
Herzlich willkommen hier im Raum und ganz besonders herzlich willkommen an alle, die gerade irgendwo rund um den Globus über YouTube zuschauen – zum Startwagen Gemeinde gründen.
Ich freue mich sehr, dass Tobias Meyer heute hier ist. Tobias ist ein ehemaliger Student hier, deshalb freue ich mich besonders über diese Verbindung. Er ist nicht nur ehemaliger Student, sondern auch Mitglied im BSk-Trägerverein. Zudem ist er Leiter des Teams Evangelisation in Deutschland bei der DIPM. Mit der DIPM sind wir seit vielen Jahren sehr freundschaftlich und partnerschaftlich verbunden.
Außerdem habe ich gelesen, dass Tobias Projektmanager bei M4 Germany ist, dem Gemeindegründungsnetzwerk. Das ist auch der Hintergrund, warum wir uns heute dem Thema „Den Start wagen – Gemeinde gründen“ widmen.
Kurz vor dem Start hat Tobias noch gesagt, dass er einen Überraschungsgast mitgebracht hat. Deshalb freue ich mich ganz besonders, dass Daniel Koch mit dabei ist. Er ist in der Gemeindegründungsarbeit in Vaihingen-Enz tätig.
So haben wir heute nicht nur jemanden, der uns erklärt, wie es gehen müsste, sondern auch jemanden, der uns zeigt, wie es tatsächlich funktioniert. Darüber freue ich mich sehr.
Nun mache ich Platz für euch beide. Vielen Dank, dass ihr da seid!
Guten Abend, ich freue mich sehr, dass wir uns heute Gedanken über das Thema Gemeindegründung machen dürfen – darüber, den Startwagen loszulegen, dort, wo es etwas Neues zu starten oder zu gründen gibt.
Ich habe eine kleine Agenda mitgebracht, die erläutert, worum es heute gehen soll. Zunächst gibt es einen kurzen biblischen Überblick sowie eine inländische Verortung. Dabei wollen wir überlegen, wie wir Gemeindegründung einordnen können: Worum geht es überhaupt? Was braucht es für einen Gemeindegründer? Was muss, sollte oder könnte diese Person mitbringen, damit es gut gelingt?
Außerdem sprechen wir über grundlegende Prinzipien für die Gemeindegründung und darüber, wie man als Team miteinander starten kann. Das Ganze wird auch anhand des Netzwerks M4 Germany betrachtet und welche Möglichkeiten es dort gibt.
Daniel wird uns anschließend einiges von der jungen Kirche Ennstal erzählen. Gegen Ende geht es dann noch um unsere regionale Arbeit in der DIPM im Nordosten sowie um die Arbeit von M4 in ganz Europa, wo dieses Netzwerk ebenfalls aktiv ist.
Zum Schluss gibt es die Möglichkeit, die eine oder andere Frage zu stellen.
Ich möchte aber zu Beginn noch ein Gebet sprechen:
Jesus Christus, wir kommen vor dich, denn du bist der Herr der Gemeinde, der Bräutigam. So danken wir dir, dass du die Gemeinde eingesetzt hast und dass wir uns in der Gemeinde treffen und zusammenkommen dürfen.
Du hast uns auch Verantwortung für Gemeinde und Gemeindegründung gegeben. Danke, dass wir uns heute über manches Gedanken machen dürfen. Sprich du in unsere Situation hinein, in das, was uns im Kopf und im Herzen bewegt, und leite uns nach deinen Gedanken und dem, was du für die Situation um uns herum vorbereitet hast. Amen.
Gemeindegründung – was verbindest du damit, und welche Erfahrungen hast du gemacht?
Ich gebe das jetzt einfach mal in die Runde, zum Nachdenken und zum eigenen Reflektieren. Vielleicht lohnt es sich, im Stream kurz innezuhalten und zu überlegen: Welche Gemeindeerfahrungen habe ich eigentlich? Was hat mich dabei beschäftigt? Was hat mich emotional bewegt oder aufgewühlt?
Welche Erfahrungen habe ich mit Gemeindegründung gemacht, oder gibt es bisher noch keine?
Das soll einfach ein erster Impuls sein, um zum Nachdenken anzuregen – entweder zum Mitnehmen oder als Moment zum Anhalten im Stream.
Kirche und Gemeinde – biblische Verortung
Damit möchte ich anfangen mit Apostelgeschichte 16, Vers 5. Dort heißt es: „Da wurden die Gemeinden im Glauben gefestigt und nahmen täglich zu an der Zahl.“
Apostelgeschichte 16 beschreibt die zweite Missionsreise. Das bedeutet, es gab bereits eine erste Missionsreise, bei der Gemeinden gegründet wurden. Hier wird berichtet, dass diese Gemeinden gefestigt wurden, dass sie miteinander im Glauben gestärkt wurden und dass es mehr wurden – also mehr Personen, die zur Gemeinde und Gemeinschaft dazukamen. Gleichzeitig wurden weitere Gemeinden gegründet, die ebenfalls an Zahl zunahmen.
Ein weiterer Bibelvers dazu findet sich in Kolosser 3, Vers 16. Dort geht es weniger um das Äußere, sondern mehr um das Innere von Gemeinde. Die Frage ist: Was macht Gemeinde aus? Was ist der Inhalt von Gemeinde?
Der Vers lautet: „Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen, lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit, mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt Gott dankbar in euren Herzen.“
Das bedeutet zunächst, dass Gemeinde in der engsten Gemeinschaft stattfindet, wo Gott uns zusammengestellt hat. Für die meisten ist das die Ehe und Familie. Wenn Kinder dabei sind, wird der Kreis größer. Der weitere Kreis ist die christliche Gemeinschaft, die Gemeinde, in der man zusammenkommt.
Kolosser 3, Vers 16 ist nur ein Beispiel. Im Neuen Testament gibt es viele Bibelstellen, die den Kern von Gemeinde und Gemeinschaft miteinander beschreiben. Angefangen bei Apostelgeschichte 2 bis hin zu Epheser Kapitel 5 findet man zahlreiche Verse, die das Wesen von Gemeinde ausmachen.
Wenn es um Gemeindegründung geht, gibt es ein Standardwerk von Timothy Keller. Dieses beschäftigt sich zu Beginn, auf fast zwanzig Seiten, ausführlich mit dem Thema, aus welchen Bibelstellen heraus Gemeindegründung von Jesus eingesetzt ist. Außerdem wird erklärt, warum wir als Christengemeinde zusammenkommen und warum wir als Gemeinde gebraucht werden.
Unser Auftrag ist nicht nur, Menschen zum Glauben zu führen, sondern auch sicherzustellen, dass sie im Glauben bleiben und darin weiter gestärkt werden. Es gibt einen zweiten Kernvers, der für mich den Auftrag noch einmal erweitert. Dieser stammt aus Matthäus 28, die Verse 18 bis 20:
„Und Jesus trat dazu, redete mit ihnen in der Sprache: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum geht hin und lehret alle Völker. Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
Diese Worte stammen aus der neuen Luther-Übersetzung, die etwas bekannter ist. Sie sprechen davon, alle Völker zu Jüngern zu machen, sie zu taufen und zu lehren.
Für mich ist dieser Bibelvers eine Art Rätsel, bei dem ich mich frage: Was war zuerst – die Henne oder das Ei? Der Auftrag, Personen zu Jüngern zu machen und sie in die Nachfolge zu rufen, wirft die Frage auf, ob zuerst dieser Jüngerschaftsauftrag da war oder ob zuerst die Gemeinschaft entstanden ist, in der diese Personen in die Jüngerschaft geführt werden können.
Wenn man darüber tiefer nachdenkt, stellt man sich wirklich die Frage: War zuerst die Henne oder das Ei? Denn wenn wir von Gemeindegründung sprechen, von Gemeinde und Gemeinschaft, dann sprechen wir immer vom Missionsbefehl. Es geht um die Aufgabe, Jünger zu machen und Menschen in den Glauben zu führen.
Dabei geht es darum, Personen so von Jesus zu begeistern, dass sie mehr darüber nachforschen, die Bibel lesen, anfangen zu beten und vor eine Entscheidung gestellt werden: Möchte ich diesem Jesus nachfolgen? Möchte ich mein ganzes Leben dafür einsetzen? Oder möchte ich mit diesem Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, nichts zu tun haben?
Die Gründungsaufgabe der Gemeinde ist also die Jüngerschaft. Deshalb bleibt das Bild von Henne und Ei bestehen – was zuerst war, könnt ihr selbst überlegen und entscheiden.
Jüngerschaft bedeutet, Menschen vor den lebendigen Gott zu bringen. Wir bringen ihnen eine Botschaft von Christus – von dem Gekreuzigten, dem Auferstandenen, dem, der in den Himmel aufgefahren ist und wiederkommen wird. Mit ihm dürfen wir heute schon in Beziehung leben.
Es gibt verschiedene Faktoren der Jüngerschaft, die das Wachstum von Menschen beeinflussen und wie sich ein Leben dadurch verändert. Ich habe einige dieser Faktoren mitgebracht, angelehnt an ein Buch von Andy Stanley. Dort werden fünf Faktoren beziehungsweise Katalysatoren beschrieben, durch die Menschen in Jüngerschaft geführt werden, zum Glauben kommen und geistliches Wachstum erleben.
Der erste Faktor ist lebensverändernde Lehre. Das bedeutet, eine Nähe zu Gottes Wort zu haben, es erklärt zu bekommen, zu verstehen und zu merken, wie sich dadurch mein Leben verändern kann.
Der zweite Punkt ist, nicht nur zu hören und im Kopf etwas aufzunehmen, sondern auch mit den Händen aktiv zu werden und selbst Mitarbeiter zu sein. Das, was im Kopf angekommen ist und ins Herz weitergeht, soll auch praktisch umgesetzt werden. Deshalb gehört zur Jüngerschaft und zum Gemeindebau auch, Menschen in die Mitarbeiterschaft zu führen. Dabei ist eine herausfordernde Mitarbeiterschaft wichtig, also eine Qualität, bei der ein Anspruch dahintersteht und Menschen gefördert werden.
Persönliches geistliches Leben bedeutet nicht nur Gemeinschaft mit anderen, sondern auch eine intrinsische Motivation von mir selbst heraus, durch die Beziehung zu Jesus. Es geht darum, zu sagen: Mein geistliches Leben ist mir wichtig. Das betrifft nicht nur das geistliche Leben am Sonntag oder in der Gemeinde, wo ich mich als Mitarbeiter einbringe, sondern das Leben in Abhängigkeit von Jesus im Alltag.
Ein weiterer wichtiger Faktor sind fordernde Beziehungen. Das sind Beziehungen, die sowohl mit Christen als auch mit Nichtchristen gelebt werden und die den Glauben hinterfragen. Diese Beziehungen bringen einen gewissen Anspruch mit sich und fordern heraus, zum Beispiel die Frage: Wie kann man das mit Gott überhaupt noch glauben? Solche Beziehungen sollten nicht nur nach innen gelebt werden, sondern auch nach außen – bei der Arbeit, in der Schule oder im Studium. Sich bewusst diesen Beziehungen auszusetzen, in denen Menschen den persönlichen Glauben hinterfragen, ist eine Möglichkeit zu wachsen.
Der letzte Faktor sind besondere Schlüsselmomente. Das können Mentoring-Beziehungen mit einzelnen Personen sein, in denen man in die Tiefe geht. Es können Freizeiten, Konzerte oder Veranstaltungen sein, die als Schlüsselmomente erlebt werden. Manchmal sind Schlüsselmomente auch solche, die wir nicht unbedingt wollen – zum Beispiel Zeiten mit Schwierigkeiten, Krankheiten oder Verlusten. Diese Schlüsselmomente bewusst mit Jesus zu durchleben, durchzugehen und zu merken, dass er trägt, ist wichtig. In solchen Momenten nicht loszulassen, sondern an ihm festzuhalten, ist ein zentraler Faktor und Katalysator des geistlichen Wachstums.
Und meine Frage lautet: Wo findet diese Jüngerschaft statt?
Welcher Teil davon geschieht in der klassischen Kirchengemeinde oder in der klassischen Freikirche? Werden alle fünf Aspekte gelehrt, oder sind es einzelne Punkte, bei denen man besonders stark eingebunden ist? Für den Rest ist dann jeder selbst verantwortlich?
Ich denke, es ist wichtig, dass wir, wenn wir über Gemeindegründung und Jüngerschaft sprechen, ein möglichst breites Bild im Blick haben.
Ein weiterer Punkt betrifft nicht nur die geistliche und biblische Verortung, sondern auch die gesellschaftlichen Forderungen in unserem Land.
Ich habe exemplarisch einen Zeitungsartikel mitgebracht, der auf einer Umfrage basiert. Darin heißt es: Kaum ein Ostdeutscher glaubt an einen Gott. Was bedeutet das?
In Westdeutschland sagen 8,2 Prozent, dass es einen persönlichen Gott gibt. Das bedeutet, dass sie an einen Gott glauben, der persönlich ist. Allerdings heißt „Ich glaube, es gibt einen Gott“ noch nicht unbedingt, dass man auch an diesen Gott glaubt und dass dies Auswirkungen auf das eigene Leben hat. Das ist ein Unterschied, der hier aber nicht die Frage ist.
Im Westen sagen 8,2 Prozent, es gibt einen persönlichen Gott. Sie sind sicher, dass es ihn gibt, und haben schon immer an ihn geglaubt. In Ostdeutschland sind es dagegen nur 2,5 Prozent, die an einen persönlichen Gott glauben.
Dann gibt es noch eine dritte Zahl: Unter 28 Jahren sind 28 Prozent in Westdeutschland sicher, dass es einen Gott gibt. In Ostdeutschland sind es 0,0 Prozent. Selbst in Sachsen, das als eher fromm gilt, fängt die Zahl erst dahinter an.
Damit wird deutlich, in welcher Gesellschaftsschicht wir uns bewegen, wenn wir von Gemeindegründungen in Deutschland sprechen, von Aufbrüchen und davon, dass wir junge Menschen mit der guten Botschaft Gottes, dem Evangelium, erreichen müssen. Denn unter den unter 28-Jährigen in Ostdeutschland sagen 0,0 Prozent, dass sie sicher sind, es gibt einen Gott.
Gemeinde gründen – kann das eigentlich jeder? Dazu habe ich Daniel eingeladen und ihn gefragt, denn er ist Gemeindegründer. Deshalb war es mir wichtig, ihm diese Frage zu stellen. Daniel, komm doch nach vorne!
Du bist Gemeindegründer und hast diesen Schritt gegangen. Wie bist du zum Gemeindegründer geworden? Oder bist du das schon immer?
Gute Frage. Wie bin ich es geworden? Ich würde sagen: durch Berufung. Ich hatte schon immer das Anliegen, dass Menschen Jesus kennenlernen. Das lag mir schon seit meiner Kindheit am Herzen. Als Teenager habe ich bei einem Gründungsprojekt mitgearbeitet – damals als Mitarbeiter und so weiter. Später wurde ich Pastor.
Konkret zur Gemeindegründung: Vorher war ich klassischer Pastor, kein Gründer. Tatsächlich wurde ich einfach von unserem Verband angefragt. Ich würde sagen, das war eine klassische Berufung. Daniel, kannst du dir vorstellen, dort zu gründen? Mein Herz hat Ja gesagt, und ich bin diesem Ruf gefolgt.
Jetzt sagst du, du warst klassischer Gemeindepastor und bist jetzt Gründer geworden. Hat sich da etwas verändert? Oder wo würdest du behaupten, dass es Unterschiede gibt?
Das ist eine gute Frage. Wahrscheinlich war ich schon vorher kein klassischer Pastor, sondern auch da schon Gründer. Ich vermute, dass das Gründerherz schon immer in mir steckte. In meiner ersten Stelle war ich Pastor in Heidelberg. Dort habe ich versucht, ständig Neues zu gründen und Dinge neu zu machen. Es war eine Gemeinde-Wiederbelebung mit viel Gründeranteil. Deshalb war ich wahrscheinlich nie ein klassischer Pastor. Ich war schon immer auch Gründer, sogar in meiner ersten Stelle.
Jetzt sagst du „Gründerherz“ – was ist ein Gründerherz?
Das ist eine gute Frage. Ich würde sagen, ein Gründerherz hat Freude daran, wenn Dinge neu starten, wenn Menschen neu oder wieder neu andocken und wenn etwas Neues entsteht. Ich bin überhaupt nicht der Typ, der an alten Strukturen festhält und alles erhalten möchte.
Für mich bedeutet ein Gründerherz, etwas Neues zu probieren, dynamisch zu bleiben, mal verrückte Wege zu testen. Was nicht klappt, lässt man einfach sein, und was klappt, macht man weiter. Das sind für mich alles Facetten, die ich unter dem Begriff „Gründerherz“ zusammenfasse.
Letzte Frage an dich: Wer hat in dich investiert, sodass Daniel Rekrümbe entstehen konnte?
Das ist eine gute Frage. Wahrscheinlich haben verschiedene Leute in mich investiert, ohne dass ich sie alle direkt benennen könnte. Ich erinnere mich gut an meine Zeit in der Jugendarbeit. Dort hatte ich ältere Jungschar-Mitarbeiter, die mich begleitet haben, mir Mut zugesprochen und mir Plattformen gegeben haben, Dinge auszuprobieren.
Sicherlich war auch mein Mentor wichtig, der mich viel begleitet hat. Mittlerweile höre ich viele Podcasts und lese den Leiterblog – absolute Empfehlung: der-leiterblog.de. Viele Menschen coachen und begleiten mich durch Artikel und andere Impulse.
Eine einzelne Person kann ich nicht nennen. Es ist eher die Verbindung aus mehreren Leuten mit ihren Inputs, die mir geholfen haben.
Dankeschön, Daniel. Wir dürfen nachher noch ein bisschen mehr über eure Gründung hören, wo ihr gerade unterwegs seid und was euch damit beschäftigt. Darauf freue ich mich besonders. Dankeschön!
Ich habe vorhin schon kurz erwähnt, dass die Gründung von Stadtwagen viel mit dem Netzwerk M4 Germany beziehungsweise M4 Europe zu tun hat. M4 Europe ist das europaweite Netzwerk.
Nach der Bibelschule hier am BSK war ich sechseinhalb Jahre lang Jugendpastor in der Gemeinde. Es handelte sich um eine große Gemeinde, weshalb ich eine Vollzeitstelle im Jugendbereich hatte. Anschließend wurde ich als Bereichsleiter zum Missionswerk DIPM berufen. Dieses Werk ist eine Pioniermission, die sowohl in Südamerika als auch in Deutschland tätig ist.
Mein Hauptschwerpunkt liegt vor allem auf der Personalverantwortung und der strategischen Ausrichtung des Werkes. Dabei geht es um die Mitarbeiter und darum, in welche Bereiche wir investieren. In Deutschland haben wir etwas mehr als zwanzig Mitarbeiter mit unterschiedlichen Schwerpunkten, wie Evangelisation, Kinder, Jugendliche und Zeltevangelisation.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass wir in Regionen investieren, die strukturschwach sind. Dabei handelt es sich vor allem um ländliche Gebiete, in denen es bisher wenige Ansätze für Gemeindegründungen gibt. Wir haben festgestellt, dass das, was Gott in unser Missionswerk hineingelegt hat, genau das ist, wozu er uns berufen hat und wozu er uns gebrauchen kann.
Als M4 Germany in Deutschland gestartet wurde – ein Netzwerk, das Gemeindegründungen ermöglicht und begleitet – haben wir als Missionswerk beschlossen, uns dort zu engagieren. Das macht ungefähr 20 Prozent meiner Arbeit aus. Wie Dietrich vorhin schon gesagt hat, bin ich dort Projektmanager und versuche, die verschiedenen Knotenpunkte zusammenzuführen.
M4 Germany hat eine Homepage, auf der man sich informieren kann. Das Netzwerk hat zwei Schwerpunkte: Zum einen M4 Ready, auf das wir gleich noch eingehen, und zum anderen den Teamprozess.
Am vergangenen Wochenende waren wir in Berlin mit 105 Gründern aus zwölf unterschiedlichen Gründungsteams zusammen. Dort fand eine Lerngemeinschaft statt. Diese zwölf Teams haben an ihren Projekten gearbeitet. Einige begannen mit dem Thema "Master" – also der Frage, dass nicht wir Menschen Herr über die Gemeindegründung sind, sondern Jesus. Eine zweite Gruppe beschäftigte sich mit dem Thema Multiplikation, das später noch vertieft wird.
Diese Gründungsteams trafen sich jetzt zum ersten Mal oder zum dritten Mal im zweiten Durchgang, um über ihre Gründungen zu sprechen und voneinander zu lernen. Das Spannende an diesen Lerngemeinschaften ist die Dynamik, die dahintersteckt.
Wir sind neun Personen aus verschiedenen Denominationen, unterschiedlichen Bünden und Missionswerken, die sich zur Corona-Zeit zusammengeschlossen haben. Unser Ziel ist es, Gemeindegründungen zu fördern und zu begleiten.
In Deutschland gibt es einige Ausbildungen für Gemeindegründung, zum Beispiel New Things, Angebote von der ICF, Exponential und NC2P. Einige davon sind auch europaweit tätig und legen vor allem den Fokus auf die Ausbildung.
M4 Germany hingegen hat den Schwerpunkt, die Gründer in den ersten zwei bis drei Jahren zu begleiten – je nachdem, welches Programm und welchen Schwerpunkt man wählt. Dabei geht es vor allem um die Praxis: Was sind die Grundlagen der Gemeindegründung und wo knüpft man an?
M4 Ready!
Der erste Schwerpunkt lautet: Damit viele und lebendige Gemeinden in Deutschland entstehen, wollen wir mit M4Ready von gottbegabten und berufenen Leitern Gründer entdecken, ihr Potenzial entwickeln und sie aussenden, um neue Gemeinden zu gründen.
M4Ready möchte in Deutschland Menschen entdecken, entwickeln und aussenden, damit sie diese Aufgabe dort erfüllen können, wo Gott ihnen die Gaben dafür gegeben hat. Dies ist ein Schwerpunkt, um herauszufinden, ob du jemand bist, der diese Gabe mitbringt.
Aktuell ist es so, dass Gemeindegründung in Deutschland ein wichtiges Thema ist. Manchmal hat es fast schon Hochkulturstatus. Eigentlich spricht jeder Verband, jede Gemeinschaft und auch die Großkirchen über Gemeindegründung. Das war lange Zeit nicht der Fall. An vielen Stellen ist es aber auch heute noch so.
In unserer Regionalarbeit im Allgäu hat uns ein Pfarrer freundlich darauf hingewiesen und gefragt: Warum arbeitet eine Pioniermission dort, wo es Großkirchen gibt? Euch braucht es doch eigentlich gar nicht.
Ich möchte noch einmal an die Zahlen erinnern. Manche waren aus Ostdeutschland, aber ich würde sagen, dass in Westdeutschland oder auch im Schwabenland die Prozentsätze ebenfalls nicht bedeutend höher sind.
Es braucht Menschen, die entdecken, was Jesus in sie hineingelegt hat, und die zur Entfaltung dieser Gaben kommen.
Unter der jungen Generation erlebe ich folgendes: Sie sagen, sie möchten Menschen zu Jüngern machen und das einsetzen, was sie gebrauchen. Für mich ist es immer ein bisschen schrecklich, wenn jemand erzählt, dass etwas Tolles passiert ist, und er erst nach fünf Jahren herausgefunden hat, dass sein Arbeitskollege auch Christ ist. Das ist mir schon zu häufig passiert. Da muss ich sagen: Einerseits ist es toll, dass du es herausgefunden hast, aber ich verstehe nicht, warum das fünf Jahre dauert.
Über was redet ihr denn sonst? Kannst du deine Hoffnung so in dir verstecken? Das, was Jesus jeden Tag in dir tut, diese Beziehung, die du lebst – ist sie im Geschäft ausgeschaltet?
Ich erlebe derzeit eine junge Generation – viele in der jungen Generation, natürlich auch einige in den älteren Generationen –, die genau das ins Leben hineintragen.
Daraus stellt sich dann wieder die Frage der Jüngerschaft: In welcher Gemeinschaft werden diese Menschen aufgenommen? Ist es ein Hauskreis, eine Gemeinschaft, eine Zelle, eine Kirche oder eine Gemeinde? Wo kommen die Personen an?
Es braucht Menschen, die entdeckt werden, ihre Gaben entfalten und ausgesandt werden. Findet diese Leute, bereitet sie vor und steckt sie in einen Teamprozess und ein Miteinander, um zu sagen: An welchem Punkt gründet ihr?
Dabei spielt Berufung eine Rolle, ebenso die Verbindung zu einem Verband. Dazu kommen wir an einzelnen Punkten später noch.
Hier ein kurzes Video zur Gemeindegründung beziehungsweise zur Entwicklung von Gründern mit M4Ready:
Du willst Gottes Reich bauen, Neues planen und starten? Dann ist M4Ready genau das Richtige für dich.
M4Ready ist ein neunmonatiger Online-Trainingskurs für alle, die den Wunsch haben und das Potenzial in sich tragen, in Deutschland Kirchen zu gründen, zu leiten und zu multiplizieren.
Wir haben diesen Kurs für junge Leiter aus Kirchen, Gemeinden, Denominationen oder christlichen Werken entwickelt.
Du kennst dein Leitungspotenzial oder hast zumindest erste Leitungserfahrungen gemacht? Du bist immer dann begeistert, wenn Neues im Reich Gottes passiert und wächst, wenn Dinge in Bewegung sind und sich verändern? Dann passt M4Ready zu dir.
Am Ende von M4Ready wirst du wissen, ob du eine Leidenschaft, eine Berufung und erste Fähigkeiten dafür hast, eine Gemeindegründung zu starten, ob du Teil eines Gemeindegründungsteams sein solltest oder ob du als Leiter in deiner Kirche vor Ort mitarbeiten solltest. Du wirst auch verstehen, wie wichtig das Gründen neuer Gemeinden ist.
Inhaltlich beschäftigen wir uns mit diesen Themen: Gemeindegründung, persönliche Entwicklung, Evangelisation, Kommunikation, Teamentwicklung und Jüngerschaft.
Du schaust dir jede Woche ein Video an und beschäftigst dich mit dem jeweiligen Thema. Du triffst dich regelmäßig mit einem erfahrenen Mentor und mit deiner Regionalgruppe.
Du lernst von Gemeindegründern, bekommst Inspiration und machst praktische Aufgaben, durch die du neue Erfahrungen sammelst.
M4Ready passt sich flexibel in deinen Alltag ein und ist berufsbegleitend.
M4Ready schafft dir einen Raum, um deine Berufung zu entdecken, festzulegen und dich auf das vorzubereiten, was Gott mit dir und durch dich tun will.
Wir laden dich ein, diese Chance zu nutzen, zu lernen, neue Dinge zu entdecken und herauszufinden, welche Rolle du in einer Gemeindegründung spielen könntest.
Eine Gemeindegründung, die gesund wächst, sich vervielfältigt, neue Gemeinden gründet, Gott ehrt und die Gesellschaft verändert.
Bist du ready? Dann melde dich an unter m4ready.com.de.
M4ready ist ein Standbein, das sich speziell auf junge Leute fokussiert. Eigentlich ist dieses Programm ein Jüngerschaftsprogramm, bei dem man herausfindet, wo die Begabungen der Menschen liegen, wie diese zur Entfaltung kommen und an welchem Punkt Gemeindegründung eine Rolle spielen könnte.
Dabei geht es um die Gründung von neuen Dingen. Manchmal ist es eine Jungschararbeit, manchmal ein neuer Rangerstamm, der gegründet wird – einfach weil man den Blick und das Herz für Menschen hat. Es wird überlegt, an welchem Punkt man anknüpfen kann, um ihnen die gute Botschaft mitzugeben.
M4ready bietet die Möglichkeit, nicht nur im Rahmen von Gemeinden zu denken, sondern auch regional. So können Dinge zusammengebunden und Neues gestartet werden. Ähnlich wie Daniel vorhin sagte, liegt das bei ihm schon irgendwie in der Persönlichkeit und seiner Art. Bei manchen darf das vielleicht noch mehr zur Entfaltung kommen – auch über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und zu fragen: „Gott, was hast du eigentlich in mich und in mein Leben hineingelegt? Wo ist es dran? Ich werde mutiger. Wo merke ich, was eigentlich alles in mir steckt?“
Das Programm funktioniert wie ein Trichter, der hinführt zum Teamprozess. Gemeinsam startet man eine Gemeindegründung an einem Punkt, wo es bisher noch keine Gemeinde gibt oder wo man merkt, dass eine große Zielgruppe bisher nicht erreicht wird.
Es gibt mittlerweile verschiedene Studien, die zeigen, dass manche Schwerpunkte – etwa Mittelschicht, Oberschicht oder verschiedene gesellschaftliche Stände – erreicht werden, während andere Personen nicht erreicht werden. Da hilft es, wahrzunehmen, was Gott ins eigene Leben gelegt hat und an welchem Punkt man Menschen für Jesus erreichen kann, was durch die bestehende Gemeinde in der Form noch nicht möglich ist.
So entsteht eine weitere Gruppe, ein weiterer Kreis oder ein neuer Arbeitszweig. Es gibt mittlerweile auch sehr viele internationale Gemeinden in Deutschland, weil der Bedarf da ist. Menschen, die nach Deutschland kommen, dürfen so Jesus kennenlernen – und das in ihrem Ort, wo es sonst nicht möglich war.
Das Ziel von M4ready beziehungsweise die bisherige Erfahrung zeigt, dass ungefähr 20 Prozent der Teilnehmenden nach diesem konkreten Prozess als Gründer weitermachen. Dabei wird unterschieden zwischen denen, die Gründer einer Gemeinde werden, und denen, die Teil eines Teams sind und dieses unterstützen. Ihnen ist Gemeindegründung wichtig, und sie tragen diese Geschichte mit.
Die Erfahrung zeigt, dass rund 20 Prozent derjenigen, die sich auf diesen Kurs einlassen, den Weg gehen, sich Gemeindegründung genauer anzuschauen. Es wird dafür gebetet, und man ist gespannt, welche Wege und Türen Gott öffnet, um Gemeinden mitzugründen.
Das heißt aber auch, dass nicht jeder, der das auf dem Herzen hat, automatisch Gemeindegründer werden sollte. Dafür braucht es bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Zum Inhaltlichen noch ein bisschen mehr: Der gesamte Kurs dauert neun bis zehn Monate. In dieser Zeit werden sechs Schlüsselthemen bearbeitet. Dies geschieht durch Videos, Mentoring-Gespräche und Gruppentreffen, bei denen die Teilnehmer zusammenkommen.
Die Themen sind Gemeindegründung, persönliche Entwicklung, Evangelisation, Kommunikation, Teamentwicklung und Jüngerschaft. Möchte man das Ganze grafisch darstellen, kann man ein Beispiel aus Norwegen nehmen, wo M4 mit dabei ist. Der Kurs kann zum Beispiel im September, nach den Ferien, starten. Dann folgen die verschiedenen Module und die damit verbundenen Aufgaben.
In Deutschland hat M4Ready in Sachsen mit einer ersten Gruppe aus einer Gemeinde begonnen. Mittlerweile gibt es drei Gruppen, die derzeit in drei unterschiedlichen Bundesländern laufen. Auch bei mir sind bereits Anfragen für Süddeutschland eingegangen, ob das Programm für Jugendgruppen oder Bibelschulen geeignet wäre.
Daher bin ich gespannt, ob es an diesem Punkt Rückmeldungen gibt. Bei weiterem Interesse kann man sich gerne bei Henri melden. Über die Homepage gibt es einen Kontakt oder alternativ auch bei mir.
Gemeindegründung: Einige Grundsätze, bevor wir zum Teamprozess weitergehen.
Daniel hat es vorhin schon erwähnt: Es ist wichtig, eine eigene Berufung zur Gemeindegründung zu haben. Wenn du ein Nachfolger von Jesus bist, Gemeinde liebst, Gemeindeerfahrungen gesammelt hast und an bestimmten Punkten merkst, dass es Menschen gibt, die in der Gemeinde nirgends richtig ankommen, dann ist das ein wichtiger Hinweis. Du überlegst dir, wie du diese Menschen weiter begleiten kannst, wie du mit ihnen Jüngerschaft leben kannst und wie du eine Gruppe verbinden kannst.
Wenn du die Kreativität mitbringst und denkst, dass man das im Gottesdienstraum sonntags oder auch freitags beim Grillen gut umsetzen kann, dann ist das ein gutes Zeichen. Es gibt Gruppen, die treffen sich einmal pro Woche in der Sauna oder auch zum Kaffeekränzchen. Wenn dich der Gedanke nicht loslässt, dass Menschen keine geistliche Heimat haben oder keine Möglichkeit, im Glauben weiterzuwachsen beziehungsweise ihre Fragen loszuwerden, dann sind das oft Anzeichen dafür, dass Gott Gaben in dein Leben gelegt hat.
Meistens nehmen auch andere wahr, wenn du vorne stehst und andere Menschen dir folgen. Wenn du ein „Machertyp“ bist, der Dinge voranbringt, dann sind das oft Hinweise auf Gaben, die Gott dir gegeben hat. Das heißt aber noch nicht automatisch, dass du eine Berufung hast.
Die entscheidende Frage ist: Hast du dafür schon mal gebetet? Wenn du jetzt auch sagst, dass dich dieses Thema interessiert und du es dir hier beim Abendvortrag oder über den Stream anschauen möchtest, dann frage dich: Was hat Gott in dich hineingelegt? Hast du schon einmal darüber gebetet, ob Gott dich gebrauchen möchte, um etwas Neues zu starten, etwas zu gründen, etwas Bestehendes zu verändern oder wieder zum Blühen zu bringen – so wie die Blumen, die hier stehen?
Eine eigene Berufung und Klarheit zu haben, ist wichtig. Manchmal entsteht eine Berufung aus einem Verband heraus, zum Beispiel wenn du schon Pastor bist und Erfahrungen gesammelt hast. Gemeindegründungen passieren aber auch aus Missionswerken heraus, oft in Pioniersituationen, wo es noch wenig Gemeindestrukturen gibt.
Was mittlerweile wieder mehr in Deutschland passiert, ist, dass bestehende, starke Gemeinden sagen: Wir möchten uns multiplizieren. Es gibt zwei Prinzipien: Wir können uns teilen – im Guten oder im Streit. Letzteres ist meistens bedauerlich. Wir können aber auch sagen: Wir wollen uns multiplizieren, wir wollen etwas Positives daraus machen.
Das ist eine Herausforderung für jeden Hauskreis, jede Gemeinde und jede Gruppe, die das Miteinander liebt, weil man dann Dinge zurücklässt. Aber die Erfahrung zeigt: Wenn Gruppen klein sind, wenn Leute eingeladen werden und diese Gruppen sowohl gemeinschaftlich als auch inhaltlich attraktiv sind, dann kommen Menschen dazu.
Deshalb gibt es immer mehr Gemeinden, die sagen: Wir planen es, wir beten dafür, dass Gott uns gebraucht, um eine Tochtergemeinde zu gründen – also nicht müssen, denn das ist anstrengend. Aber es gehört zu der Berufung Jesu dazu, der sagt: Macht Jünger.
Vielleicht ist es auch an der Zeit, an einem anderen Standort mitzugehen, wo eure Gemeinde bisher schon ein Segen ist, um dort Gemeinde zu gründen oder etwas Neues zu starten.
Gemeindegründung beginnt selten damit, einen attraktiven Gottesdienst von vorne zu gestalten. Vielmehr fängt sie damit an, Beziehungen zu knüpfen.
Es gibt ganz unterschiedliche Formen von Gemeinde: klassische landeskirchliche Gemeinden, wie die beiden Großkirchen in Deutschland – die katholische und die evangelische Kirche – mit klarer Liturgie, die je nach Bundesland etwas unterschiedlich sein kann.
Es gibt Gemeinschaften oder Freikirchen, die eher freie Gottesdienste feiern. Außerdem gibt es viele Zellengemeinden, Hauskirchen und Internetgemeinden.
An diesem Punkt ist wichtig zu wissen, dass es verschiedene Gemeindeformen mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen gibt. Bevor man andere Formen schlechtmacht, sollte man erst einmal überlegen, was eigentlich ihre Stärke ist.
Gemeindegründung und Neubelebung sind spannende und vielfältige Prozesse, die mit Berufung, Gebet und Gemeinschaft beginnen.
Ein zweiter Punkt, den ich ansprechen möchte, ist die Gemeindegründung und Neubelebung. Diese beiden Themen haben viele Parallelen, aber auch zahlreiche Unterschiede.
Bei der Gründung ist viel Energie und Power vorhanden. Es bewegt sich etwas, der Blick richtet sich nach vorne. Nach hinten schaut man kaum, weil es dort einfach nicht viel gibt.
In der Neubelebung hingegen gibt es oft viel Destruktives. Vieles wurde schon ausprobiert, hat aber nicht funktioniert. Es gibt viel Frust, Streit und Unvergebenes. Dann stellt sich die Frage: Wie kann man die alten Zöpfe abschneiden? Wenn das passiert, könnte die Gemeinde untergehen.
Neubelebung ist in Deutschland dringend nötig. Wir haben einen großen Segen mit starken Gemeinden und Gemeinschaftsverbänden. Doch wenn man sich Statistiken anschaut, schrumpfen viele Verbände schneller, als sie Neues hervorbringen können. Wenn innerhalb von drei, vier oder fünf Jahren ein Gemeinschaftsverband auf die Hälfte schrumpft und nichts Neues entsteht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Letzte das Licht ausmachen muss.
Neubelebung ist notwendig, weil auch die ältere Generation, die lange Verantwortung getragen hat und für viele Jüngere ein Segen war, loslassen muss. Es braucht einen Übergang und Veränderungen.
Gemeindegründung bedeutet, das zu tun, was die Väter getan haben, aber heute anders. Um Dinge heute so zu machen, wie es die Väter getan haben, müssen wir Dinge anders tun. Ich wiederhole es: Um heute so zu handeln wie die Väter, müssen wir neue Wege gehen.
Wir leben in einer anderen Zeit. Der Inhalt bleibt gleich: Es ist unser Herr, der der Herr dieser Gemeinde ist. Aber die äußeren Umstände sind anders. Deshalb müssen wir Dinge anders machen, in der Form, im Miteinander und mit anderen Schwerpunkten. Das Ziel ist, Menschen in die Jüngerschaft und in die Gegenwart unseres Herrn zu führen.
Neubelebung und Gründung, generationsübergreifend oder als Schwerpunktgemeinde, sind wichtige Schlagworte. Lange Zeit haben Gemeinden generationsübergreifend gearbeitet – von der Wiege bis zur Bahre waren alle Altersgruppen dabei.
In den letzten Jahren sind mehr und mehr Schwerpunktgemeinden entstanden. Das hat Vorteile, weil man besser auf die jeweilige Zielgruppe eingehen kann. Es hat aber auch Nachteile, denn erfahrene Personen fehlen oft. Diese bringen Ruhe, halten an Grundsätzen fest und haben Glaubensgrundlagen durch Höhen und Tiefen erlebt.
Deshalb ist es wichtig, dass junge Menschen einen älteren Mentor oder Begleiter haben.
Ich möchte hier nicht bewerten, ob generationsübergreifende Gemeinden oder Schwerpunktgemeinden besser sind. Beide Formen existieren und haben ihre Berechtigung. Es gibt auch viel gute Literatur dazu, zum Beispiel von Timothy Keller, dessen Buch „Center Church“ auch auf Deutsch verfügbar ist. Diese Literatur geht genau auf solche Fragen ein.
Es gibt kein Richtig oder Falsch, sondern nur die Frage: Wo müssen wir aufpassen und wo liegen unsere Herausforderungen?
Neubelebung und Gründung haben einen wichtigen Punkt gemeinsam: die Vision und den Auftrag im Blick zu behalten. Was machen wir eigentlich vor Ort? Das wird später auch noch einmal sehr schön im Zusammenhang mit dem M4-Gemeindegründungsteam deutlich.
Ein letzter Punkt zu den Grundsätzen betrifft den Ansatz der Gründung. Gemeindeformen habe ich bereits erwähnt. Es gibt verschiedene Gemeindeformen, und je mehr Erfahrungen ich auch in Europa sammle und von Gründern dort höre, desto mehr muss ich sagen: Wir können von unseren europäischen Nachbarn noch sehr viel lernen.
Denn sie sind in ihren Formen oft flexibler, bringen andere Ansätze mit und sind manchmal noch stärker menschenorientiert. Sie haben einen klaren Blick darauf, was die Menschen tatsächlich brauchen. Als ich im Dezember letzten Jahres mit unterwegs war, habe ich erlebt, wie sich eine Gemeinde komplett darauf eingelassen hat, ukrainische Flüchtlinge aufzunehmen.
Bisher haben sie Hilfslieferungen erhalten, zum Beispiel in Bukarest. Jetzt sammeln sie, um die Hilfe direkt an die Bedürftigen weiterzugeben. Innerhalb eines halben Jahres wurden so mehrere Tausend Menschen mit Essen versorgt. Diese praktische Unterstützung vermittelte die Botschaft auf ganz konkrete Weise durch diakonisches Handeln.
In Deutschland sind Gemeindeformen durch eine starke Historie sowie durch etablierte Kirchen, Gemeinden und Verbände sehr fest zementiert. An diesem Punkt glaube ich, dass in den nächsten Jahren, auch bedingt durch Kirchenaustritte und weniger Mitglieder in Gemeinschaftsverbänden, mehr Bewegung in die Formen kommen wird.
Man wird handeln und agieren müssen. Gleichzeitig werden Neubelebungen stattfinden, bei denen man stärker in den Blick nimmt, was die Menschen in der eigenen Stadt oder im jeweiligen Stadtteil wirklich brauchen.
Der Ansatz der Gründung ist auch stark kontextbezogen. Es stellt sich die Frage: Was ist um mich herum? Was sind die Gepflogenheiten? Was ist die Sprache? Wir als Deutsche Indianer Pionier Mission arbeiten im Nordosten, wo Kontextualisierung eine große Rolle spielt.
Hier muss man die Geschichte verstehen – und zwar nicht nur die letzten 70 Jahre, sondern die letzten Hunderte von Jahren. Nur so erkennt man, welche Strategie nötig ist, um die Menschen zu erreichen. Vor allem muss man Zeit mitbringen. Geistlich betrachtet ist es wichtig zu sehen, was die Menschen bisher mitbringen und an welchem Punkt man anknüpfen kann.
Im Neuen Testament, besonders bei Paulus, kann man das sehr schön auf seinen Missionsreisen beobachten: Wie er geistlich anknüpfte und mit den Menschen unterwegs war.
Ein letzter Punkt, den ich nur kurz ansprechen möchte, ist die soziale Arbeit. Häufig sprechen wir vom Begriff her von sozial und missionarisch. Ich drehe das gerne um und sage: missionarisch und sozial. So geht der Schwerpunkt hoffentlich nicht verloren.
Durch gutes, diakonisches Handeln kann die Gemeinde auch missionarisch aktiv sein. Es ist wichtig, neue Dinge zu gründen und Menschen zu unterstützen – besonders in Krisenzeiten, wie wir sie aktuell erleben. Das wird immer wichtiger.
Nun kommen wir vom Thema einiger Gemeindegründungsgrundsätze zum zweiten Schwerpunkt von M4, nämlich der Begleitung von Gemeindegründungsteams. Das bedeutet: Ein Gründer hat eine Berufung und weiß, wo er mitgründet. Manchmal ist noch nicht ganz klar, wie es mit dem Gründungsteam weitergeht. Er kennt sein Umfeld, also das Missionswerk, den Verband sowie die Muttergemeinde. Oft hat er bereits ein Team um sich geschart. Gründer sind Menschen, denen es gelingt – und oft auch nicht schwerfällt –, andere dafür zu begeistern. Sie sagen: „Gott hat hier eine Vision, und dich möchte ich gerne mit hineinnehmen, um an diesem Ort die gute Botschaft weiterzugeben, damit Menschen gerettet werden.“
Dann kann man mit M4 starten, um sich als Gründungsteam über zwei Jahre begleiten zu lassen. Es gibt vier Schwerpunkte. „Master“ kommt vom Missionsbefehl her: „Mir ist gegeben alle Gewalt“. Der Herr der Gemeinde – das ist einer der Grundsätze, die uns nicht verloren gehen dürfen: Wem gehört die Gründung? Nicht denen, die sich leidenschaftlich einbringen oder finanziell unterstützen, sondern dem Herrn. Ihm gehört die Gemeinde.
„Master“ ist das erste Modul bei einer Lerngemeinschaft. Dabei geht es um den Auftrag, die Mission, diese Botschaft weiterzugeben. Es geht um Macht, also Jüngerschaft und Multiplikation – sich zu vervielfältigen, andere mitzunehmen, sie zu begleiten und das im Leben weiterzutragen. „Ich bin immer bei euch“ – das Ziel ist eine Bewegung („movement“), bei der man merkt, dass der Herr das trägt. So kann man die eigene Gründung über sich hinaus tragen.
Das Ziel ist nicht, einfach eine Gemeindegründung zu haben, sich dann zurückzulehnen und zu sagen: „Jetzt sind wir glücklich.“ Nein, es geht darum, immer wieder neue Leute zu befähigen und auszusenden, um diesem Auftrag nachzukommen. Das kann Teil einer Gemeindegründung sein, aber nicht jeder ist ein Gemeindegründer. Forscher haben beim Thema M4 Ready untersucht, wer die nötigen Befähigungen und Gaben mitbringt.
M4 ist ein Teamprozess für die Startphase, um die Grundlagen zu legen. Dazu gibt es ein kleines Video von einer Lerngemeinschaft, in der Teams zusammenkommen und an diesen vier Schwerpunkten arbeiten. Das passiert viermal hintereinander, jeweils an zwei Tagen, verteilt auf zwei Jahre mit etwa sechs Monaten Abstand dazwischen.
Man hört Statements von Leuten, die Verbände mitführen und einen großen Überblick haben. Zum Schluss kommen auch einige Gründer zu Wort, die erzählen, wie es in ihrer Gründung läuft, was sie beschäftigt und was sie durch M4 mitgelernt haben. Das ist das beste Konzept, um ein Gemeindegründungsteam zu begleiten, zu ermutigen, auf den Weg zu bringen, zu trainieren und zu fördern. Ich bin sehr dankbar!
Wenn Gründer in einem Raum sind, spürt man eine ganz besondere Erwartung, eine besondere Intensität und Energie. Viele kreative Ideen und Leidenschaft sind spürbar. Man kann das an den verschiedenen Tischen beobachten. Jeder hat einen anderen Plan, aber alle bewegen sich in eine ähnliche Richtung und haben ähnliche Fragen. Das ist beeindruckend, wenn man sich vorstellt, was daraus in ein paar Jahren entstehen kann.
Ich fand es großartig, wie viel Energie und Leidenschaft im Raum war. Dass es hier Teams gibt, die Deutschland verändern wollen und Gemeinden gründen möchten, finde ich wunderbar. Ich habe ein tolles Konzept kennengelernt. Ich bin hierhergekommen, um M4 kennenzulernen, und bin begeistert, weil es wirklich ein total strukturierter Prozess ist, in dem Leidenschaft und gutes Prozessdesign zusammenkommen.
Es war schön zu sehen, wie unsere jungen Mitarbeiter, also junge Erwachsene, im M4-Prozess wachsen: in Verantwortung und Entgaben, wie das Vorgehen immer deutlicher wird. Was mich an dieser zweiten Lerngemeinschaft fasziniert, sind zwei Dinge. Eines ist etwas herausfordernd, aber ich möchte es trotzdem ansprechen, und das andere ist sehr erfreulich.
Zum einen wurde uns bewusst, an welchen Baustellen wir bei unserem Gemeindegründungsprojekt noch arbeiten müssen. Es ist gut, weil wir so einen gelassenen Blick von außen bekommen haben und sagen können: „Okay, da müssen wir nochmal ran.“ Zum anderen freue ich mich sehr, dass wir Ermutigung erleben. Manchmal fragt man sich, was man eigentlich macht, wenn man allein unterwegs ist. Doch gemeinsam unterwegs zu sein, ermutigt mich sehr.
Für uns als Team liegt der Fokus darauf, konzentriert viel Zeit miteinander zu verbringen, die Köpfe zusammenzustecken, an Dingen zu arbeiten und Gedanken zu teilen. So können wir in den nächsten Wochen bestimmte Fragen angehen und eine gemeinsame Vorstellung davon entwickeln, worum es geht und was wir anpacken müssen.
Ich nehme persönlich viel Ermutigung mit. Als Team nehmen wir viele neue Aufgaben und neuen Fokus mit, damit wir wissen, was unsere nächsten Schritte sind und woran wir in den kommenden Wochen und Monaten arbeiten können.
Die Schwerpunkte der Lerngemeinschaft sind noch einmal etwas ausführlicher zu beschreiben. Ein Kernpunkt ist, dass es keine Konferenz mit einem Sprecher vorne ist. Eine Lerngemeinschaft bedeutet, dass man an zwei Tagen zusammenkommt, um an den Themen Herr, Mission, Multiplikation oder Bewegung zu arbeiten.
Dabei kommen wir in Lobpreis und Gebet vor Jesus zusammen, ehren ihn und verbringen Zeit im Gebet. Wir hören Geschichten, was Gott getan hat, und beten ihn an. Etwa fünfzig Prozent der Zeit werden dafür genutzt, an dem Prozess zu arbeiten: Die Videos, die man vorher schon gesehen hat, umzusetzen, zu überlegen, was das bedeutet, es einer anderen Gruppe vorzustellen und von ihnen Rückmeldung zu bekommen. Für diese Gruppe wird dann gebetet. Zum Schluss werden Ziele und Aufgaben für das nächste halbe Jahr festgehalten.
Zwanzig Prozent der Zeit sind für Teaching vorgesehen, also für Inputs von vorne, um inhaltlich tiefer einzusteigen. Deshalb heißt es Lerngemeinschaft: Man ist zusammen und lernt miteinander. Es geht viel um Beziehung, und es gibt keine klare Trennung in Lehrer und Schüler. Wir merken, was es bedeutet, wenn Personen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und aus verschiedenen Gründungen zusammenkommen. Sie können sich gegenseitig unterstützen, Lösungen anbieten, Schwierigkeiten ansprechen und Zuspruch geben. Das ist einfach genial.
Der Prozess dauert 18 bis 24 Monate. Er beginnt mit einem Assessment, also einem Gespräch, in dem es darum geht, was bisher gemacht wurde, welche Gaben und Fähigkeiten vorhanden sind und wie man die richtigen Leute findet. Eventuell erfolgt eine Vorbereitung mit M4 Ready für die Leiter.
Es gibt ein Vortreffen, in dem alles erklärt wird: Was sind die nächsten Schritte für die Gründung, wie sieht das Team aus, wie ist der zeitliche Ablauf und was wird benötigt? Danach folgen die vier Lerngemeinschaften, die im Halbjahresrhythmus stattfinden. Man trifft sich jeweils zwei Tage, um gemeinsam die Lerngemeinschaft zu erleben. Zum Abschluss gibt es ein Nachtreffen.
Der gesamte Zeitraum umfasst zwei bis drei Jahre, je nach Vorlauf von M4 Ready und wie es danach weitergeht. Es gibt eine Online-Plattform mit Teaching-Videos, die vorab angeschaut werden. Meistens sind es zwanzig bis zweiundzwanzig kurze Videos, zwischen fünf und etwa zwölf Minuten lang. Sie behandeln Themen wie Jüngerschaft: Wie machen wir Menschen zu Jüngern? Was sind die Herausforderungen? Worauf lasse ich mich ein?
Dazu gibt es ein Workbook mit Aufgaben, die ausgefüllt werden. Man arbeitet sich so in das Thema ein und bringt die Ergebnisse in die Lerngemeinschaft mit. Neben dem Input durch die Videos gibt es auch Coaching. Dieses Coaching richtet sich in erster Linie an den Gründer.
Einmal im Monat gibt es Kontakt zwischen Coach und Gründer. Der Coach ist auch bei jeder Lerngemeinschaft dabei. Zwischendurch findet ein Teamtreffen statt. Ob der Coach zur Gründung kommt oder ein Gegenbesuch stattfindet, ist flexibel und hängt von der Örtlichkeit ab. Wichtig ist die Nähe zu einer erfahrenen Person, die das Ganze begleitet.
Zum Schluss gibt es das Nachtreffen und dann die Entscheidung, wie es weitergeht, wenn die Grundlagen gelegt sind.
Soweit zum M4-Prozess. Nun bitte ich Daniel, uns etwas von eurer Gründung zu erzählen. Ich bin sehr gespannt, wie du uns da hineinnimmst.
Ja, sehr gerne. Ich erzähle einfach ein bisschen, wie es bei uns oder bei mir passiert ist. Wir drehen die Zeit mal zurück, und zwar zwei Jahre, mitten in der Pandemie. Es war, glaube ich, der zweite Lockdown oder der erste, als wir umgezogen sind. Es hieß, man solle eine Phase einlegen, in der man denkt: „Meine Güte, keiner trifft sich, alle halten Abstand.“
Ich muss sagen, es war großartig. Wenn man irgendwo gründet und neu startet, beginnt es erst einmal mit Analyse. Man braucht Zeit, muss viel spazieren gehen, viel beten und sich mit Leuten treffen. Ich habe es geliebt, dass mich keiner gefragt hat, was die Ergebnisse sind. Oft wollen Leute gerade am Anfang etwas sehen, aber ich hatte durch Corona eine Ruhe. Ich sage oft, es hätte gar nicht besser sein können, wie es bei uns gelaufen ist.
Mein Verband, also der Liebenzeller Gemeinschaftsverband, hatte eine Wahrnehmung rund um die Gegend Vaihingen an der Enz. Dort gibt es verschiedene Gemeinden, schon lange Liebenzeller Gemeinden, und auch tolle Kirchengemeinden. Alle haben eines gemeinsam: Sie haben eigentlich gute Jugendarbeiten, das heißt, von null bis achtzehn ist man gut versorgt.
Aber es passiert dort sehr stark, dass eine Generation weggebrochen ist – in den letzten zehn, zwanzig, fünfundzwanzig Jahren, wann auch immer. Junge Erwachsene docken gar nicht mehr an, weder in den Gottesdiensten noch in Hauskreisen oder im kirchlichen Leben. Das nennt man dort „versickern“. Das gibt es auch an vielen anderen Orten. Es versickern zunehmend Menschen, die eigentlich eine Verbindung zu Jesus hatten.
Ich würde sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht als Nichtchristen bezeichnen, aber wer weiß, in ein, zwei, drei Jahren vielleicht. Wenn du dich daran gewöhnst, keine Kirche mehr zu besuchen und keine Gemeinde, dann bist du vielleicht die Person, die mal irgendwann eine Beziehung zu Jesus hatte, aber keine mehr hat. Das war die Analyse der Situation, und mein Verband hat sich überlegt, das wollen wir gerne ändern.
Dann wurde ich quasi angefragt. Ich war Pastor in Heidelberg und wurde gefragt: „Mensch Daniel, kannst du nicht nach Vaihingen an der Enz ziehen und dort eine Neugründung für junge Erwachsene starten?“ Es war noch nicht ganz klar, ob es eine Gemeindegründung per se wird oder ein Alternativangebot.
Ich habe, wie gesagt, eine starke Berufung gespürt und habe in dem Prozess sehr viel gebetet. Ich wurde zwei Jahre vorher gefragt, bevor ich letztendlich gewechselt bin. Ich habe mit vielen Leuten gesprochen und hatte den Frieden, dorthin zu ziehen.
Dann sind wir hingezogen – meine Frau und ich. Zu dem Zeitpunkt hatten wir gerade das zweite Kind frisch auf der Welt. Wir zogen in eine Stadt, in der ich noch nie war, ins Schwabenländle als Badener – also ganz furchtbar. Für uns war erst mal wichtig, anzukommen und die Situation wahrzunehmen.
Ich habe mir hier ein schönes kleines Bild mitgebracht, was das symbolisieren soll. Dann habe ich gemerkt: Ich muss mich mit Leuten treffen, ich muss ins Gespräch kommen und herausfinden, wie das Gründungsteam aussehen kann. Tobi hat vorhin erzählt, dass es ohne Gründungsteam nicht geht und dass der M4-Teamprozess großartig ist, weil es viel um das Team geht.
Ich habe überlegt: Ich muss bei den Menschen andocken. Also habe ich sogenannte Vision Nights gestartet. Wie gesagt, es war der zweite Lockdown, vielleicht schon der dritte, und es war März. Ich habe überlegt, ich mache das digital. Alles lief damals per Zoom.
Also habe ich eine Vision Night gestartet. Das heißt, ich habe einfach gesagt: Am sechsten März um neunzehn Uhr bin ich online und alle, die Lust haben, können dazukommen. Dann habe ich versucht, den Link zu teilen, habe Gemeindeleiter angeschrieben und gefragt: „Habt ihr versickerte Menschen? Habt ihr Kinder oder Enkelkinder, die vielleicht mal irgendwann in der Gemeinde waren und die eine Einladung brauchen? Oder habt ihr Bekannte, die Interesse an etwas Christlichem haben?“
Dann haben wir das einfach verteilt. Ich habe gehofft, dass vielleicht zwei, drei Leute kommen. Tatsächlich kam das so bei mir an: Hier seht ihr meinen Laptop und sonstige Dinge. Es kamen immer wieder Leute. Insgesamt habe ich fünf Vision Nights gemacht, und es kamen bis zu zwanzig Leute digital rein.
Ich hatte keine Ahnung, woher die kommen. Ich wusste nicht, ob das Spione aus anderen Gemeinden sind, die das kritisch beäugen, oder ob es Menschen sind, die die Gründung brauchen. Es war mir eigentlich egal, weil meine versteckte Absicht neben dem Erzählen der Ideen war, Menschen zu finden, die Potenzial für ein Gründungsteam haben.
Ich habe meistens darauf geachtet, wer aktiv ist, wer mitredet, wer sich beteiligt und wer womöglich jedes Mal zu einer Vision Night kommt. Diese Leute haben ein hohes Interesse an der Gründung. Es waren vier Leute, die immer da waren. Also habe ich mir die vier geschnappt und gefragt: Habt ihr Lust, ins Gründungsteam zu kommen?
Das waren die vier Leute hier links, seht ihr sie? Alle haben ja gesagt. Verrückterweise war eines ein Ehepaar, und dann die beiden anderen. Das war für mich ein Segen, nach einem halben Jahr zu erleben, wie Gott mir ein Gründungsteam schenkt, denn alleine gründen ist schwierig.
Dann haben wir angefangen, uns jeden Donnerstag zu treffen – bis heute. Das ist jetzt eineinhalb Jahre her. Am Anfang wussten wir nicht, wohin es gehen soll, wie es aussehen soll, wie wir die versickerten ehemaligen Christen erreichen oder ganz neue Menschen, die bisher gar nicht in der Kirche sind.
Wir haben viel gebetet und über alles Mögliche nachgedacht. Wir haben die Grundlagen für die Gemeindegründung gelegt: eine Vision festgelegt, Werte definiert, Teamregeln aufgestellt, Namen gesammelt – tausend Namen – und uns dann irgendwann auf „Jüngerkirche Ennstal“ geeinigt.
Woche für Woche haben wir manchmal Bibel gelesen, eine Art Hauskreis gemacht, aber auch viel an der Gemeinde gebaut. Wir haben am unsichtbaren Teil der Gemeinde gearbeitet und ein starkes Fundament gelegt. Wir konnten ja gar nichts anderes machen, denn wir hätten uns nicht treffen können mit vielen Leuten.
Wir haben dann so etwas wie einen ICF Network Day gemacht. Ich habe immer geschaut, wo Input von außen kommt und was man mitnehmen kann. Von Mai bis November hatten wir diese intensive Zeit, also ungefähr ein halbes Jahr, uns jede Woche zu treffen.
Nach außen ist noch nichts passiert. Ich war mittlerweile ein Jahr an der neuen Stelle. Es hat immer noch keiner gefragt: „Daniel, gibt es sichtbare Ergebnisse?“ Ich war immer noch sehr zufrieden damit. Aber wir hatten das Gefühl, jetzt könnte der nächste Schritt kommen, jetzt könnten wir vielleicht öffentlich starten.
Dann haben wir uns überlegt: Wir laden ein zu uns ins Wohnzimmer. Ich habe extra meinem Verband gesagt: „Ich brauche ein großes Wohnzimmer, da muss eine Gemeindegründung stattfinden können.“ Das haben sie mir gegeben.
Wir haben groß eingeladen und alle möglichen Leute informiert. Aber ins Wohnzimmer in der Corona-Phase kam keiner. Wir haben erlebt, dass wir tatsächlich nur einen Wohnzimmergottesdienst hatten. Der war mega schön, aber nur wir als Gründungsteam plus Ehefrauen und Kinder waren dabei.
Ich finde das gar nicht schlimm. Dadurch hat sich das Team noch besser vernetzt, auch mit den Ehefrauen und Kindern. Aber wir haben gemerkt: Gerade ein Gottesdienst könnte vor allem für die Versickerten ein Punkt sein, an dem sie neu andocken können, wenn der Gottesdienst eine Form und Sprache hat, die sie betrifft.
Also haben wir es noch einmal probiert, einen Gottesdienst zu machen – wieder kam keiner. Gerade bei Gründungen braucht man Bereitschaft und Leidenschaft. Man muss auch Schmerz ertragen können, denn man wird immer wieder Dinge ausprobieren und scheitern.
Das ist okay. Wir reden vom Vorwärtsscheitern als wichtiges Werkzeug, um Dinge zu probieren. Was nicht klappt, lassen wir bleiben. Wo etwas funktioniert, da gehen wir weiter.
Die Wohnzimmergottesdienste hatten wir uns toll ausgemalt, sie haben aber überhaupt nicht funktioniert. Dann haben wir Leute gefragt, von denen wir wussten, dass sie Interesse hätten: Würdet ihr woanders hinkommen, wenn wir einen größeren Raum hätten? Die Antwort war: „Na klar, da kommen wir hin.“
Also haben wir überlegt, welche Räume es geben könnte. Vaihingen an der Enz ist nicht sehr groß. Dann haben wir eine Tanzschule angefragt, die einen Tanzsaal mit Spiegelwand hat. Die hat tatsächlich zugesagt und uns ihre Location gegeben.
Seit April 2022, also genau vor einem Jahr, feiern wir nun den öffentlichen Teil der Gründung. Hier seht ihr ein Bild von der Tanzschule. Ihr merkt, es sind auch ein paar Leute gekommen.
Das war wirklich schön. Gott hat uns viele von den Versickerten, also ehemaligen Christen ohne Gemeindezugehörigkeit, geschenkt. Sie haben gesagt: „Endlich gibt es wieder einen Ort, an den ich kommen kann.“ Einige waren seit drei oder fünf Jahren nicht mehr in der Gemeinde.
Ich persönlich habe mehr Herz für Menschen, die Jesus nicht kennen, als für Christen, die zu bequem geworden sind. Aber auch diese brauchen es. Der Kontext hat ergeben, dass wir für diese Menschen da sein sollen. Also müssen wir auch für sie gründen.
Gleichzeitig habe ich mich sehr gefreut, dass auch Freunde und Menschen, die noch nie in einem Gottesdienst waren, gekommen sind. Ehrlicherweise ist der Hauptfokus die Gruppe der Versickerten. Es gibt dort 80 bis 90 Leute, die wir noch lange nicht alle erreicht haben, die Jesus brauchen.
Deshalb ist es super, dass wir das tun. Wir haben uns für den Weg Gottesdienst entschieden, weil wir das für den sinnvollsten Weg halten. Gründung kann viele verschiedene Wege gehen, wie du vorhin gesagt hast, je nachdem, welchen Ansatz man verfolgt.
Wir haben den Weg Gottesdienst als aktuell guten Weg empfunden. Gleichzeitig wollen wir in der Form der Gottesdienste experimentieren. Wir haben einen Wert, der lautet, dass wir Dinge ausprobieren wollen und offen für verschiedene Formen von Kirche und Gottesdiensten sind.
Deshalb experimentieren wir teilweise sehr wild mit unseren Gottesdiensten. Wir haben zum Beispiel eine Predigtreihe über das Gebet gemacht. Statt darüber zu predigen, sind wir einfach beten gegangen.
Der Gottesdienst fand auf dem Marktplatz in Vaihingen statt. Wir sind spazieren gegangen, haben uns vor die Schule gestellt und überlegt, für wen wir beten könnten. Wir haben für die Menschen gebetet.
Oder wir standen vor dem Dönerladen und haben für den Dönertypen gebetet. Wir wollten nicht nur über Gottesdienste oder Gebete reden, sondern es einfach tun.
In zwei Wochen ist das Thema Tod, Leben und Verstehen dran. Da haben wir uns überlegt, auf den Friedhof zu gehen, weil dort das Thema Tod präsent ist. Wir reden dann über das Thema Tod.
Jeder bekommt eine halbe Stunde Zeit, sich an ein Grab oder auf eine Bank zu setzen und über sein Leben nachzudenken. Danach gibt es in der Aussegnungshalle einen kurzen Gottesdienst.
Wir versuchen also, in der Art, wie wir Gottesdienste leben, kreativer zu sein, statt uns immer auf das klassische Modell zu beschränken. Ich glaube, das ist zu einseitig.
Wenn wir merken, dass diese kreativen Gottesdienste nicht funktionieren, dann werfen wir sie weg und probieren etwas anderes aus. So versuchen wir Stück für Stück herauszufinden, wie wir Menschen wirklich zu Jesus führen können und das in ihrer Heimat.
Deswegen sind wir auf vielen verschiedenen Wegen unterwegs. Hier ein kurzes Video, damit ihr ein Gefühl bekommt. Das war einer der ersten Gottesdienste.
Das Schöne an einem Spiegelsaal ist, dass die Gemeinde doppelt so groß wirkt. Es ist total schön, weil alles einfach so viel Platz und Raum bietet.
Für uns ist es auch ein Segen, dass wir diese Tanzschule haben. Wir zahlen 25 Euro pro Stunde, also keine Miete für so ein Gebäude. Das ist der Hammer, ein Geschenk, das Gott uns gemacht hat.
Wir merken, dass die Schritte funktionieren. Es gibt Verbände, die uns die Finanzierung zugesagt haben. Das heißt, wir können relativ entspannt gründen, auch finanziell. Das ist dem LGV und dem EC wichtig, die das unterstützen, wofür ich sehr dankbar bin.
Zum Schluss noch ein Gedanke, der mir sehr hilft, und das ist das Thema Coaching, das Tobias auch mit dem M4-Prozess und M4 Ready angesprochen hat.
Gründen geht nicht ohne Menschen, die mich oder uns als Team unterstützen. Coaching ist dabei sehr wichtig.
Ich weiß nicht, wo euer Weg hingeht oder ob du der nächste Gemeindegründer sein wirst. Aber wenn du es bist, dann möchte ich dir Mut machen, über Coaching nachzudenken.
Selbst wenn du noch studierst oder schon Pastor bist, Coaching hilft jedem und jederzeit, auch wenn du irgendwo arbeitest.
Ich finde, Coaching wird gerade bei Hauptamtlichen oft zu wenig wertgeschätzt, obwohl es so viel ausmacht. Ein Coach schaut von außen drauf, deckt blinde Flecken auf und kann Dinge anders definieren.
Ohne den Coach, den ich habe, und ohne andere Coaches, die mich begleitet haben, wäre ich längst nicht der Pastor, der ich heute bin. Auch die Jüngerkirche Ennstal wäre ohne Coaching nicht dort, wo sie jetzt ist. Wir wären vielleicht über falsche Wege gestolpert.
Deshalb finde ich Coaching so sinnvoll. Profisportler haben Coaches, kein Fußballverein kommt ohne Coach aus. Michael Phelps, der große Schwimmer, hatte auch einen Coach. Er ist der beste Schwimmer der Welt, aber trotzdem braucht er jemanden, der ihn coacht – nicht nur beim Schwimmen, sondern auch mental und in anderen Bereichen.
Coaching ist extrem wichtig. Ich habe hier ein paar Infos vorbereitet, die ich euch empfehlen kann. Es hilft mir enorm, wenn ich weiß, dass jemand da ist, der mich unterstützt und ich nicht allein unterwegs bin.
Deshalb möchte ich euch ermutigen: Wenn ihr über Gemeindegründung nachdenkt, dann macht euch auf den Weg. Es ist unfassbar schön, aber auch herausfordernd, und ein Geschenk, das tun zu dürfen.
Ich persönlich glaube, es braucht viel mehr Gemeindegründer. Wenn dein Herz dafür schlägt und du heute Abend oder beim Nachschauen noch dabei bist, dann geh dem nach.
Überleg dir, bei M4 mit einzusteigen, mach den Ready-Kurs und sei bereit, dich von Gott gebrauchen zu lassen. Es braucht Menschen wie dich, die sagen: „Jesus, hier bin ich, sende mich, ich will gründen.“
Wenn wir aufhören zu gründen, stirbt irgendwann jede Kirche, egal wie toll sie ist. Es gibt keine Kirche, die von Jesus bis heute Bestand hat. Wir müssen immer wieder neu gründen, damit es weitergeht und das Evangelium weitergetragen wird.
Deshalb lasst uns gründen, egal wo – ob im Osten oder in Vaihingen an der Enz. Auch dort hat es Gründung gebraucht, obwohl es eigentlich ein frommer Fleck ist.
Ich ermutige euch, mitzugründen und euch auf dieses Wagnis und diese Herausforderung einzulassen. Es ist ein unfassbares Geschenk, gründen zu dürfen.
So viel von mir. Vielen Dank, Daniel.
Hammer, dass du uns mitgenommen hast in euer Wohnzimmer. Ich muss schmunzeln, weil das so typisch Gründer ist: Der Laptop, auf dem die Online-Sessions laufen, und daneben die Hip-Gläser. Das ist Alltag bei vielen jungen Leuten, die aufbrechen und sagen: „Ja, dann läuft es auch parallel.“ Wir brauchen Jesus, der uns beim Einen und Anderen durchdrückt, hilft und zeigt, wo es hingeht.
Vielen Dank dir! Das Zweite, was ich richtig super fand, ist, dass du ganz toll gezeigt hast, dass Gründung nicht als Konkurrenz oder als Wegnahme von etwas Bestehendem gesehen wird, sondern dass Gründung dorthin geht, wo es einen Mangel gibt oder wo Menschen aus den Verbänden heraus erreicht werden können und sollen.
Ich finde das großartig, wenn man diesen Blick hat: „Wir brauchen etwas“ und nicht nur den Blick, dass das Bestehende laufen muss und man alle Energie da reinsteckt.
Dankeschön, Daniel.
Gegen Ende wollen wir noch zwei Blickrichtungen betrachten. Die erste betrifft die Missionsarbeit von uns als Deutsche Indianer Pioniermission (DIPM) im Nordosten in den Regionalarbeiten. Die zweite betrifft M4 Europe, um das größere Bild ebenfalls im Blick zu behalten.
Wir als DIPM sind im Nordosten in zwei Gebieten bereits seit sechzehn beziehungsweise zwölf Jahren tätig. Eines dieser Gebiete ist ein Teil von Mecklenburg-Vorpommern. Vorpommern-Greifswald ist ein Landkreis, in dem 240 Menschen leben. Ich zähle dabei Greifswald, mit seinen 60 Einwohnern, nicht dazu. Dort gibt es bereits sechs Gemeinden. Aktuell wird dort auch wieder eine neue Gemeinde von der Pfingstbewegung gegründet, weil es bisher keine Pfingstgemeinde gibt, die andere Menschen erreicht.
Wenn ich von diesen 60 Personen bei sechs Gemeinden spreche, könnt ihr euch ausrechnen, wie groß die Gemeinden sein müssten, um die Menschen zu erreichen. Das gilt auch für Großstädte mit verschiedenen Stadtteilen, in denen man ebenfalls andere Menschen ansprechen kann. Ich glaube, in Deutschland gibt es viele Möglichkeiten, um Neues zu gestalten und Menschen die gute Botschaft zu bringen.
Für mich war ein Erlebnis während meiner Zeit als Jugendpastor besonders prägend. Ich traf in Stuttgart auf der Königstraße eine 45-jährige Frau. Sie schaute mich an und sagte: "Jesus? Ich habe noch nie etwas von Jesus gehört." Wir hatten dort als Jugendgruppe einen evangelistischen Einsatz gemacht. Mein Herz ist in diesem Moment in die Hose gerutscht, weil ich mit so etwas nicht gerechnet hatte. Gleichzeitig dachte ich: "Oh nein, was sage ich jetzt, wenn ich der Erste bin, der ihr davon erzählt?"
Versucht es mal zuhause vor dem Spiegel!
Mission Nordost umfasst zwei Regionen: Vorpommern Greifswald und Uckermark. Dort leben etwa 300 Personen in Kleinstädten und im ländlichen Raum. Die Normierung liegt bei Kleinstädten mit unter 20 Personen. In vielen dieser Orte kann das Evangelium nicht gehört werden.
Dies ist der Referenzpunkt, an dem wir als Pioniermission arbeiten. Denn dort gibt es keinen Verband, der sagt: „Wir machen mal einen Einsatz.“ Es gibt auch keine Christen, die sagen: „Ich gehe raus auf die Straße und mache einen Einsatz.“ Natürlich erzählen sie es bei ihrer Arbeit, aber es ist keine Selbstverständlichkeit. In dieser Region ist es nicht normal, als Christ sichtbar zu leben und das Licht leuchten zu lassen.
Es ist die geistlich unerreichteste Gegend Europas, zumindest in Deutschland und mit unserer Sprache. Kulturell ist sie nicht unbedingt unsere Heimat, besonders für Schwaben. Daher braucht es als Missionar dort auch ein Kulturstudium. Es ist die gottloseste Gegend der Welt.
In dieser Region arbeiten wir mit drei Schwerpunkten:
Erstens beten wir für die Region. Als Missionswerk ist das einer unserer ersten Punkte. Wir bauen ein Gebetsnetz auf, um Christen vor Ort zu ermutigen, zu beten, Gebetsanliegen zu formulieren und zu verschicken. Wir wollen Gebetspatenschaften für Orte oder bestimmte Gebiete aufbauen, damit dort gebetet wird. Das Gebet soll gefördert werden, denn wenn sich geistlich etwas bewegt, dann ist es Jesus. Unsere Kraft allein reicht dafür nicht aus.
Zweitens wollen wir die nächste, junge Generation erreichen. Kinder und Jugendliche sind ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Das hängt auch mit unserer Geschichte als Missionswerk zusammen, denn wir haben seit vielen Jahren Kindermissionare. Deshalb überlegen wir, welche Einsätze und Strategien helfen, die junge Generation mit dem Evangelium zu erreichen.
Drittens liegt unser Fokus auf Gemeindeerneuerung und Gemeindegründung. Es gibt zwar Gemeinden und Strukturen, aber manche Gemeinden sagen, es sei gut, dass wir als Missionswerk dort arbeiten. Sie hatten bisher nur den Fokus auf ihr Gemeindehaus. Nach zehn Jahren merken sie, dass sie einen größeren Fokus brauchen – auch für ihren Landkreis.
Die Geschwindigkeit, in der sich im Nordosten etwas bewegt, ist langsam. Nach zehn Jahren wird man vom Nachbarn eingeladen – das ist eine andere Kultur und sehr herausfordernd. Man muss Zeit mitbringen und den Menschen auch Zeit geben.
Dort, wo es keine Gemeinden gibt, wollen wir welche gründen. Im Ruhrgebiet gibt es große Städte ohne einzige Gemeinde. Auch im Allgäu und in Oberschwaben gibt es Landstriche, in denen seit Jahrzehnten nichts passiert. Als Deutsche sind wir bisher nicht auf die Idee gekommen, hier etwas in Bewegung zu setzen und einen Unterschied zu machen.
Ein brasilianischer Pastor kam zu mir und sagte: „Tobias, wir als Brasilianer sind so dankbar, dass ihr vor sechzig Jahren als Missionswerk gekommen seid, um den Indigenen die gute Botschaft zu bringen. Wir als Brasilianer hatten das nicht im Blick. Jetzt kommen wir als Brasilianer und Menschen von anderen Kontinenten zu euch nach Deutschland, um euch das Evangelium zu bringen, denn eure Gemeinden haben versagt.“
An diesem Punkt dachte ich: Jetzt wird es gefährlich. Entweder höre ich ihm weiter zu oder ich mache zu und sage: „Das ist deine Meinung, aber sie ist mir egal.“
Er sagte, die Gemeinden haben versagt, weil sie keine neuen Jünger mehr machen. Die Gemeinden drehen sich um sich selbst und gehen nicht nach außen, um dem Auftrag nachzugehen. Diese Sicht hat mich sehr bewegt und herausgefordert. Sie kommt immer wieder in meinen Gedanken auf.
Deshalb suchen wir Gründer und Pioniermissionare für diese Region. Wir wollen Teams in Städte senden, ihnen Zeit geben, zu beten und Beziehungen aufzubauen. Diese Gründerteams sollen den Menschen von ihrer Hoffnung erzählen. Sie sollen erklären, dass Jesus für sie gestorben und auferstanden ist und warum wir Ostern feiern. Viele wissen nicht, dass das Osterfest einen persönlichen Bezug haben kann und nicht nur ein Feiertag ist.
M4 Europe
Das große Bild des M4-Netzwerkes
Wir wollen eine Gemeindegründungsbewegung in ganz Europa entzünden. Wir träumen davon, dass in Europa jeden Tag eine Gemeinde gegründet wird. Das ist unsere Vision.
Mittlerweile ist M4 in 16 verschiedenen Ländern aktiv. Im Jahr 2021 waren es noch 15. In diesem Zeitraum von elf Jahren wurden mehr als 260 Gemeinden gegründet. Dabei liegt die Quote der Gemeinden, die noch Bestand haben, bei 85 Prozent. Ohne Begleitung ist die Zahl kleiner als 50 Prozent.
Das unterstreicht noch einmal, was Daniel auch gesagt hat: Es braucht Begleitung, Unterstützung und Coaching. Es braucht Grundsätze, aber auch Werte und eine Vision von dem, was uns Gott in seinem Wort mitgibt und wie wir uns von ihm ausrichten lassen.
In Europa existiert ein Netzwerk, das nationalen und regionalen Leitungsteams dient und sie ausrüstet. Durch Zusammenarbeit, Sammeln, Auswahlverfahren, Training und Coaching sollen Gemeindegründer und ihre Teams gesunde, sich multiplizierende Gemeinden gründen können. Diese Gemeinden ehren Gott und prägen die Gesellschaft. Es geht also nicht nur darum, Christen mitzuprägen, sondern die gesamte Gesellschaft.
Das ist ein hohes Ziel und ein hoher Anspruch, der auf der Grundlage und dem Grundsatz basiert, Christus-zentriert und bibelbasiert zu sein. Ein Grundsatz, den wir als Pietisten sehr schätzen und auf den wir uns gerne beziehen. Das ist auch der Fokus von M4 Europe, das von Norwegen aus gestartet ist und diesen Grundsatz als Grundlage mitbringt.
Überkonfessionell bedeutet, dass der Gründer Luther Rahner ist. Es sind viele Baptisten dabei, Personen aus Pfingstbünden, aus den Landeskirchen – auch in Deutschland. So kommt man zusammen, um den Grundsatz zu leben, Christus-zentriert zu sein, die Bibel als Basis zu haben und bestimmte Werte zu teilen.
Diese Werte sind: missional angetrieben (übersetzt aus dem Englischen „missional driven“), bewegungsorientiert, beziehungsbasiert und den Fortschritt suchend. Das sind die Werte, auf die wir als M4 Deutschland uns ebenfalls stützen. Dies geschieht auch durch die Vorgaben des europäischen Partners und mit der Unterstützung eines Coaches. Dieser Coach lehrt uns, wie wir andere Teams trainieren und begleiten können. So können wir gemeinsam unterwegs sein.
Das war bereits die letzte Folie. Was bleibt, ist die Vision, die noch auf der Folie steht, vom Teamprozess von M4 Europe: Unzählige Menschen werden in lebendigen und sich multiplizierenden Gemeinden Jesus Christus finden. Dafür beten und arbeiten wir als M4-Gründungsbewegung in Stadt und ländlichen Regionen – gezielt in Ostdeutschland, aber auch darüber hinaus. So soll Gemeindegründung kein Traum bleiben.
Bei Fragen freue ich mich, wenn Sie sich melden oder sich weiter informieren – auch gerne auf der Homepage. Damit Gemeindegründung in Deutschland und vielleicht auch bei Ihnen kein Traum bleibt.
Vielen Dank!
Ja, mein Dank gilt Euch! Danke, dass er auch im Paket dabei war.
Wenn er es an anderer Stelle wieder tut, tretet gemeinschaftlich auf. So ein Beispiel mit einem strahlenden Mann, der fragt: Wo bin ich überall gescheitert? Und dennoch macht er mit Freude weiter, weil es um den Herrn geht. Er kann erzählen, wie er vom Friedhof aus Gottesdienste feiert.
Super, vielen Dank Euch! Ja, ich lade noch einmal ein: Wer irgendwann Fragen hat, kann nicht einfach googeln, wenn man dich nicht findet. Deshalb bin ich dankbar und freue mich über den Abend.
Ich wünsche allen jetzt eine gute Passionswoche und ein frohes Osterfest. So wissen alle, die dies später anschauen, wann dieser Vortrag war – kurz vor Karfreitag 2023.
Eine gute Nacht miteinander!