Lieber Herr, es war wieder ein Tag, der uns viel Arbeit, Sorge und Mühe brachte. Es gibt auch schwere Gedanken, die uns im Blick auf unser eigenes Leben bewegen.
Dennoch willst du uns heute Abend begegnen. Wir möchten dich bitten, dass wir dich sehen und in dir Frieden finden.
Hilf uns, unser Leben unter deine Führung und Leitung zu stellen, damit du in unserem Leben wirken kannst – zu deinem Lob und zu deiner Ehre.
Wir danken dir für dein Wort, das uns leitet und unser Leben verändert. Amen.
Einführung in den Johannesbrief und seine Bedeutung
Im Johannesevangelium und in den Johannesbriefen, insbesondere bei den drei Johannesbriefen, ist es wichtig, nicht zu viele Worte auf einmal zu lesen. Vielmehr sollte man langsam bei den Textstellen verweilen, sie aufmerksam betrachten und sich wirklich in das hineinversetzen, was der Verfasser uns mitteilen möchte.
Der Abschnitt, den wir hier betrachten, handelt von Jesus Christus und dem Geschenk, das er uns macht. Manche fühlen sich vielleicht etwas eigenartig berührt, wenn sie mit „Meine Kinder“ angesprochen werden. Doch diese Anrede ist eine ganz vertraute und liebevolle Form, die aus der damaligen Zeit und dem kulturellen Umfeld, in dem Johannes schreibt, verständlich ist. Es ist eine zärtliche Ansprache an junge Christen.
„Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater: Jesus Christus, der gerecht ist. Er ist die Versöhnung für unsere Sünden, nicht nur für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt.“
An diesem Versprechen erkennen wir, dass wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten. Wer sagt: „Ich kenne ihn“, und seine Gebote nicht hält, der ist ein Lügner, und in dem ist die Wahrheit nicht. Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. Daran erkennen wir, dass wir in ihm sind.
Wer sagt, dass er in ihm bleibt, der soll auch so leben, wie Jesus gelebt hat.
Die Herausforderung des Bösen in der Welt und im Leben
Jetzt fangen wir mal wieder ganz von außen an. Heute, wenn man die Zeitung aufschlägt, ist überall das Problem zu finden, wie man gegen die schlimmen Zustände in der Welt vorgehen kann. Da gibt es Rassendiskriminierung, Ausbeutung, Unrecht. Leute regen sich auf, wenn jemand freigesprochen wird, dem man die Schuld immer nachweisen kann. Überall gibt es Aufregungen, und man ist dabei, das Böse in der Welt zu bekämpfen.
Die jungen Leute sind ganz rigoros. Ich habe Ihnen schon erzählt, dass mich das sehr geprägt hat, mit so jungen Punks zu reden, die sagen: Wir müssen die ganzen Industrien vernichten, wir müssen all das kaputt machen, die Wirtschaft. Erst dann kann man wieder leben in unserer Welt, wenn es keine Chemie mehr gibt. Also jeder hat irgendwo auf seinem Plan, wie wir in dieser Welt wieder normale, menschenwürdige Verhältnisse hinbekommen.
Da müssen wir sagen: Was ist eigentlich das Schwierige? Ich bin sehr dankbar für einen Artikel in IDEa, den Wolfgang Pulzer aus Südamerika geschrieben hat. Er sagte, die Christen dort haben gegen die Theologie der Befreiung eingewandt, dass ja all die Regime, die wiederkommen, genauso ungerecht sind wie die alten. Seit Jahrtausenden werden Revolutionen gemacht, und die neuen Herren sind auch wieder so wie die alten.
Die Bibel setzt ganz anders an. Wir müssen aufpassen, dass wir wirklich wieder den biblischen Ansatz bekommen, indem nämlich die Bibel sagt: Jeder Mensch ist infiziert vom Bösen. Es wird ja gern gespottet und es gibt so ein Witzchen, dass man sagt: Na ja, die Christen sind halt gegen die Sünde. Und was ist Sünde? Wenn man ins Kino geht oder ein Mädchen küsst? Was ist Sünde?
Die Bibel setzt das ganz anders an. Sünde ist immer ein Handeln gegen Gott. Lesen Sie den Sündenfall in 1. Mose 3 – ein empörender Mensch, ein Aufruhr gegen den lebendigen Gott und seine Lebensordnung.
Wenn wir einmal anfangen, in unserem Leben gegen das Böse anzukämpfen, merken wir, dass wir gar nicht weit kommen. Das war ja schon das letzte Mal das Thema. Und das ist es, was die Bibel von den ersten bis zu letzten Seiten behandelt: Wie wird man mit dem Bösen fertig?
Für einen normalen Menschen, Bürger unseres deutschen Vaterlandes, ist das im Grunde ein witziges Thema. Womit beschäftigen sich diese heute Abend im Bibeltraining? Sind die eigentlich noch zu retten? Das Böse muss man einfach lassen. So reden Leute, die sich noch nie ernsthaft damit beschäftigt haben, im Leben gegen das Böse anzukämpfen.
Und leider gibt es auch viele Christen, die nie begriffen haben, dass das Böse in uns gar nicht wegzudrücken ist. Wenn Sie also zum Beispiel mit einem Menschen zusammenkommen, der, sagen wir mal, Probleme hat und sagt: Ich möchte ein neuer Mensch werden, ich habe Eheprobleme – was machen wir dann? Jetzt schicken wir eine Beratung, da muss irgendein Fachmann her. Und sie kommen nicht auf die Idee, dass das irgendwie doch zusammenhängt mit der Frage ihres Lebens und ihres Glaubens, nämlich in der Bibel, mit Jesus Christus.
Oder Sie treffen einen Menschen, der sagt: Ich komme von den Drogen oder vom Alkohol nicht los. Ach, was machen wir jetzt? Jetzt suchen wir einen Arzt. Und Sie kommen nicht darauf, dass das irgendwie doch damit zusammenhängen könnte, mit den vielen Lebensproblemen, die wir haben, auch den vielen Schwierigkeiten, denen wir gegenüberstehen, die unser Leben kennzeichnen.
Das Böse – nämlich der Streit, der geschieht, die Spannungen in meinem Leben und was der Apostel Paulus beschreibt, dass ich Dinge tue, die ich gar nicht will, dass ich mich an mir grün und blau ärgern kann. Ich kann mich selber ohrfeigen, ich verstehe mein Leben nicht, und es reut mich am Ende, wie ich gelebt habe, obwohl ich es doch gar nicht wollte.
Wahrscheinlich haben nur Christen angefangen, sich einmal dieser ganz tiefen Problematik zu stellen: Mein Leben ist nicht so, wie ich will, und ich kann gar keine Vorsätze machen, denn das scheitert. Wenn ich am Jahresanfang sage: Ich möchte das so machen, und das geht nicht. Und wir haben das oft besprochen, wenn zwei junge Leute am Traualtar stehen und sagen: Wir wollen das und haben uns das so vorgestellt – das muss schiefgehen, weil kein Mensch sich das so vornehmen kann.
Darum ist unsere Trauungshandlung auch ganz anders. Es ist ein Fürbitte-Gottesdienst. Und wir reden von dem sehr hinfälligen Ja, das wir sprechen, das gar nicht sehr zuverlässig ist – ein menschliches Ja, auf das Gott sein bestätigendes Amen legt. Das sagen wir. Aber wir wissen doch um diese menschliche Sünde. Das heißt, wir kommen immer weg von dem, was wir eigentlich wollen.
Wenn ich über die Autobahn fahre, dann sieht man manchmal rechts von diesem Parkstreifen, wie ein Lastzug von der Bahn runterkam und auf diesen Grünstreifen geriet. Das ist eine ganz verhängnisvolle Sache, wie man direkt noch sieht. Der Fahrer hat noch verzweifelt probiert, den Wagen auf die Bahn zurückzulenken, und er kam über diese Betonschwelle nicht mehr rüber und fuhr letztlich den Hang runter, die Böschung. Es hat ihn runtergezogen.
Und das ist eine Geschichte, von der kein Mensch ausgenommen ist. Es gibt niemanden, der nicht weggezogen wurde vom lebendigen Gott und der nicht Dinge tut, die wider Gott sind und die unser Leben zerstören.
Sünde ist nie schön. Es gibt keine schöne Lüge, und es gibt keinen schönen Betrug. Es gibt keine Unreinheit, die unser Leben irgendwo zieren könnte. Es gibt keinen schönen Ehebruch, und es gibt nichts, was schön wäre. Das kann irgendwo ein Reiz sein, das kann pikant im Film dargestellt werden, und dabei ist es ein Betrug.
Das weiß jeder, der es erlebt hat, der die Tränen des anderen kennt, des Betrogenen, der Kinder und was alles in diesem Leben ja immer ist. Jede Mark, die falsch verdient ist, durch unrechten Handel gewonnen ist. Wenn Sie einmal den sehen, der darum geprellt wurde, die vielen Geschäftsleute, die ihr Geschäft verloren haben, nur weil einer mit seinen Wechseln gefälscht hat.
Die Sünde hat etwas unheimlich Gemeines, und man sieht sie oft gar nicht so gemein, wie sie wirklich ist.
Wie komme ich gegen diese Macht der Sünde an? Das ist ein Thema, das wir fortwährend verhandeln müssen. Wir sagten das letzte Mal, dass das in den Predigten, in den Bibelstunden in die Mitte hineingehört.
Wir wollen nie so tun, als ob wir in der Kirche sitzen könnten und Ratschläge an die Politiker geben und an die Wirtschaftsführer und da so mitreden, weil wir sagen: Das Ding ist viel, viel schwieriger.
Wie mache ich das, wenn wir Erziehungsratschläge geben? Es geht eben nicht bloß mit Ratschlägen. Eheunterricht ist doch nicht bloß ein Problem, dass wir die Leute informieren, wie der menschliche Körper funktioniert und wie man im Zusammenleben ein paar psychologische Tricks anwendet, sondern: Wie werde ich mit dem Bösen fertig? Und wenn das Herz nicht verändert ist bei Menschen – und das kann nur Gott – muss eine Ehe schiefgehen.
Der Weg ins Licht und die Bedeutung der Sündenbekenntnis
Und jetzt haben wir beim letzten Mal ja einiges dazu gehört. Das möchte ich noch einmal vom letzten Mal erwähnen.
Erster Punkt, der mir wichtig ist: Wir müssen ins Licht Gottes treten. Das heißt, ich muss mich dem großen Anspruch Gottes beugen und wirklich Unrecht Unrecht nennen, Sünde Sünde.
Es ist heute selbst unter Christen nicht immer klar, was Sünde wirklich ist. Wir müssen uns wieder bewusst machen, dass Neid Sünde ist, Hochmut Sünde ist, und dass Eifersucht und Habsucht unser Leben zerstören. Dabei fängt das nicht erst beim Jahreseinkommen von 500 Mark an. Habsucht können auch arme Leute haben, die nichts zum Nagen und Beißen haben. Habsucht ist ein Übel.
Die Sünden der Zunge, wie sie im Jakobusbrief beschrieben werden, vergiften unser Zusammenleben. Das, was aus unserem Mund herauskommt, müssen wir spüren und merken, dass unser Leben deshalb so schwer ist.
Eigentlich müsste das heute klar sein, wo wir in einer Welt leben, in der wir keinerlei äußere Nöte haben. Es ist die schlimmste Ironie, dass heute Hunderttausende von Kindern wegen Sozialnot in unserem Land abgetrieben werden – in unserem Land, dem reichsten Land der Welt. Wenn das irgendwo in Afrika wäre, würde man es sehen, aber hier? Das sieht man nicht, wie alles sich verdreht.
Wir müssen wieder ins Licht Gottes treten – und jetzt nicht über andere Dinge reden, sondern über die Sünde bei uns, die Spannungen, die bei uns entstehen. Wir müssen uns ganz tief beugen, dass es uns belastet. Ich habe eine spitze Zunge und verletze Menschen. Das muss uns belasten, wie wir uns hier versündigen.
Ins Licht Gottes treten. Lasst uns ins Licht treten und Sünde bekennen! Andere Menschen mögen sagen, das sind ja nur einige Schwächen meines Charakters. Wir wollen wieder sagen: Das ist Sünde, Sünde, die mich dem Tod überantwortet, die mein Leben mit Gott zerstört, die mir die Verbindung mit Gott vernichtet.
Sünde bringt unser Leben unter den Fluch, und darum ist alles in unserem Leben so schwer. Erst wenn ich die Ursache sehe, kann ich wieder merken, wo es hin muss: ins Licht. Es hilft gar nichts, wenn man heute sagt, das sind doch in unserer Zeit ganz andere Sichtweisen, und das sei harmlos.
Damit berauben wir uns der Möglichkeit, überhaupt frei zu werden. Es ist keine Hilfe, wenn man jungen Menschen sagt, das sei ein allgemeines Problem und nütze nichts, weil es bei allen so ist. Gott will unser Leben freimachen – freimachen von allem, was unser Leben hindert. Er will unser Leben wirklich so gestalten, dass es seinem Bild entspricht.
Sünde kann besiegt werden. Sünde soll überwunden werden – aber nur, wenn wir ins Licht treten.
Das war ja in Vers 8 und 9 wichtig: Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, dann betrügen wir uns selbst. Wenn wir Sünde bekennen, so ist Gott treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.
Ich darf hinzufügen, dass es nicht darum geht, fromme Vokabeln zu benutzen und zu sagen: Ja, ja, wir sind ja alle Sünder. Sondern ganz konkret habe ich Ihnen letztes Mal gesagt, dass die Schönheit einer Ehe daraus besteht, wenn man voreinander ganz konkret sagt: Es tut mir leid.
Auch im Zusammenleben unter Kollegen ist es wunderbar, wenn jemand am nächsten Morgen als ersten Schritt sagt: Ich wollte mich wegen gestern noch entschuldigen, es hat mich heute Nacht sehr bedrückt, vergib mir.
Und wie Sie merken, wie es zu Ihren Kindern eine Brücke baut, wenn Sie auch Sünde eingestehen, auch im Zwischenmenschlichen. Das gilt auch für unsere Gemeinden, für unser Zusammenleben.
Oft ist es die Brücke zu einem anderen, dem wir helfen wollen, indem wir sagen: Du, ich habe das in meinem Leben auch erst erfahren, weil ich an dieser Stelle, wo ich es bei dir sehe, auch gesündigt habe. Es hat mein Leben furchtbar zerstört.
Es ist sicher gut, wenn die jungen Leute, zu denen wir oft reden, auch in Fragen der Moral und des Zusammenlebens, merken: Wir haben ganz schlimme Nöte durchlebt, und das wollen wir euch ersparen.
Wir sagen das nicht, weil wir uns reiner und vollkommener fühlen als ihr, sondern weil wir es bitter erlebt haben, wie es unser Leben zerstört hat.
Sünde bekennen, auch in gewissen Fällen vor Menschen, ist nötig und hilft uns, Befreiung zu bekommen.
Also: Ins Licht treten – das ist das Entscheidende. Ins Licht.
Die Realität der menschlichen Schwäche und die Rolle Jesu als Fürsprecher
Sie wissen, dass Paulus im Römerbrief sich hauptsächlich mit der Frage beschäftigt hat, die er noch einmal mit den Gläubigen erörtern wollte, bevor er in die Weltstadt Rom ging. Diese leuchtende römische Kultur hat damals großzügig herausgestellt, was der Mensch schön und gut ist. Denken Sie an die schönen Plastiken, in denen der Mensch als ein Wunderwerk dargestellt wird – der sportliche Mensch, der ästhetische Mensch.
Paulus sagt jedoch, dass in diesem Menschen eine Lebensart wohnt, die ihn daran hindert, das zu vollbringen, was er eigentlich will. Ob die Menschen das akzeptieren, soll sie dabei nicht bewegen. Es gibt viele, die sagen, das wolle heute niemand hören. Noch nie habe ein Mensch das hören wollen. Warum? Weil es so ist, wie wenn jemand spürt: „Ich bin irgendwo krank, ich muss zum Zahnarzt“ oder „Ich habe hier einen Schmerz, der dringend untersucht werden muss“, und dann davor flüchtet, aus Angst vor einer schlimmen Diagnose.
Die Menschen heute wissen genau, dass diese Wahrheit stimmt. Man muss mit Geduld und Liebe immer wieder davon reden, seine seelsorgerlichen Dienste anbieten und auch sagen: „Ich stelle mich doch darunter.“ Heute gibt es kaum noch jemanden, bei dem wir die Schuld abladen können. Es ist eine Tragik, dass Menschen bei Psychotherapeuten Lebensnöte beichten, alte Spannungen aufarbeiten, die mit Komplexen und Elternproblemen zusammenhängen, und alte Schuld abbauen, die sie emotional belastet. Doch eigentlich müsste das in der Seelsorge der Gemeinde geschehen.
Ich möchte Ihnen nur zeigen, wie aktuell dieses Thema ist. Unsere Generation tut nichts anderes, als noch auf der Schuld der dritten Reichsgeneration herumzuhacken. Ja, das stimmt. Aber wir Christen sagen: Es gibt einen Ort, an dem man diese Schuld begraben kann – dort, wo Jesus Schuld bewältigt. Die Welt hat das Thema Schuld ständig präsent, doch sie behandelt es meist mit Fingerzeigen. Wir sollen es anders bewältigen und sagen: Es gibt einen Frieden, in dem endgültig vergeben wird.
Es ist ungeheuerlich, dass jede Schuld vergeben werden kann. Aber sie muss ins Licht kommen, ins Licht, denn Gott will uns von der Sünde freimachen – etwas, das es in der Welt sonst nie gibt. Den Gedanken der Vergebung gibt es in der Welt nicht. Und das wird immer wieder betont. Selbst wenn man es nicht genau fassen kann, wird es einem immer wieder vor Augen geführt. So jemand wie der Marine-Richter Filbinger kann in unserer Gesellschaft nicht mehr dienen, weil es keine Vergebung gibt – zumindest nicht in der Gesellschaft.
Was wir Christen verkündigen, ist eine ungeheure Botschaft: ein völliger Neuanfang und Vergebung. Jesus durchbricht alle Schranken, nimmt Huren, Schwarzhändler und Kriminelle an den Tisch und macht sie zu seinen Brüdern und Schwestern. Das ist so ungeheuerlich.
Wir sollen wieder erkennen, dass die Gemeinde eine Gemeinschaft ist, die sich aus verachteten und unreinen Menschen zusammensetzt, die die Reinigung Jesu erfahren haben. Anders kann man die Gemeinde Jesu nicht bauen – als eine Gemeinschaft, die Vergebung erlangt hat und fortwährend erlangt.
Es stimmt nicht, dass es eine höhere Gnade gibt als die Gnade der Begnadigten, die durch das Opfer Jesu von Schuld befreit sind. Das ist die Mitte der Gemeinde. Bis an unser Lebensende bleiben wir solche Menschen, die die Gnade der Vergebung empfangen.
Praktische Fragen zum Umgang mit der Sünde und ihre Überwindung
In dem Abschnitt, den wir hier gelesen haben, geht es immer wieder um eine zentrale Frage: Wie bekommt man die Sünde ganz konkret und praktisch unter Kontrolle? Wie werde ich mit meinen schlechten Gewohnheiten im Leben fertig? Immer wieder erleben wir, dass wir in alte Fehler zurückfallen. Wir sagen uns: „Ich will das gar nicht mehr, aber wie schaffe ich es?“ Wie machen andere das eigentlich?
Interessanterweise zeigt sich, wenn man alte Bücher liest, dass dieses Problem die Menschen über die Jahrhunderte hinweg beschäftigt hat. Es wurden verschiedene Methoden ausprobiert. Manche versuchten es mit strengen Ordnungen, einer gesetzlichen Lösung. Es gab unzählige Vorschriften, die besagten, man dürfe sich nicht einmal mehr am Leben erfreuen. Die Idee war: Nur wenn man auf alles verzichtet, was das Leben schön macht, bekommt man die Sünde unter Kontrolle.
Diese Herangehensweise ist jedoch Quatsch. Paulus hat ganz klar gesagt, dass wir durch strenge Ordnungen und Gesetzesvorschriften das Böse nicht besiegen können. Im Gegenteil, es wird dadurch oft noch schlimmer. Am Ende wird man pharisäisch, schaut verurteilend auf andere und fühlt sich selbst als die reine Gemeinschaft.
In unserer christlichen Gemeinde sollte es eigentlich so sein, dass wir die Sünde offen ansprechen und anerkennen, dass sie bei uns eine Realität ist. Es gibt keine halbe Stunde, in der wir nicht sündigen. Wir müssen uns dem stellen. Aber die wichtige Frage bleibt: Wie bekommen wir die Sünde weg? Wie besiegen wir sie?
Die strenge Methode hat keinen Wert. Ebenso wenig bringt es etwas, einfach alles zu ignorieren. Es gibt auch den Gedanken, dass man durch bestimmte Hilfsmittel seine Art verändern kann. Viele fragen sich: Wie kann ich meine Persönlichkeit wirklich verändern? Wie gelingt das?
Manche hoffen darauf, durch ständiges Beten die Sünde zu besiegen. Aber in der Bibel steht nirgends, dass ununterbrochenes Beten die Sünde besiegt. Andere setzen darauf, Tag und Nacht in Kirchengebäuden zu sitzen oder ziehen sich in eine Klosterzelle zurück. Doch die Sünde bleibt bei einem.
Wir kennen den schweren Kampf von Luther, der sich fragte: Wie werde ich diese Sünde los? Johannes schreibt: „Ich schreibe euch, damit ihr nicht sündigt.“ Aber er fügt hinzu: „Ihr sündigt doch.“ Das zeigt eine traurige Wahrheit: Das Alte kommt immer wieder vor. Dann könnte man denken, dass keine Veränderung stattgefunden hat.
Doch es gibt Hoffnung: Ich habe einen Fürsprecher. Das ist alles.
Die Kraft des Fürsprechers Jesus und die Veränderung durch seine Liebe
Ist das alles? Ich habe mir alte englische Kommentare von den Puritanern gekauft. Wissen Sie, wer das waren? In unserem Kopf sind das oft ganz knochenharte, wilde Gesellen, die Amerika aufgebaut haben, die Väter der amerikanischen Verfassung waren – gläubige Menschen.
Heute Abend wollte ich Ihnen nur aus diesem Puritaner-Kommentar vorlesen. Über den ersten Johannesbrief, Brun, Digger Welser – sie wussten: Die einzige Kraft in deinem Leben ist nicht eine Veränderung deiner Natur, sondern dass Jesus Herr in deinem Leben werden will. Er spricht für dich.
Du hast überhaupt nichts zu greifen außer Jesus allein. Wenn wir das immer wieder betonen und sagen, das ist die Realität: Jesus steht da. Und wenn Sie nach Hause gehen, tritt Jesus für Sie als Anwalt beim Vater ein und sagt: Für den lege ich die Hand ins Feuer, auch wenn er sündigt, auch wenn er im Dreck herumläuft. Er legt die Hand für mich ein.
Je mehr Sie darüber nachdenken, desto mehr fragen Sie sich: Ist das alles? Bekomme ich nicht irgendwelche Weihen? Passieren da nicht mysteriöse Dinge in meinem Leben, Weihen oder Zeremonien, die ich nicht begreifen kann? Das Einzige, was da ist, ist, dass Jesus dich liebt.
Jesus sagt: Aus deinem Leben mache ich etwas. Und er tritt vor den ewigen Gott hin und sagt: Den habe ich erwählt. Er ruft sie mit Namen und sagt: Herr, sieh die Sünde nicht an, für die bin ich gestorben. Ich möchte ihn zu Ehren bringen. Das ist die einzige Kraft in deinem Leben, die dich verändert.
Was ist mit der Einwohnung des Heiligen Geistes? Der Heilige Geist ist nur die Gegenwart Jesu in deinem Leben, nichts anderes. Was willst du Größeres haben, als dass Jesus in deinem Leben real da ist und sagt: Ich lasse dich nicht los. Selbst wenn der Teufel dich angreift, ich lasse dich nicht los. Ich möchte dein Eigentum sein.
Hast du Jesus so in dein Leben aufgenommen? Bist du Eigentum Jesu? Hast du gesagt: Ich möchte dir gehören, Jesus, auch wenn ich sündige? Wir haben oft das Bild verwendet: Es ist wie bei Kindern, die zu ihren Eltern gehören. Sie machen Fehler, aber sie sind Kinder der Eltern.
Noch viel schöner ist: Wenn sie sich beschmutzen, bleiben sie Kinder der Eltern, denn den Schmutz kann man wegwaschen. Die Sünde ist gar nicht so schlimm, weil der Dreck weggewaschen werden kann – und Jesus ist dafür gestorben.
Man kann das fast anstößig formulieren und sagen: Die Sünde ist gar nicht mehr das Problem, sie kann weggenommen werden. Ich muss Christus haben. Das klingt so, als ob es nicht mehr so darauf ankäme. Doch die Veränderung meines Lebens ist dadurch geschehen, dass die Sünde mich nicht mehr reizen kann, sie kann mich nicht mehr verlocken.
Haben Sie das einmal erlebt? Einen Fürsprecher? Einen Fürsprecher, der sagt: „Dem geben wir noch eine Chance“, obwohl Sie früher in der Schule große Probleme hatten, und die Lehrer sagten: „Den schmeißt wir von der Schule.“ Sie waren immer ein Musterschüler, aber Sie wissen, was es geben kann.
Dann kommt plötzlich jemand und sagt: Nein, dem geben wir noch eine Chance. Das motiviert. Und Sie wissen genau: Das ist die größte Kraft, die Leben verändert. Um Jesu willen möchte ich das neue Leben haben.
Deshalb spricht Johannes auch davon, dass wir ihn erkennen, dass wir ihn kennen (1. Johannes 2,3). Wenn Sie wissen wollen, wie Sie böse Menschen, schlechte Menschen, ganz derbe Leute, die tief im Dreck stecken, verändern wollen, hilft es nichts, lange Vorträge zu halten.
Sie müssen sie zu Jesus führen. Einen Menschen, der mit allen Nöten behaftet ist und mit der ganzen Welt im Streit liegt, können Sie zu einem total umgekrempelten Menschen machen – nur dadurch, dass er Jesus kennt und erlebt hat, wie Jesus ihm wirklich entgegentritt.
Denn die Menschen wollen raus. Niemand liebt die Sünde wirklich, das sagt man nur so. Sie sehnen sich danach. Und dadurch, dass der Fürsprecher da ist, der uns freimacht, ist es wunderbar. Nur dadurch geschehen Veränderungen, durch die Erneuerung des Lebens, durch den Fürsprecher, durch Jesus, den man mit seiner großen Liebe erkannt hat.
Die Vergebung als Grundlage für neues Leben
Achten wir noch einmal darauf, wie es bei Jesus war. Jesus trat an einen Tisch heran, an dem das ganze falsche Geld lag – das Geld, das durch Zöllner oder andere, die Menschen geschunden und betrogen hatten, verdient worden war. Er sagte: „Du, ich möchte in dein Haus einkehren.“
So ein Mann wie Zachäus sehnte sich nach einem Neuanfang und erlebte etwas Überwältigendes. Er sah nicht seine Schuld, sondern Jesus trennte das und schob sie beiseite. Zachäus nahm sein ganzes falsches Geld und gab es zurück, wo er Unrecht getan hatte. Das war die Motivation seines Handelns: Er wollte heraus aus der Sünde.
Gerade die überwältigende Vergebung, diese bedingungslose Vergebung, verändert das Leben. Noch einmal: Warum gibt es heute so wenige überzeugte Christen? Das liegt nur daran, dass Menschen die Vergebung Jesu nicht mehr erleben und keine wirkliche Befreiung von der Sünde erfahren. Dann ist es tatsächlich so, dass wir die Sünde nicht mehr wollen. Wo sie in unserem Leben wieder hochkommt, können wir sie nur schnell wieder bei Jesus vergeben lassen. Wir haben keine Freude daran.
Haben Sie an einem Streit Freude gehabt? Haben Sie an einer unrechten Tat Freude gehabt? Die alte Natur hängt uns an, solange wir leben. Das erklärt auch manches. Sie fragen doch immer: Wie ist das, ich bin eine neue Geburt? Die neue Geburt bedeutet, dass ich den Fürsprecher entdecke und weiß, ich gehöre ihm. Wir tragen unseren alten Leib bis zum Sterben. Wir werden verwandelt in einen neuen Leib. Aber das, was uns erneuert und uns das Heimatrecht beim Vater gibt, ist die Fürsprache Jesu. Wir haben den Fürsprecher.
Ich finde es so gut, dass Johannes das an dieser Stelle so klar herausstellt: Ich bin angenommen beim Vater nicht, weil ich sündlos bin – das werde ich auch nie sein. Es gibt ja verderbliche Lehren von der Sündlosigkeit. Leute, die sagen, sie hätten ein halbes Jahr lang nicht mehr gesündigt. Fragen Sie mal die Nachbarn!
Wir wollen bis zum Schluss leben, aber ich möchte Jesus nicht mehr betrüben. Darum leiden wir erst recht an der Sünde, seitdem wir Jesus kennen. Und wissen: Jedes Mal ist es ein Stich, so wie wenn wir einen Menschen erleben, der uns noch eine Chance gibt, und dann enttäuschen wir sein Vertrauen. So weh tut es, wenn wir sein Vertrauen enttäuscht haben.
Dann wird es bitter, den Fürsprecher zu sehen, der jetzt in der Ewigkeit beim Vater steht und für uns bittet: „Herr, strafe ihn nicht, erbarme dich seiner, ich liebe ihn, ich lasse ihn nicht los.“ Das ist das wahre Wunder. Sie können in die Welt hinausgehen und den elenden Menschen nachlaufen. Evangelisation und Mission sind nicht vergeblich, weil der Fürsprecher Jesus für den letzten Menschen da ist.
Und warum steht da nicht nur, dass er für unsere Sünden eintritt, sondern auch für die der ganzen Welt? Weil es immer wieder Leute gibt, die sagen: Meine Schuld ist zu schwer. Geht das auch für Mord? Ja, für die Schuld der ganzen Welt – global. Jeder, der sich unter die Fürsprache Jesu stellt, darf das erfahren. Das macht deinen Evangelisationsdienst so dringlich: Geh hin und rede! Sei nicht enttäuscht, wenn sich die Türen nicht öffnen. Jesus geht jedem Menschen nach, sucht ihn und will ihm das zusprechen: „Lass doch den Blödsinn, ich möchte dich befreien, ich will dein Leben verändern, dir neue Kräfte geben und Schuld auslöschen und wegnehmen.“
Er ist die Versöhnung für unsere Sünden, für die ganze Welt – also auch für meine Schuld, die mich nachts nicht schlafen lässt. Ich darf sie unter sein Kreuz legen, die Vergebung nehmen und danken: Es ist alles ausgelöscht und vergeben.
Dass das ein abgegriffenes Thema ist, weiß ich. Bei mir ist es nicht abgegriffen. Für mich ist das jeden Morgen neu ein Wunder, dass er mich liebt und mir vergibt. Auch in unseren Gottesdiensten soll das so sein, dass wir einander die Vergebung zusprechen.
Machen Sie jetzt bitte nicht den Fehler, den so viele machen, die am Krankenbett sitzen und eine alte Mutter spüren, dass es zum Sterben geht, und sagt: „Ich habe so viel falsch gemacht.“ Sagen Sie dann: „Oh Mutter, du hast alles so gerecht gemacht, und du warst so eine gute Mutter.“ Sagen Sie: „Das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde.“
Am Sonntag haben wir das Lied von Johann Albrecht Bengel gesungen, diesem großen Bibelmann. Er rief einmal einen seiner Schüler von Denkendorf, einen Vierzehnjährigen, und bat ihn, ihm ein Bibelwort zu sagen. Dem armen Jungen fiel nichts anderes ein als: „Das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde.“ Bengel sagte Jahre später, dass ihm dieses Wort damals aus einer Depression geholfen hat. Dass ein Kind ihm das schon zuruft: Es gibt Versöhnung.
Wir leiden doch so an den wirklichen Versäumnissen unseres Lebens. Und dann wollen wir uns nicht trösten und sagen: Wir haben doch manches Recht gemacht, es war ja unsere Pflicht. Sondern Jesus löscht aus und tritt für uns beim Vater ein.
Wir können nie vor Gott treten, nur weil wir sündlos sind, sondern nur, weil Jesus da steht und sagt: „Der gehört mir, für den bin ich gestorben, dem habe ich die Last abgenommen.“ Das ist der Grund, warum wir nicht mehr sündigen. Was wollen wir denn noch?
Es gibt Augenblicke, in denen wir das vergessen. Wir müssen es beiseiteschieben und fallen in Sünde zurück. Aber das geschieht immer dann, wenn wir Jesus aus unserem Blickfeld schieben. Darum ist es wichtig, dass Johannes vom Kennen spricht.
Ich hoffe, Sie haben im Leben schon einmal Liebe erlebt, wie das ist: lieben. Das kommt ja daher, dass man plötzlich einen Menschen sieht und sich verliebt. Man sagt: „Ich liebe ihn.“ Das ist ein Blickkontakt, ein Sehen, und dann springt der Funke über.
Damals hatten die Leute dieser falschen Lehre, mit denen Johannes sich auseinandersetzte, alles auf kopfmäßiges Wissen gestellt. Sie sagten, man müsse eindringen – das war damals eine Form von Anthroposophie, bei der man die Geheimnisse der Welt erforschen musste. Diese Lehren besagten, das Gute, das innere Ich entfalte sich aus höheren Sphären. Johannes hat das alles weggeschoben und gesagt: Glauben ist, Jesus erkennen, Jesus liebhaben.
Ihn erfahren wir als den, der dich sucht und deine Schuld durchstreicht. Merken Sie, dass er sich auf einen Punkt zubewegt? Nur dort, wo man bei sich selbst erlebt: Jesus hat mir meine Schuld getragen und mich angenommen, da erkennen wir ihn.
Die Bibel benutzt immer das schöne Wort, auch für die eheliche Liebe: das Erkennen, das ganz tiefe Einander-nahe-Kommen, so mit Jesus eins werden. Glauben ist ein Erkennen Jesu – auch wenn ich viel verstandesmäßig nicht verstehe. Aber ich kenne Jesus, ich habe Jesus in meinem Leben entdeckt, wie er mir die Schuld vergeben hat. An dem Punkt der Sünde meines Lebens entsteht ein dauernd neues Staunen über Güte und Liebe Jesu.
So geht es mir bei dem Lied: „Alles hat er mir erlassen, alles, kaum kann ich es fassen, alle meine Schuldensünde trug er dort für mich auf Golgatha.“ Oder beim Lied „Meeres Erbarmen widerfahren“ – all die herrlichen Lieder, die wir in der Freude an der Vergebung singen.
Noch ein Letztes: Wenn Johannes sagt, dass wir nicht mehr sündigen, dann ist das eine Frucht der Liebe. Wenn heute meine Tochter Annegret Geburtstag hat, wollen wir ihr Freude machen. Ich möchte sie heute nicht verletzen, ich möchte ihr Liebe tun.
Die Ehe ist kaputt, wenn Eheleute einander Böses tun wollen. Das gibt es ja, dann kehrt die Liebe in Hass um. Dann lauert man nur darauf, wie man dem anderen noch einmal einen Stich versetzen kann, wie man ihm noch einmal etwas Schlechtes unterschiebt. Das ist nicht das Ende, da ist die Ehe schon futsch.
Liebe will dem anderen nur Gutes. Sonst ist es keine Liebe. Wenn Sie nicht alles nur das Beste wollen, wissen Sie doch, wie es ist, wenn Sie verliebt sind: Wie kann ich dem noch eine neue Freude machen, noch einmal etwas tun und ihm sagen, wie schön alles ist?
Das ist das Motiv meines Handelns als Christ: Ich möchte Jesus liebhaben. Ich liebe ihn, und deshalb möchte ich ihn nicht betrüben. Darum möchte ich alles nur tun, damit ich ihm Freude mache – nicht, um mir etwas zu erkaufen, sondern einfach, weil ich ihn lieb habe. Weil ich so verknallt bin in dieses Liebesverhältnis.
Das ist die Motivation, warum ich nicht mehr sündige. Nicht, weil es eine Pflicht ist und nicht, weil ich Angst vor der Hölle habe – das ist eigentlich nicht der Grund. Sondern weil aus der Liebe heraus die Kraft kommt, und ich kann gar nicht mehr zurück. Johannes sagt: Dann bleibe ich an seinem Wort und in seinen Geboten.
Es wäre furchtbar, nur so zu leben, solange meine Frau mich kontrolliert. Oder zu sagen: „Ich lebe nur so, wie meine Frau will, und wenn ich um die Hausecke bin, kann ich machen, was ich will.“ Das wäre keine Ehe mehr. Wenn die Frau nicht sagt: „Ich will doch in allem ihr Gefallen, auch wenn sie nicht da ist,“ so dass ich für sie lebe – aus Liebe.
Jetzt merken Sie: Nur aus dieser innigen Jesusliebe heraus kann das neue Leben kommen. Das neue Leben ist keine naturmäßige Veränderung. Andere sagen komisch: Ich habe immer noch solche Regungen in mir – die habe ich auch.
Aber es kann auch in unserer Ehe so sein, dass wir kämpfen und ringen. Es gibt Regungen, die wir niederhalten müssen, die nicht unsere Liebe zerstören. Wir kennen Versuchungen. Aber die Liebe ist letztlich der Anstoß: Um der Liebe willen lebe ich.
Ich habe ein Ziel, auf das ich zulebe: in der Liebe bleiben, wer aber sein Wort hält – und das ist das Wort, das Jesus gesprochen hat. Heute ist in der Gemeinde das Vertrauen in das Bibelwort erschüttert. Viele wissen gar nicht mehr, was Jesus gesagt hat. War Jesus überhaupt jemand Besonderes? War er nur ein ganz normaler Mensch? Ist der Glaube aufgelöst? Gibt es keine Liebe zu Jesus mehr?
Dann gibt es kein Bleiben im Wort mehr und kein Gebot, das uns führen kann. Es ist ganz einfach, was hier steht: Jesus liebhaben, sein Wort bewahren, in seinen Ordnungen bleiben. Wer sagt, dass er in ihm bleibt und in der Liebe bleibt, der soll auch leben, wie Jesus gewandelt ist, wie Jesus mit Menschen gesprochen hat.
So schön, dass er uns ein Stück dieses Lebens vorgegangen ist. Wir wissen so viel darüber, wie Jesus mit Menschen gelebt hat, wie er mit seiner Mutter sprach, wie er mit seinen Brüdern lebte, wie er mit den Menschen war und wie er zur Obrigkeit stand. Wir wissen so viel.
Hier haben wir einen Wegweiser, ganz praktisch: Wie soll man sich verhalten, wenn einem dauernd Unrecht widerfährt? Was soll man tun, wenn man mit bösen Menschen zusammenleben muss? Wir wissen doch, wie Jesus gelebt hat. Wer ihn liebt, lebt, wie er gelebt hat. Und in dem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen.
Der lebt in der Liebe, und nur aus der Liebe geschieht das. Ich bin so froh, dass Johannes uns das tut, dass er an ein paar Begriffen einfach stehenbleibt.
Sie wissen jetzt, wie man es immer mit dem Kreisen gesagt hat: Man müsste eigentlich noch weiter kreisen, noch einmal ein paar Stunden Zeit haben, um das noch mehr auszuschöpfen, was er wirklich mit der Liebe meint: in ihm bleiben, ihn liebhaben und bei ihm sein.
Noch zwei Stellen: Johannes 4,34 berührt sich auch mit dem Jesuswort: „Meine Speise ist, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu vollenden.“ Das war schon bei Jesus so, dass er nach dem Wort Gottes lebte.
Und das berührte ihn nicht aus Pflicht, nicht weil es eine Ordnung war, sondern aus Liebe. Johannes 15,10 sagt ebenso: „Wenn ihr meine Gebote haltet, bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.“