Einleitung und persönliche Anmerkungen zur Predigtzeit
Da haben Sie mir einen großen Vorschuss an Lorbeeren gegeben. Man sagt ja immer, man solle nur dann betonen, wie heilig man ist, wenn die Frau nicht dabei ist. Vielen Dank dafür.
Ich bin es gewohnt, ein bewegungsfreudiger Mensch zu sein, und es ist immer gefährlich, wenn so etwas in meiner Nähe steht. Vielen Dank für Ihr Kommen – das ist ja doch ein Opfer.
Um diese Zeit ist der Stoffwechsel, der Metabolismus, auf einem Minimum. Man schläft also sehr schnell ein. Ich darf hier offen bekennen: Wer mir zuhört, würde sicherlich in ein Nickerchen hineingeraten.
Da ich hier predigen muss, wird mir das wahrscheinlich nicht passieren. Wenn ihr einnickt, dann schnarcht bitte nicht so laut, weil die anderen ja auch schlafen wollen. Das ist meine Ermahnung.
Vielleicht noch Folgendes: Ich habe das nicht so geplant. Es ist einfach ein physiologisches Faktum, dass man um diese Zeit am besten einschläft.
Einführung in die Matthäus-Ölbergrede und Evangeliencharakteristik
Also, wo geht die Sache los? Ist sie schon angestellt? Da hatte ich ja... Ach so, ich habe das andere.
Weil jetzt unser Bruder Roland Antholzer mit Matthäus 24 kam – das ist dieses große Kapitel, die Ölbergrede. Wir haben bei Matthäus fünf große Reden. Die erste, große und bekannteste ist die Bergpredigt, das ist die Königsproklamation. Matthäus schildert Jesus als König.
Kann man mich gut hören? Ja, das wird übertragen. Er hat mich da kurzgeschlossen – unverdrossen hat er mich kurzgeschlossen. Ich habe mir dann schon gesagt, im Hinblick auf Eugen Roth: Damit es an Spannung nichts verliert, lebt heute doch jeder isoliert, oder? Und da bin ich eben isoliert worden. Das ist mir so kostbar, dieser Gedanke.
Ich denke, ihr wisst das, aber ich wiederhole mich da gerne, obwohl das hier nicht für euch ist, weil ich mich nicht erinnern kann, wann ich das letzte Mal hier war. Wir wissen hoffentlich alle, warum wir vier Evangelien haben. Das sind die vier Naturen Jesu.
Matthäus schildert den König, Markus den Knecht, Lukas den vollkommenen Menschen und Johannes Gott. Und es gibt keine vier größeren Widersprüche: Wenn jemand König ist, ist er nicht Knecht; wenn jemand Mensch ist, ist er nicht Gott.
Und es wird in Jesus von Nazareth in einer Schönheit, in einer Einmaligkeit, in einer Schlichtheit harmonisiert, dass sogar Weltmenschen gesagt haben: Wenn das erfunden ist, sind die Erfinder mehr zu bewundern als Gott.
Ein berühmtes Beispiel ist Jean-Jacques Rousseau in seinem Roman „Emilie“. Er war ja kein Christ, aber er sagt, diese Schlichtheit, diese Schönheit, diese Einmaligkeit kann man nicht erfinden.
Markus schildert den Knecht. Wir haben nur vier Gleichnisse bei Markus, nur eine größere Rede, die Wiederkunftsrede, und nichts von seinem Stammbaum. Warum? Ein Knecht hat nichts zu sagen, es ist uninteressant, wo ein Knecht herkommt.
Matthäus beginnt sofort mit dem Stammbaum Jesu für die Juden, also mit Abraham, dem Vater der Juden. Denn jeder König hat eine Herkunft, ein Geschlechtsregister. Er wird gehuldigt, die Weisen aus dem Morgenlande sind nur bei Matthäus nachzulesen.
Wir haben fünf große Reden bei Matthäus, die in Verbindung stehen zu den fünf Büchern Mose, weil die Juden einen sehr starken Bezug zur Tora, zu den fünf Büchern Mose haben. Das überlesen wir oft.
Wenn zum Beispiel Jesus sagt: „Mose hat euch gesagt, ich aber sage euch...“, dann war das für jeden Juden eine Gotteslästerung – außer es war der Messias. Ich würde in eine Moschee gehen und sagen: „Mohammed hat euch gesagt, ich aber sage euch...“ Ja, dann kann ich ja gleich meinen Sarg bestellen.
Und das fünfte Buch Mose ab Kapitel 27 ist die große Abschiedsrede des Mose. Matthäus 24 bis Ende Kapitel 25 ist die Wiederkunftsrede, praktisch die Abschiedsrede unseres Herrn.
Wie Roland gesagt hat, leitet Jesus sie ein mit Verführung, Vers 4. Vielleicht noch das: Die großen Reden Jesu bei Matthäus – zehn Himmelreichsgleichnisse, davon sieben nur bei Matthäus. Also der König hat Schätze.
Und es gibt keinen Vers von seiner Himmelfahrt. Warum? Weil er hier auf Erden von Jerusalem aus herrscht. „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“ – das steht nur bei Matthäus, dem König.
Wahrhaftigkeit der Bibel und Beginn der Wiederkunftsrede
Und damit ihr auch seht, was für ein wahrhaftiges Buch die Bibel ist, heißt es in Matthäus 28, dass einige vor ihm niederfielen und ihn wörtlich anbeteten, während andere zweifelten.
Man sieht daran, wie die Bibel nichts vertuscht, sondern einfach wahrhaftig ist. Sie schreibt offen über die Zweifel. Für einen Juden war es nämlich eine große Hemmschwelle, jemanden anzubeten, der sichtbar vor ihnen stand, weil sie ja diesen Götzendienst ablehnten. Dass die Bibel gerade im Blick auf den Messias offen schreibt, dass sie zweifelten, ist bemerkenswert.
Nun, wir haben hier die Wiederkunftsrede, die mit Warnungen vor Verführungen eingeleitet wird. In den Versen 4 und 5 heißt es, dass viele in Jesu Namen kommen und sagen werden: „Ich bin der Christus.“ Viele werden verführen.
Der Herr sagt uns für die Zeit, die seiner Wiederkunft vorausgeht, eine Prophetenbewegung voraus. Es werden sich viele falsche Propheten erheben und viele verführen (Vers 11). Diese werden also erfolgreich sein. Wenn die Bibel „viele“ sagt, dann ist das gewöhnlich schon beeindruckend.
Ich nehme das gleich vorweg, ohne über diese Leute richten zu wollen: Wir müssen die Geister prüfen.
Genau vor hundert Jahren wurde die Pfingstbewegung groß gefeiert. Sie begann im April 1906, und im Jahr 2006 fand die Hundertjahrfeier statt. Das tragende Kennzeichen dieser Erweckung in Los Angeles war nicht das Zungenreden.
William Seymour war die zentrale Gestalt, der das Zungenreden erst in dieser Zeit empfing. Das eigentliche Kennzeichen waren Weissagungen über die unmittelbar bevorstehende Wiederkunft Jesu. So sprach der Herr: „Dies ist der letzte Winter, nur noch zwei Jahre, dies ist der letzte Sommer.“
Das war das tragende Kennzeichen. Heute wird das nicht mehr gedruckt, weil wir ja nicht mehr 1908 haben, sondern inzwischen schon einige Jahre mehr dazugekommen sind.
Nach 5. Mose 18 ist das der klassische Test für den falschen Propheten: Wenn er etwas im Namen des Herrn ankündigt und es trifft nicht ein, hat er aus Vermessenheit geredet.
So begann also die Pfingstbewegung – was die wenigsten wissen.
Zunehmende Gesetzlosigkeit und moralische Herausforderungen der Endzeit
Dann sagt der Herr in Vers 12, er gebraucht nicht das Wort Verführung, aber er sagt, weil – Luther sagt – die Ungerechtigkeit wird überhandnehmen, wird die Liebe in vielen erkalten, wörtlich die Anomia, die Gesetzlosigkeit.
Das ist interessant. Wir haben eine zunehmende Prophetenbewegung und sind Augenzeugen der Zerstörung der Ordnungen Gottes. Die Familie wird jetzt systematisch kaputtgemacht. Die tragende Basis der EU ist der Hass, die Ablehnung gegen den wahrhaftigen und lebendigen Gott. Die Neuauflage von „Ohne Gott und Sonnenschein“ bringt die Ernte ein. Wie das ausgeht, man kann jetzt schon den Nachruf schreiben: Hier ruht in Unfrieden.
Seht man hier, seht ihr, deswegen wollte ich das Glas gleich weg haben. Denn da hat einer mal einen Blumentopf da oben hingestellt, den habe ich gleich weggetan. Wenn ich dann in Schwung komme und zur Linken wie zur Rechten schaue, sieht man die Töpfe herniedersinken. Naja, und dann – und liebe Freunde, hier nehme ich auch noch etwas vorweg – der wahre Gradmesser geistlicher Kraft und Wirkung des Heiligen Geistes ist bitte zu merken nie Zeichen und Wunder.
Diese stehen am Ende der Tage ja auch in Verbindung mit den Verführern, sondern immer auf moralisch-ethischem Gebiet, gemäß Epheser 5,18: „Werdet voll Geiste.“ Doch gelesen wird das auf moralische und persönliche Stärke bezogen.
Das erste Symptom, wenn du und ich die Furcht Gottes verlieren, ist Unzucht, Hurerei, Ehebruch, Scheidung und als Letztes die Perversion. Das ist unser Problem geworden. Da sprechen sie ständig von Erweckung. Ja, in Amerika haben die Evangelikalen in der Scheidungsrate die Weltmenschen überholt. Was ist das für eine Erweckung?
Was da heute läuft, auch bei diesen Patchwork-Familien, wo der sexuelle Missbrauch siebenmal höher ist als in einer normalen Familie, zeigt, dass die Furcht Gottes weg ist. Wenn die Menschen wüssten, dass sie sich einmal vor Gott verantworten müssten, würde manches anders aussehen. Aber wir leben in einer Zeit von so einer Pansexualisierung von Sodom und Gomorra – also das Gegenteil vom Wirken des Heiligen Geistes, das Gegenteil.
Und dann reden sie ständig von Erweckung in unseren Breiten, damit beginnen sie immer. Diese Formulierung „So spricht der Herr“ gibt es überhaupt nicht im Neuen Testament, womit all diese Strömungen beginnen: Pfingstbewegung 1919, Charismatik 1960 und dann die dritte Welle und wie sie alle heißen.
Warnung vor falschen Propheten und der Prüfung der Geister
Und dann sagt der Herr im Vers 24: „Es werden sich viele falsche Propheten erheben, und falsche Christusse werden große Zeichen und Wunder tun, so dass, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführt würden.“
Jetzt kann man fragen: Wo sind die echten Propheten? Man gibt zu, ja, es gibt falsche, aber auch echte.
Das Wort „Prophetes“ steht dreimal in Matthäus 24: Vers 11, Vers 24 und Vers 15. Hier heißt es:
- In Vers 11: Falsche Propheten, sie werden viele verführen.
- In Vers 24: Falsche Propheten, die, wenn möglich, sogar die Auserwählten verführen.
- In Vers 15: „Wenn ihr dann den Gräuel der Verwüstung sehen werdet, wie geschrieben steht bei dem Propheten Daniel, wer das liest, der merke auf.“
Also, wo sind die echten Propheten? Hier, im Wort Gottes, für diejenigen, die lesen, wie geschrieben steht. Er sagt nicht, es kämen dann die echten Propheten, sondern die echten sind im Wort Gottes.
Das nur am Rande.
Liebe Freunde, das Wort „viele“ hat auch Konsequenzen. Es gibt eine fast klassische Stelle dieser Strömung, obwohl das schon ein deutliches Wort ist und man differenzieren muss.
In Matthäus 7, Verse 21 bis 22, sagt der Herr in Vers 22: „Es werden viele zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen Dämonen ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen große Taten getan?“
Und dann wird er ihnen sagen: „Ich habe euch nie gekannt, weichet von mir, ihr Täter der Gesetzlosigkeit (Anomia).“
Das ist insofern tragisch, weil das Wort „viele“ nur zweimal in der Bergpredigt vorkommt. Das ist ja ein Zitat aus der Bergpredigt, und zwar Matthäus 7, Vers 13: „Der Weg ist breit, und die Verdammnis führt darauf; und es sind viele, die darauf gehen.“
Leider ist das im Heilsabschnitt der Gemeinde die Mehrheit. Wenn ich an die EU und die westeuropäischen Länder denke, wie groß der Abfall ist, leiden wir an geistlicher Magersucht. Man kann kaum noch etwas an Bibelwissen voraussetzen.
So hatten wir kaum noch eine Chance, die Dinge zu unterscheiden, zu differenzieren oder überhaupt prüfen zu können.
Es ist also die große Mehrheit.
Dann steht das Wort „viele“ nur noch einmal: „Es werden viele zu mir sagen, Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt?“ Und so weiter.
Heute haben wir falsche Propheten wie Sand am Meer. In den sechziger und siebziger Jahren konnte man sie noch überschauen, heute kommt man nicht mehr nach.
Das Bild der Wehen, das der Herr in seiner Wiederkunftsrede gibt – Matthäus 24, Vers 8 – zeigt eine enorme Beschleunigung. Es ist unglaublich, wirklich unglaublich.
Persönliche Biografie und theologische Reflexionen
Na ja, gut, aber eigentlich wollte ich gar nicht damit beginnen, sondern mich vorstellen – bis zu einem gewissen Grad. Denn unsere Theologie ist in gewisser Hinsicht auch Biografie. Laut Helmut Thinicke ist unsere Theologie zu 80 Prozent Biografie.
Ich bin als frisch bekehrter Christ durch Operation Mobilisation zum Glauben gekommen, und zwar im Jahr 1968. Also bin ich auch ein „68er“, Roland, da haben wir es wieder. Ich geriet durch Wilkersens Buch „Das Kreuz und die Messerhelden“ in diese charismatische Strömung hinein. Dieses Buch ist ein Bestseller und wurde weltweit zwanzig Millionen Mal verkauft.
Durch dieses Buch begann die katholisch-charismatische Bewegung in den Jahren 1966 und 1967. Außerdem durch das Buch von John Sherrill „Sie reden in anderen Zungen“. Das ist so packend und so echt. Am Schluss entstand daraus die Lehre der Geistestaufe. Wer diese Erfahrung gemacht hatte, galt als auf einer höheren Ebene. Man fiel nicht mehr zurück, sondern befand sich auf einem besseren Stand.
Dieses Erlebnis passierte sowohl meinem Bruder als auch mir – räumlich und zeitlich unabhängig voneinander – als junge Christen voller Eifer. Und das darf ich hier noch sagen: Ein Zitat meines geistlichen Vaters George Werwer lautet, dass brennende Christen mehr gefährdet sind als fleischliche. Er zitiert Jesse Ben Louis: „Also wollen wir mit den Motiven sehr vorsichtig sein und wirklich nicht richten.“
Das sind oft unsere Besten, die in solche Dinge hineingeraten. Die brennendsten Christen übernehmen oft den größten Unsinn. Das ist tragisch, aber wahr. Wir haben uns also hingekniet und gebetet: „Herr, gib uns die Geistestaufe.“ Ich wusste nicht, dass ich laut Lehre längst mit dem Geist getauft war – im Augenblick der Bekehrung. Das wusste ich nicht.
Es ist so, als wenn ein Vater seinem Kind ein Fahrrad schenkt, und das Kind ruft ständig: „Papa, gib mir ein neues Fahrrad!“ und immer wieder: „Gib mir ein neues Fahrrad!“ Irgendwann wird es dem Vater zu viel.
Zur Ehrenrettung Wilkersons möchte ich sagen, dass er sich geändert hat. Er hat erstens diese ganze Oberflächlichkeit durchschaut – diese Wohlstandsprediger. Er sagte: „Our theology is two inches deep“ – unsere Theologie ist also nur ein paar Zentimeter tief. Er duldet kein Zungenreden mehr öffentlich in seiner Times Square Church in New York.
Auf die Frage, warum, sagt er: „It's always so disruptive“ – es ist immer so unterbrechend und störend. Also springen die Leute von dem Zug ab, auf den wir aufspringen wollen, um unseren Laden in Schwung zu bringen. Und sie haben oft leidvolle Erfahrungen gemacht, die uns durch gewisse Umstände womöglich noch erspart geblieben sind.
Na ja, dann lernte ich einen jungen Mann bei einer Konferenz von Operation Mobilisation kennen. Er hatte eine faszinierende Ausstrahlung. Er hatte die Geistestaufe und das Zungenreden. Er erzählte von Gebetserhörungen und Erfahrungen mit Gott. Da dachte ich: „Na ja, das ist der Grund, warum bei ihm so viel los ist und bei dir so wenig.“
Ich ging auf ihn zu. Ich weiß das noch, als wäre es letzte Woche gewesen, obwohl es Jahrzehnte her ist. Das muss 1971 oder 1972 gewesen sein. Als ich auf ihn zuging, war es mir, als wollte jemand mich sanft davon abhalten. So sinngemäß: „Alexander, tu es nicht.“
Ich zögerte. Könnte er mir womöglich etwas durch Handauflegung übertragen? Dann hatte ich eine Art Erleuchtung: Nein, er ist Kind Gottes, ich bin Kind Gottes, und dann kann mir nichts passieren.
Diese Erleuchtung hat mich einiges an Lehrgeld gekostet. Es war nicht das erste Mal – aber so das erste Mal, dass ich eine Stopptafel Gottes überfahren habe. Rückblickend weiß ich genau, wer das war: der Heilige Geist. Und das ist ein Geist der Sanftheit. Er manipuliert niemanden, sondern versucht, einen zu warnen. Tut er das nicht, können wir unsere eigenen Wege gehen.
Es war allerdings meine Schuld. Wir haben dann mindestens eine Stunde oder länger gebetet. Dieses ersehnte Erlebnis wallte hoch und ich betete aus mir heraus, wo ich dachte, ich sitze locker im Sessel statt hektisch am Ecktisch. Aber das kam nicht. Das ist ja reine Medialität.
Kritik an falscher Übersetzung und Passivität im Gebet
Liebe Freunde, liebe Zuhörer, liebe Geschwister,
meine Methode, um Komar – das griechische Wort für Tiefschlaf – gerade in dieser Nachmittagszeit zu verhindern, ist folgende: Wie oft steht das Wort „Heiliger Geist“ im 1. Korinther 14? Das ist eine Frage an das geschätzte Publikum. Wer wagt es, einen Vorschlag zu machen? Null. Bitte? Ja, Moment, was hast du für eine Übersetzung? Lies einmal vor.
Luther: Na ja, da steht nichts vom Heiligen Geist. Die Geistesgaben, ja. Hat jemand die „Hoffnung für alle“ oder die „Gute Nachricht“? Siehst du, das merkt man schon an gewisser Gemeindezucht hier. Bitte? Haben Sie? Lesen wir mal 1. Korinther 14,14. Da bekommen wir nämlich… Zum Glück gab es diese Übersetzung noch nicht in der Zeit, als ich in dieser Stimm- und Drang-Phase war, denn sie ist völlig falsch wiedergegeben.
Das Wort „Heiliger Geist“ steht im 1. Korinther 14 nicht. Im Grundtext steht: Wenn ich in Zungen bete, betet Pneuma – mein Geist, nicht der Heilige Geist. Hier wurde ein verhängnisvoller Fehler gemacht: Man hat den Geist Gottes mit dem menschlichen Geist verwechselt. Es ist Passivität, sozusagen in mir betet jemand. Das kennt man nur im Mediumismus und Spiritismus. Gebet und Nachfolge sind in der Bibel immer aktiv: Man ringt, sucht, bittet, klopft an, jagt nach, widersteht, prüft, nähert sich Gott.
Paulus schreibt: „Ich lasse euch wissen, welchen Kampf ich für euch habe“ (Römer 15,30). Das Gegenteil von Passivität ist Wachsamkeit. Das ist die Hauptbetonung in der Endzeit, gemeinsam mit dem Thema Verführung. Und das ist eine ganz verhängnisvolle Übersetzung. Mit dieser Übersetzung wäre ich voll reingefallen. Hier steht: „Wenn ich in Zungen bete, betet der Heilige Geist in mir.“ Also: Heiliger Geist, bitte bete in mir. „Ich hänge da passiv, mache mich innerlich leer, und dann betet jemand durch mich.“ Das hoffe ich, dass ich das erlebe – und das ist blanker Mediumismus.
Was dann geschah: Ich habe nicht in Zungen gebetet, aber ich erlebte, dass ein Inneres getragen wird, was typisch ist für den Hinduismus, das Levitation, diese Schwebezustände. Das war zu Beginn berauschend schön. Es war so schön, dass der Gedanke, es könnte ein verführerischer Geist sein, absurd war – jedenfalls zu Beginn. Ich wurde dann immer mehr davon abhängig. Es ist wie eine Droge: Es beginnt mit Haschisch, man ist selig, und dann braucht man, um den gleichen Trip zu erleben, immer mehr und mehr.
Man kann empirisch zeigen, dass fast 90 % derer, die vorher durch Rauschgift Bekehrung erfahren hatten und sich dann echt bekehrt haben, heute in charismatischen Kreisen sind. Ich hatte so eine Freudigkeit und Freimut in der ersten Phase, den Herrn zu bekennen, dass sich sogar Menschen bekehrt haben. Und jetzt sagt man mir, das sei nicht der Geist Gottes gewesen. Wenn mir damals jemand gesagt hätte: „Alexander, was du da hast, ist ein Taubentrank, ein Egotrip“, dann hätte ich den Vogel gezeigt.
Deshalb brauchte der Herr ungefähr achtzehn Monate, bis ich erkennen musste, dass es ein fremder Geist war. Es gibt in der Kirchengeschichte die Theologia Crucis und die Theologia Gloriae. Die Theologia Crucis ist die Theologie des Kreuzes, die Paulus den Superaposteln entgegenhält, die diesen Triumphalismus vertraten. Ich habe dann noch die Theologia Agricultura hinzugefügt – die Landwirtschaftstheologie. Das ist jetzt nicht ganz ernst zu nehmen. Was haben Mensch und Kartoffel gemeinsam? Beiden gehen die Augen auf, wenn sie im Dreck sitzen. Das ist die Geschichte des Homo sapiens: Der Mensch ist nicht mündig, sondern sündig.
So war es auch bei mir. Erst als dann wirklich einige Dinge anders kamen, merkte ich, da ist etwas falsch. Liebe Geschwister, das war sehr demütigend. Es war nicht schön zu erkennen: Du bist Kind Gottes, und ich habe andere vor meinen Karren gespannt.
Was mir passiert ist, könnt ihr wörtlich nachlesen. Den Vers dürft ihr nicht vergessen. Den müsste man fast hier aufschreiben. Das ist hier nur die Helligkeitsphase, 2. Korinther 11,14, das müsst ihr eigentlich merken. Wir werden das noch näher betrachten. Paulus sagt: „Wenn einer zu euch kommt und einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen anderen Geist empfängt, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so ertragt ihr das recht gerne.“
Die, die sich im Griechischen auskennen, sind überrascht, dass Paulus, wenn er sagt „ihr tragt es gerne“, nicht den Konjunktiv, also die Möglichkeitsform, gebraucht, sondern den Indikativ, die Wirklichkeitsform. Das heißt, ihr tragt es schön. Und genau das war es: Es war schön. Er sagt nicht, ihr seid besessen, aber er sagt von der Gemeinde, die er zum Glauben geführt hat – denn geistlicher Vater ist er – wenn ihr einen fremden Geist bekommt, dann nehmt ihr ihn gerne an, dann ertragt ihr ihn schön. Anechama ist das griechische Wort für diese Toleranz.
Ich fürchte, ausgenommen von Anwesenden von Herzen gerne, aber das ist im Großen und Ganzen unsere Christenheit geworden. Sie geht ja vom Gefühl her, beurteilt kaum noch nach der Schrift – ich verallgemeinere jetzt etwas.
Das ist mir wirklich passiert, und das war sehr demütigend. Dann habe ich gefragt, als ich ernüchternd erkennen musste, was passiert war: Herr, wie ist so eine Vermischung möglich? Ich bin doch Kind Gottes. Gibt es das? Ich wollte die Erfahrung nicht machen. Mit der Erfahrung kann ich euch alles beweisen. Mit der Erfahrung kann ich euch beweisen, dass der Buddhismus stimmt, dass ihr hier auf Erden schon öfter gelebt habt.
Wo steht das in der Schrift? Dann hat mir Gott die Augen geöffnet anhand von 1. Korinther 10. Das wäre jetzt eine Thematik für sich. Da mache ich gleich Schleichwerbung für mein Büchlein „Die sanfte Verführung der Gemeinde“. Dort habe ich das mit dieser Passivität und Wachsamkeit erklärt, sowie Zeichen, Wunder und diese Möglichkeit der Vermischung. Die Verführung beginnt schon mit dem Bild da hinten – so habe ich vor drei Jahrzehnten ausgesehen.
Sigtransit Gloria Mundi – das Alte ist ein schlimmes Haus. Sehr viel beginnt zu wanken. Dem einen gehen die Haare aus, dem anderen die Gedanken. Mir geht derzeit beides aus. Randbemerkung: Ja, das ist fast zum Depressivwerden – einst und jetzt. Gut, eben, das hängt auch zusammen mit dem Thema Heilung, das wir noch aufgreifen. Der Leib ist nicht erlöst. Paulus sagt, wir warten auf die Erlösung des Leibes. Deswegen wurden die zweiten Zähne schlecht, und man begann, sie auszureißen. Die dritten kamen gerade recht, um damit ins Gras zu beißen. Randbemerkung: Das ist jetzt nicht unser Thema.
Zurück zu dieser Vermischung: Da habe ich gefragt, Herr, wo gibt es das in der Bibel? Und da streife ich jetzt etwas, womöglich für einige zu viel. Gott hat mir die Augen geöffnet anhand von 1. Korinther 10. Dort listet Paulus auf, warum die im Alten Testament alle starben. Er sagt: „Ich will euch nicht darüber in Unkenntnis lassen, dass das Volk in der Wüste auf Mose getauft wurde und sie aßen und tranken. Sie tranken aber von dem geistlichen Fels, welcher mitging, welcher war Christus.“ Also sagt er ganz klar: Sie waren das Volk Gottes, gehörten zu Mose, der ein vorlaufender Typus für den Messias war. Wir sind nicht auf Mose, sondern auf Jesus getauft. Sie haben gegessen und getrunken. Wenn jemand isst und trinkt, ist er lebendig.
Dann kommt das Aber Gottes: An den meisten von ihnen hatte Gott kein Wohlgefallen, denn sie wurden in der Wüste niedergeschlagen. Dann listet er auf, warum die im Alten Testament alle starben: „Werdet nicht Götzendiener“ (Vers 7), „lasst uns nicht unzucht treiben, wie etliche trieben und fielen an einem Tag“ (Vers 8), „mordet auch nicht, wie etliche wurden umgebracht durch den Verderber“ (Vers 9). Da haben wir gedacht: Das ist interessant. Warum schreibt er ihnen das?
Da gingen mir die Zusammenhänge auf, ich hatte meinen Aha-Effekt. Ja, natürlich, in Korinth gab es Tote (Kapitel 11, Vers 30). „Es sind Schwache und Kranke unter euch, und ein Gutteil sind entschlafen“ – koimau, wörtlich gestorben. Deswegen schreibt er ihnen das. Er schreibt: Das ist uns zum Vorbild geschehen. Warum starben die im Alten Testament? Weil in Korinth ähnliche Umstände zu Toten führten.
Da gingen mir die Zusammenhänge auf, denn Gott greift ja normalerweise nicht so ein. Würde Gott bei jeder Sünde Tode umfallen lassen, wer wäre dann noch lebendig? Es müssen schon schwerwiegendere Zustände vorhanden sein. Ich gebrauche bewusst die Vergangenheitsform.
Er sagt ihnen in Kapitel 10, Vers 20: „Nein, was die Heiden opfern, das opfern sie nicht Gott, sondern bösen Geistern.“ Nun will ich nicht, dass ihr in der Gemeinschaft der Dämonen seid. Die Formulierung zeigt, dass das möglich ist. Er sagt dann: Ihr könnt nicht zugleich vom Herrn Kelch trinken und vom Teufel Kelch. Ihr könnt nicht zugleich am Tisch des Herrn und am Tisch der Dämonen sitzen. Wollen wir dem Herrn trotzen? Sind wir stärker als er? Und ich füge hinzu: Antwort nein, und das beweisen die Toten.
Paulus sagt: Ihr seid total vermischt, ihr seid in der Gemeinschaft der Dämonen und spielt noch die aufgeblasenen Typen. Warum meint er die Schwachen, Kranken unter euch, sogar etliche, die gestorben sind? Weil ihr eben nicht stärker seid als Gott.
Da wusste ich endlich, was das heißt, hier in Kapitel 5, Vers 5: „Übergebt den Menschen dem Teufel zum Verderben des Fleisches, damit der Geist gerettet werde am Tag des Herrn.“ Weil er Kind Gottes ist, aber doch unzuchtiger als die Heiden, in der alten Natur im Griff des Feindes, damit er stirbt, weil er Kind Gottes ist. Total vermischt.
Da gingen mir die Zusammenhänge auf. Paulus nennt sie geheiligt in Christus Jesus, aber vom Zeitgeist geprägt, vermischt, sichtbar und geistlich. Er sagt in Kapitel 11, Vers 20: „Bei euch hält man nicht das Mahl des Herrn und hat es zum Teil umfunktioniert in ein heidnisches Götzenfest.“ Dadurch hat Gott sie ins Gericht genommen, weil sie noch nicht sein Wort hatten, sichtbar ins Gericht genommen und sterben lassen. Das deutet er schon an in Kapitel 3, Vers 16, wo er sagt: „Wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel Gottes ist? Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt – und das hatten sie durch Unzucht, Hurerei und Götzendienst gemacht – den wird Gott verderben, denn der Tempel Gottes ist heilig, und das seid ihr.“
Damals hat er sie noch sichtbar ins Gericht genommen und sterben lassen. Da waren mir die Zusammenhänge klar: Die Gemeinde zu Korinth war völlig vermischt, in der Gemeinschaft der Dämonen. Genau so sieht es heute aus.
Deshalb bin ich vorsichtig zu sagen, sie seien nicht unsere Geschwister. Aber wir haben voll die korinthischen Zustände. Ein gewisser Gardener, früher Pfingstprediger, schrieb in seinem Büchlein „Die korinthische Katastrophe“, dass die beiden Korintherbriefe immer mehr charakteristisch werden für die letzten beiden Jahrzehnte unseres Jahrhunderts.
Er schrieb das Buch 1980, weil sich unsere Zivilisation in tragischer Weise dem Zustand der Stadt Korinth nähert, die bekannt war als Zentrum für sexuelle Entartung und Götzendienst. Es gab allein in Korinth 15 Tempelprostituierte, und das Wort „Korinth-Jatzumai“ war damals Synonym für Hurerei. Die Korinther haben nicht den Geist der Welt geprägt, sondern der Geist der Welt hat die Gemeinde geprägt.
Was waren die Korinther? Sie waren in ihrem Wachstum begrenzt, Paulus nennt sie Kinder. Sie tolerierten das Böse (Kapitel 5). Sie waren in ihrem Wandel rücksichtslos (Kapitel 8), in ihrem Verhalten fleischlich (Kapitel 3), in ihrer Praxis charismatisch (Kapitel 14) und in ihren Lehren heretisch (Kapitel 15). Etliche glaubten nicht einmal an die Auferstehung. Genau so sieht es heute aus.
Prompt sind das die meistzitierten Briefe in unserer Christenheit geworden. Sie sind die Standard-Epistel der Vermischung. Das beste Bild der Vermischung im Sichtbaren ist Unzucht. Paulus sagt: Flieht! Jede Sünde, die außerhalb des Leibes ist, wer Unzucht treibt, sündigt am eigenen Leib.
Er sagt auch warum: „Wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist? Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, wird Gott ihn verderben, denn der Tempel Gottes ist heilig, und das seid ihr.“ Der Beweis waren die Toten.
Das beste Bild für Vermischung im Geistlichen ist Götzendienst. Paulus hat gesagt: Flieht (Kapitel 10, Vers 14). Das ist seelsorgerlich wichtig, merkt euch das: Die Bibel lehrt, der Sünde zu fliehen und dem Teufel zu widerstehen – und nicht der Sünde zu widerstehen und dem Teufel zu fliehen.
Flieht die Unzucht, flieht die Lüste der Jugend, flieht den Götzendienst. Wir machen heute das Gegenteil. Die Versuchung ist so groß. Uns trennt oft nur ein Mausklick von Sodom und Gomorra. Dementsprechend haben wir die korinthischen Zustände.
Ein Ältester einer Gemeinde in Amerika klagte: Unsere Jugend geht zugrunde am Internet. Er meint die fromme Jugend. Allegorisch ist die Vermischung der Sauerteig.
Das beste sichtbare Bild ist Unzucht. Leute, die sagen: „Ja, ich bin doch Kind Gottes, mir kann so etwas nicht passieren.“ Die Frage: Kannst du als Kind Gottes Unzucht treiben? Ja, das war schon so in der Urgemeinde. Das ist ja das, was heute läuft.
Geistlicher Götzendienst heute ist der Okkultismus, allegorisch bildhaft der Sauerteig. Paulus sagt: Fege den Sauerteig aus. Erst in 1. Korinther 5. Wo steht jetzt Vers 9? Glaube ich, oder ist es Vers 7? Da merke ich die Verkalkung. Vers 7, vielen Dank.
Seht ihr, da sind Leute: Ja, fege den Sauerteig aus. Das andere ist Galater 5,9, da wird auch der Sauerteig erwähnt. Galater und Korinther sind die beiden Gemeinden, für die Paulus nicht um Fürbitte ersucht. Alle anderen schreibt er: „Betet für mich.“ Interessant.
Heute läuft eine Vermischung auf ganzer Ebene. Zum Beispiel: Wenn vor 20 Jahren jemand gesagt hätte, wir evangelisieren mit den Katholiken zusammen – ich darf das hoffentlich hier sagen, obwohl ich hier in Süddeutschland, in Bayern bin – und wir unterscheiden zwischen Person und Lehre. Rein menschlich ist da Gottesfurcht, und für einen Verkündiger ist das oft viel angenehmer. Aber das wäre ausgewiesen worden. Das wusste jeder: Das geht nicht. Nur heute ist das überhaupt kein Problem mehr.
Die Zusammenhänge der Vermischung sind geöffnet. Da habe ich dann auch meinen Mund aufgetan und diese Leute beim Namen genannt, ohne zu sagen, sie seien nicht unsere Geschwister. Das steht mir nicht zu. Der Herr kennt die Seinen. Aber die Geister sollen wir prüfen.
Zeugnis eines ehemaligen Charismatikers und kritische Betrachtung von Charismatischen Erfahrungen
Das kann man nachlesen, und ich habe hier ein Zeugnis von einem gewissen Joachim Friedel aus Schwäbisch Gmünd, das genau auf derselben Ebene ist. Deshalb füge ich es noch ein. Es handelt sich um karismatische Erfahrungen.
Der erste Teil ist eine Stellungnahme von mir zu einem Buch von Daniel Hari mit dem Titel „Heilen wie Jesus“. Daniel Hari ist in der Schweiz in frommen Kreisen fast jedem bekannt. Hier jedoch ist er überhaupt nicht bekannt, und das ist langweilig und schläfrig machend. Meine Stellungnahme dazu folgt. Danach kommt das Zeugnis von Joachim Friedel.
Das liest sich wie ein Krimi, sagt ein Bruder – atemberaubend. Joachim Friedel kommt zum Glauben, liest ein Buch von Heidenreich über deren Drogenarbeit, was ihn fasziniert. Er geht nach Lüdenscheid, wird aber gewarnt: „Lasst euch nicht die Hände auflegen.“
Dann ist es spannend zu verfolgen, wie sein Widerstand und seine Skepsis immer mehr schwinden. Zum Schluss legt ihm dieser Olli Evers die Hände auf, er fällt auf den Rücken, und am nächsten Tag empfängt er seine Geistesgaben.
Als er die Bibel aufschlug und las, pulsierte sie, das hatte eine Kraft, eine Lebendigkeit – eine neue Dimension. Wenn man das nicht kennt, ist man sprachlos und denkt: „Ja, genau das fehlt mir.“
Dann kam er zurück in die Baptistengemeinde in Schwäbisch Gmünd. Dort sagte sein Ältester, nachdem Joachim ihm privat voller Begeisterung von seiner neuen Erfahrung erzählt hatte: „Du, ich muss dein Zeugnis stehen lassen. Aber die Bibel sagt, man fällt nicht auf den Rücken, sondern auf das Gesicht.“
Der Älteste wusste sogar die Stelle, was kaum jemand weiß, nämlich wo genau das steht, dass man auf dem Rücken fällt. Hier stellt sich die Frage an das geschätzte Publikum: Um das griechische Wort „Hypnos“ für Schlaf zu vermeiden – das Koma haben wir jetzt überwunden –, gibt es noch das „Nüstazo“, das Nickerchen. Übrigens eine Randbemerkung: Jedes Wort mit Y in der deutschen Sprache hat griechischen Ursprung, außer „Bayern“. Das muss ich hier in Bayern verkünden.
Wer kennt die Stelle, wo man auf dem Rücken fällt? Das ist eine Frage ans Publikum, die einen gewissen Adrenalinschub gibt, und er macht weiter.
Wie war das mit Saul? Nein, nicht vor der Hexe von Endor, sondern 1. Samuel 29: Er fiel der Länge nach aufs Angesicht.
Eli, in 1. Samuel 4,18, als die Nachricht kam, dass die Bundeslade in die Hände der Philister gefallen war – das war ein von Gott vorausgesagtes Gericht – fiel er rücklings vom Stuhl und brach sich das Genick. Das ist richtig, aber nicht so direkt.
Ich habe mal jemanden getroffen, der das auch interessant fand. Das war in Brasilien, wo ich einen Pfingstprediger von der „Dese Amor“ traf, einer extremen Pfingstbewegung. Er fragte: „Wo steht denn in der Bibel, dass man aufs Angesicht fällt?“ Er kannte nur den Rückenfall und wusste gar nicht, dass man aufs Angesicht fällt.
Also folgendes: Erste Mose 49,17: „Dann ist eine Schlange, die eine Schlange sein wird, ein Wegelagerer am Steige, die dem Pferd in die Ferse beißt, sodass ein Reiter zurückfällt.“ Das ist allegorisch gemeint. Die Schlange beißt, und der Reiter fällt auf den Rücken. Das ist eine starke Stelle.
Dann hat der Bruder hier Johannes erwähnt. Wer kennt den Namen John Wimber? Er ist eine tragende Figur der dritten Welle. Als John Wimber in Zürich war, wurde er gefragt: „Wie erklären Sie sich, dass bei Ihnen die Leute auf den Rücken fallen? Man liest doch nicht in den Evangelien, dass der Herr heilte und seine Jünger in Rugby-Stellung unter das Publikum mischte, um die umgeworfenen Menschen aufzufangen.“
John Wimber antwortete mit Johannes 18,6, wo Jesus in Gethsemane von Soldaten verhaftet werden soll. Jesus fragt: „Wen sucht ihr?“ Sie antworten: „Jesus von Nazareth.“ Er sagt: „Ich bin es.“
Johannes schildert Jesus als Gott. Ihr wisst: Matthäus bezeichnet Jesus als König, Markus als Knecht, Lukas als Mensch, Johannes als Gott. Deshalb steht diese Szene nur bei Johannes. Es ist eine Vorschattung einer Theophanie, also einer Gottesoffenbarung. Das war der Name Gottes, wie er sich in 2. Mose 3,6 Mose offenbart: „Ich bin’s“, auf Aramäisch „Annihu“. Daraufhin wichen die Leute zurück und fielen zu Boden. Das steht nicht bei Matthäus, Markus oder Lukas, nur bei Johannes.
Punkt eins: Es gibt einen Unterschied zwischen dem Sohn Gottes und einem Menschen. Wenn jemand fragt: „Wen sucht ihr?“ und sie sagen „Alexander Seibel“ und ich antworte „Ich bin’s“, passiert gar nichts.
Punkt zwei: Das waren Leute, die mehr segnen wollten oder ihn umbringen wollten. Man kann diese Stelle nicht als Segen auslegen, denn es war Gericht.
Punkt drei: Es steht nicht, dass sie auf den Rücken fielen. In der Gegenwart Gottes geschieht das nicht. Wörtlich heißt es: „Sie wichen zurück und fielen dann zu Boden.“ Meiner Ansicht nach sind sie so zurückgewichen und gefallen.
Schlagen Sie mal die Bibel auf, Sie haben alle eine da. Erste Samuel 5,3 und auch Vers 5: Die Bundeslade ist im Haus des Gottes Dagon bei den Philistern. Dort steht in Vers 3 oder 5: „Das lag auf seinem Angesicht vor der Bundeslade.“ Auch der Götze fällt nicht auf den Rücken.
Aber jetzt zur entscheidenden Stelle, die Sie noch nicht gefunden haben. Wir sind nahe dran. Es sind drei Stellen: Erste Samuel 18, Erste Mose 49, Vers 17 – alles hier nachzulesen. Wiederum Schleichwerbung für mein Buch (Klammer auf, Klammer zu).
Die deutlichste Stelle ist die, an der das Gericht Gottes über die falschen Propheten ausgesprochen wird. Wer hat die Lutherbibel da? Lies bitte Jesaja 28,20. Das ist der Schlüsselvers der Reiseevangelisten.
Ja, das ist der Schlüsselvers der Reiseevangelisten. Das dient jetzt zur Auflockerung und ist nicht ganz ernst gemeint. Jesaja 28 ist also der Schlüsselvers der Reiseevangelisten. Jeder, der viel unterwegs ist und eine gewisse Größe überschritten hat, kennt das als seinen erfahrbaren Vers.
Ich habe meinen Bruder aus Madagaskar, der über 1,90 m groß ist. Wir lagen in Madagaskar und hatten die Post an Bord. Er sagte: „Kennst du nicht Jesaja 28,20 bei deiner Größe?“ Na gut.
Ab Vers 7 spricht Gott das Gericht über die falschen Propheten aus: „Diese taumeln beim Priester und Propheten, taumeln beim Rechtsspruch, wanken beim Weissagen.“ Dann spotten sie die Propheten nach in den Versen 11 und 12. Diese Verse zitiert Paulus an die Korinther.
In Vers 13 heißt es: „Darum wird das Wort des Herrn an sie kommen: Hier ein wenig, dort ein wenig, Zawla Zaw und Kawla Kaw, damit sie hingehen, rücklings fallen, zerbrochen, verstritten und gefangen werden.“ Das ist das Gericht über die falschen Propheten.
Zurück zu dem Zeugnis: Der junge Mann war etwas irritiert, dass der Älteste sagte: „Weißt du, ich lasse dein Zeugnis stehen, aber man fällt bei Gott aufs Angesicht und nicht auf den Rücken.“
Das bedeutet vor Gott die Aufdeckung der Blöße. Deshalb darf der Altar in 2. Mose 20,26 nicht auf Stufen errichtet werden, damit beim Hinaufgehen nicht die Blöße offenbar wird. Das ist Gericht und gegen alle Natur.
Deshalb gibt es auch die Auffänger. Ich sage das jetzt fast etwas spitz: Die Charismatiker haben uns nicht nur in Charismen, sondern auch in Ämtern bereichert. Wir haben jetzt den Dienst des Auffängers, und den gibt es nicht in der Bibel. Denn es ist eben so wie in der Natur: Wenn jemand einfach hinfällt, kann er sich schwer verletzen und manchmal passieren noch schlimmere Dinge.
Ich hörte John Wimber auf einer Kassette sagen: „She fell bam bam bam.“ Sie fiel erst auf das Pult, dann auf den Tisch und schließlich auf den Boden. „Then we were looking for catchers“, also suchten wir Auffänger.
Das macht nicht der Geist Gottes. Deshalb erklärt Paulus in 1. Korinther 14,32: „Die Geister der Propheten sind dem Propheten untertan.“
Er zeigt in 1. Korinther 12, in den ersten drei Versen, wie man den wahren von dem unechten Geist unterscheiden kann, wie man Fälschung und Echtes differenzieren kann. In Vers 2 heißt es: „Ihr wisst doch, als ihr Heiden wart, da zog es euch mit Macht zu den stummen Götzen.“
Dort steht das Wort „Apagomai“, die Passivform von „Apargo“, und das heißt „wegreißen“. Es ist dieses Erschlagenwerden im Geist. Paulus sagt: „Ihr wisst doch, als ihr Heiden wart, ist euch das so widerfahren.“ Das kennt man im Spiritismus und Heidentum, wenn Menschen in Ekstase geraten und zu Boden geworfen werden.
Der junge Mann war dann verunsichert, als ihm das gesagt wurde. Aber das konnte er dann doch irgendwie einordnen. Danach war wieder alles gut und schön.
Dann betet er eines Morgens wieder in Zungen. Plötzlich ziehen sich seine Hände auseinander, sein ganzer Leib schüttelt sich, und er ist erschrocken. Was war das jetzt? Das kannte er aus seiner Zeit als Reikimeister.
Dann begann der Kampf: Ist das der Heilige Geist? Ja? Wieso ist das dann genau das Gleiche wie damals im Okkultismus und in der Esoterik? Ist es nicht der Heilige Geist? Aber ich bin doch Kind Gottes. Kann da ein fremder Geist sein?
Das liest sich wie ein Krimi. Er ist nämlich unglaublich ehrlich, greift niemanden an, ist überhaupt nicht polemisch. Es ist atemberaubend und zeigt, warum Menschen mit okkulter Vergangenheit so stark in diese Richtung tendieren – als unsere Geschwister.
Wir erleben heute eine okkulte Erweckung. Wir sind Augenzeugen einer Erweckung, aber es ist eine Noetsch, eine okkulte Erweckung – zumindest bei uns. Wir haben die Porn- und die Okkultwelle, und wir haben genau die korinthischen Zustände.
Das ist sehr gut geeignet, gerade auch für Leute, die damit sympathisieren, weil das Zeugnis ohne jegliche Polemik ist. Wie ein Bruder sagte: atemberaubend.
Liebe Freunde, wenn ich die Erfahrung als Gradmesser nehme, ob etwas stimmt oder nicht, habe ich keine Chance. Wir haben ein klassisches Beispiel in der Bibel, wo die Erfahrung, die sinnliche Wahrnehmung die Vernunft aushebelt.
Das ist die Geschichte mit Isaak, Jakob und Esau. Isaak erkennt die Stimme, es ist Jakobs Stimme. Vom Verstand her erkennt er ihn. Dann beginnt er zu tasten: „Nein, es ist doch Esau.“ So wird er betrogen.
So haben wir Leute, die sagen: „Ja, in der Schrift steht, man fällt aufs Angesicht.“ Ja, aber ich kenne jemanden, der ist auch umgefallen, auf den Rücken gefallen. Seitdem ist er so verändert, so positiv, so fröhlich, und die Probleme sind weg. Dann lässt man das stehen. Dann hast du keine Chance.
Das können die positivsten Erfahrungen sein, aber es ist alles ein Blendwerk des Feindes. Man hat keine Chance.
Ich weiß, wovon ich rede. Nach all diesen mühevollen Auseinandersetzungen habe ich begriffen, warum Paulus sagt in Lukas 11,35: „Sieh zu, dass das Licht in dir nicht Finsternis ist.“
Entschuldigt, sagt der Herr, sagt Jesus: Lukas 11,35: „Sieh zu, dass das Licht in dir nicht Finsternis ist.“ Was heißt das? Ich habe auch nicht die letzte Antwort.
Aber ich erinnere mich, wie ich als junger Gläubiger mit großer Freude ein Gebetserlebnis erzählt habe, das mir in einer Krisensituation sehr geholfen hat. Heute erzähle ich es nicht mehr. Wisst ihr warum? Ich weiß gar nicht, ob es wirklich von Gott war.
Ich bin darauf gekommen: Mein Herz ist trügerisch über alle Maßen. Wenn ich mich darauf verlasse, habe ich keine Chance.
Vielleicht bündeln wir das zusammen. Aber wir sind immer noch in der ersten Phase der Einleitung. Also keine Angst, es kann sich nur noch um Stunden handeln.
Ich bin nämlich Charismatiker. Ich habe das Charisma der Geschwindigkeit und der Länge. Mein Schlüsselsatz ist nachzulesen in Apostelgeschichte 20,7, wo Paulus die Rede bis Mitternacht hinzog.
Dann fiel der Eutychus aus dem Fenster. Aber ich muss das bekennen: Mir fehlt – von daher ist es gut, dass wir uns auf der Erde befinden – die apostolische Vollmacht, euch dann wieder aufzuwecken.
Und von daher – das heißt, wir sind ja gar nicht so eben, oder? Geht es da runter?
Erfahrungen mit charismatischen Bewegungen und kritische Beobachtungen
Wenn man mit Anhängern dieser Strömungen spricht – die oft ganz liebe Menschen sind und wirklich unsere Geschwister, häufig brennend und eifrig, weil es sie stört, dass bei uns, also ich komme aus der Gemeinschaftsbewegung, wirklich so wenig geschieht – dann sehnen sie sich nach mehr. Und das läuft dann eben oft intensiver ab.
Ich sage manchmal etwas spitz, hoffentlich versteht man das nicht falsch: „Damit wir es wärmer haben, besuchen wir die Schwärmer.“ Dort geht es ja doch etwas lebendiger zu. Das war jetzt nicht böse gemeint, nur zur Auflockerung.
In 1. Korinther 14, wenn man mit den Leuten redet, berufen sie sich gewöhnlich auf vier Verse: „Wer in Zungen redet, erbaut sich selbst“ (Vers 4), „Ich wollte, dass ihr alle in Zungen redet“ (Vers 5), „Ich danke Gott, dass ich mehr in Zungen rede als ihr alle“ (Vers 18) und „In Zungen reden wehret nicht“ (Vers 39). Die anderen Verse zitieren sie nicht so gerne, weil diese eher negativ sind.
Zum Beispiel: „Wenn ich durchkomme und in Zungen rede, was werde ich euch nützen? Ihr werdet in den Wind reden, der andere wird nicht davon erbaut, was ich im Sinn habe, bringt keine Frucht, die Leute denken, ihr seid von Sinnen.“ Paulus behandelt die Zuhörer ja wie Kindsköpfe.
Das Thema von Vers 3 bis Vers 19 muss verstanden werden. Im Heidentum ist man seiner Gottheit umso näher, je ekstatischer man ist. Deshalb sagt Paulus: „Ihr wisst, als ihr Heiden waret“ – ich wiederhole diesen Vers noch einmal – „zog es euch mit Macht zu den Stummen, Afonos, Götzen, der Götze ist stumm.“ Und du bist deinen Götzen, deiner Gottheit, umso näher, je mehr du in Ekstase bist.
Diese Ekstase kann man erreichen durch Drogen, Alkohol, durch ständig rhythmische Wiederholung von Bewegung und durch gewisse Lautstärke. Ab einer bestimmten Lautstärke kommt keine geistliche Botschaft mehr an – mit diesem Hüttellärm, der mal für den Himmel wärmen soll, aber so viel Schall erzeugt, dass keiner schimpfen kann, so sinngemäß. Dort gehen die Leute ab einer gewissen Berauschung in Ekstase.
Geistliche Erkenntnis ist immer über den Sinn des Menschen. Das muss verstanden werden. Paulus bündelt diese Argumentation in Vers 19 und sagt: „Ich rede lieber fünf verständliche Worte in der Gemeinde, um andere zu erbauen, als zehntausend, die niemand versteht.“ Das Wort „zehntausend“ (miriois) war damals die größte bekannte Zahl. Er konnte keine größere verwenden. Das waren noch die seligen Zeiten, in denen es kein Milliardendefizit gab. Man könnte es heute sinngemäß mit „Million“ übersetzen.
Jemand, der das so gut erklärt – und du hast es ja schon zur Pflichtlektüre gemacht, was eigentlich geschäftsschädigend ist – ist der Rosche Liebe. Er ist Linguist und beherrscht zehn Sprachen, fünf lebende und fünf tote Sprachen. Das war jetzt kein Witz: Griechisch ist eine tote Sprache, Latein ebenfalls, und Aramäisch wird vielleicht nur noch von ganz wenigen gesprochen. Hebräisch ist wieder auferstanden. Er erklärt das so einleuchtend, dass das Büchlein für mich ein Geschenk Gottes ist.
Im biblischen Christentum muss das verstanden werden. Und das ist der Duktus bis Vers 19. Wenn ich aber diese vier Verse herausgreife, habe ich Paulus völlig auf den Kopf gestellt. Denn das ganze Kapitel steht unter der Überschrift: „Strebt nach der Liebe, befleißigt euch dann geistlichen Gaben, am meisten aber, dass ihr weissagen möget“ (1. Korinther 14,1).
Die Weissagung ist nicht dieses Ekstatische. So spricht der Herr nochmals: Das gibt es im Neuen Testament nicht. Das ist eine alttestamentliche Formulierung. Sondern die klassische Definition ist Vers 3: „Wer aber weissagt, rede den Menschen zur Ermahnung, Tröstung und Erbauung.“
Seit der Reformation definierte man Weissagung als die Darlegung des Ratschlusses Gottes in der Verkündigung oder im seelsorgerlichen Zuspruch, also die Wortgabe.
Es wäre so: Wenn mich jemand fragen würde, „Alexander, soll ich Theologie oder Medizin studieren?“, würde ich sofort Medizin sagen. Warum? Weil man mit Medizin anderen hilft, mit Theologie erbaut man sich selbst. Ich sage das so, damit man es versteht.
Diese vier Verse haben alle ein „Aber“: „Wer in Zungen redet, erbaut sich selbst, wer aber weissagt, erbaut die Gemeinde.“ „Ich wollte, dass ihr alle in Zungen redet, aber noch viel mehr, dass ihr weissagen möget.“ „Ich danke Gott, dass ich mehr in Zungen rede als ihr alle, aber…“ Und dann steht da noch das stärkere Wort für „aber“, das aller „aber“: „Ich möchte lieber fünf verständliche Reden, um andere zu erbauen, als zehntausend, die niemand versteht.“ Und dann heißt es: „In Zungenreden wehret nicht, lasset alles aber ordentlich und ehrbar zugehen.“
Aber, liebe Freunde, ein „Aber“ legt von der Betonung immer auf diese Seite. Mir sagen Leute: „Na ja, Alexander, das war ja schön, was du gesagt hast, aber…“ Und dann kommt es. Da gehe ich innerlich schon weg. Es war ja eigentlich gut, was du gesagt hast, aber… Und dann will der da hin, ja?
Dann frage ich mich: Welcher Geist legt die Betonung genau auf die dem „Aber“ entgegengesetzte Seite und macht aus dem Bremspedal des Paulus ein Gaspedal? Und er schreckt nicht davor zurück. Deshalb ist für mich die ganze Zungenbewegung falsch, denn sie trägt systematisch vorwärts, was die Bibel systematisch zurückdrängt.
Warum haben die Korinther das betont? Sie hatten die beiden klassischen Quellen der Vermischung, das habe ich vorhin schon erwähnt: die Unzucht und Paulus agitiert gegen den Götzendienst (1. Korinther 10,14). Wir haben heute die Pornowelle und die Okkultwelle sowie eine zunehmend sich ausbreitende Zungenbewegung. Vielleicht gehen uns so Zusammenhänge auf.
Abschluss der Einleitung und Ausblick auf weitere Themen
Dieses Phänomen der Vermischung – und jetzt komme ich zur eigentlichen Einleitung, zu dem Punkt, an dem ich eigentlich beginnen wollte – ist kein Witz. Aber er hat mir mit seiner Einleitung zu Matthäus 24 das ganze Konzept verdorben. Wir glauben an die spontane Inspiration, ahnungsvoll empfindet er es. Nun folgt der nächste Bibelvers. Das ist auch typisch für einen Schwärmer, dass er ohne Vorbereitung auf die Kanzel kommt und sagt: „Ich will euch Mund und Weisheit geben, und der Heilige Geist wird durch uns reden.“ Ja, das hat der Herr verheißen, aber eben für die Situation, wenn wir uns vor der Obrigkeit, vor Richtern oder unseren Feinden verantworten müssen. Dann will er uns Mund und Weisheit geben, sodass alle unsere Widersacher nicht widerstehen oder widersprechen können.
Jetzt wollte ich erzählen: Als ich in Brasilien war – das ist das Land mit den meisten Spiritisten, man schätzt 40 Millionen oder noch mehr praktizierende Spiritisten. Nur England ist umgekehrt in Europa führend. Aber weltweit ist Brasilien das Land mit den meisten spiritistischen Medien. Laut Guinness-Buch der Rekorde ist England das Land mit den meisten Gespenstergeschichten pro Quadratmeile. Und das ist auch nicht zufällig, denn in den sechziger und siebziger Jahren kam fast jede Rockgruppe mit weltweitem Einfluss aus England. Von den Beatles bis zu den Rolling Stones, wie ich sie früher nannte, Uriah Heep und Black Sabbath und wie sie alle heißen mögen.
Jetzt, wo der Okkultismus immer mehr auch zu uns herüberschwappt, stehen allmählich auch in unseren Landstrichen Leute auf, die Teenager in Ekstase versetzen. Sie fallen dann auch hinein, weil sie glauben, dass „er“ da oben Macht hat oder auf dem Rücken. Genau diese Phänomene haben wir auch hier.
Als ich in Brasilien war, erzählte mir ein Missionar Folgendes: Es gibt dort eine sehr erfolgreiche Verkündigerin, die eine Bewegung leitet, die allmählich die anderen erfolgreichen Strömungen überrundet – eine gewisse Valnessa Milones. Sie war Missionarin in Afrika und lernte dort einen schwarzen Pastor kennen. Er sagte ihr, er habe eine Methode, die hundertprozentig wirkt, damit Leute das Zungenreden bekommen. Es ist ein bestimmtes Wort, das man wiederholen muss. Er wusste zwar nicht den Inhalt dieses Wortes, aber er ist ja ein Bruder, und er würde ihr nichts Falsches vermitteln.
Tatsächlich hat das funktioniert. Sie kam zurück nach Brasilien, rief die Pastoren zusammen und brachte ihnen diese Technik bei – samt dem geheimen Wort. Das erzählte mir in Curitiba, also im Süden Brasiliens, ein Bruder aus der Mennonitengemeinde. Jemand anderes hatte ihm das berichtet. Dieser Bruder erzählte mir das, und als ich ihn fragte, ob er sich noch an den Inhalt dieses Wortes erinnere, sagte er: „Nein.“ Ich fragte weiter: „Wenn ich es dir sage, kannst du dich vielleicht daran erinnern?“ Es könnte das Wort „Shambhala“ sein. „Ja, das war es.“
Shambhala ist das geheimnisvolle buddhistische Reich, irgendwo im Himalaya versteckt. Am Ende der Tage, so lautet eine Weissagung im Buddhismus, werden die Shambhala-Krieger aufstehen und die Welt Buddha unterwerfen – also das absolute Gegenstück zu „Dein Reich komme“.
Ein anderer Bruder in Brasilien erzählte mir, wie er in der Nähe von São Paulo in einer Nazarenergemeinde mit über tausend Mitgliedern gefragt hat: „Wer von euch verwendet das Wort Shambhala für sein Zungenreden?“ Das wurde immer wieder bestätigt, bis hin nach Indien, dass in Kreisen, in denen Zungenreden praktiziert wird, sehr häufig dieses Wort „Shambhala“ vorkommt.
Zurück zu der Frage in der Nähe von São Paulo: „Wer von euch verwendet das Wort Shambhala für das Zungenreden?“ Ein Drittel der Arme ging hoch. Dann erklärte er, woher das Wort stammt. Ein Ältester der Gemeinde stand auf und sagte: „Wir gebrauchen es aber weiterhin.“ Danach war die Gemeinde gespalten. Ich sagte zu dem Bruder: „Na ja, da wirst du aber bald einen schönen Ruf bekommen.“ Er antwortete: „Ja, das nehme ich gerne auf mich.“
Dann fragte ich denselben Bruder, einen sehr feinen, seelsorgerlichen Mann, deutschstämmigen Mennoniten, warum er Seminare hält, um vor diesen Dingen zu warnen. Er ist ein Hirte, ein Verkündiger. Warum hält er solche apologetischen Dienste, wie man das nennt? Er erzählte Folgendes: Sie hatten Hauskreise, luden Nachbarn ein und lasen das Wort Gottes. Das Wort Gottes begann an den Herzen zu wirken, und die Menschen öffneten sich immer mehr dem Evangelium.
Kurz bevor sie den entscheidenden Schritt tun wollten, kamen die Charismatiker und sagten: „Komm, euch fehlt das Wahre, bei uns ist die wahre Kraft.“ Sie zogen den ganzen Hauskreis ab. Gut, sie gründeten erneut Hauskreise, luden wieder Nachbarn ein, und dasselbe wiederholte sich. Die Menschen öffneten sich mehr und mehr durch die Betrachtung des Wortes Gottes, durch Hauskreise und Bibelabende. Wieder kamen die Charismatiker und sagten: „Komm zu uns, bei uns ist die Fülle des Geistes, die wahre Kraft. Ihr habt nichts von dem Geist.“
Danach sagte dieser Peter: „Schluss jetzt.“ Und begann solche Vorträge zu halten und diese Dinge zusammenzustellen. Unter anderem habe ich ihm damals ein Video hinterlassen, inzwischen gibt es das alles auf DVD, in dem ein ehemaliger Charismatiker diese bizarren Szenen von besonderen Heilungsevangelisten und Wunderaposteln zusammengestellt hat.
Man sieht, wie sie bei Bonke in ihrem eigenen Repräsentationsvideoclip reihenweise auf dem Rücken fallen und das als Bestätigung für das Wirken des Geistes nehmen, wie Gott ihre Arbeit beglaubigt. Man sieht einen Ausschnitt von der Feuerkonferenz in Harare, 1987, also in Simbabwe. Dort fällt Bonke selbst auf den Rücken. Auf der Feuerkonferenz in Frankfurt brüllt er ins Mikrofon: „I release the fire of the Holy Ghost, I release the fire of the Holy Ghost, I release the fire of the Holy Ghost.“ – „Ich setze das Feuer des Heiligen Geistes frei.“
Ja, liebe Freunde, der Heilige Geist ist Gott. Gott gibt mich frei. Einen Geist, den ich freisetze, das ist nicht der lebendige Gott, sondern Götzen. Und das ist das Wesen der Magie. Wir leben in einem magischen Zeitalter, in dem man über Gott verfügen kann.
Der Gründer einer Bibelschule sagte: „Merkt euch diesen Satz: Der Heilige Geist ist die herrlichste Gabe einer Gemeinde, wenn sie gehorcht, und die gefährlichste, wenn sie versucht, ihn zu manipulieren.“ Apostelgeschichte 5,32: Gott gibt den Geist denen, die ihm gehorchen, nicht denen, die ihn manipulieren.
Das könnt ihr euch auf diesem Video ansehen. Vor allem Benny Hinn, wie er die Leute anbläst, dann stürzen sie um, und er wirft sein Jackett auf sie und so weiter. Das hat uns sehr geholfen. Ein Grund, warum ich letztes Jahr in Indien war, war, dass Benny Hinn nach Indien kommen sollte, und zwar nach Hyderabad.
Jetzt noch eine Randbemerkung von mir, die nicht ganz ernst zu nehmen ist: Kennt ihr die neue Hauptstadt von Klagenfurt? Nein? Blödsinn, von Kärnten, der Hauptstadt von Klagenfurt. Ich bin ja Österreicher, und dort gibt es diesen Oberbürgermeister Jörg Heyd. Seitdem nennt man die neue Hauptstadt von Kärnten „Heiderabatt“ und es gibt auch einen „Heidenrabatt“. Das war wieder so eine typische alexandrinische Assoziation.
Das hat mich doch betroffen gemacht, weil ich Veröffentlichungen von konservativen Pfingstlern gelesen habe, die über Benny Hinn schrieben, nachdem er in Italien aufgetreten war und den Papst sowie den Katholizismus gelobt hatte. Sie sagten, die Pfingstler sollten Benny Hinn entlarven als das, was er ist: ein Charlatan und Betrüger. Also eine konservativ-pfingstliche Zeitschrift mit dem Titel „Vanguard“ oder „Contending earnestly for the faith“ schrieb das.
Man dachte, wir nehmen diese Unterlagen mit, und das haben wir auch teilweise getan. Für die DVD und die Inder sind topfit in Sachen Elektronik. Indien ist ja das Land, das nach Amerika die meiste Software produziert, besonders in Bangalore. Sie haben sich das kopiert und vervielfältigt.
Mein Freund, der zuständig war für die Publicity-Kampagne von Benny Hinn, sollte Ende vergangenen Jahres nach Hyderabad kommen. Daraus wurde nichts, preist den Herrn. Er hat ihm das Video vorgespielt und, um ihn nicht zu beeinflussen, nichts gesagt. Dann sah er diese Szenen auf der DVD und sagte: „This man is possessed. How come that all the leading evangelicals go after him?“ – „Der ist doch besessen. Wie kommt es, dass die führenden Evangelikalen alle hinter ihm herlaufen?“
Liebe Freunde, das muss man so sagen: Die Tatsache, dass er weltweit als der berühmteste Heilungsevangelist gilt und über das Fernsehen praktisch überall präsent ist – über Miracle Net, God Channel und so weiter – zeigt, dass mit einem Teil der Christenheit wirklich etwas ganz im Argen ist.
Als ich in Bangalore Vorträge hielt und vor Benny Hinn warnte, kam eine Frau nach vorne und sagte, sie gehöre zur Pfingstgemeinde. Was ich sagte, stimme nicht. Sie habe Benny Hinn im Fernsehen gesehen, er sei ein Bruder und verkündige das Evangelium.
Ich hatte zitiert, was sich im November 1993 in Basel ereignet hat. Wer kennt den Namen Benny Hinn? Er hatte sich so aufgeführt, dass die charismatischen Veranstalter sich entschuldigten: „Wir sind einem Scharlatan, einem Betrüger, auf den Leim gekrochen.“
Es waren drei Dinge, die sie abgestoßen haben: Erstens sollte man die Hände hochstrecken, um den Heiligen Geist wahrzunehmen. Die Mitarbeiter sahen, wie er einen Wink machte, und schalteten die Ventilatoren an. Die Leute verwechselteten den Luftzug mit dem Heiligen Geist und kamen mit verklärt-haschem Blick heraus: „Wir haben den Heiligen Geist gespürt.“
Dann sagte jemand, sie solle sich an den Händen fassen. Er schlich zum Mikrofon, drehte die maximale Lautstärke auf und schrie hinein. Die Leute erschraken, zogen sich gegenseitig zu Boden, weil sie sich an den Händen hielten. Einige stürzten so unglücklich, dass sie ins Krankenhaus mussten.
Jemand schrieb einen Leserbrief: „Was ist das eigentlich für ein Geist, der einem erst die Knochen bricht, um einen dann wieder zu heilen?“
Das Schlimmste war Folgendes – darf ich das sagen? Wer kennt den Namen Bhakt Singh aus Indien? Er hat eine halbe Million Menschen zum Herrn geführt, ein Mann des Gebets. Bhakt Singh sagte – nicht ich, er sagte: „Ich bin überall in der Welt herumgekommen, ich habe niemanden getroffen, der so gut beten kann wie die Pfingstler. Darin sind sie Weltmeister.“
Entschuldigung, das gilt nicht für alle, aber das kann man oft beobachten.
Benny Hinn kam das erste Mal nach Deutschland durch Bonke bei der Feuerkonferenz. Dort sagte er, der Verkündiger Pastor Helmut Weidemann, der die größte FEG „Kraft des Wortes“ in Gießen aufgebaut hat, die größte freiweltliche Gemeinde in Deutschland, er habe noch nie so eine penetrante Kollektenpredigt gehört wie die von Benny Hinn.
Dreiviertelstunde lang ging es nur ums Geld. Dann wurden Kübel durch die Reihen geschickt, man wollte Scheinwerfer, eine Scheinkollekte und so weiter.
Zurück nach Basel: Dort wurden Kuverts ausgeteilt mit der Aufschrift: „Schreib dein Problem auf, wir beten für dich.“ Man sollte seinen Scheck und sein Geld hineinlegen. Die Mitarbeiter sahen hinter den Kulissen, dass die Kuverts alle aufgerissen waren, Geld und Schecks herausgenommen wurden und die Kuverts im Papierkorb lagen.
Das erschütterte sie sehr. Als charismatische Mitarbeiter, die es gut meinten, als unsere Geschwister – dieser Markus Blum, Heilsmissionsoffizier, hat sich öffentlich entschuldigt: „Wir sind einem Scharlatan aufgesessen.“
Sogar Idea Schweiz, die Charismatiker im Redaktionsstab hat, warnte und erwähnte, wie man Leute durch Handauflegung manipulieren kann.
Damit schließe ich mal ab, und dann machen wir die wohlverdiente Pause.
Handauflegung in der Bibel und Warnung vor Missbrauch
Handauflegung wird in der Bibel mehrfach erwähnt. Ich zitiere das ja auch hier. Sie kommt sechsmal in der Apostelgeschichte vor, viermal in den Briefen des Neuen Testaments, einmal im Hebräerbrief, dreimal in den Pastoralbriefen. Nur einmal ist sie mit einem Imperativ, also einer Befehlsform, verbunden, und zwar in 1. Timotheus 5,22: "Die Hände lege niemandem zu bald auf."
Der Grund dafür wird ebenfalls genannt: Man soll sich nicht an fremden Sünden teilhaftig machen, sondern sich selbst rein halten.
Hier bringe ich ein Zitat von Elias Schrenk, weil viele das nicht für möglich halten. Er schreibt: "Ich warne die Leute jedes Mal: Hütet euch davor, die Hände auflegen zu lassen!" Elias Schrenk war der Bahnbrecher der Evangelisation auf deutschem Boden und vielleicht die begnadetste evangelistische Stimme, die Deutschland je hatte, obwohl er gebürtiger Schweizer war.
Er berichtet: "Ich kannte verschiedene Menschen, die durch Handauflegung bleibend unter böse Geister kamen."
Gerade in Ländern wie Indien kamen Menschen auf ihn zu und wollten, dass er für sie bete und ihnen die Hände auflege. Sie dachten, weil er ein Weißer sei, hätte er mehr Macht. Das ist eine magische Vorstellung. Er sagte ihnen: "Ich bin genauso ein Sünder wie ihr, begnadet durch das Blut Jesu, gereinigt, und ich bete jetzt einfach für dich."
Dort konnte er die Menschen sofort durcheinanderbringen, indem er sagte: "So läuft das ja. Ihr merkt, euch fehlt doch Vollmacht. Wer möchte jetzt mehr Kraft haben? Wer möchte mehr Vollmacht erleben?" Dann las er einige Bibelstellen vor und fragte: "Wer möchte die Geistesgabe haben?" Wenn er dann sagte, die Leute sollten nach vorne kommen, um die Hände aufgelegt zu bekommen, hätte er die Gemeinde mitten durchgespalten.
Wenn ich jetzt hier bei euch Hände auflegte, wäre das aus dreifacher Sicht falsch: Erstens ist Handauflegung biblisch, aber sie gehört zur Ältestenschaft innerhalb der Gemeinde. Ich bin kein Ältester, sondern Evangelist. Zweitens gehöre ich nicht zu eurer Gemeinde. Drittens kenne ich euch kaum.
Paulus sagt ausdrücklich, niemandem zu bald die Hände aufzulegen. Das beste Bild für die sichtbare Entschuldigung ist die Beziehung zwischen Mann und Frau, denn Handauflegung ist eine Form der Identifikation.
Heute ist es üblich geworden, sich am Vormittag kennenzulernen und am Abend zu heiraten. Das ist allerdings kein schöner Abschluss. Wir hatten das in Wien erlebt. Dort gab es eine Freikirche, keine Pfingstgemeinde. Der Pastor dieser Gemeinde verführte alle Frauen, egal ob verheiratet oder nicht. Wenn eine Frau zögerte, legte er ihr die Hände auf, und dann gab sie nach.
Deshalb heißt es: Hütet euch vor den Typen, die euch die Hände auflegen wollen. Genau das geschieht, was Paulus sagt: Sie ziehen die Jünger an sich.
Abschließende Gedanken zur Diagnose und Therapie geistlicher Probleme
Aber jetzt brauchen wir noch einen positiven Abschluss, damit wir nicht so negativ enden.
Liebe Freunde, was der Feind gerne macht, ist Folgendes: Er gibt eine richtige Diagnose, bietet aber eine falsche Therapie an. Zum Beispiel hat Hitler das Unrecht des Versailler Vertrags und die Arbeitslosigkeit ja zu Recht aufgezeigt und scheinbar auch wunderbar gelöst. Als die Arbeitslosigkeit vorbei war und das Unrecht des Versailler Vertrags sowie all die Landeinbußen zu Beginn des Zweiten Weltkriegs erstaunlich schnell ausgebügelt waren, ging der Zug trotzdem in die falsche Richtung. Das hat sich inzwischen herumgesprochen.
Hier mache ich noch eine Klammer auf: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“ – oder wie sagt man das? Wie eine Droge wirkt das. Zu Beginn gibt es unwahrscheinliche Erfolge, es geht scheinbar bergauf, und dann kommt der Absturz. Das ist das beste Bild für eine ideologische Droge. Ideologie und Droge verlaufen völlig parallel.
Auch der Schwarmgeist, dieser ganze Triumphalismus von der Erweckung und so weiter, der immer wieder auftaucht, steht dem entgegen. Der Herr sagt das Gegenteil: Wenn der Menschensohn kommt, wird er den Glauben finden? Nein, er wird ihn nicht finden.
Es kommt also eine richtige Diagnose. Wenn jemand in unsere Kreise kommt – ich denke an unsere Gemeinschaftskreise – und sagt: „Bei euch ist doch der Tod im Topf, bei euch geht es so warm zu, da kann man doch im Mittelgang Schlittschuh laufen“ – dann stimmt die Diagnose oft. Und dann bieten sie ihre Schnellmethode an: „Ja, euch fehlen die Charismen, ihr braucht die Geistestaufe.“
Da sage ich meinen Freunden: Ich habe nur eine Schnellmethode in der Bibel. Es steht in meiner Bibel nur ein einziges Mal, dass der Vater läuft, dass der Schöpfer seinen Geschöpfen entgegeneilt. Das ist die Geschichte vom verlorenen Sohn. Gott Vater entgegentritt dem Sünder, der um Gnade fleht: „Vater, ich habe gesündigt.“
Dann wird die Gnade, die Vollmacht, der Segen Gottes in Windeseile zuteil. Ich werde nie vergessen, wie Wilhelm Busch in seinem Buch über den verlorenen Sohn fragt: Wem läuft der Vater entgegen? Den Großen dieser Welt, den Heiligen, den Frommen, den Kirchenchristen? Oder heute aktualisiert: den Leuten, die mehr Charismen oder Erlebnisse haben wollen?
Nein, dem Sünder, der um Gnade fleht. Da gerät der Himmel in Bewegung. Und das ist der alte Weg des Kreuzes.
In den Sendschreiben beklagen wir oft Zustände. Bis auf zwei werden ja alle anderen getadelt. Und was sagt der Herr achtmal? „Du brauchst die Geistestaufe“ oder „Du brauchst Charismen“? Nein, tut er nicht.
Möge das also unsere abschließende Diagnose sein: Wenn wir merken, uns fehlt Kraft und Vollmacht, dann steht hier jemand. Immer wenn ich durch Gottes Gnade vor Gott zerbrechen durfte, war das oft der Unterschied wie Tag und Nacht. Oft hat sich an den Worten nichts geändert, aber die Gnade und die Kraft Gottes machten den Unterschied.
Ich bete jetzt, und dann habt ihr die wohlverdiente Pause:
Ach Herr Jesus, hab Dank für deine Güte und Gnade, auch jetzt für die Möglichkeit, diese Dinge darzustellen. Du weißt, es ist so eine Fülle. Du kannst geben, dass wir durch deine Güte den Wunsch haben, geübte Sinne zu bekommen.
Man soll uns sagen können, wie der Gemeinde zu Ephesus: „Du hast geprüft, da sagen sie, sie sind Apostel, und sind es nicht. Dann hast du die Lügen erfunden.“
Und du mögest das gewonnene Werk vertiefen. Du weißt von denen, die mir diese Strömungen sympathisieren, die es womöglich auch auf Kassette oder CD hören und dem nicht zustimmen können. Aber Herr, du kannst geben, dass man bereit ist, die Dinge an der Schrift zu prüfen oder sich in Frage stellen zu lassen.
Wie Watchman Nee sagte: Ein Erlebnis in Frage zu stellen ist der erste Schritt der Befreiung – und nicht ein Zweifel an Gott oder an sich selbst. Schenk du diesen göttlichen Zweifel.
Hab Dank, dass bei dir diese Geduld und Bereitschaft ist, neu anzufangen und diese Fesseln wegzunehmen. So gib, Herr, dass wir wachsen dürfen in der Gnade und der Erkenntnis zu deiner Verherrlichung. Amen.