dass diese Serie durch den Römerbrief genau das in uns bewirkt: dass wir wachsen in unserer Liebe und Hingabe, so dass wir diesen Herrn verkündigen, wo immer wir können, zum Lobpreis seiner Herrlichkeit.
Schlussgebet und Bitte um Erkenntnis und Hingabe
Und dafür möchte ich mit uns beten.
Himmlischer Vater, öffne du uns bitte die Augen, damit wir Jesus mehr erkennen. Herr, wir haben das so nötig. Du weißt, wie oft wir versuchen, aus eigener Kraft irgendwie christlich zu leben und wie verkrampft, mühevoll und freudlos das sein kann.
Wir wollen dich bitten, dass du dich uns mehr vor Augen stellst. Herr, ich weiß, dass ich das für mein Leben brauche, und ich weiß, dass meine Geschwister das brauchen. Wir brauchen mehr von dir.
Schenk uns, dass wir wachsen in der Erkenntnis deiner Herrlichkeit, damit wir dich mehr lieben und hingegebener für dich leben. Denn du bist würdig.
So danken wir dir, dass du uns auch durch dein Wort dahin führen möchtest zu einem Glauben, der letztendlich zum Gehorsam führt – zum Lobpreis deiner Herrlichkeit.
Tu das, das bitten wir in Jesu Namen. Amen.